2. Kapitel
DER WÄCHTER DES FEUERS
Am nächsten Morgen wachte Seraphim noch immer völlig aufgewühlt auf. Hatte er etwa doch nur geträumt? Müde sah er auf die Uhr. Fünf Uhr früh, Tinea hatte ihn nicht geweckt. Es war also wahr. Die anderen waren längst auf dem Weg nach Bashin um an der alljährlichen Melee-Prüfung teilzunehmen. Der Junge setzte sich auf. Wohin sollte er nun gehen? Immer noch klang das alles so seltsam, zu sagenhaft um wahr zu sein! Aber was blieb ihm anderes übrig als Manya zu vertrauen, sie war seine einzige Hoffnung wenn er Riona jemals wieder sehen wollte!
Gedankenverloren machte er sich fertig. Dann ging er zum Schrank und nahm seinen Rucksack heraus. Außerdem würde er Geld brauchen. 500 Yen waren alles was er noch hatte. Egal, es musste reichen. Danach suchte er noch seinen Schlafsack und begab sich dann nach unten in die Küche.
„Seraphim. Es ist also wahr." Begrüßte ihn Timea betrübt, als sie seinen Rucksack bemerkte. „Ja, es tut mir Leid, aber ich muss gehen." Der Junge setzte sich an den Tisch und nahm sich ein frisches Brötchen aus dem Korb. Sie waren noch warm. Timea setzte sich zu ihm. „Ich habe immer gespürt dass dieser Tag kommen würde, da du gehst, ohne zu sagen warum, doch ich habe ihn immer gefürchtet. Alles hat mit diesem Mädchen angefangen. Riona war irgendwie anders." Traurig sah Timea an ihm vorbei. Seraphim horchte auf. „Wie meinst du das?" Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Es war nur so ein Gefühl, ich kann es nicht erklären. Seraphim, ich habe Angst dass wir uns nicht wieder sehen werden…" Sie sah zu Boden, damit ihm ihre Tränen nicht auffielen. „Ich werde wiederkommen wenn das alles vorbei ist, das verspreche ich dir. Dann werde ich dir vielleicht auch meine Gründe nennen können." Der Junge legte sanft seine Hand über die ihre. Erschrocken zog Timea sie weg. „Was ist denn?" Seraphim schaute verwundert in ihre Richtung. „Deine Berührung eben, es hat gebrannt." Sie schüttelte den Kopf. Vorsichtig griff sie noch einmal nach seiner Hand. Nichts. „Es, es tut mir Leid." Stammelte sie verlegen. Seraphim schloss die Augen. Er hatte ihr kaum zugehört. Sie hatte sicher nur Angst ihn zu verlieren. „Seraphim?" Timea stupste ihn an. Er drehte den Kopf ein wenig. „Ich wünsche dir alles Gute…" Sie lächelte ihn gespielt fröhlich an. „Danke." Schweren Herzens stand er auf. Es war nicht seine Art sich lange zu verabschieden. „Warte!" Das Mädchen hielt ihn noch zurück. „Meldest du dich mal?" Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Ich weiß es nicht." Er wusste nicht recht was er tun sollte, er hasste Abschiede. Doch dann ging er auf sie zu und nahm sie in die Arme. „Ich werde ganz bestimmt zurückkommen, und ich werde Riona mitbringen. Versprochen!" Vorsichtig löste er die Umarmung wieder und wandte sich zum Gehen. Als er die Türe schon geöffnet hatte drehte er sich noch einmal um. Timea war auf dem Weg nach oben. Sie würde darüber hinwegkommen. Beruhigt ließ er die Türe hinter sich ins Schloss fallen.
Angestrengt dachte er nach. Was tat er hier überhaupt? Er stand jetzt auf der Hauptstraße seines Heimatdorfes Kalay, ohne irgendeine Ahnung zu haben, wohin er eigentlich wollte, und fast ohne Geld. Da fiel ihm etwas ein. Er hatte seine Waffe vergessen. Als er gestern wieder zuhause angekommen war, auf welche Art auch immer war sie nicht mehr da gewesen. Er umrundete das Haus um zur Garage zu gehen, wo er sie für gewöhnlich aufbewahrte. Und tatsächlich, hier lehnte sie an einer der Wände. Das blanke Metall der Klinge glänzte, als der Junge das Schwert anhob und sich die Halterung umlegte. Dann steckte er es ein. So trat er wieder auf die Straße hinaus. Erst jetzt bemerkte er die Aufregung die überall herrschte. Man hatte die Leiche des Mädchens nahe des Dorfplatzes gefunden. Axes… Er würde längst weg sein. Seraphim entschied dass es wohl auch für ihn besser war das Dorf schnell zu verlassen. Sie wurde mit einer Klinge getötet, und er trug seine zu offensichtlich am Körper.
