Danke an meine Reviewer und meine Betaleserin! Hier ist das nächste Kapitel!

Draco Malfoy und der Amethyst

Neues Jahr – Neues Glück?

Am Freitag darauf stand die Halloweenparty vor der Tür. Idiotisch, die Party am Abend des ersten November zu machen. Halloween war doch der letzte Abend im Jahr, und der war gestern gewesen. Meinetwegen hätten sie es Neujahrsparty nennen können.

Nott hatte, genauso wie ich, Crabbe und Goyle, keine Partnerin. Ja, auch Greg nicht. Pansy hat ihm gesagt, sie wäre noch an Raven interessiert, sie vergehe im Moment vor Liebeskummer und würde deswegen gar nicht auf die Party gehen. Irgendwie tat Greg mir ja leid. So ein bisschen zumindest. Aber wenn Pansy Liebeskummer hatte, dann bestimmt nicht wegen Raven. Nein, ich bin sicher, sie bereut es schon längst, mich verlassen zu haben, ha!

Blaise war somit ein Außenseiter. Dumm nur, dass ihm das nichts auszumachen schien. Als wir uns partyfertig machten, tanzte er gutgelaunt durchs Zimmer, wobei er fröhlich in die Hände klatschte.

„Ach, wie schön, ne Fete", kicherte er. Ich warf ihm im Spiegel meines Schrankes, vor dem ich stand, einen bösen Blick zu, während ich meine Krawatte band.

„Sei nicht so aufgesetzt fröhlich", sagte ich.

„Aufgesetzt? Draco, nur weil du nie fröhlich bist, bedeutet das nicht, dass wir anderen auch Trübsal blasen müssen!"

„Ich bin nicht nie fröhlich!"

Blaise hielt in seinem Sprung inne, kam zu mir gerannt und stellte sich hinter mich. Sein dämliches Grinsen hätte ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen. „Wann ist klein Draci denn fröhlich?", fragte er.

Mein alter Spitzname, den ich Pansy zu verdanken hatte, rang mir ein Knurren ab, bevor ich sagte: „Wenn die Nervensäge Zabini ihn in Ruhe lässt zum Beispiel."

„Und wenn er Potter runtermachen kann?"

Ich grinste. „Dann erst recht."

„Ach, Draco!", sagte Blaise theatralisch und fasste sich ans Herz. Dann kicherte er, küsste mich auf die Wange und verschwand, bevor ich ihn schlagen konnte. Ich wischte mit meinem Ärmel über mein Gesicht, was bildete dieser Kerl sich ein! Wenn mich hier einer küssen darf, dann wäre das... äh, niemand, niemand darf das! Und erst Recht nicht Potter, wer hat das hier behauptet?

Theo machte in diesem Moment ein Geräusch, als wollte er seinen Mageninhalt von außen betrachten. Anders gesagt: er versuchte, sich mit seiner Krawatte zu erwürgen. Warum, das weiß ich nicht. Krawatten band er jeden Tag, an mangelndem Können lag es also nicht.

Blaise war sofort zur Stelle und half ihm.

„Danke", schnaufte Theo. Ich schüttelte meinen Kopf über soviel Blödheit.

„Ich kann dich doch nicht ersticken lassen! Was würde Dino denn da sagen", schwatzte Blaise munter weiter.

„Ach, Blaise, ich muss dein Kupplerherz leider enttäuschen: Daraus wird nichts mehr. Selbst wenn ich noch wollte."

Theo drehte sich einmal um sich selbst, wobei sein Umhang um seine Knie flatterte. „Also, wie sehe ich aus?", fragte er.

Ich unterbrach es, meinen Kragen zu richten und sah ihn an. Er war schlaksig wie immer, seine Ellbogen stachen spitz aus dem Hemd und sein Haar... dunkel und ungebändigt.

„Willst du nicht noch was mit deinen Haaren machen?", fragte ich. Blaise wuschelte durch sie.

„Aber so sind sie doch perfekt, oder Draco?"

„Eh, du zerstörst meine Frisur!", rief Theo aus. Blaise und ich blickten uns an und prusteten dann vor Lachen. Theo wandte sich beleidigt ab.

