Liebe Ginny,

jetzt sind es nur noch sieben Tage, bis Ihr endlich da seid. Ich kann es kaum noch erwarten!

Ihr werdet sehen, Davos hat sich in eine romantische Winterlandschaft verwandelt. Es ist einfach nur … traumhaft schön!

Ach, Ginny, ich freue mich so!

Selbstverständlich komme ich Euch am Freitag vom Bahnhof abholen. Draco hat leider Nachtdienst, aber Euer Sohnemann hat versprochen, dass er mich begleiten wird.

Und die Sache mit dem Langlauf können wir uns echt überlegen. So langsam aber sicher fühle ich mich bei der Abfahrt auch nicht mehr wohl …

Weißt Du, ich scheine in der Hinsicht ein wenig schneller alt geworden zu sein, als die anderen. Jane, Virg und auch Draco haben sich im letzten Winter nur lustig über mich gemacht, wenn Sie die Piste schon zum zweiten Mal runter gerast sind und ich immer noch nicht unten war.

Ich bin eher der ruhigere Typ geworden, was das betrifft … und mit Dir alleine durch die Schneelandschaft zu gleiten, ist sicher superschön! Da können wir mal so richtig quatschen, unser Tempo selbst bestimmen und müssen uns nicht mit nörgelnden Männern rumärgern.

Also: Pack Deine Winterklamotten ein, Süße! Es wird kalt!

Wie Du sicher gemerkt hast, habe ich den Abstecher nach Schottland abgeblasen. Ich habe eingesehen, dass Du Recht hatte (wie immer!). Ich muss den Mädels ihre Freiheit geben und ihnen vertrauen, dass sie es selber geregelt bekommen.

Und wie Du ja geschrieben hast, scheinen sie es geschafft zu haben.

Aber eins hat mich doch überrascht: Jane ist verliebt? Bist Du Dir sicher? Ich meine, das wäre ja … einfach nur schön!

Ok, Draco darf ich davon erstmal nichts sagen. Du weißt ja, wie er in der Beziehung ist: Ein typischer eifersüchtiger Vater … Auf der einen Seite wünscht er sich unbedingt ein Enkelkind, aber auf der anderen Seite sieht er jeden Freund der Mädchen als Konkurrenz, die es auszustechen und zu vertreiben gilt.

Ich hoffe, dass er sich – falls es doch etwas Ernstes werden sollte mit Jane und ihrem Freund – dieses Mal zurückhalten wird.

Ach, Ginny! Ich bin ja so neugierig und würde Jane am liebsten löchern, um zu erfahren, wer denn der große Unbekannte ist … aber ich habe mir geschworen, dass ich stark bleibe und mich zurückhalten werde.

Alles andere bringt nichts.

Du weißt ja noch, wie wir damals reagiert haben, wenn unsere Mütter uns nach unserem Liebesleben gefragt haben …

Aber lassen wir das. Wenn sie etwas sagen möchte, dann wird sie es schon tun.

Du hattest nach Tonks gefragt.

Ja, also, die Arme war hier. Wir waren zusammen in diesem kleinen gemütlichen Wirtshaus am Ortsende (erinnerst Du Dich? Dieses urgemütliche kleine Haus mit den vielen Hirschgeweihen an der Wand und der kleinen Liveband).

Es war ein richtig schöner Abend und wir beide haben gut einen über den Durst getrunken (ich hätte nicht gedacht, dass man von diesem Weizenbier so schnell betrunken wird …).

Hast Du Tonks schon mal betrunken erlebt? Ich meine, so richtig?

Sie konnte nachher gar nicht mehr geradeaus schauen und hat andauernd ihre Haarfarbe gewechselt (was wiederum den Wirt und die anderen Gäste ziemlich verwirrt hat …).

Auf jeden Fall war es schön und wir haben über alles andere, nur nicht über unsere Männer gesprochen. Von daher kann ich Dir leider nicht genau sagen, was nun mit ihr und Remus los ist (aber so traurig, wie sie ausgesehen hat, als sie aus dem Kamin gestiegen ist, muss es immer noch schlimm sein).

Draco und ich haben beschlossen, die beiden ebenfalls über Weihnachten einzuladen. Ich hoffe, Du und Severus habt nichts dagegen, dass es ein bisschen voller werden könnte …

Du wolltest wissen, was mit dem Manuskript ist? Tja, das würde ich auch gerne wissen … ich vermute, das ist irgendwo zwischen Schweiz und Schottland abhanden gekommen. (das nächste Mal, werde ich es zur Sicherheit vorher mit einem Ortungszauber belegen).

Aber ich glaube, das ist nicht weiter schlimm (außer, dass Du so nicht in den Genuss gekommen bist, es vorher zu lesen). Ich habe nämlich gestern eine Eule vom Verlag bekommen. Das Buch ist angenommen und geht nächste Woche in Druck – so, dass es noch vor Weihnachten erscheinen kann.

Ich habe Dir schon eins der ersten Exemplare reservieren lassen.

Ich muss jetzt Schluss machen, Ginny, da ich gleich einen Friseurtermin bei Magda habe (darauf warte ich schon seit Wochen). Ich hoffe, ich kann sie dieses Mal dazu überreden, mir die grauen Haare zu färben (sonst muss ich wieder selber ran, was ich aber nicht möchte – Du erinnerst Dich noch an die orangefarbenen Strähnchen, die ich mir aus Versehen gezaubert habe?).

