Hi!
Hier bin ich endlich wieder!!!Ich gaube, ich sollte bei der Vorraussage der Wörter meiner Kapitel ein neues System einführen. Die Anzahl der Wörter, die ich will 1500 - 2000. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass letzte Kapitel wäre das längste, aber wie man sieht, bzw. wie ihr lest, kann man sich irren.
Naja, viel Spaß beim Lesen. Ich werde in den nächsten Tagen an meinen 2 anderen FFs fleisig weitertippen, ihr solltet also bald wieder was zu lesen bekommen.
Disclaimer: Mir gehört nichts von Sailor Moon, aber Kasue und Mi-chan is sie nicht süß?
Widmung: allen, die sich über das gute Wetter genauso freuen wie ich!
Bitte: Kommis! Ich möchte kommis haben
DarcAngel: Ja, ich kenne die 's'-Regeln, aber das Rechtschreibprogramm auf meinem Compi hat keine Rechtschreibreform mitgemacht und wenn es mir zum Schluss damit leid ist, klicke ich öft einfach auf ändern. Was meinst du, warum du das ganze Betan darfst?
Viel Spaß dann!
Usagi zog die Tür hinter sich zu und drehte sich nach links. Wo sie hin musste war glasklar. Schließlich kannte sie nur einen Rocker, und das war Yuuichiro. Der lebte am Hikawa Schrein, wo man logischerweise betete, und war mehr oder minder mit ihrer besten Freundin zusammen. Da sie zirka 50 ihrer Freizeit bei Rei verbrachte, kannte sie von absolut jeder Stelle in der ganzen Stadt den schnellsten Weg zum Tempel. Von der Schule aus musste sie durch die Innenstadt, dann zwei Blöcke durch die Neubausiedlung und schließlich am Rande der Stadt die Hauptstraße entlang, bis sie bei den bekannten Stufen angelangt war. Wenn sie sich beeilte, würde sie den nächsten Hasen in zwanzig Minuten in den Händen halten.
Strahlend und mit langsam nicht mehr sehr schmerzendem Fuß machte sie sich auf den Weg. Es war jetzt beinahe unabstreitbar, dass Mamoru derjenige war, der ihr ein Geständnis machen wollte, denn nur von ihm wusste sie, dass er Reis Wohnort kannte. Alle anderen Jungs, die sie in Betracht gezogen hatte, kannten Rei, wenn überhaupt, nur vom Sehen. Mamoru war schon oft bei Rei gewesen. Als er mit Rei zusammen gewesen war, was Usagi schon damals nur verächtlich mitangesehen hatte (wenn auch aus einem vermeintlich anderen Grund), war er oft mit ihr am Tempel gewesen, und auch jetzt kam er noch regelmäßig zum Trainieren (Karate) vorbei. Über Reis neue ‚Beziehung' wusste er deshalb natürlich auch Bescheid. Wenn also nicht Mamoru ihr Verehrer war, dann konnte es nur jemand sein, den sie ganz und gar nicht kannte. Und der Gedanke, dass jemand sie ganz genau kannte, während sie ihn nicht kannte, war ihr unheimlich. Woher sollte dieser Mensch so viel von ihr wissen?
Usagi hatte die Innenstadt erreicht und blieb abrupt stehen. Mitten auf der Straße stand ein dickes ‚Gesperrt' Schild und an den Straßenseiten standen zig Buden. Leute schlenderten durch die Straßen, guckten hier und schauten da. Über dem Dach des Einkaufszentrums sah sie ein Riesenrad sich drehen. Was zum Teufel war denn da los??? Sie sah sich verwirrt um und entdeckte am Straßenschild ein großes Plakat. Mit bunten Buchstaben und Ostereiern als Os konnte man darauf lesen:
GROSSES OSTERFEST!!!
VIELE ATTRAKTIONEN FÜR GROß UND KLEIN!!!
STÄNDE, RIESENRAD, ACHTERBAHNEN, KINDERSCHMINKEN UND CO.!!!
Am liebsten hätte Usagi sich vor den Kopf geschlagen. Klar, es war Osterfest, wie hatte sie das nur vergessen können? Schließlich ging sie jedes Jahr hin. Das Fest, das eine Mischung aus Kirmes und Altstadtfest war, wurde immer über die Osterfeiertage abgehalten. Allerdings ging Usagi normalerweise erst Montags, da der Sonntag ein Familienfest war. Sie liebte es allein durch die Straßen zu bummeln, sich alle Stände anzusehen und zum Schluss auf dem supergroßen Marktplatz Tokyos mit all den aufgebauten Achterbahnen zu fahren.
Sie nahm nie ihre Freunde mit, egal wie sehr sie sie baten, zusammen zu gehen. An diesem Fest blieb sie allein, wurde nicht angemeckert, nicht zu dummen Sachen überredet, sie konnte sie selbst sein. Andere Frauen lasen Bücher, machten Urlaub auf einer Beautyfarm oder taten einfach gar nichts – Usagi ging auf dem Osterfest bummeln. Es war eine Art Ritual, das sie jedes Jahr wieder vollzog.
Nachdem sie alle besichtigungswürdigen Achterbahnen und Co. hinter sich gebracht hatte, ging sie die letzten zwei Stunden bevor sie nach Hause musste noch mal alle Buden ab und kaufte sich einige Dinge. Auch die Süßigkeiten, die nur auf dem Osterfest zu bekommen waren, wie ihre Lieblingsbonbons, holte sie sich. Dass sie so spät ging, hatte natürlich System, auch wenn ihre Freundinnen ihr das nie geglaubt hätten. Am Ende des Festes würde an den meisten Ständen noch mal mit dem Preis runtergegangen, und da sie sehr viele Budenbesitzer kannte und deshalb sowieso Rabatt bekam, machte sie die schönsten Schnäppchen. Während ihre Freundinnen am Dienstag pleite waren und auf ihr nächstes Taschengeld warten mussten, hatte Usagi immer noch mindestens die Hälfte übrig. Das konnten ihre Freundinnen nie verstehen, denn sie kaufte bestimmt wenigstens genauso viel auf dem Fest. Ami und die anderen hatten sie schon x-mal nach ihrem Geheimnis gefragt, aber Usagi antwortete nie, sonst wäre ihre Wellnesszeit nur noch halb so schön.
Bei dem Gedanken musste sie grinsen. In gewisser Beziehung war sie schlauer als Ami, und das war ein großes Plus für ihr Ego. Aber was sollte sie jetzt tun? Sollte sie durch die überfüllte Innenstadt gehen? Sie würde wesentlich langsamer vorankommen und dann gab es da noch die Möglichkeit, dass sie furchtbar oft abgelenkt werden würde. Durch diese Verzögerung würde sie mindestens 10 Minuten länger brauchen! Die andere Alternative wäre, einfach um die weiträumig abgesperrte Innenstadt herumzugehen. Usagis Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Welche Richtung sollte sie einschlagen? Allmählich wurde ihr ihre Unentschlossenheit peinlich, die Leute begannen schon sie komisch anzusehen. Also, durch die Innenstadt und 10 Minuten ‚Verspätung' oder außenrum und ebenfalls etwa 10 Minuten ‚Verspätung'?
Sie seufzte und machte dann einen Schritt Richtung Innenstadt. 10 Minuten länger bräuchte sie so oder so und wenn sie noch was dabei zu gucken hatte, verging die Zeit hoffentlich schneller. Vorsichtig, um nicht jemandem bei einen ihrer möglichen Unfälle wehzutun, schlängelte sie sich durch die Menschenmasse und schaute sich dabei interessiert nach links und rechts um. Klar, jedes Jahr waren die gleichen Buden da, aber das Angebot variierte trotzdem.
Logischerweise gab es die Klassiker, die es auf jedem Markt zu kaufen gab, wie Zuckerwattestände und Eine-Welt-Buden, aber das Angebot der Klamotten- und Musikbranche änderte sich von Mal zu Mal. Von dicken kurzen Kleidern zu langen dünnen Shirts und knalligen Miniröcken, von vielen Rap- und Houseplatten zu massenweise R'n'B-CDs (AN: Wofür steht eigentlich R'n'B?) An Spielzeug- und Mischmaschständen wurden die neusten Trends verkauft, dieses Jahr besonders diese langen, knatschebunten Plastikbänder, aus denen man wirklich alles machen konnte. Wenn sie sich recht erinnerte, hießen diese Dinger wie der Hund mit dem Angsthasen-Charakter aus der Geisterfängerzeichentrickserie, deren Abenteuer jetzt ins Kino kamen. Sie hatte zwar keine Ahnung warum die Plastikbänder danach benannt worden waren, aber es konnte ihr eigentlich auch egal sein. (AN: Die Dinger heißen Scoubidou, nicht Scooby Doo, aber es wird gleich ausgesprochen.)
Sie sah sich weiter um. Natürlich waren auch die ganzen Kinderattraktionen wie kleine Karussells und Schminkplätze über den ganzen Platz verteilt, damit die Kinder nicht zu quengelig wurden. Früher hatte sie es geliebt sich schminken zu lassen. Am liebsten als Häschen, wie das kleine Mädchen, das jetzt zu ihrer Rechten auf dem beliebten Stuhl saß und weiße Farbe ins Gesicht gepinselt bekam.
Usagi blieb stehen und sah verträumt noch etwas länger bei der Verwandlung des Kindes zu. Kaum war das Mädchen fertig, bezahlte es und hopste freudestrahlend zu seiner Mutter, die ein paar Stände weiter wartete. Usagi lächelte, als sie das sah. Das kleine Mädchen war genauso wie sie, als sie kleiner war. Dann drehte sich Usagi wieder zu dem Schminkstand um. Sie wollte noch eben sehen, welches Tier sich das nächste Kind aussuchen würde. Aber was sie sah, ließ sich ihr Herz zusammenziehen. Auf der anderen Seite des Standes, genau an der Stelle, die von den Kindern und dem Stuhl immer verdeckt wurde, stand ein kleines rothaariges Mädchen und weinte herzzerreißend. Aber bevor Usagi noch mehr von der Kleinen sehen konnte, geschweige denn den etwaigen Grund für ihre Trauer ausmachen konnte, wurde sie auch schon von dem Körper eines etwa fünfjährigen Jungs verdeckt. Einen Moment war Usagi unschlüssig. Sollte sie jetzt einfach weitergehen, ihren Hasen in Empfang nehmen und darauf hoffen, dass mit der Kleinen alles in Ordnung kam? Oder sollte sie zu ihr gehen und sie trösten? Usagis Menschlichkeit siegte. Der Hase konnte ihr ja nicht weglaufen und sie kam sowieso schon später als geplant. 5 Minuten mehr oder weniger machten den Braten jetzt auch nicht mehr fett.
Langsam ging sie um den Stand herum. Das Kind stand immer noch an der selben Stelle und vergoss noch mehr Tränen als vorher, wenn das überhaupt noch möglich war. Usagi hockte sich vor das kleine Mädchen in dem ärmellosen sonnengelben Kleid und strich ihr mit den Händen sanft die Tränen von den rosigen Wangen. Das Mädchen schaute erstaunt mit Wasser in ihren eisgrauen Augen auf. „Hey, Kleine, wie heißt du?", fragte Usagi leise. „Mi.. Mi ... yyyu ... kiii Shiiii ....rra .. tooori.", brachte die kleine schluchzend heraus und wischte sich schniefend mit einer Faust über die Augen. „Und warum weinst du Miyuki-chan?" „Mei ... meine Mu ..Mu .. Mutter hat ... hat mir Gel .. Geld ge.. gegeben, da . damit ich ... ich mich schmin ... schminken lassen .. kann. Sie .. sie ha ... hat gesagt, dass ... dass wir uns ..da .. danach in .. in unserem ... Lieb ..Lieblings ... café tre ..tre ...treffen. ... Kurz be ... bevor ich dra ... dran war, hat mich ... mich ein bö .. böser Jun ... Junge geschupst und ... und mein ga ... ganzes Geld ist .. ist in den Gu ... Gully gefallen und ich .. ich hab ... hab mir am Knie .. Knie wehgetan."
Bei den Worten des Mädchens bemerkte Usagi den kleinen roten, in Kniehöhe des Kleides und den Rinnsal Blut, der ab dem Saum des Kleides zwischen Knie und Fußgelenk sichtbar war. Aber bevor sie die Kleine verarzten würde, würde sie sie erst mal aussprechen lassen. „Das ... das hat ganz ganz ... doll weh getan ... und ich mu .. musste wein .. nen. Da .. Dann wo ... wollte ich ... zu .. zu mei .. meiner Mama, aber .. ber ich weiß .. weiß nicht mehr, .. wo... wo das ... Café i .. ist."
