Hallo!
Wie ihr seht, bin ich endlich fertig!
Ich hatte bei dieser FF ein so tiefsitzendes KreaTief, dass ich allein sechs (6!) verschiedene Anfänge geschrieben hab, von denen mir keiner wirklich gefallen hat. Aber dann hab ich letzte Woche aus Version 1 und 6 einen mir wirklich gut gefallenden Anfang gebastelt und danach ging mir der Rest des Kapitels wirklich schnell von der Hand! Das Kap ist sogar wieder länger als es eigentlich sollte, aber ich hatte einfach einen Geistesblitz und musste die zwei Personen einbauen schon gespannt ist, was ihr sagen werdet
Disclaimer: Mir gehört mal was, und zwar der Storyverlauf!
Widmung:
serena-chan, fürs Nerven, sonst hätte ich mein KreaTief wahrscheinlich noch nicht überwunden
DarcAngel, da sie sich einverstanden erklärt hat die Beta-Rechte für das Kap. meiner armen aquamaus abzutreten
aqua-chan, Danke fürs Betan und Gute Besserung!
Astreia, danke, dass ich deine Beta sein darf (schreib mal weiter...)
Dann will ich euch mal nicht länger vom Lesen abhalten!
heagsmgdl,
kiss
Prinzess
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Langsam kam Usagi wieder zu Bewusstsein. Allmählich wurde das dumpfe Pochen und Ticken in ihrem Kopf stärker und ein leises Stöhnen entrann sich schließlich ihrer Kehle. Was war passiert? Warum schmerzte ihr Kopf so? Und wo war sie? Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, um eine Ecke gerannt zu sein. Dann hatte sie einen Filmriss. War sie etwa in ein Energiefeld eines neuen Feindes gerannt und zusammengebrochen? Hatte der sie vielleicht sogar gefangen genommen? Oder war sie gegen eine Straßenlaterne oder ein Verkehrsschild geknallt? Oder war sie in einen Stand gerannt und beim Zusammenbrechen des selbigen von einer Stange getroffen worden? War sie von diesem Ding gar erschlagen worden?
Egal welche Möglichkeit zutraf, keine davon gefiel ihr. Vor allem die letzte... War sie etwa im Himmel? Hatte sie es mit ihrer Tollpatschigkeit nun doch geschafft, sich umzubringen, wie Mamo-chan es ihr schon oft prophezeit hatte? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Sie war umgekommen, grade als ihr Leben richtig interessant zu werden schien. Das war nicht fair! Sie musste herausfinden, ob es stimmte.
Vorsichtig öffnete sie die Augen einen Spalt, schloss sie aber gleich wieder. Alles, was sie gesehen hatte, war Weiß, strahlendes Weiß. Es war so hell gewesen, dass man es als stechend bezeichnen konnte. Oh nein... sie musste im Himmel sein. Nein, nein, nein...
In diesem Moment drang ein lauter Schnarcher von rechts an ihr Ohr und ließ ihren ganzen Körper vibrieren. Ihre Kopfschmerzen vergessend, wandte Usagi ihren Kopf schnell in die Richtung des Geräusches und riss die Augen auf. Dort lag in einem Weiß bezogenen Bett mit grünem Metallgerüst ein älterer Herr, der soeben ein weiteres, markerschütterndes Schnarchen von sich gab. Neben seinem Bett stand ein ebenfalls weißmetallener Nachttisch, der trotz seiner stabilen Konstruktion unter den zig Gläsern, Getränkeflaschen und Blumen fast zusammenzubrechen schien. Auf der anderen Seite des Mannes stand ein Halter mit einer durchsichtigen Plastikflasche, von der aus eine Kanüle eine durchsichtige Flüssigkeit in die Armvene des Mannes leitete.
