Ko-San: hey! Ein neuer Leser! Schön, dass es dich hier her verschlagen hat! knuff
Leonel: Zu allererst: Dein Forum ist spitzenmäßig! Aber dass du und Leser aus dem so vernachlässigst, ist böse, böse. mit Finger rumwedelt. Danke, dass dir die Szene mit Boromir aufgefallen ist. Irgendwie gefällt es mir, das Leben am Hof etwas ins lächerliche zu ziehen. Was den Brüdern am Ende bevorsteht verrate ich noch nicht. Aber es wird furchtbar traurig schon wieder heult
Vicky: Hm, also der Ansatz ist gar nicht schlecht. Vielleicht werde ich ihn irgendwann einmal umsetzen? Aber über den Schluss soll hier nichts weiter verraten werden! mund abschließt und Schlüssel wegwerf
nanni: hey! Noch ein neuer Leser! Schön, dass auch dir die Boromir-hat-Stadthalterprobleme-Szene aufgefallen ist. freu schlössle? Bist du Schwabe, oder was?
Celebne: gespannt, wie Faramirs Flitzebogen lacht das ist ein würdiger Ausdruck. Einfach süß. Na, du wirst gleich etwas weiter aufgeklärt werden. Habe auch gesehen, dass von deiner Story ein weiteres Chapi hochgeladen ist und mache mich gleich dran. knuddel
Trunkenheit
„Faramir, er kann es nicht gewesen sein. Gelmbard hätte das nicht getan!" rief einer der vielen Soldaten.
Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. Faramir stand erhöht auf einem großen Holzklotz, damit er bessere Übersicht behalten konnte.
„Ich bin genauso schockiert, wie ihr alle. Ein Dunedain ist gekommen und wird uns bei der Untersuchung helfen, doch im Moment können wir noch nicht mehr sagen. Der erste Verdacht fällt nun mal auf Gelmbard, daran ist nichts zu ändern. Wir müssen erst noch andere Verdächtige finden!" Faramir versuchte, die Männer zu beruhigen und diese schienen ihm auch keine Schwierigkeiten machen zu wollen.
Auf der anderen Seite brauchten die Männer ein Ventil. Zu frisch waren die Trauer und die Ungewissheit. Wenn einer der Ihren einer solchen Tat beschuldigt wurde, dann veränderte das das ganze Bild der bis dahin unangetasteten Waldläufer. Natürlich waren bei weitem nicht alle Waldläufer Gondors anwesend, aber es waren genug, dieser ausgebildeten Soldaten, dass es zu erheblichen Unruhen kommen konnte.
„Faramir, die Leute begegnen uns mit Misstrauen. Sie stehen uns feindlich gegenüber!" rief nun ein anderer.
„Ja, am liebsten würde ich Gondor verlassen und Henneth Anun besetzen. Hauptmann, wir müssen etwas unternehmen!"
„Ich weiß, dass ihr euch im Moment unwohl fühlt. Mir geht es genauso. Aber die Stadt braucht euch, auch, wenn sie es noch nicht weiß. Vertraut mir, euch wird kein Leid geschehen! Lieber will ich sterben!"
Diese starken Worte ermutigten die Männer ungemein und dennoch waren sie furchtbar. Faramir rechnete anscheinend mit Konsequenzen, die der Anschlag mit sich zog. Die Ehre und Loyalität eines jeden Waldläufers konnte nun in Frage gestellt werden.
„Diese Fürstin steckt dahinter! Hauptmann! Schickt Männer aus, die der Sache auf die Spur gehen!" rief ein ziemlich junger Mann, der noch nicht viele Jahre als Waldläufer dienen konnte.
Eomer beobachtete das Geschehen mit Interesse. Er fühlte, dass die Stimmung erdenklich schlecht war, aber Faramir schien alles unter Kontrolle zu haben. Er glaubte nicht, dass sich einer der Männer gegen ihren Hauptmann richten würde. Aber diese Bitte eben war schon sehr gewagt.
„Wage es nicht, noch einmal solch eine Forderung zu stellen," sagte Faramir scharf und fasste den, der da gesprochen hatte scharf ins Auge.
Die ganze Zeit hatte er zu allen Waldläufern gesprochen, aber gerade konzentrierte er sich auf den jungen Mann, der bereits von einem älteren einen Stoß bekam, zu Zeichen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Es war Anborn, Faramirs getreuer Helfer, der den Mann zurechtwies, aber Faramir ließ die Sache nicht auf sich beruhen.
„Weißt du denn nicht, dass der König die Fürstin begleitet, Junge!" seine Stimme wurde nun böse und drohend.