Als wir in den Gemeinschaftsraum kamen, kreischte Alice spitz auf und hing sich an Blaise' Arm, der uns mit einem Grinsen verließ. Wieder einmal konnte ich diesen Liebeskranken nur bedauern. Crabbe und Goyle standen von den Lehnstühlen, in denen sie gesessen hatten, auf und stellten sich zuverlässig hinter mich und Theo. Es war gut, dass sie kein Date hatten. Aber jetzt mal ehrlich, wer würde schon von ihnen etwas wollen?

In der Eingangshalle der Schule wimmelte es von Schülern aller Häuser. Ich blickte umher und stupste dann Theo an.

„Guck mal, das Wiesel und das Schlammblut gehen zusammen", sagte ich, während ich weiter Ausschau nach Potter hielt. Ob der wohl mit Elaine kam?

Theo kicherte. „Ja, das passt so richtig", sagte er.

Ich zog scharf die Luft ein. „Du musst jetzt ganz stark sein, Nott", sagte ich.

„Was? Warum denn?"

Ich streckte den Arm aus. Dort kamen Potter und diese Elaine hinunter. Sie hatte ihr braunes Haar hochgesteckt und sich in ein violettes Kleid gezwängt, in dem sie wie eine Pellwurst aussah, er trug einen schimmernden Festtagsumhang und grinste das Wiesel mit dem selben Grinsen wie Blaise uns vorhin an. Ich spürte das Verlangen, mich zu übergeben.

„Wow.. atemberaubend!", sagte Theo. Er hatte Recht, Potter stand dies alles außergewöhnlich gut, wer hätte das gedacht. Trotzdem mochte ich seinen Gesichtsausdruck nicht.

„Ja, aber er bleibt ein Arsch", sagte ich.

„Natürlich, und wäre sie keine Gryffindor, würde ich sie ihm sofort wegschnappen!"

Ich blickte Theo an. Er meinte die Pellwurst? Sollte mir nur recht sein. „Was hältst du davon, mit ihr zu spielen? Die Gryffindors haben das verdient. Und Potter könntest du damit auch eins auswischen."

„Keine schlecht Idee, Malfoy. Ich versuche es. Ja, das werde ich."

Ich nickte zufrieden. „Und ich werde Potter in der Zeit ablenken. Das wird ein Spaß!" Ich rieb mir die Hände. Die Türen zur Großen Halle schwenkten auf und in die Schülermasse kam Bewegung. Ich achtete darauf, neben Potter zu gehen und schubste ihn ‚versehentlich'. Aber er reagierte nicht darauf, sah mich gar nicht erst an. Frechheit!

Die Halle war mit Kürbisköpfen geschmückt, mehr Geister als sonst schwebten umher und hier und da auch eine Fledermaus. Schaurige Musik drang von der Bühne her, wo sonst der Lehrertisch stand. Die Band, die spielte, kannte ich nicht.

Die Haustische waren mehreren kleinen Tischen gewichen. Wir Partnerlosen setzten uns zusammen an einen und beobachteten das Geschehen ein wenig.

Selbst, als einige Zeit vergangen war, wollte die Party nicht so recht in Schwung kommen. Hier und da tanzten ein paar Schüler auf der Tanzfläche. Die meisten davon waren Hufflepuffs, die nichts als Tanzen und Spaß im Kopf haben. Alle anderen waren Gryffindors.

Plötzlich versperrte mir jemand die Sicht. Direkt vor meiner Nase stand sie und grinste mich an, wobei ich mich vergewissern musste, dass sie mich auch meinte. Dino. Sie ignorierte Theo vollkommen und ein Blick auf Theo zeigte mir, dass er ebenso mit ihr umging.

„Tanzt du mit mir, Malfoy?"

Theo betrachtete interessiert den Nebentisch, an dem Elaine saß. Potter hatte einen Arm um sie gelegt.

„Ja, warum nicht", sagte ich. Ich stand auf und führte sie zu der Tanzfläche. Tanzen konnte ich fast schon von Geburt an, meine Eltern hatten großen Wert darauf gelegt. Ich wirbelte sie herum, sie lachte fröhlich und ich achtete nicht darauf, ob wir andere Schüler störten. Ich hoffte nur, dass das Lied so schnell wie möglich zuende war.

