Das letzte Kapitel – vielen Dank an die lieben Reviewer! Letztendlich ist das doch der schönste Lohn für jeden der schreibt – gelesen zu werden.

Nun aber viel Spaß mit dem letzten Kapitel!

Boromir saß vor dem Krankenzimmer und wartete darauf, dass Elrond ihnen endlich Nachricht überbrachte. Er selbst hatte versucht herauszufinden, was seiner Frau zugestoßen war – erfolglos. Boromir hatte an ihrem Körper keine Verletzungen ausmachen können – sah man von einem Schnitt an der Stirn ab. Die Unmengen von Blut stammten von der toten Hexe. Dennoch kämpfte Laietha mit dem Tod.

Neben ihm auf der Bank lag Luthawen, ihren Kopf an Olberns Seite gebettet. Der junge Beorninger hatte die Augen halb geschlossen und das Mädchen war vor Erschöpfung eingeschlafen. Boromir war sehr froh, dass seinem Sohn dieser Anblick erspart geblieben war. Er würde in den nächsten Tagen zusammen mit Eowyn und der Königin von Rohan nachkommen. Elrond hatte ihn in das nächste Dorf geschickt.

Im Nebenzimmer hatte man Aragorns Schulterverletzung bandagiert. Der König hatte Glück im Unglück gehabt, denn der Pfeil hatte ein wichtiges Blutgefäß knapp verfehlt. Die Zeit verstrich quälend langsam. Überall auf dem Flur huschten Heilerinnen von Zimmer zu Zimmer, denn neben vielen Toten hatte es bei der Schlacht auch viele Verletzte gegeben. Auch Gefangene waren gemacht worden und aus der Ferne drangen die barschen Befehle der gondorianischen Soldaten an Boromirs Ohr. Seine Gedanken blieben nicht lange beim Los der gefangenen Fremdlinge.

Auf Bergil gestützt kam Aragorn aus dem Verbandszimmer. Mit einem Ächzen nahm er auf der Bank platz. „Gibt es etwas Neues?" fragte er hoffnungsvoll, aber Boromir schüttelte nur den Kopf. Schweigend saßen sie nebeneinander. Bergil lief nervös auf und ab. Schließlich schüttelte Boromir verzweifelnd den Kopf. „Ich verstehe es einfach nicht! Was ist nur mit ihr geschehen? Bergil, du bist doch die ganze Zeit über mit ihr zusammen gewesen – was hat meine Frau so zugerichtet?"

Der junge Soldat atmete tief durch und baute sich vor dem Mann seiner Freundin auf. Boromir hatte ein Recht von alledem zu erfahren, es war schließlich auch Laiethas letzter Wunsch gewesen. Sie war zwar am Leben, aber wenn man danach urteilen wollte, in welchem Zustand sie sich befand, konnte es gut möglich sein, dass sie die Nacht nicht überlebte. Trotz allem befürchtete Bergil, dass sein König und sein ehemaliger Hauptmann ihm die Geschichte nicht glauben würden.

Er nahm also seinen Mut zusammen und begann alles zu berichten, was Laietha ihm im Wald anvertraut hatte: vom Ausgang der Schlacht in der Boromir und Aragorn gestorben waren, von ihrem Handel mit Mornuan, ihren Bemühungen Boromir zu schützen und auch von dem Versprechen, das sie Bergil abverlangt hatte.

Aragorn hatte den Kopf in den Händen vergraben und Boromir starrte Bergil fassungslos an. Er öffnete und schloss den Mund einige Male, ohne jedoch einen Ton hervorbringen zu können. „Das ist alles meine Schuld," murmelte Aragorn mehr zu sich selbst als zu den anderen. Zu dem Schmerz in seiner Schulter gesellte sich auch der Schmerz in seinem Herzen, dass sie vielleicht sterben würde, ohne dass er sie um Verzeihung für all das Unrecht bitten konnte, das er ihr angetan hatte.

Boromir widersprach seinem Schwager nicht. Auch er hielt ihn für den Schuldigen an der Lage seiner Frau, aber ihm gingen zu viele andere Dinge durch den Kopf, als dass er einen Wutanfall hätte bekommen können. An vorderster Stelle stand die Sorge um seine Frau, dicht gefolgt von der Verwirrung, die Bergils Bericht in ihm ausgelöst hatte. Die Geschichte von geschenkten Tagen und Zaubertränken passte ganz und gar nicht in sein Weltbild, aber er wagte es nicht weder Bergil noch seine Frau der Lüge zu bezichtigen.

Es war einfach absurd! Es war verrückt! Und vielleicht wurde es deshalb so glaubwürdig für Boromir. „Ich werde sie umbringen," brummte er voller unterdrückter Wut. Allein der Gedanke daran, dass sie ohne zu zögern für ihn und Aragorn gestorben wäre, ließ ihm einen kalten Schauer den Rücken herunterlaufen. Dass ihn jemand so sehr lieben konnte, ängstigte ihn, obwohl er es immer gewusst hatte.

