"Ich danke euch." flüstere ich fast zu leise und nehme das Glas entgegen. Es fühlt sich kalt und warm zu gleich an. Warm noch von den Händen des Mannes, kalt jedoch, weil ich mir die Wärme nur vorstellen kann.
Ich tue so als würde ich einen Schluck davon nehmen und wende mich dabei ein wenig ab.
Der Wein wird zu Wasser in meinem Mund und verdunstet auf meiner Zunge.
Und ich verziehe das Gesicht, denn ich erinnere mich für einen kurzen Moment an den wahren Geschmack des Weines.
Wieso ist es nur Wasser?
"Setzt euch doch."
Er bietet mir einen einladenden Sessel neben dem Kamin an, den er in diesem Augenblick entfacht und der schnell zu prasseln beginnt.
Als er seine Hände säubert starre ich in die Flammen.
Und fast glaube ich, sie würden mit mir sprechen, doch ich könnte sie nicht verstehen. Was sagen sie nur?
Ich höre wie er sich ein eigenes Glas einschenkt und sich wieder an den Schreibtisch setzt, den Blick aber auf mich gerichtet.
Die Holzscheite knarren und Funkten entfliehen aus den grellen Flammen.
"Wie ist euer Name?"
Ich antworte nicht sofort. Ich bin zu fasziniert von dem Schauspiel des Feuers. Es ist fast so schön wie das Sonnenlicht, so schön wie das Erwachen eines neuen Tages mit den ersten Strahlen der Sonne und...
"Verzeiht." sage ich schnell und lasse meinen Gedanken fallen. "Mein Name ist..."
Es klopft.
"Mein Herr Legolas?"
Er steht auf und geht zur Tür. Ich hör nur, wie er sie öffnet und den Besucher über die Schwelle treten lässt.
"Was gibt es zu dieser späten Stunde?"
"Mein Herr, euer Vater schickt nach euch. Es scheint wichtig zu sein und als er sah, dass in den Fenstern noch Licht brannte, bat er mich euch zu holen."
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Er würde gehen?
Was würde mit mir passieren?
Würde ich zurück bleiben? Mit ihm gehen?
Es ist beides nicht gut. Und plötzlich befängt mich das Gefühl wirklich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Ich bleibe jedoch ganz ruhig und warte ab was geschieht.
"Ich komme gleich mit euch..." höre ich seine Stimme. "Und ich bitte euch, nehmt euch jemandem an. Gebt ihr ein Zimmer für die Nacht."
Einige Momente später, sieht der Mann, den ich jetzt als eine der Palastwache erkenne um die dunkle Wand.
"Sehr wohl, mein Herr."
Dann herrscht Stille.
Ich stehe auf und gehe zur Tür. Die beiden Männer empfangen mich, nehmen mich in ihre Mitte, schützen mich und sich selber vor dem Regen und gemeinsam gehen wir die düstere, nasse Straße entlang...