Ohne auf die vielen Leute zu achten, die ihn ihrerseits kaum wahrnahmen schritt er die Straße Richtung Dorfeingang entlang. Dort angekommen sah er ein letztes Mal auf seine Heimat zurück. Es war ein schönes Dort, auch wenn es nur sehr klein war. Die Häuser die sich um den Dorfplatz drängten bestanden allesamt noch aus Holz oder Fachwerk. Lediglich die Kirche und das Rathaus hatte man aus Steinen errichtet. Außer dem Dorfplatz und dem kleinen Fischerhafen waren die Straßen und Wege nicht gepflastert. Es war ein schönes Bild das sich ihm bot und es machte ihn traurig diesen Ort des Friedens verlassen zu müssen, doch was blieb ihm übrig? Er wandte Kalay den Rücken und befand sich nun auf der zu Torania gehörenden Ebene. Zu der einen Seite türmte sich ein riesiges Gebirge auf, hinter dem sich die Gebiete Kyrons erstreckten. Kalay war vor langer Zeit einen Verbund mit Torania eingegangen, und somit außer Seamont, das zum Inselstaat Bashin gehörte, das einzige Gebiet auf diesem Kontinent welches nicht zum Reich Kyron gehörte. Hinter Kalay befand sich der Strand. Von hier aus konnte man das Meer nicht sehen, jedoch war das ferne Rauschen der Wellen zu hören, und ein frischer Wind wehte den Geruch des Meeres bis an die ersten Ausläufer der Berge. Das Einzige was diese Idylle störte, waren die vielen Züge, die sich ihre Wege durch das Gebirge bahnten. Doch auf anderem Wege war es nicht zu überwinden.
Seraphim machte sich auf den Weg zu dem kleinen Bahnhof. Er wollte nach Kyron. Erst einmal weg von Kalay. Er versuchte so wenig wie möglich nachzudenken als er seinen Weg durch die rot besandete Steppe ging. Auf dieser Seite der Berge gab es keine befestigten Straßen.
Am Bahnhof angekommen studierte er den Fahrplan. Den ersten Zug hatte er verpasst. Der nächste fuhr in knapp einer Stunde. Eine Stunde, in der er sich wieder und wieder fragte, was zu finden er sich erhoffte. Er wusste ja nicht einmal wonach er suchte. Riona… Er musste sie finden, war der Weg auch noch so weit.
Wenn er ehrlich war hatte er keinerlei Ahnung was ihn dort draußen erwartete. Er kannte die Welt nur aus Büchern oder den Medien, sein gesamtes Leben hatte er in Kalay verbracht. In letzter Zeit hatte er jedoch viel um Konflikte zwischen Seamont und Kyron gehört. Es wurde von Kriegsähnlichen Zuständen gesprochen, und Kyron schien sein Reich ausweiten zu wollen. Seraphim schüttelte den Kopf. Krieg würde es immer geben, er lag einfach in der menschlichen Natur... Das hatte nichts mit seiner Situation zu tun.
Dann fuhr der Zug ein. Der Junge suchte sich einen Platz am Fenster. Mit halbgeschlossenen Augen betrachtete er Bäume und Felsen die vorbei zu fliegen schienen. Irgendwann schlief er ein. Zu groß war die Aufregung der letzten Nacht gewesen.
