eule: mit deinen lieben Reviews spornst du mich echt an, schnell weiter zu schreiben. (Auch wenn ich eigentlich für die Uni was lernen müsste:) - am Mittwoch muss ich in eine Sprechsstunde vor der es mir jetzt schon graut…:-) )

Willow: Natürlich ist Snape nicht böse. Aber auf mich hört da ja auch keiner. Ich schließe aber auf jeden Fall mit einem Freund von mir eine Wette ab darüber sobald Band 7 in Aussicht ist und dann wird er ja sehn, wer Recht hatte:-) + Danke übrigens für dein superliebes Lob! Bist ein Schatz!

iome: das wird er schon. Dafür werde ich sorgen:-) - ob sie darauf allerdings hört? Mal sehen :-)

tsera: ich versuche mich zu bessern und längere Chaps zu schreiben. Versprochen.

Peevesina: Wenn diese Story irgendwann in ferner Zukunft abgeschlossen sein sollte, vielleicht könnte man sich ja wirklich mal an eine Tortall-Geschichte auf Deutsch wagen… So als Premiere…


3. Kapitel: Das Wiedersehen

Sie träumte. Den Traum den sie schon so oft geträumt hatte. Nur war es dieses mal anders… irgendwie anders…

Es war wieder der besagte Tag. Der Tag an dem ihr Leben diese unheilvolle Wendung genommen hatte.

Es waren Ferien gewesen, aber da der Endkampf immer näher rückte gehörten sie zu den Wenigen, die in der Schule geblieben waren.

Nachdem sie am See lange genug gefaulenzt hatten waren sie alle langsam wieder zum Schloss geschlendert…

nachdem die Sonne hinter den fernen Bergen untergegangen war und es langsam wirklich richtig dunkel wurde.

Bald würde die Nacht hereinbrechen in ihrer unendlichen Schwärze wie sie es nur hier in Schottland konnte, weit entfernt von jeglichem künstlichem Licht mit dem die Muggel ihre Welt erhellten um somit die Nacht aus ihrem Leben auszusperren…

Sie waren gemütlich die Treppen heraufgestiegen um in ihrem Gemeinschaftsraum den Abend am Kamin ausklingen zu lassen, als ein Schlag, etwas wie ein Donner und doch anders, die Schule erschütterte.

Ohne dafür eine Erklärung zu kennen, wussten sie alle instinktiv, dass es soweit war. Sie packten ihre Zauberstäbe und rannten so schnell sie konnten die Treppen wieder hinunter.

Ungeduldig hüpften sie auf und ab, als diese auf Einmal ihre Richtung änderten und sie warten mussten.

Warum musste das nur immer dann passieren, wenn man es gar nicht brauchen konnte?

Es war abgesprochen, dass sich alle in der Eingangshalle treffen sollten. So hatte es der Orden beschlossen. Und sie sollten unbedingt zusammenbleiben. Egal was passierte. Das hatten sie versprochen.

Eigentlich war es nur Harry gestattet, sich in so große Gefahr zu begeben, aber irgendwann musste der Vorstand des Ordens einsehen, dass sich seine Freunde nicht davon abhalten lassen würden, ihm zu helfen.

Lange hatten sie darum debattieren müssen, aber schließlich sah man doch ein, dass es ja auch um ihre Zukunft ging und es nur ihr gutes Recht war, für diese zu kämpfen.

Als sie in die Halle kamen, war das Chaos jedoch schon ausgebrochen, denn die Lehrer waren schon nach draußen gerannt auf das Schlossgelände und der Hauptherd des Kampfes befand sich nahe der Appariergrenze in der Nähe von Hagrids Hütte.

Man konnte Hagrid von weitem sehen, wie er mit schwingenden Armen versuchte einige Todesser zu überwältigen und dann abgelenkt wurde durch die herannahende Masse von Riesen, die den Platz vor dem Schloss zu überrollen schienen.

Lupin und Mc Gonnagall versuchten die Heerschar von Dementoren einzudämmen und Harry rannte sofort zu ihnen, denn er war davon überzeugt, dort am besten helfen zu können.

Von Voldemort selbst war noch nichts in Sicht – dies schien die Vorhut zu sein – und langsam apparierten immer mehr Todesser auf das Gelände.

