Sie brauchte einfach etwas frische Luft. Seit Laietha den Speisesaal verlassen hatte, ging es ihr schon ein wenig besser, warum wusste sie zwar auch nicht, aber es war ihr auch egal. Auch warum sie angefangen hatte zu weinen, als Aragorn seine Verlobung bekannt gegeben hatte, konnte sie sich nicht mehr erklären. Sie hätte sich für ihn freuen sollen – das hatte sie aber nicht.

Jetzt sei kein Dummkopf, schalt sie sich selbst. Nun, irgendwie konnte sie diese Mornuan nicht ausstehen, auch wenn es dafür keinen Grund gab. Sie hatte sich ihr gegenüber sehr freundlich benommen und ihr Bruder war ein weiser Mann – wenn etwas mit ihr nicht in Ordnung wäre, hätte er es sicher bemerkt. Oder etwa nicht?

Sie stieß gegen einen anderen Passanten, als sie so gedankenverloren durch die Stadt lief. Wieder in die Realität zurückgeholt, entschuldigte sie sich hastig mit ein paar gemurmelten Worten. Der Mann, der vor ihr stand, musterte sie interessiert. Plötzlich brach er in Gelächter aus und umarmte sie heftig. „Wenn das nicht Laietha ist! Sprich, was führt dich denn hierher? Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!"

Die Kriegerin zuckte zurück, noch immer in der Umklammerung des Fremden und musterte den Mann. Er mochte Ende Zwanzig sein, sein Haar war schwarz und seine Augen grau – ganz ohne Zweifel ein Mann Gondors. Er trug die Uniform von Ithiliens Wache. Langsam dämmerte ihr, wen sie da vor sich hatte.

„Bergil, bist du das etwa?" fragte sie ungläubig und der Mann nickte. Nun umarmte auch sie ihn fest. „Ich bin schrecklich lange nicht mehr hier gewesen! Soviel hat sich hier verändert, wie es scheint..." Bergil lachte laut. „Dann bin ich ja froh, dass du mich erkannt hast, bevor du mich in kleine Stückchen schneiden konntest, weil du mich für einen Räuber oder Dieb hältst." Laietha winkte abwehrend ab.

„Oh nein, die Zeiten sind vorbei. Ich bin ruhiger geworden." Er schüttelte den Kopf und schenkte ihr ein wissendes Lächeln. „Versuch mich nicht auf den Arm zu nehmen, Frau Annaluva. Aber komm doch mit mir! Die Straße ist wahrlich nicht der richtige Ort, um ein so fröhliches Wiedersehen zu feiern."

Er führte sie in eine kleine Wirtschaft, wo sie sich an einen Tisch in der Ecke setzten, um ungestört ihr Wiedersehen feiern zu können. Bei einem kühlen Bier und einem gemütlichen Pfeifchen berichteten sie sich, was sich in den letzten Jahren zugetragen hatte. „Es tut mir schrecklich leid das sagen zu müssen und ich hoffe, dass du es mir nicht übel nahmen wirst, Laietha, aber du siehst diesmal so viel müder und älter aus als sonst. Wenn ich deinen roten Schopf nicht hätte leuchten sehen, hätte ich dich fast nicht erkannt."

Laietha griff nach einer Strähne ihres roten Haares und betrachtete nachdenklich die ersten grauen Haare die zwischen den dunklen Locken hervorblitzten. Sie seufzte, aber dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. „Muss wohl daran liegen, dass ich alt bin, mein Freund," grinste sie schelmisch. Bergil lachte zunächst, verzog dann aber die Miene und wurde wieder ernst.

„Nun, vielleicht ist alt auch nicht das rechte Wort für das was ich meine. Vielmehr trifft es besorgt. Ist etwas nicht in Ordnung? Stimmt was mit deiner Familie nicht? Ich habe sie noch gar nicht hier gesehen!" Laietha berichtete ihm, wo sie waren und verfiel dann ins Schweigen zurück. Ihr junger Freund schüttelte den Kopf. „Das sieht dir gar nicht ähnlich, dass du so still und ernst bist, Laietha. Was ist denn geschehen?"

Laietha schüttelte verärgert über sich selbst den Kopf. „Eigentlich nichts. Meiner Familie geht es gut. Lutha ist zum ersten Mal verliebt – natürlich hat sie es mir nicht gesagt, aber ich sehe es in ihren Augen, jedes Mal, wenn sie und Olbern zusammen sind. Alt bin ich vielleicht, aber nicht blind." Die Kriegerin lächelte und Olbern ergriff ihre Hand. „Ihr müsst überglücklich sein. Ich habe den jungen Olbern ein paar Mal in den letzten Jahren getroffen und ich muss schon sagen, er ist ein ausgesprochen feiner Kerl. Das sind doch wunderbare Nachrichten." Laietha schmunzelte in sich hinein, als sie an ihren Mann dachte.

„Ich für meinen Teil könnte nicht zufriedener sein, aber Boromir hat wohl Angst, sein kleines Mädchen zu verlieren." Sie lachte leise. „Er tut sich so schwer damit, sie loszulassen! Manchmal erdrückt er sie fast mit seiner Liebe!" Beide sahen sich an und grinsten breit. Sie kannten Denethors Sohn genau. Nach einer Weile, die sie mit Scherzen über Boromirs Beschützerinstinkt verbracht hatten, wurde Bergil wieder ernst.

„Du weichst mir aus, Laietha. Jetzt sag schon, was los ist. Willst du es einem alten Freund nicht erzählen?"

Sie überlegte kurz. Gewiss würde Aragorn es seinem Volk selbst verkünden wollen, aber sie brauchte jemanden, mit dem sie jetzt reden konnte. „Ich weiß, dass es dumm ist, aber ich mache mir Sorgen um meinen Bruder." Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Zumindest glaube ich, dass ich mir Sorgen mache." Bergil sah sie erstaunt an. „Was ist denn los? Geht es ihm nicht gut? Mir ist davon noch gar nichts zu Ohren gekommen! Sprich schon, Laietha!"

Die Kriegerin massierte ihre schmerzenden Schläfen. Das Bier begann ihr zu Kopf zu steigen und plötzlich kam sie sich einfach idiotisch vor. Sie seufzte laut. „Wie ich schon sagte – es ist dumm. Aragorn will heiraten." Bergil lachte laut auf. „Dann hat er sie also endlich gefragt, ja? Das wurde aber auch Zeit! Die ganze Stadt redet seit Wochen von nichts anderem und jeder fragt sich, wann er ihr wohl einen Antrag machen würde."

Laietha starrte ihn verdutzt an, schalt sich dann aber eine Närrin. Gerüchte, die den König betrafen, machten in Windeseile die Runde. „Sie ist eine wunderschöne Frau," fuhr Bergil fort. „Wenn ich nicht schon in festen Händen wäre, hätte ich selbst um sie angehalten. Du weißt ja," setzte er mit einem Augenzwinkern hinzu, „ich habe eine Schwäche für ältere Frauen." Laietha lachte und entschied sich, das Thema zu wechseln.

„So, du hast also auch eine Familie gegründet und mir nichts davon gesagt? Nun lass dich nicht lange bitten und berichte mir alles!" Er lachte und bei einem frischen Glas Bier und einer neuen Pfeife, begann Bergil von seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern zu erzählen.

Sie verbrachten noch ein paar fröhliche Stunden beisammen, bis der Wirt endlich an ihren Tisch trat und sie darauf aufmerksam machte, dass er schließen wollte. Die beiden waren die letzten Gäste. Bergil brachte Laietha noch zum Palast. Auf dem Weg dorthin zeigte er ihr voller Stolz sein kleines Haus, in dem er und seine Frau mit den Kindern und ihren Eltern wohnten. Ein Soldat der Wache Ithiliens verdiente nicht schlecht. Laietha neckte ihn damit, dass er seiner Frau wohl Rede und Antwort stehen müssen würde, weil er gut vier Stunden zu spät und einigermaßen angeheitert vom Dienst nach Hause kam.

Zum Abschied drückte er sie fest an sich. „Mach dir bitte keine Sorgen, Laietha. Er ist ein kluger Mann, wenn sie ihm Böses wollte, hätte er es bestimmt bemerkt." Laietha verzog das Gesicht. Sie teilte die Meinung ihres jungen Freundes nicht im Geringsten. Bergil lachte leise und die Kriegerin sah ihn verwundert an. „Lass ihn los, Laietha! Du wirst ihn nicht verlieren. Erdrück ihn nicht mit deiner Liebe!"

Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn aber rasch wieder, weil sie sich ertappt fühlte. „Du solltest glücklich für ihn sein. Sieh mal, du hast doch schon eine wundervolle Familie – verwehre ihm nicht das Recht, selbst eine zu gründen." Laietha nickte und Bergil umarmte sie noch einmal herzlich. Sie wünschten sich eine gute Nacht und begaben sich dann zu ihren Schlafstätten.

Ihr Kuss schien ewig zu dauern. Langsam wurde Olbern mutiger und seine Hände fuhren sanft über ihren Rücken. Luthawen presste sich fest an ihn und spielte mit seinem Haar. Plötzlich hörten sie ein Kichern und eine Kirsche traf Olbern am Ohr. Sie sprangen erschreckt auseinander und Gelächter wurde laut. Luthawen wusste ganz genau, wer die Frucht auf Olbern geworfen hatte.