Als dieser Fall eintrat und ein weitaus langsameres Lied begann, schmiss Dino sich in meine Arme. Das konnte nur passieren, weil ich einen Moment lang abgelenkt war. Potter und Elaine betraten die Tanzfläche. Warum ausgerechnet bei diesem Lied! Während ich Dino hin- und herschaukelte, näherten wir uns den beiden, zufällig natürlich. Potter bemerkte meinen Blick, kniff die Augen zusammen und wandte sich seiner Elaine zu. Wir bewegten uns weiter durch die schwitzenden Schüler. Blaise und Alice tanzten an uns vorbei, Blaise grinste leicht dümmlich und nickte mir zu. Dann fiel sein Blick auf Dino, er blickte mich fragend an und ich zuckte mit den Schultern.

„Draco und Dino?", raunte er mir zu.

„Klappe Zabini!" war meine Antwort, dann waren sie schon aus meinem Sichtfeld verschwunden.

„Du... darf ich dich auch Draco nennen?" Das Bündel an meinem Hals konnte reden.

„Nein."

„Wäre es denn so schlimm?"

Entnervt rollte ich mit den Augen. „Hör mal zu, Dino..."

Doch zu spät. Sie küsste mich, es war das erste Mal, dass das jemand anderes außer Pansy tat. Doch ich merkte keinen Unterschied. Ich stieß sie zurück.

„Was denkst du, wer du bist?", zischte ich. Ich quetschte mich wütend durch die Menge, ließ sie einfach stehen und setzte mich zurück an den Tisch.

„Nott, was hast du da für eine Schlampe aufgerissen?", fragte ich außer mir. Dann erst bemerkte ich, dass Theo nicht mehr am Tisch saß. Nur noch Vince und Greg, die immer noch aßen.

„Wo ist Nott?"

„Weg."

„Das sehe ich. WO weg?"

„Er sagte einfach, er müsse weg."

Ich stöhnte. Mein Blick fiel auf das Wiesel, dass stur mit verschränkten Armen am Tisch saß. Granger redete auf ihn ein. Potter war nicht da. Wahrscheinlich noch bei diesem Miststück... Entschlossen stand ich auf.

Doch bevor ich bissige Kommentare zu den beiden Hinterbliebenen abgeben konnte, packte jemand meinen Ärmel und zog mich in eine Ecke.

„Sie wollte nicht abklatschen. Ich habe mich so was von blamiert", sagte Theo, dessen Gesicht leicht rosa war.

„Ganz ruhig. Das lässt du nicht auf dir sitzen, ist doch klar", sagte ich. „Pass auf, wir nähern uns den beiden unauffällig und dann zerre ich Potter einfach von ihr weg, sodass du seinen Platz einnehmen kannst!"

„Witzig, Malfoy." In der Öffentlichkeit sprachen wir uns immer mit Nachnamen an, nur Blaise vergaß das gerne mal. Theo wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Wie sollen wir uns ihnen unauffällig nähern, wenn sie auf der Tanzfläche sind!"

„Nichts einfacher als das", sagte ich. „Komm mit!"

Ich war nun derjenige, der ihn mitzog. Als wir uns der Tanzfläche näherten, wehrte er sich jedoch zappelnd. „Was soll das, willst du etwa mit mir tanzen?"

„Hast du etwas gegen mich?", fragte ich.

„Nein, aber... es ist ungewöhnlich, mit einem anderen Jungen..."

„In den Übungsstunden mit McGonagall in der Vierten haben wir das auch so gehalten."

„Ja, aber das war nur Übung, ne? Also, ich meine..."

„Nott! Willst du an Elaine rankommen, oder nicht?"

„Ja, ja", murrte er.

Wir standen an der Tanzfläche, und zögernd legte er seine Hand auf meine Schulter, während ich grob seine andere Hand nahm, eine auf seine Hüfte legte und mit dem Blick auf die Schüler gerichtet begann, ihn zu führen. Dauernd trat er mir auf die Füße, weil er die Damenschritte verlernt hatte, und mehr als einmal bekamen wir einen belustigten Blick von einem anderen Paar. Doch wenn ich drohend zurückblickte, sahen sie schnell weg.

„Da sind sie", raunte ich Theo zu. Plötzlich verdoppelte sich mein Herzschlag. Würde ich denn mit Potter tanzen müssen, oder wie sollte ich das anstellen? Warum dachte ich erst jetzt daran? Wie sollte ich ihn sonst ablenken? Theo kam anscheinend der gleiche Gedanke.