Hermine fragte sich wie sie das jemals schaffen sollten. Zwar waren alle Lehrer und zahlreiche Mitglieder des Ordens da, aber nur ein Wunder konnte jetzt noch helfen…

Ron und Ginny waren auch schon längst hinaus in das Dunkel gestürzt, als Hermine auffiel, dass eine Gruppe von Kämpfenden sich nahe am Waldrand befand. Sie überlegte krampfhaft. Eigentlich sollte sie ja bei den anderen bleiben.

Vielleicht kann ich mich durch den Wald an sie heranschleichen und sie dann irgendwie überwältigen? Mehr als probieren bringt ja nichts..,.. Los Hermine, trau dich… lauf los….

Und sie rannte. Im Wald kannte sie sich ja seit ihrer Schulzeit recht gut aus und so erreichte sie schnell die Kämpfenden.

Sie konnte drei Todesser erkennen und zwei Riesen.

Tonks war dabei und irgendjemand den sie nicht erkennen konnte.

Sie kauerte sich in das Gebüsch und arbeitete sich in der Hocke weiter nach vorn.

In Gedanken kramte sie einen Zauber hervor, den sie einmal in einem alten Zauberspruchband gelesen hatte.

Einer, der die Zeit kurz stillstehen lies und ihr somit vielleicht ermöglichte, einige der Todesser zu überwältigen.

Wie war das nur noch mal? Con.. Con… genau „Consisto" war es…

Sie rückte weiter vor und hob ihren Zauberstab.

Erinnere dich an die Bewegung…

Und gerade als sie den Zauber aussprechen wollte…

Lapideus"

Hermine erstarrte in ihrer Bewegung.

Oh nein… Da hatte noch jemand die Idee sich im Wald anzuschleichen… nur… wohl niemand von uns… Hermine, du warst ja mal wieder superschlau… SO EIN MIST…

Die Gestalt trat in ihr Blickfeld. Sie konnte die Todessermaske sehen und den schwarzen Umhang. Und die Gestalt richtete ihre Worte an sie.

Eine schwere samtene Stimme erreichte ihr Ohr. Eine Stimme die sie kannte, aber nicht einordnen konnte.

Eigentlich wissen sie doch immer alles besser, Miss Granger….

Nun sollten Sie vielleicht auch wissen, dass dies hier das Beste für Sie ist, auch wenn Sie das jetzt vielleicht nicht verstehen. Sie können nicht siegen. Denn Sie sind kein Teil des Planes.

Sie werden nicht den Ausschlag geben, sondern Potter. Und nur er alleine. Deswegen wäre ihr Leben verschwendet, wenn Sie dort hinausgehen.

Natürlich erkennen Sie das in ihrem Gryffindor-Stolz nicht. Sie würden einfach hier rauslaufen und ihren Mut beweisen.

Aber niemand würde mehr davon erfahren. Sie wären schneller tot als sie bis drei zählen könnten. Sehen sie doch… die Anzahl der Kämpfenden hat sich schon verringert.

Entschieden wird die Schlacht erst, wenn der Dunkle Lord kommt. Und er wartet. Wartet bis seine Gegner dezimiert sind, soweit, dass er einfach Spiel haben wird…

Dann ist er aber ziemlich feige… Hermine hätte das so gerne rausgeschrieen. Aber sie konnte ja nicht…

Werfen Sie ihr junges Leben nicht fort. Sie würden vermisst werden, glauben Sie mir. Es gibt Menschen denen etwas an ihnen liegt….

Glauben Sie mir, ich meine es nur gut mit Ihnen… wenn sie wieder aufwachen wird alles vorbei sein…

Hermine hätte am liebsten laut gelacht.

Ja, dann bin ich wahrscheinlich tot. Und andererseits… Wieso sollte mich ein Todesser verschonen? Hier stimmt doch etwas nicht….

Aber zum weitergrübeln kam Hermine nicht mehr. Ein weiterer Fluch traf sie und sie verlor ihr Bewusstsein.


Als sie wieder aufwachte war sie im Krankenflügel. Warm eingehüllt in dicke Decken. Alles tat ihr weh.

Moment mal… Krankenflügel…? Das würde aber bedeuten…. Haben wir gesiegt?

Sie schlug die Augen auf. Was war nur passiert? Sie wollte den Kopf zur Seite drehen, aber sofort durchzuckte sie ein eiserner Schmerz. Warum tat ihr eigentlich alles weh? Sie war doch nur in ihrer Bewegung gehindert worden… obwohl… wer weiß, welchen Fluch der Mensch danach auf sie angewandt hatte….

