Warnung ist angebracht: Slash- Andeutungen

Dieses Kapitel widme ich LittleWhisper, die ich in eine Harry/Draco- Sucht ziehen konnte. Sei beruhigt, es ergeht dir nicht anders als tausenden anderen hier. :-D

Vielen Dank an meine Reviewer, macht munter weiter so!

Draco Malfoy und der Amethyst

Blaise ist als Kind in einen Neugierdetrank gefallen

„Also, worüber wolltest du mit mir reden?", fragte ich nach einigen Minuten der Stille. Blaise seufzte erneut. „Über Potter."

„Du meinst diesen überdurchschnittlich dämlichen Idioten, der bis eben noch hier war?"

„Genau der. Der Punkt ist, Draco, du hast Vorurteile."

Ich lachte auf. „Oh nein, Vorurteile sind etwas anderes. Dies hier ist eine jeden Tag aufs neue bestätigte Meinung."

„Hm", machte Blaise.

„Du kannst es mir ruhig glauben."

„Warum hast du ihm die Strafarbeit verpasst?"

„Er hat mit Theos Ex rumgeknutscht."

„Und der wahre Grund?"

„Er hat mit Theos Ex rumgeknutscht", wiederholte ich.

„Ach. Die Betonung liegt also auf rumgeknutscht."

Verwundert blickte ich ihn an. „Was willst du damit sagen?"

„Ich bezweifle, dass du Elaine erkannt hast, dass du sie überhaupt jemals zu Gesicht bekommen hast. Außerdem ist es sechs Jahre her, sie wird sich verändert haben. Du warst einfach nur eifersüchtig."

„Und wie, wenn ich sie noch nie vorher gesehen habe, Zabini? Du gehst mir auf den Keks mit deinen unsinnigen Spekulationen."

Blaise kratzte sich am Kopf. „Es geht nicht um sie."

„Sondern? Blaise, es waren nur zwei Menschen anwesend, der zweite war Potter."

„Ja, Draco, endlich verstehst du, was ich sagen will."

„Ich fürchte, nein", sagte ich. Warum mussten wir über dieses Szenario noch reden, es war schrecklich genug gewesen, das mit anzublicken.

„Also, wenn du wirklich so dumm bist", sagte Blaise und stieß sich von der Wand ab, „Dann fürchte ich, bist du verloren."

Er ging in den Gemeinschaftsraum. Wie konnte er es wagen! Ich und dumm! Ich wusste natürlich, was er andeuten wollte, aber ich weigerte mich, überhaupt darauf einzugehen. Es war totaler Quatsch. Wollte er mir hier weismachen, ich würde Potter, nun, küssen wollen? Bäh, bäh und nochmals bäh.

Alleine schon die Vorstellung. Er und ich, immer näher, unsere Lippen nur wenige Zentimeter voneinander getrennt und dann –

„Draco! Was tust du hier?"

Theo kam aus dem Gemeinschaftsraum und ich schreckte zusammen. „Verdammt, Nott, musst du so einen Krach machen?"

Er sah mich zweifelhaft an. „Ich war nicht lauter als sonst. Aber egal. Kommst du mit in die Biblio-"

„Nein", unterbrach ich ihn und ging in unsere Schlafsaal und verstaute den Aufsatz von Potter in meiner Tasche. Er hatte seinen Zweck erfüllt, ich würde ihn bestimmte nicht auch noch lesen. Okay, später, vielleicht stand ja was nützliches drin.

Ein paar Tage wurde ich Zeuge einer äußerst aufmunternden Szene. Und nicht nur ich. Zusammen mit Blaise, Vince und Greg saß ich im Gemeinschaftsraum an einem Tisch und machte meine Hausaufgaben.

Schreie von draußen drangen herein, dann kamen zwei Menschen in den Raum gestürmt.

„Du bist nicht besser als Draco, du bist sogar noch schlimmer als er!", rief Pansy. Ich verzog mein Gesicht, aber ich hatte keine Chance, etwas einzuwerfen. War auch gar nicht nötig. „Ich soll schlimmer sein als Malfoy? Das war jetzt das erste Mal, dass ich einen Kleinen beschimpft habe! Malfoy macht das dauernd!", erwiderte Raven.