„Wie hat sie es nur geschafft, Mornuan zu töten?" sinnierte Bergil vor sich hin, der sich ausgesprochen unbehaglich zwischen den beiden Männern fühlte und der selbst kaum erwarten konnte, dass sich die Tür öffnete und Elrond verkündete, dass Laietha außer Gefahr wäre.

Boromir knirschte mit den Zähnen. „Du wirst es nicht glauben, aber soweit ich erkennen konnte, hat sie ihr die Kehle durchgeschnitten." Bergil verschränkte die Arme vor der Brust. Natürlich, aber als er vorgeschlagen hatte, ihr den Kopf abzuschlagen, hatte man ja gesagt, es wäre unmöglich!

Endlich war Ruhe in den kleinen Raum eingekehrt. Elrond beugte sich über den Körper seiner Tochter, den man gewaschen, in ein sauberes Nachthemd gekleidet und in ein weiches Bett gelegt hatte. Die gondorianischen Heiler hatten nur die Köpfe geschüttelt, nachdem sie die Kriegerin untersucht hatten und waren unverrichteter Dinge wieder gegangen. Auch Elrond konnte nicht viel für seine Tochter tun. Er hatte ihren Mann vor die Tür geschickt, damit er sich ganz auf Laietha konzentrieren konnte.

Ihr Herz schlug zu schnell und zu flach und in ihrem Geist tobte ein wahrer Kampf. Ihre Stirn glühte und Elrond erneuerte das mit Kräutersud getränkte Tuch auf ihrer Stirn. Seine Tochter sprach wirr im Fieber. Zunächst konnte er mit ihren Worten nichts anfangen, sie kamen in einer Sprache, die ihm zunächst unbekannt schien, aber dann wurde ihm bewusst, wo er sie schon einmal vernommen hatte – das war viele Jahre her, wahrscheinlich zu lange, als dass sich seine Ziehtochter noch daran entsinnen konnte.

Die Stunden der Nacht zogen sich in die Länge, aber das Fieber wollte nicht abklingen. Elrond versuchte ihr etwas Wasser einzuflößen, aber es lief ihr aus dem Mund wieder heraus, während ihr Körper glühte, als wolle er von innen verbrennen. „Lass mich, Mutter! Bitte, noch nicht!" Laietha riss die Augen auf und starrte mit entsetztem Blick ins Leere.

Elrond nahm ihren Kopf in seine Hände und sah ihr tief in die Augen. Der Elb erschrak. In den Augen seiner Tochter spiegelte sich nicht sein Bild, es war fast, als könne er in ihre Seele blicken. Er sah die Silhouette einer Frau, umkränzt von gleißendem Licht, das selbst auf ihn einen faszinierenden Sog ausübte. Aber beim Anblick dieser Gestalt begann Laiethas Herz zu rasen und ihr Atem ging rasselnd und schwer. Elrond legte ihr eine kühle Hand auf die Stirn, die andere ließ er über ihrem Herzen ruhen.

„Es wird alles gut, meine Tochter. Du bist in der Welt der Lebenden." Langsam verebbte der Tumult, die Frauengestalt verschwand und Laiethas Herzschlag wurde ruhiger. Elrond sah nun wieder das eigene Spiegelbild in den glasigen Augen der Menschin. Dann schloss Laietha die Augen und fiel in tiefe Bewusstlosigkeit.

Als Laietha die Augen aufschlug, blendete sie helles Tageslicht. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, wo sie sich befand. War sie tot? War sie in Mandos Hallen? Sie versuchte ihre Hand zu bewegen und ein jäher Schmerz schoss durch ihren Körper. Ich bin wohl noch am Leben, schoss es ihr durch den Kopf. An ihrer Hand spürte sie eine leichte Bewegung und kurz darauf erschien Boromirs Gesicht über ihr. Er sah aus, als wäre er gerade erst erwacht. Laietha versuchte ihn anzulächeln, aber selbst das schmerzte.

Boromir schnappte hörbar nach Luft. „Du lebst," flüsterte er ungläubig und strich ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Laietha spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Boromir betastete vorsichtig ihre Wangen. „Du lebst," lachte er ungläubig. Die Übelkeit wurde stärker und hilfesuchend sah sich Laietha um. An ihrer Seite stand eine Schüssel. Unter Aufbringen all ihrer Willenskraft riss sie ihren Oberkörper hoch und erbrach sich. Boromir sprang auf und brüllte aus dem Fenster: „Sie lebt!"

