Meine liebe Hermine!

Vielen Dank für den Termin und besonders lieben Dank für Deinen Brief!

Ich habe mich wahnsinnig gefreut – und nicht wahr, die Überraschung ist gelungen? Wie gerne hätte ich Dein Gesicht gesehen ...

Es freut mich, wenn Ihr zwei jetzt so eine schöne Zeit durchlebt, und es ist gut, wenn Du Dir Deines Mannes wieder sicher bist.

Das mit dem Kamin klingt ja richtig romantisch, und ich wünsche mir, auch in Davos zu sein statt im noch immer nur nass-kalt-regnerischen Schottland.

Und ich denke nach wie vor, für alle diese Dinge, wegen denen Du Dir Sorgen gemacht hast, gibt es auch genauso rationale und vernünftige Erklärungen.

Warum kann Draco nicht nach Parfum riechen, weil die Oberschwester ihr Deo gewechselt hat – man muss nicht hinter allem etwas Böses vermuten.

Aber jetzt musste ich beim Lesen Deines Briefes doch lachen ...

Draco hat gefragt, ob Du auch wieder schwanger werden möchtest?

Nun ja, ich denke, nicht jeder muss so verrückt sein wie wir und wenn Ihr unbedingt noch einmal Babygeschrei in Euren Wänden hören wollt, leihen wir Euch unseren Zwerg dann einfach mal für ein Wochenende aus.

Jedenfalls freue ich mich noch immer wie ein Schneekönig, und bin gespannt auf den Termin bei meinem Ältesten.

Wie gesagt, ich denke, dass ich in dieser Beziehung dann doch eher nach meiner Mutter komme ...

Aber auch hier musste ich ein bisschen lachen. Denn das Problem im Vergleich mit meiner Mutter war ja nicht die Anzahl der Kinder, sondern die Frage, wie wir damit umgehen. Meine Mutter hat es nie verstanden, dass ich auch noch mit vier Kindern weiter arbeiten gegangen bin und dass Severus das auch noch gut gefunden hat.

Aber ich denke, es liegt einfach daran, dass wir doch eine andere Zeit haben, eine andere Generation.

Und auch für Severus ist dieses Kind nach wie vor das schönste Geschenk, dass er hat bekommen können ...

Ausgerechnet jetzt ...

Und: ja, natürlich führen wir auch dieses Mal die „Nein-ich-kann-auch-während-der-Schwangerschaft-weiterarbeiten" Diskussion, gewürzt mit „Ich-fühle-mich-hervorragend" Gesprächen und gekrönt von dem üblichen „Schwangerschaft-ist-keine-Krankheit" Streit ...

Diesmal ist es sogar noch etwas schlimmer als früher, denn erstens bin ich ja auch nicht jünger geworden und zweitens braucht er es, denke ich, schon jetzt möglichst viel Verantwortung für dieses Kind zu übernehmen, einfach um es sich selber zu beweisen, dass er dazu in der Lage ist, für ein Kind zu sorgen.

Er spricht es nicht aus – mir gegenüber nicht – aber Lena hat erzählt, er habe sie gestern gefragt, ob er auch wenn er nicht richtig hören kann ein guter Vater sei.

Irgendwie hatte ich dann doch einen ziemlichen Kloß in der Herzgegend ... und ich war zwar einerseits sehr enttäuscht, dass er das nicht mit mir bespricht, aber Lena hat gemeint, er würde das sicher noch tun – nur nicht jetzt, um mich nicht aufzuregen. Da musste ich doch lachen. Und andererseits war ich wieder sehr, sehr stolz auf meine beiden Zwillinge – sie sind einfach einmalig und gerade Lena wird ihrem Vater immer ähnlicher.

Und auch ansonsten geht es weiter ... nun, nicht bergauf, aber zumindest in die richtige Richtung. Der Verwaltungsjob läuft hervorragend, und wir versuchen, alles Neue in unseren Alltag aufzunehmen und so langsam wieder ein Stück Normalität zu erobern.

Denn wie wichtig Normalität, dieser Alltag und dieser Rhythmus schon immer für meinen Mann war, einfach um eine Heimat und einen Hafen zu haben, weißt Du ja.

