Ginassevi: Damit du nicht wirklich noch vor Spannung platzt, geht es jetzt schnell weiter!

Im übrigen bleibe ich meinem Hang zu Cliffhangern treu ;-)

Ich schrak auf, als ich von einer Berührung an meiner Schulter geweckt wurde. Sofort legte sich eine Hand auf meinen Mund und unterdrückte mein überraschtes Aufstöhnen.

„Shh, ich bin es", flüsterte es an meinem Ohr.

Ich konnte nur erstaunt nicken, da Severus immer noch seine Hand auf meinem Mund hatte.

„Komm mit." Mit einem Ruck zog er mich auf die Füße und ich sog scharf die Luft ein, als ich mein Knie belasten musste.

„Aber..."

„Ich hab keine Zeit für große Erklärungen", raunte er mir ungeduldig zu und zog mich einfach hinter sich her zur Treppe.

„Der dunkle Lord ist nicht da", erklärte er mir dann aber doch. „Und Lucius... keine Ahnung... Lucius verhält sich jedenfalls recht merkwürdig. Er gibt vor tief und fest zu schlafen, dabei weiß ich genau, dass er wach ist und dass er weiß, was ich vorhabe..."

Oben angekommen sprengte er die Tür mit einem Fußtritt auf. Scheinbar sollte es so aussehen, als hätte ich das selbst gemacht und so ganz abwegig war der Gedanke auch nicht. Die Tür war nicht sehr stabil. Warum war ich nicht selbst darauf gekommen?

Wir huschten durch das stille, dunkle Haus nach draußen.

„Lauf zum Wald, dort kannst du apparieren. Hier." Severus drückte mir seinen Zauberstab in die Hand.

„Aber..."

„Hör mir genau zu, was ich dir jetzt sage", unterbrach er mich abermals. „Der dunkle Lord weiß nicht, was zwischen dir und mir ist. Deswegen muß es so aussehen, als hättest du mich überwältigt, als ich dich an der Flucht hindern wollte."

Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich durchdringend an. „Du solltest für eine Weile irgendwo untertauchen."

„Und was ist mit dir? Er wird dich umbringen, wenn er erfährt..."

„Dann darf er es eben nicht erfahren. Mach dir nicht so viele Sorgen, so leicht lasse ich mich nicht umbringen. Und jetzt, schock mich", meinte er und trat einen Schritt zurück.

„Was?"

„Du sollst mich schocken", wiederholte er ungeduldig. „Mach schon!"

Ich richtete seinen Zauberstab auf ihn, zögerte jedoch einen Fluch auf ihn loszulassen.

„Verdammt, jetzt mach schon!"

„Aber..."

„Scheiße, Cassie, wenn du dich nicht beeilst sind wir beide tot!"

„Stupor!" rief ich schließlich und sah, wie Severus ausgeknockt zu Boden ging.

Dann beeilte ich mich zum Wald zu kommen und apparierte.

Malfoy saß in einem Sessel und hatte die Augen geschlossen. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn er die Nacht hätte zu Hause verbringen können, anstatt hier in dieser zugigen Hütte. Doch der dunkle Lord hatte angeordnet, dass er und Snape die Gefangene bewachen sollten, solange er sich anderen Dingen widmete.

Malfoy hatte schon seit seinem unfreiwilligen Treffen geahnt, dass Snape der jungen Frau mehr zugetan war, als gut für ihn war. Und Snapes Reaktion vorhin hatte diesen Eindruck bei Malfoy nocheinmal bestätigt.

Warum er dem dunklen Lord seine Vermutung diesbezüglich nicht mitgeteilt hatte, wusste er selbst nicht so genau.

Wahrscheinlich lag es aber daran, dass der Lord Snape sofort getötet hätte und das war ganz und gar nicht in Malfoys Interesse. Denn Malfoy hatte vor sich wieder eine angesehene Position im Schulrat an Land zu ziehen und Snape wäre für ihn eine große Hilfe. Auch wenn dieser es bislang immer abgelehnt hatte, Malfoy diese Position zu verschaffen. Doch nun würde er keine andere Wahl mehr haben.