Laietha sank zurück in die Kissen. Ihr Körper war eine einzige Masse aus Schmerz und sie fühlte sich elend. Erneute Übelkeit stieg auf und es würde nicht lange dauern, bis sie sich wieder übergeben müsste. Boromir küsste sie stürmisch auf den Mund. „Den Valar sei Dank, du lebst!" lächelte er. Erneut raffte sich Laietha auf und erbrach sich in die Schale neben ihrem Bett. Ich wünschte, ich wäre tot, schoss es ihr durch den Kopf, aber dann überspülte sie eine Woge der Dankbarkeit, denn an ihrem Bett saß ihr lieber Mann, gesund und am Leben und sie lächelte glücklich. „Ja, ich lebe," hauchte sie.

Boromirs Schrei war nicht unbemerkt geblieben. Aragorn hatte seine Geschäfte in den Garten verlegt, er hatte viel Arbeit aufzuholen, die liegengeblieben war, aber er wollte sofort erfahren, wenn sich der Zustand seiner Schwester verbesserte oder verschlechterte.

Auch Bergil hatte schweren Herzens seinen Dienst wieder angetreten, allerdings nicht ohne zu verlangen, dass man ihn informieren würde, wenn seine Freundin wieder zu sich kam. Elrond und seine Söhne hatten Tag und Nacht im Flur Wache gehalten, aber Boromir war nicht zu überzeugen gewesen, die Seite seiner Frau zu verlassen.

Vier Tage hatten sie um Laiethas Leben gebangt und als der Schrei aus dem Fenster drang, verkniffen sich die Heilerinnen den Sohn des ehemaligen Statthalters zu ermahnen, dass dies ein Haus der Heilung sei und schreiende Angehörige nicht erwünscht wären.

Aragorn war der erste, der in das Zimmer stürmte. Er starrte sie an, als hätte er ein Wunder gesehen, dann fiel er vor ihr auf die Knie und küsste ihre Hand. „Verzeih mir, Schwester!" Er weinte vor Glück und auch über Laiethas Wangen liefen Tränen, so glücklich war sie, dass er am Leben war. Seine Schulter war bandagiert und er sah müde und erschöpft aus, aber seine Augen hatten wieder das alte Feuer und ihr war sofort aufgefallen, wie aufrecht er das Zimmer betreten hatte. Laietha lächelte und obwohl ihr bei jeder Bewegung übel wurde, richtete sie sich auf und umarmte ihren Bruder. „Es gibt nichts zu verzeihen, Dunai, ich war dir nie böse," wisperte sie leise.

Am Abend des Tages, als Laietha erwacht war, erreichte Faramirs Familie in Begleitung von Aiglos und Beregs Frau die Stadt. Eomer war einen Tag nach der Schlacht aufgebrochen, um nach Rohan zurück zukehren. Faramir hatte darauf bestanden, ihn zu begleiten, nachdem Aragorn ihm berichtet hatte, dass auch Eowyn mit ihren Kindern auf dem Weg in das Gasthaus gewesen seien, in dem Eomers Frau sich in Sicherheit gebracht hatte.

Es war ein glückliches Wiedersehen, Faramir wollte seine Familie nicht mehr loslassen. Er war mehr als froh, dass Eowyn nicht in die Schlacht gezogen war, wenn er an das Los seiner Schwägerin dachte. Er könnte es nicht ertragen, wenn seine Frau an Laiethas Stelle gewesen wäre.

Zwei Tage hatten sie noch dort verweilt und Eowyn genoss es, endlich wieder Gelegenheit zu haben, mit ihrem Bruder Zeit zu verbringen. Aiglos gegenüber hatte man zuerst nicht erwähnt, wie es um seine Mutter stand, obwohl der Junge zu ahnen schien, dass etwas nicht in Ordnung war. Glücklicherweise wurde er durch die Gesellschaft seiner Cousins und seiner Cousine die meiste Zeit über davon abgelenkt, sich um das Wohl seiner Mutter Sorgen zu machen. Schließlich sind Papa, Bergil und Onkel Aragorn bei ihr und passen auf sie auf, sagte er sich. Dennoch war er froh als sie aufbrachen, denn Elfwine hatte ihm etliche Inspirationen eingehaucht, die er unbedingt an seiner Schwester ausprobieren wollte.

In Minas Tirith angekommen, erschrak Aiglos zuerst, als Luthawen ihn in Richtung der Häuser der Heilung führte. Es war ihn schon verdächtig vorgekommen, dass sie so nett zu ihm war. „Und mach keinen Unsinn, hörst du? Und wenn du welchen gemacht hast, dann prahle nicht damit," ermahnte sie ihn. „Mutter ist schwach und darf sich nicht aufregen." Luthawen drückte ihn an sich und lächelte dann. „Du machst das schon."

Aiglos schluckte den Kloß herunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Vorsichtig klopfte er an die Tür des Krankenzimmers und lauschte gespannt in die Stille. Er seufzte erleichtert, als die leise Stimme seiner Mutter ihn aufforderte, einzutreten.

Der Junge erschrak, als er Laietha sah. Sie sah blass und müde aus. Auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett lag ein unberührtes Buch. In einer Vase stand ein Blumenstrauß, den bestimmt Auranor gepflückt hatte, aber zwischen den vielen Medizinflaschen sah er verloren aus. Seine Mutter drehte müde den Kopf, aber als sie ihren Sohn erblickte, stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Aiglos! Worauf wartest du? Willst du nicht reinkommen?"

