"Tangilya..."
flüsterte Aysha und sprang auf. Achtlos warf sie das Buch, das
sie gelesen hatte zu Boden, lief zum Balkon und starrte über die
Stadt.
"Sie muss ganz in der Nähe sein..."
überlegte sie leise. "Oder täuscht mich Daynics Magie
und sie ist weit entfernt von mir?"
Plötzlich klopfte
es an der Tür.
"Ja..." murmelte die Heiligelbe noch
in Gedanken versunken.
Die Klinke wurde hinunter gedrückt und
dir Tür schwang auf.
"Ich bin zurück."
kratzte Daynics Stimme in Ayshas Ohren. Sie drehte sich um.
"Das
sehe ich auch. Was willst du?"
"Was hast du gemacht?"
Sie antwortete nicht. Daynic kam näher.
"Hast du noch
einmal darüber nachgedacht, Katzenauge?"
"Du
beleidigst mich."
"Was?"
"Du beleidigst
mich. Meine Narben."
Daynic sah sie ein wenig verwirrt
an.
"Ich nannte dich oft Katzenauge."
"Ja, aber
weißt du auch noch warum?"
"Deswegen..." Er
wollte ihr Gesicht berühren doch sie wich zurück.
"Nein,
nicht nur... Hast du es wirklich vergessen?"
"Verzeih
mir, aber ich erinnere mich wirklich nicht mehr daran..."
Aysha
sah ihm nicht in die Augen.
"Verschwinde...Du hast dich zu
sehr verändert, seit wir uns unser Versprechen gegeben
haben."
"ICH habe mich verändert? Nein, DU bist es!
DU bist in den Westen gezogen. DU hast dir Elben und Menschen zum
Freund gemacht. DU..."
Plötzlich knallte es. Dann hörte
man Schritte.
Daynic stürzte auf die Tür zu und riss sie
auf.
"Diese verdammten..." Dann schlug er die Tür
hinter sich zu und schrie in dir großen Halle hinein, was Aysha
jedoch nicht mehr verstand...
"Und ich habe noch
niemanden getroffen, der diese Aufgabe lösen könnte."
meinte Lanjaniel zum Schluss.
Alle nickten.
"Ich kann euch
helfen!" drang plötzlich eine zarte Stimme an das Ohr der
Gefangenen. Und merkwürdigerweise konnten auch Legolas und
Lanjaniel sie hören.
Ein kleines Mädchen drängte
sich zwischen Mergon und Pippin auf die Wand zu.
"Ich kann
euch helfen!" rief das Mädchen wieder und hielt Legolas die
Hand hin, damit er ihr den Schlüssel geben konnte, den Lanjaniel
ihr einige Momente zuvor anvertraut hatte.
"Wer bist du?"
fragte der Elb zu dem kleinen Mädchen hinein.
"Ich bin
Shana und du?"
"Mein Name ist Legolas und das ist
Lanjaniel. Du sagst, du kannst uns helfen unsere Freunde zu
befreien?"
"Ja, ja, das kann ich. Gib mir den
Schlüssel!"
Legolas sah zu den anderen. Sie wussten
nichts Besseres zu tun und so legte der Elb den Schlüssel wieder
vor die Schlange, die ihn willig zu Shana hinübertrug.
"Ja,
ja..." freute sie sich und nahm ihn entgegen. Dann hielt sie ihn
gegen die blau gefärbte Mauer. Er leuchtete rot auf und Gimli,
Mergon, Merry Pippin und Legolas traten einen Schritt zurück.
Nur Lanjaniel rührte sich nicht.
Sie starrte in das brennende
Licht und streckte ihr Hand nach dem Mädchen aus, das mit
geschlossenen Augen langsam auf sie zukam. Im nächsten Moment
berührten sich ihre Hände und die Wand zersprang in
tausende feinste Glasscherben.
Die Gefangenen riefen fröhlich
und strömten in alle Richtungen davon, als sie ihre Befreiung
bemerkten.
Pippin und Merry warfen sich an Lanjaniel, die
überrascht fast zu Boden fiel und Gimli gesellte sich zu
Legolas.
"Wo ist Aragorn?" bemerkte er nach einiger
Zeit.
"Er ist zurück geritten um Aysha zu suchen. Wir
glauben, dass sie noch lebt." antwortete der Elb und sah in die
Richtung aus der sie gekommen.