„Aiglos!" brüllte sie wütend und aus einem nahen Kirschbaum sprangen Aiglos und Ionvamir hervor. Faramirs Sohn versteckte schnell die kirschroten Finger hinter seinem Rücken. „Warum treibst du dich hier draußen rum? Solltest du nicht mit Vater bei dem Fest sein und jemand anderen auf die Nerven gehen?" Aiglos begann albern zu kichern.

„OH... Lutha hat einen Freund!" lachte er boshaft. Luthawen verengte die Augen zu Schlitzen. „Oh...Aiglos wird ein großes Problem haben, wenn er es weitertratscht!" drohte sie im selben Tonfall wie ihr Bruder. Olbern war knallrot angelaufen. „Oh Olbern!" säuselte Aiglos und gab schmatzende Laute von sich. Seine Schwester machte einen Satz auf ihn zu, aber er war schneller und so bekam sie nur ein Büschel Gras zu packen.

„Du wolltest Onkel Aragorn wohl alles nachmachen, he?" ärgerte ihr Bruder sie weiter. Olbern sah ein gefährliches Feuer in Luthawens Augen aufblitzen. „Wart nur ab, bis ich dich zu packen kriege, Aiglos! Mach schon mal dein Testament!" schnaubte sie und stürmte ganz und gar nicht damenhaft auf ihren Bruder zu. Der Junge lachte und machte auf dem Absatz kehrt.

„Dazu musst du mich erst mal kriegen! Und wenn Vater davon erfährt, kannst du dein Testament machen!" krächzte die Stimme von Aiglos nun in einiger Entfernung. Olbern stand immer noch da, wie bestellt und nicht abgeholt. Ionvamir musterte ihn von Kopf bis Fuß.

„Ein Mädchen zu küssen, wie eklig!" grinste er und rannte schnell davon bevor der junge Beorninger etwas erwidern konnte.

„Wo zum Balrog bist du gewesen? Verdammt, ich habe überall nach dir gesucht! Ich dachte, dir wäre etwas zugestoßen!" Boromir war sofort aufgesprungen, als seine Frau den Raum betreten hatte. Seine Miene war sorgenvoll. Laietha schlüpfte aus ihren Schuhen. „Ich war spazieren." Boromir schüttelte den Kopf.

„Du hast gesagt, dir wäre nicht gut und du wolltest dich ausruhen! Ich bin in den Häusern der Heilung gewesen, aber da konnte mir auch niemand sagen, wo du bist!" Laietha zog sich aus und ging sich die Zähne putzen und sich waschen. „Ich hab Bergil unterwegs getroffen und wir haben die Zeit vergessen. Mach dir keine Gedanken, es geht mir gut." Boromir schüttelte wütend den Kopf.

„Kriegerweib!" schnaubte er.

Laietha legte sich ins Bett und lächelte ihn einladend an. „Wo hast du denn unsere Tochter gelassen?" fragte Boromir, sich zu ihr aufs Bett setzend. Laietha kuschelte sich in die weichen Kissen und seufzte zufrieden. Boromirs Miene war schon ein wenig weicher geworden und er strich ihr sanft übers Haar. Laietha lehnte sich in die Berührung und lächelte, als sie an ihr Gespräch mit Bergil dachte.

„Sie ist kein Kind mehr, Boromir." Boromir zog die Hand von ihrem Gesicht zurück und sah sie herausfordernd an. „Was meinst du damit? Wo ist sie? Antworte, Weib!" Laietha unterdrückte ein Gähnen.

„Mach dir um sie keine Sorgen. Olbern ist bei ihr. Nichts wird geschehen..." Boromir packte sie an den Schulter. „Willst du mir erzählen, dass sie da draußen ist, mit diesem..." „...wirklich sehr gut erzogenen, netten jungen Mann," beendete seine Frau den Satz für ihn. Er sprang mit einem wütenden Fluch auf und zog seine Stiefel an. Laietha verdrehte die Augen und richtete sich auf ihrem Ellenbogen auf. Sie beäugte ihren Mann skeptisch. „Und was hast du jetzt vor?" Er funkelte sie böse an.

„Unsere Tochter retten, was sonst!"

„Warte nur, du miese kleine Ratte! Wenn ich dich erwische, wird dein Leben ein grausames Ende nehmen!" hörten sie ihre Tochter auf dem Flur krakeelen. Schnelle Schritte näherten sich ihrer Tür. „Verflucht, Lutha! Es war doch nur Spaß! Tu mir nichts!" Das war Aiglos. „Sei froh, wenn ich dir nur ein paar Knochen breche! Du hättest noch viel mehr verdient! Vielleicht zwinge ich dich, Regenwürmer zu essen!"

Die Stimme ihrer Tochter klang diesmal viel näher. „Lutha, nein! Ich werde es niemandem erzählen! Ich schwöre es! Nicht!" Laietha und ihr Mann hörten einen spitzen Schrei. Boromir seufzte und seine Frau grinste breit. „Ich schätze, sie kann ganz gut auf sich selbst aufpassen, meinst du nicht?"

Die Tür flog mit einem Knall auf und Boromirs Blick fiel auf Luthawen, die auf der Brust ihres Bruders kniete. Aiglos wand sich wie ein Aal, um sich zu befreien. Der Junge sah sehr zerzaust aus. „Hab ich dich endlich, du mieses Stück..."

„Ist das eine Art, sich als Gäste zu benehmen?" donnerte Boromirs Stimme und die Kinder waren sofort still. Sie starrten in das wütende Gesicht ihres Vaters. „Macht gefälligst nicht solchen Lärm! Ihr werdet sofort auf euer Zimmer gehen und euch so benehmen, wie man es von der Nichte und dem Neffen des Königs erwartet oder ihr werdet morgen früh nach Hause geschickt!"

Luthawen stand rasch auf und klopfte sich verlegen den Staub vom Kleid. Aiglos hielt sich mit Unglücksmiene den Kopf und erhob sich ein wenig benommen. „Es tut mir leid, Vater," murmelte Luthawen beschämt. „Entschuldigung, Papa," brummelte Aiglos. „Darüber werden wir morgen früh noch ausführlichst sprechen," knurrte Boromir. „Und jetzt verschwindet auf euer Zimmer und ich will keinen Ton mehr hören, ist das klar?" schnaubte der Vater der beiden.

Die Kinder nickte und schlichen so leise wie möglich auf ihr Zimmer – Aiglos möglichst weit von seiner großen Schwester entfernt. Mit einem Kopfschütteln schloss Boromir die Tür hinter sich und drehte sich zu seiner Frau, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Und du hast gesagt, sie wäre kein Kind mehr," grinste er Laietha triumphierend an.

Das Wetter am Morgen war wunderschön gewesen und nun brannte die Sonne vom Himmel herab. Boromir war zusammen mit Aiglos, Luthawen und Ionvamir ausgeritten, nachdem die Kinder am Morgen eine gehörige Standpauke von ihrem Vater zu hören bekommen hatten. Laietha hatte sich im Hintergrund gehalten und sich das Lachen verbissen.

Natürlich war auch Boromir eher amüsiert gewesen, aber die Geschwister brauchten von Zeit zu Zeit eine Abreibung. Und der Sohn des ehemaligen Stadthalters konnte furchtbar streng wirken, wenn er wollte. Nun hatte sich Boromir vorgenommen, den Kindern einige nette Flecken außerhalb der Stadt zu zeigen, an denen er schon in seiner Jugend sehr gerne gewesen war.

Laietha hatte die Gelegenheit genutzt, um in den Garten zu gehen und die Sonne zu genießen. Sie ließ sich auf einer kleinen Bank nieder und genoss die Ruhe. Die Blumen verströmten ihren betörenden Duft, in den Bäumen zwitscherten Vogel und die Bienen summten geschäftig durch die Luft, um süßen Honig zu schaffen. Der kleine Springbrunnen neben ihr plätscherte vor sich hin. Laietha lächelte zufrieden.

Sie fuhr herum, als sie Schritte hörte. Es dauerte einige Sekunden, bis sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten. Ihre Muskeln entspannten sich, als sie ihren Bruder erkannte. Aragorn lächelte sie glücklich an, wenn er auch ein wenig müde aussah. Gewiss hatte er wieder bis spät in die Nacht gearbeitet. „Endlich habe ich dich gefunden! Wie geht es dir? Fühlst du dich besser?" Laietha erwiderte sein Lächeln.

„Ja, wahrscheinlich hat mich wirklich nur die Reise zu sehr angestrengt." Aragorn drückte sie fest an sich. „Das sind gute Nachrichten. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht."

Wir, das klang so ungewohnt. Aber sie erinnerte sich an das, was Bergil gesagt hatte und bei Tageslicht sahen viele Schrecken der Nacht ganz anders aus. „Bitte erzähl mir mehr von ihr, Dunai. Wo hast du sie denn kennengelernt?"

Er lächelte und begann zu berichten, worum sie gebeten hatte. Vor einigen Monaten hatte er Mornuan bei einer seiner Reisen in den Düsterwald kennengelernt. „Ich habe mich vom ersten Augenblick an in sie verliebt." Sie waren eine Weile lang zusammen gereist und schließlich hatte Aragorn sie gebeten, mit ihm nach Minas Tirith zu kommen.