Blaise schaute mich an, er sah aus, als unterdrückte er sich das Lachen. Ich blickte ihn böse an und verfolgte den Streit weiter. Bradfort klammerte sich an Pansy und sie hatte eine Hand beruhigend auf seinen Kopf gelegt.

„Aber er hat sie nicht zum Weinen gebracht! Überhaupt gehst du mir auf den Geist!"

„Kein Problem, ich geh dir von jetzt an aus dem Weg!"

„Tu das!" Pansy starrte ihn mit einem Ausdruck an, den ich von ihr gar nicht kannte. Bradfort wimmerte und sie hockte sich hin, sprach leise auf ihn ein. Ich grinste. Der Knabe war also der Auslöser des Streits, der letztendlich zur Trennung geführt hatte? Während Raven die Treppen zu den Schlafsälen hinaufrannte, kam ich zu der Erkenntnis, dass Bradfort der erste akzeptable Erstklässler, den ich jemals erlebt hatte, war.

Ich ging zu Pansy und räusperte mich. Sie blickte auf.

„Was soll das heißen, Raven wäre schlimmer als ich?", fragte ich.

„Ach, Draco, das habe ich doch nur so gesagt", meinte sie.

„Das will ich auch hoffen. Denn Raven kann gar nicht schlimmer sein als ich, oder mein Weltbild ist völlig verzerrt."

Sie nickte mit großen Augen. „Natürlich, du bist der Schlimmste, Draco", sagte sie. Zufrieden ging ich wieder zurück.

„Und, hast du es ihr so richtig gezeigt?", rief Blaise grinsend.

„Klappe, Zabini", war meine Antwort. Mein Blick war auf Greg gefallen. Er blickte träumerisch in die Luft und ich wusste, woran er dachte. Sah wohl wieder mal seine Chance gekommen.

„Greg", flüsterte ich, „Du solltest so bald wie möglich handeln. Frag sie, ob sie mit dir nächste Woche auf die Halloweenparty geht."

Er blickte ausdruckslos, dann grinste er. Ja, ja, Gehirn musste Mensch haben.

Während er sich erhob und entfernte, blickte ich auf meinen Aufsatz für Verwandlungen. Ich hatte das Gefühl, schon alles, was es über das Thema „Verwandlungen von leblosen Gegenständen in lebendige Objekte in der Theorie" gab, aufgeschrieben zu haben, und doch waren erst ein paar Zeilen gefüllt.

Ich tippte mit meinen Fingern auf das Pergament, aber es wollte nicht von alleine voll werden. Da fiel mir Potters Aufsatz ein und ich suchte ihn in meiner Tasche. Dann hatte ich ihn in der Hand, stellte die Tasche wieder auf den Boden und sah mich um. Keiner beachtete mich, gut. Ich wollte nicht, dass jemand mitbekam, wie ich etwas von Potter las.

Ich entrollte das Pergament, das augenscheinlich ganz normal war, und Potters enge Schrift grinste mich schadenfroh an. Ich runzelte die Stirn.

„Berühmte Amethysten. Ich kenne lediglich den Riesenamethysten aus Österreich und die verschollenen zwölf Amethysten der Mala. Für weitere Nachforschungen fehlt mir die Zeit. Du kannst mich mal, Malfoy."

„WAS!", rief ich und sprang auf. Dieser Idiot! „Ich werde Potter umbringen!"

Blaise sprang ebenfalls auf. „Beruhige dich, Draco! Was ist es, was ist es diesmal?"

Ich hielt ihm das Pergament entgegen.

„Hm. Unklug von ihm, aber er ist ein Sturkopf, so wie du, ich denke –"

„Wage es ja nicht, Potter mit mir zu vergleichen, Zabini", zischte ich. Blaise hob eine Hand, mit der anderen hielt er mir das Pergament entgegen. Ich nahm es und zerriss es. Blaise sagte dazu nichts. Gut für ihn. Gesund für ihn. Ich setzte mich auf meinen Stuhl zurück. „Ich hasse ihn, warum kann er es nicht einmal in seinem Leben unterlassen, den großen Held raushängen zu lassen?"

