Auf geht's zum Finale.
Hier kommt das letzte Chappi!
„Das alles hier", er deutete auf sich und erfasste dann den Friedhof mit einer ausholenden Geste, „war ein perfekt ausgeklügelter Plan von Voldemort. Er muß gewusst haben, wie nahe wir uns stehen und dass du jede Vorsicht in den Wind schießen wirst, wenn du siehst, dass ich in Gefahr bin. Scheinbar muß er auch genau gewusst haben, wie ich zu ködern bin. Glaub mir, Schwesterchen, mir ist nicht eine Minute in den Sinn gekommen, dass die Einladung gefälscht sein könnte und einzig und alleine dem Zweck dienen sollte, mich zu schnappen.
Aber genau so war es. Als ich am vereinbarten Treffpunkt ankam, wurde ich sofort geschockt und als ich wieder zu mir kam, fand ich mich in diesem Kellerloch wieder. Doch damit nicht genug... Natürlich habe ich mich geweigert, dich ihm auszuliefern... doch wenn man dich tagelang foltert...", er stockte kurz und ich schauderte es bei dem Gedanken, was Voldemort ihm angetan haben könnte.
„Es tut mir leid", fuhr Hades mit leiser Stimme fort. „Ich hatte keine Wahl, außer den Tod. Und glaub mir, den hätte ich sofort gewählt, aber dann hätte ich dir nicht mehr helfen können... Wie dem auch sei, als Voldemort mich soweit hatte, verwandelte er meine Jacke in einen Portschlüssel. Er muß wirklich gewusst haben, dass du mich berühren wirst... Er schickte einen seiner Todesser mit mir nach Hogwarts. Dieser sollte jeden Versuch meinerseits dich zu warnen mit dem Cruciatus-Fluch bestrafen... Wie du siehst, der Plan ist perfekt aufgegangen..."
„Aber eins verstehe ich nicht", gab ich zu Bedenken.
„Ich weiß, was du meinst", fiel mein Bruder mir ins Wort. „Er wollte dich in Sicherheit wiegen, deshalb hat er den Anschein erweckt, dass er dich nicht sucht, dabei wusste er die ganze Zeit über wo du dich versteckt hast."
Bei diesen Worten lief mir ein Schauer über den Rücken. Wie war das möglich? Woher kannte Voldemort mich so gut, um zu wissen, dass ich früher oder später mein Versteck verlassen würde und nach Hogwarts zurück ging?
„Er muß dich wirklich verdammt gut kennen", sprach Hades meine Gedanken laut aus.
Aber woher? Niemand wusste, wo ich die letzten Monate verbracht hatte, außer... Nein! Diesen Gedanken konnte ich einfach nicht zu Ende führen, denn dass würde ja heißen, dass...
„Und jetzt?" versuchte ich den finsteren Gedanken mit aller Macht zu verdrängen.
„Showdown, würde ich sagen." Hades grinste gequält.
Als wir beide daraufhin schwiegen, bekam ich die Gelegenheit meinen Bruder genauer zu betrachten.
Er sah wirklich übel mitgenommen aus. Seine Haare waren strähnig und standen unordentlich nach allen Seiten ab. An einer Stelle klebte Blut am Haaransatz und auch sein Gesicht war dreckig, blutverschmiert und ein dunkler Bartschatten war zu sehen.
Hades Kleider starrten ebenso vor Dreck wie er selbst und an seinen Handgelenken konnte deutlich die Spuren von magischen Fesseln erkennen.
Als er meinen Blick bemerkte zuckte er kurz zusammen und versuchte die verschorften Stellen mit seinen Ärmeln zu bedecken.
„Bist du sicher, dass du nicht weißt, woher Voldemort die ganzen Informationen über dich her haben könnte?" kam er wieder auf den Kern der Sache.
„Ja, bin ich", meinte ich mit etwas Verspätung und absolut nicht überzeugend. Mein Bruder warf mir einen prüfenden Blick zu und ich sah ihm an, dass er mir nicht glaubte.
Doch bevor er noch weiter nachbohren konnte, standen vor uns plötzlich gut ein Dutzend vermummte Todesser, so als wären sie gerade aus dem Boden gewachsen.
Reflexartig wichen wir vor ihnen zurück und ich zog meinen Zauberstab.
„Das wird Ihnen nicht viel nutzen", sagte einer von ihnen spöttisch und ich erkannte Lucius Malfoy anhand der Stimme.
Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte kam Bewegung in Voldemorts Anhänger. Sie wichen auseinander und bildeten eine kleine Gasse für ihren Meister.