Mehr Aufforderung benötigte der Junge nicht. Er stürzte zu Laiethas Bett und warf sich in ihre Arme. Sanft strich sie über den Kopf ihres Sohnes, den er gegen ihre Brust gedrückt hatte. Sein Körper begann zu beben und auf ihrem Nachthemd breitete sich ein feuchter Fleck aus.

„Du hast deine Aufgabe sehr gut erfüllt, mein Sohn. Du bist so tapfer gewesen." Mit keinem Wort erwähnte sie die Tränen, sondern spendete ihm stillen Trost. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich beruhigt hatte, aber dann zog er sich aus den Armen seiner Mutter zurück und versuchte erwachsen zu wirken. „Wie geht es dir, Mama?"

Laietha lächelte und schluckte die aufsteigende Übelkeit herunter. „Oh, es ist wie Ferien. Ich habe meine Ruhe, kann endlich lesen so viel ich will, muss nicht kochen..." Sie winkte ihn zu sich heran. „Ich habe eine kleine Überraschung für dich."

Nun war Aiglos neugierig. Laietha streichelte seine Hand. „Du wirst für eine Weile bei deinem Onkel und deiner Tante wohnen. Außerdem wirst du zusammen mit Ionvamir Unterricht bei Herrn Taljan nehmen – zumindest so lange, bis wir zurück nach Hause gehen. Und ich möchte, dass du dich anständig benimmst."

Die Erwähnung von Unterricht machte Aiglos zwar nicht sonderlich glücklich, aber wenn sich seine Mutter Sorgen um seine Bildung machte, schien sie nicht in Lebensgefahr zu schweben.

Aragorn und Boromir saßen gemeinsam an dem großen Schreibtisch, auf dem sich Berge von Briefen, Anträgen und Urteilen stapelten. Auch über den Verbleib der Kriegsgefangenen musste noch entschieden werden und Aragorn wusste, was das Volk von ihm erwartete. Sein Blick aus dem Fenster fiel auf die Galgen, die ursprünglich für Eowyn und die Hobbits bestimmt gewesen waren. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er daran dachte, was hätte geschehen können, wenn seine Familie und seine Freunde nicht so viel riskiert hätten, um Mornuan zu besiegen – wozu er nicht in der Lage gewesen war.

Er hatte sich ausgiebig bei den Hobbits und Eowyn entschuldigt, aber seine Freunde hatten ihm nicht die Vorwürfe gemacht, die er verdient hätte. Insbesondere Frodo hatte ihn von jeder Schuld freigesprochen, aber auch wenn Sam ihn nicht offen angefeindet hatte, spürte er doch, dass ein Knoten in ihrer Freundschaft durch den Vertrauensbruch entstanden war.

An diesem Nachmittag waren er und Boromir zu Laietha ins Krankenzimmer gegangen. Als sie sich versichert hatten, dass die Frau kräftig genug war, hatten sie Laietha zu dem befragen wollen, was sie von Bergil erfahren hatten. Das Gespräch war nicht sehr fruchtbar gewesen.

Boromir schüttelte den Kopf und nahm einen großen Schluck Wein. „Deine Schwester ist und bleibt ein dummes, störrisches Maultier, Aragorn, du hättest mich ruhig warnen können." Weder Boromir selbst, noch Aragorn lachten über den Scherz. Sie waren viel zu entsetzt gewesen, als Bergil ihnen offenbart hatte, was die Ursache für ihre Vergiftung war und obwohl Boromir kein Wort darüber verlor, sah Aragorn das gleiche Entsetzen in den Augen seines Schwagers, das auch ihn bei der Vorstellung ergriffen hatte, dass Laietha bereit gewesen war, ohne zu Zögern an ihrer Stelle zu sterben.

Sie hatten die Kriegerin gescholten, aber die hatte sich taub gestellt und nur etwas davon gemurmelt, dass sich die Männer an die eigene Nase fassen sollten und sie jetzt Ruhe brauchte.

Aragorn schüttelte den Kopf. Sie hatte ihm Vergebung erteilt, für all die Schmerzen, die er ihr zugefügt hatte und er wusste, dass er ihre Vergebung selbst dann bekommen hätte, wenn er sie nicht darum gebeten hätte. Aragorn war sich nicht so sicher, ob Boromir darüber ähnlicher Meinung war, aber der König hatte nicht den Mut, dieses Thema jetzt anzusprechen.

Boromir starrte in die Flammen des Kamins. Er hatte sie fragen wollen, warum sie das alles getan hatte, aber im Stillen kannte er die Antwort und sie ängstigte ihn. Es wäre die selbe gewesen, die er vor vielen Jahren erhalten hätte, hätte er sie gefragt, warum sie ihm eines Traumes wegen durch Gefahren gefolgt war, nur um im rechten Moment sein Leben zu retten.