„Sie stammt aus einem Land weit im Osten – noch weiter als Rhun entfernt. Selbst ich habe noch nie etwas davon gehört. Ihr Vater war ein mächtiger Fürst ihres Volkes, aber vor einigen Jahren rebellierte das Volk, tötete ihren Vater und sie musste fliehen, um ihr Leben zu retten. Lange streifte sie durch die Länder und suchte nach einem Platz, an dem sie endlich in Frieden leben können würde."

Er sah Laietha an und lächelte milde. „Du weißt doch, dass ich eine Schwäche für verlorene Mädchen in Not habe, nicht wahr?" Er küsste sie sanft auf die Wange und Laietha lächelte.

Nach einer Weile des Schweigens, umarmte er seine Schwester. „Du musst dir keine Sorgen machen." Sie schnappte erstaunt nach Luft, aber er schmunzelte nur wissend. „Du musst ja nicht annehmen, dass ich es nicht bemerkt hätte, Laietha. Ich liebe sie. Du selbst weißt, wie viele Jahre ich einsam gewesen bin und seit Arwen nach Valinor gesegelt ist, hat keine Frau mehr mein Herz bezaubert so wie sie." Sie nickte verstehend. „Ich bin froh, dass du endlich jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht. Ich habe mich dumm benommen. Habe nicht ich selbst dir oft in den Ohren gelegen und dir gesagt, du sollst dich neu verlieben?" Sie sprach mehr zu sich selbst als zu ihrem Bruder.

Aragorn streichelte ihre Wange. „Sie wird niemals deinen Platz in meinem Herzen einnehmen können. Niemand kann das." Die Kriegerin sprang empört auf und wollte ihn einen Dummkopf schelten, aber sie wusste, dass es eine Lüge sein würde. Natürlich war sie eifersüchtig. ´Früher hat man mich für deine Tochter gehalten, heute denken sie, ich wäre deine Geliebte und in ein paar Jahren wird man sagen, ich sei deine Mutter,´ hatte sie mehr als einmal gescherzt.

Ihr Bruder kannte sie sehr gut. Laietha setzte sich wieder hin. „Bitte, Aiwe, ich will, dass ihr gut miteinander auskommt. Es liegt mir wirklich viel daran." Laiethas Gesicht wurde weich und sie versprach, ihr Bestes zu geben. Vielleicht sollte sie nur ein wenig mehr Zeit mit ihr verbringen und sie besser kennen lernen. Wenn Aragorn sie so sehr liebte, musste sie einfach ein wunderbarer Mensch sein.

Es war ein herrlicher Tag gewesen. Am Nachmittag hatten Eowyn und Auranor Laietha einen Besuch abgestattet. Das kleine Mädchen hatte Laietha gebeten, ihr Geschichten zu erzählen und Lieder vorzusingen und die Kriegerin hatte sich nicht lange bitten lassen. Eowyn hatte ihrer Freundin lachend zugesehen und bald schon hatten die Frauen Auranor gezeigt, wie man aus Gänseblümchen Kränze wand. Auranor war tödlich beleidigt gewesen, als ihre Mutter sie zum Mittagsschläfchen gebracht hatte.

Boromir und die Kinder waren am späten Nachmittag von ihrem Ausritt zurückgekommen und während Luthawen sich auf den Weg in die Stadt machte, um zwischen den Ständen über den Markt zu schlendern hatten Aiglos und Ionvamir die Erlaubnis ihrer Eltern eingeholt, im nahen Flüsschen schwimmen zu gehen. Natürlich hatten die Jungen nur Unfug im Sinn.

Boromir und seine Frau erlaubten es und machten sich ebenfalls zu einem kleinen Spaziergang durch die Gassen der Stadt auf, denn Laietha hatte einen Stand mit besonders schönen Stoffen entdeckt.

„Ich wette du wirst nicht rankommen, ohne dass sie dich erwischt," grinste Ionvamir. Aiglos gab ihm ein siegessicheres Grinsen. „Wetten, dass doch," griente er, nachdem er die Lage fachmännisch untersucht hatte.

Die Jungen hockten in einem Gebüsch am Ufer des Flusses und beobachteten eine Frau, die damit beschäftigt war, ihre Wäsche im Fluss zu waschen. Ionvamir schüttelte mitleidig grinsend den Kopf. „Und ich halte dagegen. Sie passt viel zu gut auf. Und wenn sie dich erwischt, steckst du bis zum Hals in Schwierigkeiten. Meinst du, du kannst dir das leisten nach gestern Abend?" Aiglos lächelte siegessicher. „Es wird ein Kinderspiel sein, wenn ich ein wenig Hilfe hätte..."

„Ugh, aua!" Aiglos wand sich unglücklich im Griff der alten Frau. Sie ließ keine Gnade walten und zog ihn unbarmherzig an seinem Ohrläppchen zum Palast. „Dir werd ich's zeigen du Lümmel! Meine Unterhosen stehlen zu wollen! Na warte, Bürschchen! Was geht nur im Kopf von euch Spitzbuben vor?"

„Autsch, es war ja gar nicht meine Idee!" jaulte Aiglos gequält. Ionvamir lief unschuldig pfeifend in sicheren Abstand. Die alte Frau warf ihm einen giftigen Blick zu, war aber augenscheinlich von seiner Unschuld zumindest soweit überzeugt, dass sie ihm nichts Gegenteiliges beweisen konnte.

„Dein Vater wird dir schon Manieren beibringen, du Lausebengel! Als ich in deinem Alter war, hatten wir nicht genug Zeit, um uns die Langeweile mit solchen dummen Streichen zu vertreiben!" Sie schleppte den Unglücksraben ohne Mitleid zum Palast. Auf ihrem Weg dorthin liefen sie Luthawen über den Weg, die gerade mit Olbern über den Markt geschlendert war und nun selbst zum Fluss wollte, um den Fischern zuzusehen.

Als sie ihren Bruder sah, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen. Natürlich hatte er sich mal wieder in Schwierigkeiten gebracht. „Aiglos!" rief sie resigniert aus. „Bei den Valar, was hast du nun schon wieder angestellt?" Die Frau hob ein riesiges Paar Unterhosen in die Luft. „Er hat versucht, mir das hier zu stehlen!" schnappte sie aufgebracht. Luthawen schlug sich die Hand gegen die Stirn und Olbern verkniff sich ein Schmunzeln, als er die Größe der Unterhosen bedachte.

„Du alberner Dummkopf! Warte nur, bis Vater davon erfährt!" Der Junge machte ein unglückliches Gesicht und dachte mit hängenden Schultern an die Schelte, die folgen würde. Die Frau grummelte böse vor sich hin. „Nicht nur, dass er versucht, meinen Besitz zu stehlen, jetzt stiehlt dieser Knabe mir auch noch die Zeit. Ich bitte euch, Herrin, bringt ihn zu eurem Vater und sorgt dafür, dass er seine gerechte Strafe bekommt, ja?"

Luthawen versicherte ihr, dass sie das tun würde und brachte Aiglos dazu, sich zu entschuldigen. Damit gab sich die Frau zufrieden.

Mit einem Blick auf ihren Cousin seufzte Luthawen: „Warum kannst du dir nicht mal ein Beispiel an Ionvamir nehmen? Du würdest sicher nicht so oft in der Patsche sitzen, wenn du nur halb so anständig wärst wie er. Hoffentlich steckst du ihn mit deinen Flausen nicht noch an!" Aiglos wollte heftig protestieren, verkniff sich dann aber jeden Kommentar. Es war schließlich seine eigene Dummheit gewesen, dass er sich hatte erwischen lassen und Petzen war nicht seine Art.

Sie kamen dem Palast immer näher. Olbern hatte sich verabschiedet und Aiglos noch viel Glück gewünscht. Der Junge versuchte sich auf die Strafe einzustellen. Er würde sie wie ein Mann ertragen – wenn er sich nicht vorher irgendwie herausreden konnte. Auch Ionvamir hatte sich aus dem Staub gemacht. Aiglos sah seine Schwester flehend an.

Er hatte Angst, dass sein Vater ihn sofort nach Hause schicken würde, wenn er von dieser neuen Eskapade seines Stammhalters erfuhr. Luthawen betrachtete das Häufchen Elend an ihrer Seite und seufzte. „Na gut, ich werde Vater nichts davon verraten..." Aiglos fiel ihr jubelnd um den Hals. „Aber," fuhr seine große Schwester fort, „dafür schuldest du mir was!"

Der Abend war gekommen. Luthawen hatte ihr Versprechen gehalten und ihren Eltern nichts gesagt. Boromir hatte sich entschlossen, seinem Bruder und seiner Familie einen kleinen Besuch abzustatten. Seine Kinder hatten ihn nicht begleitet. Sie waren müde vom Ausritt am Nachmittag und wollten schon früh zu Bett gehen.

Boromir hatte sie zwar skeptisch angesehen, aber so hatte er wenigstens mal seine Ruhe und würde nicht Gefahr laufen, einen Streit zwischen den Geschwistern schlichten zu müssen. Auch Laietha kam nicht mit ihm. Sie hatte einen Termin – Boromir hatte über das Wort, das seine Frau gebraucht hatte lachen müssen – mit ihrer zukünftigen Schwägerin. Die Frauen wollten sich im Badehaus treffen.