Miyuki fing wieder an bitterlich zu weinen und Usagi konnte nicht anders und nahm sie in den Arm. Miyuki schlang ihre kleinen Ärmchen um Usagi, vergrub ihren Rotschopf an der Halsbeuge und drückte sich fest an sie. Tröstend strich Usagi dem kleinen Mädchen über den Rücken und flüsterte ihr sanfte Worte ins Ohr. Bald darauf hatte sich Miyuki beruhigt, löste sich von ihrem lebendigen Kuschelkissen und schaute es dann mit einem interessierten Blick an. „Wie heißt du eigentlich?", fragte sie mit nicht mehr zitternder Stimme und zog die Nase hoch. „Usagi Tsukino, aber du kannst mich Usa oder so nennen, wenn du willst.", bot Usagi dem Kind freundlich an. Miyuki gefiel diese Idee und kreierte sofort ihren ganz eigen Spitznamen für ihre Trösterin.
„U-chan, weißt du, wo das Café ist?" Als Usagi diesen Spitznamen hörte, musste sie lächeln, wurde aber wegen der Frage gleich wieder etwas ernster. „Vielleicht, Miyuki. Wie heißt denn dein Lieblingscafé?" Die Kleine überlegte kurz angestrengt und zuckte dann hilflos mit den Schultern. „Mir fällt es grad' nicht ein? Ich weiß nur, dass über dem Eingang ein ganz, ganz großer Hut für Könige ist." Usagi dämmerte es allmählich. Ein Lieblingscafé mit einer Krone drüber, da konnte sie sich nur ein einziges Geschäft vorstellen. „Meinst du das Crown-Café?" Miyuki fing an zu strahlen. „Genau! Kannst du mir den Weg dahin erklären?" Usagi nickte heftig. Wenn sie der Kleinen den Weg erklärt hatte, würde sie sich wieder auf zum Tempel machen können. Da Miyuki das Café vom Aussehen her kannte und der Weg nicht all zu weit war, konnte sie das Mädchen getrost alleine losziehen lassen. Verpassen würde sie es bestimmt nicht. „Klar. Du gehst von hier aus nach rechts, bis zu der ersten Abzweigung nach links, da hinten bei der Sparkasse. Da gehst du rein und an der Apotheke wieder nach links. Da musst du dann geradeaus über den Platz mit den vielen Achterbahnen und dann über die Ampel. Auf der anderen Straßenseite läufst du dann nach rechts und dann müsstest du das Crown schon sehen." Miyuki, die aufmerksam zugehört hatte, wiederholte die wichtigsten Sachen noch mal. „Nach rechts, an der Sparkasse links, an der Apotheke links, bei den Achterbahnen über die Ampel und dann nach rechts bis zum Café, richtig?"
Usagi strahlte. „Ganz genau. Weißt du was? Ich zeichne dir den Weg auf, damit du dir ganz sicher bist, okay?" Miyuki nickte. Usagi öffnete ihre das vordere Fach ihrer Umhängetasche und wühlte ein bisschen darin herum, bis sie einen Kuli und eine Rechnung gefunden hatte. Dann kniete sie sich zu Miyuki und fing an zu zeichnen. An die Stelle, wo Miyuki und somit unten war, machte sie ein X. Dann machte sie einen Strich nach rechts, der nach ein paar Zentimetern einen Knick nach links machte. An diese Knickstelle zeichnete sie das allbekannte Zeichen der Sparkasse, das S mit dem Punkt drüber. Dann zeichnete sie den Strich noch etwas weiter, bis sie ihn wieder nach links abknicken ließ. Diesmal zeichnete sie einen Stab, um den sich eine Schlange wand (zumindest sollte es das darstellen) und ein großes A an die Abzweigung. Der nächste Strich fiel sehr kurz aus, was allerdings an der Größe des Papiers lag, denn eigentlich war das die längste Strecke. An den kleinen Strick malte sie etwas, das man mit sehr gutem Willen als eine Achterbahn interpretieren konnte und an das Ende des Strichchens eine Ampel. Ein wirklicher Winzstrich kam noch nach rechts an die Zeichnung und an dessen Ende skizzierte sie eine Krone. Nachdem sie die Skizze fertig hatte, übergab sie diese Miyuki und steckte ihren Kuli wieder Weg. Dabei fiel Usagi ihr Verbandszeug ins Auge und schlagartig erinnerte sie sich wieder an Miyukis aufgeschlagenes Knie.
Sie nahm den Mull und das Desinfektionsmittel heraus und kniete sich dann wieder hinunter zu dem kleinen Mädchen. „Miyuki-chan, darf ich mal dein Knie sehen?", fragte sie vorsichtig. „Warum?", das Kind sah sie misstrauisch an. Usagi seufzte, das würde bestimmt ein Theater geben. „Weißt du, Miyuki, ich muss da Jod drauftun und es verbinden, sonst tut dir das Knie bald super doll weh.", sagte sie sanft und fasste das Mädchen am Ellbogen. Aber wie schon erwartet fing das Kind an, sich zu wehren. „Nein! Nein! Ich will nicht!!! Nichts tut mehr weh als Jod! NNNeeeeiiiinnnn!" Usagi ließ den Ellebogen los, den Miyuki schon die ganze Zeit versucht hatte, ihr zu entwinden. Als die Kleine merkte, dass sie wieder frei war, nahm sie erst mal Abstand zu Usagi und fing dann an diese zu beschimpfen.
„Du hast das ganze Zeug nur da, um mir weh zu tun! Niemand hat so was normalerweise mit! Du hast es auf mich abgesehen! Du bist so gemein und hinterhältig!! Mami!" Jetzt fing sie an lauthals zu brüllen, was Usagi natürlich peinlich war. Außerdem könnten die Leute sie für eine Kinderschänderin halten. Sie versuchte das Mädchen zu beruhigen: „Miyuki, hey, Miyuki, ich hab das Ganze nicht mit, um dir weh zu tun! Ich hab das immer für mich selber mit, weil ich furchtbar tollpatschig bin und mir oft selber wehtue. Guck, ich hab es heute sogar schon gebraucht!" Mit diesen Worten hielt sie ihr die bandagierte linke Hand hin. Miyuki beäugte die Hand misstrauisch und fragte dann leise: „Was hast du gemacht?" „Ich war im Park bei den Rosen. Dann bin ich gestolpert und um mein Gleichgewicht wiederzuerlangen, hab ich in die Rosen gefasst. Aber leider haben Rosen ja auch Dornen. Und die Rosen, in die ich gefasst habe, hatten ganz besonders viele und spitze Dornen." Jetzt sah Miyuki sie mitfühlend an.
„Hat es sehr weh getan?", fragte sie treuherzig. „Ja und es hat geblutet. Aber dann hab ich Jod draufgetan, damit es später nicht noch mehr weh tut und es dann verbunden, damit nicht noch mehr Schmutz drankommt. Sonst müsste ich schließlich noch mal dieses doofe Jod draufmachen." In Gedanken leistete Usagi abbitte. Sie hatte das Jod in Wirklichkeit ganz vergessen, aber diese kleine Lüge war notwendig. Das Mädchen sah sie mit großen Augen an. „Du magst das Jod auch nicht?" „Natürlich nicht!", sagte Usagi voller Inbrunst. „Niemand mag Sachen, die einem Wehtun. Aber mit dem Jod ist das wie mit Spritzen, man mag sie ganz und gar nicht, aber sie sind wichtig, damit man nicht so krank wird, dass man vielleicht sogar stirbt." Miyuki nickte nach kurzer Überlegung. „Du hast Recht, aber ich will trotzdem nicht!" Sie verschränkte die Arme und sah Usagi trotzig an. Diese seufzte mittlerweile leicht angenervt. Sie verstand zwar das Mädchen, sie hatte früher schließlich genauso reagiert, aber wenn das so weiterging, würde sie morgen noch hier stehen! Wie hatten ihre Eltern das früher nur geschafft?
In Usagis Kopf machte es Klick. Klar, so würde es bestimmt funktionieren, jetzt musste sie nur noch ihr Portemonnaie mithaben. Schnell durchsuchte sie ihre Tasche und konnte einen Moment später erleichtert aufatmen. Das Portemonnaie war da und gut gefüllt, dank der Tatsache, dass sie die Tasche gestern eigentlich schon für morgen gepackt hatte. Sie wandte sich Miyuki wieder zu. „Ich mache dir ein Angebot, Miyuki-chan. Du lässt dir von mir das Knie verarzten und dafür gebe ich dir Geld, damit du dich doch noch schminken lassen kannst, okay?" Die Angesprochene überlegte einen Moment. Sollte sie das Angebot annehmen oder nicht? Sie hasste Jod, aber sie wollte sich so gerne schminken lassen ....
Also: „Okay, aber nur, wenn du wartest, bis ich fertig bin." Usagi verzog kaum merklich das Gesicht. Sie würde das jeden Tag gerne machen, aber nicht unbedingt heute! Schließlich wusste sie nicht, wie viele Häschen sie noch erwarteten, und wenn sie Pech hatte, würde sie heute nicht mehr fertig werden. Und dabei wollte sie so schnell wie möglich ihren Mamo-chan in die Arme schließen! „Warum denn, Süße, du bist doch schon groß, du kannst das doch schon selber!" In den Augen des kleinen Mädchens sammelten sich Tränen. „A ... aber wenn dann wieder so ein ... ein böser Junge kommt, dann hab ... hab ich doch nichts da ... von." Tränen kullerten ihr wieder die Wangen herunter und sie musste die Nase hochziehen.
Usagi stöhnte, ihr würde wohl nichts anderes Übrig bleiben. Sie reichte Mi-chan, wie sie das Kind mittlerweile in Gedanken nannte, ein Taschentuch und sagte: „Okay, ich bleibe, bis du fertig geschminkt bist. Lässt du mich jetzt bitte dein Knie sehen?" Miyuki nickte, setzte sich auf den Bürgersteig, damit Usagi besser an ihr Knie kam und schnäuzte sich die Nase. Usagi zog das sonnengelbe Kleid mit den lustigen Schleifen auf den Schultern bis zur Mitte des Oberschenkels hoch und besah sich das Malheur. Das kleine Knie war großflächig aufgeschürft und blutete immer noch. Teilweise war die Wunde sehr tief, aber Dank dem Stoff war kein Sand oder kleine Steinchen hineingelangt. Nur zwei, drei kleine Fusseln klebten im Blut über der Wunde, und die waren nicht weiter schlimm, da sie nicht in der Wunde waren.
Usagi zog drei weitere Taschentücher hervor, diesmal aus Stoff. Mit dem ersten wischte sie das Blut, welches das Bein hinuntergelaufen war weg, mit dem zweiten tupfte sie vorsichtig die Wunde etwas blutfreier, was natürlich nicht lange anhielt. Usagi seufzte, dann würde sie das Jod halt nicht so direkt auf die Wunde auftupfen können. Das dritte leider weiße Taschentuch tränkte sie mit einem guten Schuss flüssigem Jod und fing an, die Wunde damit zu betupfen. Da aber wie schon gesagt, das Blut im Weg war, musste sie ziemlich feste draufdrücken, damit das Ganze was brachte.
Miyuki, die beim Blutabwischen schon leicht zusammengezuckt war, zuckte jetzt bei jeder Berührung heftig zurück und biss sich grade feste auf die Unterlippe um nicht loszuschreien. In ihren Augen schwammen berechtigte Tränen, aber sie vergoss keine Einzige. Nachdem Usagi das Knie fachkundig bandagiert hatte, half sie Miyuki hoch und lächelte sie an. „Du bist sehr mutig, Miyuki-chan. Als ich so groß war wie du, hab ich bei solchen Behandlungen immer geheult. Du hast dir das Schminken echt verdient!" Mit diesen Worten gab sie Mi-chan das Geld und das Mädchen lief leicht humpelnd zum Ende der Schlange.
Zu Usagis Glück war diese sehr kurz und keine 10 Minuten später war aus dem kleinen süßen Kind eine gefährliche Tigerin geworden. Miyuki kletterte vom Stuhl, bedankte sich bei Usagi für ihre Hilfe und für das Geld (über das Knie und das Theater darum verlor sie kein Wort) und lief dann Richtung Sparkasse davon. Usagi sah ihr noch einen Moment nach und schlug sich dann wieder nach links ins Getümmel. Aber sie kam nicht weit. Zirka zehn Meter vom Schminkstand entfernt zog plötzlich jemand an ihrem Kleid.