„Willst du Potter zu einem Duell herausfordern?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf.

„Das erregt zu viel Aufmerksamkeit und ans Tanzen wäre dann nicht mehr zu denken."

„Aber was ist dann dein Plan? Ich meine, er wird sich wohl kaum von dir führen lassen." Theo lachte auf, und ich zerquetschte seine Hand. Sein Lachen ging über in einen Schmerzensschrei.

„Meine verehrten Schüler!", ertönte laut eine Stimme in der Halle. Die Tanzenden blieben auf der Stelle stehen und sahen zu Dumbledore auf der Bühne hinauf auf. Theos Hand wurde schon fast gebrochen, als ich meine Wut an ihr ausließ. Was fiel dem alten Knacker ein, jetzt zu stören?

„Wir sollten alle diese Party ein wenig lockerer nehmen. Habt Spaß! Langt kräftig zu! Und, zu dieser vorzüglichen Idee muss ich Mr. Malfoy und Mr. Nott gratulieren, tanzt auch mit euren gleichgeschlechtlichen Freunden!"

Alle Blicke richteten sich auf uns und augenblicklich ließ ich Theo los und trat einen Schritt zurück. Er war knallrot im Gesicht. Ich nicht, ein Malfoy wird ja nicht rot, aber trotz allem spürte ich, wie mir warm wurde. Ich werde Dumbledore umbringen, gleich, nachdem ich Zabini, der laut applaudierte, umgebracht hatte.

Dumbledore machte eine Winkbewegung mit seiner Hand und verschwand von der Bühne; die Band spielte weiter. Bewegung kam wieder in die Masse um uns. Theo starrte mich an. „Ob es das wert ist, Malfoy?", fragte er.

„Klappe, Za- äh, Nott", sagte ich. Ich hatte Potter noch immer im Auge. Zu meinem Missfallen stach mir noch etwas anderes ins Auge. Zwei Gryffindor-Paare, Finnigan und Brown sowie Longbottom und Weasley lachten und tauschten die Partner. Aber nicht so, dass das Endergebnis Finnigan mit Weasley und Longbottom mit Brown aussah. Ich grunzte und arbeitete mich mit Theo im Griff weiter vor.

Nun tanzten wir neben Potter und diesem Mädchen. Mein Hals wurde ganz trocken und meine Glieder begannen, heftig zu zittern. Hoffentlich bemerkte Theo nichts.

„Fang an", sagte ich zu ihm. Er runzelte die Stirn.

„Du wolltest ihn wegzerren, schon vergessen? Ha, perfekt, nutze Dumbledores Vorschlag und mach ihn beim Tanzen fertig! Der etwas andere Kampf!" Er kicherte, ihm war seine nun bald matschige Hand wohl egal, und seine rechte Hand nahm er von meiner Schulter, um sie sich vor den Mund zu halten.

„Na, Malfoy, hast du auch Spaß mit deinem gleichgeschlechtlichen Freund?", fragte eine Stimme hinter mir.

Ich drehte mich um und sah in Potters grinsendes Gesicht. Ich wusste in diesem Moment, dass ich es nicht tun konnte. Warum um alles in der Welt sollte ich mit diesem Idioten...?

„Ich glaube, ich nerve ihn im Moment ein wenig", sagte Theo. Er sprang ohne meine Erlaubnis hervor, nahm Potters Arm und legte seine Hand in meine, bevor er mit Elaine in der Schülermasse verschwand. Alles ging so verflucht schnell, und nun stand ich da, verkrallte meine Hand unbewusst in Potters und starrte ihn an, während mir mein Magen mitteilte, dass er sich unbedingt erleichtern wollte. Meine Knie drohten nachzugeben, deswegen konnte ich nicht weglaufen.

Potter sah sehr verwirrt aus. Dann setzte er sein Gryffindor-Lächeln auf, legte seine Hand um meine Hüfte und zog mich zu sich. „Bringen wir es hinter uns, Malfoy. Wehe, du verfluchst mich!"

Ich nickte schwach und war froh, dass er die Führung übernahm. Ich hätte mich in diesem Augenblick nicht an die Schritte erinnern können. Gebannt starrte ich die Schüler hinter Potter an.