Mein Herz setzte kurz aus, als ich sah, wer ihm folgte und wer, genau wie Voldemort, unmaskiert war.
Severus mied meinen Blick und starrte stur auf den Rücken Voldemorts.
Als Voldemort ein paar Schritte vor mir zu stehen kam, musterte er mich aus gefährlich funkelnden Augen.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass du mir entkommen kannst?" zischte er. „Aber du hattest die Wahl und du hast gewählt. Tötet sie!"
Ehe wir überhaupt reagieren konnten, schossen schon die ersten Flüche auf uns zu. Ich sah, wie Hades sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit brachte und vor Schmerz aufschrie, als er auf den Boden prallte.
Doch ich hatte keine Zeit mich um meinen Bruder zu kümmern, da ich nun meinerseits ins Kreuzfeuer genommen wurde.
Es gab jedoch eine Kleinigkeit, die ich für Hades tun konnte.
„Accio Zauberstab!" rief ich und richtete meinen auf den erstbesten Todesser. Dieser sah überrascht seinem Zauberstab hinterher und reagierte einen Bruchteil zu langsam.
Kaum hatte ich den fremden Stab in der Hand, warf ich ihn meinem Bruder zu. Der nickte mir dankend zu und zögerte nicht den Stab zu benutzen.
Doch die Lage war einfach aussichtslos. Unsere Gegner waren uns zahlenmäßig hoffnungslos überlegen und wir konnte kaum einen gut platzierten Fluch anbringen, da wir ständig ausweichen mussten.
Plötzlich sah ich, wie Severus seinen Stab auf mich richtete und bevor ich noch einen klaren Gedanken fassen konnte, traf sein Fluch mich frontal vor der Brust und schleuderte mich einige Meter durch die Luft.
Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen, doch ich war viel zu geschockt, um mich groß daran zu stören.
Ich konnte kaum glauben, dass er das wirklich getan hatte. Hatte ich mit meinen Überlegungen vorhin doch richtig gelegen, war etwa alles nur eine einzige große Lüge gewesen?
Zum Glück kam ich nicht dazu mich weiter mit diesem Gedanken zu beschäftigen, denn im selben Moment kam Hades, auf gleichem Wege wie ich, über den Grabstein geflogen.
Moment mal! Grabstein? Erst jetzt kam ich auf die Idee mich umzusehen und stellte erstaunt fest, dass Severus mich direkt hinter einen großen Grabstein geschickt hatte.
Hatte ich ihm vielleicht doch Unrecht getan?
Zumindest waren Hades und ich erst mal in Deckung. Die Verschnaufpause war zwar kurz, aber sie half uns, uns zu ordnen.
Ich sah Hades an und dieser nickte stumm. Fast gleichzeitig schossen wir hinter dem Grabstein hervor und zwei Todesser gingen getroffen zu Boden. Mit dem einem, dem ich den Zauberstab entwendet hatte, waren es somit schon drei weniger. Blieben noch neun. Nicht unbedingt eine erfreuliche Nachricht.
Allerdings sollten wir unsere Taktik nicht weiter ausführen können, denn jählings explodierte der Grabstein und flog uns um die Ohren.
Ratlos sah ich zu meinem Bruder, doch dieser hatte auch keine bessere Idee, als hakenschlagend die nächste Deckung zu suchen.
Als Snape sah, wie der Grabstein in tausend Stücke zerbarst fluchte er innerlich. Fast ohne sein Zutun fuhr seine linke Hand unter seinen Umhang und schloss sich um ein kleines Fläschchen. Scheinbar gab es nun keine andere Möglichkeit, als das zu tun, was er noch tun konnte. Auch wenn er wusste, dass er Cassie damit todunglücklich machen würde.
Allerdings blieb ihm auch keine Zeit mehr, großartig über sein Vorhaben nachzudenken, denn der Todesser neben ihm richtete seinen Zauberstab auf Cassie, die nun ungeschützt vor ihm stand.
„Avada...", begann er, doch Snape war schneller.
„Avada Kedavra", brüllte er.
Ich sah, wie der Todesser seinen Zauberstab auf mich richtete und ich wusste, dass ich keine Chance haben würde.
Hinter mir hörte ich Hades wütend schreien, doch er wurde selbst von drei Todessern bedrängt und konnte mir nicht mehr helfen.
