Ihr Lieben,

schneller als erwartet, dafür kürzer als erwartet, aber ein Cliffhanger, dem ich nicht widerstehen konnte.

Danke für die vielen Besserungswünsche, sie scheinen geholfen zu haben, ich bin seit fast einer Woche gesund, man höre und staune!

Ewjena: owehoweh, ich bin ja, stellvertretend für Padfoot, ordentlich zusammen gezuckt beim Erhalt Deines Reviews und habe mich dann auch (stellvertretend) gefühlt wie ein geprügelter Hund… Ich denke, es gibt eine Art Verhaltenskodex unter befreundeten Zauberern, der besagt, dass man sich nicht einfach mal so gegenseitig verhext, weil es bequemer ist. Mit anderen Worten, Moony würde das nie tun. Aber sicher hast Du recht mit der Annahme, dass „mein" Padfoot durch seine Biographie deutlich „geschädigter" ist als JK's Padfoot. Das kommt hauptsächlich, weil ich denke, dass sie über diesen Punkt (wie auch über viele andere biographische Fragen anderer Figuren) viel zu leichtfertig hinweg geht. Es tut mir trotzdem leid, dass er Dir auf die Nerven gegangen ist, und obwohl eine moonyseitige Explosion eher nicht zu erwarten ist, gelobe ich (stellvertretend) Besserung…

Ihr ganzen anderen: Vielen, vielen Dank, und die werdenden Wölfcheneltern bedanken sich sehr herzlich für die vielen Glückwünsche.

Soundtrack: mal etwas beschwingtes, heute: Fool's Garden, Lemon Tree, zum Beispiel.

Disclaimer: immer noch nicht meines.

oooOOOooo

Vier: Eine Menge Nichts, noch mehr unerwarteter Besuch und eine beinahe absehbare Katastrophe

„Wie sehe ich aus?" fragt Sirius und dreht sich um sich selbst.

„Ich weiß nicht" sage ich (er sieht toll aus, aber ich würde eher meine Zunge verschlucken, als das zu äußern). „Ich würde nicht in Jeans auf eine Hochzeit gehen."

„Du bist ja auch ein Spießer" sagt er und grinst. Er trägt ein blütenweißes Rüschenhemd, das er aus seiner zerkratzten Satteltasche geborgen hat, es steht am Kragen offen und verträgt sich gut mit dem roten Halstuch, das er sich wie ein Plastron umgebunden und mit einer kleinen goldenen Nadel befestigt hat. Seine Jeans und Motorradstiefel hat er mit einigen Clarifico behandelt, wodurch sie zwar sauber, aber immer noch nicht hochzeitsangemessen geworden sind.

„Außerdem hast du meinen Anzug" sagt er und deutet auf Emilias mit Aufklebern gesprenkelten Mädchenschrank, an dem das gute Stück auf einem Bügel hängt.

„Als ob du nur einen hättest" sage ich und habe schon eine Bemerkung über seine offensichtliche Affinität zu einem gewissen Kinorebellen auf der Zunge, der dies- oder jenseits von Eden nicht wusste, was er tat, aber dann ist es immer wieder gut, niemanden zu erwähnen, der James heißt, und so schlucke ich die Bemerkung zusammen mit süßem, hellbraunem Milchkaffee, der leise in der Tasse schwappt.

„Was ist mit dir?" sagt Sirius.

„Hm?" sage ich und sehe mich nach einer Packung Pfefferminz um, mit der Emilia ihre Übelkeit bekämpfen will.

„Willst du dich nicht auch mal in Schale werfen?"

„Langsam reiten, Cowboy" sage ich. „Es ist erst kurz nach neun. Wir haben alle Zeit der Welt."

„Sagst du jetzt" sagt er weise. „Wir müssen uns aber vor elf noch um die Lady kümmern, sonst kann ich morgen nicht nach Hause fliegen."

„Wir?" sage ich.

„Du hilfst mir doch" sagt er. „Bestimmt. Oder nicht?"

„Oder nicht" sage ich. „Ich treibe mich doch nicht mit dir in einer KFZ-Werkstatt herum, während Emilia hier völlig schutzlos ihren Hormonen, ihrer Verwandtschaft und weiß ich welchen Spionen ausgeliefert ist."

„Hm" sagt er. „Okay. Wir nehmen sie mit."

„Das halte ich für keine deiner besseren Ideen" sage ich. „Aber schlage es ihr ruhig vor. Du bist ja ein Gefahrensucher."

„Ich bin ein Baumarktsucher" sagt er. „KFZ-Werkstätten gibt's nicht am Samstag. Ich brauch auch nur ein bisschen Klebeband, ein paar Schrauben, Elektro-Isolierband und etwas, womit ich den Kickstarter schienen kann."

„Prima" sage ich. „Ich bin sicher, du kannst das alleine. Ich werde einstweilen hier bleiben und auf Weibchen mit Wölfchen aufpassen."

Er seufzt und bleibt in der Tür stehen, ganz klar hin und her gerissen zwischen der Notwendigkeit, etwas für die Lady zu tun, und seinem Wachhundgelübde.

„Lass dir von Emilia sagen, wohin du apparieren kannst" schlage ich ihm vor. „Du kannst dann in zehn Minuten wieder hier sein. Und lass dir Euro geben. Ich bin sicher, im örtlichen Baumarkt nehmen sie weder Galleonen noch Pfund Sterling."

„Du denkst mal wieder an alles" sagt er.

„Klar" sage ich. „Einer von uns muss doch wissen, wozu das Ding gut ist, das da oben auf dem Hals sitzt."

Er ist zu konsumiert von seinem Dilemma, und so schiebe ich ihn vorsichtig zur Seite und mich an ihm vorbei zur Tür hinaus. Ich will Emilia nicht unnötig auf ihr Pfefferminz warten lassen. Er folgt mir die Treppe hinunter, seine Stiefel klappern auf den Stufen.