„Was ist los, kannst du nicht mehr sprechen?"

„Halt bloß die Klappe, Potter, wenn du willst, dass ich dich nicht verfluche!" Ich zwang mich, zu sprechen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. In der Tat hätte ich mich, wohl zum ersten (oder auch zweiten) Mal in meinem Leben lieber in einem Mauseloch verkrochen.

Aber das würde ja bedeuten, diese Arme verlassen zu müssen. Warum nur fühlte es sich so gut an? Es waren doch Potters Arme! Warum war es so ganz anders als bei Theo oder gar Dino? Bei jeder kleinsten Bewegung, die seine Hand auf meiner Hüfte machte, zuckte ich zusammen, als hätte ich mich verbrannt. Ich wusste es schon immer, Potter war gefährlich wie Feuer.

„So schlimm?", fragte Potter. Ich blickte ihn nun doch an und sah sie wieder. Diese Slytherin-grünen Augen, die mich misstrauisch anschauten.

„Was?"

„Ich fragte, ob ich so ein schlechter Tänzer bin" sagte er. Ich nickte automatisch, ich hätte ihn wohl bei allem zugestimmt.

„Keine Angst, du bekommst Nott gleich wieder. Was wagt der sich überhaupt, mit meiner Freundin abzuhauen? Wenn ich den in die Finger kriege...!"

Seine Hand spannte sich in meiner an. Ich schluckte, unterdrückte jegliches auf- oder abkeimende Gefühl und sagte: „Oh, also ist sie nun deine Freundin? Hat Potty doch noch eine rumbekommen?"

Er blickte böse zu mir hinauf. „Malfoy, mach dich nicht lächerlich. Warum kannst du nicht einmal in deinem Leben vernünftig mit mir reden, wo wir schon miteinander tanzen?"

„Und worüber, wenn ich fragen darf? Worüber sollte ich schon mit dir reden wollen?"

„Anscheinend über Mädchen. Ja, Elaine ist meine Freundin, hast du auch eine?"

Ich sah Potter ungläubig an. Machte er sich lustig über mich, oder versuchte er tatsächlich interessiert zu klingen? Es gelang ihm zwar nicht so recht, aber er schaute mich fragend an.

„Hör auf damit, Potter. Wir sind keine Freunde, also erwarte nicht, dass ich dir Informationen aus meinem Privatleben –"

„Malfoy, wenn du dich so benimmst, ist es schon klar, dass wir keine Freunde sind."

Ich kniff ihn in die Schulter, wo meine Hand praktischerweise lag. „Wer sagt denn, dass ich das möchte?"

Er schüttelte sich leicht, aber meine Hand blieb, wo sie war. „Ich sage das. Wenn du mich wirklich hassen würdest, hättest du nie im Leben mit mir getanzt."

Ich lachte auf, was er sich einbildete! „Potter, ich bin durchaus dazu fähig, meinen Hass zu unterdrücken, wenn die Umstände es verlangen!"

„Welche Umstände denn, Malfoy? Du könntest jederzeit gehen!"

Er hatte Recht. Warum war ich noch nicht schon längst geflohen? Ach ja, dieses Gefühl, hierhin zu gehören. Aber seit wann hörte ich auf Gefühle?

Ich befreite mich von seinem Griff und starrte ihn an. „Dieses Mal kommst du noch davon, Potter", zischte ich drohend. Dann dreht ich mich um und ging. Alles in mir schrie auf, als hätte ich einen Fehler begangen, der die Welt untergehen lassen würde. Aber dem war nicht so! Ich ging doch nur von Potter weg...

Theo saß bereits am Tisch kaute an seinen Nägeln, während Vince und Greg an Siruptörtchen knabberten.

„Wo warst du denn so lange? Hast du Potter fertig gemacht?"

„Kein Kommentar zu diesem Thema, ja? Wie wars mit Elaine? Hast du sie vergewaltigt?"

Er schüttelte den Kopf. „Für wen hältst du mich, Dra- Malfoy? Sie war erst richtig wütend, aber ich habe auf sie eingeredet. Erst habe ich es auf dich geschoben und gesagt, du willst die alte Feindschaft endlich begraben und nur deswegen sollte ich sie ablenken, hey, tut mir leid! Sie wurde dann erträglicher und wir haben uns am Ende sogar amüsiert und über die alten Zeiten gelacht! Draco, lass das!"