Falls mir jemand antwortete, bekam ich es nicht mit. Meine Fantasie ging in letzter Zeit immer mit mir auf Reisen, so auch jetzt. Ich sah Potter, wie er sich vor mir hinkniete und um Gnade winselte. Er blickte mit entschuldigend an, fast schon verehrend. Ja, so war das richtig. Ich war gnädig, da er seine Fehler eingesehen hatte und deutete ihm, sich zu erheben. Freudig strahlte er im ganzen Gesicht und schmiss sich auf mich, umarmte mich. Ich wollte nicht unhöflich sein und ließ es zu, dann blickte er mir tief in die Augen, sein Gesicht kam immer näher, mein Blick blieb auf seine Lippen geheftet und –

„DRACO MALFOY! Ich rede mit dir!"

Ich zuckte zusammen. Pansy stand mit rotem Gesicht vor mir. Ich wollte sie wütend anfahren, doch sie fügte leise hinzu: „War das deine Idee? War es?"

„Was? Hä? Nein, Potter ist einfach geistesgestört, kann ich da was zu?"

Ihre Züge entgleisten eine Sekunde lang. Dann fasste sie sich. „Ich meinte das mit Gregory."

Mir ging ein Licht auf. Ich grinste. „Wieso, stört es dich? Ich dachte, wo du doch Probleme damit hast, eine Begleitung zu finden. Letztens hast du mir offenbart, dass du Goyle attraktiv findest." Urgs. Wie konnte ich mit so einer ekelhaften Person zusammen gewesen sein? Ich dachte eigentlich, sie hätte Geschmack. Na ja, da sie mich abgeschossen hatte, wird der sich wohl zurückentwickelt haben.

„So habe ich das nicht gesagt. Oh." Sie stoppte, da Greg zum Tisch kam und sie angrinste. Sie sandte mir noch einen Todesblick und verschwand dann.

„Wie war ihre Antwort?", fragte ich.

„Sie überlegt es sich. Ich habe aber ein gutes Gefühl", sagte Greg. Ich nickte zustimmend, während ich ihn als Idioten abstempelte. Mal wieder. Und dann, wie aus dem Nichts, kam mir ein Gedanke. Mit wem sollte ich gehen? Darüber hatte ich mir in meiner ganzen Schulzeit noch keine Gedanken machen müssen. Aber ich hielt mich nicht lange daran auf. Vermutlich konnte man auch alleine gehen, das ist meiner sowieso würdiger.

Am Wochenende darauf geschah etwas merkwürdiges. Ich bekam es nur durch Zufall mit, denn Vince redete mit mir nicht über seinen dummen Club. Lag vielleicht daran, dass ich mich immer darüber ausgelassen und ihn ausgelacht hatte. Wie auch immer. Ich kam mit Theo aus der Großen Halle. Dort standen Barbie und Raven und unterhielten sich aufgebracht. Ich bemerkte es nur nebenbei, denn ich dachte gerade daran, dass ich Potter noch nicht wegen seinem Aufsatz beschimpft hatte. Außerdem laberte Theo mich zu.

„...wirklich, aber manche Angewohnheiten von ihr nerven einfach nur. Ich werde Schluss machen, oder denkst du, ich soll bis nächste Woche, nach der Party, warten?"

„Hm?", machte ich. Da es nur eine Person gab, mit der Theo Schluss machen konnte, meinte ich: „Musst du wissen. Wenn du Dino noch länger ertragen willst, dann warte. Aber ich sage dir, ich gehe auch alleine zur Party."

Er sah recht zufrieden aus. Vince raste an uns vorbei und stellte sich zu Barbie und Raven, was ich mit Verwunderung feststellte. Seit wann verließ er so früh das Mittagessen?

„Drei Sickel im Jahr, die letzte Woche ist noch umsonst", quietschte Barbie. Scharfsinnig (und neugierig) wie ich war, brachte ich Theo in der Nähe zum Stehen, um sie belauschen zu können. Ich deutete ihm, still zu sein und blicke zu dem Trio. Warum gab Vince sich mit Raven ab?

