Und hier ist es dann also: Das letzte Kapitel, der letzte Brief und damit das Ende dieser Geschichte.
Habt viel Spaß damit und schreibt uns, wie es Euch gefallen hat, ja?


Liebe Ginny,

vielen Dank für deinen Brief und für die schöne Woche, die wir mit Euch in Schottland verbringen durften!

Man, ich bin immer noch total müde und werde einfach nicht richtig wach … wir haben ja in den Nächten vor dem Ball schon die Nacht zum Tag gemacht (sag mal, wie schaffst Du das mit Deiner Schwangerschaft nur, so fit zu sein und zu bleiben?), aber die Ballnacht selber war ganz schön heftig …

Zuerst einmal bin ich froh, dass unser Plan geglückt ist und wir Tonks und Remus wieder versöhnen konnten. Die beiden haben es sich ja auch wirklich verdient … Wie kann man sich nur wegen eines solchen Missverständnisses so auseinander leben und sogar von Trennung sprechen? (Gut, ich muss hier eigentlich ruhig sein, aber dazu später mehr)

Die beiden hätten es doch beinahe geschafft, unsere heile Welt zum Einsturz zu bringen … Aber hier hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig es doch ist, wenn man Freunde hat, die zu einem stehen und einem in allen Lebenslagen helfen (wollen).

Du hast mir auch sehr, sehr geholfen, liebe Ginny, und ich bin Dir sehr dankbar dafür, dass du mir damals ausgeredet hast, Draco zu verlassen. Wenn ich es genau bedenke, dann habe ich nicht viel anders gedacht und reagiert wie Tonks auch – nur mit dem Unterschied, dass ich eine gute Freundin hatte, die mir die Flausen aus dem Kopf gepustet hat, meine Koffer zu packen und Draco zu verlassen.

So im Nachhinein, ist es mir immer noch total peinlich … Weißt du, als er mir das kleine Päckchen mit dem Parfümflakon beim Frühstück vor dem Ball rüber geschoben und gemeint hat, dass er schon so lange danach sucht und es erst jetzt mit Hilfe seines besten Freundes fertig bekommen hätte, da musste ich schon schlucken.

Du weißt ja, wie lange ich schon nach diesem Parfüm gesucht habe und wie viele Hassbriefe ich beinahe an den Hersteller geschickt hätte, als dieser die Produktion plötzlich eingestellt hatte.

Ich habe mich so schrecklich gefühlt, Ginny … Meine ganzen Gedanken wegen Dracos seltsamen Verhaltens, meine Befürchtungen, dass er mich nicht mehr liebt, dass er fremd geht, dass er ohne Grund Verabredungen abgesagt … das war alles nur, weil er zusammen mit Severus an diesem Duftwasser gearbeitet hat …

Ich glaube, so sehr habe ich mich noch nie geschämt – noch nicht einmal in meinem ersten Schuljahr, als dein Bruder und Harry mich vor dem Troll gerettet haben.

Wie gut, dass Draco nicht weiß, was ich alles über ihn gedacht habe.

Und wie gut auch, dass er nicht weiß – oder besser gesagt: nicht wusste – dass Jane mir schon vor Tagen von ihrer anstehenden Verlobung erzählt hat.

Ich bin ja bei ihrer Offenbarung schon aus dem Latschen gekippt, aber Dracos Reaktion war ja wohl filmreif, oder nicht?

Zuerst dieses zur-Salzsäule-erstarrte, dann der aufgeklappte Mund, die zittrige Hand, die sich durch die Haare fährt, das kreidebleiche Gesicht und schließlich die einfache und schlichte Frage: „Warum?"

Ich habe meinen Mann in dem Moment nicht wieder erkannt. Ich hätte ja mit allem gerechnet (z.B. dass nach so vielen Jahren wieder ein Unverzeihlicher in den Gemäuern Hogwarts gesprochen wird), aber nicht mit dieser ruhigen und besonnenen Reaktion.