„Mann" sagt er hinter mir. „Ein Wölfchen. Das ist überhaupt das Größte. Aber sag mal, findest du es denn klug, ausgerechnet jetzt eines zu bekommen, mit dem Krieg und allem?"

„Es ist in mehr als einer Hinsicht ziemlich unklug" sage ich. „Aber es ist wunderbar, und außerdem zu spät, um sich darüber Gedanken zu machen."

„Sich worüber Gedanken machen?" sagt Emilia, die blass aus dem kleinen Badezimmer kommt.

„Über den richtigen Zeitpunkt für Wölfchen" sage ich. „Pfefferminz?"

„Danke" sagt sie und nimmt mir die Schachtel aus der Hand.

„Alles wird gut" sagt Sirius und strahlt. „Wir werden dafür sorgen, dass alles gut wird."

„Wenn ich mich nicht vorher versehentlich selbst im Klo runterspüle" sagt Emilia elend. „Ich wusste ja gar nicht, dass einem so übel sein kann."

„Entschuldige mich" sage ich zu Sirius. „Ich muss hier mal eine größere Menge Mitleid spendieren."

Sirius klopft mir grinsend auf die Schulter und geht Konrad suchen, um sich den Weg zum nächsten Baumarkt erklären zu lassen. Ich verziehe mich mit der gebeutelten werdenden Mutter meines Wölfchens auf das spinatgrüne Sofa, lege ihr die Füße hoch und bin wild entschlossen, jeden anzuknurren, der egal was von ihr will.

Der Tag hat bisher noch keine Gelegenheit bereit gehalten, sie über ihren rätselhaften Besucher in Kenntnis zu setzen. Ich könnte es jetzt tun, aber dann könnte ich auch einfach nur ihre Hand halten und ihrer wortreich vorgetragenen Klage lauschen und ihr Löckchen aus der Stirn streichen, und ich entschließe mich, ihren angegriffenen Zustand nicht durch Spionagegeschichten weiter zu strapazieren, obwohl ich nicht sicher bin, damit die klügere Alternative gewählt zu haben.

Die geballte Kombination von Pfefferminz, Ruhe und Streicheleinheiten verfehlt nicht ihre Wirkung. Ihre Gesichtsfarbe, anfänglich eine blasse Variante von Sofagrün, normalisiert sich allmählich, und nach einer Weile befinde ich mich mitten in einem verzwickten Vortrag über Onkel Michele und Tante Giulia und den verwirrenden Wegen eines Nudelrezeptes durch halb Italien, den ich milde interessiert abnicke. Gegen halb zehn beginnt dann etwas, das ich als apokalyptischen Ansturm eines Heeres von italienisch sprechenden, parfümierten Verwandten mit polierten Schuhen (Herren) und baumelnden Perlenketten (Damen) empfinde (Emilias Version: „Oh, ach ja, ein paar Leute wollten vorher noch auf einen Espresso vorbei kommen, die haben Angst, dass sie die Kirche nicht finden.") Für eine Weile gelingt es mir, mit locker in der Kehle sitzendem Knurren, Emilia auf dem Sofa zu halten, dann macht sie sich los, gibt mir ein Küsschen und steht vom Sofa auf, was gleichzeitig heißt, dass ich das auch tun muss, weil mir die Grundlage eines Verbleibs auf selbigem entzogen ist.

Ich bleibe also dicht an ihrer Schulter, schüttle Hände und mache das freundliche, leere Gesicht, das vermutlich jeder macht, der sich inmitten einer größtenteils unverständlichen Konversation befindet. Die meisten der aufgeregten Italiener kenne ich noch von gestern, was allerdings nicht dazu geführt hat, dass ich mir die Namen gemerkt habe, und ich bin froh, dass ich zu der Unterhaltung nichts beisteuern muss.

Donna Anna ist in ihrem Element. Mit tragender Stimme dirigiert sie die Ströme von Besuchern an der Kaffeemaschine vorbei aufs Sofa und auf verfügbare Stühle, räumt den Hasen aus dem Weg, der sich Kopf voraus in sein Heubettchen geflüchtet hat, zitiert ihren Mann herbei, der im weißen Hemd, aber noch ohne Krawatte, ein ruhiges Minütchen im Bastelkeller eingeschoben hat, findet noch die Zeit, Emilia zu tadeln, die noch in Jeans unterwegs ist, und erzeugt Wellen der Erheiterung mit der Geschichte vom Gartenzaun, die ich von Emilia simultan übersetzt bekomme. Dann, viertel vor zehn, steigt die Spannung. Die Braut wird erwartet zwecks Ankleiden und Fahrt zur Kirche, aber es ist keine Spur von ihr.

„Das ist Antonia" sagt Emilia achselzuckend. „Sie kam schon zu spät auf die Welt."

Donna Anna sieht die Verspätung ihrer Jüngsten nicht ganz so entspannt, und wir gehen uns umziehen, damit ihr wenigstens die störenden Jeans aus dem festtagsverschleierten Blick genommen sind.

Kurz vor zehn sind wir wieder im unteren Flur (man muss nicht fünfzehn Minuten zum Umziehen brauchen, es sei denn, man wäre abgelenkt durch ein paar zauberhafte Dinge, die Emilia drunter trägt). Von Antonia ist nach wie vor keine Spur, dafür ist Sirius zwischenzeitlich angekommen und hat eine große Tüte dabei, auf der drei große orangerote Buchstaben die Baumarktkette verraten, die er beglückt hat.

„Wow" sagt er und schüttet großzügig sein Siriusstrahlen über uns. „Emilia, mein Häschen, du siehst einfach umwerfend aus."

