So, endlich steht auch noch das letzte Chapi. Wurde aber auch mal Zeit, dass ich es poste, ne? Vielen Dank, an alle, die immer dabei waren und so lieb reviewt haben. alle rumdum knuddel vor allem an Celebne und Leonel!

Der gezahlte Preis

Die Reise war beschwerlich, vor allem für die Verletzten und Schwachen. Aragorn hatte immer und immer wieder vorreiten müssen, um genug Athelas sammeln zu können. Wahrscheinlich hatte der König eine Strecke zurückgelegt, die drei Mal so weit gewesen war, wie die der anderen. Und dennoch sah man es ihm nicht an. Viele hatten sie zur weiteren Versorgung in der kleinen Befestigung zurück gelassen, die Faramir auf dem Hinweg so weit umrundet hatte. Nur Legolas hatte darauf bestanden, mitkommen zu dürfen und den Rest des Weges war er ohne Unterstützung ganz alleine geritten.

Aragorn musste hart schlucken, als er zurück dachte, an die „Flucht" aus Minas Tirith. Er konnte sich kaum noch an etwas erinnern, weder an den Ritt, noch an den Kampf mit seinen eigenen Männern.

Anborn, einer von Faramirs Männern, hatte sie unterwegs zu der Stelle begleitet, wo das Gemetzel stattgefunden hatte. Das Blut war noch immer nicht von Blättern und Grund gewaschen, hier hatte es seitdem noch nicht geregnet.

Selbstvorwürfe und Bitterkeit hatten den König übermannt.

„Wie kann das sein," hatte er einfach nur gesagt und war kraftlos auf die Knie gesunken, in das trockene Blut eines Soldaten.

Seine Hände hatten sich in das blutige Erdreich gegraben und die Steine und Wurzeln darin hatten die Haut aufgeschürft. Aragorn hatte es nicht fassen können. Fünfzig Männer… Fünfzig Leben hatte er in diesem Wahn genommen, in den er verfallen war. Wut stieg in ihm hoch. Er war so zornig, auf die Fürstin und auch auf sich selbst. Wie leicht war er ihr doch in die Falle gegangen? Er der König! Der einstige Dunedain!

„Wie kann das sein?" fragte er noch einmal und rieb sich die trockene Erde ins Gesicht.

Boromir sah seinen König an und wusste nicht, wie er ihm helfen konnte. Anborn an seiner Seite wandte sich ab, nicht in der Lage, ihn so zu sehen. Auf Knien, die Erde an sich reißend, die er selbst besudelt hatte.

Auch Legolas hatte ihn begleitet und starrte nun traurig über das Geschehene auf den Boden. Er stand unter ebendiesem Baum, unter dem Faramir die unglückliche Deckung gesucht hatte.

„Der Bann ist von dir genommen, Aragorn. Quäle dich nicht selbst," bot er Unterstützung an.

Aragorn sah sich um, noch immer auf Knien, das Gesicht schmutzig und die Augen müde.

„Wäret ihr nicht gewesen, so hätte ich vielleicht noch mehr Unheil angerichtet," gab Aragorn ein. „Erschreckend, wie viel Leid diese Hände doch bringen können," sagte er und betrachtete sich seine blutenden Hände.

Boromir trat an seinen König heran und sah ebenfalls herab auf die großen schlanken Finger Aragorns.

„Und doch haben sie solch heilende Kräfte," sagte er mit einem Lächeln auf Legolas.

Der Elb nickte.

„Und letztendlich hattest du die Kraft, ihr zu entsagen."

Aragorn schüttelte den Kopf.

„Hatte ich das? Nein. Die Kraft habe ich aus jemand anderem geschöpft," Aragorn fixierte Boromir fest. „Pass gut auf deinen Bruder auf, Boromir."

Das überraschte den Truchsess und er zog beide Augenbrauen fragend hoch.

„Faramir?"

Aragorn nickte und Legolas löste das Rätsel auf, welches ihm der König so lange aufgegeben hatte.

„Dann war er es also, der dich aus ihrem Bann riss?" es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.

„Ja, schon in der Nacht, als ich euch beide angegriffen hatte. Das Letzte woran ich mich erinnere, ist das Fest in der weißen Stadt, und das erste ist ein unglaublich helles Licht und dann Faramirs Gesicht. Ich bin geflüchtet, nicht sicher, was geschehen war.

Die Zabor fand mich und zusammen setzten wir unseren Weg nach Henneth Anun fort."

„Warum hast du nicht früher einen Gegenschlag geführt?" wollte Boromir wissen. „Sie hätte Faramir beinahe umgebracht!"