Erleichtert atmete Usagi aus und schloss wieder die Augen. Sie war also doch nicht im Himmel, nur in einem stinklangweiligen, sterilen Krankenhaus. Dann war ja alles gut. Sie war noch am Leben und bald schon würde sie ihren geliebten Mamoru in die Arme schließen können, schließlich müsste die Häschenjagd bald zu Ende sein. Jetzt musste sie nur noch ins Crown und dann ...
Wieder zog sich Usagis Herz vor Schreck zusammen. Wie lange war sie ohnmächtig gewesen? Wie spät war es? Das Crown machte an Feiertagen und Sonntagen schon um 20.00 Uhr zu. Und der Mann neben ihr schlief von selber schon! Abermals riss sie die Augen auf und sah diesmal aus dem Fenster. Es wurde schon dunkel, das hieß, es war, wenn sie Glück hatte, frühestens 19.15 Uhr! Sie musste hier raus! Wenn sie ihren Mamo-chan heute noch küssen wollte, musste sie hier weg. Wahrscheinlich machte er sich schon Sorgen, ob es ihr gut ging. Oder er fragte sich, ob sie den Hinweis falsch verstanden hatte. Oder er dachte vielleicht sogar, dass sie, nachdem sie ihn erkannt hatte, nicht weitersuchen würde, weil sie nichts mit ihm zutun haben wollte? Sie musste zu ihm!
Langsam und leise stand sie auf. Zum einen, um ihren Zimmernachbarn nicht zu wecken, zum andern, damit ihre nach dem ersten Schreck wieder aufgetauchten Kopfschmerzen nicht noch schlimmer wurden. Als sie nach einer Minute endlich sicher stand und ihr angeschlagener Kreislauf wieder auf Hochtouren lief, sah sie sich nach ihren Schuhen um. Ihre Kleider hatte man Gott sei Dank nicht gegen eins dieser hässlichen, unförmigen Krankenhausnachthemden ausgetauscht, sodass sie sich nicht erst noch groß umziehen musste. Als sie ihre Schuhe nicht irgendwo auf dem Boden entdecken konnte, blieb sie ratlos stehen. Wo waren nur ihre Schuhe? Dann fiel ihre ein möglicher Aufbewahrungsort ein und so schlich sie auf Zehenspitzen zu den zwei Schränken links neben der Tür des Raumes.
Ebenfalls langsam und leise öffnete sie den Rechten der beiden, aber er knarrte trotzdem noch sehr laut, sodass sie sich unwillkürlich zu dem Mann umdrehte. Dieser setzte einen Schnarcher aus, und Usagi hielt mitten in aller Bewegung inne. Dann atmete der ältere Herr lange seufzend aus, warf sich mit einem Ruck auf die andere Seite und schnarchte selig weiter. Jetzt atmete auch Usagi aus und sah in den Schrank. Darin lagen ein Kulturbeutel und ein Paar Halbschuhe, sowie ein Jogginganzug, eine leichte Hose, einige Pullover und Schlafanzüge. Auf einem der drei Kleiderbügel hing außerdem ein schon etwas älterer grün-brauner Frotee-bademantel . Das war eindeutig der Kleiderschrank ihres Zimmernachbarn!
Mit viel Gequietsche schloss Usagi den Schrank wieder und öffnete dann den zweiten. Dort stand neben ihren schwarzen Schuhen auch ihre Tasche mit ihren anderen Habseligkeiten. Vorsichtig schlüpfte sie in die Schuhe, hängte sich ihre Tasche um und verließ dann das Zimmer. Kaum hatte sie aber die Tür geschlossen, blieb sie auch schon wieder mit nachdenklichem Gesichtsausdruck stehen. Jetzt, wo sie diesen typischen Krankenhausgeruch nach Desinfektionsmittel und Kranken roch, wollte sie nur noch schneller hier raus. Aber wo war der Aufzug, oder wenigstens die Treppe? Wenn sie jetzt orientierungslos durch die Gänge irren würde, würde sie nur noch Aufmerksamkeit erregen und wenn sie Pech hätte, würde eine Krankenschwester sie wieder ,einfangen'. Ihr Blick flog einmal den Gang hinauf und hinunter und tatsächlich entdeckte sie am rechten ende des Ganges ein Schild, das eine Treppe zeigte.