„Nenn mich nicht Häschen" sagt sie nicht ungnädig und dreht sich um sich selbst, dass ihr langer, dunkelroter Rock sich bauscht. „Trotzdem danke."

„Und" sagt er und macht mit seinen langen Wimpern das Schlafzimmer-Manöver, „Moony…"

„Nenn mich nicht Häschen" sage ich.

„Nicht vor all den Leuten" sagt er und grinst. „Toller Anzug, den du da hast."

„Nur kein Neid, Mister Dean" sage ich.

„Was?" sagt er, und dann klingelt es an der Tür, und ein Ruck geht durch die übers Erdgeschoss verteilte italienische Verwandtschaft.

„Das ist die Braut!" trompetet Emilia und ist, da aus einer Abfangposition gestartet, noch vor ihrer Mutter an der Tür. Ich kann von meiner Position aus den Neuankömmling nicht sehen, aber ich höre die Haustür quietschen und ein entferntes Vogelkonzert aus dem Vorgarten, und dann sehe ich Sirius' Gesicht entgleisen.

„Oh" höre ich Emilia. „Das ist nicht die Braut."

Sirius gibt ein sehr gequältes Schluchzen von sich.

„Das darf nicht wahr sein" sagt er und klammert sich an seine Baumarkttüte. „Womit habe ich das verdient?"

„Sollte diesbezüglich Verwechslungsgefahr bestehen, empfehle ich eine dringende Überprüfung Ihrer Sehhilfe" sagt der Besucher in makellosem, fast akzentfreiem Deutsch.

„Guten Morgen" sagt Donna Anna. „Sinde Sie Jehovas Zeuge oder Mormone? Wir habe keine Zeit, um mit Ihnen über Gott zu reden. Wir habe eine Hochzeit."

„Seien Sie versichert, ich strebe keinerlei religiösen Diskurs an" sagt der Besucher. „Ebenso wenig wie eine Störung Ihrer Feierlichkeiten. Im Gegenteil bin ich hier, um eine Störung selbiger zu beseitigen."

Sirius weicht zurück und geht hinter mir in Deckung, was bei einem Mann von meinem Format wenig effizient ist.

„Kommen Sie doch erst mal rein" sagt Emilia, die sich rasch von ihrer Überraschung erholt. „Mama, dies ist Severus Snape, mein Kollege aus Hogwarts. Severus, das ist meine Mutter, Anna Liguster."

„Ich bin erfreut" sagt Severus, und der Samt in seiner Stimme jagt mir einen Schauer den Rücken hinunter.

„Ich freue mich genauso" sagt Donna Anna, und zu meinem Erstaunen hat auch ihre Stimme den Feldwebelton verloren und statt dessen ein tiefes, schnurrendes Timbre etabliert. „Emilia hat viel von Ihnen erzählt. Entschuldige Sie die Verwechselung. Iste nicht zu fassen, was alles an de Tür klingelt, derzeit."

Sie kommen also rein und machen die Tür wieder zu, und neugierige Verwandtengesichter erscheinen in Küchen- und Wohnzimmertür, um den Neuankömmling zu bestaunen, der sich in seiner eleganten, muggelangepassten Schwarz-Weiß-Erscheinung (weißer Stehkragen, schwarzer, geknöpfter Gehrock, weiße Manschetten, schwarze Hosen) ausnimmt wie eine durch Askese veredelte Version von Don Camillo.

„Hallo, Severus" sage ich. „Was für eine Überraschung."

„Nicht im eigentlichen Sinne" sagt er und schaut mir am Gesicht vorbei über die Schulter, wo Sirius sich krümmt. „Ich bin das Rückholkommando." Er spricht immer noch sein makelloses Deutsch, und ich setze es auf die Liste der Dinge, derentwegen ich ihn hilflos beneide (gleich unter die Privatbibliothek, aber noch vor dem chinesischen Tee).

„Was sagt er?" flüstert Sirius frenetisch und klammert sich an meine Schultern.

„Ich denke, er will dich mit nach Hause nehmen" sage ich.

„Niemals" sagt Sirius und richtet sich zu voller Größe auf. „Ich gehe nirgendwohin, und mit dir schon gar nicht, Snivellus."

„Hat er etwas gesagt?" fragt mich Severus. „Ich meine, ich hätte etwas unartikuliertes aus seinem Mund stolpern hören."

„Sie sind abgeblitzt" sagt Emilia grinsend. „Er will nicht mit Ihnen gehen. Einen Kaffee, auf den Schreck?"

„Ich hatte nicht vor, mich an den Feierlichkeiten zu beteiligen" sagt er.

„Kommen Sie" sagt Emilia. „Ein Kaffee hat noch nichts mit Feiern zu tun. Außerdem ist es der beste Kaffee, den Sie überhaupt kriegen können." (Ich frage mich einstweilen, ob sie das jedem erzählen.)

„Er wird doch nicht zum Kaffee bleiben" sagt Sirius entsetzt, der die wiederkehrende Vokabel offenbar verstanden hat.

„Danke" sagt Severus, ohne eine Miene zu verziehen. „Ich nehme ihn schwarz."

Unter Sirius' fassungslosem Blick geleiten die Damen Liguster den Tränkemeister ins Wohnzimmer, wo er mit einem würdevollen Kopfnicken die versammelte italienische Verwandtschaft begrüßt, die ehrfürchtig zu ihm hinauf staunt. Ich ziehe Sirius am Arm hinter mir her, ich will nicht den steifen britischen Idioten aufleben lassen, indem ich im Flur herum stehe wie ein vergessener Regenschirm.

„Wenn jetzt Tonks, Moody und die Weasleys auch noch vorbei kommen, wird's eng, bei aller Gastfreundschaft" sagt Emilia im Vorbeigehen zu mir, bevor sie sich um den Kaffee für den Tränkemeister kümmert.