Verwirrt sah Usagi nach unten und erblickte Miyuki. Die Kleine hatte ihre Hände in ihrem Kleid vergraben und sah sie mit verzweifeltem Blick an. Auch wenn sie es eigentlich eilig hatte, konnte Usagi diesem Blick nicht widerstehen und beugte sich zu ihr herunter. „Miyuki, was ist denn los, hast du den Weg vergessen oder den Zettel verloren?" Das Mädchen schüttelte als Nein den Kopf und flüsterte: „Ich kann die Sparkasse nicht sehen, ich weiß nicht, wo ich links abbiegen muss." Usagi nahm Mi-chan auf den Arm und drehte sich in Richtung Sparkasse. „Guck Miyuki, da hinten, wo dieses rote Zeichen ist ..."
Sie guckte von dem Mädchen in die Richtung um draufzuzeigen und stoppte mitten im Satz. Überall standen Buden, die das Zeichen fast ganz verdeckten. Wenn man so klein war wie Miyuki würde man die Sparkasse gar nicht sehen können. Sie seufzte, was sollte sie jetzt tun? In dem Moment bat Mi-chan sie: „Kannst du mich zum Café bringen?" Als sie merkte, dass ihre U-chan zögerte, sagte sie: „Du kannst mich auch nennen, wie du willst." Als sie das hörte musste Usagi lachen und fällte die Entscheidung. „Okay, Mi-chan, ich bring' dich zu deiner Mama." Dann ließ sie die dreijährige wieder runter, nahm sie an die Hand und ging zielstrebig mit ihr los. Kurz nach der ersten Linksabzweigung fing Mi-chan an, immer langsamer zu laufen, bis sie nur noch sehr langsam neben Usagi herhumpelte.
Wieder mal beugte sich Usagi zu der Kleinen herunter. „Hey, Mi-chan, tut dein Knie sehr weh?" Mi-chan nickte nur leicht und sagte tapfer: „Ich schafft das schon." „Wenn du willst, kann ich dich tragen. Dann kommen wir viel schneller voran und du bist sehr bald bei deiner Mami." Das Mädchen überlegte. Sollte es sich tragen lassen? Oder sollte sie lieber laufen, um ihrer Mami zu zeigen, dass sie schon so groß war, dass sie bis zum Café laufen konnte. Schließlich siegte der Schmerz und Mi-chan streckte Usagi die Arme entgegen um hochgenommen zu werden. Auf Usagis Arm, oder besser Hüfte schlang Mi-chan ihre Arme um den Hals ihrer U-chan und legte müde ihren Kopf auf deren Schulter. Von dort aus schaute sie sich all die Buden an, an denen Usagi sie vorbeitrug.
Usagi wiederum hing ihren Gedanken nach. Den Weg zum Crown würde sie halbschlafend und sturzbesoffen noch morgens um vier mit verbundenen Augen finden, da waren so ein paar Buden und die Menschenmasse ja wohl kein Problem. Außerdem konnte sie der Bitte des kleinen Mädchens mittlerweile etwas gutes abgewinnen, vielleicht war ihr Mamo-chan im Crown. Obwohl, sollte er nicht am Ziel der Schnitzeljagd sein? Oder war das Crown etwa das Ende der Schnitzeljagd? Sie würde dann zwar noch mal losgehen, um ihre Häschen zu holen, aber wenigstens würde sie dann schon mal wissen, wo sie zum Schluss hin musste. Also, hoffentlich war ihr Mamo-chan im Crown. Bei dem Gedanken an ihn musste sie selig seufzen, was das kleine Mädchen auf ihrem Arm dazu veranlasste, ihr Gewicht zu verlagern. Usagi grinste, bestimmt hatte Mi-chan gedacht, sie würde ihr zu schwer oder es war ihr unangenehm sie zu tragen. In Wirklichkeit hatte Usagi ganz und gar nichts dagegen die Kleine auf dem Arm zu haben. Es war ein schönes Gefühl, eines, dass sie hoffentlich in (wenn auch noch ferner) Zukunft wieder haben würde – allerdings wegen eines ihrer und Mamo-chans Kinder.
Sie sah es schon genau vor sich. Sie würden in einem gemütlichen Einfamilienhaus mit großem Garten am Rande der Stadt leben. Sie würden einige Tiere besitzen und Kinder haben, mindestens zwei. Einen kleinen Jungen, der das genaue Abbild seines ansehnlichen Vaters sein würde, nur mit ihren Augen, und ein kleinen blonden Engel, der genauso aussah wie sie selbst, nur dass sie die dunklen Saphir Augen von Usagis Ehemann geerbt hatte. Und dann ...
Usagi erwachte aus ihrem Tagtraum, als sie von einer alten Frau angerempelt wurde. Hatte sie das eben wirklich gedacht? Hatte sie sich wirklich schon als Ehefrau und Mutter gesehen? Hatte sie Mamoru Chiba zu ihrem Ehemann gemacht? Ja, das hatte sie. Sie schüttelte leicht grinsend den Kopf. Wie weit war es schon mit ihr gekommen? Heute Morgen hatte sie sich noch nicht mal vorstellen können, mit Mamoru ein normales Gespräch führen zu können, jetzt um 2 Uhr nachmittags wollte sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen! Wenn die Leute das hören würden, würden sie sie für nicht mehr ganz dicht halten. Außerdem, was brachte es, wenn sie sich jetzt schon ihren Lebensabend mit Mamo-chan ausmalte? Sie waren ja noch nicht mal zusammen! Und außerdem, vielleicht wollte Mamo-chan nie heiraten, oder mochte keine Kinder.
Bei dem Gedanken wurde sie betrübt. Heiraten und Kinder bekommen waren zwei große Ziele in ihrem Leben. Es wäre schlimm, wenn Mamoru dagegen wäre. Was würde sie dann machen? Ohne ihren Mamo-chan konnte sie sich diese Ziele nämlich nicht klar vorstellen. Sie atmete tief ein. Darüber würde sie sich jetzt keine Gedanken machen. Sie würde optimistisch sein. Vielleicht würde sie mit diesen Problemen nie zu tun haben, weil auch Mamo-chans größter Herzenswunsch eine eigene Familie war. Und wenn doch würde sie sich dann darum Sorgen machen, wenn sie es musste. Hoffentlich musste sie sich nie darüber Sorgen machen. Das würde sie ...
In diesem Moment würde sie von dem kleinen Mädchen auf ihrem Arm aus ihren Gedanken gerissen. „U-chan, guck mal, was macht der da?" Sie zeigte auf einen Mann, der grad eine Zuckerwatte drehte. „Der verkauft Zuckerwatte.", erwiderte Usagi. „Zuckerwatte?", fragte Miyuki und machte große Augen. Sie hatte noch nie etwas von Zuckerwatte gehört, geschweige denn so was gesehen. „Ja, Zuckerwatte. Man tut Zucker in die Maschine, die macht aus dem Zucker eine Art Watte, die dreht man auf einen Stab und dann kann man das Essen. Es ist ganz süß!", erklärte Usagi dem Kind geduldig. Miyuki schien beeindruckt und fragte ohne zu überlegen: „Kann ich eine haben?" Als sie bemerkte, wen sie da grade gefragt hatte, stotterte sie: „Tut mir Leid .... ich meine ... ich hatte noch nie ..."
Usagi grinste und beruhigte die Kleine. „Ist schon gut. Du kannst gerne eine haben. Welche Farbe möchtest du denn?" Jetzt guckte die kleine Mi-chan schon wieder verwirrt. „Farbe? Du meinst, es gibt verschiedene Farben?" „Klar, sonst hätte ich nicht gefragt. Jede Farbe hat einen anderen Geschmack.", klärte sie auf. „Die weiße Zuckerwatte schmeckt nur nach Zucker, die Rosa nach Erdbeeren, die Dunkelrote, so wie deine Haare, schmeckt nach Kirschen, Zuckerwatte mit Blaubeergeschmack ist Blau, welche mit Zitronengeschmack Gelb und grüne Zuckerwatte schmeckt nach Apfel. Also, welche Zuckerwatte willst du?" Für Usagi wäre die Antwort klar wie Kloßbrühe, sie aß seit jeher am liebsten die rosa Zuckerwatte, aber Miyuki musste ernsthaft überlegen. Schließlich sagte sie: „Die ganz Rote."
Nach dieser Angabe ging Usagi hinüber zu dem Verkäufer und bestellte eine rote und eine rosa Zuckerwatte, wer könnte der Versuchung schon widerstehen? Als sie dann Mi-chan die Zuckerwatte in die Hand drückte, warnte sie: „Pass auf! Das ist ganz süß und klebrig und wenn du nicht aufpasst, hast du gleich nicht nur gemalte Schnurbarthaare sondern auch Rote aus Zucker!"
Essend gingen sie weiter. Mi-chan und U-chan waren grade mit ihrer Zuckerwatte fertig, als sie um die Ecke bogen und im nächsten Moment standen sie vor Achterbahnen, einer Geisterbahn, einem Kettenkarussell, einem Autoscooter und verschiedenen Karussells. Wieder quollen dem Kind die Augen hervor und sie schaute sich fasziniert um, als Usagi mit ihr über den Platz ging. Kurz bevor sie die Ampel auf der anderen Seite des Platzes erreicht hatten, schrie sie auf. Usagi schaute erschrocken erst auf Miyuki und sah dann in die selbe Richtung wie das kleine Mädchen.
Was sie sah, ließ auch ihr Herz höher schlagen. Schräg hinter ihr, etwa 7 Meter von ihr entfernt stand ein Karussell, aber keines von diesen neumodischen mit Autos und Fahrrädern. Nein, es war eins von den schönen alten mit handgeschnitzten Pferden, die an einer Stange, die von der Decke bis auf den Boden reichte, befestigt waren und immer hoch und runter gingen. Miyuki schaute diese Pferden staunend an, während sie sich im Kreis drehten. Wenn das kleine Mädchen nur wegen dem bloßen Anblick des Karussells so einen Ausdruck der Freude im Gesicht stehen hatte, wie sehr würde sie sich dann freuen, wenn sie selber auf diesem Karussell fahren dürfte? Usagi grinste, sie würde es herausfinden.
„Mi-chan, wollen wir auch mal fahren?" Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken und sah Usagi an. „Was fahren?" „Na, das Karussell, auf das du die ganze Zeit geguckt hast. Das mit den Pferden." „Aber Pferde reitet man doch.", erwiderte Miyuki entrüstet. Usagi seufzte, klar ritt man Pferde, aber auf Karussells fuhr man! Grade als sie das Mi-chan sagen wollte, hielt sie inne. Diese Haarspalterei würde zu nichts führen. Warum sollte sie deshalb jetzt einen Streit vom Zaun brechen? „Willst du dann mit mir auch mal reiten?", fragte sie stattdessen und die Augen des kleinen Mädchens fingen an zu strahlen und ein entzücktes „Ja!", entfloh ihrem Mund.
Keine zwei Minuten später saßen die beiden auf dem Karussell und warteten darauf, dass es losging. Usagi saß auf einem fleckenlosen Schimmel mit unglaublich aufwendig geschnitztem Zaumzeug, der aussah, als ob er grade einen weitausholenden Galoppsprung täte. Im Gegensatz dazu hatte sich Miyuki auf einen Glanzrappen (rabenschwarzes Pferd ohne auch nur einen Funken weiß) ausgesucht, der zu steigen schien und das Maul wie zu einem furchteinflößenden Wiehern aufgerissen hatte. Usagi hatte zwar hinter dem kleinen Mädchen aufsteigen wollen, aber Mi-chan hatte stark protestiert und so hatte sich Usagi mit einem (ihrer Meinung sowieso viel schöneren) Pferd neben ihr begnügen müssen. Während der ganzen Fahrt auf dem nostalgischen Karussell konnte man das entzückten Quietschen von Miyuki hören.