Aber wir reden, und die Abende vor dem Kamin sind sehr wichtig für uns beide ...

Nun ja.

Weißt Du, dass mir erst durch Deinen Brief bewusst geworden ist, dass Dein Mann ja die ganze Zeit über gewusst haben muss, dass ich schwanger bin?

Du meine Güte, er hat es gewusst, auch als er den Brief geschrieben hat, dass ich schnell nach Davos kommen soll ...

Er hat es die ganze Zeit, als er die letzten, schmerzhaften Untersuchungen bei Severus gemacht hat, gewusst, dass er demnächst Vater wird? Er hat gewusst, dass ich schwanger bin, als er mit uns die Untersuchungsergebnisse besprochen hat, und als er uns die Wahrheit ins Gesicht sagen musste?

Er hat es die ganze Zeit über geschafft, nichts zu sagen?

Ich bewundere Deinen Mann dafür und ich bin ihm sehr, sehr dankbar, dass er die Reihenfolge gewahrt hat ... so wie sie war. Es war sehr slytherin, aber es war diplomatisch und ein echter Freundschaftsbeweis. Alles andere wäre fatal gewesen und es war einfach besser, dass Severus zuerst ein bisschen Zeit für sich hatte, um seine Gedanken zu sortieren.

Du kannst Draco noch einmal ganz fest von mir drücken (was ich am Wochenende aber sicher auch selber noch einmal nachholen werde).

Ja, ich packe dann schon mal ein paar Sachen für das Wochenende ...

Damit wir den Weihnachtsball planen können und besprechen, was wir mit Remus und Tonks machen.

Und weil ich natürlich endlich wissen will, was Jane an Neuigkeiten hatte ...

Es drückt Dich ganz fest

Deine Ginny

PS: Ich habe gestern auch endlich, endlich Zeit gefunden, Dein Buch anzufangen ... die ersten drei Kapitel habe ich schon fertig. Dann haben wir auch noch etwas zum Betratschen am Wochenende ... Zumal Severus drängelt, er will das Buch auch schon haben.


Liebe Ginny,

ich hoffe, Du bist wieder gut nach Hause gekommen und bist von Deinen Lieben herzlich empfangen worden.

Hat Dir der Kürbis-Mandel-Kuchen geschmeckt? – Ja, Du liest richtig, liebe Ginny. Ich habe von der Überraschung gewusst! Deine beiden Kleinen haben mir wegen Hilfe angeeult und ich habe Ihnen das Rezept geschickt.

Richtig niedlich, die beiden…

Wir möchten Mami überraschen und brauchen Deine Hilfe, Tante Hermine. Kannst Du uns das Rezept für Mamis Lieblingskuchen aufschreiben? Wir wissen nicht, wen wir sonst fragen können, weil Oma ja mit Opa im Urlaub ist (und außerdem quatscht Oma immer soviel, da haben wir Angst, dass sie Mami alles verrät und die Überraschung futsch ist).

Ich hoffe, die Überraschung ist ihnen geglückt …

Drück die beiden ganz feste von mir, ja?

Ihr habt schon vier phantastische Kinder, auf die ihr sehr, sehr stolz sein könnt. Sag das Severus noch mal von mir, damit er aufhört, sich einzureden, er wäre ein schlechter Vater! Wer so lieb und nett ist wie die vier Snape-Sprößlinge kann doch nur gute Eltern haben!

Ich wünschte, ich könnte das auch von meinen beiden behaupten …

Ach, Ginny. Ich weiß, ich habe dich schon das ganze Wochenende über damit genervt und ich weiß auch, dass du mir geraten hast, mit Draco darüber zu sprechen und zu hoffen, dass wir gemeinsam eine Lösung für dieses „Problem" finden, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz.

Er würde es einfach nicht verstehen, wahrscheinlich furchtbar ausrasten und es sich mit seiner Tochter verderben. Du weißt ja noch, wie das damals war, als sie ihm gesagt hat, dass sie auf keinen Fall nach Slytherin will und falls sie in dieses Haus käme, würde sie Hogwarts verlassen und nach Beauxbaton gehen. Draco ist furchtbar ausgerastet, hat Jane angeschrieen und anschließend haben sie fast einen Monat lang nicht mehr miteinander gesprochen (meine Große steht ihrem Vater in nichts nach, was den Dickkopf betrifft…).