„Ich geh' nicht mit" flüstert Sirius und wirft Severus einen finsteren Blick zu. „Warum er? Warum haben sie nicht Tonks geschickt?"

„Ich nehme an, weil es eine Strafe sein soll und keine Belohnung" sage ich.

„Sagen Sie, Severrrrus" schmettert Donna Anna und nimmt Aufstellung. „Wasse führt Sie zu uns?"

„Er" sagt Severus und zeigt mit dem Kinn auf Sirius. „Es gibt bedauerlicher Weise einige Interna zu klären, die keinen Aufschub dulden."

„Oh, ich bedaure keinesfalls" sagt sie und strahlt. „So habe ich Gelegenheit, gute Freund von Emilia kennen zu lernen. Hat so viel erzählt von Ihnen, die gute Kind."

„Was?" flüstert Sirius hektisch. „Was reden die?"

„Schscht" mache ich, ich bin sehr damit beschäftigt, nicht auszusehen, als würde ich lauschen, während ich lausche.

„Tatsächlich" sagt Severus und zieht eine Augenbraue hoch.

„Es ist so wichtig zu habene eine wirklich gute Freund, wenn man ist in Ausseland" sagt sie, ergreift Severus' Hand und schüttelt sie voller mütterlicher Dankbarkeit. „Weiß ich, wovon ich rede, Severrrrus. Ich bin wirklich dankbar für alles, was Sie habene getan für mein kleine Tochter."

„Keine Ursache" sagt Severus mit mildem Erstaunen und nimmt seine Hand wieder an sich.

„Habene Sie schon kenne gelernt meine Mann?" fragt sie, und dann schmettert sie „Konrrrrad!", bis der Gerufene aus vertieftem Gespräch mit Helmut und Lotte (oder vielleicht sind es auch Hartmut und Isa; für einen, der sich Lehrer nennt, ist mein Namensgedächtnis ein Witz) auftaucht und dem Ruf Folge leistet.

„Konrad Liguster" sagt er und schüttelt Severus' Hand. „Sie sind ein Kollege Emilias? Ich sehe schon, ihr Zauberer seid ein geselliges Völkchen. Wo einer ist, lassen ein paar andere nicht lange auf sich warten."

„Welche Angelegenheit, sagten Sie, führt Sie her?" fragt Donna Anna mit unschuldiger Neugier.

„Eine interne" sagt Severus. „Ich erinnere mich nicht, mich über die Natur selbiger verbreitet zu haben."

Sie sehen sich an.

„Verstehe" sagt sie schließlich.

„Beunruhigen Sie sich nicht" sagt Severus. „Es ist lästig, aber glücklicher Weise harmlos."

Dann kommt Emilia mit einer dickwandigen, dunkelblauen Tasse, die sie Severus hinüber reicht.

„Schwarz und süß wie die Sünde" sagt sie glücklich. „Ach, Severus, ich freue mich, Sie zu sehen."

„Tatsächlich" sagt er wieder.

„Ja" sagt sie, und ich finde, sie könnte langsam wieder aufhören, ihn anzustrahlen.

Die Ankunft der Braut geschieht in Severus' Schatten quasi unbemerkt. Ich öffne die Tür, weil außer mir offenbar niemand die von Kaffeemaschinengeblubber und lautstarker Konversation überlagerte Klingel gehört hat.

„Hallo, Remus" sagt Antonia. Es ist viertel nach zehn. Sie hat Blumen im Haar und Löckchen, die sie gestern noch nicht hatte, und geschminkte Augen. Sie sieht nicht besonders gestresst aus.

„Hat bisschen gedauert beim Frisör" sagt sie und kickt sich die Schuhe von den Füßen. „Und, alle schon da? Mama schon nervös?"

„Ich weiß nicht, ob es alle sind" sage ich. „Aber es sind viele, und nervös in der Tat."

„Was ist denn eigentlich mit dem Gartenzaun passiert?" fragt sie. „Und oh, aber hallo" fügt sie hinzu und schaut an mir vorbei. „Wer ist das denn? Ein Freund von dir?"

Ihrem kurzfristig verträumten Gesichtsausdruck entnehme ich, dass sie nicht Severus meint.

„Das ist Sirius Black" sage ich und habe immer noch kein gutes Gefühl dabei, seinen tatsächlichen Namen zu verwenden. „Er kam gestern abend, und er hatte ein kleines Unfall mit das Gartenzaun."

„Gehört ihm die coole Maschine?" fragt sie. „Ob er mich wohl darauf zur Kirche fährt?"

„Er wäre sicher erfreut, aber sie fährt nicht" erkläre ich, und sie seufzt und grinst ein bisschen.

„Ist vielleicht besser so" sagt sie. „Nicht, dass die Sizilianer hier eine Vendetta anfangen."

Dann geht sie hallo sagen und sich in Sirius' großzügig verbreitetem zauberhaftem Charme sonnen, bis Donna Anna mit einem geschmetterten „Antoooonia! Weißte du wie späte ist?" die gesellige Zusammenkunft abkürzt. Emilia assistiert ihrer Mutter und nimmt Antonia mit nach oben, wo das Kleid wartet, und Sirius sieht ihr mit feuchtem Blick hinterher.

„Was für ein Jammer, dass sie heiratet" sagt er. „Hat sie eine unverheiratete Schwester?"

„Ja" sage ich. „Die heißt Emilia."

„Das weiß ich doch" sagt er tadelnd. „Ich meine, noch eine Schwester."

„Nein. Nur einen großen Bruder."

„Hm. Hat der vielleicht eine Schwester?"

Ich stöhne, und er grinst.