Als sie kurze Zeit später durch die automatischen Türen die Crown Spielhalle betraten, redete Miyuki, die Usagi mittlerweile wieder an der Hand hielt, immer noch davon, wie toll und aufregend denn der Ritt gewesen wäre und wie lieb das Pferdchen gewesen war. Kaum aber hatten sich die Türen wieder hinter Usagi geschlossen, hörte diese Miyuki kaum noch zu. Sie suchte ihren Mamo-chan, aber sie sah lediglich Motoki, der sie und das kleine Mädchen an ihrer Hand verwirrt ansah. Sie winkte ihm zu und suchte dann weiter nach ihrer ‚großen Liebe'. Als sie schließlich das Café betraten, war Usagis Laune gesunken. Er war nicht da gewesen. Noch hatte er an einem der Spiele gespielt, noch hatte er irgendwo gesessen.
Im nächsten Moment würde sie von einem Freudenschrei aus ihrer grauen Welt gerissen. „Mama!", tönte es von ihrer rechten Seite und dann war Miyuki auch schon in den Armen ihrer Mutter, drei Tische weiter. Usagi, die diesen Moment hatte nutzen wollen um heimlich zu verschwinden, wurde aufgehalten. „U-chan, komm, das ist meine Mama." Seufzend ging sie zu dem Tisch hinüber. Der arme Hase ... Während sie an ihr wartendes Plüschtier dachte, erzählte Mi-chan ihrer Mutter, was sie alles erlebt hatte. „ ... und dann hat er mich geschupst und mein Geld war weg und mein Knie hat ganz dolle weh getan. So doll, dass ich weinen musste und ich wollte zu dir, aber ich wusste nicht mehr, wo das Café war. Dann ist U-chan gekommen und hat mir den Weg gesagt und hat mir eine Karte gezeichnet..."
Bei diesen Worten zeigte Miyuki ihrer Mutter den bekritzelten Kassenbon, was Usagi die Röte ins Gesicht stiegen ließ. „... und wollte sie mein Aua-Knie verbinden. Aber ich wollte nicht, dass das doofe Jod da dran kommt und dann hat sie gesagt, dass sie mich schminken lässt, wenn ich das Knie verbinden lasse. Weil ich so gerne geschminkt werden wollte, hab ich „ja" gesagt und dann ist sie mit dem gemeinen Jod gekommen! Das hat soo weh getan. Aber ich hab nicht geweint! Und dann hat U-chan gewartet, bis ich mit schminken fertig war, damit nicht wieder so ein böser Junge kommt, und dann hat sie mich sogar noch hier hingebracht, weil man die Sparkasse nicht sehen konnte."
Die Mutter schaute etwas verwirrt drein, aber Usagi zeigte auf die Buden vor dem Fenster, was die Frau zu verstehen schien. „Unterwegs hat sie mir dann rote Zu.. zu Zuckerwatte gekauft und wir sind auf Pferdchen geritten!" Die Stirn der Mutter runzelte sich etwas. Usagi flüsterte ein kaum hörbares ‚Karussell' und die Gesichtszüge glättete sich wieder. „U-chan ist meine beste Freundin!" Das kleine Mädchen strahlte, als sie das sagte und Usagi sah sie überrascht an. Die Mutter, die bis dahin immer nur zustimmend genickt hatte, wendete sich jetzt an Usagi.
„Vielen Dank, dass Sie sich so nett um meinen Augenstern gekümmert haben. Mein Name ist Kasue Shiratori und Sie heißen bestimmt nicht nur U-chan!" Usagi musste grinsen. „Ich heiße Usagi Tsukino, sie können ruhig Usagi zu mir sagen. Es hat mir Spaß gemacht, auf ihre Tochter aufzupassen, aber ich muss leider allmählich los." Kasue nickte verständnisvoll. „Natürlich, es ist wirklich nett von ihnen ... äh.. dir Usagi, dass du deine kostbare Zeit meiner Tochter gewidmet hast. Warte einen Moment, dafür sollst du was bekommen." „Aber ..." Gegen ihren Protest holte Kasue ihr Portemonnaie hervor und drückte Usagi ungefähr die fünffache Summe an Geld in die Hand, die sie ausgegeben hatte. Während Usagi noch geschockt auf das viele Geld sah (wir nehmen mal an, Zuckerwatte und Co. haben ca. 10 Euro gekostet), redete Mrs. Shiratori schon weiter. „Wenn du möchtest, kannst du bei uns mal babysitten. Mein Mann und ich sind viel unterwegs und es gibt eigentlich keinen Babysitter, den unsere kleine Miyuki mag...."
5 Minuten später, einen Adressen/Telefonnummern Austausch und einen sehr erträglichen neuen Job später war Usagi endlich wieder auf dem Weg zum Tempel. Der weitere Weg verlief ereignislos, aber als Usagi schließlich die 250 Stufen erklommen hatte, traf sie der Schlag. Der Boden war mit einer weißen Schicht bedeckt, die man für Schnee halten konnte. Allerdings waren überall kleine weiße Gebetszettelchen, dazwischen lagen einige von Reis Bannzetteln und auch viele Talismane lagen lustig verstreut herum. Was war denn nur hier passiert? Inmitten dieses ganzen Wirrwarrs standen Rei und Yuuichiro, der grade von seiner ‚Freundin' mit dem bekannten Reisigbesen verprügelt wurde. Usagi ging zügig auf die beiden zu. Was Rei schrie, konnte sie nicht verstehen, aber es hatte hundertpro etwas mit diesem Chaos zu tun. Im Grunde war ihr es sogar egal, welche Bombe hier eingeschlagen war, sie wollte nur endlich ihr nächstes Kaninchen.
Jetzt stand sie hinter ihrer Freundin und tippte dieser mit einem fragenden „Rei..?" auf die Schulter. Allerdings reagierte die Priesterin anders als erwartet. Sie stieß ihren Besenstiel zurück und schrie. „Klappe, dass geht nur ihn und mich was an." Usagi, die der Besenstiel wie eine Faust am Auge erwischt hatte, kippte um und stöhnte auf. Sie hatte schon genug Veilchen, warum bekam sie jetzt noch eins aufs Auge? Rei, die wegen dem Aufstöhnen des Eindringlings sich umgedreht hatte, rannte an Usagis Seite. „Usagi, es tut mir so Leid! Ich dachte, du wärst Großvater! Tut es sehr weh?" Usagi setzte sich auf und schüttelte vorsichtig den Kopf. „Nein, aber ich will euch nicht weiter bei eurem .. ähm .. Streit stören. Könntest du mir bitte einfach das Plüschtier geben?"
Zu ihrer Verwunderung wurde Rei im Gesicht so rot wie ihr Rock. „Um ... gerne Usagi, aber ... da gibt es ein klitzekleines Problem!" Usagi starrte Rei an. Ihr schwante Schlimmes. „Was für ein Problem?", fragte sie tonlos. Rei sprang auf. „Warte, ich hole erst mal das, was keine Probleme macht, okay?" Mit diesen Worten war sie im Tempel verschwunden und Usagi stand allein mit einem schuldbewusst dreinblickenden Yuuichiro da. Dann kam Rei wieder, mit einem Strauß weißer Rosen in der Hand, die sie Usagi überreichte. Diese sah verträumt auf die Blumen. Er hatte ihr Rosen geschenkt. Zwar weiße Rosen, aber Rosen blieben Rosen. Dann fiel ihr auf, dass die Karte und der Hase fehlten.
„Rei, wo ist der Rest." Rei sah bedröppelt auf den Boden. „Weißt du, Usagi, da liegt das Problem. Ich ... ich hab in meiner Wut, als Yuuichiro das Lager hat explodieren lassen, dein Geschenk um die Ohren gepfeffert, deshalb sehen die Blumen auch ein bisschen lädiert aus. Leider ... leider hat die Schleife das nicht ausgehalten und ist aufgegangen. Die Blumen haben wir wiederfinden können, der Rest ... der Rest liegt hier irgendwo rum." Usagi traute ihren Ohren nicht. Ihr Hase war weg und , noch schlimmer, die Karte? Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie hatte heute schon genug Probleme gemeistert, das war jetzt echt nicht mehr fair! 'Warum passiert so was immer mir?', fragte sie sich in Gedanken. Dann überkam sie die Wut. Wie konnte Rei nur? „Wie konntest du nur? Wie könntest du es wagen, Sachen, die für MICH bestimmt waren, als Waffe zu benutzen? Hast du sie nicht mehr alle? Ich brauche diese Karte! Ohne die komme ich nicht weiter!" „Nicht...?", kam es zögernd und leise aus Reis Mund. „Nein! Weißt du denn wenigstens, was auf der Karte drauf steht?" Rei schluckte angesichts von Usagis Wut. „Nein, ich musste versprechen, sie nicht zu lesen." Usagi stöhnte, das wurde ja immer besser. „Dann helft ihr zwei Streithähne mir jetzt gefälligst suchen!", kommandierte sie.
Zehn Minuten später hatte Yuuichiro, der Pechvogel, der das ganze Chaos mit Hilfe alter Feuerwerkskörper, einer Zigarette und einem Streichholz geschaffen hatte, das Plüschkaninchen gefunden. Wortlos übergab er es Usagi und machte sich sofort wieder auf die Suche. Usagi blieb stehen und sah mit traurigen Augen auf das süße Tier hinunter. Der sandfarbene Hase mit dem weißen Bauch und dem knuffigen, weißen Schwänzchen war bestimmt mit sehr viel Liebe ausgesucht worden. Eine Träne rann ihr die Wange herunter als sie den kleinen Zeitgenossen streichelte. Was, wenn sie die Karte nicht mehr finden würden? Sie würde nie sicher herausfinden, ob ihr Mamo-chan ihr all diese netten Überraschungen gemacht hatte.
Auch war sie sich nicht so sicher, ob sie Mamoru direkt ihre Liebe gestehen sollte, wenn die Häschen nicht zu ihm führten. Sicher war in der Hinsicht schließlich gar nichts und hinterher lachte er sie nur wegen ihrer Liebe aus! Aber vielleicht hatte sie ja Glück und würden diese Karte finden. So schwer konnte das eigentlich ja nicht sein. So ziemlich alle Zettel hier waren weiß und eine Osterkarte war normalerweise sehr bunt. Sie stellte das Kaninchen zu ihrer Tasche und den Rosen auf die Holztreppe des Tempels und wollte grade weitersuchen, als Rei schreiend angelaufen kam.
„Usagi! Usagi! Ich hab sie!!" Schwer atmend blieb sie vor Usa stehen und reichte ihr die ersehnte Karte. Diese war strahlend weiß und nur mit den japanischen Schriftzeichen für Ostern verziert. Usagi verzog das Gesicht. Soweit zu dem einfach zu finden. Das Rei die Karte überhaupt gefunden hatte, glich jetzt einem Wunder. Dann drehte sie die Karte um.
Dank dieser weißen Rosen weißt du jetzt,
dass ich dich schon länger im Geheimen liebe.
Für den Fall, dass du erfahren möchtest,
was ich nach diesem Geständnis vorhabe,
wäre es eine Gute Idee, zu dem Haus deiner Freundin zu kommen,
mit der seit kurzem ein brillentragender Streber zusammen ist.
PS:
Bedenke aber immer in deinem Leben:
Intelligenz ist nicht alles.(wie man in diesem Fall auch sieht)
Usagi grinste breit. Noch so ein einfacher Hinweis und dann auch noch so ein aufmunternder. Diese Karte sollte sie sich an die Pinwand hängen und ab und an mal ihren Eltern zeigen. Aber jetzt zurück in die Gegenwart. Vielleicht würde sie doch noch alle Häschen heute finden! Aber es war mittlerweile vier Uhr, sie sollte sich beeilen. Im Eiltempo und doch sehr vorsichtig packte Usagi jetzt ihre Tasche und rannte über die zugemüllte Fläche zur Treppe. Sie schaffte es noch ein „Tschüss!" zu rufen und raste dann die Treppe hinunter.
Kurz vor Ende schaffte sie es aber, mit dem Fuß umzuknicken. Ein unglaublicher Schmerz durchzuckte sie und sie begann zu fallen. Irgendwie überflog sie die letzten 15 Stufen, drehte sich dabei in der Luft und landete zum Schluss mit ihrem schmalen Hinterteil und ihrer Tasche auf dem Schoß auf dem Bürgersteig. „Vielleicht sollte ich meine kostbaren Geschenke Zuhause ablegen, bevor ich sie noch kaputt bekomme!", schoss es ihr während des Fluges durch den Kopf. Keine Sekunde später machte sich ein weiterer Schmerz bemerkbar und sie brachte so ein lautes „AUA!!!" hervor, dass selbst Yuuichiro, der von Rei zum Aufräumen verdonnert worden war, es 500 Meter höher noch hören könnte
Hier bin ich endlich wieder!!!Ich gaube, ich sollte bei der Vorraussage der Wörter meiner Kapitel ein neues System einführen. Die Anzahl der Wörter, die ich will 1500 - 2000. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass letzte Kapitel wäre das längste, aber wie man sieht, bzw. wie ihr lest, kann man sich irren.