„Okay, das Geld gebe ich euch dann nächsten Monat. Wann ist denn das erste Clubtreffen?", fragte Raven.

Vince und Barbie schaute sich nachdenklich an, aber das reichte mir. Ein weiterer Schwachsinniger, oder es war ein Trick von ihm, er dachte wohl, wenn er sich mit Vince anfreundete, kam er an Pansy heran, was auch immer, es interessierte mich nicht.

Gerade wollte ich weitergehen, da kam Potter aus der Halle hinaus. Mit Weasley. „Nott, kümmere dich um das Wiesel", sagte ich und schleppte Theo mit. Ich baute mich vor Potter auf (schon seit Jahren war ich größer als er, ein beruhigendes Gefühl) und schubste ihn.

„Denkst du, damit kommst du davon, Potter? Mit drei Sätzen und einem ‚Du kannst mich mal, Malfoy'?", fragte ich höhnisch.

„Allerdings. Ich hätte noch nicht einmal das schreiben müssen", meinte er.

„Oh, also soll ich dem großen Potter auch noch dankbar sein?"

„Nein, aber du solltest mich endlich mal in Ruhe lassen!"

Ich bekam mit, wie Weasley neben mir lauter wurde und Theo kicherte. „Also bittest du mich um Verzeihung?", fragte ich Potter. Er runzelte die Stirn.

„Ich habe dir nichts getan, Malfoy. Du bist derjenige, der mein Leben zur Hölle macht!"

„Das sehe ich anders", meinte ich ruhig. Ich würde mich über den Knaben nicht mehr unnötig aufregen.

„Du bist ein arroganter, widerlicher und ekelhaft verwöhnter Bengel", sagte Potter.

Alle meine guten Vorsätze waren vergessen, als ich ihn am Kragen packte und meine Augen zu Schlitzen verengte. „Halt dein vorlautes Mundwerk, Potter, oder willst du wieder eine Strafarbeit bekommen?"

„Lass mich los", meinte Potter ruhig. Ich grinste und schüttelte ihn. Beunruhigend fand ich nur, dass er auch grinste.

„Strafarbeit, Malfoy", sagte er.

„Was?", fragte ich, „Du bettelst darum?"

„Nein. Du bekommst eine von mir!"

Ich ließ von ihm ab und trat zurück. „Das werde ich nicht. Das kannst du gar nicht, du bist kein Vertrauensschüler", sagte ich.

„Malfoy, ich bin Schulsprecher", sagte Potter. Ich kniff die Augen zusammen.

„Also, heute Abend um acht im Pokalzimmer. Ein bisschen Putzen wird dir ganz gut tun."

„Vergiss es", zischte ich. „Komm Nott!"

Ich zog Theo von Weasley weg.

„Du musst kommen, Malfoy!", rief Potter hinter mir her. „Sonst melde ich das und Punkte werden dir in Mengen abgezogen!"

„Was will er von dir?", fragte Theo, als wir die Treppe zum Kerker hinab stiegen.

„Wenn ich das wüsste", sagte ich. „Er denkt, er kann mir eine Strafarbeit aufzwingen. Pah. Typisch größenwahnsinniger Potter!"

Theo blickte mich an. „Er kann, Draco. Er ist –"

„Ja, ja, ich weiß, was er ist!", unterbrach ich ihn. Wir kamen vor der Steinwand zum Stehen und Theo sagte das Passwort. In Gemeinschaftsraum sah ich Vince und Greg sitzen, da fiel mir die Szene von vorhin ein.

„Crabbe", donnerte ich los. Vince sah ganz furchtbar erschreckt auf.

„Du hast Raven doch nicht in deinen bescheuerten Club aufgenommen?", fragte ich.

„Ähm, also, na ja, das war so...", stotterte Vince. Ich grunzte und machte eine obszöne Geste zu ihm, dann ging ich in den Schlafsaal. Ich wollte meine Potter- freie Zeit nutzen.

Leider ging diese allzu schnell um, und nutzen konnte ich sie auch nicht, da ich mich die ganze Zeit über Potter aufregte. Schleimige, fiese Mistkröte!

