4. Das Wiedersehen

Irgendwie war ihr Blick verschwommen. Sie konnte nur unscharfe Konturen erkennen.

Und vor allem hämmerte in ihrem Hirn ein unbarmherziger Schmerz. Alles fühlte sich so heiß an und sie dachte ihr Kopf würde platzen. Poch… Poch… Arghh.

Sie versuchte zu atmen und zuckte sofort vor Schmerz zusammen. Jeder Atemzug stach in ihren Lungen.

Verdammt.

Aber vor allem, wer war bei ihr? Sie konnte undeutlich die Umrisse einer Person erkennen, die sich über sie beugte.

Sie starrte diese an. Und langsam konnte sie ihren Blick auf die Person fokussieren.

Langsam wurden die Umrisse scharf, sie konnte Formen und Farben deutlicher erkennen, und somit auch die Person.

… und als sie erkannte, zuckte sie zusammen und wusste nicht, was sie sagen sollte.

Severus… Professor, was wollen Sie hier? Ich…" Ihre Stimme versagte.

Auch sie hatte nicht vergessen, was zwischen ihnen einmal passiert war. Aber das war schon lange her.

Zwischen ihnen lag nun das Übel des Endkampfes und sein „Verrat".

Shh. Hermine, ruh' dich aus. Zum Reden ist immer noch später Zeit."

Aber… ich, warum bist du hier?" Ihre Stimme wurde hart. „Du hast Dumbledore getötet."

Er sah sie aus traurigen Augen an.

Ja, das habe ich. Aber nicht aus Mordlust. Es war so geplant. Mit ihm abgesprochen. Es musste so geschehen."

Eine Stille entstand zwischen Beiden, die die Luft zu zerreißen schien und die so voller Emotionen war, dass man es förmlich spüren konnte.

Der Moment schien ewig zu dauern.

Hermine sah Severus in die Augen. Und genau in diesem Moment erinnerte sie sich an ihren Versuch, ihrem Leben ein Ende zu machen.

Und ihr wurde klar, dass er wohl der Grund dafür war, dass dies missglückt war.

Ihre Züge wurden finster.

Trotz der hämmernden Kopfschmerzen die mit jedem Wort das sie sprach zunahmen, heischte sie ihn an:

Du hast Dumbledore getötet und mir hast du es nicht gestattet das Meine zu beenden?

Wer glaubst du zu sein, dass du so sorglos über andere Leben entscheiden kannst?"

Severus seufzte.

Ich glaube, du hast das Recht zu erfahren, was geschehen ist.

Wenn du mich lässt, werde ich die Alles erzählen, so wie es wirklich passiert ist. Aber…"

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, die Hermine angesichts dessen, dass sie ihn in einem Ton angeherrscht hatte, den er einem Schüler normalerweise nie hätte durchgehen lassen, äußerst verwunderte, langte er nach einer dickbauchigen kleinen Flasche auf dem kleinen Tischchen neben ihrem Bett.

„… zuerst musst du diesen Trank nehmen. Dein Fieber muss erst einmal zurückgehen. Und während du dich ausruhst, werde ich sprechen. O.K.?"

Zweifelnd sah sie in seine dunklen Augen, was dazu führte, dass sich ihr Magen merkwürdig zusammenzog.

Hermine, hör auf irgend etwas anderes in ihm zu sehen, als deinen Professor, den Mann der Dumbledore tötete.

Der Kuß damals… sieh ihn als dass was er war… ein Ausrutscher… du weißt doch jetzt, wie er wirklich ist….

Aber warum hat er mich dann gerettet?

Sie zögerte.

Und du versprichst mir, dass du mir die Wahrheit sagen wirst?"

Unmerklich war sie wieder in das „Du" übergegangen.

Ich werde dir alles erzählen, was du wissen willst.

Ich muss dir zeigen, dass die Tat, die du eben vollbringen wolltest absolut unangebracht und ungerechtfertigt war."

Er zog seinen Stuhl näher an ihr Bett, so dass sie sich seiner Anwesenheit umso mehr bewusst war.

Hermine, hör auf daran zu denken.

Egal welche Gefühle du je für ihn gehegt hast…

Zwei Jahre lang hast du getan, als würdest du nach dem Kuss nichts empfinden.

Weil du dachtest es wäre nur ein Ausrutscher zwischen euch beiden gewesen.

Aber was, wenn es anders ist?

Schau in seine Augen, was siehst du dort?

Zumindest nicht die Abneigung, die er dir als Lehrer immer entgegengehalten hat.

Severus machte es sich etwas bequemer, indem er sich ein Kissen ins Kreuz legte.

Hermine. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

Der Tod Dumbledores war eine abgemachte Sache zwischen ihm und mir, sollte es zum Äußersten kommen.

Er wusste genau, welche Gefahr die Suche nach den Horkruxes mit sich brachte.

Und deswegen bat er mich, auch wenn er sonst immer als der Überlegene erschien, ihn im Falle des Falles vor dem schlimmsten zu bewahren.

Was glaubst du wäre passiert, wenn der Dunkle Lord ihn in die Hände bekommen hätte.

Egal ob tot oder lebendig, alleine sein Blut hätte ihm eine unheimliche Machterweiterung beschert.

Hermine, versteh' doch, er hat es so gewollt.

Glaubst du, mir wäre es einfach gefallen, den Menschen zu töten, der als einziger in dieser Welt je an das Gute in mir geglaubt hat?

Hermine wollte antworten aber Severus unterbrach sie: „Shh… ruhe dich aus. Ich möchte sagen, was ich zu sagen habe und werde dir dann genügend Zeit geben, darüber nachzudenken.

Du erinnerst dich sicher an den Tag der letzten Schlacht.

Du warst so voller Tatendrang und gleichzeitig voller Angst wie alle deine Freunde – aber du wolltest nicht tatenlos zusehen.

Und obwohl du eigentlich doch immer diejenige warst, die auf Anweisungen deiner Lehrer gehört hast, hattest du diesmal beschlossen, auf eigene Faust zu handeln.

Ich bitte dich, wenn ich dir jetzt erzähle, was geschehen ist, nicht direkt über mich zu urteilen, sondern es dir erst einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, und darüber nachzudenken, ja?

Du hattest den Kampf mit Nymphadora ausgemacht und dachtest, es wäre eine gute Idee, einzugreifen.

Du hast dich von hinten angeschlichen und wolltest die Gruppe von dort aus angreifen.

Aber jemand kam dir zuvor."

Während Severus gesprochen hatte, war er aufgestanden und langsam zur Türe gegangen.

Dieser Jemand hat dich versteinert und dich dann in dauerhaften Schlaf versetzt.

Nicht aus dem Bemühen, dir zu zeigen, wie schwach du bist, sondern um dich zu schützen.

Daß deine sogenannten „Freunde" dir daraus einen Strick drehen würden konnte er nicht wissen.

Er wollte dir nicht wehtun.

Dieser Jemand wollte nicht, dass du dein Leben in der Schlacht opferst Hermine, weil er dich liebt."

Bevor Hermine etwas einwenden konnte hatte Severus schon die Tür geöffnet und war im Begriff hinauszugehen, als er sich noch einmal umwandte.

Dieser Jemand, das war ich."