Malfoy hatte ganz genau gewusst, dass Snape in dieser Nacht versuchen würde McCallahan zu befreien. Schließlich war es die beste Gelegenheit dazu. Der Lord war nicht da und Malfoy würde es nicht verhindern.

Ein spöttisches Grinsen huschte über das aristokratische Gesicht des Zauberers. Diese Gefühle hatte er dem eigenbrötlerischen Gefühlsklotz von einem Zaubertränkemeister gar nicht zugetraut.

Malfoy wartete bis der Morgen graute, dann erhob er sich gemächlich aus seinem Sessel und inspizierte das Haus.

Als er die kaputte Kellertür sah, verzog er das Gesicht. Das würde dem Meister gar nicht gefallen.

In aller Ruhe schlenderte er nach draußen und sah Snape vor der Veranda bewusstlos am Boden liegen.

„Gar nicht so dumm, sich schocken zu lassen", murmelte Malfoy anerkennend, dann zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf den ohnmächtigen Tränkemeister.

„Enervate!" rief er und Snape begann sich augenblicklich zu regen. Dankbar nahm er die angebotene Hand und ließ sich von Malfoy auf die Füße helfen.

„Was ist passiert?" fragte Malfoy beiläufig.

„Sie hat mich überwältigt und ist entkommen", knurrte Snape und versuchte seinem Gesicht einen wütenden Ausdruck zu geben.

„Aha", war Malfoys Kommentar und es war unübersehbar, was er von Snapes Erklärung hielt.

Snape zuckte nur mit den Schulter und wollte schon wieder zurück ins Haus, doch Malfoy hielt ihn am Arm zurück.

„Es ist schon erstaunlich, dass sie trotz ihrer Knieverletzung und den Qualen des Cruciatus-Fluchs noch in der Lage war die Tür einzutreten und dir dann auch noch den Zauberstab zu entreißen. Findest du nicht, Severus?"

Snape murmelte etwas unverständliches und wich Malfoys Blick aus.

„Warum vertraust du mir nicht, mein Freund?"

„Ich dachte, ich hätte dir schon klar gemacht, dass wir keine..."

„Ja, ja. Deiner Meinung nach sind wir keine Freunde", seufzte Malfoy. „Aber du kannst nicht verleugnen, dass du im Moment nichts dringender brauchst als einen Freund. Ich brauche nur ein Wort zu sagen und unser Lord reißt dich in tausend Stücke. Du weißt, was ich meine..."

„Nein, ich weiß nicht, was du meinst."

„Oh doch, das weißt du. Sag mal, wie lange kennen wir uns nun schon?"

„Für meinen Geschmack zu lange", grollte Snape und sah Malfoy düster an.

„Wie dem auch sei, jedenfalls kenne ich dich mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dein Einsatz für McCallahan nach deinen Maßstäben schon nicht mehr normal ist."

„Willst du mich jetzt beleidigen?"

„Nichts liegt mir ferner. Was ich damit sagen will ist, dass du dieser Frau ungewöhnlich nahe zu stehen scheinst."

„Musst du dich immer so umständlich ausdrücken?"

Malfoy runzelte die Stirn und sah Snape prüfend an.

„Na gut, wie du willst. Anscheinend bist du immer noch nicht bereit zuzugeben, dass zwischen euch mehr läuft. Es wird spannend sein zu sehen, wie du das dem Lord erklären willst."

Malfoys Stimme war bei den letzten Worten immer leiser und drohender geworden, dann machte er auf dem Absatz kehrt und wollte davon rauschen, doch Snape bekam ihn am Arm zu fassen und zog ihn zurück.

Malfoy sah ihn missbilligend an und schnippte ein imaginäres Staubkörnchen von seinem Ärmel.