Er schien gerade nicht mehr nur der Hauptmann zu sein, sondern viel mehr ein Vater, der seinem Schützling eine arge Dummheit klar machte.
„Sei vorsichtig, was du sagst. Wenn solch ein Chaos herrscht, muss man mit allem rechnen. Es mag Leute geben, die dir die Worte im Munde herum drehen. Aragorn reist mit Fürstin Zabor, er war ein Waldläufer, wie ihr es seid und seine Ausbildung und Fähigkeiten übersteigen unser aller. Ihr beschwert euch, dass die Bürger euch nicht mehr trauen? Ihr selbst vertraut eurem König anscheinend nicht!"
Eomer hatte Faramir noch nie so erhitzt gesehen. Ob der Mann seine Worte nun selbst glaubte oder nicht, sie hinterließen Eindruck. Seine geröteten Wangen zeugten von dem Aufruhr, der in ihm selbst herrschte.
Anborn war es, der es wagte noch etwas zu sagen.
„Und doch hat er Henneth Anun verkauft…" so viel Bitterkeit, so viel Trauer.
Faramir verstummte. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Eine weitere Warnung war unnötig, Anborn war sich seiner kritischen Worte bewusst und sie drückten genau das aus, was auch der Hauptmann selbst empfand.
Faramir hob hilflos die Hände und sah sich seine Männer an. So viele hatten mit ihm bei Henneth Anun gekämpft, dort der Tage ohne Weib und Kind ausgeharrt. So viele Erinnerungen hingen an dem geheiligten Ort, so viele Emotionen. Er konnte dafür keine Worte finden. Seine Männer sahen ihren Hauptmann ratlos vor ihnen stehen, zum ersten Male, seitdem sie ihn kannten. Kein Rat, keine Richtlinie, kein aufmunterndes Wort. Ihre Emotionen schienen eins zu sein, die Männer verstummten und allmählich löste sich die Versammlung der Waldläufer auf. Gedrückt und hilflos gingen sie irgendwelchen Tätigkeiten nach, die meisten beschäftigten sich mit ihrer Ausrüstung.
Als nur noch fünf von den 50 Mannen übrig waren, ließ Faramir geschlagen die Hände an seine Seiten fallen und den Kopf sinken.
Dann kam er von dem Holzklotz herab und setzte sich darauf, den Kopf in die Hände stützend. Eomer kam hinzu, als Anborn und drei andere der älteren Waldläufer schweigend bei ihrem Hauptmann standen.
„Ich habe versagt, Anborn," sagte Faramir bitter. „Ich kann meinen Männern keine Zuversicht geben, wenn ich sie selbst nicht habe."
Anborn ließ eine mächtige Hand auf Faramirs Schulter herab.
„Das ist Unsinn, und Ihr wisst das. Sie sind schon durch so viele schwere Zeiten mit Euch gegangen, Herr, allein, dass Ihr zu ihnen steht und ihre Meinung teilt, hilft ihnen."
Faramir sah etwas aufgemuntert auf und erblickte dann Eomer. Sein Blick wurde ernster.
„König Eomer…" brachte er heraus.
Eomer konnte am Blick seines Schwagers sagen, dass dieser nicht mit ihm gerechnet hatte. Faramir sah ihn überrumpelt an und brachte kein Wort heraus.
„Ich hatte gehofft, Euch hier zu finden," sagte Eomer und beobachtete, wie Faramirs Gesichtsausdruck sich veränderte.
„Warum? Wollt Ihr mir wieder ins Gewissen reden? Macht Euch keine Sorgen, sobald Aragorn zurückkommt, werde ich ihn um Verzeihung bitten. Auch… wenn es mir schwer fällt," seine letzten Worte waren kaum mehr ein Flüstern gewesen.
Faramir hatte nur den vier anwesenden Waldläufern vom Streit mit dem König erzählt. Von der Unterredung mit Eomer wussten nicht einmal diese etwas. Nicht einmal der König von Rohan selbst schien etwas davon zu wissen. Eomer zog die Brauen hoch.
„Von was redet Ihr, Faramir? Wann habe ich Euch ins Gewissen geredet?"
Faramir sah überrascht Anborn an, der zwar nichts von dem Gespräch wusste, aber vermutete, dass hier etwas vor sich ging.
„Was geht hier vor, Eomer?" fragte Faramir düster. „Warum stellt Ihr Euch nun dumm?"
Eomer schüttelte den Kopf.
„Ich weiß nicht, was Ihr meint, Schwager."