„Hätte das einen Sinn gehabt? Wir haben es mit der Hilfe der Waldläufer und Soldaten kaum geschafft, sie zu überwinden. Faramir und ich allein? Legolas vielleicht noch?"

Das war einleuchtend. Boromir senkte den Kopf.

„Aber eines ist mir noch nicht ganz klar," gab Legolas zu bedenken. „Wie konnte Faramir so lange unter Wasser überleben?"

Ein kleines Grinsen erschien auf Aragorns Lippen.

„Wozu ein Strohhalm doch gut ist…"

Legolas schüttelte den Kopf.

„Aber… ich habe euch beobachtet. Es sind sicherlich zwanzig Minuten vergangen, bis du an ihn heran getreten bist."

Aragorn zuckte mit den Schultern.

„Das musst du Faramir schon selbst fragen," war alles was er dazu sagte.

Oo

Der König und die anderen waren wieder zu Faramir und den Soldaten zurückgekehrt. Sofort setzten sie ihre Reise fort.

Faramir spürte die Blicke in seinem Rücken. Er fühlte sich deswegen sehr unwohl und als er sich endlich getraute umzudrehen, sah er Legolas und Boromir, wie sie hinter ihm ritten. Sie schienen etwas im Schilde zu führen.

Er beschloss, sie zu ignorieren und einfach weiter zu reiten, aber wenige Augenblicke später, ritt Legolas zu seiner Linken und Boromir zu seiner Rechten.

Er seufzte.

„Soll das ein Scherz sein?" fragte er.

Legolas zog eine fein geschwungene Augenbraue hoch.

„Nein," sagte er mit elbischer Gelassenheit.

„Weißt du, Bruder, ich hatte dich schon tot geglaubt," begann Boromir. „Legolas hat beobachtet, wie du laaaange lange Zeit unter Wasser warst."

Faramir verdrehte die Augen.

„Und?"

„Wie hast du das gemacht?" fragte Boromir weiter.

„Oh! Aragorn war anscheinend doch nicht so befangen und hat mir einen Strohhalm zugesteckt." Er schüttelte den Kopf. „Es war schweinekalt. Brrrr!"

„Nein, das wollte ich nicht wissen," schaltete sich nun der Elb ein. „Was hast du gemacht, bis er dir den Strohhalm zugesteckt hat?"

Faramir zuckte mit den Schultern und gab seinem Pferd die Sporen, als er zu der vorderen Gruppe aufschließen wollte, wo Anborn ihn zu sich winkte.

„Die Luft angehalten, was sonst?"

Mit diesen Worten ließ er Elb und Mann stehen.

Oo

Sie kamen in Minas Tirith an, am zweiten Abend, seitdem sie von Henneth Anun aufgebrochen waren.

Die silbernen Trompeten schallten über die weiten Felder und hießen den König und sein Gefolge willkommen. Jubel brach in der Stadt aus, die Menschen begrüßten ihren König.

Aragorn selbst hielt sich nicht lange in den unteren Zirkeln auf. Er ritt so schnell es ihm die engen Gassen erlaubten hinauf zur Zitadelle. Er nahm gleich zwei Stufen auf einmal, als er in das Gebäude stürmte und hinauf in seine Gemächer rannte.

Die Tür wurde heftig aufgestoßen und Aragorn hielt die Luft an.

Vor ihm auf dem großen Bett, war Arwen, sanft gebettet. Sie hielt ein Buch in Händen und sah auf, als sie den ungestümen Eindringling bemerkte. Ein wunderbares Lächeln fing an auf ihren Lippen zu wachsen.

„Estel," flüsterte sie und ließ das Buch bei Seite fallen, streckte ihre Arme nach ihm aus.

Aragorn lachte auf bei dieser Einladung und ließ sich sofort in die weichen Arme seiner Frau sinken. Diesmal aber war alles real und er konnte ihren feinen Duft nach Jasmin und Vanille riechen. Sie schloss ihre Arme um seinen Hals und er die seinen um ihre Hüfte. Nie wieder…

„Nie wieder werde ich zulassen, dass so etwas passiert, mein Abendstern. Nie wieder werde ich dich so respektlos behandeln."

Er spürte, wie ihre Umarmung noch fester wurde und schon bald verschmolzen sie in einen inniglichen Kuss.

Oo

„Der Himmel ist rot," stellte Imrahil fest als er über die weiten Felder blickte.

Der Wind blies ihm ins Gesicht und spielte mit dem goldenen Haar. Er war in dicke Kleidung eingewickelt und ging noch etwas gebückt.