„Was willst du von mir hören?" fragte Snape gereizt.

„Kommt drauf an, was du mir zu sagen hast."

„Das kommt wiederum drauf an, ob ich dir trauen kann."

„Ehrlich gesagt bin ich enttäuscht, dass du mir immer noch nicht vertraust. Du weißt, dass ich es dem Lord schon längst hätte sagen können."

„Und warum hast du es nicht getan?" seufzte Snape ergeben, wohl wissend, dass er damit zugab, was Malfoy ihm unterstellt hatte.

Malfoy quittierte dieses indirekte Eingeständnis mit einem verächtlichen Grinsen.

„Weil du mir tot nichts nutzt, mein Lieber."

„Warum wundert es mich nicht, dass du mal wieder gar nicht uneigennützig handelst?" sagte Snape mit beißendem Sarkasmus, was Malfoy nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken abtat.

„Also schön, was muß ich tun, damit du mein kleines Geheimnis nicht ausplauderst?"

„Nichts weiter. Du sollst mir nur meine alte Position als Schulrat wiederbeschaffen."

„Oh, wenn es weiter nichts ist", schnaubte Snape.

„Eine Hand wäscht die andere", erwiderte Malfoy gelassen und hielt Snape seine Hand hin.

„Ich weiß immer noch nicht, ob ich dir trauen kann", blieb dieser jedoch misstrauisch.

„Das musst du wohl oder übel riskieren. Also?"

Seufzend ergriff Snape Malfoys Hand und fragte sich, ob diese Entscheidung wirklich so klug gewesen war.

„Cassie, Schatz! Komm runter, das Frühstück ist fertig!"

Missmutig zog ich mir die Decke über den Kopf. Eigentlich hatte ich gar keine Lust aufzustehen. Das Wetter draußen war auch nicht das beste. Es regnete schon seit Tagen, ein sicheres Zeichen, dass der Winter vor der Tür stand. Aber was konnte man vom November schon erwarten?

Lustlos stand ich auf und ging in das kleine Bad, das an mein Zimmer grenzte. Dort hüpfte ich schnell in die Badewanne und duschte mich kurz ab. Danach wusch ich mich noch schnell und flocht meine Haare zu zwei lockeren Zöpfen.

Dabei hatte ich genug Zeit mein Gesicht im Spiegel zu betrachten. Es war immer noch ungewöhnlich blass und unter den Augen zeugten dunkle Ringe von zu wenig Schlaf.

Ich stützte meine Hände auf den Rand des Waschbeckens und schloss die Augen.

Als ich Severus geschockt hatte, war ich so schnell ich konnte in den Wald gelaufen. Von da aus war ich an den erstbesten Ort appariert, der mir einfiel. Zu meinen Großeltern.

Sie waren zuerst ein wenig überrascht gewesen, als ich so urplötzlich bei ihnen aufgetaucht war. Doch als sie meinen Zustand bemerkten und ich ihnen die ganze Geschichte erzählt hatte, bestanden sie darauf, dass ich bei ihnen bleiben sollte bis die größte Gefahr vorüber war.

Das war nun zwei Monate her und in der ganzen Zeit hatte ich nichts von Severus gehört. Kein Wunder also, dass mich der Gedanke nicht mehr losließ, Voldemort könnte ihn doch getötet haben.

Meine Großeltern hatten sich ganz dem Leben der Muggel angepasst. Bis auf die Kleinigkeit, dass in ihrem Haus munter gezaubert wurde, fand man bei ihnen alles, was Muggel als unentbehrlich erachteten. So zum Beispiel ein Telefon oder einen Fernseher. Grandpa war schon immer von Muggeln fasziniert gewesen und jetzt im Alter konnte er sich allen technischen Spielereien widmen. Damit konnte er Granny des öfteren zur Weisglut treiben.