Ich hatte ihn erst mit einem Untersetzer beworfen und nun, da meine Wut immer noch nicht verschwunden war, richtete ich meinen Zauberstab auf ihn.

„Warum hast du ihr das erzählt, sie wird es ihm sagen, und ich habe gerade alle meine Energie dazu genutzt, ihn zu überzeugen, dass ich ihn hasse!"

„Und warum soll er davon überzeugt sein?" fragte Blaise, der hinter mir erschienen war. Seine Wangen waren gerötet und er grinste uns alle verklärt an. Dann schnappt er sich ein Siruptörtchen von Gregs Teller und zog einen Stuhl vom anderen Tisch heran, auf den er sich niederließ.

„Weil es die Wahrheit ist", sagte ich. Ich steckte meinen Zauberstab wieder in meine Brusttasche.

„Das habe ich nie bezweifelt. Aber denkst du nicht, dass er das schon längst gemerkt hat? Wir reden doch über Potter, oder?" sagte Blaise mit vollem Mund.

„Natürlich", sagte ich. „Er war nur so dreist, zu behaupten, ich würde nicht mit ihm tanzen, wenn ich –"

„Du hast mit Potter getanzt?" Blaise fielen ein paar zerkaute Brocken aus dem Mund. Er nahm sie schnell von seinen Beinen und legte sie auf den Tisch, wobei er sich umblickte.

„Etwas dagegen, Zabini?"

„Nein, nein. Ich wundere mich nur. Und, wie ist er so?"

„Hässlich und dreist", antwortete ich. Blaise verdrehte die Augen.

Das weiß ich. Ich meinte, ob er tanzen kann?"

„Ja, aber das tut doch hier nichts zur –"

„Wer hat geführt?"

„Er, weil ich einfach zu..."

„Ja?"

„Ich hatte einen Schwächeanfall oder so. Verdammt, Zabini, schreib das bloß nicht in dein Tagebuch!"

Er hob die Hände. „Hey, es ist ein Notizbuch, und warum sollte ich da rein schreiben, wenn du einen Schwächeanfall hast? Oder dich beim Tanzen mit Harry Potter führen lässt?"

Crabbe und Goyle kicherten leise, bis ich ihnen einen bösen Blick zuwarf. Danach funkelte ich Blaise an.

„Ich warne dich, Zabini! Oh Mann, ich bereue es jetzt schon! Das ist alles deine Schuld, Nott!"

„Du musst es nicht bereuen, Draco, ich finde, das war ein erster Schritt auf dem Weg der Besserung!"

Ich starrte Zabini lange an, bis der unbehaglich hin und her rutschte. „Was ist, was ist es diesmal?", fragte er.

„Ich überlege gerade, wo ich deine Leiche verscharren soll", sagte ich, wobei mir eine Stelle in der Nähe des Verbotenen Waldes einfiel, wo schon ein unsäglicher Pullover ruhte...

„Entschuldigung, Blaise, aber das ist mein Stuhl", sagte Potter. Innerlich fuhr ich zusammen, glücklicherweise nur innerlich. Blaise grinste bis zu beiden Ohren.

„Ich wollte eh grade gehn! Hey Harry, setz dich noch ein bisschen zu meinen Kumpels!" Blaise stand auf und machte eine einladende Geste zu dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte.

„Nein danke, ich verzichte", sagte Potter, nahm den Stuhl und stakste an den Nebentisch. Blaise schüttelte den Kopf und klopfte mir auf die Schulter.

„Nimm es nicht so schwer. So, ich werde anderswo erwartet. Es war mir ein Vergnügen, euch Gesellschaft leisten zu dürfen!"

Er verschwand in der Menge. Überlaut ertönte Vince und Gregs Schmatzen, während ich mich fragte, wie viel ein Mensch essen konnte. Nott starrte gedankenverloren auf einen Punkt hinter mir. Ich beugte mich vor.

„Aber du machst dir doch nicht wieder Hoffnungen, oder Nott?"

„Was ich? Bei einer Gryffindor? Wie kommst du denn darauf?"

„Wer sagt, dass ich von Elaine rede? Ich meinte Dino. Sie hat mich geküsst!"