„Schwager," Faramir spukte das Wort geradezu heraus und Anborn wurde unruhig angesichts dessen.
Es war niemals klug, so mit einem König zu reden, auch wenn es nur der Tonfall war.
„Was auch immer geschehen ist, Faramir, Ihr müsst verzeihen. Ich erlaube Euch frei zu sprechen, wenn Ihr das wünscht. Ich werde Euch für das Gesagte nicht zur Verantwortung ziehen."
Faramir wechselte wieder einen Blick mit Anborn. Der Waldläufer gab ihm einen warnenden Blick zurück. Man sprach nicht respektlos über einen König und schon gar nicht in dessen Gegenwart. Aber Anborn befürchtete, dass Faramir schlimme Worte auf der Zunge lagen. Er sprach, aber beherrscht und möglichst neutral.
„Gestern Abend hat es sich weniger angehört, als wäre ich ein Mitglied der Familie," sagte Faramir und erhob sich, um mit Eomer möglichst auf gleicher Augenhöhe zu sein. „Ich verstehe Euer Spiel nicht, König Eomer, aber lasst Euch eines gesagt sein. Ich werde nicht mitspielen."
„Was ist denn vorgefallen?" Eomers Augen weiteten sich bei der offensichtlichen Kühle, die zwischen ihm und Faramir herrschte.
Sicher war ihr Verhältnis zueinander noch nicht so gefestigt, wie man es sich von einer Familie erwartete, dafür sahen sie sich zu wenig und wussten zu wenig voneinander. Und doch waren sie sich niemals feindlich gegenüber gestanden. Eomer dachte an einen Abend in Edoras zurück, es war ein Abend wie die Feier nach der Schlacht bei Helms Klamm. Ausgelassen, erfreut, feucht-fröhlich. Faramir hatte sich nicht ganz so wohl gefühlt unter den rauen Menschen, die gerne einen über den Durst tranken, größer waren als er und ihn dauernd anrempelten. Eomer hatte ihn damals überschwänglich in den Arm genommen und mit der anderen Hand – in der er einen Bierkrug gehalten hatte – über die Leute gezeigt.
„Das, mein werter Schwager, sind Feste, wie wir sie Feiern. Ihr werdet Euch schon noch daran gewöhnen," hatte er damals gesagt und Faramir ein verzagtes Lächeln entlockt, bevor er ihn in die Arme der tanzenden Eowyn gestoßen hatte. Welch ein freudiger Abend. Die Hochzeit hatte zwar in Minas Tirith stattgefunden, aber das Fest in Rohan war der Trauung würdig gewesen.
Nun, sah Faramir ihn unterkühlt an, als spräche er mit einem Fremden.
„Ihr wollt mir doch nicht weismachen, dass Ihr alles vergessen habt?"
Eomer schluckte. Angesichts der Lage, entsprach das nämlich der Wahrheit. Er konnte sich nicht daran erinnern, Faramir gestern aufgesucht zu haben.
Sein Schwager sah sich nervös um, ob noch jemand in Hörweite war. Als er niemanden bemerkte, trat er einen Schritt an Eomer heran.
„Ihr habt mich einen Heuchler genannt und mir vorgeworfen, Eowyn nur zu meinem eigenen Nutzen geheiratet zu haben. Ihr habt mir gedroht… ich solle den Mund halten und mich fügen, da Ihr sonst die Verbindung aufheben wolltet," zischte Faramir und die drei Waldläufer an seiner Seite schienen schockiert darüber, Anborns Hand wanderte sogar zum Schaft seines Schwertes.
Eomer blinzelte die Überraschung fort. Nein. Er konnte sich an wenig erinnern, aber das hätte er niemals getan! Er hätte niemals so zu Faramir gesprochen. Entweder der Mann seiner Schwester log oder etwas stimmte mit ihm selbst nicht. Aber warum sollte Faramir lügen?
„Faramir, ich würde niemals so über Euch denken!"
Faramir vor ihm sog die Luft tief ein und trat ein paar Schritte zurück. Dann lief er sinnlos umher, immer den Kopf schüttelnd.
„Ihr habt so zu mir gesprochen, es waren Eure Worte, Eomer. Ich bin mir sicher… Ich war bei Sinnen, voll und ganz. Meine Phantasie spielt mir keinen Streich, auf keinen Fall! Ich habe weder getrunken, noch habe ich mir sonst etwas vorzuwerfen!"
Getrunken! Eomer kam irgendwo in seinem Bewusstsein ein Bild in den Sinn. Eine große Korbflasche… Wein.