Naja, viel Spaß beim Lesen. Ich werde in den nächsten Tagen an meinen 2 anderen FFs fleisig weitertippen, ihr solltet also bald wieder was zu lesen bekommen.
Disclaimer: Mir gehört nichts von Sailor Moon, aber Kasue und Mi-chan is sie nicht süß?
Widmung: allen, die sich über das gute Wetter genauso freuen wie ich!
Bitte: Kommis! Ich möchte kommis haben
DarcAngel: Ja, ich kenne die 's'-Regeln, aber das Rechtschreibprogramm auf meinem Compi hat keine Rechtschreibreform mitgemacht und wenn es mir zum Schluss damit leid ist, klicke ich öft einfach auf ändern. Was meinst du, warum du das ganze Betan darfst?
Viel Spaß dann!
Usagi zog die Tür hinter sich zu und drehte sich nach links. Wo sie hin musste war glasklar. Schließlich kannte sie nur einen Rocker, und das war Yuuichiro. Der lebte am Hikawa Schrein, wo man logischerweise betete, und war mehr oder minder mit ihrer besten Freundin zusammen. Da sie zirka 50 ihrer Freizeit bei Rei verbrachte, kannte sie von absolut jeder Stelle in der ganzen Stadt den schnellsten Weg zum Tempel. Von der Schule aus musste sie durch die Innenstadt, dann zwei Blöcke durch die Neubausiedlung und schließlich am Rande der Stadt die Hauptstraße entlang, bis sie bei den bekannten Stufen angelangt war. Wenn sie sich beeilte, würde sie den nächsten Hasen in zwanzig Minuten in den Händen halten.
Strahlend und mit langsam nicht mehr sehr schmerzendem Fuß machte sie sich auf den Weg. Es war jetzt beinahe unabstreitbar, dass Mamoru derjenige war, der ihr ein Geständnis machen wollte, denn nur von ihm wusste sie, dass er Reis Wohnort kannte. Alle anderen Jungs, die sie in Betracht gezogen hatte, kannten Rei, wenn überhaupt, nur vom Sehen. Mamoru war schon oft bei Rei gewesen. Als er mit Rei zusammen gewesen war, was Usagi schon damals nur verächtlich mitangesehen hatte (wenn auch aus einem vermeintlich anderen Grund), war er oft mit ihr am Tempel gewesen, und auch jetzt kam er noch regelmäßig zum Trainieren (Karate) vorbei. Über Reis neue ‚Beziehung' wusste er deshalb natürlich auch Bescheid. Wenn also nicht Mamoru ihr Verehrer war, dann konnte es nur jemand sein, den sie ganz und gar nicht kannte. Und der Gedanke, dass jemand sie ganz genau kannte, während sie ihn nicht kannte, war ihr unheimlich. Woher sollte dieser Mensch so viel von ihr wissen?
Usagi hatte die Innenstadt erreicht und blieb abrupt stehen. Mitten auf der Straße stand ein dickes ‚Gesperrt' Schild und an den Straßenseiten standen zig Buden. Leute schlenderten durch die Straßen, guckten hier und schauten da. Über dem Dach des Einkaufszentrums sah sie ein Riesenrad sich drehen. Was zum Teufel war denn da los??? Sie sah sich verwirrt um und entdeckte am Straßenschild ein großes Plakat. Mit bunten Buchstaben und Ostereiern als Os konnte man darauf lesen:
GROSSES OSTERFEST!!!
VIELE ATTRAKTIONEN FÜR GROß UND KLEIN!!!
STÄNDE, RIESENRAD, ACHTERBAHNEN, KINDERSCHMINKEN UND CO.!!!
Am liebsten hätte Usagi sich vor den Kopf geschlagen. Klar, es war Osterfest, wie hatte sie das nur vergessen können? Schließlich ging sie jedes Jahr hin. Das Fest, das eine Mischung aus Kirmes und Altstadtfest war, wurde immer über die Osterfeiertage abgehalten. Allerdings ging Usagi normalerweise erst Montags, da der Sonntag ein Familienfest war. Sie liebte es allein durch die Straßen zu bummeln, sich alle Stände anzusehen und zum Schluss auf dem supergroßen Marktplatz Tokyos mit all den aufgebauten Achterbahnen zu fahren.
Sie nahm nie ihre Freunde mit, egal wie sehr sie sie baten, zusammen zu gehen. An diesem Fest blieb sie allein, wurde nicht angemeckert, nicht zu dummen Sachen überredet, sie konnte sie selbst sein. Andere Frauen lasen Bücher, machten Urlaub auf einer Beautyfarm oder taten einfach gar nichts – Usagi ging auf dem Osterfest bummeln. Es war eine Art Ritual, das sie jedes Jahr wieder vollzog.
Nachdem sie alle besichtigungswürdigen Achterbahnen und Co. hinter sich gebracht hatte, ging sie die letzten zwei Stunden bevor sie nach Hause musste noch mal alle Buden ab und kaufte sich einige Dinge. Auch die Süßigkeiten, die nur auf dem Osterfest zu bekommen waren, wie ihre Lieblingsbonbons, holte sie sich. Dass sie so spät ging, hatte natürlich System, auch wenn ihre Freundinnen ihr das nie geglaubt hätten. Am Ende des Festes würde an den meisten Ständen noch mal mit dem Preis runtergegangen, und da sie sehr viele Budenbesitzer kannte und deshalb sowieso Rabatt bekam, machte sie die schönsten Schnäppchen. Während ihre Freundinnen am Dienstag pleite waren und auf ihr nächstes Taschengeld warten mussten, hatte Usagi immer noch mindestens die Hälfte übrig. Das konnten ihre Freundinnen nie verstehen, denn sie kaufte bestimmt wenigstens genauso viel auf dem Fest. Ami und die anderen hatten sie schon x-mal nach ihrem Geheimnis gefragt, aber Usagi antwortete nie, sonst wäre ihre Wellnesszeit nur noch halb so schön.
Bei dem Gedanken musste sie grinsen. In gewisser Beziehung war sie schlauer als Ami, und das war ein großes Plus für ihr Ego. Aber was sollte sie jetzt tun? Sollte sie durch die überfüllte Innenstadt gehen? Sie würde wesentlich langsamer vorankommen und dann gab es da noch die Möglichkeit, dass sie furchtbar oft abgelenkt werden würde. Durch diese Verzögerung würde sie mindestens 10 Minuten länger brauchen! Die andere Alternative wäre, einfach um die weiträumig abgesperrte Innenstadt herumzugehen. Usagis Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Welche Richtung sollte sie einschlagen? Allmählich wurde ihr ihre Unentschlossenheit peinlich, die Leute begannen schon sie komisch anzusehen. Also, durch die Innenstadt und 10 Minuten ‚Verspätung' oder außenrum und ebenfalls etwa 10 Minuten ‚Verspätung'?
Sie seufzte und machte dann einen Schritt Richtung Innenstadt. 10 Minuten länger bräuchte sie so oder so und wenn sie noch was dabei zu gucken hatte, verging die Zeit hoffentlich schneller. Vorsichtig, um nicht jemandem bei einen ihrer möglichen Unfälle wehzutun, schlängelte sie sich durch die Menschenmasse und schaute sich dabei interessiert nach links und rechts um. Klar, jedes Jahr waren die gleichen Buden da, aber das Angebot variierte trotzdem.
Logischerweise gab es die Klassiker, die es auf jedem Markt zu kaufen gab, wie Zuckerwattestände und Eine-Welt-Buden, aber das Angebot der Klamotten- und Musikbranche änderte sich von Mal zu Mal. Von dicken kurzen Kleidern zu langen dünnen Shirts und knalligen Miniröcken, von vielen Rap- und Houseplatten zu massenweise R'n'B-CDs (AN: Wofür steht eigentlich R'n'B?) An Spielzeug- und Mischmaschständen wurden die neusten Trends verkauft, dieses Jahr besonders diese langen, knatschebunten Plastikbänder, aus denen man wirklich alles machen konnte. Wenn sie sich recht erinnerte, hießen diese Dinger wie der Hund mit dem Angsthasen-Charakter aus der Geisterfängerzeichentrickserie, deren Abenteuer jetzt ins Kino kamen. Sie hatte zwar keine Ahnung warum die Plastikbänder danach benannt worden waren, aber es konnte ihr eigentlich auch egal sein. (AN: Die Dinger heißen Scoubidou, nicht Scooby Doo, aber es wird gleich ausgesprochen.)
Sie sah sich weiter um. Natürlich waren auch die ganzen Kinderattraktionen wie kleine Karussells und Schminkplätze über den ganzen Platz verteilt, damit die Kinder nicht zu quengelig wurden. Früher hatte sie es geliebt sich schminken zu lassen. Am liebsten als Häschen, wie das kleine Mädchen, das jetzt zu ihrer Rechten auf dem beliebten Stuhl saß und weiße Farbe ins Gesicht gepinselt bekam.
Usagi blieb stehen und sah verträumt noch etwas länger bei der Verwandlung des Kindes zu. Kaum war das Mädchen fertig, bezahlte es und hopste freudestrahlend zu seiner Mutter, die ein paar Stände weiter wartete. Usagi lächelte, als sie das sah. Das kleine Mädchen war genauso wie sie, als sie kleiner war. Dann drehte sich Usagi wieder zu dem Schminkstand um. Sie wollte noch eben sehen, welches Tier sich das nächste Kind aussuchen würde. Aber was sie sah, ließ sich ihr Herz zusammenziehen. Auf der anderen Seite des Standes, genau an der Stelle, die von den Kindern und dem Stuhl immer verdeckt wurde, stand ein kleines rothaariges Mädchen und weinte herzzerreißend. Aber bevor Usagi noch mehr von der Kleinen sehen konnte, geschweige denn den etwaigen Grund für ihre Trauer ausmachen konnte, wurde sie auch schon von dem Körper eines etwa fünfjährigen Jungs verdeckt. Einen Moment war Usagi unschlüssig. Sollte sie jetzt einfach weitergehen, ihren Hasen in Empfang nehmen und darauf hoffen, dass mit der Kleinen alles in Ordnung kam? Oder sollte sie zu ihr gehen und sie trösten? Usagis Menschlichkeit siegte. Der Hase konnte ihr ja nicht weglaufen und sie kam sowieso schon später als geplant. 5 Minuten mehr oder weniger machten den Braten jetzt auch nicht mehr fett.
Langsam ging sie um den Stand herum. Das Kind stand immer noch an der selben Stelle und vergoss noch mehr Tränen als vorher, wenn das überhaupt noch möglich war. Usagi hockte sich vor das kleine Mädchen in dem ärmellosen sonnengelben Kleid und strich ihr mit den Händen sanft die Tränen von den rosigen Wangen. Das Mädchen schaute erstaunt mit Wasser in ihren eisgrauen Augen auf. „Hey, Kleine, wie heißt du?", fragte Usagi leise. „Mi.. Mi ... yyyu ... kiii Shiiii ....rra .. tooori.", brachte die kleine schluchzend heraus und wischte sich schniefend mit einer Faust über die Augen. „Und warum weinst du Miyuki-chan?" „Mei ... meine Mu ..Mu .. Mutter hat ... hat mir Gel .. Geld ge.. gegeben, da . damit ich ... ich mich schmin ... schminken lassen .. kann. Sie .. sie ha ... hat gesagt, dass ... dass wir uns ..da .. danach in .. in unserem ... Lieb ..Lieblings ... café tre ..tre ...treffen. ... Kurz be ... bevor ich dra ... dran war, hat mich ... mich ein bö .. böser Jun ... Junge geschupst und ... und mein ga ... ganzes Geld ist .. ist in den Gu ... Gully gefallen und ich .. ich hab ... hab mir am Knie .. Knie wehgetan."
Bei den Worten des Mädchens bemerkte Usagi den kleinen roten, in Kniehöhe des Kleides und den Rinnsal Blut, der ab dem Saum des Kleides zwischen Knie und Fußgelenk sichtbar war. Aber bevor sie die Kleine verarzten würde, würde sie sie erst mal aussprechen lassen. „Das ... das hat ganz ganz ... doll weh getan ... und ich mu .. musste wein .. nen. Da .. Dann wo ... wollte ich ... zu .. zu mei .. meiner Mama, aber .. ber ich weiß .. weiß nicht mehr, .. wo... wo das ... Café i .. ist."