Erleichtert setzte sie sich in Bewegung. Von ihrem Gefühl aus wollte sie rennen, aber das wäre zu auffällig. Also versuchte sie mit einem neutralen Aussehen so unauffällig wie möglich zur Treppe zu eilen. Als sie schließlich die Treppenhaustür hinter sich ins Schloss zog, grinste sie. Jetzt konnte sie so gut wie nichts mehr aufhalten! Aber schon nach fünf Treppenstufen bereute sie die Entscheidung, die Treppe zu nehmen. Ihr Kopfschmerzen waren wieder voll da und bei jedem Schritt erklang ein Dröhnen in ihrem Kopf. Ganz vorsichtig stieg sie auch noch die nächsten vier Stufen hinunter und hielt dann auf der Zwischenplattform an. Was sollte sie jetzt machen? Egal, wie sie sich entschied, sie musste auf jeden Fall noch mal die Treppe nutzen und dabei wollte sie immer noch in kürzester Zeit aus diesem Gebäude hinaus und zu Mamoru. Aber wer wusste, wie weit das Crown entfernt war? In Tokyo gab schon allein fünf normale Kliniken und dann noch mal etliche Spezialkliniken. Woher sollte sie wissen, in welcher sie war?
Das Dröhnen in ihrem Kopf war fast ganz abgeklungen und sie entschied sich dazu, nach unten ins nächste Stockwerk zu gehen und dort dann den Aufzug ins Erdgeschoss zu nehmen. Wahrscheinlich war die Chance in der Etage erkannt zu werden geringer. Nachdem sie mit Ach und Krach die Treppe überwunden hatte, trat sie abermals in den Flur. Dieses Mal hatte ihr Kopf die Stufen besser verkraftet, aber trotzdem war nicht daran zu Denken, den Rest der Treppe zu meistern, auch wenn das unauffälliger gewesen wäre. Ab hier würde sie den Aufzug nehmen - basta!
Abrupt wandte sie sich zum gehen und stieß mit voller Wucht gegen eine harte Brust. Leicht betäubt taumelte sie nach hinten, wurde aber bevor sie fallen könnte von zwei kräftigen Armen festgehalten. Verwirrt schaute Usagi auf und durch den verschwommenen Schleier, den sie grade vor den Augen hatte, erkannte sie einen großen Mann mit schwarzen Haaren. War etwa ihr Mamo-chan gekommen, weil er ihre Schmerzen gespürt hatte? Schließlich war er auch gekommen, als Sennen und seine Freunde sie ... angegriffen hatten. Konnte sie ihn jetzt endlich in die Arme nehmen? Der Schleier lichtete sich, ein erwartungsvollem Strahlen trat in ihre Augen und sie betrachtete den Mann genauer.
Er hatte genau wie Mamoru Haare so schwarz wie Ebenholz und Augen so dunkel und tief wie der Ozean. Auch war er so groß und so schlank wie der Held ihres Herzens und an Charme fehlte es ihm nicht, aber er trug einen weißen Kittel mit einem Namensschild und ein Stethoskop um den Hals. Usagi stöhnte innerlich auf, jetzt war sie doch noch in jemanden gerannt, der hier arbeitete. Hoffentlich wusste der junge Arzt nicht, dass sie eigentlich Patient war.
Diese Hoffnung wurde allerdings gleich wieder zu Nichte gemacht, als der Arzt sie ansprach: "Ah, Miss Tsukino, Sie sind ja wieder wach! Aber was mach Sie hier unten? Hat die Oberschwester Sie etwa gehen lassen? Das kann ja wohl nicht war sein! Ich hab ihr doch extra gesagt, dass sie auf Sie Acht geben soll. Schließlich sind wir nicht sicher, was für Auswirkungen genau Ihre Kollision mit dem Laternenmast hatte! Am besten bringe ich Sie wieder in Ihr Zimmer!"