Er fand sich auf einer großen Wiese wieder. Alles war voller Blumen. Der Himmel war azurblau und einzelne Wolken zogen weicher Watte gleich ihre Bahnen am Firmament. In der Ferne war ein Wald auszumachen, das Singen der Vögel war bis hier im Blumenmeer zu hören. Seraphim blinzelte. Wo war er? Da hörte er eine ihm bekannte Stimme: „Seraphim! Los, komm!" Dann ein Lachen. „Riona!" Er fing an zu laufen. „Hier bin ich!" hörte er sie rufen. „Wo bist du, ich kann dich nirgends sehen!" der Junge lief weiter dem Klang ihrer Stimme nach. „Hier bin ich doch!" Plötzlich stand sie genau vor ihm. „Riona!" Seraphim wollte sie in die Arme schließen, er ging auf sie zu. Doch dann begann ihre Gestalt zu verblassen. „RIONA!" Er versuchte sie zu berühren, doch seine Hand glitt durch sie hindurch. „Seraphim, bitte hilf mir!" Ihre Stimme wurde immer leiser. „Wo soll ich suchen?" Verzweifelt musste er mit ansehen wie seine Freundin sich langsam auflöste. „Hilf mir!" hörte er sie noch ein letztes Mal rufen, dann war sie nicht mehr da. „Riona! Komm zurück!" Seraphim sah sich suchend um. Es wurde auf einmal schlagartig dunkel, Regen prasselte auf die gesamte Szenerie nieder. Die Blumen verschwanden, er fand sich in vollkommener Dunkelheit, schwebend. Er rief nach seiner Freundin, doch er bekam keine Antwort. Plötzlich sah er ein helles Licht auf sich zurasen. Feuer! Er konnte nicht ausweichen, es kam immer näher. „Nein!" er schrie auf, und dann war er mittendrin. Doch es war nicht heiß, er verbrannte nicht. Es wirkte beruhigend. „Du kannst es!" hörte er Rionas Stimme wieder. Gerade wollte er etwas sagen, doch dann erbebte alles.
„Unser nächster Halt ist das Staatsgefängnis Kyron, dieser Zug endet dort, wir hoffen sie hatten einen angenehmen Aufenthalt!" Erschrocken setzte Seraphim sich auf. Verdammt, er war eingeschlafen! Das hatte er nun davon. Er war in der Wüste Kyrons gelandet. Er musste Stunden geschlafen haben! Aber dieser Traum wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Was hatte er zu bedeuten? Bedeutete er überhaupt etwas?
Inzwischen war der Zug in den Bahnhof eingefahren. Seraphim musste aussteigen. Es dämmerte bereits und es war ziemlich kalt. Er hatte den ganzen Tag geschlafen! Ungläubig betrachtete er die große Uhr am Bahnsteig. Es war halb sechs am Nachmittag. Er war der einzige Passagier den der Zug bis hierhin brachte. Mit einem lauten Getöse verließ dieser den Bahnhof wieder. Der Junge ging zu den Fahrplänen herüber und schaute nach wann der nächste Zug nach irgendwohin fuhr. Erschrocken musste er feststellen, dass er bis zum nächsten Morgen mitten in der Wüste festsaß. Der erste Zug fuhr um acht Uhr nach Seamont. Seraphim dachte nach. Er würde hier übernachten müssen, jedoch hatte er nur einen dünnen Schlafsack dabei, und dieses Gebiet war bekannt für seine riesigen Temperaturunterschiede. Während am Tage leicht Temperaturen von über 45 Grad erreicht wurden sank das Thermometer nachts weit unter den Gefrierpunkt! Er konnte diese Nacht unmöglich überleben! Feuer! Er brauchte Holz, irgendetwas Brennbares. Doch verzweifelt stellte er fest dass es hier außer Sand nichts gab. Nur in der Ferne waren die Umrisse des Gefängnisses gegen den dämmrigen Horizont zu erkennen. Der Junge zitterte schon jetzt vor Kälte. Er konnte nichts tun, alles was ihm blieb war zu hoffen. Warum war er auch eingeschlafen? Er rollte seinen Schlafsack auseinander und schlüpfte hinein. Der Sand war weich, und noch ein wenig warm von der Sonne, doch wirklich helfen tat es nicht. Seraphim sah zu wie der Himmel sich langsam dunkler färbte. Die Nacht war