Wenn ich jetzt mit ihm darüber rede, dann wird er wieder ausrasten, herumschreien und es sich mit Jane verderben. Und dieses Mal ist sie alt genug, um nicht nur die Schule wechseln zu wollen – sie wird ganz aus unserem Leben verschwinden, Ginny. Davor habe ich Angst. Ich will sie nicht verlieren, verstehst du?

Deshalb ist es vielleicht besser, wenn ich Draco nichts sage und bis zum Weihnachtsball warte, wenn Jane dann endlich das Geheimnis lüften wird.

Andererseits … Was wird sein, wenn Draco herausfindet, dass ich Bescheid wusste? Er wird dann sicher von mir enttäuscht sein und … und das, wo wir uns gerade wieder so gut verstehen.

Soll ich vielleicht doch mit ihm reden?

Was meinst Du, Ginny?

Aber mal ein anderes Thema (bevor ich es wieder vergesse):

Unser Plan, Tonks und Remus an Weihnachten wieder zu versöhnen, scheint zu funktionieren. Tonks hat mir gestern eine Eule geschickt, dass sie unter der Bedingung kommen wird, dass Remus dem Ball fernbleibt. Ich habe ihr geantwortet, dass das doch selbstverständlich ist, dass wir Remus nicht einladen.

Und Remus hat mit Harry gesprochen und ebenfalls zugesagt (unter der Bedingung, dass Tonks nicht kommen wird). Harry hat es ihm versichert und hoch und heilig versprechen müssen (aber keine Angst, nicht per Unbreakable vow!).

Also werden die beiden kommen.

Unsere Aufgabe ist damit erledigt. Jetzt müsst ihr beiden, Severus und du, nur noch dafür sorgen, dass die beiden sich zufällig bei euch in der Wohnung treffen, woraufhin ihr unauffällig verschwindet und die beiden einschließt…

Das wird sicher lustig, denkst du nicht? - Mein Gott, ich höre mich gerade an wie ein Teenager, findest du nicht?

Wie auch immer … ich freue mich jetzt noch mehr auf dem Ball als ohnehin schon (und wenn sich das Problem ‚Jane' dann auch noch lösen lässt – beziehungsweise, wenn ich zu einem Entschluss komme, ob ich Draco davon erzählen will oder nicht – dann ist doch alles in Butter …

Apropos Butter: Mir fällt gerade wieder ein, was ich schon den ganzen Tag machen wollte. Einkaufen.

Deshalb mache ich an dieser Stelle erstmal Schluss, bevor die Läden dicht sind und die beiden Männer keinen Brotaufstrich fürs Abendessen haben.

Ich hoffe, es geht Dir und dem Baby gut!

Ich denke an Dich und drück dich ganz feste,

Deine Hermine


Hallo Hermine!

Zuallererst: Der Kuchen war hervorragend ... und ich muss schon aufpassen, dass ich nicht gleich auch für zwei esse ...

Severus hat mir nach dem fünften Stück die Gabel aus der Hand nehmen müssen mit dem Hinweis, dass morgen ja auch noch ein Tag sei. Lisa hat erzählt, dass sie das Rezept von Dir hatten ...

Danke Dir! Es war lecker wie immer ...

Auf alle Fälle danke ich Dir auch noch einmal für das Wochenende ...

Es war einfach fantastisch, mit Dir noch einmal die ganzen Gespräche nachzuholen, für die wir so lange jetzt keine Zeit hatten.

Von der Untersuchung bei meinem Sohn mal ganz abgesehen ...

Es war einfach zu genial. Ich hatte ja die Ambulanzschwester gebeten, Draco nichts zu sagen und ihm die Papiere auf keinen Fall schon im Voraus zu geben. Sie hat zwar gemault, weil Draco wohl da etwas anspruchsvoll ist und immer schon mal alle Unterlagen gesehen haben will, bevor er die Patienten untersucht, aber sie hat mitgemacht.