Der junge Arzt, der, wie sie jetzt erst bemerkte, seine sehr langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, hatte so schnell geredet, dass Usagi trotz mehrerer Ansätze ihn nicht unterbrechen konnte. Jetzt fasste er sie am Ellbogen und führte sie um die Ecke zu den Aufzügen, um sie wieder auf ihre Station zu bringen. Abermals wollte Usagi aufstöhnen. Die Aufzüge waren nur eine Ecke weiter gewesen. Hätte sie das bloß gewusst, dann hätte sie jetzt nicht solche Probleme. Keine Minute später ging der Aufzug auf ihrer Etage mit einem lauten ,Ding', das ihrem Kopf überhaupt nicht gut tat, wieder auf.
Energisch wurde sie den ihr schon bekannten Gang hinuntergeführt und als sie keine 5 Meter mehr von ihrem Krankenzimmer entfernt waren, würde dessen Tür mit einem Ruck aufgerissen und eine großgewachsene Frau mit feuerroten Haaren und weißer Krankenhausbekleidung trat heraus. Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss, aber das bemerkte sie noch nicht mal. Mit vor Wut verengten Augen schaute sie irgendwie gehetzt den Gang hinauf und dann hinunter. Als sie Usagi erblickt, entspannt sich ihr Körper für einen Moment erleichtert, bis sie den Arzt neben ihr entdeckte. In diesem Moment wurde sie tomatenrot vor Scham und erneuter Wut auf Usagi.
Usagi war bei dem Anblick der Frau erstarrt, und so bekam sie gar nicht mit, dass der Arzt neben ihr die Schwester zusammenstauchte, dass sie als Oberschwester mehr aufpassen müsste und es unverantwortlich wäre, eine Patientin, die vielleicht eine schwere Gehirnerschütterung hatte, unbeaufsichtigt zu lassen. Nichts davon bekam Usagi mit, sie war in ihrer eigenen kleinen, schrecklichen Gedankenwelt gefangen.
,Das kann nicht sein! Wie ist das möglich! Sie kann nicht mehr leben, ich habe sie doch vernichtet! Oder doch nicht? Ist sie nur ohnmächtig geworden und später wieder aufgewacht? Ist sie zurückgekommen, um ihre Macht neu aufzubauen, uns zu vernichten und die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen. Oh große Mondgöttin, wie kann es sein, dass Beryll jetzt hier lebt und arbeitet!'
Sie wurde erst wieder aus ihren Gedanken gerissen, als der Arzt sie weiter zog. Der alte Mann in ihrem Zimmer war wahrscheinlich durch das laute Türenknallen wachgeworden, denn er verließ grade das Zimmer um einen Spaziergang auf dem Flur zu machen. Sie wurde sanft auf das Bett bugsiert und zugedeckt, bevor der Arzt anfing zu sprechen: "Miss Tsukino, ich habe mich Ihnen ja noch gar nicht richtig vorgestellt. Mein Name ist Seiya Kou, ich bin einer der hiesigen Stationsärzte und zur Zeit für ihre Genesung verantwortlich. Wie mir unsere Oberschwester Beryll Queens soeben mitgeteilt hat, haben Sie versucht, sich davon zu schleichen. Dürfte ich erfahren, warum Sie Ihre Gesundheit aufs Spiel setzten wollten?"
Abermals hatte der junge Arzt sehr schnell, aber sehr klar und deutlich gesprochen. Usagi hatte alles mitbekommen, obwohl sie die ganze Zeit misstrauisch ihre alte Feindin beobachtet hatte, die wiederum den Stationsarzt mit verträumten Blick angehimmelt hatte. Jetzt, wo er seine kleine Rede beendet hatte, wandte sie ihren Blick leicht widerwillig von ihm ab und schaute Usagi leicht säuerlich an. Und in diesem Moment war für Usagi das Rätsel um Beryll gelöst.