Vielleicht würde er noch einmal mit ihr darüber reden, aber das hatte Zeit, sollte sie erst wieder zu Kräften kommen.

Es klopfte leise an der Tür und Laietha erwachte. Der Mond stand am Himmel und sie blinzelte den Schlaf fort. Welcher Besucher hatte es zu dieser Stunde geschafft, an den strengen Heilerinnen vorbeizukommen? „Herein," rief sie neugierig. Erstaunt rieb sie sich die Augen, als sie Bergil in der Tür stehen sah. „Wie bist du um die Uhrzeit an den Wachhunden vorbeigekommen?" scherzte sie. Bergil zuckte mit den Schultern. „Eine davon ist meine Schwägerin."

Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Laietha ans Bett. „Oh, ich soll dir das hier geben." Er zog eine Flasche mit Medizin hervor. Laietha schnitt eine Grimmasse. Mit zugekniffenen Augen schluckte sie das Heilmittel und musste alle Willenskraft aufbringen, um nicht vor ihrem Freund zu würgen. Als der bittere Geschmack vergangen war, sah sie ihn erwartungsvoll an. „Du bist nicht gekommen, um mir eine Standpauke darüber zu halten, dass ich mein Leben nicht wegwerfen soll, oder? Die hatte ich nämlich schon."

Bergil schmunzelte. „Nein." Er ergriff die kalte Hand seiner Freundin und wärmte sie mit seiner. „Ich bin gekommen, um nach dir zu sehen. Ich hatte Dienst, aber man hat mir gesagt, du wärest wach und ich wollte nicht bis morgen warten." Laietha sah ihm tief in die Augen. „Ich danke dir, Bergil, wenn du nicht gewesen wärst..."

Er winkte ab. „Was redest du da? Hab ich mit meinem Leben gehandelt oder du?" Aber Laietha war nicht nach Scherzen zumute. „Ich weiß nicht, was mich am Leben gehalten hat. Ich hatte wirklich seltsame Träume in den letzten Nächten, aber eins weiß ich sicher – wenn du mich im Wald nicht auf die Beine gezogen hättest, wenn du meinen Vater nicht geholt hättest, Bergil – Boromir, Aragorn und ich wären tot ohne dich!"

Er wand sich voller Unbehagen. Bergil stand auf und schob den Stuhl zurück an seinen Platz. „Weißt du," sagte er, schon fast im Gehen begriffen, „es war ganz und gar egoistisch von mir, dir zu helfen. Meinst du vielleicht, ich wollte meine beste Freundin verlieren?"

Er kniete vor ihrem Bett nieder und drückte ihre Hand. „Du siehst müde aus, meine Schwägerin hat gemeint, ich solle dich nicht so lange wach halten. Ich komme dich zu zivileren Zeiten wieder besuchen. Versuch bitte bis dahin nicht, die Welt zu retten." Die Kriegerin lachte und nickte. Sie war sich absolut sicher, dass sie dieses Versprechen halten konnte.

In den folgenden Wochen magerte die Kriegerin bedrohlich ab.. Elrond erklärte, dass das Gegengift Mornuans Trank aus ihrem Körper schwemmte. Aber Laietha verfügte über eine beneidenswerte Kondition, die sie nicht zuletzt den langen Jahren verdankte, in denen sie durch die Wildnis gereist war und von ihrem Bruder gelernt hatte, wie man dort überlebte. Ihr Zustand verbesserte sich sehr langsam, aber stetig.

Die Hobbits waren schon lange abgereist, auch Elrond und seine Söhne waren nach Bruchtal zurückgekehrt und langsam aber sicher kehrte wieder der Alltag nach Minas Tirith zurück, als Boromir seine Frau zum ersten Mal mit in den Palastgarten führen konnte. Die Herbstsonne schien auf sie hernieder und die Blätter färbten sich bunt. Es war noch recht warm, aber Laietha fror schnell. Sie wussten beide, dass es noch lange dauern würde, bis die Kriegerin wieder sie selbst war – wenn sie je wieder so stark werden würde wie früher. Diesmal war sie dem Tod wirklich nur um Haaresbreite von der Klinge gesprungen.

Laietha lehnte sich an die starke Schulter ihres Mannes und schloss die Augen. Sie lauschte seinem kräftigen Herzschlag und badete in seinem warmen Geruch. In der Ferne hörten sie Luthawen und Olbern reden und Laietha lächelte zufrieden. Die Stille war himmlisch und obwohl sie jeden Augenblick damit rechnete, irgendwo zerbrechendes Glas und den Namen ihres Jüngsten zu hören, geschah nichts dergleichen. Aiglos hatte es geschafft drei Wochen lang nichts anzustellen – und dabei hatte er in diesen drei Wochen bei seinem Cousin Ionvamir gewohnt! Laietha hatte schon scherzhaft spekuliert, ihr Jüngster würde erwachsen werden.

