Disclaimer: JKR ist die geistige Mutter. Mir gehört gar nichts. Naja...fast.

A/N: "Begegnungen" ist wieder ein eigenständiges Projekt, das mit meinen sonstigen Stories nichts zu tun hat. Ich liebe es nur Begegnungen zu schreiben :) Hier nur eine kleine Spinnerei meinerseits, wie alles noch hätte verlaufen können.

Wir begleiten Remus durch drei Begegnungen. Drei Mal begegnet er diesem Mädchen in seinem Leben. Immer wieder verlieren sie sich aus den Augen, doch immer wieder treibt sie das Schicksal wieder zusammen.

Einige kennen das Mädchen schon, von dem hier die Rede ist, aus anderen Stories. Ist aber nicht zwingend, da diese Perspektive ohnehin eine neue ist :) Hoffe es gefällt euch.

MUSIK: Deep Blue Something "Breakfast at Tiffany's"


Remus war immer schon ein stiller Junge gewesen, doch in den letzten Tage sagte er noch viel weniger als sonst. Er lag in dem weiß bezogenen Bett der Krankenstation und wagte sich nicht zu bewegen. Alles tat weh nach seiner ersten Transformation, aber das, was er hier und jetzt noch davon fühlte, war nichts im vergleich zu den Schmerzen der letzten Nacht. Er hatte Angst. Angst, das die Schmerzen wiederkamen sobald er sich bewegte.

Seine Eltern hatten ihn heute Morgen schon besucht. Die geröteten Augen seiner Mutter waren ihm nicht entgangen. Der dicke Arzt, den Remus nicht besonders leiden konnte, hatte sie schließlich aus dem Zimmer gescheucht. Remus sollte schlafen, aber er konnte nicht. Seine Eltern hatten versprochen am Nachmittag wiederzukommen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Die Stunden des Vormittags krochen dahin, wollten einfach nicht vergehen.

Die Türe zu Remus' Zimmer wurde geöffnet und der blasse Junge schloss schnell die Augen. Vielleicht half es ja, wenn er sich schlafend stellte. Dann würde dieser dicke, bärtige Arzt sicher verschwinden, ohne mit seinen feucht-kalten Händen seinen Puls zu fühlen oder ihm das Thermometer bis zum Anschlag in den Hals zu stecken.

Er würde ihm auch nicht sagen können er solle sich nicht so anstellen und doch ein großer Junge sein. Remus wollte jetzt kein großer Junge sein, er wollte nach Hause.

"Na, junger Mann?"

Das war eine ganz andere Stimme. Die Stimme dieses Mannes war um einiges freundlicher als die des Dicken. Remus öffnete vorsichtig die Augen. Nein, das war wirklich nicht der Arzt, der heute Morgen noch hier war. Dieser hier war groß gewachsen und viel schlanker als der andere. Sein schwarzes Haar reichte ihm bis zu den Schultern und seine grauen Augen musterten Remus aufmerksam, aber freundlich. Er lächelte Remus an.

"Alles in Ordnung, mein Kleiner?"

Remus nickte nur mit großen Augen.

Der Arzt lächelte und kam näher. "Dann wollen wir uns mal deinen Arm ansehen."

Remus' rechter Arm war verbunden. Er konnte sich allerdings nicht mehr erinnern wie es zu dieser Verletzung gekommen war. Nicht einmal wenn er sich ganz fest anstrengte. Er konnte sich an gar nichts mehr erinnern, was letzte Nacht vorgefallen war. Nur an schlimme Schmerzen und daran, dass er heute Morgen mit einer verbundenen Hand und einigen neuen Kratzern und blauen Flecken in diesem Bett aufgewacht war.

Der Arzt setzte sich zu Remus ans Bett und nahm ihm den Verband ab. Es ziepte nur ein bisschen. Remus konnte einen großen Schnitt sehen, der von seinem Handgelenk quer über seinen Unterarm reichte.

"Solche Wunden heilen leider nicht so schnell.", erklärte der Arzt Remus. "Und es bleiben immer Narben zurück." Der Augen des Arztes begegneten Remus' ängstlichen Blick auf seinen Arm. "Keine Sorge.", sagte er schließlich sanft. "Keine dieser Verletzungen bleibt ewig. Ein paar Tage Ruhe und dann kannst du wieder..."

Die Türe wurde abermals einen Spalt breit geöffnet und ein kleines Mädchen spähte herein. Ihr schwarzes Haar war zu zwei Zöpfchen gebunden und ihre großen, grauen Augen musterten Remus interessiert.

"Josephine! Solltest du nicht bei Paula bleiben?", fragte der Arzt das Mädchen.

"Paula ist eingeschlafen und mir ist langweilig.", schmollte die Kleine.