Sie hörte Schritte. Und schon erschien Poppys Gesicht in ihrem Blickfeld.

Ah, sie sind wachgeworden. Gut. Sobald die Schmerzen weg sind, womit ich heute Nachmittag rechne, können sie entlassen werden.

Sie drehte sich um, um zu gehen.

Moment bitte. Bitte… was ist eigentlich passiert? Ich weiß nichts mehr… Haben… haben wir gesiegt?

Sie drehte sich um.

Der Dunkle Lord ist besiegt, wenn Sie das meinen, Miss Granger. Eine Tatsache, die Sie ja offenbar verschlafen haben.

Hermine schaute sie fragend an. Sie war überwältigt worden. Daran konnte sie sich erinnern.

Aber… bitte, sagen Sie mir, was passiert ist. Ich wurde angegriffen…

Achso…angegriffen nennen sie das? Ich weiß nur, dass sie schlafend am Waldrand gefunden wurden. Wie man bei diesem Geschehen einschlafen kann, kann zwar niemand verstehen… Ein Rätsel…. Wahrscheinlich haben sie Ausflüchte gesucht um nicht kämpfen zu müssen… Das soll man sich mal vorstellen… Unfassbar…

Auf jeden Fall hatten Sie es ja offenbar nicht für nötig befunden, ihren Freunden beizustehen, die nun ihre letzte Ruhe gefunden haben im Kampf gegen Du-weißt-schon-wen. Aber immerhin: Wir haben gesiegt. Was gelinde gesagt ja kaum ihr Verdienst war….

Genau vor ihrer Nase haben Harry, Ron und Ginny gegen Du-weißt-schon-wen gekämpft. Nur wenige Meter von Ihnen entfernt. Und genau dort sind sie gestorben.

Aber sie haben sich ja versteckt. Wohl aus Angst, was weiß ich. Schämen Sie sich Miss Granger. Schämen Sie sich.

In Hermines Ohren rauschte es. Moment mal.

Das hieße ja… das Harry, Ron und Ginny tot waren….

Ihr wurde schwindlig. Nein, das durfte nicht sein… Das konnte nicht….

Und es war ihre Schuld. Sie hatte sich überraschen lassen… Sie hätte helfen können… Und sie war für ihre Freunde nicht dagewesen…

Hermine schluchzte. Tot, alle drei? Was half es da, dass Vodemort besiegt worden war.

Sie hatte mit einem Schlag alles verloren. Alles, weil sie nicht dagewesen war, in diesem einen Moment in ihrem Leben, wo man sie doch gebraucht hätte.

Poppy hatte Recht… Sie war einfach unfähig…. Aber sie hatte es nicht aus Angst gemacht. Sie hatte es für einen guten Plan gehalten. Dass er das nicht gewesen war, war ja etwas anderes gewesen. Sie hatte es aus guter Absicht getan.

Aber würde ihr das überhaupt jemand glauben? Immerhin wie sollte sie erklären was sie im Wald gemacht hatte? Ihr würde wahrscheinlich sowieso niemand glauben. Sie hatte ja versprochen bei den anderen zu bleiben….

Ihre Absichten zählten jetzt nicht mehr. Sie hatte versagt.

Was ist mein Leben noch wert? Alle die ich jemals in meinem Leben für bedeutsam gehalten habe sind tot.

Die Menschen, die meine Zukunft waren, sind tot.

Und es ist meine Schuld. Meine ganz alleine.

Ich war direkt in ihrer Nähe als es passierte und habe es nicht mitbekommen.

Weil ich mich überrumpeln ließ.

Sonst hätte ich ihnen helfen können.

Ich habe versagt.

Versagt…

Versagt…

Ich habe gemordet. Durch meine Tat mussten sie sterben….

Hermine stand auf. Sie ignorierte die Schmerzen.

Ich muss weg hier. Ich muss weg. Will niemanden mehr sehen… Weg… weit weg…

Niemanden mehr sehen… Meine Schuld sühnen… Weg…. Weg… weg….