Sie genoss es, endlich wieder an der frischen Luft zu sein. Die Wochen in den Häusern der Heilung waren zäh wie Sirup gewesen und Laietha hatte ein ums andere Mal betont, dass sie gewiss noch kränker würde, wenn sie noch einen Tag länger im Bett bleiben müsse. Zum Glück war Eowyns Tochter Auranor jeden Nachmittag vorbeigekommen und Laietha hatte so viele Geschichten erzählen müssen, dass sie ihr fast ausgegangen waren.

An diesem Abend sollte nun ein fröhliches Essen stattfinden, denn Olbern hatte bekannt gegeben, dass er am nächsten Tag abreisen würde. Er musste zurück in den Düsterwald, denn obwohl sein Vater wieder ganz gesund war, musste er Bereg doch öfter bei den Regierungsgeschäften unterstützen, denn der alte Beorninger hatte angekündigt, dass er sich bald zur Ruhe setzen wolle.

Sie spazierten noch ein wenig durch den Garten, aber bald schoben sich Wolken vor die Sonne, die verdächtig nach Regen aussahen. Laietha war von dem kurzen Aufenthalt im Freien erschöpft. „Lass uns hineingehen, Boromir. Ich hatte genug Bewegung für heute Morgen. Schließlich will ich heute abend nicht über meinem Essen einschlafen." Der Krieger lachte und bot seiner Frau den Arm an. Dankbar stützte sie sich auf ihn.

Auf ihrem Zimmer angekommen, ließ sich Laietha erschöpft auf das geräumige Bett fallen. Boromir zog sein Hemd und seine Stiefel aus und legte sich zu ihr. Gegen eine Stunde Ruhe mit seiner Frau hatte er nicht das Geringste einzuwenden. Seine Frau schmiegte sich in seine Arme und er genoss den Augenblick voller Ruhe. Lange würde das nicht mehr anhalten. Wenn Laietha kräftig genug für die Rückreise war, würden sie wieder Streitigkeiten zwischen Aiglos und Luthawen schlichten müssen – Boromir stöhnte bei dem Gedanken daran. Neben sich vernahm er die ruhigen Atemzüge seiner Frau.

Es klopfte an der Tür. Laietha gähnte und blinzelte verschlafen. Vor der Tür entstand Gemurmel. Boromir grollte ärgerlich. „Hat man denn nicht einen Moment lang seine Ruhe?" Ächzend schwang er sich aus dem Bett und ging zur Tür. „Ich will hoffen, dass es etwas wirklich Dringendes ist," brummte er verstimmt.

Mit einem Ruck öffnete er die Tür und fast hätte Olbern ihm mit seinen Knöcheln gegen die nackte Brust geschlagen. Boromir sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Was gibt es?" fragte er in einem Tonfall, der nicht gerade nach einer Einladung klang. „Wer ist es denn?" hörten sie Laiethas Stimme aus dem Hintergrund. Schnell hatte sie sich ein Tuch um die Schultern geschlungen und trat an die Seite ihres Mannes.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie den jungen Beorninger und ihre Tochter in der Tür stehen sah. Sie schob sich an ihrem mürrisch dreinblickenden Mann vorbei, legte den beiden die Arme um die Schultern und führte sie in ihr Gemach. Boromir verschränkte die Arme vor der Brust und machte mehr als deutlich, dass er unwillig war sich mit Besuch auseinander zu setzen.

Laietha musterte die Beiden. Olbern sah aus, als hätte er etwas zu sagen, wartete aber auf eine Aufforderung. Laietha lächelte wohlwollend. „Was gibt es, Kinder? Nun sprecht schon, wir beißen ja nicht!" „Ich hoffe, es geht nicht um einen Streit mit deinem Bruder. Ihr seid alt genug, um solche Kinderein alleine aus der Welt zu schaffen," brummte Boromir.

Olbern ergriff Luthawens Hand. Sein Adamsapfel hüpfte aufgeregt auf und ab. Boromirs Miene wurde sehr skeptisch. Der Beorninger straffte sich. Er verneigte sich knapp vor Boromir, küsste Laiethas Hand, die sich ein Schmunzeln verkneifen musste und sah Luthawens Vater dann fest in die Augen. „Herr Boromir, ich liebe Luthawen von ganzem Herzen und ich möchte um ihre Hand anhalten."

Der Satz schwebte wie ein bedrohliches Insekt in der Luft. Boromir schwieg und Laietha beobachtete ihn interessiert. Sie selbst hatte geahnt, dass dieser Tag früher oder später kommen würde. Luthawen trat einen Schritt vor und stellte sich fast schützend vor Olbern. „Vater, Mutter, ich werde mit Olbern in den Düsterwald gehen. Ich bin eine geschickte Heilerin, Großvater sagt das immer wieder, und die Beorninger haben zwar fantastische Heilkräuter, aber wenig ausgebildete Heiler. Ich werde mich nicht von meiner Entscheidung abbringen lassen."