„Faramir! Ich war es, der nicht bei Sinnen war," erkannte der König plötzlich und war von sich selbst entsetzt.
Seine letzte klare Erinnerung von gestern war, wie er mit Aragorn in den Weinkeller gegangen war und diese Flasche geöffnet hatte. Sie war von Zabor, hatte er gesagt?
Faramir sah ihn fragend an, nicht sicher, wie er das verstehen sollte.
„Bei Eorl!" flüsterte Eomer. „Aragorn ist in Gefahr!"
„Wo ist die Flasche?" rief Eomer als er sich um sich selbst drehte und den Weinkeller danach absuchte.
Aragorn und er konnten unmöglich die ganze Flasche getrunken haben, das war einfach zu viel, selbst für einen Mann aus Rohan. Faramir stand auf der Treppe in der Tür, die sie herab geführt hatte und schüttelte den Kopf. Ihm war noch immer nicht klar, was hier vor sich ging.
„Hättet Ihr bitte die Güte, mir zu erklären, was hier vor sich geht, Eomer!" seine Stimme war gefasst, aber eine gewisse Dringlichkeit schwang in ihr mit.
Eomer aber suchte den Keller weiter ab, leuchtete mit der Fackel über die vielen Fässer und Flaschen.
„Sie muss hier irgendwo sein, Faramir. Und wenn wir die besagte Flasche nicht finden, dann andere oder Fässer!"
Faramir trat ein, selbst eine Fackel in der Hand. Er schritt schnell auf Eomer zu und packte ihn mit der freien Hand an der Schulter, drehte ihn zu sich um.
„Eomer! Was geht hier vor? Verdammt, sagt es mir!" schrie er.
Eomer erstarrte. Faramir wurde sich seines Verhaltens gewahr und drehte sich schnell vom König weg. Er hatte nicht das Recht so mit ihm zu reden.
„Verzeiht. Ich bin zu aufgewühlt und vergesse mich selbst. Zuerst mein Onkel, dann Henneth Anun und jetzt auch noch Aragorn… ich vergesse mich."
Eomer schüttelte den Kopf.
„Aragorn und ich haben gestern vom Wein der Zabor getrunken. Seitdem habe ich fast keine Erinnerung mehr an den gestrigen Tag. Er muss vergiftet gewesen sein, ein Mittel, das die Sinne verwirrt. An unser Gespräch von gestern Abend kann ich mich tatsächlich nicht erinnern, Faramir, aber Ihr müsst wissen, dass ich nicht ich selbst war. Wie ich Euch auch beleidigt haben mag, es tut mir leid."
Faramir sah Eomer einen Augenblick schweigend an.
„Der Weinkeller ist riesig. Wir müssen ihn zusammen durchsuchen. Anborn, Wendulin! Wir suchen nach Flaschen, die nicht verstaubt sind und das Siegel der Zabors tragen."
„Rotweine," sagte Eomer.
Die vier Männer machten sich auf die Suche. Jede Flasche, jedes Fass wurde begutachtet. Als sie bei den Rotweinen nicht fündig geworden waren, machten sie sich an die Weißweine. Nach fast zwei Stunden waren sie fertig und hatten nichts gefunden.
„Sie muss den Wein wieder mitgenommen haben," meinte Eomer.
Faramir nickte.
„Wir müssen sofort Aragorn nach! Er hat Geleitschutz mitgenommen, aber vielleicht nicht genug. Er ist von eben diesem Gift umnachtet, wie ihr es wart und weiß nicht was er tut."
„Er ist sich seiner Lage wahrscheinlich nicht bewusst, Faramir. Möglich, dass er unsere Hilfe gar nicht will."
Das war leider wahr. Aragorn war im Bann dieser Zabor. Faramir verfluchte sich und fragte sich selbst, warum er nicht auf das Gefühl seines Bruders gehört hatte. Er hatte gesehen, was sich hinter Zabor verborgen hatte, warum hatte er selbst es nicht gekonnt? Hatte Eowyn und ihre Schwangerschaft ihn so sehr beschäftigt?
„Die Augen meines Bruders waren offen…" murmelte Faramir vor sich hin, als er die Treppen aus dem Keller empor stieg. „Sie waren offen…"
Eomer hörte dass Faramir irgendetwas vor sich hin murmelte, aber er verstand es nicht. Bevor er nachfragen konnte, spürte er plötzlich ein Gewicht auf sich. Eine heiße Fackel fiel zu Boden und senkte während dem Fall das Haar an seiner Schulter an. Es roch nach Schwefel. Eomer gab einen erschrockenen Schrei von sich, als er das Gleichgewicht verlor und nach hinten taumelte. Auch er verlor seine Fackel, als das Gewicht gegen ihn fiel und drohte, die Treppe hinunter zu stürzen.