Mit tränenüberströmtem Gesicht rannte sie die Gänge entlang, hinaus… hinaus bis an die Appariergrenze. Immerwieder durchzuckten Bilder der Erinnerung ihr Gedächtnis. Harry Lachen, Rons unheimlich dämlicher Gesichtsausdruck wenn er im Unterricht etwas gefragt wurde… Ginny Lächeln wenn sie über Harry sprach…

Nein, nein, geht weg aus meinem Kopf…. Ich will euch jetzt nicht sehen… Hört auf mich zu verfolgen…

Sie apparierte. Wohin war ihr egal…. Und sank dort auf ihre Knie, schluchzend und die Welt verfluchend. Aber vor allem sich selbst verfluchend.

Dann fiel sie in einen Schlaf. Sie zitterte und ihr war heiß. Unendlich heiß… und in der Ferne glaubte sie eine Stimme zu hören die zu ihr sprach.

Etwas Kühles berührte ihre Stirn…


Snape hatte Hermine in ihre Hütte zurückgebracht und dick zugedeckt. Zusätzlich hatte er Steine im Feuer erwärmt und um sie gelegt.

Er hatte ihr die durch den Schnee durchnässten Kleider ausgezogen und ihr Wadenwickel gemacht. Eine etwas altmodische Methode wohl, aber immer noch effizient.

Kurz danach brach das Fieber aus.

Sie träumte… phantasierte… Das konnte er sehen.

Sie warf den Kopf hin und her und murmelte Unverständliches. Aber er konnte sich denken, wovon die träumte.

Hermine, warum quälst du dich so? Du bist nicht mehr alleine. Er ergriff ihre Hand und setzte sich neben sie an ihr Bett.

Er hatte eine Schüssel mit kaltem Wasser genommen um ihr mit einem Lappen stetig die Stirn zu kühlen.

Ich weiß nicht warum sie dir eingeredet haben du hättest Schuld, und warum du ihnen geglaubt hast.

Du bist doch sonst immer so schlau gewesen….

Er seufzte und lehnte sich zurück.

Es war vor zwei Jahren gewesen. Wieder einer der Tage an denen sich Severus Snape dafür verfluchte, dass er Lehrer geworden war.

Bei seiner Liebe für Kinder. Er lächelte schief. Eine Eigenschaft, für die er nicht gerade bekannt war.

Manche glaubten sogar er sei dazu gar nicht im Stande.

Ja, die meisten glaubten er hätte keine Gefühle. Das stimmte nicht. Er hatte sich nur einen Schutzwall errichtet, einen Schutzwall der ihn unberührbar machen sollte. Er wollte nicht wieder verletzt werden, durch niemanden.

Wenn er ehrlich war, wusste er, dass er einfach Angst vor Nähe hatte.

Und genau das wurde ihm aufgezwungen. Immer wieder durch diese besserwisserische Schülerin, die sich durch ich freches aberwitziges Gehabe jedes Mal Strafarbeiten aufhalste.

Und nun musste er sich wieder überlegen, was er ihr aufbrummen konnte.

Diesmal hatte sie sich sechsmal Nachsitzen eingehandelt. Hatte ihn einfach bloßgestellt. Etwas, was er schon als Schüler gehasst hatte.

Sie hatte ihm klarmachen wollen, dass es einfach nicht fair war, Schüler bloßzustellen. Nur weil er Longbottom gesagt hatte, er sei noch dümmer als ein Flubberwurm nach Hirnentnahme.

Ja o.K. das war nicht nett gewesen. Aber seit wann war er auch nett?

Er solle sich was schämen hatte sie gesagt. Er und schämen? Sehr lustig. Ha!

Naja auf jeden Fall musste sie eine Lektion erteilt bekommen. Sonst würde er ja seinen Ruf ruinieren.

Er hatte sie angewiesen Abends um acht bei ihm im Kerker zu erscheinen und hatte nebenbei Gryffindor auch noch 50 Hauspunkte abgezogen, was ihm jedes Mal ein sadistisches Vergnügen bereitete.

Sie war auch pünktlich erschienen. Aber nicht so wie er erwartet hatte.

Sie war völlig aufgelöst gewesen und hatte geweint. Als sie in sein Büro kam stand sie wie ein Häufchen Elend in seiner Tür und es verschlug ihm aus irgendeinem Grund die Sprache.

Mit hängenden Schultern, den Blick zu Boden gerichtet wartete sie wohl auf seine Anweisungen. Stumme Tränen rannen ihr übers Gesicht.

Und in diesem Moment geschah es, dass es Mitleid für sie empfand. Etwas, was ihn selbst stutzig machte. Etwas, das er nicht erklären konnte.