Miyuki fing wieder an bitterlich zu weinen und Usagi konnte nicht anders und nahm sie in den Arm. Miyuki schlang ihre kleinen Ärmchen um Usagi, vergrub ihren Rotschopf an der Halsbeuge und drückte sich fest an sie. Tröstend strich Usagi dem kleinen Mädchen über den Rücken und flüsterte ihr sanfte Worte ins Ohr. Bald darauf hatte sich Miyuki beruhigt, löste sich von ihrem lebendigen Kuschelkissen und schaute es dann mit einem interessierten Blick an. „Wie heißt du eigentlich?", fragte sie mit nicht mehr zitternder Stimme und zog die Nase hoch. „Usagi Tsukino, aber du kannst mich Usa oder so nennen, wenn du willst.", bot Usagi dem Kind freundlich an. Miyuki gefiel diese Idee und kreierte sofort ihren ganz eigen Spitznamen für ihre Trösterin.
„U-chan, weißt du, wo das Café ist?" Als Usagi diesen Spitznamen hörte, musste sie lächeln, wurde aber wegen der Frage gleich wieder etwas ernster. „Vielleicht, Miyuki. Wie heißt denn dein Lieblingscafé?" Die Kleine überlegte kurz angestrengt und zuckte dann hilflos mit den Schultern. „Mir fällt es grad' nicht ein? Ich weiß nur, dass über dem Eingang ein ganz, ganz großer Hut für Könige ist." Usagi dämmerte es allmählich. Ein Lieblingscafé mit einer Krone drüber, da konnte sie sich nur ein einziges Geschäft vorstellen. „Meinst du das Crown-Café?" Miyuki fing an zu strahlen. „Genau! Kannst du mir den Weg dahin erklären?" Usagi nickte heftig. Wenn sie der Kleinen den Weg erklärt hatte, würde sie sich wieder auf zum Tempel machen können. Da Miyuki das Café vom Aussehen her kannte und der Weg nicht all zu weit war, konnte sie das Mädchen getrost alleine losziehen lassen. Verpassen würde sie es bestimmt nicht. „Klar. Du gehst von hier aus nach rechts, bis zu der ersten Abzweigung nach links, da hinten bei der Sparkasse. Da gehst du rein und an der Apotheke wieder nach links. Da musst du dann geradeaus über den Platz mit den vielen Achterbahnen und dann über die Ampel. Auf der anderen Straßenseite läufst du dann nach rechts und dann müsstest du das Crown schon sehen." Miyuki, die aufmerksam zugehört hatte, wiederholte die wichtigsten Sachen noch mal. „Nach rechts, an der Sparkasse links, an der Apotheke links, bei den Achterbahnen über die Ampel und dann nach rechts bis zum Café, richtig?"
Usagi strahlte. „Ganz genau. Weißt du was? Ich zeichne dir den Weg auf, damit du dir ganz sicher bist, okay?" Miyuki nickte. Usagi öffnete ihre das vordere Fach ihrer Umhängetasche und wühlte ein bisschen darin herum, bis sie einen Kuli und eine Rechnung gefunden hatte. Dann kniete sie sich zu Miyuki und fing an zu zeichnen. An die Stelle, wo Miyuki und somit unten war, machte sie ein X. Dann machte sie einen Strich nach rechts, der nach ein paar Zentimetern einen Knick nach links machte. An diese Knickstelle zeichnete sie das allbekannte Zeichen der Sparkasse, das S mit dem Punkt drüber. Dann zeichnete sie den Strich noch etwas weiter, bis sie ihn wieder nach links abknicken ließ. Diesmal zeichnete sie einen Stab, um den sich eine Schlange wand (zumindest sollte es das darstellen) und ein großes A an die Abzweigung. Der nächste Strich fiel sehr kurz aus, was allerdings an der Größe des Papiers lag, denn eigentlich war das die längste Strecke. An den kleinen Strick malte sie etwas, das man mit sehr gutem Willen als eine Achterbahn interpretieren konnte und an das Ende des Strichchens eine Ampel. Ein wirklicher Winzstrich kam noch nach rechts an die Zeichnung und an dessen Ende skizzierte sie eine Krone. Nachdem sie die Skizze fertig hatte, übergab sie diese Miyuki und steckte ihren Kuli wieder Weg. Dabei fiel Usagi ihr Verbandszeug ins Auge und schlagartig erinnerte sie sich wieder an Miyukis aufgeschlagenes Knie.
Sie nahm den Mull und das Desinfektionsmittel heraus und kniete sich dann wieder hinunter zu dem kleinen Mädchen. „Miyuki-chan, darf ich mal dein Knie sehen?", fragte sie vorsichtig. „Warum?", das Kind sah sie misstrauisch an. Usagi seufzte, das würde bestimmt ein Theater geben. „Weißt du, Miyuki, ich muss da Jod drauftun und es verbinden, sonst tut dir das Knie bald super doll weh.", sagte sie sanft und fasste das Mädchen am Ellbogen. Aber wie schon erwartet fing das Kind an, sich zu wehren. „Nein! Nein! Ich will nicht!!! Nichts tut mehr weh als Jod! NNNeeeeiiiinnnn!" Usagi ließ den Ellebogen los, den Miyuki schon die ganze Zeit versucht hatte, ihr zu entwinden. Als die Kleine merkte, dass sie wieder frei war, nahm sie erst mal Abstand zu Usagi und fing dann an diese zu beschimpfen.
„Du hast das ganze Zeug nur da, um mir weh zu tun! Niemand hat so was normalerweise mit! Du hast es auf mich abgesehen! Du bist so gemein und hinterhältig!! Mami!" Jetzt fing sie an lauthals zu brüllen, was Usagi natürlich peinlich war. Außerdem könnten die Leute sie für eine Kinderschänderin halten. Sie versuchte das Mädchen zu beruhigen: „Miyuki, hey, Miyuki, ich hab das Ganze nicht mit, um dir weh zu tun! Ich hab das immer für mich selber mit, weil ich furchtbar tollpatschig bin und mir oft selber wehtue. Guck, ich hab es heute sogar schon gebraucht!" Mit diesen Worten hielt sie ihr die bandagierte linke Hand hin. Miyuki beäugte die Hand misstrauisch und fragte dann leise: „Was hast du gemacht?" „Ich war im Park bei den Rosen. Dann bin ich gestolpert und um mein Gleichgewicht wiederzuerlangen, hab ich in die Rosen gefasst. Aber leider haben Rosen ja auch Dornen. Und die Rosen, in die ich gefasst habe, hatten ganz besonders viele und spitze Dornen." Jetzt sah Miyuki sie mitfühlend an.
„Hat es sehr weh getan?", fragte sie treuherzig. „Ja und es hat geblutet. Aber dann hab ich Jod draufgetan, damit es später nicht noch mehr weh tut und es dann verbunden, damit nicht noch mehr Schmutz drankommt. Sonst müsste ich schließlich noch mal dieses doofe Jod draufmachen." In Gedanken leistete Usagi abbitte. Sie hatte das Jod in Wirklichkeit ganz vergessen, aber diese kleine Lüge war notwendig. Das Mädchen sah sie mit großen Augen an. „Du magst das Jod auch nicht?" „Natürlich nicht!", sagte Usagi voller Inbrunst. „Niemand mag Sachen, die einem Wehtun. Aber mit dem Jod ist das wie mit Spritzen, man mag sie ganz und gar nicht, aber sie sind wichtig, damit man nicht so krank wird, dass man vielleicht sogar stirbt." Miyuki nickte nach kurzer Überlegung. „Du hast Recht, aber ich will trotzdem nicht!" Sie verschränkte die Arme und sah Usagi trotzig an. Diese seufzte mittlerweile leicht angenervt. Sie verstand zwar das Mädchen, sie hatte früher schließlich genauso reagiert, aber wenn das so weiterging, würde sie morgen noch hier stehen! Wie hatten ihre Eltern das früher nur geschafft?
In Usagis Kopf machte es Klick. Klar, so würde es bestimmt funktionieren, jetzt musste sie nur noch ihr Portemonnaie mithaben. Schnell durchsuchte sie ihre Tasche und konnte einen Moment später erleichtert aufatmen. Das Portemonnaie war da und gut gefüllt, dank der Tatsache, dass sie die Tasche gestern eigentlich schon für morgen gepackt hatte. Sie wandte sich Miyuki wieder zu. „Ich mache dir ein Angebot, Miyuki-chan. Du lässt dir von mir das Knie verarzten und dafür gebe ich dir Geld, damit du dich doch noch schminken lassen kannst, okay?" Die Angesprochene überlegte einen Moment. Sollte sie das Angebot annehmen oder nicht? Sie hasste Jod, aber sie wollte sich so gerne schminken lassen ....
Also: „Okay, aber nur, wenn du wartest, bis ich fertig bin." Usagi verzog kaum merklich das Gesicht. Sie würde das jeden Tag gerne machen, aber nicht unbedingt heute! Schließlich wusste sie nicht, wie viele Häschen sie noch erwarteten, und wenn sie Pech hatte, würde sie heute nicht mehr fertig werden. Und dabei wollte sie so schnell wie möglich ihren Mamo-chan in die Arme schließen! „Warum denn, Süße, du bist doch schon groß, du kannst das doch schon selber!" In den Augen des kleinen Mädchens sammelten sich Tränen. „A ... aber wenn dann wieder so ein ... ein böser Junge kommt, dann hab ... hab ich doch nichts da ... von." Tränen kullerten ihr wieder die Wangen herunter und sie musste die Nase hochziehen.
Usagi stöhnte, ihr würde wohl nichts anderes Übrig bleiben. Sie reichte Mi-chan, wie sie das Kind mittlerweile in Gedanken nannte, ein Taschentuch und sagte: „Okay, ich bleibe, bis du fertig geschminkt bist. Lässt du mich jetzt bitte dein Knie sehen?" Miyuki nickte, setzte sich auf den Bürgersteig, damit Usagi besser an ihr Knie kam und schnäuzte sich die Nase. Usagi zog das sonnengelbe Kleid mit den lustigen Schleifen auf den Schultern bis zur Mitte des Oberschenkels hoch und besah sich das Malheur. Das kleine Knie war großflächig aufgeschürft und blutete immer noch. Teilweise war die Wunde sehr tief, aber Dank dem Stoff war kein Sand oder kleine Steinchen hineingelangt. Nur zwei, drei kleine Fusseln klebten im Blut über der Wunde, und die waren nicht weiter schlimm, da sie nicht in der Wunde waren.
Usagi zog drei weitere Taschentücher hervor, diesmal aus Stoff. Mit dem ersten wischte sie das Blut, welches das Bein hinuntergelaufen war weg, mit dem zweiten tupfte sie vorsichtig die Wunde etwas blutfreier, was natürlich nicht lange anhielt. Usagi seufzte, dann würde sie das Jod halt nicht so direkt auf die Wunde auftupfen können. Das dritte leider weiße Taschentuch tränkte sie mit einem guten Schuss flüssigem Jod und fing an, die Wunde damit zu betupfen. Da aber wie schon gesagt, das Blut im Weg war, musste sie ziemlich feste draufdrücken, damit das Ganze was brachte.
Miyuki, die beim Blutabwischen schon leicht zusammengezuckt war, zuckte jetzt bei jeder Berührung heftig zurück und biss sich grade feste auf die Unterlippe um nicht loszuschreien. In ihren Augen schwammen berechtigte Tränen, aber sie vergoss keine Einzige. Nachdem Usagi das Knie fachkundig bandagiert hatte, half sie Miyuki hoch und lächelte sie an. „Du bist sehr mutig, Miyuki-chan. Als ich so groß war wie du, hab ich bei solchen Behandlungen immer geheult. Du hast dir das Schminken echt verdient!" Mit diesen Worten gab sie Mi-chan das Geld und das Mädchen lief leicht humpelnd zum Ende der Schlange.
Zu Usagis Glück war diese sehr kurz und keine 10 Minuten später war aus dem kleinen süßen Kind eine gefährliche Tigerin geworden. Miyuki kletterte vom Stuhl, bedankte sich bei Usagi für ihre Hilfe und für das Geld (über das Knie und das Theater darum verlor sie kein Wort) und lief dann Richtung Sparkasse davon. Usagi sah ihr noch einen Moment nach und schlug sich dann wieder nach links ins Getümmel. Aber sie kam nicht weit. Zirka zehn Meter vom Schminkstand entfernt zog plötzlich jemand an ihrem Kleid.