Seufzend riss ich mich von meinen Gedanken los und ging runter ins Wohnzimmer. Granny hatte mal wieder ein Frühstück aufgefahren, das für eine ganze Armee ausgereicht hätte. Doch bevor ich mich an den Tisch setzte, blieb ich am Fenster stehen und sah hinaus auf den verregneten Loch Ness.

Meine Großeltern hatten ihr Häuschen in Drumnadrochit, einem kleinen Ort nicht weit von Inverness entfernt. Es stand etwas abseits von den anderen und von ihrem Garten konnte man direkt das Ufer des Loch Ness erreichen.

Ich spürte, wie sich ein Arm um meine Schulter legte.

„Im Sommer ist es hier schöner", vernahm ich die sanfte Stimme meiner Großmutter. „Nicht so verregnet."

„Ja, ich weiß", sagte ich leise und seufzte.

„George hat vorhin eine Eule von Dumbledore bekommen", erzählte Granny munter weiter und führte mich zum Esstisch.

Grandpa hatte sich hinter einer Zeitung verschanzt, doch als ich mich gesetzt hatte, ließ er sie sinken.

„Mittlerweile hat sich das Ministerium eingeschaltet", meinte er und zog an seiner Pfeife. „Dumbledore ist übrigens auch der Meinung, dass es besser für dich wäre, wenn du erst mal ne Weile bei uns bleibst. Er will dich unter keinen Umständen in Hogwarts sehen."

„Aber ich kann mich doch nicht ewig verstecken", protestierte ich, obwohl ich wusste, dass jeglicher Protest meinerseits sinnlos war. Diese Diskussion führten wir fast jeden Morgen.

„Zumindest so lange, bis du nicht mehr ganz oben auf Voldemorts Liste stehst." Damit verschanzte sich Grandpa wieder hinter seiner Zeitung. Es war die London Times, eine Muggelzeitung. Doch neben ihm auf dem Tisch lag auch der Tagesprophet und den schnappte ich mir. Nach einer Weile legte ich ihn allerdings enttäuscht beiseite.

„Hat Dumbledore auch etwas von...", begann ich.

„Nein, Liebes. Tut mir leid." Granny nahm meine Hand und sah mich aufmunternd an. „Deinem Zaubertränkemeister wird schon nichts zugestoßen sein."

„Ach, verflucht!" rief Grandpa und hieb die Faust auf den Tisch, sodass Granny und ich erschrocken zusammenzuckten. „Die Hearts haben schon wieder verloren."

„George", sagte Granny vorwurfsvoll. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst am Tisch nicht fluchen. Und schon gar nicht, wenn eins der Kinder da ist."

„Was würdest du denn machen, wenn die Mannschaft deines Enkels verliert?" gab Grandpa frech zurück.

„Darüber brauche ich gar nicht nachzudenken, denn Hades Mannschaft hat noch nie verloren. Außerdem willst du Quidditch ja wohl nicht mit diesem Muggelsport vergleichen!"

„Fußball, Liebes, Fußball."

„Meinetwegen. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie du dich für so was begeistern kannst."

Grandpa zog es vor darauf nichts zu sagen, Granny würde so oder so das letzte Wort haben.

Als ich satt war schob ich den Stuhl zurück und stand auf.

„Ich geh ne Runde am Loch spazieren. Vielleicht bringt mich das auf andere Gedanken."

„Das ist ne gute Idee. Grüß Nessie von uns. Sag ihr, bei dem Wetter spielen die alten Knochen nicht mehr so mit, falls sie fragt, warum wir nicht mehr so oft spazieren gehen." Grandpa sah mich augenzwinkernd an und ich grinste zurück.

Schnell zog ich mir noch eine warme Jacke über und lief dann durch den Garten zum Loch Ness.

Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und die Luft war frisch und klar. Ich schlenderte eine Weile am Ufer entlang und setzte mich schließlich auf einen großen Stein. Früher hatten Hades und ich hier oft gespielt, wobei er immer ein Auge darauf gehabt hatte, dass ich nicht ins Wasser fiel.