Theo errötete und stammelte etwas von wegen „Blöde Tussi". Ich grinste. Natürlich hatte ich Elaine gemeint. Eigentlich war ich dafür, an unserem Schwur festzuhalten. Aber wenn er damit Potter unglücklich machen konnte, war mir alles recht.

Greg rülpste und rieb sich den Bauch. Ich blickte ihn an. „Na, genug gegessen?"

Er schüttelte den Kopf, machte aber keine Anstalten, weiter zu essen. „Meinst du, wenn ich schlanker wäre, würde Pansy mich mehr beachten?"

Ich schaute an ihm hinab. Er war zwar ziemlich füllig, aber... Greg machte sich Gedanken über sein Aussehen? Was war denn hier verkehrt?

„Warum schlägst du sie dir nicht aus dem Kopf? Wie kannst du bloß seit der ersten Klasse in sie verliebt sein!"

„Jetzt tu mal nicht so, du warst es doch auch!"

Ich schüttelte den Kopf. „Da hast du etwas falsch verstanden."

Vince blickte nun auch nachdenklich. Er hatte ja dieselbe Statur wie Greg, aber ob er Interesse an irgendeinem Mädchen hatte, ob Barbie noch aktuell war, wusste ich nicht. Wäre eigentlich nur ganz natürlich. Doch halt, so was sollte ich, der glücklicherweise ohne die Fähigkeit zu lieben geboren worden war, nicht befürworten.

„Und du, Malfoy? Willst du was von ihr?", fragte Nott. Verwirrt schaute ich ihn an, bis ich mich erinnerte, worüber wir zuletzt gesprochen hatten.

„Ich? Nein, wie kommst du denn darauf?"

„Ich dachte nur, an irgendeiner musst du doch Interesse haben?"

Ich schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, Pansy war ein abschreckendes Beispiel."

Greg blickte mich böse an. Ich zuckte mit den Schultern und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, auf der Tanzfläche gab es tatsächlich immer noch gleichgeschlechtliche Paare, vor allem Mädchen, die kicherten und den Jungs hinterher blickten. Ich dachte an meinen Tanz mit Potter. Es nervte mich, dass ich so oft an ihn denken musste. Wobei es ja nicht nur das Denken alleine war. Immer wenn er mir vor die Augen kam, flammte jähe Wut auf. Mein ganzer Körper spannte sich an, und ich kam nicht umher, mir zu wünschen, ihn schlagen zu können. Wobei sich dieser Wunsch, ihn zu schlagen, nach unserem Tanz langsam aber sicher verwandelte. Ich konnte immer noch seine Hand auf meiner Hüfte und seine Hand in meiner spüren. Das hatte sich gut angefühlt, besser, als ihn zu schlagen.

Theo seufzte, Vince und Greg schoben wie in einem stillen Einverständnis ihre Teller weg, und ich fühlte mich noch immer schwächlich. Wenn ich das Essen sah, wurde mir schlecht. Intuitiv berührte ich den Stein in meiner Innentasche. Er verlieh mir ein bisschen Mut. Potter war der Einzige, der von ihm wusste. Warum ich ihn den anderen nicht gezeigt hatte, wusste ich nicht.

„Also weiß Malfoy jetzt das mit Pansy?", fragte Theo Greg. Er nickte.

„Was? Du wusstest es schon vor mir?", fragte ich empört.

„Na ja, ich habe es durch Zufall herausgefunden" sagte Theo. „Weißt du noch, wie ich letztens mit Blaise über etwas sprechen wollte? Du warst beleidigt, weil ich es dir nicht sagen wollte."

Ich nickte. So was vergesse ich nicht!

„Also, an dem Tag habe ich auf der Suche nach meiner Glücksfeder einen Brief von Goyle gefunden..."

„Unerhört, dass er ihn gelesen hat, wenn du mich fragst", sagte Greg.

„Das tue ich aber nicht! Was stand darin?"

Theo blickte Greg an, der ihm zunickte. „Es war ein Liebesbrief an Pansy. Mann, war es mir peinlich, als ich bemerkte, was ich da lese! Du warst zu dem Zeitpunkt noch mit ihr zusammen, also wollte ich das mit Zabini klären."

„Und Zabini war keine große Hilfe, so wie immer", sagte ich.