So sah es also aus... das Ende. Wie passend, dass es auch noch auf einem Friedhof geschehen würde, dachte ich mit einem Anflug von Galgenhumor. Doch bevor ich ganz mit meinem Leben abschließen konnte hörte Severus „Avada Kedavra!" schreien und sah mit großen Augen, wie der Todesser zu Boden ging und sich nicht mehr rührte.
Für einen Moment kam der Kampf ins Stocken.
Voldemort war der erste, der sich von dieser Überraschung erholte.
„Verräter", kreischte er wie von Sinnen.
Mehr brauchte er auch gar nicht sagen, denn seine Leute nahmen das als Aufforderung, ihre Aufmerksamkeit auf Severus zu richten.
Snape sah, wie er nun in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt war. Seine Hand krampfte sich noch fester um das Fläschchen. Er musste den richtigen Moment abwarten, sonst würde er wirklich sterben.
Lange brauchte er auch nicht zu warten. Fast augenblicklich richtete einer seiner ehemaligen Kollegen den Stab auf ihn und schickte den Todesfluch auf die Reise.
Blitzschnell zog Severus die Hand mit der Flasche unter seinem Umhang hervor und leerte sie. Er spürte wie die Flüssigkeit in seiner Kehle brannte und er hoffte, dass es noch rechtzeitig gewesen war.
Kurz bevor der Fluch ihn erreichte, spürte er seine Beine taub werden und sackte zusammen. Wirkungslos zischte der Strahl um haaresbreite an seinem rechten Ohr vorbei, doch für einen Unwissenden musste es so aussehen, als wäre er getroffen worden.
Jetzt würde sein Puls immer langsamer werden und schon bald würde er in einen todesähnlichen Schlaf fallen. Er konnte jetzt nur noch hoffen, dass er die Wirkungsdauer des Zaubertrankes exakt berechnet hatte, schließlich durfte er nicht zu früh wieder erwachen.
„Nein!" schrie ich, als ich sah, wie Severus getroffen zu Boden ging. „Nein!" Und eh ich mir überhaupt bewusst wurde, was ich tat, schickte ich Severus Mörder dahin, wo er Severus gerade hinbefördert hatte.
Hades hatte es derweilen geschafft sich seine Gegner vom Hals zu schaffen und stürzte zu mir. Doch ich nahm ihn gar nicht richtig wahr. In dem Moment, als Severus getötet wurde, zerbrach etwas in mir und sämtliche Sicherungen brannten durch.
Mit einem erneuten „Avada Kedavra!" musste der nächste Todesser dran glauben und wäre Hades mir daraufhin nicht in den Arm gefallen, wären die nächsten auch nicht mehr lange am Leben geblieben.
Ich warf ihm einen wütenden Blick zu, doch er hielt meinen Arm eisern fest.
„Mach dich nicht unglücklich", meinte er warnend.
Erst jetzt merkte ich, dass es ruhig um uns herum war. Zu ruhig. Als sich mein Blick wieder etwas klärte, sah ich die Todesser unschlüssig herumstehen und erschrocken auf ihre toten Kameraden starren.
Voldemort war nirgends zu sehen.
„Verschwindet!" schrie ich sie an. „Oder ich nehme mir einen nach dem anderen vor!" Um meine durchaus ernst gemeinte Drohung noch zu unterstreichen hob ich meinen Zauberstab leicht an.
Ich wusste nicht, was sie dazu bewegte, aber etwas tat es, denn es dauerte nicht lange und sie waren weg.
Es dauerte eine Weile, bis ich glauben konnte, dass der Kampf zu Ende war, doch er war es und wir lebten noch.
„Cassie?" vernahm ich Hades zaghafte Stimme hinter mir.
„Was?" entfuhr es mir und ich wirbelte herum.
Hades war totenbleich und sah mich aus großen Augen an und erst jetzt, als ich die Toten zu meinen Füßen liegen sah, wurde mir bewusst, was ich getan hatte.
„Oh Gott, Hades!" schluchzte ich und er drückte mich fest an sich.
„Es war Notwehr", redete er beruhigend auf mich ein. „Dafür werden sie dich nicht nach Askaban stecken. Wir mussten uns verteidigen."
Nach einer Weile machte ich mich von ihm los und lief zu Severus. Neben seinem Körper fiel ich auf die Knie und starrte ihn fassungslos an. Sein Gesicht war bleich und die Augen geschlossen. Sanft strich ich ihm eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn, dann tastete ich nach seinem Puls. Doch auch wenn ich schon vorher gewusst hatte, dass ich ihn nicht fühlen würde, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag.
Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich wusste nicht, wie lange ich so da saß und weinte. Irgendwann spürte ich, wie Hades hinter mich trat und ich leistete keinen Widerstand, als er mich hoch zog und wir den Friedhof verließen.
Ein schwarzer Schatten schob sich vor den Mond, der die grausame Szene in ein silbriges Licht tauchte.
Der Vogel zog einige Kreise über dem Friedhof und seine scharfen Augen ließen ihn vier reglose Körper ausmachen.
Mit zwei kräftigen Flügelschlägen ließ sich der große schwarze Vogel neben einem der reglosen Körper nieder.
Vorsichtig stieß er ihn mit dem Schnabel an und erst, als keine Reaktion erfolgte, war er sich sicher, dass sein Mahl tot war.
Er wollte sich gerade an diesem unverhofften Abendmahl gütlich tun, als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Erschrocken flatterte er in die Luft und ließ sich auf dem nächsten Baum nieder.
Misstrauisch äugte er hinunter, doch auf dem Friedhof war alles ruhig. Nichts regte sich und er gab ein erleichtertes Krächzen von sich.
Als er sich wieder in die Luft erhob, zog er dennoch ein paar sichernde Kreise über den drei toten Körpern. Hätte er zählen können, hätte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Aber er konnte nicht zählen und so fiel ihm auch nicht weiter auf, dass sich ein Gast seines Abendmahls verabschiedet hatte.
Erst als er vollkommen sicher war, landete er und begann sein grausiges Mahl.
Drei Wochen später stand ich mit meinem Bruder im Backstagebereich des Nightfire-Clubs.
Meine beiden Unverzeihlichen waren zum Glück ohne schwerwiegende Folgen geblieben, da ich dem Ministerium einige wertvolle Informationen hatte geben können.
Leider fehlte von Voldemort noch immer jede Spur und ich konnte nur hoffen, dass ich zumindest für eine Weile Ruhe vor ihm hatte.
Dafür würde Lucius Malfoy bald in Askaban sitzen. Doch eine Genugtuung war das nicht. Zumal Severus Leiche sich scheinbar in Luft aufgelöst hatte.
Als das Ministerium seine Leute zum Friedhof geschickt hatte, fanden sie nur drei Leichen. Die der Todesser. Zwar wollten sie nicht mit einer Erklärung wegen Severus Verschwinden rausrücken, doch ich konnte ihnen ansehen was sie dachten. Jeder wusste, dass der Wald nicht der sicherste Ort war und dass es gut möglich war einem Wolf oder Bären über den Weg zu laufen.
Doch ich wollte nicht daran glauben, dass ein wildes Tier für das Verschwinden der Leiche verantwortlich war.
„Hey", versuchte Hades mich aufzumuntern und störte mich in meinen Gedanken. „Versuch wenigstens nicht ganz so trübselig auszusehen, sonst denkt Sören nachher noch dir hätte das Konzert nicht gefallen."
„Ich werds versuchen", sagte ich leise, wusste aber gleich, dass mir nicht wirklich nach guter Laune zumute war.
„Ah, da kommen sie ja." Hades gab mir noch einen Stoß in die Rippen und setzte dann sein strahlendstes Lächeln auf.
„Man kann es auch übertreiben", zischte ich ihm zu.
Mein Bruder wurde eines Kommentars enthoben, als der Sänger der Band zu uns trat. Er schenkte mir ein warmes Lächeln und musterte Hades mit einem misstrauischen Blick.
„Ein toller Auftritt", sagte Hades anerkennend und klopfte ihm auf die Schulter. „Darf ich Ihnen meine reizende Schwester vorstellen?"
Ich verdrehte die Augen aufgrund seines elitären Ausdrucks, der so ganz und gar nicht zu ihm passte.
Wir reichten uns höflich die Hand und standen urplötzlich alleine da, als Hades sich mit einer gemurmelten Entschuldigung verdrückte.
Ich hätte ihn erwürgen können.
„Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Ihr Bruder erwähnte, Sie wären ein großer Fan von uns", ergriff Larsen das Wort.
„Ja, es war einfach großartig."
„Sind Sie auch in der gleichen Branche wie Ihr Bruder?"
„Nein, Gott bewahre! Ich bin Lehrerin."
Wenn ich mich nicht täuschte huschte ein leichter Ausdruck der Erleichterung über Larsens Gesicht.
„Tatsächlich? Hier in England?"