Er dachte schon, dass er nun fallen würde, als ihn zwei Arme im Rücken packten und ihm genug Rückhalt gaben, so dass er wieder auf die Beine kam.
„Faramir! Bei Eorl!" brachte er hervor und trat die Fackel bei Seite, die zu nahe an seinem gestürzten Schwager lag.
Faramir stöhnte und bewegte sich orientierungslos.
„Boromir," stöhnte er.
„Geht! Holt Boromir!" befahl Eomer Anborn, der ihn gerade bewahrt hatte und versuchte, Faramir wieder auf die Beine zu bringen.
Es dauerte einige Minuten, bis er es schaffte und als er zusammen mit dem anderen Waldläufer aus dem Keller ins Tageslicht trat, kam auch schon Boromir herbei gerannt. Der Stadthalter nahm seinen Bruder sofort unter dem Arm und führte ihn gekonnt an eine kleine Mauer, wo Faramir sich setzten konnte. Eomer bekam den Eindruck, dass Boromir bereits geübt darin war und wusste, was er in solchen Fällen zu tun hatte, als er seinem Bruder Riechsalz unter die Nase hielt und der angeekelt den Kopf zur Seite drehte.
„Faramir," Boromir war zwar äußerlich gefasst, aber seine Stimme verriet Besorgnis. „Was ist passiert?"
Faramir japste nach Luft, bevor er die Kraft aufbrachte, etwas zu sagen.
„Ich… ich erinnere mich an meinen Traum, Boromir. Ich weiß, was ich geträumt habe."
Boromir sah Eomer erschrocken an, auch wenn dieser noch nicht ganz die Ausmaße des Gesagten verstand.
„Faramir, was ist!"
„Die Königin… sie wird sterben, wenn wir nicht schnell etwas unternehmen! Ich hab es gesehen!"
„Arwen?" fragte Eomer. „Sie ist in ihren Gemächern, es scheint ihr nicht so gut zugehen."
Boromirs Blick verdunkelte sich, denn er wusste mehr über den Zustand der Königin.
„Es geht ihr tatsächlich nicht so gut. Seit zwei Tagen schon plagt sie Übelkeit und seit gestern Abend geht es ihr zunehmend schlechter. Ich war überrascht, als Aragorn mir sagte, er wolle abreisen."
„Das alles…" Faramir war noch immer nicht ganz bei Atem. „…hängt zusammen. Aragorns und Arwens Wohl hängt zusammen. Sie ist elbisch und hat ihre Unsterblichkeit aufgegeben für ihn. Wenn seine Liebe zu ihr erlischt, wird auch sie erlöschen, wie eine Kerze. Zabor ist daran Schuld, ich habe sie in meinem Traum gesehen…. Sie umgarnt… den König. Sie wird ihn töten sobald Arwen tot ist… Imrahil muss dahinter gekommen sein, was passiert ist. Er muss gewusst haben, wie sie ihn manipuliert…"
„Und dann wurde er ihr nächstes Ziel," schloss Eomer.
„Und mehr noch," gab Boromir zu bedenken. „Sie hat alles schön inszeniert, so dass Chaos in der Stadt herrscht. Sie hat so viel Unheil angerichtet, wie es ihr in der kurzen Zeit möglich war."
Faramir nickte.
„Was ist mit dem toten Waldläufer?" fragte Anborn, der die ganze Zeit zugehört hatte.
„Wenn es jemand darauf anlegt, kann jeder an einen Pfeil der Waldläufer heran kommen," sagte Boromir.
Aber Faramir musste dabei heftig husten. Als er sich wieder gefangen hatte, wurde ihm schwindelig bei den Gedanken, die ihm kamen. Er musste sich zurücklehnen und Boromir nahm ihn an seine starke Schulter.
Boromirs Gesichtsausdruck wurde noch ernster, wenn das möglich war. Eomer schüttelte den Kopf.
„Was ist?"
Boromir legte eine seiner Hände auf Faramirs Stirn und hoffte, dass es ihm dadurch besser ging. Tatsächlich öffnete Faramir wieder die Augen.
„Es war ein gekonnter Schuss, Eomer. Der eines Waldläufers oder Elben. Sauber und treffsicher," sagte Faramir und seine Worte schienen bedeutungsschwer.
Boromir löste das Rätsel für Eomer.
„Und er war dennoch nicht tödlich… Aragorn."