Miss Granger? Seine Stimme war sanft. Und ein unheimliches Maß an Ruhe und Mitgefühl lag in ihr.

Hermine blickte verdutzt auf. Und sah in seine nachtschwarzen abgrundtiefen Augen. Sie schluckte. Was sie darin sah konnte sie nicht deuten.

Er trat zu ihr und legte seine Hand auf ihren Arm.

Ist alles in Ordnung mit ihnen? Entschuldigen Sie. Natürlich nicht. Bitte… er führte sie an einen Sessel am Kamin… setzen sie sich doch.

Was ist eigentlich in dich gefahren, Severus Snape? Das ist verdammt noch mal egal, wie es ihr geht? Sie soll hier Abbitte leisten für ihre Frechheiten und sich nicht bei dir ausheulen…

Er sah sie an. Und er konnte nicht. Konnte sie jetzt nicht quälen.

Sieh sah so unschuldig aus, wie sie in seinem alten Sessel saß und ins Feuer starrte.

Dieses Bild berührte eine Seite in ihm, die ihn seufzten ließ. Dieses Bild forderte ihn geradezu dazu auf, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten.

Natürlich Severus, „trösten". Du starrst sie schon die ganze Zeit an. Ihre Figur, ihre Lippen…

„Trösten" sagst du? Dass ich nicht lache. Das Bild vor dir schreit zwar nach Nähe, aber bestimmt nicht nach deiner. Schlag dir das mal schnell aus dem Kopf. Geh lieber nach Hogsmeade und reagier dich da an etwas Professionellerem ab.

Snape schüttelte den Kopf.

Gerade die Hilflosigkeit die Hermine ausstrahlte berührte ihn.

Er schüttelte den Kopf.

Sie ist noch ein halbes Kind. Und du ein alter Sack. Wenn du meinst du müsstest sie trösten mache das, aber du weißt, du hast einen Ruf zu verlieren… als alter Bösewicht ohne Gefühle.

Er räusperte sich.

Überrascht schaute Hermine auf. Und für eine kurze Sekunde sah sie etwas in seinen Augen was sie nicht zuordnen konnte. Dann war es aber auch schon verschwunden.

Snape wollte seine professionelle Stimme anlegen die er sich für normale „Nachsitzstunden" angeeignet hatte, aber als er in ihre großen Augen blickte, veränderte sich seine Tonlage.

Miss Granger. Sie wissen wozu sie hier sind. Aber… solange sie so aufgewühlt sind werde ich sie natürlich nicht an meine wertvollen Substanzen lassen.

Er stand auf und kurz darauf hielt er ihr eine Tasse Tee hin, für sich selbst hatte er einen schweren Rotwein ausgewählt.

Er setzte sich in den Sessel ihr gegenüber und sah sie an.

Eh, Entschuldigen Sie, Professor, aber… mir wäre jetzt auch mehr nach Alkohol… Sie lächelte ihn scheu an und biss sich dabei auf die Unterlippe.

Unwillkürlich musste er lächeln – und reichte ihr sein Glas.

Sie blickte kurz darauf und nahm es ihm dann ab.

Mit hochgezogenen Beinen saß sie nun im Schneidersitz auf dem Sofa und starrte in die Flammen.

Sie hatte komplett vergessen, wozu sie eigentlich hier war und der Wein tat langsam seine Wirkung.

Irgendwann blickte sie auf und sah, dass Professor Snape an sie heran getreten war.

Entschuldigen Sie, Miss Granger, aber da ich nicht auf Besuch eingerichtet bin, habe ich nur dies eine Glas… dürfte ich… Sie blickte ihn überrascht an und nickte.

Womit sie allerdings jetzt gar nicht gerechnet hatte war, dass er sich nun neben sie setzte und ihr das Glas aus der Hand nahm.

Er trank einen Schluck und gab es ihr zurück.

Wortlos sah sie ihn an und irgendwie lag in seinem Blick Verständnis.

So ging es eine Zeit lang, bis sie zusammen eine Flasche des alten schweren Ports geleert hatten.

Bei beiden tat der Wein entsprechende Wirkung, vor allem nachdem Snape eine zweite Flasche geholt hatte.

Irgendwann fing Hermine von selbst an zu sprechen.

Wissen Sie, ich habe bisher immer versucht Vertrauen in die Menschen zu haben.