Luthawen, Olbern und Laietha warteten darauf, dass Boromir einen Wutausbruch bekommen würde, aber der blieb aus. Der Gondorianer sagte gar nichts, griff sich sein Hemd, verneigte sich nur kurz vor seiner Frau und verließ dann mit schnellen Schritten den Raum. Seine Schritte hallten auf dem Flur nach. Luthawen starrte ihm perplex hinterher. Olbern starrte auf seine Füße, Laietha verkniff sich ein Lachen und von irgendwoher aus dem Palast hörte sie, wie jemand wütend den Namen ihres Sohnes rief.

Boromir marschierte durch die engen Gassen der Stadt, über den Marktplatz, an den Schänken vorbei und schließlich wieder zurück, bis er vor den Toren der Zitadelle stand. Er verharrte dort einen Augenblick, atmete tief durch und betrat schließlich die Gruft.

In seinem Kopf toste ein Orkan. Jetzt war es also raus. Der Bursche wollte seine kleine Tochter heiraten. Er hatte es kommen sehen, aber sollte er das wirklich zulassen? Boromir ballte die Hand zur Faust.

Vater, ich möchte mit Faramir zusammen Elbisch lernen. Er berichtet mir immer von spannenden Geschichten und davon, dass er die alten Schriftrollen in der Bibliothek lesen kann. Bitte erlaube es mir, Vater."

Denethor hatte ihn schroff abgewiesen. Boromir fielen so viele Dinge ein, die er gern getan hätte, aber sein Vater hatte immer hohe Erwartungen an ihn gestellt und er hatte immer alles getan, um ihnen gerecht zu werden. Wie oft hatte er seinen Vater dafür im Stillen verflucht. Willst du, dass deine Tochter dich hasst, weil du ihr diesen Weg versperrst? Nein, er könnte es nicht ertragen, wenn Luthawen für ihn das selbe empfinden würde, wie er für seinen Vater. Er würde ihr gestatten, in den Düsterwald zu gehen, aber Olbern...

Es war richtig – Beregs Sohn war ein feiner Kerl, Boromir kannte jede Menge feine Kerle, aber das war noch lange kein Grund dafür jedem feinen Kerl seine Tochter hinterher zu werfen.

Lange betrachtete er das Grab seines Vaters. Auf dem Sarkophag war das strenge Profil des letzten Statthalters von Gondor abgebildet. Boromir strich mit der Hand über das kalte Metall. Was hättest du wohl zu mir gesagt, wenn ich dir verkündet hätte, dass ich Laietha heiraten will? Eine Frau, die unter Elben aufgewachsen ist, die keine Jungfrau war, die sich in Männerkleidung in den Kampf wagt und die dir ins Gesicht gelacht hätte, wenn du versucht hättest, sie nach deinem Bild zu formen.

Du bist eine Schande für dein Land, Boromir!"

Du hättest mich am liebsten an der Seite einer reichen Dame aus dem Adel gesehen, die mir ein Dutzend prächtige Söhne geschenkt hätte, die du nach deiner Vorstellung hättest erziehen können, aber ich habe noch nie Gefallen an diesen Frauen gefunden, Vater und du hast mich ein ums andere Mal daran erinnert, dass es meine Pflicht gegenüber Gondor wäre, eine von ihnen zu erwählen und zur Mutter meiner Kinder zu machen, damit unsere Linie nicht ausstirbt. Was sagst du nun, Vater? „Was sagst du nun, Vater?" fragte Boromir laut. Seine Stimme hallte von den Wänden des Grabes wieder aber eine Antwort blieb aus. Boromir lachte.

Er verließ die Zitadelle und stellte erschreckt fest, dass es schon später Nachmittag war. Boromir blickte an sich herunter. Sein Hemd war verschwitzt und seine Kleidung entsprach nicht gerade seinen Vorstellungen davon, was man zu einem festlichen Abendessen tragen sollte. Er musste sich beeilen, denn wenn er in diesem Aufzug beim Abendessen erschien, würde Laietha ihn gründlich schelten.

Als Boromir den Festsaal erreichte, war er erstaunt, seinen Sohn unter den Bediensteten zu sehen. Laietha zwinkerte ihm zu. Schnell nahm der Krieger Platz neben seiner Frau. „Er hat einen Kellner umgerannt, als er im Schloss Schwertkampf übte, was ich vorher verboten hatte. Ich hoffe, es war in deinem Sinne," flüsterte Laietha ihm ins Ohr. Boromir drückte lächelnd ihre Hand.

„Deine Strafe ist vorbei, Aiglos, du darfst dich jetzt zu uns setzen und ich hoffe, es war dir eine Lehre und du hast gelernt, die Arbeit eines Kellners zu schätzen." Boromir musste aufpassen, dass er den Vers, der ihm mehr als vertraut war, nicht betonungslos herunterleierte. Aiglos senkte beschämt den Kopf. „Ja, Papa, ich werde es nie wieder tun." Wer´s glaubt... dachte Boromir. Schnell nahm der Junge am Tisch Platz.