Laietha seufzte, als sie sich ins heiße Wasser sinken ließ. Mornuan entkleidete sich und mit einem anerkennenden Blick musste Laietha zugeben, dass ihr Bruder Geschmack hatte. Die Frau sah wirklich verdammt gut aus. Weder die Geburt von Kindern, noch harte Arbeit hatten ihre Spuren auf dem makellosen Körper hinterlassen. Ihre Haut war weiß wie Schnee und ebenmäßig. Lächelnd kam sie zu Laiethas Badezuber getreten, ohne jede Scheu oder Scham.

Zunächst dachte die Kriegerin mit einem Schreck, sie wollte zu ihr in den Zuber steigen. Dann griff die Frau nach einem kleinen Flakon, der mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. „Das ist ein altes Geheimrezept aus meiner Heimat. Es hat entspannende Wirkung. Vielleicht wollt ihr es versuchen." Laietha musterte sie vorsichtig, aber was sollte schon geschehen? Und außerdem erinnerte sie sich daran, warum sie hier war – sie wollte die zukünftige Frau ihres Bruders näher kennen lernen.

Laietha lächelte und akzeptierte dankbar das freundliche Angebot. Mornuan goss den Inhalt der Flasche ins Wasser und es färbte sich blutrot. Ein angenehmer Duft breitete sich im Raum aus. Laietha schloss genießerisch die Augen und lehnte sich entspannt zurück. Sie schwiegen einige Zeit lang.

„Euer Bruder ist ein wundervoller Mann." Laietha öffnete langsam die Augen. Fast wäre sie eingeschlafen. „Ja, ihr könnt euch glücklich schätzen, sein Herz erobert zu haben." Mornuan sah sie lange an. „Sagt mir, warum ihr so viele Narben habt, Schwester." Laietha sah lange an sich herunter. Schön sahen die vielen Narben wahrhaftig nicht aus. Mit einem Finger glitt sie gedankenverloren über die lange Narbe quer über ihrer Brust und sah sich ihre Arme an, die ebenfalls von ihren Schlachten zeugten.

„Das Kriegshandwerk ist grausam. Diese Narben sind der Preis, den ich habe bezahlen müssen. Ich bin froh, dass er nicht höher gewesen war." Mornuan nickte. „Ich kenne den Krieg, denn ich habe selbst schon viele Schlachten geschlagen." Nun horchte Laietha auf, aber die Verlobte ihres Bruders lachte. „Natürlich nicht auf dem Schlachtfeld mit einer Waffe in der Hand. Aber sind die Intrigen eines Hofes nicht auch mit einem Krieg zu vergleichen?" Vielleicht hatte sie recht. Laietha erinnerte sich, weshalb sie sich mit ihrer zukünftigen Schwägerin getroffen hatte.

„Erzählt mir woher ihr kommt. Berichtet mir von eurem Volk, Mornuan, denn nicht einmal mein Bruder vermochte es mir genau zu sagen." Eine Weile lang sprach niemand, und Laietha hatte schon fast vergessen, dass sie etwas gesagt hatte, aber dann ergriff Mornuan das Wort. „Ich werde euch ein Lied aus meiner Heimat vorsingen." Laietha lehnte sich zurück und lauschte dem Gesang der Frau. Mornuan stimmte mit ihrer melodiösen Stimme ein leises Lied an.

Die Kriegerin fühlte sich schläfrig und unterdrückte mit Mühe und Not ein Gähnen. „Ich sollte bald zu Bett gehen," murmelte sie.

„Verdammt, Laietha sag doch etwas!" Die Frau hustete und erbrach einen Schwall Wasser. Boromir beugte sich über sie und half ihr, sich ein wenig aufzurichten. Laietha zitterte wie Espenlaub.

„Als ich zurückkam und ihr ein Handtuch bringen wollte, sah ich, dass sie unter Wasser war! Ich hatte solche Angst!" hörten sie die aufgeregte Stimme von Mornuan im Hintergrund. Laietha hörte die erstickten Schluchzer der Frau und die beruhigende Stimme ihres Bruders, der sie tröstete. Laietha hustete noch einmal, diesmal heftiger und spie einen weiteren Schwall Wasser aus. Boromir presste sie fest an sich, um sie zu wärmen. Fassungslos schüttelte er den Kopf.

„Bei Eru, du hättest ertrinken können!" Laietha sank in seinen Armen zusammen und schloss die Augen. Langsam wurde ihr Atem regelmäßiger. „Ich muss eingenickt sein," flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu ihrem Mann. Boromir schüttelte sich vor Grauen. Wenn Mornuan nicht rechtzeitig zurückgekommen wäre...

„Habt vielen Dank, Mornuan," sagte er, seine Frau in seinen Arm hebend.

Aragorns Verlobte hatte aufgehört zu weinen. „Oh, es war mir ein Vergnügen," lächelte sie charmant.

Niemanden von ihnen war nun noch nach langem Aufbleiben und so gingen sie alle zu Bett. Laietha wusste zwar nicht mehr, warum sie so müde gewesen war. Vielleicht war es dieses Entspannungsmittel von Mornuan. Es scheint wahre Wunder zu wirken, dachte sie. Boromir zog sie fest in seinen Arm.

„Sachen machst du – du kannst froh sein, dass Mornuan zur Stelle war, um dich da rauszuziehen!" Laietha nickte und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Er zog sie noch dichter an sich heran, küsste ihren Hals und streichelte ihren Körper zärtlich. Plötzlich hielt er inne. „Was um alles in der Welt hast du denn da gemacht?" rief er aus, seine Hand knapp über ihrer Brust ruhend.

Laietha folgte seinem Blick und entdeckte einen tiefen Schnitt dort. Sie berührte ihn, aber er schmerzte nicht. „Keine Ahnung. Vielleicht ist es passiert, als mich Mornuan aus dem Zuber gezogen hat. Hast du ihre Fingernägel gesehen?" Boromir lachte leise. „Ja, das sind ja fast schon Waffen." Er beugte sich hinunter und fuhr mit seinen Lippen leicht über den Schnitt. Laietha schloss die Augen und seufzte genussvoll, als er tiefer glitt.

„Du kannst sie nicht ausstehen, nicht wahr?" fragte er, den Kopf zwischen ihren Brüsten vergrabend. „Was!" fauchte Laietha und riss ihn an seinen Haaren empor. Er sah ihr in die Augen und begann zu lachen. „Oh, komm schon, Laietha, du bist so eine schlechte Lügnerin!" Sie zuckte mit den Schultern.

„Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht mag – ich traue ihr nur nicht über den Weg," erwiderte sie trocken. Er drehte sich auf den Rücken und sie schmiegte sich an seine Brust, sanft über die tiefen Narben streichend.

Nach einer langen Zeit – Laietha hatte schon fast gedacht, er wäre eingeschlafen – hub er wieder zu sprechen an. „Du bist eifersüchtig auf sie, Laietha." Sie sog scharf den Atem ein. „Oh, bitte, versuch nicht, mir was vorzumachen, das ist doch mehr als offensichtlich!" Laietha wand sich aus seiner Umarmung.

„Oh, halt den Mund, Boromir, das ist doch lächerlich!" rief sie wütend und setzte sich auf. Er setzte sich neben sie und nahm ihr Kinn in die Hand, sie zwingend, seinem Blick zu begegnen. Boromir sah sie scharf an. „Allerdings, das ist es. Mach dich nicht zum Narren, Laietha. Er plant seine Hochzeit – nicht sein Begräbnis! Du solltest dich von ganzem Herzen für ihn freuen." Er sah, dass Tränen in ihren Augenwinkeln schimmerten und sie ärgerlich versuchte, sie zurückzuhalten.

Mit einem Mal tat es ihm leid, dass er so harsch zu ihr gewesen war. Sein Gesicht wurde sanfter und er strich ihr über die Wange. Boromir küsste eine Träne fort, die es geschafft hatte, sich den Weg auf ihre Wange zu bahnen. „Er liebt dich sehr, Laietha. So sehr, dass ich oft eifersüchtig auf ihn war – das weißt du." Er lächelte sie sanft an. „Du wirst ihn nicht verlieren. Vertrau ihm. Lass ihn los."

Sie nickte und fühlte sich schuldig, denn sie wusste, dass er recht hatte mit den Dingen, die er gesagt hatte. Mornuan war sehr freundlich zu ihr gewesen – ja, sie hatte ihr im Badehaus sogar das Leben gerettet und sie bedachte die Frau mit so viel Abneigung. Boromir schien ihre Gedanken erraten zu haben. Er strich ihr über die Wange. „Es ist noch nicht zu spät, Liebes. Sieh mal, du musst sie ja nicht lieben. Alles was man von dir erwartet ist, fair zu ihr zu sein." Laietha lachte dankbar und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter.

„Du hast recht, mein Liebster. Weißt du, manchmal wundere ich mich wirklich darüber, wie ähnlich wir uns beide sind." Er zog verwundert die Augenbraue hoch – offensichtlich wusste er nicht, was sie meinte, aber sie erklärte es ihm nicht.

Nach einer Weile bemerkte er, dass ihr Atem regelmäßig geworden war. Er küsste sie sanft auf die Stirn, ließ seine Finger durch die dicken Locken gleiten und betrachtete mit einem Lächeln, wie das sanfte Mondlicht auf ihr Gesicht fiel. In diesem Moment wurde ihm erneut klar, wie sehr er sie liebte.