Hinter ihm sah ich plötzlich eine Bewegung und automatisch fuhr meine Hand zum Zauberstab. Doch so schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Ich entspannte mich ein wenig und registrierte erst jetzt, dass ich etwas gefragt worden war.
„Wie? Oh... äh... nein, nein. In Deutschland... in ... der... Ei... fel..."
Wieder erregte etwas hinter Larsen meine Aufmerksamkeit, doch da das Licht hier ziemlich schummerig war, konnte ich kaum etwas erkennen.
Doch plötzlich schälte sich eine Gestalt aus dem Schatten und mir stockte der Atem. Das konnte doch nicht sein! Ich hatte mich doch selbst davon überzeugen können, dass er tot war. Aber ein Irrtum war ausgeschlossen. Diese Gestalt würde ich immer und überall wiedererkennen.
Konnte es tatsächlich sein, dass... Ich wagte es nicht den Gedanken zu Ende zu führen. Das war einfach nicht möglich und würde gegen jedes Gesetz der Natur verstoßen.
Unvermittelt ertönte eine leise Stimme in meinen Gedanken.
„Auch wenn du es mir nicht glaubst... Aber das erste, was ich meinen Schülern beibringe ist, dass ich den Tod verkorken kann..."
Seine Worte hatte Severus damals mit einem spöttischen Lächeln begleitet, doch ich hatte nie das ganze Ausmaß seiner Worte begriffen.
Doch konnte er das wirklich? Den Tod überlisten? Das würde ja dann tatsächlich bedeuten, dass...
Eh ich den Gedanken vollenden konnte, wurde ich unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt.
„Miss McCallahan? Ist alles in Ordnung?"
Larsen hatte mich bei den Schultern gefasst und sah mich besorgt an. Ein wenig irritiert erwiderte ich den Blick.
„Geht es Ihnen gut? Sie sind plötzlich ganz bleich geworden."
Es dauerte eine Weile, bis ich wieder ganz bei mir war und erst jetzt spürte ich, wie ich am ganzen Körper zitterte.
Ohne ein weiteres Wort legte mir der Sänger einen Arm um die Schulter und führte mich zu einem Stuhl. Er überzeugte sich davon, dass ich einigermaßen sicher saß und reichte mir dann ein Glas Wasser.
„Danke", sagte ich leise und meine Stimme hörte sich dünn und zittrig an.
„Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sahen gerade aus, als hätten Sie einen Geist gesehen."
Wenn er wüsste, wie nah er damit der Wahrheit kam.
„Ja, wirklich. Es ist alles okay."
„Cassie!" In dem Moment kam Hades hereingestürzt. „Mein Gott, was ist denn mit dir passiert, du bist ja ganz bleich."
„Mir geht es gut", versicherte ich ihm etwas lahm und hörte mich an, wie eine gesprungene Platte. „Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen."
Hades wusste sofort wen ich meinte und schüttelte nur den Kopf.
„Ich bring dich besser nach Hause."
Widerstandslos ließ ich mich von ihm nach draußen bringen.
Etwas besorgt, aber auch ein wenig erleichtert sah Sören Larsen den beiden nach. Als er merkte, dass er nicht mehr alleine war, wandte er sich zu seinen Bandkollegen um.
„Ich hoffe, ich habe diesmal nichts unterschrieben, von dem ich hinterher wieder nichts weiß."
„Ich kann dich beruhigen, hast du nicht", grinste sein Drummer.
„Ich weiß nicht wieso, aber es ist immer wieder eine Erleichterung, wenn er weg ist."
Er sah, wie Hades seine Schwester liebevoll umarmte. Cassie vergrub ihren Kopf an seiner Schulter und als sie ihn wieder hob, glänzte ihr Gesicht feucht.
Hades strich ihr übers Haar und die beiden wechselten ein paar Worte, die er nicht verstehen konnte.
Es gab ihm einen kleinen Stich sie so unglücklich zu sehen und am liebsten wäre er aus den Schatten und an Hades Stelle getreten. Doch noch war nicht die Zeit dafür. Noch musste er sich verborgen halten. Sein Tod lag noch nicht lange genug zurück.
Seufzend zog er sich in eine kleine dunkle Seitenstraße zurück. Der einzige Trost war, dass sie es wusste. Auch wenn sie es noch nicht glaubte, so wusste sie es doch. Das hatte er in ihren Augen gesehen.
Irgendwann könnte er ihr dieses Wissen bestätigen, doch bis dahin...
Er seufzte erneut und zog seinen Zauberstab. Nur wenige Sekunden später zeugte nichts mehr von seiner Anwesenheit.