Um viertel nach Sieben kam ich im Pokalzimmer an. Potter stand dort, mit verschränkten Armen gegen die Wand gelehnt. Ich beschloss, das Beste aus der Situation zu machen und setzte ein überhebliches Grinsen auf.

„Ich hoffe, du wartest nicht schon lange", sagte ich.

Er stieß sich von der Wand ab. „Seit der Viertelstunde, die du zu spät bist", sagte er, während er auf mich zukam.

„Die paar Minuten komme ich immer zu spät. So laufe ich nicht in die Gefahr, selber warten zu müssen", erklärte ich ihm und setzte ein: „Narbengesicht" hinzu, da mir auffiel, dass ich einen Satz ohne Beleidigung zu ihm gesagt hatte. Er grinste, was bei mir die Alarmglocken schellen ließ.

„So interessant das auch ist, Malfoy, ich kann mir leider nicht deine Ausreden anhören. Gib mir deinen Zauberstab!"

Er streckte die Hand aus.

„Nein."

Potter verdrehte die Augen. „Malfoy. Willst du das schnell und reibungslos ablaufen lassen, oder nicht?"

„Natürlich. Deswegen werde ich jetzt wieder gehen!" Ich ließ Taten folgen und drehte mich um. Sobald ich einen Schritt getan hatte, merkte ich, dass mein Umhang irgendwo festklemmen musste. Ich blickte mich um. „Potter! Nimm deine dreckigen Hände weg!", zischte ich.

„Wie du willst", sagte er. Er ließ mich los, rannte an mir vorbei, knallte die Tür zu und lehnte sich dagegen. Ich lachte auf.

„Lächerlich, Potter! Denkst du, damit hältst du mich auf?"

Mit seinem Zauberstab versiegelte er die Tür. Ich sah ihm geduldig zu. Schließlich war ich auch im Besitz eines Zauberstabes und wusste diesen klug zu gebrauchen. Er steckte seinen wieder ein.

„Also? Fang an, zu putzen!", sagte er.

Ich schüttelte den Kopf. „Potter, du glaubst doch nicht, dass ich putze? Für dich würde ich noch nicht einmal meinen kleinen Finger krumm machen!"

Potter seufzte auf. Er musste fürchterlich unter meiner Aussage leiden, hatte ich ihm doch gerade verkündigt, nicht vor ihm auf den Knien rumrutschen zu wollen, so wie alle anderen.

„Malfoy, dies hier ist eine Strafarbeit!"

„Ich meine mich daran zu erinnern, dass du deine Strafarbeit auch nicht erfüllt hast", sagte ich.

„Das war etwas anderes. Und außerdem habe ich wenigstens ein bisschen geschrieben –"

„Du hast dir überhaupt keine Mühe gegeben. Und es war nur insofern anders, dass du die Strafarbeit verdient hattest, ich hingegen..."

„Du hast mich angegriffen, und ich hatte nur meinen Spaß. Wer hat da wohl die Strafarbeit verdient?"

„Du kannst mich mal, Potter!", grunzte ich. Spaß haben nannte er das also. Ich verspürte gar keine Lust mehr, mich mit ihm auseinander zu setzten, etwas, was äußerst selten vorkam. Ich holte meinen Zauberstab heraus, murmelte „Alohomora" und wollte Potter zur Seite schubsen. Doch er war gar nicht so schwächlich, wie er aussah und stemmte sich gegen mich. Dabei versuchte er noch, mich festzuhalten. Ich wehrte mich nach Kräften. In dem entstehendem Gerangel schaffte er es tatsächlich, mich zu Boden zu stoßen. Etwas fiel aus meiner Innentasche und rollte ein paar Meter weg, Potter sprang hin und hob es auf.

Ich rappelte mich hoch. „Das ist meins, Potter!"

„Daher also dein plötzliches Interesse", sagte er. Er drehte meinen Amethyst in seinen Händen hin und her. „Hast du den geklaut?"

„Das geht dich nichts an", motzte ich. Ich stürzte mich auf ihn, wollte ihm den Stein abnehmen, aber er streckte seine Hand schnell nach hinten aus und grinste mich an. Mit meiner linken Hand hielt ich seine Schulter fest und beugte mich noch mal vor.