Noch lange wandte er seinen Blick nicht von ihr, sondern sog diesen kostbaren Augenblick der Ruhe und des Friedens in sich auf. Seine Finger spielten mit einer Strähne ihres Haars. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Womit habe ich dich nur verdient, Herrin?" lächelte er. Boromir schloss die Augen. Ihm war fast, als würde er leisen Gesang hören. Bald schon hatte auch ihn der Schlaf umfangen.

Olbern sah zur Tür. Es hatte vorsichtig geklopft. Wer konnte das um diese Uhrzeit nur sein? „Wer da?" fragte er. „Ich bin's," kam die leise Antwort. Er erkannte die Stimme sofort. Rasch sprang er vom Bett hoch, strich sich vor dem Spiegel schnell noch durchs Haar und überprüfte, ob seine Kleidung anständig saß. „Komm rein!" rief er aufgeregt. Sein Herz schlug vor Freude bis zum Hals. Luthawens roter Lockenkopf erschien in der Tür. Leise schlüpfte sie ins Zimmer. Sie strahlte übers ganze Gesicht.

„Wie hast du denn das geschafft? Ich dachte, dein Vater würde dich mit Adleraugen bewachen!" keuchte er verwundert und erfreut zugleich. Luthawen schenkte ihm ein schelmisches Lächeln. „Sagen wir es mal so – mein Bruder hat mir noch einen kleinen Gefallen geschuldet und deckt mich heute Abend." Olbern lachte und nahm sie froh in den Arm. „Na, das hört sich ganz nach meiner Lutha an!" grinste er und sie kicherte.

Stundenlang hatten sie einfach nur auf seinem Zimmer nebeneinander gesessen und sich unterhalten. Olbern hatte ihre Hand genommen und Luthawen hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Olbern hatte ihr Haar gestreichelt und Luthawen war aufgefallen, wie gut er roch. Es war alles so vertraut und doch so neu. Als der Mond schon hoch am Himmel stand, hatte es Olbern endlich gewagt, sie noch einmal zu küssen. Zunächst war er ganz vorsichtig gewesen, weil er immer noch so schrecklich unsicher war. Schließlich wollte er sie zu nichts drängen. Später war er etwas mutiger geworden.

Luthawen hatte ihn aufs Bett gedrückt. Gackernd waren sie eine Weile lang rumgerollt und hatten angefangen, sich abzukitzeln. Später waren sie zu einer Kissenschlacht übergegangen und geendet hatte es damit, dass sie sich weltvergessen geküsst hatten.

Nun lagen sie eng aneinandergekuschelt beisammen. Luthawen vergrub ihren Kopf an seiner Schulter und er drückte sie sanft gegen seine Brust. Er schloss die Augen und konnte immer noch nicht glauben, dass das alles nicht nur ein wunderbarer Traum war. „Du, Olbern." Er sah liebevoll zu ihr hinunter und ihre Augen leuchteten hell. „Was ist denn, liebe Lutha?" fragte er. Sie antwortete noch nicht sofort und er wurde fast ein wenig nervös.

„Hast du vorher schon mal ein Mädchen geküsst?" wollte sie wissen. Olbern wurde quietschrot vor Verlegenheit. „Äh...also..." Es war ihm sichtlich peinlich und Luthawen griente. „War es denn so schrecklich?" scherzte er und seine Freundin lachte. „Natürlich nicht! Ich bin nur neugierig." Jetzt wurde er noch röter, wenn das überhaupt noch möglich war. „Ja," stammelte er – es klang fast wie ein Schuldbekenntnis. „Und was ist mit dir?" Nun war er aber wirklich neugierig.

„Ich habe noch nie ein Mädchen geküsst," neckte ihn Luthawen. Olbern verdrehte die Augen, grinste und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Aber hast du schon mal einen Jungen geküsst?" Das Mädchen schmunzelte ihn an. „Meine Mutter sagt, Männer müssen nicht immer alles wissen."

Der Morgen streckte seine ersten grauen Finger durchs Fenster und Luthawen befreite sich vorsichtig aus seiner Umarmung. Sie wollte ihn nicht aufwecken. Der junge Mann drehte sich um. Lautlos schlüpfte sie aus dem Bett und band ihr loses Haar wieder zusammen. Dann schlüpfte sie in ihre Schuhe und schlich zur Tür. „War es ein Traum?" hörte sie ihn murmeln.

Die junge Frau drehte sich um und sah ihn auf den Ellenbogen gestützt im Bett sitzend, sie verwundert ansehend. Sie lächelte milde und trat zurück zu ihm ans Bett. „Nein, lieber Olbern." Sie setzte sich auf die Bettkante und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Olbern legte sanft die Hände an ihr Gesicht. „Gepriesen seien die Valar, Lutha, du bist es wirklich! Und ich dachte schon..."

Erneut verschloss sie seine Lippen. „Ich wünschte, ich könnte noch länger bleiben, aber meine Eltern werden dich einen Kopf kürzer machen, wenn ich nicht am Morgen in meinem Bett liege." Er schlüpfte aus dem Bett und die kühle Morgenluft fühlte sich angenehm auf seinem bloßen Oberkörper an. „Sehen wir uns heute?" Sie lächelte. „Natürlich, lieber Olbern." Glücklich drückte er sie an sich. „Die Zeit bis dahin wird mir schrecklich lang erscheinen!" Sie küssten sich noch ein letztes Mal und dann schlüpfte Luthawen zur Tür hinaus und schlich auf ihr Zimmer.

„Wo bist du denn die ganze Nacht gewesen, Lutha?" Das Mädchen setzte sich auf und lächelte Aiglos an. Die Sonne warf ihr sanftes Licht durch das Fenster zum Zimmer der Geschwister. Der Junge schüttelte den Kopf. „Im ma nauthon yiß1!" seufzte er. Luthawen lachte leise, stand aus dem Bett auf und setzte sich zu ihrem Bruder. Sie zerzauste sein Haar.

„Wart mal ab, bis du deine erste Freundin hast, dann sprechen wir noch mal darüber!" Sie grinste breit. „Dann wird ich Vater an der Nase rumführen müssen, wenn du über Nacht ausgehst." Aiglos schüttelte heftig den Kopf. „Oh, ich wird mir nie ne Freundin anschaffen! Weiber machen doch nur Ärger. Außerdem sind sie langweilig. Nichts geht über eine gute Geschichte oder einen anständigen Kampf!" Er zwinkerte seiner Schwester grinsend zu.

„Blödmann!" kicherte sie und küsste ihn auf die Stirn. Sie schlich zurück zu ihrem Bett und drehte sich auf die Seite. Mit einem Lächeln dachte sie an Olbern. Fast war sie schon eingeschlafen, als sie die leise Stimme ihres Bruders hörte. „Du, Lutha..." Sie gähnte. „Was gibt's denn, Aiglos?" Stille.

„Bist du in Olbern verliebt?" Luthawen dachte einen Moment nach. „Ja, ich denke schon." Nach einer Weile fragte er vorsichtig: „Wie ist das denn so, wenn man verliebt ist?" Sie hörte das Geräusch von nackten Füßen, die über den Steinboden schlichen. Lächelnd schlug sie ihre Bettdecke zurück und Aiglos schlüpfte darunter und kuschelte sich an sie an. Sie legte ihren Arm um ihn.

„Das lässt sich nur schwer erklären." Seine hellen Augen glitzerten vor Neugier. „Probier es einfach!"

„Hey, ihr zwei, aufstehen! Wollt ihr den ganzen Tag verschlafen?" Luthawen und Aiglos gähnten und machten die Augen auf. Sie sahen das Gesicht ihres Vaters über sich gebeugt, der sie kopfschüttelnd anlächelte. Die zwei waren einmalig – eben schlugen sie sich noch die Köpfe ein und dann fand man sie einträchtig im selben Bett schlafend. Er war sehr froh, dass die beiden sich so sehr liebten.

„Das kann doch nicht wahr sein! Ihr seid so früh schlafen gegangen und immer noch müde? Faulpelze!" Die Kinder murrten und zogen die Bettdecke zurück über den Kopf. Boromir lachte schallend und zog ihnen die Decke weg. „Raus aus den Federn! Das Frühstück ist fertig!" Murrend kletterten die Kinder aus dem Bett und Aiglos schlich zur Waschschüssel, um sich fertig zu machen. Luthawen rieb sich die Augen und sah ihren Vater an. Irgendwie schien er besorgt zu sein.

„Was ist los, Vater? Ist etwas nicht in Ordnung?" Boromir schüttelte den Kopf. „Es ist alles bestens, Liebes. Mach dir keine Gedanken." Luthawen nahm seine Hand. „Stimmt etwas mit Mutter nicht?" Boromirs Augen weiteten sich überrascht. Er dachte einen winzigen Augenblick nach.

„Nur ein schlimmer Traum, das ist alles. Mach dir keine Sorgen, Lutha. Und nun sieh zu, dass du fertig wirst, ja?" Das Mädchen tat, wie man ihr gesagt hatte und schon bald machten sie sich auf den Weg zum Speisesaal.