Die nervlichen Härtefälle reißen mir nicht ab, als ich zurück ins Wohnzimmer komme und Zeuge werde, wie Severus offenbar mühelos einem auf italienisch geführten Gespräch zwischen Donna Anna und einer von Emilias Tanten (Henrietta? Marietta?) folgt und gelegentlich Bemerkungen einwirft, die ihm in der gleichen Eleganz und Mühelosigkeit von den Lippen gehen wie zuvor das Deutsche.

„Das ist nicht fair" murmele ich.

„Hm?" sagt Sirius hinter mir.

„Nichts" sage ich. „Es wird Zeit, Severus über unsere Spionagetheorie zu informieren, bevor er wieder abreist."

„Ich geh' nicht mit" sagt Sirius sofort.

„Ist ja gut!" sage ich, möglicherweise ein winziges bisschen unbeherrscht.

Ich finde eine Position zwischen Donna Anna und Severus, einen halben Schritt zurück versetzt, die es mir erlaubt, unaufdringlich meine Anwesenheit in Erinnerung zu bringen. Schließlich fängt Donna Anna meinen Blick und lächelt.

„Rrrremus" sagt sie. „Biste du einmal gewesen in Italien?"

„Nein" sage ich und arbeite mir ein Lächeln ins Gesicht. „Ich hatte einmal geplant eine Reise." Mit Sirius. „Etwas ist dazwischen geraten." Dreizehn Jahre.

„Und danach haste du nie wieder versucht?" sagt sie tadelnd, und ich schüttle den Kopf und sehe hinüber zu Sirius, der „Wer zuerst blinzelt, verliert" mit einem dicken Fisch im Aquarium spielt, und versuche, den alten Schmerz los zu werden, der in mir nachhallt wie ein Echo, das sich nicht verlieren will.

„Holste du nach" sagt Donna Anna. „Machste du wunderbare Flitterwochen mit Emilia in Italien."

„Das wäre schön" sage ich, löse meinen Blick und nicke brav.

„Ist noch etwas?" fragt Severus und sieht über seine edel bezwirnte Schulter zu mir hinunter, als sei ich ein Hauself, der unnötiger Weise im Weg herum steht.

„Tatsächlich, ja" sage ich. „Ich muss dich sprechen eine Minute."

„Jetzt?" sagt er.

„Ja" sage ich. „Jetzt."

„Mi scusi" sagt er zu den Damen, und ich finde, dass Donna Anna reichlich enttäuscht aussieht, als ich den Tränkemeister aus ihrer Hörweite komplimentiere.

„Überraschend anregend" sagt Severus und zupft mit sehr zufriedenem Gesicht seine blütenweißen Manschetten zurecht. „Emilias Mutter ist eine bemerkenswerte Frau, findest du nicht?"

„Ja" sage ich. „Es gibt da aber noch etwas anderes, das wir besprechen sollten."

„Ich wette, es ist für dich eine seltene und sehr willkommene Gelegenheit, dein Italienisch im gesprochenen Wort zu perfektionieren" sagt er, und die Oberfläche seiner Stimme ist glatt und weich wie Samt, der über einen Eisblock gebreitet ist. „Ach, nein. Ich vergaß. Du sprichst kein Italienisch. Nur ein paar Brocken Deutsch, nicht wahr? Wie bedauerlich."

„Ja" sage ich. Er fixiert mich mit seinen schwarzen Augen, und Kälte kriecht mir in die Fingerspitzen. Seine Mundwinkel verziehen sich, kaum merklich, kaum mehr als ein winziges Zittern der Muskeln.

„Nun, ich schätze, die Möglichkeiten zum Studium von Fremdsprachen sind gering, wenn man seine Zeit damit verbringt, Mülltonnen nach Essbarem zu durchsuchen" sagt er.

Ich funktioniere weiter, wie ein Huhn, das immer noch flattert, obwohl man ihm gerade den Hals umgedreht hat. Ich sehe mich nach Sirius um, hat er es gehört? Er darf es nicht gehört haben, es würde nicht ohne Blutvergießen abgehen, er würde nicht zulassen, dass einer so mit mir spricht, wir würden die Party verderben, es gäbe einen Riesenaufruhr.

Er hat es nicht gehört. Er kommt zu mir, Hände in den Hosentaschen, blinzelt und grinst.

„Ich will auch ein Aquarium haben" sagt er. „Fische sind cool. Was gibt's? He, Moony, was ist? Du bist ja ganz blass."

„Nichts" sage ich und bemühe mich so gewaltig um Normalität, dass meine Stimme mir in den eigenen Ohren wie Hohn klingt. „Kreislauf. Ich brauche frische Luft."

„Ich komme mit" bietet er an, und ich weiß, dass er weiß, dass es nicht nichts ist.

„Nein" sage ich und habe immer noch dieses betäubte Flattergefühl. „Bleib bitte hier und besprich die Spionagegeschichte. Ich bin gleich zurück."

„Okay" sagt Sirius zögernd, und ich sehe, wie der Tränkemeister lächelt.

Die Luft draußen ist klar und trägt noch einen Hauch von Frost. Im Flieder singt eine Amsel. Ich gehe ein paar Schritte bis zu der Stelle, wo ich mit Sirius vor dem Frühstück die Reste des explodierten Zaunes gestapelt habe. Ich sage „Guten Morgen" zur Nachbarin, die ihren Müll raus bringt. Ich warte, bis sie wieder im Haus verschwunden ist, dann versetzte ich dem Bretterstapel einen Tritt.