Sternenklar. Träge erhob sich der Mond und tauchte den Sand in ein unheimliches Licht. Es wurde immer kälter. Seraphim zitterte nun trotz Schlafsack. Ein kalter Wind fegte über die flache Ebene. Er rollte sich zusammen, um die Wärme seines Körpers solange wie möglich zu erhalten, doch schon bald wurde er müde. Er wusste genau dass er jetzt nicht einschlafen durfte, also versuchte er sich irgendwie wach zu halten. Er begann die Sterne zu zählen, nur damit ihm die Augen nicht zufielen. Sein Atem ging stoßweise, er bildete immer stärkeren Nebel in der kalten Luft. Es war so unglaublich kalt. Lange konnte er sich nicht auf das Sternezählen konzentrieren, seine Lider wurden immer schwerer. Wenn er jetzt einschlief würde er sterben! Irgendwie musste er wach bleiben! Er musste Riona finden, so durfte es einfach nicht enden! Verzweifelt wehrte sich der Junge gegen die Müdigkeit, doch immer wieder klappten ihm die Augen zu. Mittlerweile fror er sosehr, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ihm war, als würde er von oben auf sich selber nieder schauen, als wäre er weit weg von seinem eigenen Körper. Feuer… Er brauchte etwas Warmes… „Du kannst es!" Immer wieder hallten nun Rionas letzte Worte in seinem Kopf wider. „Du kannst es!" Er würde nicht mehr lange durchhalten. Wenn es doch wenigstens ein Stück Holz gäbe! Eine Träne der Verzweiflung rann über seine Wange. Noch bevor sie in den Sand tropfte gefror sie zu Eis. „Du kannst es!" Die Stimme schien immer lauter zu werden. Alles woran Seraphim noch denken konnte war Feuer. Dann fielen ihm die Augen endgültig zu.
Eine seltsame Wärme lief durch seinen Körper. Gleichmäßig breitete sie sich aus. Außerdem schien es heller zu werden. War er etwa-! Erschrocken riss Seraphim die Augen auf. Er lag noch immer in seinem Schlafsack im Sand, doch ein Ring aus Feuer umgab ihn. Es verbreitete eine wohlige Wärme. Das seltsamste jedoch war, dass es sich nicht bewegte, es blieb an einer Stelle stehen. Was hatte das nur zu bedeuten? Alles was er wusste war, das dies wahrscheinlich seine Rettung war. „Ich habe dir gesagt du kannst das Licht nutzen." Seraphim sah auf. „Manya! Was hat das zu bedeuten? Woher, woher kommt das Feuer, und warum bewegt es sich nicht?" Verwirrt sah er den Engel an, der jetzt über ihm schwebte. „Das Feuer hast du gerufen, es bewegt sich nicht, weil du es ihm nicht befielst." Erklärte sie ihm ruhig. „Das ist doch absurd!" Der Junge glaubte ihr nicht. „Probier es selbst." Schlug Manya daraufhin vor. „Wie?" Seraphim setzte sich auf. „Du bist der Wächter des Feuers, es ist dein Element. Du kannst ihm befehlen, es wird dir gehorchen." Offenbarte sie ihm. „Aber, was um alles in der Welt soll das?" Er war völlig durcheinander. „Du kannst auf dein Element bezogene Magie anwenden und mit der Kraft des Feuers das Böse bekämpfen." Manya sah die stummen Fragen in den wasserblauen Augen des Jungen, also fuhr sie fort:
„Das Feuer ist ein Element von sechsen, du musst die Menschen finden, die die Kräfte dieser Elemente besitzen. Nur mit vereinten Kräften wird es euch gelingen Riona zu finden und mit ihrer Hilfe das Ende der Welt zu verhindern. Sie ist das legendäre Licht, die Elemente sind ihre Wächter, darum nennt man sie auch die Wächter des Lichtes. Sie besitzt ungeheure Kräfte. Sie kennt alle Geheimnisse Gaias. Ihre Aufgabe ist es, diesen Planeten zu beschützen. In ihr ist das Wissen aller Zeiten vereint, selbst die Kräfte der Elemente finden in ihr zusammen. Doch nur die Elemente selbst können dieses Wissen in ihr wecken, deshalb ist es wichtig, dass du sie alle findest."
