Hallo!
Heute geht es also weiter ...
Hoffentlich gefällt Euch auch das nächste Kapitel!
Liebe Ginny,
ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll oder kann, um das wieder gut zu machen, was ich mit meinem letzten Brief und mit meinem Verhalten verbockt habe.
Es tut mir so wahnsinnig Leid, dass ich in meinem Frust, den ich mit dem Alkohol übrigens nicht bekämpfen konnte – dafür hatte ich drei Tage lang Kopfschmerzen und musste im Dunkeln liegen -, derart an Dir ausgelassen habe.
Ich schäme mich dafür, Ginny …
Ich weiß nicht, wie ich Dir und auch Severus jemals wieder unter die Augen treten soll. Ihr müsst mich ja für einen Versager, ein Weichei, eine Schnapsnase halten, die sogar Euren Sohn zum Mittrinken verführt.
Es tut mir einfach nur schrecklich Leid, Ginny!
Wenn Ihr Eure Reise absagen möchtet deswegen, wäre ich zwar unheimlich traurig, aber ich könnte es vollkommen verstehen …
So, das musste ich einfach loswerden, in der Hoffnung, dass Ihr mir vielleicht eines Tages verzeihen könnt!
Eurem Sohn geht es prima, er scheint den Alkohol besser vertragen zu haben – oder aber er hat sich, was durchaus vernünftig gewesen wäre, zurückgehalten und nur mir zuliebe ein Glas getrunken.
Ich liebe Euren Sohn dafür! Wirklich. Er ist ein echter Gentleman. Ihr könnt stolz auf ihn sein!
Ich finde es wunderbar, dass Severus so auf die Neuigkeiten reagiert und mit Dir gelitten hat. Du kannst auch auf diesen Mann stolz sein, liebe Ginny!
Das einzige, was Draco für mich übrig hatte, war ein unverständliches Grunzen und ein Schulterzucken, wobei ich mir nun aussuchen kann, ob es eine zustimmende Geste oder ein ‚Ist mir doch egal' war…
Ich weiß echt nicht mehr, was ich noch machen soll, Ginny.
Es ist, als wäre mein geliebter Draco plötzlich verschwunden und durch einen Griesgram ersetzt worden. Meinst Du, das ist ein Signal, dass unsere Liebe tot ist? Der Anfang vom Ende, sozusagen?
Ich meine, es ist nicht so, dass wir uns nicht mehr zu sagen haben. Wir verstehen uns nach wie vor gut und können auch miteinander reden. Es ist nur so, dass jedes Mal, wenn unsere Gespräche persönlicher werden, dann … ja, dann ist es, als würde ein Schalter umgelegt werden. Wir können einfach über solche Dinge nicht sprechen. Verstehst Du?
Aber ich möchte Dir nicht schon wieder die Ohren voll heulen.
Was ist mit Dir?
Geht es Dir wieder besser?
Hilft der Trank?
Du hast in Deinem letzten Brief nichts davon erwähnt – und Du weißt ja, dass ich mir deswegen Sorgen mache (ich hoffe zumindest, dass Du das weißt …)
Von meinen beiden Mädels habe ich noch nichts gehört, aber ich werde mich gleich heute Abend hinsetzen und jeder einen Brief schreiben.
Ich kann einfach nicht verstehen, warum die beiden sich immer wieder streiten.
Bin ich so eine schlechte Mutter gewesen? Habe ich eine meiner Töchter vernachlässigt? Habe ich ihnen das Gefühl gegeben, dass ich sie nicht gleich doll lieb habe?
Du weißt ja, dass das nicht immer einfach ist, mit der Kindererziehung.
Gerade gestern (als ich in meinen dunklen Schlafzimmer gelegen und darauf gewartet habe, dass das Zimmer aufhört sich zu drehen), habe ich wieder an die Zeit gedacht, als die beiden noch klein waren.
Ich glaube, ich habe Jane einfach vernachlässigt …
Du weißt ja, wie still sie immer gewesen ist und wie lebhaft Virg dagegen war. Ich habe mich einfach nicht genug um Jane gekümmert – eben weil sie so still war und sich gut alleine beschäftigen konnte.
Sie muss furchtbar eifersüchtig auf ihre kleine Schwester gewesen sein. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum die beiden sich jetzt so schlecht verstehen.
Dazu kommt noch, dass Jane wohl hauptsächlich meine Gene geerbt hat, was den Wissensdurst und den Perfektionismus betrifft, dass Virg immer an ihr gemessen wurde. Hatte sie in der Schule eine zwei, wurde das nicht gelobt, sondern nur mit der Klausur von Jane verglichen, die eine eins hatte.
Das war falsch, Ginny, wie ich jetzt feststellen muss.
Ich habe versagt; bei meinem Mann, bei meinen Kindern, einfach bei allem …
Wie konnte das nur passieren, Ginny?
Sag es mir!
Bin ich so ein schlechter Mensch? Habe ich es nicht besser verdient? Ist das nun die Strafe für meine Sünden und - halt! Welche Sünden?
(Ich musste hier gerade eine Pause machen, liebe Ginny, weil ich vor lauter Lachen den Stift nicht mehr ruhig halten konnte. Ich denke, wenn ich Severus diese Frage stellen würde, dann würden ihm auf Anhieb sicher tausend Dinge einfallen, die ich als Schülerin verbockt habe …)
Na ja, aber nun fange ich schon wieder an, mich auszuweinen.
Ich überlege gerade, ob ich den Brief überhaupt wegschicken soll oder nicht. Ich denke, wenn Du diese Zeilen hier liest, habe ich es doch getan.
Es tut mir Leid, dass ich im Moment so eine schlechte Freundin bin, Ginny!
Ich hoffe, das ist bald wieder vorbei.
Danke für Deine Geduld, die Du in den letzten Wochen und Monaten mit mir hattest! (Ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder gut machen soll …)
Hab Dich Lieb!
Deine Hermine
P.S. Wenn Severus mit Remus gesprochen hat, sagst Du mir dann bitte Bescheid? Ich kann Tonks im Moment nicht erreichen, denke aber die ganze Zeit an sie.
