Doch
das ist nur das Ende dieser Geschichte.
Der Anfang. Ja, der Anfang
sollte zuerst kommen, wie man meint. Was aber, wenn die Erinnerungen
an die letzte Begegnung am stärksten sind?
Obwohl... auch die
erste Begegnung war etwas Besonderes...
Es war Tag.
Nein, es
ist Tag.
Und ich sitze hier allein und warte darauf, dass etwas
geschieht. Es ist warm und hell und ich sitze auf einer Bank neben
tausenden von Blumen, deren Duft mich umfängt und mich nicht
loslässt.
Und so warte ich.
Ein Vogel fliegt am Himmel
vorüber und verwundert frage ich mich, wieso es ein Adler ist.
Er gehört nicht hierher, denke ich und wende meinen Blick ab,
als er verschwindet.
Vielleicht gehöre ich auch nicht
hierher.
Doch diesen Gedanken verwerfe ich wieder.
Ich stehe
auf und schlendere den kleinen Weg entlang. Die Steine knirschen
unter meinen Füßen. Ein schönes Geräusch.
Jedenfalls
in meinen Ohren.
Wie schade, dass diese Geschichte sich bei Nacht
ereignet, überlege ich weiter und denke wieder an den Adler, den
ich bei Nacht nicht sehen werde.
Ich weiß nicht, wieso ich
glaube, dass sich mein langsamer Gang zu weit mehr entwickelt als nur
zu einem Spaziergang durch Dickicht und Wald.
Vielleicht... ja,
vielleicht wünsche ich mir einfach, es wäre so. Eine
Geschichte, vielleicht sogar bei Nacht, wie ich es mir ausgemalt
habe.
Wer weiß das schon. Ich weiß es nicht.
Also
gehe ich weiter.
Der Duft schlägt um. Es riecht nach Wald,
nach Erde, nach Gras, nach Heimat. Hier bin ich Zuhause. Betört
von der Schönheit der Umgebung bemerke ich nicht, wie ich immer
tiefer in den Wald laufe. Aber als ich es sehe, stört es mich
nicht.
Ich bin Zuhause. Was soll mir geschehen?
Ich atme tief
ein und lasse die Luft durch meine Lungen strömen. Und ehe ich
mich versehe stehe ich auf einer Lichtung.
Es verlangt mich nicht
weiter zu gehen, also setze ich mich auf einen Stein und
lausche.
Einfach so.
Doch plötzlich.
Ein
Rascheln.
Hinter mir.
Ich fahre herum und starre in das
Unterholz. Ich kann nichts erkennen.
Langsam stehe ich auf und
gehe einige Schritte auf das Geräusch zu. Da ist es schon
wieder.
Ich dränge einige Ranken und Äste beiseite,
gehe abseits des Weges und vergesse den Wald um mich herum mit all
seinen Lauten und seinen Gerüchen.
Lange habe ich davon
gekostet. Manchmal zu lange, denke ich schnell und taste mich weiter
vor.
Zu still war es manchmal hier gewesen. Ich überlege, was
alles auf mich warten könnte.
Ein Tier nur? Oder gar
nichts?
Vielleicht wurde ich getäuscht. Zu lange wäre
ich dann hier gewesen und habe gelauscht. Doch ich finde etwas
anderes.
Ganz tief im Dunkeln. Dort, wo der Schatten am düstersten
ist. Zwischen Wurzeln und Getier. Kein Licht dringt hierher. Lange
lebe ich schon hier und doch habe ich mich nie gefragt, wie die
Dunkelheit des Waldes bei Tage aussieht.
Zu schön ist doch
die Helligkeit.
Ich schiebe noch einige Blätter beiseite.
Dort, wo der Wald am dunkelsten ist. Dort, wo der Schatten der Bäume
am düstersten ist. Zwischen Wurzeln und...
Und ich
unterbreche meine Gedanken.
Denn nun sehe ich etwas, das ich noch
nie sah.
