Zwar höre ich, wie sich eine Tür öffnet, aber gesehen habe ich niemanden. Wahrscheinlich, weil ich niemanden sehen will. Ich verschließe meine Augen vor allem.
Umso erstaunter und erschrockener bin ich, als ich eine weiche Stimme höre.
"Komm her!" Eine kurze Pause. Ein leichtes Luftholen. "Es regnet!"
Ich sehe auf und erhebe mich langsam.
Lass mich! denke ich und starre durch den Regen zurück.
Doch dann sehe ich genauer hin und erstarre für einen Moment.
Wie er mich ansieht.
Ich erkenne etwas, das ich lange nicht sah und brauche einen Augenblick um heraus zu finden, was es ist.
Etwas wie Mitleid.
Ich spüre, dass er ist wie ich. Er sieht müde aus. Nicht körperlich. Seelisch.
Ich kann weder mit ihm gehen, noch fort laufen.
Ich weiß, dass er diese Nacht nicht überleben wird, wenn ich ihm folge.
Ich kann nicht fliehen, weil ich nicht weiß, was er tun wird.
Wird er hinter mir her laufen?
Während ich noch überlege, wirft er sich eine Decke über die Schultern und kommt zu mir herüber.
Zu spät.
Ich weiche schnell einen Schritt zurück, aber er hält die Decke über meinen kopf und weist mich an mit ihm zu kommen.
Was habe ich nun noch für eine Wahl?
Ich lächele ihn ein wenig an und achte darauf, dass er meine stärkste Waffe nicht erkennt. Meine Strafe für ein Verbrechen, für das ich nicht verantwortlich bin.
Noch ein Blitz.
Ich sehe seine Augen.
Kühl und sanft zugleich.
Oder täusche ich mich? Denn er sieht nicht zu mir.
Wir durchschreiten gemeinsam die Tür erreichen das Trockne.
Ich schüttle mich ein wenig und folge ihm dann in einen größeren Raum.
Es ist fast ganz dunkel hier. Eine Kerze brennt auf einem Tisch. Daneben liegen Briefe wie es scheint.
Doch trotz der Finsternis sehe ich alles klar und deutlich vor mir. Die Schatten scheinen zu leben. Das Flackern der Kerze begrüßt mich und verflucht mich zugleich als ich darauf zugehe. Meine Finger streifen durch die Flamme während mein Gastgeber die decke beiseite legt und mit nach einigen Momenten ein Glas Wein entgegen hält.
"Es wird euch wärmen."