Verwirrt sah Usagi nach unten und erblickte Miyuki. Die Kleine hatte ihre Hände in ihrem Kleid vergraben und sah sie mit verzweifeltem Blick an. Auch wenn sie es eigentlich eilig hatte, konnte Usagi diesem Blick nicht widerstehen und beugte sich zu ihr herunter. „Miyuki, was ist denn los, hast du den Weg vergessen oder den Zettel verloren?" Das Mädchen schüttelte als Nein den Kopf und flüsterte: „Ich kann die Sparkasse nicht sehen, ich weiß nicht, wo ich links abbiegen muss." Usagi nahm Mi-chan auf den Arm und drehte sich in Richtung Sparkasse. „Guck Miyuki, da hinten, wo dieses rote Zeichen ist ..."
Sie guckte von dem Mädchen in die Richtung um draufzuzeigen und stoppte mitten im Satz. Überall standen Buden, die das Zeichen fast ganz verdeckten. Wenn man so klein war wie Miyuki würde man die Sparkasse gar nicht sehen können. Sie seufzte, was sollte sie jetzt tun? In dem Moment bat Mi-chan sie: „Kannst du mich zum Café bringen?" Als sie merkte, dass ihre U-chan zögerte, sagte sie: „Du kannst mich auch nennen, wie du willst." Als sie das hörte musste Usagi lachen und fällte die Entscheidung. „Okay, Mi-chan, ich bring' dich zu deiner Mama." Dann ließ sie die dreijährige wieder runter, nahm sie an die Hand und ging zielstrebig mit ihr los. Kurz nach der ersten Linksabzweigung fing Mi-chan an, immer langsamer zu laufen, bis sie nur noch sehr langsam neben Usagi herhumpelte.
Wieder mal beugte sich Usagi zu der Kleinen herunter. „Hey, Mi-chan, tut dein Knie sehr weh?" Mi-chan nickte nur leicht und sagte tapfer: „Ich schafft das schon." „Wenn du willst, kann ich dich tragen. Dann kommen wir viel schneller voran und du bist sehr bald bei deiner Mami." Das Mädchen überlegte. Sollte es sich tragen lassen? Oder sollte sie lieber laufen, um ihrer Mami zu zeigen, dass sie schon so groß war, dass sie bis zum Café laufen konnte. Schließlich siegte der Schmerz und Mi-chan streckte Usagi die Arme entgegen um hochgenommen zu werden. Auf Usagis Arm, oder besser Hüfte schlang Mi-chan ihre Arme um den Hals ihrer U-chan und legte müde ihren Kopf auf deren Schulter. Von dort aus schaute sie sich all die Buden an, an denen Usagi sie vorbeitrug.
Usagi wiederum hing ihren Gedanken nach. Den Weg zum Crown würde sie halbschlafend und sturzbesoffen noch morgens um vier mit verbundenen Augen finden, da waren so ein paar Buden und die Menschenmasse ja wohl kein Problem. Außerdem konnte sie der Bitte des kleinen Mädchens mittlerweile etwas gutes abgewinnen, vielleicht war ihr Mamo-chan im Crown. Obwohl, sollte er nicht am Ziel der Schnitzeljagd sein? Oder war das Crown etwa das Ende der Schnitzeljagd? Sie würde dann zwar noch mal losgehen, um ihre Häschen zu holen, aber wenigstens würde sie dann schon mal wissen, wo sie zum Schluss hin musste. Also, hoffentlich war ihr Mamo-chan im Crown. Bei dem Gedanken an ihn musste sie selig seufzen, was das kleine Mädchen auf ihrem Arm dazu veranlasste, ihr Gewicht zu verlagern. Usagi grinste, bestimmt hatte Mi-chan gedacht, sie würde ihr zu schwer oder es war ihr unangenehm sie zu tragen. In Wirklichkeit hatte Usagi ganz und gar nichts dagegen die Kleine auf dem Arm zu haben. Es war ein schönes Gefühl, eines, dass sie hoffentlich in (wenn auch noch ferner) Zukunft wieder haben würde – allerdings wegen eines ihrer und Mamo-chans Kinder.
Sie sah es schon genau vor sich. Sie würden in einem gemütlichen Einfamilienhaus mit großem Garten am Rande der Stadt leben. Sie würden einige Tiere besitzen und Kinder haben, mindestens zwei. Einen kleinen Jungen, der das genaue Abbild seines ansehnlichen Vaters sein würde, nur mit ihren Augen, und ein kleinen blonden Engel, der genauso aussah wie sie selbst, nur dass sie die dunklen Saphir Augen von Usagis Ehemann geerbt hatte. Und dann ...
Usagi erwachte aus ihrem Tagtraum, als sie von einer alten Frau angerempelt wurde. Hatte sie das eben wirklich gedacht? Hatte sie sich wirklich schon als Ehefrau und Mutter gesehen? Hatte sie Mamoru Chiba zu ihrem Ehemann gemacht? Ja, das hatte sie. Sie schüttelte leicht grinsend den Kopf. Wie weit war es schon mit ihr gekommen? Heute Morgen hatte sie sich noch nicht mal vorstellen können, mit Mamoru ein normales Gespräch führen zu können, jetzt um 2 Uhr nachmittags wollte sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen! Wenn die Leute das hören würden, würden sie sie für nicht mehr ganz dicht halten. Außerdem, was brachte es, wenn sie sich jetzt schon ihren Lebensabend mit Mamo-chan ausmalte? Sie waren ja noch nicht mal zusammen! Und außerdem, vielleicht wollte Mamo-chan nie heiraten, oder mochte keine Kinder.
Bei dem Gedanken wurde sie betrübt. Heiraten und Kinder bekommen waren zwei große Ziele in ihrem Leben. Es wäre schlimm, wenn Mamoru dagegen wäre. Was würde sie dann machen? Ohne ihren Mamo-chan konnte sie sich diese Ziele nämlich nicht klar vorstellen. Sie atmete tief ein. Darüber würde sie sich jetzt keine Gedanken machen. Sie würde optimistisch sein. Vielleicht würde sie mit diesen Problemen nie zu tun haben, weil auch Mamo-chans größter Herzenswunsch eine eigene Familie war. Und wenn doch würde sie sich dann darum Sorgen machen, wenn sie es musste. Hoffentlich musste sie sich nie darüber Sorgen machen. Das würde sie ...
In diesem Moment würde sie von dem kleinen Mädchen auf ihrem Arm aus ihren Gedanken gerissen. „U-chan, guck mal, was macht der da?" Sie zeigte auf einen Mann, der grad eine Zuckerwatte drehte. „Der verkauft Zuckerwatte.", erwiderte Usagi. „Zuckerwatte?", fragte Miyuki und machte große Augen. Sie hatte noch nie etwas von Zuckerwatte gehört, geschweige denn so was gesehen. „Ja, Zuckerwatte. Man tut Zucker in die Maschine, die macht aus dem Zucker eine Art Watte, die dreht man auf einen Stab und dann kann man das Essen. Es ist ganz süß!", erklärte Usagi dem Kind geduldig. Miyuki schien beeindruckt und fragte ohne zu überlegen: „Kann ich eine haben?" Als sie bemerkte, wen sie da grade gefragt hatte, stotterte sie: „Tut mir Leid .... ich meine ... ich hatte noch nie ..."
Usagi grinste und beruhigte die Kleine. „Ist schon gut. Du kannst gerne eine haben. Welche Farbe möchtest du denn?" Jetzt guckte die kleine Mi-chan schon wieder verwirrt. „Farbe? Du meinst, es gibt verschiedene Farben?" „Klar, sonst hätte ich nicht gefragt. Jede Farbe hat einen anderen Geschmack.", klärte sie auf. „Die weiße Zuckerwatte schmeckt nur nach Zucker, die Rosa nach Erdbeeren, die Dunkelrote, so wie deine Haare, schmeckt nach Kirschen, Zuckerwatte mit Blaubeergeschmack ist Blau, welche mit Zitronengeschmack Gelb und grüne Zuckerwatte schmeckt nach Apfel. Also, welche Zuckerwatte willst du?" Für Usagi wäre die Antwort klar wie Kloßbrühe, sie aß seit jeher am liebsten die rosa Zuckerwatte, aber Miyuki musste ernsthaft überlegen. Schließlich sagte sie: „Die ganz Rote."
Nach dieser Angabe ging Usagi hinüber zu dem Verkäufer und bestellte eine rote und eine rosa Zuckerwatte, wer könnte der Versuchung schon widerstehen? Als sie dann Mi-chan die Zuckerwatte in die Hand drückte, warnte sie: „Pass auf! Das ist ganz süß und klebrig und wenn du nicht aufpasst, hast du gleich nicht nur gemalte Schnurbarthaare sondern auch Rote aus Zucker!"
Essend gingen sie weiter. Mi-chan und U-chan waren grade mit ihrer Zuckerwatte fertig, als sie um die Ecke bogen und im nächsten Moment standen sie vor Achterbahnen, einer Geisterbahn, einem Kettenkarussell, einem Autoscooter und verschiedenen Karussells. Wieder quollen dem Kind die Augen hervor und sie schaute sich fasziniert um, als Usagi mit ihr über den Platz ging. Kurz bevor sie die Ampel auf der anderen Seite des Platzes erreicht hatten, schrie sie auf. Usagi schaute erschrocken erst auf Miyuki und sah dann in die selbe Richtung wie das kleine Mädchen.
Was sie sah, ließ auch ihr Herz höher schlagen. Schräg hinter ihr, etwa 7 Meter von ihr entfernt stand ein Karussell, aber keines von diesen neumodischen mit Autos und Fahrrädern. Nein, es war eins von den schönen alten mit handgeschnitzten Pferden, die an einer Stange, die von der Decke bis auf den Boden reichte, befestigt waren und immer hoch und runter gingen. Miyuki schaute diese Pferden staunend an, während sie sich im Kreis drehten. Wenn das kleine Mädchen nur wegen dem bloßen Anblick des Karussells so einen Ausdruck der Freude im Gesicht stehen hatte, wie sehr würde sie sich dann freuen, wenn sie selber auf diesem Karussell fahren dürfte? Usagi grinste, sie würde es herausfinden.
„Mi-chan, wollen wir auch mal fahren?" Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken und sah Usagi an. „Was fahren?" „Na, das Karussell, auf das du die ganze Zeit geguckt hast. Das mit den Pferden." „Aber Pferde reitet man doch.", erwiderte Miyuki entrüstet. Usagi seufzte, klar ritt man Pferde, aber auf Karussells fuhr man! Grade als sie das Mi-chan sagen wollte, hielt sie inne. Diese Haarspalterei würde zu nichts führen. Warum sollte sie deshalb jetzt einen Streit vom Zaun brechen? „Willst du dann mit mir auch mal reiten?", fragte sie stattdessen und die Augen des kleinen Mädchens fingen an zu strahlen und ein entzücktes „Ja!", entfloh ihrem Mund.
Keine zwei Minuten später saßen die beiden auf dem Karussell und warteten darauf, dass es losging. Usagi saß auf einem fleckenlosen Schimmel mit unglaublich aufwendig geschnitztem Zaumzeug, der aussah, als ob er grade einen weitausholenden Galoppsprung täte. Im Gegensatz dazu hatte sich Miyuki auf einen Glanzrappen (rabenschwarzes Pferd ohne auch nur einen Funken weiß) ausgesucht, der zu steigen schien und das Maul wie zu einem furchteinflößenden Wiehern aufgerissen hatte. Usagi hatte zwar hinter dem kleinen Mädchen aufsteigen wollen, aber Mi-chan hatte stark protestiert und so hatte sich Usagi mit einem (ihrer Meinung sowieso viel schöneren) Pferd neben ihr begnügen müssen. Während der ganzen Fahrt auf dem nostalgischen Karussell konnte man das entzückten Quietschen von Miyuki hören.