„Doch, er hat unauffällig über Alice herausgefunden, wie Pansy zu dem Ganzen steht und er hat sogar Pansy selber gefragt, was sie an dir findet."

Ich saß sofort kerzengerade. „Er hat meine Freundin ausgehorcht? Sie womöglich auf den dummen Gedanken, Schluss zu machen, gebracht?"

„Beruhig dich! Er hat ihr nichts dergleichen erzählt, sie nur zum Nachdenken gebracht! Und Pansy hat ihm etwas gesagt über dich, ach egal."

„Was?"

Theo betrachtete seine Nägel, während Vince und Greg ihn dämlich anblickten. Ich krallte meine Hände in die Tischdecke. „Was hat sie über mich gesagt, Nott?", fragte ich leise.

„Das weißt du schon, Blaise hat es dir gesagt. Sie dachte doch, dass du schwul wärst. Ich hielt das für Unfug – was soll das? Musst du immer sofort mit dem Zauberstab rumfuchteln?"

Ich hielt meinen Zauberstab auf ihn gerichtet, meine Hand zitterte vor unterdrückter Wut.

„Was regst du dich denn so auf? Erstens wissen wir alle, dass du es nicht bist, und zweitens, was wäre so schlimm daran?"

Ich schnaufte. Meine Zauberstabhand senkte sich ein wenig. „Nichts ist schlimm daran. Nur, dass ich es nicht bin."

„Weißt du doch gar nicht", sagte Greg, dumm wie er war. Sofort war meine Hand wieder oben.

Theo schüttelte den Kopf und stand auf. „Ich gehe jetzt, die Party ist lahm. Draco, du musst dich echt mehr zusammen reißen. So wie du dich benimmst, könnte man meinen, du hast etwas zu verbergen!"

Dann lief er aus der Halle, nicht, ohne Elaine zum Abschied zu winken. Sie wunk zurück und kuschelte sich in Potters Arme, die eigentlich um mich gehörten.

Mit einem stillen Spruch verzauberte ich ihre Haarklammer. Sie verwandelte sich in eine Krabbe, kletterte über ihren Kopf und fiel auf den Tisch. Mit einem Aufschrei sprang sie auf und rannte mit wehendem Haar hinaus, während das Schlammblut die Krabbe beseitigte und Potter ihr unschlüssig hinterher schaute. Dann stand er auf und lief ihr nach. Ich konnte mich auch diesmal nicht zurückhalten und hetzte ihm deinen Stolperfluch auf den Hals. Er flog zu Boden.

Doch sofort bereute ich mein hitziges Temperament, denn er sah sofort, als er hochkam, wer mit einem Zauberstab in der Hand am Tisch saß und ihn auslachte. Schnell wie der Blitz holte er seinen ebenfalls heraus. Plötzlich steigerte sich mein Lachen, ich konnte gar nicht mehr aufhören. Mein Zauberstab fiel mir aus der Hand. Dann, so plötzlich wie es begonnen hatte, war es vorbei.

Ich hob meinen Zauberstab auf und blickte mich um. Professor McGonagall kam auf mich zugerauscht und packte mich am Ohr. Sie zog mich zu Potter, der wie ein begossener Hund an der Tür stand.

„Ich dachte, nach der langen Strafarbeit hätten Sie dazugelernt! Sich duellieren, mitten auf einer Party! Was ist bloß in Sie gefahren! Ich-"

Sie wurde unterbrochen, weil sie beinahe in einen kleinen Jungen gerannt wäre. Er hielt die Hände schützend vors Gesicht, aber ich sah, dass es Bradfort war und grinste. Dieser Kerl! Immer im richtigen Moment am richtigen Ort.

„Aus dem Weg, Bradfort", zischte McGonagall. Er wimmerte.

„Keine Angst, sie beißt nicht", sagte ich tröstend. Feinde von McGonagall waren generell meine Freunde. Er nickte und rannte dann weg. Ich sah ihm schmunzelnd hinterher. Dann fing ich Potters Blick auf, der die Augenbrauen zusammen gezogen hatte.

„Was?", formte ich mit dem Mund. Er schüttelte den Kopf.

McGonagall mischte sich in unsere stumme Kommunikation ein.

„In mein Büro! Ich werde schärfere Geschütze auffahren müssen, damit Sie ihre Streitigkeiten ein für allemal begraben!"