Er kommt also in das Zimmer – ich hatte schon eines dieser schicken Papierhemden an (kleiner als meine Servietten zu Hause) und meine Papiere in der Hand.

Da ist ihm das Gesicht zum ersten Mal entglitten.

Ich habe ihm also erklärt, dass ich noch einmal gekommen bin zur Nachuntersuchung wegen meiner Synkope vor ein paar Wochen und halte ihm die Testergebnisse vor die Nase ...

Zuerst hat er mal gar nichts gesagt.

Er hat mich nur angesehen ... sein Gesichtsausdruck war irgendwo angesiedelt zwischen „man kann euch keine paar Wochen alleine lassen, ohne dass ihr was anstellt" und dem Gesichtsausdruck seines Vaters, wenn er vor dreißig Jahren im Unterricht von Luna Lovegood gefragt worden ist, wie der Humanealbatrank auf den geflügelten Freßschnarkler wirkt. So ... ungläubig – irritiert – fassungslos bis kurz vorm Platzen.

Und dann ... dann hat er sich auch einfach nur gefreut. Er ist fast durch die Ambulanz getanzt ... und er will auch die Geburt durchführen.

Außerdem bin ich natürlich froh, dass soweit alles in Ordnung ist ... ich meine, das Kleine hatte ja reichlich unbeobachtet gelebt bis jetzt.

Aber der Rest der Wochenendes war auch schön, und ich habe es sehr genossen ...

Und ich denke, dass wir auch die Pläne für Remus und Tonks sicher ausgearbeitet haben, und so können wir den Weihnachtball abwarten ... Du meine Güte, man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht ... nur noch anderthalb Wochen.

Ab wann haben denn die beiden Mediziner frei? Wollt ihr nicht schon Anfang der Woche kommen? Kläre das doch einfach mit den beiden Männern und melde Dich schon einmal.

Wir könnten es uns doch noch ein bisschen nett machen.

Und ich denke, dass es auch meinem Mann richtig gut tun würde.

Jane ist übrigens bis zum Weihnachtball verplant, sie hat aber gesagt, sie würde es Dir selber schreiben, ich weiß nicht, ob sie es schon getan hat.

Das „Annual Meeting of the US – Society of Literatur", ein literaturwissenschaftliches Treffen in Amerika, es scheint etwas Größeres zu sein, da auch einige der geisteswissenschaftlich orientierten Professoren von Hogwarts hinfahren. Jane hat wohl einen Vortrag vorbereitet und ist auch sehr stolz, dass er von der internationalen Konferenzleitung angenommen wurde.

Das hat den Nachteil, dass ihr sie aber erst am Weihnachtball wiederseht ...

Hast Du Draco mittlerweile von ihr erzählt?

Du kennst meine Meinung, Ehrlichkeit ist immer die beste Variante, aber je länger ich darüber nachdenke, umso mehr merke ich, dass Du auch Recht hast.

Wenn Du Draco alles erzählst, ist Jane (mit Recht) wütend, denn sie hat es Dir ja unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut.

Draco wäre (frei nach dem Motto: Der Bote wird erschlagen) auch erstenmal wütend und würde die einzige Person, die anwesend ist, als Ventil benutzen – Dich.

Wenn Jane ihm aber selber die Geschichte erzählt, dann bitte sie doch, dazu zu sagen, wie sehr sie Dich um Verschwiegenheit gebeten hat. Das wird Draco verstehen.

Und ich denke, Jane macht das.

Natürlich macht sie das, Du kennst doch ihren Gerechtigkeitsfimmel ebenso wie ich (von wem sie DEN bloß hat?). Sie möchte sicher nicht, dass ihr deswegen streitet. Überlasse es ihr, ich denke, sie schafft das.

Das ist denke ich die diplomatischste aller Lösungen – und letztendlich wird sich Draco freuen. Natürlich wird er sich freuen, wie jeder andere normale Mensch. Und dann wird er auch die Tatsache, dass Du auf Janes Bitten geschwiegen hast, akzeptieren. Oder?

Also, melde Dich einfach kurz, wann ihr kommen wollt – ich bereite dann alles vor.

Fühle Dich gedrückt von

Deiner

Ginny


Bekommen wir wieder ein kleines Review?