Als sie kurze Zeit später durch die automatischen Türen die Crown Spielhalle betraten, redete Miyuki, die Usagi mittlerweile wieder an der Hand hielt, immer noch davon, wie toll und aufregend denn der Ritt gewesen wäre und wie lieb das Pferdchen gewesen war. Kaum aber hatten sich die Türen wieder hinter Usagi geschlossen, hörte diese Miyuki kaum noch zu. Sie suchte ihren Mamo-chan, aber sie sah lediglich Motoki, der sie und das kleine Mädchen an ihrer Hand verwirrt ansah. Sie winkte ihm zu und suchte dann weiter nach ihrer ‚großen Liebe'. Als sie schließlich das Café betraten, war Usagis Laune gesunken. Er war nicht da gewesen. Noch hatte er an einem der Spiele gespielt, noch hatte er irgendwo gesessen.
Im nächsten Moment würde sie von einem Freudenschrei aus ihrer grauen Welt gerissen. „Mama!", tönte es von ihrer rechten Seite und dann war Miyuki auch schon in den Armen ihrer Mutter, drei Tische weiter. Usagi, die diesen Moment hatte nutzen wollen um heimlich zu verschwinden, wurde aufgehalten. „U-chan, komm, das ist meine Mama." Seufzend ging sie zu dem Tisch hinüber. Der arme Hase ... Während sie an ihr wartendes Plüschtier dachte, erzählte Mi-chan ihrer Mutter, was sie alles erlebt hatte. „ ... und dann hat er mich geschupst und mein Geld war weg und mein Knie hat ganz dolle weh getan. So doll, dass ich weinen musste und ich wollte zu dir, aber ich wusste nicht mehr, wo das Café war. Dann ist U-chan gekommen und hat mir den Weg gesagt und hat mir eine Karte gezeichnet..."
Bei diesen Worten zeigte Miyuki ihrer Mutter den bekritzelten Kassenbon, was Usagi die Röte ins Gesicht stiegen ließ. „... und wollte sie mein Aua-Knie verbinden. Aber ich wollte nicht, dass das doofe Jod da dran kommt und dann hat sie gesagt, dass sie mich schminken lässt, wenn ich das Knie verbinden lasse. Weil ich so gerne geschminkt werden wollte, hab ich „ja" gesagt und dann ist sie mit dem gemeinen Jod gekommen! Das hat soo weh getan. Aber ich hab nicht geweint! Und dann hat U-chan gewartet, bis ich mit schminken fertig war, damit nicht wieder so ein böser Junge kommt, und dann hat sie mich sogar noch hier hingebracht, weil man die Sparkasse nicht sehen konnte."
Die Mutter schaute etwas verwirrt drein, aber Usagi zeigte auf die Buden vor dem Fenster, was die Frau zu verstehen schien. „Unterwegs hat sie mir dann rote Zu.. zu Zuckerwatte gekauft und wir sind auf Pferdchen geritten!" Die Stirn der Mutter runzelte sich etwas. Usagi flüsterte ein kaum hörbares ‚Karussell' und die Gesichtszüge glättete sich wieder. „U-chan ist meine beste Freundin!" Das kleine Mädchen strahlte, als sie das sagte und Usagi sah sie überrascht an. Die Mutter, die bis dahin immer nur zustimmend genickt hatte, wendete sich jetzt an Usagi.
„Vielen Dank, dass Sie sich so nett um meinen Augenstern gekümmert haben. Mein Name ist Kasue Shiratori und Sie heißen bestimmt nicht nur U-chan!" Usagi musste grinsen. „Ich heiße Usagi Tsukino, sie können ruhig Usagi zu mir sagen. Es hat mir Spaß gemacht, auf ihre Tochter aufzupassen, aber ich muss leider allmählich los." Kasue nickte verständnisvoll. „Natürlich, es ist wirklich nett von ihnen ... äh.. dir Usagi, dass du deine kostbare Zeit meiner Tochter gewidmet hast. Warte einen Moment, dafür sollst du was bekommen." „Aber ..." Gegen ihren Protest holte Kasue ihr Portemonnaie hervor und drückte Usagi ungefähr die fünffache Summe an Geld in die Hand, die sie ausgegeben hatte. Während Usagi noch geschockt auf das viele Geld sah (wir nehmen mal an, Zuckerwatte und Co. haben ca. 10 Euro gekostet), redete Mrs. Shiratori schon weiter. „Wenn du möchtest, kannst du bei uns mal babysitten. Mein Mann und ich sind viel unterwegs und es gibt eigentlich keinen Babysitter, den unsere kleine Miyuki mag...."
5 Minuten später, einen Adressen/Telefonnummern Austausch und einen sehr erträglichen neuen Job später war Usagi endlich wieder auf dem Weg zum Tempel. Der weitere Weg verlief ereignislos, aber als Usagi schließlich die 250 Stufen erklommen hatte, traf sie der Schlag. Der Boden war mit einer weißen Schicht bedeckt, die man für Schnee halten konnte. Allerdings waren überall kleine weiße Gebetszettelchen, dazwischen lagen einige von Reis Bannzetteln und auch viele Talismane lagen lustig verstreut herum. Was war denn nur hier passiert? Inmitten dieses ganzen Wirrwarrs standen Rei und Yuuichiro, der grade von seiner ‚Freundin' mit dem bekannten Reisigbesen verprügelt wurde. Usagi ging zügig auf die beiden zu. Was Rei schrie, konnte sie nicht verstehen, aber es hatte hundertpro etwas mit diesem Chaos zu tun. Im Grunde war ihr es sogar egal, welche Bombe hier eingeschlagen war, sie wollte nur endlich ihr nächstes Kaninchen.
Jetzt stand sie hinter ihrer Freundin und tippte dieser mit einem fragenden „Rei..?" auf die Schulter. Allerdings reagierte die Priesterin anders als erwartet. Sie stieß ihren Besenstiel zurück und schrie. „Klappe, dass geht nur ihn und mich was an." Usagi, die der Besenstiel wie eine Faust am Auge erwischt hatte, kippte um und stöhnte auf. Sie hatte schon genug Veilchen, warum bekam sie jetzt noch eins aufs Auge? Rei, die wegen dem Aufstöhnen des Eindringlings sich umgedreht hatte, rannte an Usagis Seite. „Usagi, es tut mir so Leid! Ich dachte, du wärst Großvater! Tut es sehr weh?" Usagi setzte sich auf und schüttelte vorsichtig den Kopf. „Nein, aber ich will euch nicht weiter bei eurem .. ähm .. Streit stören. Könntest du mir bitte einfach das Plüschtier geben?"
Zu ihrer Verwunderung wurde Rei im Gesicht so rot wie ihr Rock. „Um ... gerne Usagi, aber ... da gibt es ein klitzekleines Problem!" Usagi starrte Rei an. Ihr schwante Schlimmes. „Was für ein Problem?", fragte sie tonlos. Rei sprang auf. „Warte, ich hole erst mal das, was keine Probleme macht, okay?" Mit diesen Worten war sie im Tempel verschwunden und Usagi stand allein mit einem schuldbewusst dreinblickenden Yuuichiro da. Dann kam Rei wieder, mit einem Strauß weißer Rosen in der Hand, die sie Usagi überreichte. Diese sah verträumt auf die Blumen. Er hatte ihr Rosen geschenkt. Zwar weiße Rosen, aber Rosen blieben Rosen. Dann fiel ihr auf, dass die Karte und der Hase fehlten.
„Rei, wo ist der Rest." Rei sah bedröppelt auf den Boden. „Weißt du, Usagi, da liegt das Problem. Ich ... ich hab in meiner Wut, als Yuuichiro das Lager hat explodieren lassen, dein Geschenk um die Ohren gepfeffert, deshalb sehen die Blumen auch ein bisschen lädiert aus. Leider ... leider hat die Schleife das nicht ausgehalten und ist aufgegangen. Die Blumen haben wir wiederfinden können, der Rest ... der Rest liegt hier irgendwo rum." Usagi traute ihren Ohren nicht. Ihr Hase war weg und , noch schlimmer, die Karte? Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie hatte heute schon genug Probleme gemeistert, das war jetzt echt nicht mehr fair! 'Warum passiert so was immer mir?', fragte sie sich in Gedanken. Dann überkam sie die Wut. Wie konnte Rei nur? „Wie konntest du nur? Wie könntest du es wagen, Sachen, die für MICH bestimmt waren, als Waffe zu benutzen? Hast du sie nicht mehr alle? Ich brauche diese Karte! Ohne die komme ich nicht weiter!" „Nicht...?", kam es zögernd und leise aus Reis Mund. „Nein! Weißt du denn wenigstens, was auf der Karte drauf steht?" Rei schluckte angesichts von Usagis Wut. „Nein, ich musste versprechen, sie nicht zu lesen." Usagi stöhnte, das wurde ja immer besser. „Dann helft ihr zwei Streithähne mir jetzt gefälligst suchen!", kommandierte sie.
Zehn Minuten später hatte Yuuichiro, der Pechvogel, der das ganze Chaos mit Hilfe alter Feuerwerkskörper, einer Zigarette und einem Streichholz geschaffen hatte, das Plüschkaninchen gefunden. Wortlos übergab er es Usagi und machte sich sofort wieder auf die Suche. Usagi blieb stehen und sah mit traurigen Augen auf das süße Tier hinunter. Der sandfarbene Hase mit dem weißen Bauch und dem knuffigen, weißen Schwänzchen war bestimmt mit sehr viel Liebe ausgesucht worden. Eine Träne rann ihr die Wange herunter als sie den kleinen Zeitgenossen streichelte. Was, wenn sie die Karte nicht mehr finden würden? Sie würde nie sicher herausfinden, ob ihr Mamo-chan ihr all diese netten Überraschungen gemacht hatte.
Auch war sie sich nicht so sicher, ob sie Mamoru direkt ihre Liebe gestehen sollte, wenn die Häschen nicht zu ihm führten. Sicher war in der Hinsicht schließlich gar nichts und hinterher lachte er sie nur wegen ihrer Liebe aus! Aber vielleicht hatte sie ja Glück und würden diese Karte finden. So schwer konnte das eigentlich ja nicht sein. So ziemlich alle Zettel hier waren weiß und eine Osterkarte war normalerweise sehr bunt. Sie stellte das Kaninchen zu ihrer Tasche und den Rosen auf die Holztreppe des Tempels und wollte grade weitersuchen, als Rei schreiend angelaufen kam.
„Usagi! Usagi! Ich hab sie!!" Schwer atmend blieb sie vor Usa stehen und reichte ihr die ersehnte Karte. Diese war strahlend weiß und nur mit den japanischen Schriftzeichen für Ostern verziert. Usagi verzog das Gesicht. Soweit zu dem einfach zu finden. Das Rei die Karte überhaupt gefunden hatte, glich jetzt einem Wunder. Dann drehte sie die Karte um.
Dank dieser weißen Rosen weißt du jetzt,
dass ich dich schon länger im Geheimen liebe.
Für den Fall, dass du erfahren möchtest,
was ich nach diesem Geständnis vorhabe,
wäre es eine Gute Idee, zu dem Haus deiner Freundin zu kommen,
mit der seit kurzem ein brillentragender Streber zusammen ist.
PS:
Bedenke aber immer in deinem Leben:
Intelligenz ist nicht alles.(wie man in diesem Fall auch sieht)
Usagi grinste breit. Noch so ein einfacher Hinweis und dann auch noch so ein aufmunternder. Diese Karte sollte sie sich an die Pinwand hängen und ab und an mal ihren Eltern zeigen. Aber jetzt zurück in die Gegenwart. Vielleicht würde sie doch noch alle Häschen heute finden! Aber es war mittlerweile vier Uhr, sie sollte sich beeilen. Im Eiltempo und doch sehr vorsichtig packte Usagi jetzt ihre Tasche und rannte über die zugemüllte Fläche zur Treppe. Sie schaffte es noch ein „Tschüss!" zu rufen und raste dann die Treppe hinunter.
Kurz vor Ende schaffte sie es aber, mit dem Fuß umzuknicken. Ein unglaublicher Schmerz durchzuckte sie und sie begann zu fallen. Irgendwie überflog sie die letzten 15 Stufen, drehte sich dabei in der Luft und landete zum Schluss mit ihrem schmalen Hinterteil und ihrer Tasche auf dem Schoß auf dem Bürgersteig. „Vielleicht sollte ich meine kostbaren Geschenke Zuhause ablegen, bevor ich sie noch kaputt bekomme!", schoss es ihr während des Fluges durch den Kopf. Keine Sekunde später machte sich ein weiterer Schmerz bemerkbar und sie brachte so ein lautes „AUA!!!" hervor, dass selbst Yuuichiro, der von Rei zum Aufräumen verdonnert worden war, es 500 Meter höher noch hören könnte