Ihre ehemalige Erzfeindin war genau wie sie und die anderen Senshi wiedergeboren worden! Und zwar als Mensch und als ein guter noch dazu! Den bösen Blick warf sie ihr nur zu, weil sie sie vor Seiya Kou, anscheinend die Liebe ihres Lebens, lächerlich gemacht hatte. Erleichtert entspannte Usagi sich und antwortete dem Arzt:
"Nun, Dr. Kou, ich hatte ein paar recht gute Gründe." So unschuldig und süß wie möglich sah sie zu ihm hoch, vielleicht ließ er sie so eher gehen.
"Und die wären?", fragte nun die Oberschwester leicht zischend. "Zu aller erst: Es ist Ostern. Ein Familienfest. Und meine Familie veranstaltet Abends immer ein großes Essen bei dem all meinen Verwandten sind. Das kann ich doch nicht verpassen! Es ist das einzige Mal im Jahr, wo ich meine ganzen Cousins und Cousinen auf einmal sehe. Bitte, lassen Sie mich gehen. Ich hab bestimmt keine Gehirnerschütterung! Nur ein bisschen Kopfweh!" Dass das große Familienessen erst morgen Abend war, verschwieg sie aber wohlweißlich.
Der junge Arzt sah sie leicht mitleidig an, was Beryll gar nicht zu passen schien. Dann antwortete er: "Tut mir sehr Leid, Miss Tsukino, aber Sie müssen unbedingt eine Nacht zur Beobachtung hier bleiben. Natürlich ist das Schade für ihr Familienessen, aber manchmal zeigen sich Gehirnerschütterungen erst nach Stunden!"
Betrübt sah Usagi auf die Bettdecke. Sie musste hier bleiben? Was sollte dann aus ihrem Mamo-chan werden? Das war ein mittelschwerer Weltuntergang! Dann verengten sich ihre Augen vor Entschlossenheit! Sie würde die Flucht nach vorn antreten! "Hören Sie, Doktor Kou, ich muss unbedingt gehen! Wenn ich mich jetzt nicht beeile, verpasse ich vielleicht die Chance auf die Liebe meines Lebens. Der Mann, den ich liebe, hat über die ganze Stadt Plüschhasen, Blumen und Hinweiszettel verteilt, denen ich folgen muss. Auf dem letzten stand, dass ich in die Crown-Spielhalle muss. Bitte lassen Sie mich gehen! Wenn ich diese Schnitzeljagd nicht beende, wird er wahrscheinlich denken, dass ich nichts von ihm will! Bitte, Dr. Kou, Miss Queens! Bitte!"
Ihre letzten Worte hatten so bewegend geklungen, dass die Gesichtszüge der beiden weich würden. Dann bemerkte sie, wie der Arzt Beryll leicht aus den Augenwinkeln ansah. Sie hatte Tränen in den Augen, das schien ihm den Rest zu geben. Er wandte sich an Usagi: "Okay, Ms. Tsukino, Sie haben mich überzeugt; Sie dürfen gehen. Aber nur unter bestimmten Bedingungen: Erstens möchte ich, dass Sie gleich zwei Kopfschmerztabletten nehmen, sonst wäre es unverantwortlich, Sie gehen zu lassen. Weiterhin erwarte ich von Ihnen, dass Sie nicht rennen oder springen oder Ähnliches. Sollten Sie noch keine Gehirnerschütterung haben, könnte das noch eine hervorrufen, und haben Sie schon eine, so würde das die ganze Sache noch verschlimmern. Sollte Ihnen in den nächsten 24 Stunden schwindlig werden oder sollten Sie sich übergeben müssen, so möchte ich, dass Sie ohne Umschweife einen Krankenwagen rufen oder sich von jemand anderen ins Krankenhaus fahren lassen. Sind Sie mit den Bedingungen einverstanden?"