Ich bin überraschend kräftig, wenn ich es darauf anlege. Die Zaunlatten fliegen und schlittern über den Gehweg bis hinüber in die gegenüber liegende Hecke. Mein Fuß tut weg. Ich stehe einbeinig, presse ihn gegen die andere Wade und frage mich, ob ich mich jetzt besser fühle. Ich weiß, dass Tonks, wenn sie wütend ist, gerne mal in den Hinterhof geht und auf die Mülltonnen schießt. Sirius schreit und wirft mit allem, was ihm in die Hände fällt. Emilia backt Brot und bearbeitet knetender Weise den Teig, bis Erleichterung eintritt. Ich habe keine solchen Mechanismen. Wut ist etwas, das ich mir so gründlich aberzogen habe, dass ich es kaum wieder lernen kann. Ich werde nicht wütend. Ich warte auf den nächsten Mond, gehe in den Keller und beiße mir selbst Stücke aus dem Fell.

Der Bretterstapel hat nichts gebracht bis auf den Ärger darüber, dass ich ihn jetzt wieder aufschlichten muss. Ich bin versucht, einen schnellen, unbemerkten Accio zu wirken, aber dann wiederum wäre ich hier draußen viel zu schnell fertig und müsste wieder rein gehen und vielleicht im Gesicht meiner Schwiegermutter das Bedauern lesen, dass ihre Tochter sich den falschen Zauberer zum Heiraten ausgesucht hat.

Ich habe gerade die letzte Zaunlatte aus der gegenüber liegenden Hecke befreit, als Sirius aus dem Haus kommt.

„He" sagt er. „Jetzt, wo ich weiß, dass du so einen Spaß am Aufsammeln hast, fahr ich dir gerne mal wieder einen Gartenzaun kaputt."

„Nicht nötig" sage ich, ich bin erhitzt, habe Schmerzen im Fuß und mir einen Spreißel eingezogen und fühle mich kein bisschen besser.

„Was war denn?" fragt er, setzt sich seitlich auf die geparkte Lady und stützt die Ellenbogen auf die Knie.

„Nichts" sage ich.

„Aber davon offenbar eine ganze Menge" sagt er.

„Severus hat sein Gift verspritzt" sage ich. „Bisher hatte ich einen festen Termin für meine regelmäßige Demütigung, das war immer zum Mond im Zuge des Wolfsbanns. Seit ich den nicht mehr nehme, streut er sie nach dem Überraschungsprinzip."

„Was hat er denn gesagt?"

„Muss ich mich wirklich ein zweites Mal dem aussetzen, indem ich es dir wiederhole?"

„Nein" sagt er. „Soll ich reingehen und ihm die Kehle raus reißen?"

„Nein" sage ich. „Denk an die Hochzeitsgesellschaft."

„Mach dir nichts draus" sagt Sirius mit für ihn ungewöhnlicher Milde und Einsicht. „Der ist nur neidisch."

Ich denke an Bücher und chinesischen Tee und lege die letzten Bretter auf den Stapel zurück.

„Danke, dass du mir beim Aufsammeln geholfen hast" sage ich.

„Aber bitte, gern geschehen" sagt er und grinst. „Deinen Auftrag hab ich ausgeführt, übrigens, und ich war nicht mal sonderlich unhöflich. Er will eine Krisensitzung des Ordens einberufen, sobald er zurück ist. Er hat allerdings noch nicht begriffen, dass ich tatsächlich hier bleibe. Ich bleibe doch hier, oder?" Feuchter, flehender Blick.

„Natürlich" sage ich finster entschlossen. „Du gehst nirgendwohin. Nicht mit ihm."

„Cool" sagt Sirius, strahlt und rutscht vom Motorrad. „Lass uns wieder rein gehen. Mama Liguster bläst zum Aufbruch, das heißt, sobald die zauberhafte Braut bereit ist."

In seinem Windschatten betrete ich den Flur, der überfüllt ist von all den Perlenketten und polierten Schuhen, die schon im Wohnzimmer wenig Bewegungsfreiheit gelassen haben. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und schaue nach Emilia, aber nachdem ich kaum über den Fußabstreifer hinaus gekommen bin, sehe ich nichts als euphorische Italiener und Sirius' Schultern. Dann geht ein vielstimmiges „Ooooh" und „Aaaah" durch die Gesellschaft, und ich sehe ein Stück Schleier, ein paar Löckchen und ein weißes Rauschen von Taft. Dann arbeitet Emilia sich ihren Weg zu mir und schlingt die Arme um mich. Sie hat schon wieder geweint, ein hörbarer Kloß sitzt noch in ihrer Kehle.

„Siehst sie nicht wunderschön aus?" sagt sie. „Oh, Merlin, ich muss dauernd heulen. Wie wird das erst in der Kirche werden?"

Ich drücke sie an mich und nehme einen tiefen Zug Emiliaduft.

„Wie geht's dir?" frage ich sie.

„Besser" sagt sie. „Bisschen aufgeregt. Es wird bestimmt toll."

„Es gibt da noch eine Kleinigkeit, die ich dir sagen muss" sage ich.

„Du liebst mich unendlich und bist wahnsinnig glücklich über das Wölfchen" sagt sie.

„Das auch" sage ich. „Aber eigentlich etwas über den Orden."

„Nein" sagt sie. „Heute bin ich nicht im Dienst. Montag wieder."

„Ich weiß nicht, ob die Angelegenheit so lange warten kann" sage ich.

„Kann sie" sagt sie sehr entschieden, und ich seufze. Ich suche gerade nach einem neuen Ansatz, als die Gesellschaft in Bewegung gerät und wir hinaus in den Vorgarten gespült werden. Konrad geht, um den blumengeschmückten Brautwagen vorzufahren, und Donna Anna hat den Feldwebel wieder zugeschaltet und teilt die Gäste in Grüppchen ein, ich vermute, es geht um den Transport zur Kirche.

„Wir fahren zuletzt" sagt Emilia. „Wir sind total zugeparkt."

„Wir müssen sowieso warten, bis Severus und Sirius ihre Angelegenheit geklärt haben" sage ich.