Sein Neffe sah überrascht auf.

„Onkel! Ihr seid gesundet!" rief er freudig aus.

Imrahil lächelte und setzte sich zu Faramir auf die Mauer. Sein Neffe war schon immer gerne hier gewesen, wenn er hatte nachdenken wollen.

„Aragorn war da gewesen und hat etwas dazu getan. Ich habe auf einen Besuch von dir in den Häusern der Heilung gehofft, aber er ist ausgeblieben," sagte der große Mann ruhig.

Faramir seufzte.

„Ja, das tut mir leid," war alles, was Faramir dazu sagen konnte.

Sie schwiegen für eine Weile.

„Aragorn hat sich große Vorwürfe gemacht," brach Faramir bald selbst das Schweigen.

„Ja. Es ist ihm alles sehr nahe gegangen. Es wird lange dauern, bis auch die letzten Spuren dieser Gefahr beseitigt sind. Viel länger als jeder Schlangenleib zu brennen vermag."

Der Fürst untersuchte den Gesichtsausdruck seines Neffen.

„Du erwartest Gandalf, nicht wahr?"

Faramir nickte.

„Ich hoffe, dass Eowyn noch mit ihm reiten konnte, trotz des Kindes. Wenn sie ihn nicht begleitet, werde ich mich selbst auf den Weg nach Edoras machen."

Onkel und Neffe blieben noch eine lange Zeit so sitzen und beobachteten den Horizont. Das Wetter war ihnen gut gesonnen. Ein frischer Wind wehte, doch es blieb trocken.

Es wurde schon dunkel, als ein schimmernder Fleck am Fuß der Berge auftauchte. Faramir war mit einem Satz auf den Beinen.

„Gandalf," brachte er fast tonlos heraus.

Auch Imrahil stand auf.

„Gandalf der Weiße kommt nach Minas Tirith," rief Imrahil mit seiner klaren durchdringenden Stimme den Wachen zu und die Stadt erwachte zuerst langsam, dann immer schneller.

Die silbernen Trompeten wurden vom Turm Ecthelions geblasen und begrüßten den Reiter und sein edles Pferd schon von weitem. Helle Aufregung herrschte. In den unteren Ringen wurden die Tore wieder geöffnet und weiter oben machten sich der König und sein Gestade für den Empfang des Zauberers bereit.

Alles war in heller Aufregung. Aragorns Grinsen war gar nicht mehr weg zu kriegen.

„Du wirst sehen, mein Freund, wir werden Henneth Anun bald schon wieder in seiner alten Schönheit erstrahlen lassen," sagte er zu Faramir, als er versuchte den Kragen seines edlen Gewands etwas zu lockern.

Es war, als hätte Faramir gar nicht zugehört, der Mann war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Aber man sah Faramir an, dass er wahrlich erleichtert und erfreut war.

Aragorn rannte mehr hinaus, als dass er würdevoll schritt. Faramir suchte aufgeregt nach Imrahil. Er fand ihn nicht und lief noch einmal hinein.

Das prächtige Pferd preschte herein und kam vor dem Hof zum Stehen. Aragorn erstarrte, als er die Mine des Zauberers sah. Gandalf schwang sich schnell von seinem Pferd herab und eilte zu ihnen.

Nun erkannte auch Boromir, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

„Gandalf… Warum die Eile?" waren Aragorns erste erstaunte Worte und er hielt den alten Mann am Arm fest, als dieser hektisch nach jemandem suchte.

Faramir kam gerade heraus, seinen Onkel am Arm geleitend, der noch etwas wackelig auf den Beinen war.

„Gandalf!" rief Faramir ihm entgegen, mit einem Lächeln auf den Lippen und seinen Onkel zur Eile drängend.

Doch als er noch etwas näher gekommen war, verschwand es und wich blankem Entsetzen. Etwas in Gandalfs Augen sagte ihm, dass was passiert war. Etwas Schreckliches.

Er ließ Imrahil alleine weiter laufen und kam schnell heran gerannt. Sein Blick wanderte von Gandalf zu Aragorn, Boromir und dann wieder zu Gandalf.

Er schüttelte unwissend den Kopf.

„Was ist denn passiert?"

Oo

Rückblick

Es war eine bedrückende Nach, die Luft war dick und schwül. Gandalf eilte durch die Gänge der großen Halle zu dem kleinen Zimmer, in das man ihn berufen hatte.

Eine dicke Frau lief ihm entgegen und ihre erschrockene Stimme stammelte etwas von Wehen und das Kind würde kommen.