Aber bisher wurde ich nur enttäuscht.

Ich habe geglaubt in Ron einen Menschen gefunden zu haben der mir Nähe geben kann. Aber er hat nur das eine im Sinn. Nicht, dass ich es nicht auch wollte. Irgendwann.

Aber nicht so überstürzt… Vor allem war er betrunken. Ich weiß nicht, ob er es wirklich so gemeint hat.

Moment einmal. Redete sie wirklich mit Snape darüber?

Aber diesen Gedanken schob sie sofort beiseite. Der Wein hatte ihre Zunge gelöst. Außerdem: Snape war doch auch alleine. Wer konnte sie also besser verstehen?

Er hat nur gemeint ich wäre prüde und sollte mal wirklich von jemandem rangenommen werden, der mir beibringen würde, wie man sich als Frau zu verhalten habe.

Das Schlimme ist ja nicht das, was er gesagt hat, sondern, wie er es gesagt hat. So voller Verachtung. Das hätte ich Ron niemals zugetraut… Ich…

Wieder rannen ihr Tränen übers Gesicht.

Sie schaute auf. Und blickte wieder in diese tiefschwarzen Augen die ihr irgendwie Halt versprachen.

Und zu ihrer Überraschung blickte er von ihr weg ins Feuer, nahm sie dabei aber in den Arm und drückte sie kurz an sich.

Mit tiefer samtener Stimme die sie einzuhüllen schien und ihr Frieden gab, sprach er.

Männer können schrecklich sein, wenn sie zuviel getrunken haben.

Nicht immer meinen sie das, was sie dann sagen auch wirklich so.

Weasley hat sich vielleicht etwas anderes unter ihrer Beziehung vorgestellt und ist nun enttäuscht.

Das dürfen sie nicht zu hoch werten. Sie sollten sich wieder aussprechen, wenn er nüchtern ist.

Er wird bestimmt von selbst auf sie zukommen. Wenn nicht, wissen sie, was sie davon zu halten haben.

Und außerdem… er legte seine Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen ist kein Kerl der Welt es wert, dass sie um ihn weinen.

Dafür sind sie viel zu klug. Verschwenden sie ihr Potential nicht an Menschen, die sie nicht zu schätzen wissen.

Er nahm ihr das Glas aus der Hand und trank daraus.

Verdutzt schaute sie ihn an. Er hatte Recht.

Mit ihrer Hand langte sie nach dem Glas in der seinen und kurz berührten sich ihre Finger. Sie spürte, wie er zusammenzuckte.

Sie haben wahrscheinlich Recht. Wissen Sie, Sie haben mir gerade sehr geholfen. Daß ich ausgerechnet mit Ihnen darüber spreche.

Sie können sehr einfühlsam sein, wissen sie das?

Sie sah in an und er blickte zurück. Irgendetwas schien einen Bann auf sie auszuüben, einen der sie zwang, sich weiter anzublicken und in den Blicken des Anderen zu lesen.

Irgendwann schaute Snape allerdings weg.

Nur damit eins klar ist, er blickte gespielt ernst, wenn sie irgendjemandem auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählen, werde ich sie umbringen.

Sie musste lachen.

Na sehen Sie, Sie lachen ja schon wieder. Dann habe ich ja meine Aufgabe für heute erfüllt…

Kurz, nur kurz konnte sie einen Anflug von Traurigkeit in seinem Blick erkennen.

Sie berührte seinen Arm. Was ist los?

Er blickte sie an und schien zu überlegen was er sagen sollte.

Wissen Sie, zum ersten Mal seit langer Zeit sitze ich nicht alleine hier unten und trinke meinen Wein.

Und es ist ein schönes Gefühl. Ich… ich habe Angst, dass es wieder weg ist, wenn Sie gehen. Und sie müssen. Es ist spät.

Überrascht musste sie feststellen, dass sei grinste.

Was?...

Nun ja, sie haben mir ja insgesamt sechsmal nachsitzen aufgebrummt….

Nun musste auch er lachen.

Nun ja, eigentlich haben sie sich ja richtiges Nachsitzen verdient, aber wenn wir über Tränke fachsimpeln… mal sehen… obwohl das ja gegen meine Prinzipien geht… und nun müssen sie wirklich gehen…

Er nahm seinen Arm von ihren Schultern, den er die ganze Zeit dort liegen gehabt hatte. Und keinem von ihnen schien es falsch erschienen zu sein.