Seufzend ließ ich meinen Blick über den Loch schweifen. Hier und da kräuselte sich das Wasser leicht, aber ansonsten war alles still und friedlich.

Eigentlich hätte ich diese Ruhe genießen sollen, aber solange ich nicht wusste, ob es Severus gut ging oder nicht, weilten meine Gedanken ständig bei ihm.

War es nun ein gutes Zeichen, dass er sich noch nicht gemeldet hatte? Aber woher sollte er auch wissen, dass ich hier war?

So oder so, ich würde nicht eher Ruhe finden, bis ich nicht ein Lebenszeichen von ihm bekommen hatte.

Gedankenverloren warf ich ein paar Steine ins Wasser und lauschte auf das Geräusch, das sie verursachten, als sie ins Wasser eintauchten.

„Willst du Nessie ärgern?" hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir.

Ich drehte mich auf meinem Stein um und sah Hades breit grinsend hinter mir stehen.

„Was tust du denn hier?" fragte ich erstaunt.

„Begrüßt man so seinen Lieblingsbruder?" tat er beleidigt und setzte sich neben mich. „Ich hatte gar keine Ahnung, dass du hier bist. Eigentlich wollte ich unsere Großeltern besuchen. Na ja, sie haben mir erzählt, was passiert ist. Und als sie gesagt haben, dass du spazieren gegangen wärst, habe ich mir schon gedacht, dass du hier bist. Oh man, Cassie, was machst du nur für Sachen?"

Liebevoll zog er mich in den Arm und ich schmiegte mich fest an seine Brust.

„Ich wusste, ich kann dich nicht alleine lassen."

„Du kannst nicht immer auf mich aufpassen, Brüderchen."

„Ich weiß. Aber ich würde es, wenn ich es könnte."

„Ich hab dich lieb."

„Ich dich auch", flüsterte er und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.

Wir saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander und starrten auf den See. Ich war froh, dass mein Bruder da war, denn in seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher und beschützt.

„Wie lange wirst du hier bleiben?" durchbrach ich die Stille.

„Bis zum Wochenende. Dann muß ich zum Länderspiel nach Irland."

„Ich dachte du spielst nicht mehr aktiv?"

„Spiel ich auch nicht. Die Nationalmannschaft will mich als Cheftrainer haben, aber ich weiß noch nicht, ob ich den Job annehmen soll. Ich soll mir das ganze mal anschauen und mich dann entscheiden."

„Mensch, Hades! Das ist doch genial!"

„Ja, genial stressig. Und ich weiß nicht, ob ich der Typ dafür bin andere zu trainieren."

„Ich könnte mir keinen besseren vorstellen."

„Das ehrt mich, Schwesterchen. Wenn ich den Job annehme, wirst du die erste sein, die es erfährt."

„Sag mal, Hades?"

„Ja?"

„Wissen unsere Eltern eigentlich schon von dem ganzen hier?"

„Nein. Grandpa hielt es für besser sie nicht zu beunruhigen. Granny ist da zwar anderer Meinung, aber ich sehe das genauso", meinte er bestimmt. „Mum würde sich wahrscheinlich die größten Sorgen machen. Du weißt ja wie sie ist..."

„Ja, ich weiß", seufzte ich. „Ist vielleicht besser, wenn sie noch nicht erfährt, dass Voldemort hinter mir her ist."

„Wir sollten wieder rein gehen, es wird langsam kalt." Hades stand auf und zog mich hoch. Ich hakte mich bei ihm unter und wir gingen zurück zum Haus.

„Kommst du Weihnachten?" fragte ich ihn.

„So wie es bis jetzt aussieht... ja. Mum und Dad sind ja sowieso nicht da und alleine will ich auch nicht feiern. Du wirst mit Sicherheit hier sein, oder?"