Luthawen saß artig zwischen ihrem Bruder und ihrem Onkel Faramir. Olbern hatte einen Ehrenplatz neben Aragorn bekommen und die jungen Leute vermieden es, Boromir direkt anzusehen. Sie haben Angst vor dir, schoss es ihm durch den Kopf und er zuckte zusammen. Laietha streichelte behutsam seine warme Hand.

Aragorn brachte einen Trinkspruch aus und alle begannen das Mahl zu genießen. Die Stunden verstrichen und es war ein heiteres Essen, nur Luthawen und Olbern wirkten unglücklich. Boromir konnte es nicht mehr mit ansehen. Er erhob sich und wartete, bis alle verstummten und ihn ansahen. Boromir räusperte sich.

„Wir alle haben schwere Zeiten hinter uns," er sah zu Aragorn hinüber, dessen Haare grauer waren als vor ein paar Monaten und der müder wirkte. Dann schweifte sein Blick zu seiner Frau, die ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, das ohne die eingefallenen Wangen schöner gewesen wäre. Er atmete tief durch. „Aber wir wollen den Jammer vergessen, der uns lange beschäftigt hat. Wir kamen, um einer Hochzeit beizuwohnen, aber stattdessen hätten wir um ein Haar einige Begräbnisse gehabt."

Boromir senkte den Kopf und räusperte sich erneut. Er sollte zum Punkt kommen, bevor er sich um Kopf und Kragen redete. „Wie dem auch sei, ich habe etwas zu sagen, wie ihr schon gemerkt haben werdet." Gespannt lauschten alle. Boromir ging um den Tisch herum und zog Luthawen von ihrem Stuhl hoch. Sie sah ihn erwartungsvoll an. Boromir lachte und nahm sie in den Arm. „Ich bin ein glücklicher Mann. Ich habe eine wunderbare Frau, einen prächtigen Sohn und eine wunderschöne, kluge Tochter. Es gibt nur eine Sache, die einen Mann wie mich noch glücklicher machen könnte und das ist, wenn meine Tochter einen liebevollen Ehemann findet, mit dem sie ihr Glück machen kann." Boromir nahm die Hand seiner Tochter und führte sie zu Olbern. Er bedeutete dem jungen Mann aufzustehen und legte die Hände der beiden jungen Leute übereinander. Boromir lächelte seiner Frau über den Tisch hinweg zu und sie formte stumm nun mach schon mit ihren Lippen. Sie zwinkerte ihm zu und Boromir lächelte gelöst. Er legte die Arme um seine Tochter. Luthawen sah ihn lächelnd an. „Ich wünsche dir, dass du mit Olbern ebenso glücklich wirst, wie ich mit deiner Mutter." Boromir küsste seine Tochter auf die Stirn.

Die Halle wurde von donnerndem Applaus erfüllt. Luthawen fiel ihrem Vater um den Hals und pflasterte sein Gesicht mit Küssen. „Du bist der beste Papa der Welt!" jubelte sie. Boromir schmunzelte nicht ohne Stolz. „Vielleicht solltest du lieber deinen Verlobten küssen, sonst wird er noch eifersüchtig. Olbern ist ein guter Kämpfer, wie ich gehört habe und ich bin aus der Übung." Er zwinkerte dem jungen Beorninger zu.

Die Anwesenden gratulierten den jungen Leuten von Herzen und Boromir nahm erleichtert neben seiner Frau Platz. Sie küsste ihn liebevoll auf den Mund. „Das hast du gut gemacht," flüsterte sie und Boromir wischte sich erleichtert über die Stirn. Er war froh, dass er nur eine Tochter hatte, denn noch mal würde er so eine Aufregung nicht mitmachen wollen. Nun war es also soweit – sein erstes Kind würde das Haus verlassen. Wehmütig seufzte er leise.

Als Olbern und Luthawen wieder ein wenig Luft zum Atmen hatten, straffte sich auch Boromirs Tochter und hob ihr Glas. „Auch ich möchte etwas bekannt geben." Boromir zuckte zusammen. Bitte lass sie kein Kind erwarten, dachte er. Es war eine Sache, die eigene Tochter zu verloben, aber an einem Tag zum Schwiegervater und Großvater gemacht zu werden...

Alle im Saal lauschten gespannt. Luthawen trat zu ihren Eltern und legte ihrer Mutter die Hand auf die Schulter. „Großvater sagt, ich bin eine geschickte Heilerin. Deshalb habe ich beschlossen erst dann in den Düsterwald zu gehen, wenn es Mutter besser geht."

Und das kann eine Weile dauern, dachte Boromir erfreut. „Den Valar sei Dank," sagte er laut.

Ende

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