Eines der Pferde kam langsam auf
sie zu. Das andere musste im Kampf getötet worden sein.
"Es
gibt noch mehr von euch?" freute sich Shana.
"Zwei
unserer Freunde sind noch irgendwo da draußen." erklärte
Lanjaniel dem kleinen Mädchen.
"Nehmt ihr mich mit?
Bitte!" Alle sahen zu ihr hinunter. (Bis auf Merry und Pippin,
die verständlicher Weise zu ihr hinüber sahen.)
Mergon
überlegte laut:
"Wir können sie nicht
mitnehmen..."
"Bitte."
"Zu gefährlich..."
"Bitte."
"Sie muss nach
Hause..."
"Bitte."
"Hier muss der jemand
sein, der sie aufnimmt..."
"Alle tot. Nehmt mich mit.
Bitte."
"Irgendwer muss sie aufnehmen..."
"Bitte!"
"Zu
gefährlich..."
"Böööteeee!"
"Vielleicht
sollten wir sie doch bis in die nächste Stadt
mitnehmen."
"Daaaankeeeee!" Und bei diesen Worten
klammerte Shana sich an Mergon und Legolas.
"Kommt der da
auch mit?" sie zeigte auf Gimli. "Der sieht lustig
aus!"
Aysha hob das Buch auf und las weiter. Da
klopfte es wieder. Genervt griff sie nach einem anderen, nahe
liegenden Buch und warf es mit voller Kraft gegen die Tür als
sie aufgeschlagen wurde.
Sie verfehlte nur knapp Ireth und Gaya,
die erschrocken zurück wichen.
"Bitte werft nicht mit
den Büchern!" Gaya hob das Buch auf und stellte es an
seinen Platz zurück.
"Tut mir Leid. Ich dachte euer Herr
kommt herein und ich werfe ihm dieses Ding an den Kopf!" Wütend
stand Aysha auf und trat mit voller Wucht gegen eines der Bilder,
welches zerfetzt zu Boden fiel.
Die Heiligelbe wartete auf den
Protest der beiden Dienerinnen, doch sie wartete vergeblich.
Stattdessen schienen die beiden Ayshas Wutanfall zu begrüßen.
"Es
wäre gut gewesen, wenn ihr ihn getroffen hättet, my
Lady."
"Wie bitte?" fragte Aysha etwas verwirrt.
Habt ihr etwa wieder gelauscht?"
"Es tut uns aufrichtig
Leid, my Lady..." Ireth kam näher und erklärte Gaya,
was sie gerade gesagt hatte. Dann fuhr sie fort:
"Aber es hat
unsere Meinung über unseren Herrn geändert. Wir haben
beschlossen, euch zu helfen."
Aysha überlegte
kurz.
"Wirklich?"
Die beiden nickten.
"Nehmt
ihr unsere Hilfe an?"
Aragorn hatte sich in einem
kleinen Gasthaus niedergelassen. Das Stadtviertel war wieder
freigegeben worden und trotzdem saßen außer ihm nur zwei
andere Männer in der Gaststube und unterhielten sich
angeregt.
Aragorn setzte sich an einen der hintersten Tische und
zog die Feder aus seiner Tasche, die Lanjaniel ihm anvertraut hatte.
Vorsichtig sah er sich um. Dann begann er langsam auf der
Tischplatte zu kratzen:
Habe sie gefunden.
D. hält sie
gefangen.
Befreit die anderen schnell.
Brauche
Hilfe.
Elessar
Lanjaniel schreckte auf.
"Was
ist?" fragte Mergon und befreite sich aus Shanas Griff.
"Er
ruft uns."
"Wer ER?"
Die Elbe sah zu Boden.
Langsam erschienen die deutlichen Lettern im Sand.
"Aragorn..."
bemerkte Gimli nachdem er die Nachricht gelesen hatte. "Aber wir
sind doch befreit! Wir müssen ihm helfen!"
Lanjaniel zog
ihre eigene Feder aus ihrer Tasche.
"Rührt euch nicht,
Herr Zwerg."
"Was? Ich?"
Die Heiligelbe begann
auf Gimlis Helm zu schreiben.
Wir kommen.
Sind in zwei Tagen
bei euch.