„Was bleibt mir auch anderes übrig? Dumbledore lässt mich in diesem Jahr bestimmt nicht mehr nach Hogwarts. Außerdem lasse ich mir Weihnachten bei Grandpa und Granny doch nicht entgehen!" lachte ich und Hades stimmte mir zu.

Weihnachten bei den beiden war wirklich immer ein Erlebnis.

Die nächsten Wochen verliefen genauso wie die letzten. Ereignislos. Entweder hatte Voldemort aufgegeben nach mir zu suchen oder er fand mich hier nicht. Und von Severus hatte ich immer noch nichts gehört.

Meine Tage bestanden darin, zu essen, mich mit Grandpas Muggelsachen vertraut zu machen und zu schlafen.

Gegen Ende November fiel der erste Schnee und brachte Dusty, die Katze meiner Großeltern, dazu sich nur noch am Kamin aufzuhalten. Normalerweise bekam man ihn selten zu Gesicht, da er meistens draußen herumstromerte. Nur im Winter zog er es vor das Haus nicht zu verlassen.

Im Gegensatz zu Dusty hatte ich gegen den Schnee nichts einzuwenden. Ich liebte lange Winterspaziergänge und so kam es, dass Dusty und ich die Rollen tauschten. Er blieb im Haus und ich hielt mich die meiste Zeit des Tages draußen auf.

Und so bekam ich auch den überraschenden Besuch, den meine Großeltern erhielten nicht mit.

Es war ein paar Tage vor Weihnachten und Granny steckte schon mitten in den Vorbereitungen. Wir hatten gerade das Haus weihnachtlich hergerichtet und während Granny in der Küche ihrer Lieblingsbeschäftigung, Plätzchen backen, nachging, entschloss ich mich noch einen Abendspaziergang zu machen.

Draußen schneite es schon wieder und die Landschaft versank in einem träumerischen Weiß.

Grandpa schüttelte nur den Kopf, als ich nach Jacke, Handschuhen und Schal griff, sagte aber nichts. Ich wusste, dass er insgeheim froh darüber war, dass ich mich nicht mehr in meinem Zimmer verkroch.

Draußen war es herrlich still. Der Schnee verschluckte jedes Geräusch und verlieh der Welt eine trügerische Friedlichkeit.

Mein Weg führte mich zunächst die Strasse entlang, durch das Dorf. Als es schon leicht zu dämmern begann, kehrte ich am Ufer des Loch Ness zurück.

Der Schnee im Garten knirschte unter meinen Füßen, als ich den Weg zum Haus hinaufstapfte und meine Hände waren mittlerweile doch schon recht eisig.

Um Granny nicht das ganze Wohnzimmer dreckig zu machen, umrundete ich das Haus und lief die Kellertreppe hinunter.

Unten im Keller zog ich meine nassen Sachen aus und hängte sie zum Abtropfen über die Spüle.

Wie immer hatte Granny mir schon vorsorglich trockene Sachen hingelegt, die ich nun dankbar anzog.

Als ich gerade nach oben gehen wollte, verharrte ich auf der untersten Stufe. Von oben vernahm ich Stimmen. Ich konnte nicht genau erkennen, wem sie gehörten oder was sie sagten, aber ich hielt es für besser, erst mal nicht hoch zu gehen.

Es dauerte eine Weile, aber schließlich entfernten sich die Stimmen. Wahrscheinlich ins Wohnzimmer. Leise huschte ich die Treppen rauf und schlich zur Wohnzimmertür.

Ich lugte um die Ecke, konnte aber nur meinen Großvater sehen. Auf dem Wohnzimmertisch standen jedoch drei Tassen mit dampfendem Tee. Dusty hockte, wie immer, auf dem Kaminsims, sprang jedoch herunter als er mich sah.

Mit zwei langen Sätzen war er bei mir und strich mir schnurrend um die Beine.

