Kapitel 11

Meine liebe, liebe Hermine!

Ich weiß, Du hast ja recht...
Auch, wenn Du mir ja ganz schön den Kopf gewaschen hast: Ja, ich gebe alles zu, ich springe über meinen Schatten: Du hast Recht, und Severus hat auch Recht, ihr habt beide Recht, und ich werde diesen lausigen Trank einnehmen...

Ich muss zwar sagen, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen haben, und ich wirklich fast jeden Morgen, wenn ich dieses ekelerregende Zeug zu mir nehmen soll, am liebsten sofort zurück auf die Toilette rennen würde, um alles, was ich jemals in meinem Leben gegessen habe, wieder hervor zu würgen ...

Es ist so widerlich!

Ja, wie Du siehst, ich habe auch mit meinem Mann geredet. Er war ehrlich erschrocken und mehr als besorgt, er hat sich einfach rührend um mich gekümmert ...
Er hat dem Kollegen, der diesen Trank entwickelt hat, geschrieben, und hat sich bestätigen lassen, dass der Trank absolut unschädlich ist. Er hat sich sehr ausführlich um Informationen bemüht – und die Wirkung ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen.

Ich soll nur über ein halbes Jahr diesen Trank einnehmen, einfach zur Vorsorge, dann wäre hundertprozentig sicher, dass sich bei mir nichts mehr Bösartiges in diesem Bereich bilden kann.
Das wäre ja sehr schön ...

Aber trotz alledem bin ich diejenige, der anschließend den ganzen Tag über übel ist, und sonst niemandem.

Ich fühle mich richtig elend, jeden Tag aufs Neue, aber Severus ist hartnäckig und bewacht die Einnahme des Trankes.
Hoffentlich stimmt das Ganze und es hat wenigstens langfristig Sinn!

Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Severus will die nächste Zeit mal einen Brief an Draco schreiben, wie das mit der Dreiwochenstudie ist.
Wir haben eine Art Handel gemacht: er wird sich darum bemühen, dass es ihm besser geht, dass er die Alpträume in den Griff bekommt und er endlich wieder ruhig schlafen lernt, dass er sich langfristig vielleicht sogar noch einmal Gedanken macht, was vielleicht der Auslöser für die neuen Alpträume sein könnte (ich habe noch immer nicht die Hoffnung verloren, dass wir alles noch ganz in den Griff kriegen – und an der Wurzel ausreißen) – ja, und im Gegenzug passe ich auf mich auf und schlucke (wie bereits oben schon ausführlich erwähnt) diesen ... Trank.
Zuerst war er richtig sauer, dass ich versucht habe, ihn zu erpressen, dass er besser auf sich aufpasst – ja, und dann musste er lachen. Wir haben beide gelacht, bis wir keine Luft mehr hatten, als wir feststellen mussten, dass uns beiden das Wohl des jeweils anderen mehr am Herz liegt als das eigene. Aber es ist so ... und wir haben uns darauf geeinigt: wenn er die dreiwöchige Kur macht – und anschließend vielleicht versucht, herauszufinden, was der Auslöser für die Alpträume war, dann werde ich im Gegenzug diesen widerlichen, ekelerregenden, übelkeitserregenden Trank nehmen.

Ja, hast Du Dein Buch denn jetzt abgegeben?

Irgendwie eigenartig – noch vor ein paar Jahren hätte ich jeden, der mir versucht zu erzählen, Hermine Granger gibt ein Buch ab, das sie selber nicht perfekt findet, für verrückt erklärt.

Aber warum hast Du es mir nicht einfach einmal vorbeigeschickt? Gut, ich weiß, dass ich Dir viel die Ohren voll jammere, wie sehr ich arbeite, wie viel ich arbeite und was ich für einen Stress habe, aber ... Du weißt doch, dass ich mich über solche „Aufgaben" immer freue.

Weißt Du das? Ehrlich?
Denn früher, früher habe ich jedes Deiner Bücher zuerst gelesen, noch vor Deiner Lektorin ... und jetzt?
Ehrlich, es wäre eine willkommene Abwechslung und hat mit Stress nichts zu tun...

Was gab es bei Tonks? Wie geht es ihr – und den Kindern und Remus?

Die Kinder sehe ich ja schon häufig (auch wenn sie in Ravenclaw gelandet sind), aber Remus habe ich jetzt seit bestimmt 4 Jahren nicht mehr getroffen. Oder noch länger?

Dadurch, jetzt, hier durch Deinen Brief, wird mir das erst bewusst ... Die Zeit vergeht wirklich immer schneller ...

Gut, ich muss jetzt noch schnell die Hausarbeiten für morgen fertig machen ...

Virg hat mal wieder ihren Schreibrekord gebrochen und ist über 16 Seiten gekommen, und dabei sollte es nur ein „kleiner" Aufsatz über die Wirkung des Salbeis im Mutate – Trank werden. Vom wem hat sie das bloß?

Grüße Deinen und meinen Draco ganz herzlich von mir und fühle Dich selber ganz fest gedrückt von

Deiner Ginny

PS: Auf den Weihnachtsball freue ich mich natürlich besonders. Aber wir sehen uns ja vorher noch einmal, wenn mein Mann die drei Wochen nach Davos geht ... Und ob wir nach Neujahr nach Davos fahren ... ich finde die Idee prima und werde sie mal mit Severus besprechen. Molly ist immer einverstanden ... wir sind glaube ich genug Kinder, dass sie es nicht so eng sieht, wer da ist und wer nicht. Ich würde mich jedenfalls freuen.


Tbc ... ?