„Wieso?" sagt sie. „Nimmt er ihn nicht mit? Ich dachte, das wäre der Sinn des Besuches."

„Das wird so einfach nicht sein" sage ich, und dann kommt schon Sirius auf uns zu, die Lederjacke über der Schulter und von Severus verfolgt wie von einer Gewitterwolke.

„Sag's ihm, Moony" sagt er. „Sag ihm, dass ich hier bleibe."

„Er bleibt hier" sage ich ihm.

„Mach dich nicht lächerlich" sagt Severus. „Natürlich kommt er mit. Dumbledores Anweisung."

„Dann ist es ja gut, dass der alte Mann mir nichts zu sagen hat" knurrt Sirius.

„Severus hat recht" sagt Emilia. „Es ist viel zu gefährlich. Eine Hochzeit ist ein viel zu öffentliches Ereignis. Wir haben hundertvierzehn Gäste" (ich gebe einen nonverbalen Eindruck meines Entsetzens und kriege einen Schubs), „und wer weiß wie viele davon machen Fotos und zeigen die wer weiß wie vielen anderen Leuten. Was, wenn jemand dich auf einem Foto erkennt?"

„Quatsch" sagt Sirius. „Der einzige Vergleich ist ein dreizehn Jahre altes Foto, auf dem ich eine Grimasse schneide. Ich sehe viel besser aus mittlerweile! Niemand wird mich erkennen. Nicht unter Muggeln und deutschen Zauberern."

„Ich weiß nicht" sagt Emilia. „Wenn das alles so harmlos wäre, müssten wir nicht einen solchen Aufwand zu deinem Schutz betreiben, oder?"

„Genau genommen habe ich auch nie drum gebeten" sagt Sirius bissig.

„Seine letzte Sichtung war an der Elfenbeinküste und ein voller Erfolg" sage ich. „Ich glaube kaum, dass ihn derzeit noch jemand in Europa vermutet. Nicht mal die Siriusabteilung im Ministerium tut das, sagt Kingsley."

„Schon gut" sagt Emilia. „Deine Meinung zu dem Thema war sowieso völlig klar."

„Aus Gründen, die sich deiner Kenntnis entziehen" sage ich. „Ich wollte dich informieren, aber du wolltest von Ordensdingen nichts hören."

Sie sieht mich an, verunsichert. „Wieso?" sagt sie. „Ist Nummer Zwölf abgebrannt, oder was?"

„Leider nicht" sagt Sirius. „Aber das wäre doch mal eine Maßnahme."

„Wir sind möglicher Weise in einer Lage, in der sich eine solche Form von Personenschutz empfiehlt" sage ich, und Severus schnaubt.

„Ausgerechnet durch ihn" sagt er. „Der ja wohl zweifellos der Auslöser dieser undurchsichtigen Situation ist."

„Jetzt bin plötzlich ich an allem schuld, oder was?" knurrt Sirius.

„Ich weiß zwar nicht, worum es geht" sagt Emilia, „aber das war bisher eigentlich mein Job."

„Niemand ist an allem Schuld" sage ich. „Und ich denke immer noch, dass es ums Hauptquartier geht."

„Unsinn" schnaubt Severus. „Man will heraus finden, ob du über Sirius' Verbleib im Bilde bist oder gar mit ihm in Kontakt stehst, und zu diesem Zweck beschattet man alle in deiner näheren Umgebung."

„Das halte ich für eine gewagte Theorie" sage ich.

„Nicht gewagter als deine" sagt er.

„Sagt ihr mir jetzt mal augenblicklich, wovon ihr sprecht?" schnaubt Emilia im besten Tränkemeistertonfall.

„Entschuldige" sage ich und komme der unsanften Aufforderung nach. Sie nimmt die Neuigkeit blass, aber gefasst zur Kenntnis.

„Und ihr glaubt tatsächlich, dass die uns nach Deutschland gefolgt sind?" fragt sie.

„Weiß man's?" sagt Sirius. „Ich bin jedenfalls lieber hier und passe auf euch auf."

Emilia bläst die Backen auf und sieht sich unbehaglich um. Vorne auf der Straße hält das Brautauto und hupt. Der Vorgarten leert sich zügig.

„Wir müssen los" sagt Emilia. „Wir kommen sonst zu spät zur Kirche."

„Er kommt mit mir" sagt Severus.

„Das kannst du vergessen, Sniv" sagt Sirius.

„Ich habe eine Mission" sagt Severus, „und ich gedenke, sie zu erfüllen."

„Ich habe einen Zauberstab" sagt Sirius und zieht selbigen aus dem Ärmel, „und ich gedenke, ihn anzuwenden, wenn du mir zu nahe kommst."

„Neben all deinen sonstigen Persönlichkeitsstörungen solltest du auch deine maßlose Selbstüberschätzung behandeln lassen" sagt Severus. „"Glaubst du wirklich, ich wäre, wer ich bin, wenn ich für jeden billigen Schmierenzauberer angreifbar wäre?"

„Der billige Schmierenzauberer zeigt dir gleich ein paar billige Schmierenzauber!" knurrt Sirius und hebt den Stab. Auch Severus' Stab ist wie aus dem Nichts in seiner Hand erschienen, und in der anderen hat er, seltsam genug, plötzlich eine leere, zerdrückte Zigarettenschachtel.

„Runter die Stäbe!" Ich werfe mich dazwischen, und es gelingt mir gerade so, meine Stimme zu dämpfen. „Seid ihr des Wahnsinns? Überall Muggel, und ihr wollt euch duellieren?"

Für einen beunruhigenden Augenblick sehe ich gute Chancen, dass die beiden sich schlicht durch mich hindurch duellieren, dann setzt sich die Stimme der Vernunft durch (also meine), und die Stäbe senken sich.