Ich wurde immer neugieriger. Der fremde Besucher musste in dem Sessel sitzen, der mit dem Rücken zu mir stand.

Dafür konnte ich Grandpa umso deutlicher sehen und so entging mir sein prüfender Blick nicht, den er dem Besucher zuwarf.

Und als dieser daraufhin etwas sagte, war das Gespräch so leise, dass ich nichts verstehen konnte. Mir juckte es in den Fingern, einfach ins Wohnzimmer zu gehen, um zu sehen, wer dieser ominöse Besucher denn nun war.

Unvermittelt sah Grandpa auf und mir direkt in die Augen. Ich brachte ein verlegenes Grinsen zustande und wollte mich schon unauffällig zurückziehen, doch Grandpa schüttelte nur leicht den Kopf.

Erstaunt sah ich ihn an und nun gab er mir ziemlich offen einen Wink herein zu kommen. Ganz wohl war mir bei der Sache zwar nicht, dennoch hob ich Dusty hoch und betrat nun, mit der Katze auf dem Arm, vollends das Wohnzimmer.

„Schön, dass du wieder da bist", meinte Grandpa überschwänglich und tat, als hätte er mich tagelang nicht gesehen.

„Äh...", machte ich verwirrt. „Ich war doch noch nichtmal zwei Stunden weg."

„Setz dich doch zu uns."

„Danke, aber ich wollte eigentlich erst ne heiße Dusche nehmen. Bin total durchgefroren. Außerdem ist mir heute nicht so danach mit deinen Stammtischkumpels darüber zu diskutieren, wer denn nun der bessere Torwart der Hearts ist. Ich werde sowieso immer niedergemacht, nur weil ich lieber Steve Banks im Tor sehen würde als Craig Gordon."

„Gutes Aussehen reicht nun mal nicht", grinste Grandpa.

„Bla, bla. Außerdem, wer sagt denn, dass ich nur auf das Aussehen der Spieler achte?" Na toll, er hatte es mal wieder geschafft mich in eine Fußballdiskussion zu verwickeln und dass wo ich doch nicht wirklich viel Ahnung von diesem Sport hatte.

Sicher, ich hatte in den letzten Monaten genug Zeit gehabt, um mich mit dem Fußball leidlich vertraut zu machen. Denn Grandpa verpasste kein Spiel im Fersehen. Und zugegebenermaßen war es auch nicht uninteressant.

„Zumindest war es bislang immer dein schlagkräftigstes Argument gewesen."

„Irgendwas muß ich doch sagen", verteidigte ich mich. „Woher soll ich auch wissen, was Abseits ist und dann auch noch ob passiv oder aktiv. Und Möwen kann ich auch noch nicht erkennen."

„Du meinst Schwalben."

„Auch gut. Jedenfalls irgend so ein Geflügel. Ich geb mir ja Mühe dem irgendetwas abzugewinnen, aber ich glaube ich bleibe lieber beim Quidditch."

„Ja, ja", seufzte Grandpa. „Das ist der schlechte Einfluss von deinem Bruder..."

„Was erwartest du?" grinste ich. „Kleine Schwestern sehen nun mal zu ihren großen Brüdern auf..." Ich wusste ganz genau, dass er es nicht ernst gemeint hatte, schließlich war er wahnsinnig stolz auf seinen Enkel.

„Also, was ist nun? Willst du dich nun zu uns setzen?" griff Grandpa das ursprüngliche Thema wieder auf.

„Nein danke", gab ich zurück und wollte schon aus dem Wohnzimmer verschwinden, als er mich nocheinmal zurückrief.

„Da wäre mein Gast aber sehr traurig..." Ein geheimnisvolles Lächeln begleitete seine Worte und ich blieb verwirrt stehen.

„In der Tat, das wäre ich", ließ sich nun endlich der mysteriöse Besuch vernehmen und ich traute meinen Ohren nicht und kurz darauf meinen Augen noch viel weniger.