Aber dafür war es noch viel zu früh, wusste der Zauberer und Eowyn war kerngesund. Er stieß sie bei Seite, denn sie hinderte ihn am vorankommen. Draußen hörte er das Gewitter toben, welches aufgezogen war. Eine unheimliche Stille erfüllte die Stadt Edoras und die Räume der goldenen Halle.

Er hörte die Schreie schon von weitem, Schreie der Qual und Schreie der Angst. Seine Füße führten ihn schnell und sicher, doch verging fast eine Ewigkeit bis er endlich angekommen war.

Er trat ein, ein halbes Dutzend alter und junger Weiber rannten aufgeregt vor seiner Nase herum. Wasser wurde heiß gemacht, Kräuter aufgesetzt. Die Schreie waren für einen Augenblick verebbt.

„Eowyn!" rief der alte Zauberer und bahnte sich seinen Weg durch die aufgeregten Ammen und Zofen.

„Gandalf," rief sie, an der Schwelle zum Weinen und streckte ihre zarte weiße Hand nach ihm aus.

Er setzte sich zu ihr und legte seine Hand auf ihren Bauch. Er fühlte etwas unter seinen Fingern und als er sie einen Moment anhob, fand er rötliches Haar auf Eowyns weißem Gewand.

„Es ist doch noch viel zu früh, Gandalf, das kann doch gar nicht sein!" brachte sie unter schwerem Atmen hervor.

Gandalf legte seine freie Hand auf ihre schweißnasse Stirn und versuchte sie zu beruhigen, während er das Leben in ihr prüfte.

„Gandalf," ihre Stimme war so erbärmlich angstvoll und erschütternd.

Sie bebte am ganzen Leibe und ihre geröteten Augen sahen ihn Hilfe suchend an.

„Es kommt," stellte der Zauberer fest. „Es kommt jetzt, Eowyn."

Sie riss ihre Augen auf, wollte nicht hören, was er ihr da gerade gesagt hatte. Doch bevor sie protestieren konnte, traf sie schon die nächste Welle des Schmerzes und ihre Schreie hallten durch die wütende Nacht.

Oo

Faramir vermochte nicht zu atmen. Sein Leben schien in Scherben zu brechen. Sein Mund stand offen und seine grauen Augen starrten Gandalf ungläubig an.

Alle Anwesenden schwiegen auf einmal.

Faramir schüttelte den Kopf, tränen stiegen in ihm auf, Tränen, die er durch nichts in der Welt hätte unterdrücken können.

„Nein…" sagte er und seine Stimme brach hörbar ein.

Zu viele Tränen hatten sich gesammelt und liefen über, ergossen sich auf seine blassen Wangen. Seine Lippen fingen an zu beben und er wusste, dass er nicht die Kontrolle behalten konnte.

„Eomer ist vor drei Tagen eingetroffen, das waren zwei Tage nachdem es passiert ist, Faramir," sagte der Zauberer mit gedämpfter Stimme.

„Nein…" brachte Faramir noch einmal heraus, hilfloser, kraftloser.

Gandalf wusste nicht, was er dem jungen Mann zum Trost sagen konnte. Er sah, wie Faramir vor ihm zu verzweifeln begann, seine Fassung bröckelte von ihm ab, wie trockener Lehm.

Aber anstatt zusammen zu brechen wandte er sich um, verdeckte sein Gesicht mit der einen Hand und stützte die andere in seine Hüfte. Die bitteren Schluchzer verrieten, dass er weinte und so sehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht beherrschen.

„Faramir…" Boromir war fassungslos über diese Nachricht.

Er wollte seinem Bruder helfen, ihm irgendwie beistehen. Er ergriff ihn an der Schulter und wollte ihn in die Arme nehmen. Aber Faramir schüttelte ihn ab.

„Faramir," versuchte Gandalf es, als er sah, dass der Mann seinen Bruder nicht an sich heran ließ.

Der ehemalige Truchsess schüttelte den Kopf und nutzte nun auch noch seine zweite Hand, um sein Gesicht zu verbergen. Gandalf nickte Boromir zu und zusammen fassten sie ihn mitfühlend an den Schultern.

Das war zu viel für Faramir, er konnte nicht mehr an sich halten.

„Sie hat mir mein Kind genommen!" rief er aus, als er sich in Gandalfs Arme begab und dieser seinen weiten Mantel um ihn ausbreitete. „Sie hat mir mein Kind genommen!"

„Oh Eru…" flüsterte Aragorn, dem dieser Anblick unglaublich leid tat.

Er sah die wenigen roten Haare auf dem Boden, die Gandalf Faramir gegeben hatte und dieser dann hatte fallen lassen. Sie hatten eine Bedeutung, die Faramir kannte und ihnen allen verborgen war.