„Malfoy, du kriegst deinen Stein wieder, wenn du die Pokale geputzt hast!"

Ich blickte ihm in die Augen. Zum ersten Mal in den ganzen sieben Jahren bemerkte ich, welche Farbe sie hatten, so nah, wie er nun war. Slytherin- grün.

„Gib ihn mir wieder", forderte ich ruhig.

„Nein", sagte Potter.

Ich sah keine andere Möglichkeit, als ihn zu Boden zu befördern. Mit einem dumpfen Knall und einem leisen Aufschrei landete er auf den Steinen. Ich hielt ihn in Schach, während ich an seinem Arm zerrte. Er ließ den Stein fallen und er kullerte ein wenig weg. Ich ließ Potter los und krabbelte zum Stein. Doch bevor ich ihn erreicht hatte, schlang sich etwas um meine Beine und ich verlor das Gleichgewicht, fiel auf den Boden. Ich drehte mich um und strampelte, aber Potter ließ nicht los.

„Was soll der Scheiß, Potter?", rief ich. Plötzlich erinnerte ich mich an meinen Tagtraum, in dem Potter mich um Vergebung angefleht hatte. Nicht, dass er das jetzt tat, aber seine Umklammerung bereitete mir Unbehangen.

„Tust du, was ich von dir verlange?", fragte er.

„Natürlich nicht!"

Er seufzte. Als würde ich jemals nachgeben! Da hockte ich lieber ein paar Stunden auf dem kalten Boden mit einem Potter, der meine Beine anscheinend sehr mochte. Einen Versuch tat ich dennoch und er ließ diesmal los.

„Du bist hoffnungslos", sagte er.

„Endlich siehst du es ein", antwortete ich. Schnell stand ich auf, ging zum Stein und steckte ihn ein. Dann fiel mein Blick auf den noch am Boden hockenden Potter.

„Was ist? Steh auf, du Memme! Oder tut deine Narbe mal wieder weh?"

Er sah auf undich bemerkte, dass er seine Brille verloren hatte. Probeweise wedelte ich mit der Hand vor seinen Augen herum. „Lass den Quatsch, Malfoy", herrschte er mich an, „und gib mir meine Brille wieder."

Ich grinste. „Oh, kannst du ohne sie nichts sehen? Armes Potter- Baby!"

„Mach schon", knurrte er.

„Und das Wort Bitte kennst du auch nicht? Ts, ts." Ich sah die Brille in der Nähe der Tür liegen. Mit einem Schritt war ich da und hob sie auf. Es war ein leichtes, sie auseinander zu brechen.

„Sie ist kaputt, Potter", höhnte ich.

„Das habe ich gehört." Er streckte die Hand aus. Regte er sich gar nicht darüber auf? Langweilig. Ich wedelte mit der Brille vor seiner Nase herum, er bewegte sich nicht.

„Was ist los, Potty, keinen Mumm mehr in den Knochen?"

Mit einem Seufzer senkte er seine Hand und stand dann auf. Wie ein Blinder streckte er seine Arme aus und trat auf mich zu, während ich damit beschäftigt war, ihn auszulachen. Doch als seine Hand meine umfasste, blieb mir das Lachen im Hals stecken.

„Was machst du?", krächzte ich, obwohl ich genau wusste, was sein Ziel war. Schon entfernte er meine Finger von der Brille, ich war zu perplex, um mich zu wehren. Er setzte die kaputte Brille wieder auf seinen Nase und starrte mich wütend an.

„War das denn unbedingt nötig?", fragte er.

„Du kannst sie leicht wieder ganz zaubern", sagte ich.

„Ich weiß den Spruch nicht, ich muss Hermine dazu fragen."

„Oh, du Armer. Aber du bist selber Schuld! Ich hab dir gesagt, du solltest besser darauf achten, mit wem du dich abgibst. Erinnerst du dich? Als wir uns im Zug trafen, auf der ersten Fahrt nach Hogwarts? Ich hab dir gesagt, du sollst dich nicht mit so einem Pack abgeben! Jetzt ist es zu spät."

Wütend drehte ich mich um und stürmte aus dem Zimmer, ohne ihm die Möglichkeit zu einer Antwort zu lassen.