Natürlich…. Aber… Professor… da wir ja jetzt schon aus einem Glas getrunken haben, wäre es da nicht angebracht, auf Brüderschaft zu trinken?

Nachher würde sie sich fragen, woher sie dich Keckheit genommen hatte, diese Frage zu stellen.

Grinsend zog er eine Augenbraue hoch, wie nur er es konnte.

Mit einem Glas?

Hermine überlegte – und grinste dabei…

Nunja, da muss wohl jeder einmal trinken und dann…

Bevor Snape etwas sagen konnte, nahm sie einen Schluck, schlang ihren freien Arm um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund.

Seine Lippen waren weich und sein Haar so unglaublich seidig als sie hineingriff.

Und zu ihrer Überraschung erwiderte er den Kuss.

Er schmeckt nach Kräutern und einfach unglaublich nach Snape.

Sanft küsste er sie zurück und der Kuss wurde immer intensiver.

Beiden schien es richtig. Einfach richtig. Nichts Falsches lag darin, einfach eine Sehnsucht nach Nähe…

Snape brach den Kuss ab. Er lächelte und Hermine drohte in diesen dunklen Augen zu versinken.

Er nahm ihr das Glas aus der Hand und trank daraus.

Nun, Hermine, …

Er zog sie zu sich. Legte seine Finger unter ihr Kinn und hob es an um dann seinen Kopf zu ihr hinunterzubeugen.

Diesmal schlang Hermine beide Arme um seinen Hals und er seinen Arm um ihre Hüfte.

Er küsste sie voller Leidenschaft und Innbrunst und diesmal forderte seine Zunge Einlass, den sie ihm gewährte.

Wie lange der Kuss dauerte konnte nachher niemand von ihnen sagen, nur dass es wunderschön gewesen war.

Snape sah sie an.

Hermine ich…

Es tut mir leid. Das hätten wir nicht tun sollen. Morgen früh wirst du dich verfluchen dafür. Außerdem.. Ich bin dein Lehrer und du warst heute verwirrt wegen Weasley… es tut mir leid….

Ich habe nichts getan was ich nicht wollte. Und es war schön. Allerdings sollte ich nun wirklich gehen… es ist spät.

Er geleitete sie zur Tür, auch wenn beide nicht mehr so standfest waren.

Gute Nacht, Hermine.

Gute Nacht, Severus.

Als sie sich umdrehte um zu gehen hielt er sie noch einmal am Arm fest und zog sie zurück in seine Arme.

Eine wirklich gute Nacht, Hermine.

Er küsste sie wieder. Sanft. Unendlich sanft.

Dann schob er sie aus der Tür und schloss sie hinter sich um sich dann wieder in seinen Sessel an den Kamin zu setzen.

Er nahm das Glas in die Hand und drehte es.

Hermine, was hast du mit mir gemacht?


Nun saß Severus Snape am Bett von Hermine und schaute sie an.

Damals war es gewesen, das wusste er nun, nach zwei Jahren, dass er sich in sie verliebt hatte. Damals, am nächsten Tag, hatte er es auf den Alkohol geschoben und sie hatten nie mehr darüber gesprochen oder Andeutungen gemacht.

Die Nachsitzestunden hatten sie stillschweigend fallen gelassen.

Manchmal hatte er noch daran denken müssen. Wie ihre Lippen geschmeckt hatten. Aber meistens hatte er dann die Gedanken daran verdrängt.

Nachdem sie jedoch geflohen war, und sich versteckt hatte, nachdem er ihrer Gesellschaft, ihrer Anwesenheit beraubt war, hatte ihm etwas gefehlt.

Und nach langem Grübeln was dies sein könnte, war ihm eines Abends, als er am Kamin saß und wieder Wein trank, dieser Tag eingefallen, und er erinnerte sich, und da war es ihm gekommen…

Sie war es, die ihm gefehlt hatte. Mit all ihrer Besserwisserei und Klugheit, und mit all ihrer Fröhlichkeit.

Ihr Lachen, einfach ihre ganze Art...

Er sah sie an und strich ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht.

Noch immer warf sie ihren Kopf unruhig hin und her. Er kühlte ihre Stirn erneut.

Und mit einem Mal schlug sie die Augen auf und sah direkt in die Seinen.