Der ehemalige Stadthalter weinte nun bitterlich in Gandalfs Schulter und Aragorn wusste es besser, als Gandalf jetzt danach zu fragen.

„In die Gemächer," wies Boromir Gandalf den Weg und der Zauberer ging langsam, nahm Faramir mit sich.

Sie ließen die anderen zurück, die ihnen noch lange nachsahen.

„Mehr noch hat Zabor von uns gefordert, als wir es angenommen hatten," sprach Imrahil düster.

„Ein unschuldiges Leben," flüsterte Arwen und suchte die Hand ihres Mannes.

Aragorn ergriff sie und hielt sie fest. Er selbst war fassungslos und konnte kein Wort sagen. So viele hatten für sein Versagen gelitten. So viele waren wegen ihm gestorben.

„Diese Vorwürfe sind dumm und unsinnig," gab Imrahil zu bedenken. „Wir alle waren blind, Aragorn."

Der König senkte sein Haupt, aber nickte schwach.

„Doch dazu hatte sie kein Recht. Hätte sie mein Leben genommen…"

„So hätte sie noch mehr Schaden angerichtet," schloss Legolas. „Imrahil hat Recht. Diese Vorwürfe nützen nichts. Wir sollten nun zusehen, wie wir Faramir helfen können."

Aragorn nickte. Seine Freunde hatten Recht.

Oo

Faramir lag in seinem Bett. Er hatte aufgehört zu weinen. Weder Kraft noch Tränen hatte er nun übrig, um weiter zu weinen. Er wusste, dass Gandalf noch immer an seinem Bett saß und sein Bruder draußen vor der Tür stand. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch die Welt war noch verschwommen.

Er suchte nach der hellen Gestalt neben sich und entdeckte sie, wie sie still da saß, wie eine Stunde zuvor schon.

„Eowyn geht es gut," wiederholte er, was der Zauberer ihm zu allererst gesagt hatte, als sie sich im Hof getroffen hatten.

Und tatsächlich, nun da Gandalf ihm zunickte, gewann er Kraft aus ihrer Bedeutung.

„Eowyn geht es gut," sagte er noch einmal und schloss die Augen, ließ diese Worte in seinen Kopf sickern und hielt sich an ihnen fest, als wären sie sein letzter Halt.

„Ihr werdet das zusammen durchstehen, Faramir. Du wirst nach Edoras reiten und ihr werdet zusammen sein."

Wieder schossen ihm Tränen in die trockenen Augen. Seine arme Eowyn! Seine geliebte Eowyn! Sie war immer die Stärkere von ihnen beiden gewesen.

„Ich reite noch heute," sagte er und Gandalf nickte.

„Dein Bruder… er macht sich große Sorgen, Faramir," sagte Gandalf ruhig und regte langsam Faramirs rationales Denken wieder an.

Der Mann im Bett nickte.

„Ich weiß… ich wollte ihn nicht von mir stoßen…"

„Das wird er dir nicht verübeln. Aber er würde gerne mit dir sprechen."

„Lass ihn herein. Doch sonst will ich niemanden sehn. Nicht jetzt und nicht bis zu meiner Abreise."

Gandalf erhob sich und öffnete die Tür. Faramirs Blick wurde langsam wieder klar. Der Zauberer schloss die Türe hinter sich und die Brüder waren alleine.

„Es tut mir so unsäglich Leid, Faramir…" begann Boromir, weil er nicht wusste, wo er anfangen sollte.

Faramir musste alle Kraft aufbringen, sich zu beherrschen.

„Setz dich zu mir, Boromir," bat er und Boromir griff nach dem Stuhl, den zuvor noch Gandalf beansprucht hatte. „Nein. Zu mir aufs Bett."

Boromirs blaue Augen trafen die geröteten Augen seines Bruders. Faramir war so stark, er war sich dessen nur noch nicht bewusst. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte die Sache auch anders ausgehen können. Er setzte sich auf das weiche Bett und strich sanft über Faramirs Wange.

„Ich bin so unglaublich müde, Boromir," flüsterte Faramir ihm zu.

Boromir nickte.

„Ich weiß, was du meinst," antwortete er und zog sich seine schweren Stiefel aus.

Dann legte er sich zu seinem Bruder ins Bett. Sie lagen beide auf dem Rücken und sahen die Decke an.

„Gandalf sagte… sie hätte noch einen Atemzug gemacht, bevor sie entschwunden ist," flüsterte Faramir.

Die Brüder schliefen gemeinsam ein.

Ende