Mit jedem Wort hatte Usagi mehr angefangen zu strahlen und jetzt konnte sie nicht anders, als sich mit einem glücklichen ,Ja!' dem Doktor um den Hals zu werfen. Dieser tätschelte ihr sanft den Rücken bevor er sich aus der Umarmung zog. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit der Oberschwester zu. "Ms. Queens, ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ms. Tsukino Ihre Kopfschmerztabletten bringen und sie dann zum Haupteingang bringen. Und ich will nur hoffen, dass diesmal nichts schief geht." Dann verließ er das Zimmer. Mit einem traurigen, ja nahezu geschlagenen Gesichtsausdruck folgte die Oberschwester ihm nur ein paar Sekunden später und war kurz darauf mit zwei Kopfschmerztabletten und einem großen Glas Wasser wieder da.
Usagi riss die Augen auf. Sie schaffte es ja kaum normale Tabletten zu schlucken, und das da waren Mörderteile! Sie hatten den Durchmesser eines Colaflaschenverschlusses und waren mindestens einen halben Zentimeter hoch! Wie sollte sie die Dinger nur herunter bekommen? Die vor Liebeskummer nicht ganz zurechnungsfähige Beryll bemerkte ihre sichtbare Angst allerdings gar nicht, sonder brach einfach die erste Riesentablette durch und legte Usagi eine Hälfte in den offenen Mund. Dann reichte sie ihr das Glas Wasser.
Wie genau sie die vier Hälften hinunterbekommen hatte, wusste Usagi gar nicht so genau, als sie hinter Beryll zum Aufzug trottete. Kaum hatten sich die Schiebetüren hinter den beiden geschlossen, lehnte sich die rothaarige Oberschwester an die Wand und schloss die Augen, damit keine Tränen aus ihren Augen rollten, Aber es half nichts, nach und nach fanden die Tränen ihren Weg und schon bald hatten sie eine heiße Spur über ihre Wange gelegt. Usagi konnte das nicht mehr mit ansehen, ging auf die einstige Feindin zu und wischte ihr vorsichtig die Tränenspur weg. Dann umarmte sie die Frau leicht. Beryll umarmte sie zurück und die Tränen versiegten. Unsicher ließen die beiden sich wieder los und Beryll sah Usagi lächelnd an. "Danke."
Usagi nickte nur und stellte sich dann ebenfalls an eine Wand. Schon komisch wie lange eine Aufzugfahrt aus dem 37. Stock dauerte. Usagi war heilfroh, dass sie sich schon nach einem Stock gegen die Treppen entschieden hatte. Dann wandte sie sich wieder an Beryll. "Sie haben Liebeskummer wegen Dr. Kou, richtig?" Das war zwar nicht die feine englische Art ein Thema anzuschneiden, aber sie waren mittlerweile im 19. Stock. Die Krankenschwester sah Usagi überrascht an, nickte dann aber kurz und antwortete: "Ja. Als Seiya hier angefangen hat, ab ich mich sofort in ihn verliebt, und als er dann noch auf meine Station kam, hätte ich vor Freude auf und ab hüpfen können. Ich war gar nicht richtig in dieser Welt, und als ich das erste Mal mit ihm die Visite gemacht hab, hab ich natürlich alles vermasselt. Was auch sonst! Bisher ist in meinem Leben noch nicht so gelaufen, wie es sollte. Meine Eltern haben sich scheiden lassen. Den Abschluss musste ich ein Jahr später noch mal machen, weil Ms. Obercool Tugendhaft mir Schummeln angehängt hat und statt zur Ärztin hab ich es nur zur Krankenschwester gebracht!" Sie atmete seufzend aus. "Auf jeden Fall schaut er seitdem auf mich herab und hält mir andauernd Predigten, wie ich was machen soll. Und dabei bin ich schon 25 und er erst 22! Das wird nie was!" Wieder kamen der jungen Frau die Tränen.