Ich habe gemerkt, dass Draco innerlich vor Zorn bebte, aber er hat nichts davon nach Außen hin gezeigt.

Im Gegensatz zu mir …

Als Jane am Arm von – ausgerechnet – Jeremy Rincewind in den Saal spaziert kam, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich wusste ja nur, dass sie heiraten will, aber wen, das hatte sie mir ja noch nicht gesagt.

Ausgerechnet diesen … diesen … Idioten. Ach, Ginny! Wie kann mein Mädchen nur auf diesen Lebemann hereinfallen? Wir wissen doch beide, dass er immer an jeder Hand zehn Mädels hatte, mit denen er sich traf.

Können sich Menschen in so kurzer Zeit so ändern, dass man ihnen glauben kann, dass sie nur die eigene Tochter lieben und nur sie glücklich machen können? Oder meinst du, das war nur eine Ausrede von ihm, um meinen Redeschwall zu unterbrechen und um einer Ohrfeige zu entgehen?

Ich habe sehr, sehr lange mit Draco darüber gesprochen und wir wissen beide nicht, was wir von unserem Schwiegersohn in spe halten sollen.

Mein Herz sagt mir, dass Jane glücklich ist, dass Rincewind sie wirklich glücklich macht und dass er es ist, der ihr Augen zum Leuchten bringt, wenn er den Raum betritt, aber mein Verstand … tja, der ist ganz und gar Dracos Meinung: Dieser Mann ist nichts für unsere Tochter!

Oder ist er es vielleicht doch?

Du merkst, ich bzw. wir sind momentan noch sehr unschlüssig, was wir davon halten sollen, aber so langsam aber sicher gewöhnen wir uns beide daran, dass unser kleines Mädchen flügge geworden ist und bald nicht mehr bei uns oder mit uns leben wird.

Draco ist gestern Abend nach seinem Dienst nach London appariert (übrigens ohne mein Wissen und ohne dass ich eine Chance gehabt hätte, ihm die Sache auszureden), um mit Jane zu sprechen.

Es war schon fast drei Uhr früh, als er nach Hause kam und viel geredet hat er nicht. Er meinte nur, dass er sich mit Jane ausgesprochen hätte, dass er ihr versprochen hat, nicht mehr sauer auf sie oder auf mich zu sein, weil wir ihn nicht früher eingeweiht haben, und dass er damit einverstanden ist, dass die Hochzeit hier bei uns in Davos stattfinden kann.

Von Jane kam dann heute Morgen eine kurze Nachricht mit ähnlichem Inhalt.

Du siehst, sobald wir uns daran gewöhnt haben, bald einen Rincewind in der Familie zu haben, ist hier wieder alles in Ordnung.

Ich hoffe, bei Euch ist auch alles in Ordnung?

Was macht das Kleine?

Ich drücke Euch ganz feste und wünsche Euch das Beste fürs neue Jahr!

Deine Hermine

P.S. Ich denke, Jane wird es Euch noch sagen, aber Ihr seid natürlich herzlich zur Hochzeit eingeladen (dieses Mal bist du dann wohl diejenige, die sich mit einem dicken Bauch in ihr Kleid zwängen muss …)

Es folgten in den folgenden Jahren noch viele Briefe zwischen Ginny und ihrer Freundin Hermine, aber auch ...

der Briefwechsel zwischen Jane Rincewind und ihrer Schwester Virginia,

der Briefwechsel zwischen den Zwillingen Lena und Lisa Snape,

der Briefwechsel zwischen "dem Krümel" - Severus und Ginnys jüngstem Sohn Albus - und der kleinen Amanda Rincewind ...

und deren Kindern und Kindeskindern ...

Aber wisst Ihr was?

Ich denke, diese Briefe ...

die überlassen wir der Phantasie der Leser.

Denn wenn sie nicht gestorben sind, dann schreiben sie noch heute ...


Ende