Die Kinder waren mehr als erfreut, wenn auch überrascht, ihren Onkel dort anzutreffen. Normalerweise konnte er sich vor Arbeit kaum retten und sie bekamen ihn so gut wie gar nicht zu Gesicht, wenn sie ihn besuchten. Sie begrüßten ihn stürmisch. „Meine lieben Kinder!" rief er fröhlich und drückte die beiden herzlich. Mornuan trat aus seinem Schatten hervor und lächelte freundlich.

Luthawen betrachtete die Verlobte ihres Onkels voller Bewunderung. Sie war so schön! Mornuan trug ein dunkelblaues Kleid und wenn sie ging sah es eher aus, als würde sie schweben. Sie war immer perfekt gekleidet und frisiert und schien alterslos. Luthawen sah an sich herunter und zog den Bauch ein. Ach, wenn sie mal so alt wie ihre zukünftige Tante war und auch noch so gut aussehen würde – aber dazu wahr sie ihrer Mutter bestimmt viel zu ähnlich...

Die Tür öffnete sich und Laietha betrat den Raum. Luthawens Augen weiteten sich, als sie ihre Mutter erblickte. „Du meine Güte, Mutter! Was ist denn passiert?" rief sie entsetzt und nahm eine Strähne des Haares ihrer Mutter in die Hand. Sie war schlohweiß. Die Kriegerin sah müde und erschöpft aus. Sie hob die Hand in einer schwachen Abwehrgeste.

„Es geht mir gut," murmelte sie. Luthawen wechselte einen Blick mit ihrem Vater. Es war unter Garantie mehr als nur ein böser Traum gewesen, aber auch er schien nicht mehr zu wissen. Aragorn bat sie, Platz zu nehmen. Als sie alle saßen, wurde das Essen aufgetragen.

Eine der Bediensteten war nicht aufmerksam genug und stolperte. Dabei verschütte sie versehentlich Tee über Aragorns Gewand. Er sprang auf. „Tölpel! Wie kannst du nur so unachtsam sein!" brüllte er so laut, dass alle Anwesenden zusammenfuhren und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrten. Die Dienerin sah ihn furchtsam an, errötete und begann hastig, das Missgeschick aufzuräumen. Aragorn war außer sich vor Zorn.

„Raus hier, sofort!" donnerte er. „Das war der letzte Tag, den du in meinen Diensten verbracht hast! Scher dich davon!" Das Dienstmädchen biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen die Tränen an. Sie verbeugte sich und verließ eilig den Raum. Sie hörten ihre unterdrückten Schluchzer vor der Tür. Die anderen Dienstmädchen verrichteten mit eingezogenen Köpfen ihre Arbeit und eilten von dannen.

Aragorn wandte sich mit einem strahlenden Lächeln seiner Familie zu. „Habt ihr alle gut geschlafen?" fragte er und nahm sich eine Tasse Tee. Laietha schüttelte verwirrt den Kopf und starrte ihn an. „Warum hast du das getan?" Er sah sie verdattert an und zuckte mit den Schultern. „Was denn getan, liebe Schwester?" Laietha war so geschockt, dass sie keine Worte fand. So hatte sie ihren Bruder ja noch nie gesehen!

„Warum hast du deine Dienerin so behandelt? Sie hat es doch nicht mit Absicht getan! Es war ein Missgeschick!" Aragorn lächelte sie milde an. „Ich bin der König, Schwesterchen. Jeder muss seine Arbeit hier anständig verrichten, damit alles seinen Gang geht. Mach dir um sie keine Sorgen. Sie war doch nur ein Dienstmädchen. Davon haben wir noch genug." Damit war das Thema für ihn erledigt. Er nahm sich ein Stück Obst und begann zu essen.

Es wurde ein schrecklich stilles Frühstück. Keiner von ihnen wagte so recht, das Wort zu ergreifen. Aragorn nahm daran keinen Anstoß. Unverblümt flirtete er mit Mornuan – küsste sie und fütterte sie mit kleinen Häppchen, so als wäre nichts geschehen.

„Ich glaub, mir wird schlecht..." murmelte Laietha zu sich selbst. Obwohl die Kriegerin völlig sicher war, dass niemand außer ihr selbst etwas gehört hatte, fixierte Mornuan sie mit ihren Blicken. Laietha überlief ein Schauer. Diese Frau war ihr wirklich unheimlich. In ihrer Gegenwart fühlte sie sich ständig beobachtet.

Als sie ihr Frühstück schließlich beendet hatten, verließen sie gemeinsam den Saal. Auf dem Gang kamen sie an einer langen Schlange von Botschaftern vorbei, die geduldig vor Aragorns Empfangszimmer warteten. Der König hielt in seinem Schritt inne. „Geht nach Hause, ich werde heute niemanden empfangen. Kommt morgen wieder! Ich bin schwer beschäftigt." Als sie an ihnen vorbei und außer Hörweite waren, packte Laietha ihn am Ärmel.

„Willst du sie denn nicht empfangen? Was ist, wenn sie wichtige Nachrichten haben?" Ihr Bruder nahm sie bei den Schultern. Er lächelte, aber sein Griff war so fest, dass es schmerzte. „Kleines Schwesterchen, ich bin der König hier – nicht du. Eine Frau sollte sich nicht in politische Dinge einmischen, von denen sie sowieso nichts versteht. Heute habe ich Wichtigeres zu tun, denn schließlich plane ich eine Hochzeit." Sein Lächeln gefror zu Eis und seine Augen waren auf einmal entsetzlich kalt.

„Lass mich los, Dunai, du tust mir weh," sagte sie leise und versuchte ihre Stimme dabei ganz ruhig klingen zu lassen. Er ließ sie stehen und schlang seinen Arm um Mornuans Hüfte. Sie schritten von dannen. Aragorns Verlobte warf Laietha einen Blick über die Schulter zu.

„Du solltest mehr schlafen, Schwester! Schließlich wollen wir doch, dass du auf meiner Hochzeit schön bist!" Mornuan schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln und damit verschwanden sie hinter einer Biegung des Ganges.

Laietha sah ihren Mann verstört an. „Was war denn das?" keuchte sie, erhielt von ihm aber nur ein Schulterzucken als Antwort. „Das weiß der Balrog! Vielleicht hat er nur einen schlechten Tag!"

Luthawen war zum Fenster geschlendert und sah in den Hof. Sie entdeckte Olbern und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Plötzlich wirkte sie sehr nervös und fing an, herumzuzappeln. Natürlich blieb das nicht unbemerkt. „Was hast du denn, Lutha?" fragte Boromir mit einem Seitenblick auf seine Tochter, die plötzlich ganz verlegen wurde.

„Öhm – gar nichts, Vater. Wenn ihr mich entschuldigt. Darf ich in den Hof gehen?" Boromir, der Lunte gerochen hatte, trat an ihre Seite und entdeckte prompt den jungen Beorninger. „Natürlich," sagte er und fuhr fort. „Ich wollte sowieso mit Olbern sprechen." Luthawen erbleichte. Was hatte ihr Vater denn jetzt schon wieder im Sinn? Laietha nahm seine Hand.

„Boromir, das reicht! Lass den Kinderkram und gönn den beiden ihre Ruhe!" Er warf ihr einen giftigen Blick zu. „Laietha, halt dich da raus. Das ..." Weiter kam er nicht, denn sie fiel ihm ins Wort. „Jetzt hör mir mal zu. Lass sie in Ruhe, ja?"

Luthawen und Aiglos beobachteten neugierig ihre Eltern. Sie hatten sie zwar schon manchmal streiten gehört, aber noch nie dabei gesehen. Beide hatten sich gegenüber aufgebaut und sahen sich stur an. Das versprach interessant zu werden.

„Was denkst du dir eigentlich, Weib? Was weißt du schon von diesem Kerl?" Boromir war vor lauter Aufregung ganz rot angelaufen. Laietha stemmte die Fäuste in die Hüften. „Ich weiß, dass er ein wohlerzogener, netter junger Mann ist, der hervorragende Manieren hat – ganz im Gegensatz zu anderen Kriegern aus gutem Hause, die ich kenne..." Er verengte seine Augen zu Schlitzen.

„Und trotz alledem ist er ein Mann, Laietha. Wer kann schon sagen, was er mit ihr vorhat? Komm schon! Ich weiß ganz genau, wie Männer denken! Sie sind alle gleich! Sie wollen die Mädchen nur einlullen, um sie dann..."

„Ach, ist dem so? Und du hältst dich wohl für die Ausnahme schlechthin, was?" fauchte seine Frau. Dann fiel ihr Blick auf die Kinder, die sie interessiert beobachteten und ganz gespannt waren zu erfahren, was ihr Vater über die Absichten Olberns im Bezug auf Luthawen dachte. Boromir holte Luft für sein nächstes Argument, aber Laietha packte ihn am Arm und zog ihn mit sich fort.

„Ich werde diese Angelegenheit hier auf dem Flur bestimmt nicht mit dir ausdiskutieren!" Damit zog sie ihn in Richtung ihrer Gemächer fort.

Luthawen und Aiglos sahen sich an. „Und was nun?" grinste Aiglos. Sie zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg in den Hof. „Du geht nirgendwo hin außer auf dein Zimmer, junge Dame!" hörten sie ihren Vater von Ferne schimpfen. Es folgten einige wütend gesprochene Worte, die die Kinder nicht verstanden, auch wenn sie elbisch waren. Aiglos verzog das Gesicht. Oh, da schepperte es aber zwischen seinen Eltern.