"Und wie wollt ihr mir helfen?"
fragte Aysha leise, da Daynic vielleicht in diesem Moment vor der Tür
stand.
"Wir werden euch einen sicheren Weg hinaus
zeigen."
Aysha stand auf und ging auf eines der Regale
zu.
"Das ist aber nicht mein Problem."
Die beiden
Mädchen sahen sich verwirrt an.
"Einen Weg hinaus hätte
ich irgendwann auch alleine gefunden."
Ireth fuchtelte mit
ihren Händen vor Gaya herum. So verwirrt konnte sie sich nicht
genug konzentrieren Um selbst zu Aysha zu sprechen.
Gaya
übersetzte schnell:
"Sie fragt, was ihr dann wollt. Das
würde ich übrigens auch gerne erfahren, my Lady."
"Ich
will den Willen ablegen, keine Heiligelbe mehr sein, niemanden töten
müssen, den ich nicht töten will, dieses Land vergessen,
versteht ihr? Ich will die Macht der Heiligelben zerstören. Ich
will frei sein!"
Wieder machte Ireth Gaya Handzeichen.
"Sie
sagt, dass sie euch trotzdem helfen wird. Wir werden euch beide
helfen."
Aragorn starrte auf die Tischplatte. Einige
Momente später erschien Lanjaniels Handschrift.
Er stand auf
und sah sich noch einmal um. Die Männer schienen ihn gar nicht
bemerkt zu haben und so machten sie sich auch wenig daraus, dass
Aragorn das Gasthaus verließ.
Er trat leise auf die Straße
hinaus und zu dem Stall des Hauses, in dem sein Pferd einen sicheren
Platz gefunden hatte.
Dann ritt er wieder auf Daynics Anwesen zu,
das nur einige Seitenstraßen entfernt lag. Er suchte nach dem
Wächter und schlich ungesehen um ihn herum. An Ayshas Fenster
blieb er stehen und stieg ab.
"Aina edhel!"
Aysha
drehte sich um.
"Aragorn?" Sie stürzte zum Balkon
und beugte sich über das Geländer. Gaya und Ireth folgten
ihr.
Aragorn erschrak und murmelte zu Aysha hinauf:
"Ich
hätte edhil sagen sollen. Nicht edhel..."
"Keine
Angst! Sie helfen uns!"
Gaya sah hinunter.
"Wer ist
das?"
Ireth tickte ihr gegen die Schulter und erklärte
es ihr mit den unverständlichen Handzeichen.
Aysha achtete
nicht auf sie und beschäftigte sich weiter mit Aragorn.
"Sie
sagen, sie wissen einen Weg hier raus. Aber das andere Problem ist
dann noch immer nicht gelöst."
"Warte! Ich komme."
Dann ging er auf die Eingangstür zu.
"Nein!"
riefen die drei ihm nach. "Daynic ist wieder..." Doch alle
ihre Rufe blieben unbeantwortet.
"Kommt mit!"
sagte Lanjaniel und führte die kleine Gruppe von den Überresten
der Schlacht fort. Shana klammerte sich noch immer verkrampft an
Mergon und Legolas.
"Wohin gehen wir?"
"In die
Stadt. Wir müssen eine Freundin von uns befreien."
antwortete Mergon.
Die Kleine blieb stehen und stemmte sich mit
aller Kraft gegen den Boden.
"Ich will nicht in die Stadt!
Nein, nein!"
Sie blieben stehen.
"Und warum nicht,
wenn ich fragen darf?" fragte Mergon wieder du kniete sich zu
Shana auf den Boden.
"Da sind die, die, die,
dieeee..."
"Ja?"
"Die mich mitgenommen
haben. Die haben auch meine Alnada mitgenommen..."
"Ist
diese Alnada deine Mutter?"
"Nada... Sie haben sie
getötet...und den Mann auch..."
"Mann? Dein
Vater?"
Sie schüttelte den Kopf.
Mergon sah zu
Legolas hinauf.
"So werden wir auch nicht schlauer."
bemerkte der Elb und sah sich fragend um. Plötzlich kam Pippin
angelaufen.
"Meine Herren. Irgendetwas macht ihr hier falsch
würde ich sagen. Lasst da einen, mit Kindern erfahrenen Hobbit
ran!"
"Wenn der Herr Hobbit das möchte..."