Abermals wischte Usagi Beryll die Tränen ab. Dann schaute sie ihr in die Augen. "Ms. Queens, ich bin mir ganz sicher, dass Sie beide irgendwann mal heiraten werden und mindestens ein Dutzend Kindern das Leben schenken werden." Verdutzt schaute Beryll zurück. "Wie kommen Sie darauf?" "Das ist ganz einfach. Als ich Ihnen vorhin erzählt hab, warum ich wirklich weg muss, waren Sie beide sehr gerührt. Aber er war sich nicht sicher, ob er mich gehen lassen soll, deshalb hat er Sie angesehen und als er die Tränen in Ihren Augen gesehen hat, konnte er gar nicht anders, als mich gehen zu lassen. Er wollte Sie glücklich machen! Und diese Predigten meint er bestimmt auch gut. Wahrscheinlich will er Ihnen helfen, damit Sie nicht versetzt oder gekündigt werden und er Sie dann nicht mehr sehen könnte. Wagen Sie doch einfach den ersten Schritt! Sprechen Sie in der Pause mit ihm über Privates. Erzählen Sie ihm mehr von sich! Himmel - erzählen Sie ihm von ihrem Wunsch, Ärztin zu werden. Fragen Sie ihn, ob was er davon hält, und ob er Ihnen beim Lernen hilft, schließlich ist er schon Arzt! Ich bin mir sicher, er wird Ihnen mit Freuden helfen!"
Unsicher wurde Usagi angesehen. "Meinen Sie?" "Aber ja! Versuchen Sie es nur!" In diesem Moment öffneten sich die Aufzugtüren und die beiden stiegen aus. Oberschwester Beryll Queens brachte Usagi noch bis zur Tür, und umarmte sie zum Abschied. "Ich werde es versuchen! Das verspreche ich dir! Und jetzt sieh zu, dass du mit der Liebe deines Lebens zusammenkommst!" Dann ging sie zurück zum Aufzug, während Usagi sich umsah. Anscheinend war sie in Shinjuku, dass hieß bis zum Crown waren es zu Fuß ohne zu rennen 35 Minuten Weg. Aber wie spät war es eigentlich? Auf dem Weg vom Krankenhausgelände sah sie sich um bis sie im Dämmerlicht schließlich eine große Uhr entdeckte - deren Zeiger auf 5 nach halb Acht standen! Usagi erschrak! Ohne zu rennen würde sie das nie schaffen! Kaum war sie außerhalb der Sichtweite des Krankenhauses war, find sie an zu laufen. Zum Glück hatte die lange Schonung ihren Fuß und ihr Steißbein sich erholen lassen!
19.55 Uhr Crown Spielhalle
Seit geschlagenen zwei Stunden - seit er nach dieser Rettungsaktion wieder hier war - wartete er auf seine Liebste. Wo war sie nur? Sie war doch nur kurz hinter ihm gewesen, als er ihr den Weg zu Narus Stand gewiesen hatte. Wo war sie nur abgeblieben? So schwer war der Hinweis doch nicht gewesen! Oder? Selbst Ami war der Meinung, dass Usagi schon vor etwa 2 Stunden hier hätte eintrudeln sollen!
Mit ihrem hellen Köpfchen hatte sie die Zeit mit 99,95 Wahrscheinlichkeit ausgerechnet, dass Usagi um 18.15 hier auftauchen sollte. Aus diesem Grund waren die vier Mädels auch um kurz nach sechs aufgetaucht - keine wollte diesen unglaublichen Moment verpassen. Aber jetzt saßen auch sie mittlerweile nervös und gleichzeitig gelangweilt herum. Ami hatte sich ein Stück Papier geschnappt und rechnete anscheinend ihre Kalkulation noch mal nach, Minako blätterte gerade in 'Mädchen', Rei spielte mit ihrem Trinkhalm und Makoto hatte sich von Motoki ein Kochbuch geliehen. Nach etwa anderthalb Stunden, 14 Milch-Shakes für die Mädels und 11 Kaffee für ihn, hatte auch er angefangen, hin und her zu laufen. Die Rosen, die er seitdem in den Händen hielt, fingen schon an, die Köpfe hängen zu lassen.