Auf dem Gang hörte ich Schritte hinter mir und wurde dann an den Schultern herumgerissen.

„Sag mir nicht, deswegen terrorisierst du mich! Du hasst mich, weil ich nicht auf dich gehört habe?"

„Unter anderem", sagte ich. „Aber warum es so ist, wie es ist, zählt jetzt nicht mehr. Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Also lass mich in Ruhe!"

Und wenigstens diesmal hörte er auf mich. Ich erreichte unbehelligt die Kerker. Dort saßen Vince und Greg immer noch, wo ich sie verlassen hatte. Ich hatte immer noch keinen Nerv, mich mit ihnen herumzuschlagen und ging sofort in den Schlafsaal. Nur Blaise saß dort auf seinem Bett und schrieb. Ohne auf ihn zu achten warf ich mich auf mein Bett.

Leider war er mit einer unstillbaren Neugier geboren worden, die nicht nur extrem nervtötend war, sondern auch immer zum falschen Zeitpunkt auftrat.

„Draco", sagte er. Mit einem Knurren antwortete ich ihm.

„Wo warst du?", fragte er unschuldig.

Ich beobachtete ihn. Er hatte sein Tagebuch auf seinem Schoss, blickte darauf und nuckelte an einer Feder. Nach einiger Zeit blickte er hoch und erwiderte meinen Blick. „Also?"

„Zabini", fing ich an, „Du bist doch der Potter- Experte, oder?"

Seine Mimik veränderte sich unbedeutend, nur minimal, aber seine Augen verrieten ihn. Warum in Merlins Namen unterdrückte er ein Lachen? Er schlug sein Tagebuch zu, legte die Feder darauf und kam zu mir.

„Fang an, heul dich aus", sagte er. Doch bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, kam Theo so schnell ins Zimmer, dass er über seine eigenen Füße stolpert und die Tür warf er mit so einer Wucht zu, dass sie in den Angeln erzitterte. Er schnaufte, sah uns und trat gegen mein Bett.

„Was ist?", fragte Blaise, wer auch sonst, außer ihm war nur ich noch anwesend. Und ich hatte eigene Probleme, im Gegensatz zu Blaise, der immer über alles und jeden Bescheid wissen musste, wie schon gesagt.

„Dieses Mädchen kann einem zum Nervenzusammenbruch treiben! Ich habe nur Schluss gemacht, aber anstatt dass sie mir in die Arme fällt und mich um eine weitere Chance anbettelt, keift sie plötzlich rum, meint, ich hätte sie nur ausgenutzt, und wirft mir unmögliche Dinge an den Kopf! Ich wette, ich bekomme eine Beule!" Er hielte Blaise seine Stirn hin. Dort ragte ein riesiger roter Fleck.

Ich fing an, zu lachen, aber Blaise strich darüber und pustete.

„Du bist so ein Baby, Theo", lachte ich. Beide warfen mir nun böse Blicke zu. Dann ging Theo zu seinem Bett, kroch unter die Decke und zog sie sich über den Kopf.

Blaise schüttelte den Kopf und ich lachte nur noch lautlos. Schon schwer. Aber das Lachen verging mir, als mir Potter wieder in den Sinn kam.

„Wusstest du, dass Potter grüne Augen hat?", fragte ich Blaise. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Theo seinen Kopf herausstreckte.

„Ja", sagte Blaise.

„Klar, wie konnte es auch anders sein", sagte ich.

„Hey, nicht böse sein, ich habe nun mal mit ihm geredet."

„Ich rede dauernd mit ihm", sagte ich und befand, dass sich der Satz gut anhörte. Rein vom grammatikalischem her.

Blaise blickte mich nachdenklich an. „Draco, wann ist dir zum ersten Mal aufgefallen, dass du unterm dem Zwang leidest, Potter fertig zu machen?"

„Das tue ich nicht. Ich mache jeden fertig, falls es dir noch nicht aufgefallen ist."

„Mich nicht, meistens nicht. Für viele kannst du ein bisschen Toleranz oder wenigstens Gleichgültigkeit aufkommen lassen."