Ich freue mich auf Euch!

Drück Deinen Mann von mir!

Deine Hermine


Liebe Hermine,

dann freue ich mich schon unbändig auf den Freitag um 23.45 Uhr!

Ich hatte mir schon gedacht, dass Du nicht hierher kommen wirst – es ist weder nötig noch würde es Deine Sorgen beseitigen – ich denke, Deine Beiden wären nur beleidigt, weil sie ahnen würden, dass Du nicht wirklich kommst, um sie zu erfreuen, sondern wegen diesem fraglichen Streit. Und das würde sie – Entschuldigung – mit Recht ärgern.

Komme lieber wieder vorbei, wenn der Streit ganz vorbei und vergessen ist.

Womit ich auch schon bei meinem nächsten Thema bin: doch, mittlerweile bin ich mir fast sicher, dass Jane immer mehr Zeichen einer akuten Verliebtheit zeigt. Sie benimmt sich auch einfach wie frisch verliebt ... lächelt, träumt ... manchmal singt sie leise vor sich hin. Aber frag mich nicht, in wen – wenn ich etwas merke, melde ich mich bei Dir.

Aber das sind alles nur Beobachtungen einer Freundin und Lehrerin – und damit wäre ich Dir sehr, sehr dankbar, wenn Du ihr das nicht sagen würdest. Sie wäre mit Recht beleidigt, wenn wir hinten herum über solche Sachen reden.

Du meine Güte:

Ich lese die letzten Zeilen durch und stelle fest:

Wir benehmen und wirklich wie unsere eigenen Mütter.

Ich bin an dem Punkt angelangt, an den ich nie kommen wollte: ich benehme mich wie Molly Wesleay.

Ich weiß nicht, aber irgendwie macht mir das Angst ...

Egal.

Ich packe jetzt meine Langlaufskier und fange an, mich auf das Wochenende zu freuen.

Ganz viele liebe Grüße,

Ginny


Meine liebe Hermine!

Vielen Dank noch einmal für das wunderschöne Wochenende!

Ich habe es sehr genossen, einfach mal nur mit Dir durch das winterliche Graubünden hindurch Ski zu fahren ...

Unsere Männer waren ja auch die ganze Zeit miteinander abgetaucht, ich denke, sie hatten auch viel zu reden.

Jetzt ist es schon Dienstag Abend, und ich habe eigentlich nur gearbeitet ... Minerva hat mich ganz schön eingedeckt über die Ferien. Aber es macht auch Spaß. Trotzdem fehlt mir mein Mann ... wenn er nicht in meiner Nähe ist, fehlt mir wirklich etwas – auch wenn ich noch so beschäftigt bin, ich spüre seine Abwesenheit.

Und umso mehr habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn in letzter Zeit so behandelt habe – nicht nur meine Nörgelei (er ist ja schließlich selbst ein Nörgler aus Passion), nein, auch und vor allem, dass ich mich nur um mein eigenes Wohlbefinden gesorgt habe und mich so wenig um seine Albträume, seine Probleme gekümmert habe. Ich habe immer nur gedacht, gut, ich weiß jetzt, er geht in die Klinik, dass wird ja alles seine Ordnung kriegen.

Ich habe ihm in letzter Zeit zu wenig zugehört.

Er fehlt mir. Wir sind so selten getrennt ... verstehst Du, ich habe oft das Gefühl, er braucht die unglaubliche Nähe in unserer Ehe zum Ausgleich für alles, was er vorher erlebt hat. Und ich schenke sie ihm gerne, ich brauche sie ja auch ...

Nur in der letzten Zeit, da habe ich ihn glaube ich nicht sehr nett behandelt.

Aber jetzt schreibt er mir, ich habe bis jetzt jeden Abend eine kleine Nachricht zur Nacht bekommen – noch keine Ergebnisse der Untersuchung (ich denke, das wird auch noch ein bisschen dauern), aber ein Gute Nacht Gruß.

Mein Draco hat geschrieben, er will am Donnerstag und Freitag frei nehmen und kurz nach Hogwarts kommen, er habe einiges zu regeln. Wir kommen dann gemeinsam am Freitagabend wieder per Kamin nach Davos.

Ich bin gespannt, was er zu regeln hat – etwas mit dem Studium hat es nicht zu tun, das wüsste ich – irgendetwas Privates vielleicht. Ich hatte schon die Idee, dass er und Jane – aber ich glaube, da ist mehr der Wunsch der Vater meiner Gedanken; die Zwei kennen sich zu lange und waren immer wie Geschwister. Und Jane steht – das hat sie mir schon vor Jahren erzählt – definitiv nicht auf Männer in ihrem Alter, weil sie ihr zu unreif sind. Da Draco ja sogar noch jünger ist als sie, fällt er also aus. Aber die Vorstellung reizt irgendwie mein Mutterherz, oder? Wenn zwei unserer Kinder ... das wäre schon toll!

So, jetzt mache ich aber ganz schnell Schluss, weil ich jetzt – mit dem letzten Satz – endgültig klinge wie meine Mutter („Aber Ginny, Harry ist doch sooooo nett ...").

Ich denke an Dich, pass bitte, bitte gut auf meinen Mann auf ...

Ganz viele liebe Grüße

Ginny

PS: Klappt es jetzt eigentlich bis nächste Woche mit Deinem Buch? Das wäre toll, wenn es zum geplanten Termin erscheint; dann habe ich Lesestoff für die nächste Woche!