Luthawen zeigte sich davon völlig unbeeindruckt. Sie drehte sich um und schlenderte zur Treppe. „Hey, Lutha, wo willst du denn hin? Vater hat doch gesagt, du sollst auf unser Zimmer gehen!" rief Aiglos ihr hinterher. Das Mädchen grinste ihn breit an. „Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß!"

Aiglos sah zu, wie das flatternde Sommerkleid seiner Schwester verschwand, als sie zum Hof lief. Er stand ein wenig unschlüssig in der Gegend herum. Natürlich würde er seine Schwester nicht verpetzen, das war klar. Aber was sollte er jetzt machen?

„Hey, Aiglos! Da bist du ja! Ich hab schon überall nach dir gesucht!" Ionvamir kam um die Ecke gerannt. „Hast du heute schon was vor?" Sein Cousin schüttelte den Kopf und Ionvamir grinste breit. „Hast du gewusst, dass auf der Rückseite des Badehauses ein kleines Loch sein soll?" Aiglos lief rot an und Faramirs Sohn lachte laut.

„Komm, wir sehen uns das mal an. Aber diesmal musst du wirklich leise sein, sonst haben wir ein echtes Problem!" Ionvamir rauschte davon, aber Aiglos blieb ein wenig zögerlich zurück. Wenn seine Eltern von diesem Streich Wind bekamen, würde ihm eine ordentliche Schelte blühen und er hätte ein echtes Problem...

„Oh halt verdammt noch mal die Klappe!" hörte er seine Mutter von ferne keifen. Aiglos grinste. Sah wohl so aus, als hätte sein Vater selbst grad ein schwerwiegendes Problem. Sein Cousin kam zurück. „Aiglos, willst du hier Wurzeln schlagen? Ich hab gehört, die Kriegrinnen haben heute Badetag!" Aiglos grinste und zusammen machten sie sich auf den Weg.

Olbern lächelte, als sich schmale Hände auf seine Augen legten. Natürlich wusste er sofort, wer da hinter ihm stand. Behutsam nahm er die Hände aus seinem Gesicht und drehte sich lächelnd um. „Lutha!" strahlte er überglücklich. Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Das Mädchen nahm ihn bei der Hand und zog ihn sanft mit sich fort. „Lass uns woanders hingehen, bevor meine Eltern sich beruhigt haben und mein Vater sich auf die Suche nach dir macht."

Der junge Beorninger sah sie verwundert an. „Ich dachte, dass ich sie streiten hörte. Ich will hoffen, dass es nicht meinetwegen war." Luthawen lachte. „Mach dir keine Gedanken – sie streiten manchmal aus keinem besonderen Anlass. Meine Mutter sagt immer, das sei das Rezept einer glücklichen Ehe. Es ist auch diesmal nichts Ernstes." Er legte ihr beruhigt den Arm um die Hüfte und sie schlenderten in Richtung Garten davon.

Auf ihrem Weg kam ihnen ein Beorninger vom Palast entgegen. Als er Olbern entdeckte, nahm er Haltung an und verbeugte sich tief. „Mein Herr, ich habe schon nach euch gesucht. Es gibt Neuigkeiten von eurem Vater – ernste Nachrichten." Olbern wurde sehr still. Er ließ Luthawen los und straffte sich. „Was gibt es, sprecht."

Der Beorninger war als Bote zu Aragorn gesandt worden, man hatte ihn jedoch nicht zum König vorgelassen und als er erfahren hatte, dass Beregs Sohn in der Stadt war, hatte er sich auf die Suche nach ihm begeben. Nun erfuhr Olbern, dass sein Vater schwer krank war und die Regierungsgeschäfte hatte niederlegen müssen.

Er ließ Olbern bitten, so schnell wie möglich zurückzukehren und die Vertretung seines Vaters zu übernehmen, bis Bereg wieder gesund war. Natürlich sagte ihm der junge Beorninger zu, dass er sich noch im Laufe des Tages auf den Weg nach Hause machen würde. Der Bote war damit zufrieden und eilte sich, in den Düsterwald zurückzureiten, um die Nachricht zu überbringen.

Als Olbern Luthawen ansah, bemerkte er die Tränen in ihren Augen. Er strich ihr sachte über die Wange und das Mädchen warf sich in seine Arme, tapfer, aber vergeblich gegen die Tränen ankämpfend.

„Aber, liebe Lutha, weine doch nicht. Ich muss gehen und meinem Vater zur Seite stehen. Aber ich verspreche dir, dass ich so bald wie möglich wieder zurückkommen werde." Luthawen war untröstlich und Olbern fühlte sich ein wenig hilflos. Sicher, er wollte jetzt auch nicht gehen, aber es war nötig und er hatte große Verantwortung. Außerdem machte er sich Sorgen um seinen Vater. Es war ihm schon bei seiner Abreise nicht gut gegangen.

„Braucht er Hilfe?" Olbern und Luthawen schreckten auseinander und hinter sich erblickten sie Herrn Elrond. Luthawen wischte sich verlegen eine Träne weg. „Olberns Vater ist krank." Herr Elrond nickte. „Dann werde ich euch begleiten. Ich hatte sowieso geplant in den Düsterwald zu reiten, um mich mit Thranduil zu treffen, aber das wird warten können. Vielleicht kann ich deinem Vater helfen."

Olbern lächelte dankbar und verneigte sich höflich. „Ihr seid zu gütig. Habt vielen Dank, mein Herr." Gemeinsam beschlossen sie, sich nach dem Mittagessen auf die Reise zu machen.

Als Olbern Luthawen wieder ansah, hatte sie einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht. „Warte hier ein wenig auf mich, Olbern. Ich werde bald wieder hier sein." Ohne weitere Erklärungen, stürmte sie in Richtung Palast davon. Olbern zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Was hatte seine Freundin jetzt schon wieder ausgeheckt?

Boromir knallte die Tür zu ihrem Gemach zu und funkelte seine Frau wütend an. „Verdammt noch mal, Laietha! Ich werde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie dieser dahergelaufene Kerl unsere Tochter entehrt!" Laietha schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie ist doch kein Kind mehr!"

„Sie ist erst 17!" donnerte er. „Als ich in ihrem Alter war, hatte ich bei Weitem mehr Erfahrungen mit Männern gesammelt!" Boromir öffnete den Mund, um ihr eine hitzige Antwort zu erteilen, aber Laietha schnitt ihm das Wort ab. „Tu mir einen Gefallen. Wenn du mich liebst, dann überlegst du dir was du jetzt sagst."

Boromir kämpfte hart gegen sich an, aber statt etwas zu sagen, hieb er resigniert mit der Faust auf das Kissen ein. Er atmete heftig. Laietha trat zu ihm und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „Du benimmst dich wie mein Bruder." Boromir drehte sich überrascht um und sah in ihr lächelndes Gesicht. Sie lachte und strich ihm über die Wange.

„Hast du denn schon vergessen, wie wütend er wurde, wenn du ihm von uns erzählt hast?" Bei der Erinnerung an die vielen kleinen Streitigkeiten mit seinem Schwager, wenn es um Laietha ging, musste er schmunzeln. Er nahm sie fest in den Arm. „Du hast ja recht, Laietha." Boromir zuckte hilflos mit den Schultern und ließ sich seufzend aufs Bett sinken. „Aber das ist alles so seltsam! Sie ist doch erst 17! Und vor kurzem war sie noch ein kleines Mädchen, das mich durch den Garten jagte und immer da war und...was ist denn, wenn sie ihn heiraten will und fortzieht! Woher sollen wir denn wissen, ob er der Richtige für sie ist?" Er vergrub verzweifelt das Gesicht in den Händen. Nun lachte Laietha laut.

„Schatz, sie ist erst 17 und das erste Mal verliebt! Sie ist noch so weit davon entfernt, an Hochzeit und solche Dinge zu denken. Und wir werden nie wissen, ob ein Mann der Richtige für Lutha ist. Das muss sie allein entscheiden." Laietha trat dicht zu ihm und zog seinen Kopf gegen ihre Brust. Er umschloss ihre Hüften mit seinen Armen und lehnte sich gegen sie. Laietha strich ihm durchs Haar.

„Wäre es nach meinem Vater gegangen..." Boromir nickte. „Ja, dann hätte mich Aragorn unauffällig in den Schicksalsberg schubsen sollen. Ich weiß ja, was du meinst, aber..." Boromir zuckte mit den Achseln. Laietha strich ihm sanft über den Rücken.

„Das ist für sie so neu wie für dich. Mach es ihr nicht noch schwerer als es ohnehin schon ist." Er seufzte tief und zog sie dichter an sich heran. „Kann sie denn nicht einfach das kleine Mädchen bleiben, das alle Welt damit quälte, ihr Geschichten zu erzählen?" Laietha lachte leise.

„Kann es vielleicht sein, dass sich hier jemand alt fühlt bei dem Gedanken daran, dass seine Tochter erwachsen wird?" Er hob den Kopf und sah sie herausfordernd an. „Willst du damit sagen, dass du mich für einen alten Mann hältst?" Laietha kicherte boshaft.