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hasse ihn halt. Können wir jetzt über was anderes reden? Ach, mir fällt gerade was ein..."

„Was denn?" Blaise Neugierde sprang mich an und schüttelte mich.

„In der zweiten Klasse, da hat ihm dieses Weasley Mädchen doch so einen Valentinsgruß geschickt. In dem Lied ging es um ‚Augen wie eine frisch gepökelte Kröte'."

Blaise stand kopfschüttelnd auf. Als er an Theos Bett vorbeiging, grinsten die beiden sich an. Moment einmal, hatte ich etwas verpasst? Doch gerade jetzt interessierte mich meine Umwelt herzlich wenig. Ich schloss die Augen und sah innerlich frisch gepökelte Kröten auf- und abhüpfen. Wie blöd musste man sein, um diesen Ausdruck für Potters Augen zu benutzen? Mich erinnerten sie eher an funkelnde Smaragde, so kitschig das auch klang. Ach, konnte mir ja egal sein.

Ich setzte mich nun auf. Theo ließ einen Arm aus seinem Bett hängen, Blaise schrieb wieder in sein Tagebuch.

„Warum führst du noch mal Tagebuch?", fragte ich ihn.

Er verdrehte die Augen. „Das ist ein Notizbuch, verdammt!", erinnerte er mich. Dann schrieb er weiter und ignorierte meine Frage. Ich starrte meine Bettdecke an. Sie war grün, genauso wie mein Baldachin. Mist, jetzt würde ich tag und nacht an Potters Augenfarbe erinnert werden.

Ich holte meinen Amethysten heraus und betrachtete ihn. Warum war Potter so versessen darauf – Schluss jetzt mit dem Idioten! Meinen Stein legte ich auf meinen Nachttisch. Dann zog ich meinen Umhang aus. Während ich ihn ordentlich zusammenlegte, überlegte ich, ob wir, wenn Potter damals auf meinen Ratschlag gehört hätte, uns angefreundet hätten. Sicher hätten wir das, ich weiß es genau. Aber er war ja so ein Sturkopf, er zog ja dieses –

„Draco?", fragte Theo.

Ich blickte auf. „Hm?"

„Denkst du, Pansy wird auf Gregs Vorschlag eingehen?"

„Kann sein. Wieso? Sag nicht, du bist jetzt hinter ihr her."

„Nein. Ich denke auch manchmal über andere Leute nach, weißt du?"

„Ja, ja." Ich faltete meinen Umhang erneut, gerade war wohl mein Temperament mit mir durchgegangen.

„Draco?"

„Hm?"

„Warum summst du?"

Ich blickte Theo zweifelhaft an. Hatte er schon Wahnvorstellungen, so wie Potter neulich, vor unserer ersten Strafarbeit...?

„Das tue ich ganz bestimmt nicht."

„Draco?", mischte Blaise sich ein.

„Ich weiß, wie ich heiße, verdammt!"

„Woran hast du gerade gedacht?"

„Daran, wem von euch ich zuerst den Hals umdrehen soll", knurrte ich.

„Und davor?"

„Was geht dich das an? Außerdem kannst du dir das doch denken." Ich legte meinen Umhang in meinen Schrank, während Blaise leise lachte.

„Gott, Draco, du bist so was von blind!"

Ich drehte mich blitzschnell zu ihm um. „Was meinst du?"

Er schüttelte den Kopf. „Nichts, nichts."

‚Nichts' hieß bei Blaise zwar nie nichts, aber ich hatte keine Lust, das näher zu verfolgen. Stattdessen machte ich mich bettfertig, auch wenn es erst früher Abend war. Blaise lachte Theo und mich aus, als wir ihm verkündeten, den Abend im Zimmer verbringen zu wollen, aber ich hatte mich noch nie darum gekümmert, was Blaise so dachte. Außerdem hatte Theo, na ja, kein Liebeskummer, aber eine Trennung hinter sich, da musste ich ihm doch zur Seite stehen. Manchmal hatte eben sogar ich sentimentale Anfälle, vielleicht so einmal im Jahr. Und da ich dieses Jahr noch keinen gehabt hatte, es aber nächste Woche schon enden würde, musste das heute sein.