Seraphim schloss erschöpft die Augen. Wie sollte er sie denn jemals finden, und wie sollte es möglich sein, dass das Feuer ihm gehorchte? „Welches sind die anderen Elemente und wo finde ich sie?" fragte er deshalb. „Die sechs Elemente, Feuer, Erde, Wind, Wasser, Blitz und Eis, sie sind über ganz Gaia zerstreut. Nur wer die Stärke des Mutes in seinem Herzen trägt wird sie alle finden." Gab sie zurück. „Ich bin nicht mutig!" Seraphim schüttelte heftig den Kopf. „Doch, das bist du. Mut ist die stärkste Eigenschaft des Wächters des Feuers. Deine Angst ist unbegründet, du kannst das Feuer jederzeit zur Hilfe rufen. Es ist das stärkste Element, da es die Kraft des Lebens besitzt. Und jetzt versuch es, konzentrier dich und befehle deinem Element." Der Engel schwebte herab und ließ sich neben ihm nieder. Seraphim schloss die Augen. Seinem Element befehlen… Es sollte sich bewegen, das Feuer sollte seine Form verändern. Mit offenem Mund sah er zu wie sich aus dem brennenden Ring ein riesiger Feuerball löste und exakt seinem Willen gehorchte. „Siehst du, du kannst es." Dann sah sie ihn an. Er wollte gerade etwas sagen, da winkte sie ab. „Ich kenne deine Fragen auch ohne dass du sie aussprichst, ich kenne auch deine Ängste, aber die Zeit ist noch nicht reit dir mehr zu erzählen. Du kennst jetzt dein wahres Wesen und du weißt deine Kraft zu nutzen. Mit der Zeit wirst du lernen dein Element mehr und mehr zu beherrschen. Doch merke dir eines, niemals darfst du dein Tun durch blinden Hass lenken lassen. Es wird dir oft schwer fallen, aber die anderen werden dir dabei helfen. Wenn du es doch tust ist Riona für immer verloren. Denn nur Wächter mit reinem Herzen können an ihrer Seite kämpfen. Wenn ihr alle beisammen seid werde ich euch alles erzählen." Mit diesen Worten erhob sie sich in den Himmel und entfaltete ihre weißen Schwingen um davonzufliegen.
„Manya!" Seraphim rief nach ihr, doch anscheinend war sie schon zu weit weg um ihn noch zu hören. Warum erzählte sie ihm nicht alles, wenn sie soviel mehr wusste? Der Junge war nicht in der Lage sie zu verstehen. Das alles schien ein einziger Albtraum zu sein. Er konnte tatsächlich mit dem Feuer umgehen. Was würde ihn noch alles erwarten? Es war alles so fantastisch!
Noch immer saß er in dem Kreis aus Feuer. Er wärmte ihn wunderbar. Müde kroch Seraphim wieder in seinen Schlafsack, doch ans Schlafen war nicht zu denken. Zu viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Im flackernden Schein des Feuers zog er den Stoff des Schlafsacks enger um seinen Körper. Das helle Leuchten der Flammen würde ihn auch vor den hungrigen Geiern schützen, die über ihm kreischend ihre Bahnen zogen. Sie fürchteten dieses Element. Er kuschelte sich in den weichen Sand. Mehr denn je wünschte er sich seine geliebte Riona könnte jetzt bei ihm sein. Er fühlte sich so einsam ohne sie… Niemals hätte er sich ausmalen können dass er jemals einen Menschen so vermissen würde wie er es nun tat.
Riona… Welche Macht musste sie haben, kein Wunder dass sie für Abraxxia so wichtig war! Er wünschte sich nichts mehr als sie wieder in seine Arme schließen zu können. Und er würde sie finden, er würde alles dafür tun, selbst wenn das bedeutete durch die Hölle zu gehen.
Der Junge drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. „Riona, ich werde dich finden..." murmelte er schon halb im Schlaf. Über ihm stieg der Mond immer höher. Außer dem leisen Knistern des Feuers war nichts zu hören. Die Nacht schien so friedlich zu sein, wenn man nichts von alldem wusste.
Manya hatte Seraphim von weitem ungesehen beobachtet. Sie war sich dem Druck bewusst, dem er ausgesetzt war, doch es war sein Schicksal. Alles hing nun von ihm ab. Lautlos erhob sie sich in die Lüfte. Er musste es schatten, er war Gaias letzte Hoffnung. Sie breitete ihre Schwingen aus uns machte sich nun wirklich auf den Weg nach Hause.