„Jetzt wo du es sagst..." Bevor sie sich wehren konnte, hatte er sie gepackt und aufs Bett geworfen. Sofort war er über ihr und drückte sie in die Kissen, sie lange küssend. Er grinste sie vielsagend an. „Ich wird dir zeigen, wer hier ein alter Mann ist..." knurrte er und Laietha begann zu lachen.

Olbern hatte noch eine Weile auf Luthawen gewartet, aber da sie nicht zurückgekommen war, hatte er sich aufgemacht und seine Sachen gepackt. Nach dem Mittagessen hatten er, Herr Elrond und dessen Söhne sich auf dem Hof getroffen. Der junge Elb mit den längeren Haaren – Elrohir – würde sie begleiten.

Auch Herr Boromir und seine Frau waren anwesend. Sie lächelten und hielten sich bei den Händen. Anscheinend hatte ihre Tochter recht gehabt, sie hatten sich wieder vertragen, aber von Luthawen fehlte noch immer jede Spur. Olbern seufzte traurig. Warum war sie nur nicht gekommen, um sich von ihm zu verabschieden?

„Bist du fertig, Olbern?" fragte Elrohir und der junge Beorninger nickte traurig. Als sie gerade aufbrechen wollte, hörten sie Pferdegetrappel. Sie drehten sich um und sahen, dass Luthawen auf sie zugeritten kam. Boromir und Laietha sahen sie mehr als erstaunt an. Ohne ein Wort, stieg sie vom Pferd und baute sich vor ihren Eltern auf. Laietha fand als erste die Sprache wieder.

„Junge Dame, was glaubst du hast du vor?" Luthawen schob trotzig die Unterlippe vor. „Ich werde mit Olbern nach Düsterwald reiten. Keine Bange, zu Onkel Aragorns Hochzeit sind wir wieder da."

Diese Feststellung hing einige Sekunden unkommentiert in der Luft. Dann baute sich Boromir vor seiner Tochter auf. Er war verflixt wütend. „Du wirst verdammt noch mal nirgendwohin gehen, Luthawen! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach..." Sie ließ ihn gar nicht ausreden.

„Ich bin kein Kind mehr!"

„Aber ich bin noch immer dein Vater und ich sage dir, dass du nicht gehen wirst!" Luthawen schnaubte wütend und stemmte die Hände in die Hüften. „Behandele mich nicht so! Du sagst doch selbst immer, dass du mich für reif und verantwortungsbewusst hältst! Warum behandelst du mich jetzt nicht so?" Nun schaltete sich auch Laietha wieder ein, die sich neben ihren Mann gestellt hatte.

„Du hättest uns vorher fragen müssen, Lutha, das wäre reif und verantwortungsbewusst gewesen." Luthawen war verzweifelt. „Ihr hättet es doch sowieso nicht erlaubt!" Alle sahen sich wütend an, als Olbern langsam vom Pferd stieg und zu Luthawen ging. „Bitte. Lutha, bleib hier. Ich will nicht, dass du dich wegen mir mit deinen Eltern streitest." Das Mädchen riss sich von ihm los und starrte ihn verzweifelt an.

„Heißt das, du willst gar nicht, dass ich mitkomme?" Sie begann zu weinen. Boromir sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. Das hätte er nicht von dem jungen Mann gedacht und er rechnete es ihm als feinen Zug an. Laietha warf ihrem Mann einen aufmunternden Blick zu. „Komm schon, Boromir," zwinkerte sie ihm zu. Er zuckte mit den Schultern und nahm seine schluchzende Tochter in den Arm. Boromir strich ihr übers Haar.

„Nun weine nicht, Lutha, schließlich musst du doch klar sehen können auf so einer Reise. Wir werden noch einmal genauer darüber reden, wenn du wieder da bist, aber jetzt solltest du dich beeilen. Alles wartet nur auf dich!" Luthawen hob den Kopf und sah ihren Vater mit großen Augen an. Langsam stahl sich ein begreifendes Lächeln auf ihr Gesicht.

„Du meinst, ich darf mit ihnen..." Boromir grinste und gab ihr einen Klaps auf den Po. „Nun spute dich! Siehst du denn nicht, dass sie loswollen?" Seine Tochter umarmte ihn mit einem Jubelschrei und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Boromir grinste und drückte sie fest an sich. „Danke, Vater! Du bist und bleibst der Beste!" Boromir lachte und schob das Mädchen sachte von sich weg.

„Jetzt beeil dich schon, Lutha. Sie wollen aufbrechen." Luthawen küsste und umarmte ihn noch einmal und lief dann schnell zu ihrer Mutter, um sich zu verabschieden.

Olbern trat zu Boromir und verneigte sich vor ihm. „Habt vielen Dank. Macht euch keine Sorgen, Herr Boromir, ich werde gut auf sie aufpassen." Boromir durchbohrte ihn mit seinen Blicken. Er packte den jungen Beorninger am Oberarm. „Das will ich hoffen. Meine Frau vertraut dir – das ist dein Glück," zischte er. Mit einem schnellen Seitenblick auf Luthawen fuhr er fort. „Wenn du ihr wehtust, werde ich dich umbringen." Olbern war ein wenig verwirrt und lächelte höflich.

„Das ist kein Witz, Junge," fuhr Boromir fort. „Wenn du ihr das Herz brichst, werde ich deins zum Frühstück verspeisen." Olbern nickte ernst. „Ich habe nichts davon vor, mein Herr." Boromir seufzte und ließ ihn los. Wenn Laietha davon erführe, würde sie ihn einen Narren schelten, aber es hatte gut getan.

Laietha berührte einen kleinen Knutschfleck an Luthawens Hals und schmunzelte. „Lass das bloß nicht deinen Vater sehen!" Luthawen lächelte verlegen und Laietha flüsterte ihr schnell noch etwas ins Ohr. Das Mädchen wurde noch röter, nickte dann aber.

Aragorn kam in den Hof gelaufen. „Oh, gut, ihr seid noch hier! Ich bitte euch, mir einen Gefallen zu tun." Er übergab Elrond einen Brief. „Bitte, gebt Legolas und Bereg Bescheid, dass sie herzlich zu meiner Hochzeit eingeladen sind." Dann sah er sich um. „Hat jemand von euch Mornuan gesehen? Ich suche sie schon seit fast einer Stunde." Laietha verdrehte die Augen.

„Du meine Güte, Dunai! Du wirst sie heiraten und hast den Rest deines Lebens mit ihr an deiner Seite vor dir. Kannst du denn nicht mal einen Augenblick ohne sie auskommen? Aber nein, ich für meinen Teil weiß nicht, wo sie ist." Ein schwarzer Vogel zog über ihnen seine Kreise und stieß einen krächzenden Schrei aus.

Sie wünschten ihnen eine sichere Reise und begleiteten sie vor das Stadttor. Laietha sah ihren Mann an. „Sie ist so ein eigensinniges Ding. Einfach ihre Sachen zu packen und uns vor vollendete Tatsachen zu stellen...ich frage mich, woher sie das hat!" Boromir grinste sie breit an.

„Erinnert mich an eine junge Frau, die einfach ihre Sachen gepackt hat und entgegen aller Gebote und Versprechen der Ringgemeinschaft hinterhergelaufen ist, nur um ihrem Geliebten den Hintern zu retten." Laietha traf seinen Blick und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Wirklich komisch," schmollte sie. Das war etwas völlig anderes, setzte sie in Gedanken hinzu.

Boromir sah mehr als unglücklich aus, als er seiner Tochter zum Abschied hinterher winkte. Laietha drückte seine Hand. Sie wollte ihm ein paar tröstende Worte sagen, als sie einen stechenden Schmerz in der Brust spürte. Sie drückte die Hand ihres Mannes noch fester. Boromir lachte leise.

„Zu spät, Liebes! Du musst dich jetzt gar nicht beschweren, immerhin war es deine Idee." Dann sah er sie an und erschrak. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und Schweiß stand auf ihrer Stirn. „Was..." entfuhr es ihm und dann fiel sein Blick auf ihr blutverschmiertes Leinenhemd. Ihre Hand wanderte an ihre Brust. „Hilf mir!" brachte sie hervor und brach zusammen.

Der schwarze Vogel stieß einen triumphalen Schrei aus, der fast wie Spottgelächter klang, und flog von dannen.

Angst ergriff von Boromir Besitz. „Aragorn, komm her! Schnell!" rief er und der König hastete an seine Seite. Er kniete neben seiner Schwester nieder und entfernte vorsichtig ihr Hemd. Der lange Schnitt an ihrer Brust blutete stark. Hilflos sahen sich die beiden Männer an. „Was...aber wie..." stammelte Boromir. Aragorn vergeudete keine Zeit. Schnell zog er sein Hemd aus und riss ein Stück davon ab, das er auf die Wunde presste. Die Blutung ließ nicht nach. Aragorn fluchte.

„Wir müssen sie zu den Häusern der Heilung bringen." Boromir stand auf. Eine Menschenmenge hatte sich um sie versammelt. Aragorn hob sie in seine Arme. „Macht Platz für den König!" bellte Boromir. Die Menschen wichen auseinander und bildeten eine Gasse. Laietha stöhnte vor Schmerz und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben.

Schnell drängten sie sich durch die Massen. Auf ihrem Weg durch die Stadt hinterließen sie eine Blutspur.

1 Versteh einer die Frauen!