Der Arzt lachte und selbst Remus musste grinsen. "Ich bin gleich fertig, Joey. Einen Moment noch, der junge Mann hier braucht noch einen neuen Verband." Remus kam sich in diesem Moment sehr erwachsen vor, auch wenn er nicht einmal ein ganzes Jahr älter als das Mädchen war, das ihn am Arzt vorbei noch immer aufmerksam musterte und ihn nicht aus den Augen ließ. Sie zupfte ein wenig an den Trägern ihrer roten Hose.

"Daddy?"

"Was denn, Prinzessin?", fragte der Arzt, während er Remus einen neuen Verband anlegte. "Ist er genauso krank wie Mummy?", fragte sie, als er fertig war.

Der Mann drehte sich zu seiner Tochter um und streichelte ihr über den Kopf. "Ja, Kleines."

Das schien dem Mädchen an Erklärung zu genügen. Sie entzog sich der Streicheleinheit ihres Vaters, kletterte aufs Bett und grinste Remus an. "Ich bin Jo. Und wie heißt du?"

"Remus.", antwortete der angesprochene Junge etwas verblüfft.

"Das ist ein lustiger Name.", kichterte das Mädchen. Remus sah sie immernoch verwundert an. Warum war sie nicht weggelaufen oder hatte sich hinter ihrem Vater versteckt? Alle hatten doch Angst vor Werwölfen, oder etwa nicht?

"Meine Mummy ist auch ein Wolf.", erzählte ihm die Kleine dann stolz. "Aber das soll keiner Wissen. Du sagst es doch keinem, oder? Ich sage auch niemanden, dass du einer bist." Sie schleckte sich über zwei Finger und streckte sie dann feierlich in die Luft. "Versprochen."

Remus lachte. "Ich behalte es für mich."

"Du musst auch schwören.", erklärte ihm Jo mit sehr ernstem Gesicht, das ihn wieder zum Grinsen brachte. Er tat es ihr gleich. "Versprochen."

Das Mädchen strahlte ihn an und nickte dann zufrieden. Der Arzt lachte.

Die Türe wurde abermals geöffnet und eine ältere Frau mit weißem Haar steckte ihren Kopf zur Tür herein. "Merlin sei Dank, sie ist bei Ihnen, Dr. Black.", sagte sie erleichtert. "Ich bin nur kurz eingenickt und weg war sie wiedermal." Sie seufzte und sah Jo über den Rand ihrer Brille an, die immernoch auf Remus' Bett saß und sich bemühte unschuldig auszusehen.

"Unser kleiner Wirbelwind nimmt das sofort als Einladung.", meinte Dr. Black grinsend und kitzelte seine Tochter, die vergnügt quietschte und lachte. Dann stand er auf.

"Ein paar Tage noch, dann kannst du wieder nach Hause.", sagte er zu Remus und zwinkerte. "Zwischenzeitlich kann dir ja Jo ein wenig Gesellschaft leisten, wenn du möchtest. Ich hoffe nur du magst Exploding Snap."

Remus nickte.

"Finden Sie es wirklich so gut, dass Ihre Tochter Umgang mit...", begann die weißhaarige Dame, wurde aber von Dr. Black unterbrochen. "Ich finde es sogar sehr gut, wenn meine Tochter Umgang mir annähernd Gleichaltrigen hat." Er zog ein Päckchen Karten aus seinem Kittel und reichte es Remus.

"Unterschätze sie nicht.", meinte er zwinkernd. "Sie sieht zwar aus, als könne sie kein Wässerchen trüben, aber sie ist ganz schön ausgefuchst."

"Daddy!", potestierte Jo. Sie machte es sich auf Remus' Bett bequem und nahm ihm dir Karten aus der Hand.

"Siehst du was ich meine?", lachte der Arzt und schob die ältere Dame zur Tür hinaus. "Ich komme bald wieder. Benimm dich, Joey."

"Ja, Daddy.", antwortete Jo und teilte die Karten aus. Lächelnd schloss der Arzt die Tür.

"Also.", sagte sie und nahm ihre Karten hoch. "Du fängst an."

Hier, in diesem Krankenhaus in London, begegneten sich Remus Lupin und Josephine Black zum ersten Mal. Remus sah Dr. Salem Black, Arzt der Lykanthropie, noch einige Male und spielte mit seiner Tochter noch ein paar Mal Karten. Wenige Monate nach dieser ersten Begegnung zogen die Blacks nach Irland. Remus und Jo verloren sich aus den Augen.

Viele Monde und Ärzte sollten dieser Begegnung folgen. Das Schicksal hatte seine eigenen Pläne. Bei ihrem nächsten Zusammentreffen sollte Remus doppelt so alt sein, als bei diesem ersten. Doch nichts von alledem wussten die beiden Kinder an jenem Vormittag im September.