„Denk noch mal drüber nach, Black" sagt Severus finster. „Nicht einmal dir kann daran gelegen sein, unnötiges Risiko einzugehen."

„Okay" sagt Sirius. „Weil du es bist. Ich denke noch mal drüber nach." Er richtet den Blick sinnend ins Leere, für ungefähr eine halbe Sekunde. „Fertig" sagt er dann. „Ich bleibe hier."

„Mein Fehler" sagt Severus. „Ich vergesse immer wieder, dass man von dir nichts erwarten darf, was über die Gehirnleistung eines durchschnittlichen Schimpansen hinaus geht."

Autotüren klappen hinter uns, Motoren werden angelassen. Jemand hupt.

„Meine Herren" sagt Emilia, „entscheidet euch. Jetzt ist Kirche. Euren kleinen Debattierclub könnt ihr ein andermal abhalten."

„Du hast es gehört, Black" sagt Severus.

„Wiedersehen, Sniv" sagt Sirius. „Bis irgendwann."

Severus sieht ihn an, lauernd.

„Also gut" sagt er. „Dann pass auf dich auf, Black. Mach dem Orden keine Schwierigkeiten."

Er macht einen Schritt auf Sirius zu, die Hand ausgestreckt, als wollte er ihn an Arm oder Schulter berühren.

„Vorsicht" sage ich, einer plötzlichen Eingebung folgend, und stoße Sirius weg. „Portschlüssel!"

Severus lässt die Hand sinken und lächelt säuerlich.

„Ich verstehe nicht, warum du dir das freiwillig antust" sagt er zu mir.

„Das macht nichts" versichere ich ihm freundlich.

Hinter uns wird Antonias Stimme laut, die nach ihrem Brautstrauß verlangt.

„Ich werde Dumbledore mitteilen, dass du ein wesentlicher Hinderungsfaktor an der Durchführung meines Auftrages warst" sagt er.

„Damit kann ich gut leben" sage ich, während Emilia sich in die Diskussion um den Verbleib des verlorenen Artefaktes einschaltet.

„Ich habe ihn dir ins Auto gelegt!" höre ich sie mit einem Anflug von Ungeduld.

„Da ist er aber nicht" sagt Antonia und klingt schließlich doch ein wenig nervös.

„Ist gut" sagt Emilia seufzend. „Ich seh' drinnen nach. Vielleicht halluziniere ich ja schon."

Sie verschwindet ins Haus, gerade als Donna Anna die Türe zu ziehen will. Die ersten des Autokorso setzen sich langsam in Bewegung. In all der Hektik nimmt Donna Anna sich noch die Zeit, den Tränkemeister zu verabschieden.

„Wie schade, dasse nicht bleiben wolle für die Feier" sagt sie und schnurrt ihn an. „Aber vielleicht man sieht sich auf Emilias Hochzeit?"

„Ich bin durchaus nicht abgeneigt" sagt er.

Er verabschiedet sie mit einem formvollendeten Kopfnicken, und sie rauscht davon, auf dem Weg noch einige trödelnde Hochzeitsgäste antreibend. Er sieht sich um und wartet einen unbeobachteten Augenblick ab.

„Wie du willst" sagt er zu mir, hebt die zerknickte, rot-weiße Zigarettenschachtel und tippt sie mit dem Stab an. „Portus" sagt er und ist verschwunden.

Sirius atmet hörbar auf.

Dann sind wir die letzten im Vorgarten und warten auf Emilia. Sirius raucht eine, auf den Schreck, wie er sagt, obwohl ich ihn regelmäßig darauf hinweise, dass er sich damit umbringen wird („Was haben wir heute?" sagt er und liest den Warnhinweis auf der Packung. „Sieh mal. Rauchen macht impotent. Das ist doch mal eine Abwechslung.").

Ich warte geduldig, bis er seine Zigarette zur Hälfte geraucht hat, dann sagt er:

„Sie braucht ziemlich lang, um diese blöden Strauß zu finden, oder?"

„Das wollte ich auch gerade sagen" sage ich. „Es ist ihr hoffentlich nicht wieder schlecht geworden."

„Wir transfigurieren ein paar Blumen, und gut ist" schlägt er vor.

„Denkst du" sage ich. „Du bist auch gestern nicht in aller Eile um drei nach sieben durch die Gegend appariert und hast einen Blumenhändler aus der Privatwohnung geklingelt, weil der blöde Strauß vergessen wurde. Nun soll sie auch damit heiraten."

„Okay" sagt er und stößt Rauch aus. „Das ist konsequent."

„Ich gehe nachsehen" sage ich zwei Rauchwolken später.

„Beeil dich" sagt er. „Ich hab langsam genug davon, hier herum zu stehen. Ich bin in Partylaune."

Ich mache ein paar schnelle Schritte auf dem Weg und schiebe die angelehnte Haustür auf.

„Emilia?" sage ich. Zu meiner Rechten steht die Tür zu dem kleinen Badezimmer offen, dort ist niemand.

„Wir sollten uns beeilen" sage ich laut. „Vielleicht hat sie die Blumen im Auto übersehen. Ich transfiguriere ihr welche, in letzter Not."

Links von mir, durch die Küchentür, höre ich etwas klappern. Ich mache einen Schritt in die Küche.

Da steht einer und hat Emilia von hinten gepackt und einen Zauberstab auf ihre Kehle gerichtet. Ihre Augen sind riesig und panisch hinter den Brillengläsern, aber sie gibt keinen Ton von sich. Zu ihren Füßen rollt ein silbrig schimmernder Topfdeckel. Mein Stab ist in meiner Hand, ehe ich denke, und noch schneller springt mir ein Petrificus auf die Lippen, doch dann trifft mich etwas von hinten, hart wie ein Ziegelstein, und ich stürze in Schwärze.