Mergon erhob sich und ließ Pippin an sich vorbei.
"So,
Shana." begann er langsam. "Du willst nicht in die Stadt,
richtig?"
"Ja..."
"Weil du Angst hast,
richtig?"
"Ja..."
"Also, was ist, wenn ich
dir sage, dass wir dich beschützen und dir versprechen, dass dir
nichts geschieht? Du hast uns gerettet, jetzt helfen wir dir,
einverstanden?"
"Wirklich?"
"Wirklich."
"Versprochen?"
"Versprochen."
"Ich
will doch mit!"
"Seht ihr." meinte Pippin zum
Schluss. "Man muss so etwas ganz anders angehen, meine
Herren."
Sie hörten die Haustür knallen
und leise Stimmen, die bald verstummten. Aysha stürmte zur Tür.
Die beiden Mädchen folgten ihr. Langsam ging die Heiligelbe auf
den Gang hinaus und sah in die Eingangshalle hinunter.
Gaya und
Ireth hechteten die lange Treppe hinunter um mit Daynic, der die Tür
geöffnet hatte, den Gast in Empfang zu nehmen.
Der Gastgeber
war sehr unentschlossen, wo er seinen Gegenüber einordnen
sollte, der sich als Angestellter der Stadt vorstellte.
Er warf
einen Rat suchenden Blick zu Aysha hinauf. Da ertappte er sie dabei,
wie sie Aragorn ängstlich ansah.
"Aysha?" fragte
er hinauf.
"Was?" Sie schreckt auf.
"Ein Freund
von dir?"
"Freund? Von mir? Nein!"
"Tatsächlich...
In mein Zimmer!" befahl Daynic und die beiden Dienstmädchen
führten Aragorn, ohne ein weiteres Wort in einen gang hinein.
Nur für Ayshas Augen sichtbar legte Aragorn die Feder von
Lanjaniel auf eine niedrige Kommode.
Daynic sah ernst zu Aysha
hinauf.
"Wir sprechen uns später..."
Legolas
führte das Pferd aus dem Unterholz heraus. Gimli war etwas
ungläubig:
"Sieben auf ein Pferd? Sagt mir wie das gehen
soll."
"Gar nicht." antwortete Lanjaniel sofort und
sah in die Runde. "Es wird gewechselt. Ich schlage vor, Mergon
reitet, da er verletzt ist, der Herr Gimli und die Kleine. Sind alle
einverstanden?"
Da keiner der Anwesenden Widerspruch einlegte
half Legolas Mergon auf den Rücken des Pferdes und hob Gimli
hinterher. Shana kletterte fast von allein in die, von ihr aus
gesehen, luftige Höhen.
"Wir werden zwei Tage unterwegs
sein." erklärte der Elb. "Aragorn hat uns drei Tage
Zeit gegeben. Wir können bei Bedarf sogar einige Stunden rasten.
Verhaltet euch so unauffällig wie möglich."
"So
weit das mit zwei Hobbits, einem Zwerg ein paar größer
gewachsenen Leuten, einem kleinen Kind und nur einem Pferd möglich
ist..." murmelte Merry in sich hinein.
"Außerdem..."
fuhr Legolas fort. "...machen wir das hier alles um Ayshas und
vielleicht sogar Aragorns Leben zu retten. Also tut nichts
Unüberlegtes und haltet die Augen offen."
Sobald
Legolas aufgehört hatte zu sprechen brachen sie auf.
Die
beiden Elben hielten sich ein wenig abseits.
Legolas kramte in der
Tasche seines Mantels und suchte nach Ayshas Amulett. Als er es
gefunden hatte zog er es heraus.
"Was hat es damit auf sich?"
fragte er Lanjaniel, die an seiner Rechten lief.
"Einige
Wenige sind im Besitz von solchen Amuletten. Leider darf ich euch
nichts darüber erzählen."
Legolas nickte.
"Ich
verstehe..."
Eigentlich hätte ich an dieser
Stelle die Erklärung für diese Sternchen schreiben müssen.
(Dass aina edhel Heiligelben sind, habe ich schon mal gesagt, oder?)
Ich hab´ leider vergessen den Unterschied in der Geschichte
näher zu beschreiben. Wer´s wissenwill, soll mir ne Mail
schreiben :)