Wo blieb sie nur? War ihr wieder etwas zugestoßen? Nein, dass hätte er bemerkt... Oder ... hatte sie ihn als ,Fuchs' erkannt und machte deshalb nicht mehr weiter? Hasste sie ihn wirklich so? Der Gedanke versetzte Mamoru einen schweren Schlag und er könnte nicht anders, als sich Leichenblass wieder neben Ami sinken zu lassen. Oh nein, er hätte nie eine Chance bei ihr. Und in zwei Minuten würde das Crown schließen! Es hatte nicht geklappt! Er würde immer allein bleiben!
Da gingen die automatischen Türen auf und Usagi stürmte herein.
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Keuchend kam Usagi vor dem Tresen zu stehen. Gott sei dank, sie hatte es noch geschafft! Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, schaute sie auf und sah Motoki an, der sie überrascht anblinzelte. Immer noch leicht schnaufend fragte sie: "Hey, Onii-san, hast du irgendwas für mich?" Das schien Motoki aus seiner Gedankenwelt zu reißen, er bückte sich und holte einen Hasen hervor. Strahlend nahm Usagi ihn entgegen. Der jetzige Plüschhase hatte einen satten rot-orange Ton, einen hellgelben Bauch und süße, braune Knopfaugen. An der feuerroten Schleife hing ein Strauß Margeriten (ja, Usagi kannte mal die Blumen) und eine kunterbunte Karte mit einer Osterhasenschule drauf. Nervös drehte Usagi die Karte um und las:
Bevor ich mich endgültig traue, dir unter die Augen zu treten,
schenke ich dir einen Strauß Margeriten,
denn sie fragen dich für mich: LIEBST DU MICH?
Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr, sie war am Ziel! Grade, als sie die Karte an ihr Herz drücken wollte, erklang hinter ihr eine Stimme. "Willst du meine Freundin sein?" Mit klopfendem Herzen wirbelte Usagi herum. Da stand er, der Held ihres Herzen! Er war etwas blass im Gesicht, und die Hände mit denen er den größten Rosenstrauß hielt, den sie je gesehen hatte, zitterten leicht. Dann öffnete sie den Mund und sagte:
"Warum sollte ich? Du hast mich seit Monaten nur geärgert, dich über meine Benehmen lustig gemacht und meine Noten kritisiert. Egal, was ich gemacht habe, es war nicht gut genug für dich. Du hast mich vor fremden Leuten blamiert und mir weiß nicht wie oft den Tag verdorben. Gott, manchmal hab ich sogar geheult wegen deinen Anschuldigungen! Wegen dir hab ich mir heute die Hand aufgeschnitten, ein blaues Auge bekommen, hab mir das Steißbein geprellt und mir fast den Fuß gebrochen! Dann wäre ich fast ...", sie stockte einen Moment, als die schreckliche Erinnerung sie einholte. Dann zwang sie sich, es auszusprechen. "... fast vergewaltigt worden! Schließlich bin ich ohnmächtig im Krankenhaus gelandet und beinahe hätte ich die nächsten 24 Stunden dableiben müssen, weil ich vielleicht eine Gehirnerschütterung hab! Dabei hasse ich Krankenhäuser! Und das soll ich jetzt einfach alles vergessen und ohne jegliche Vorbehalte ,Ja' sagen?"
Mit jedem weiteren Satz war Mamoru blasser geworden. So hatte sie sich nach ihren Streits gefühlt? Für ihn waren sie immer der Höhepunkt des Tages gewesen! Und wegen ihm war ihr heute all das geschehen? Gott, dafür hatte er sie echt nicht verdient. Aber er wollte sie trotzdem. Immer noch nervös und unsicher antwortete er ihr mit einem fragendem: "Ja?" Dann sah er sie abwartend an.
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