Ich beobachte sie, wie sie den Becher an ihre Lippen setzt und langsam einen Schluck daraus nimmt.
Stunden um Stunden habe ich in diesem Raum gesessen und gewartet, dass sie erwacht.
Nach einiger Zeit hatte sie ruhig geschlafen und ihr Fieber war tatsächlich gesunken.
Schneller, als ich es je gesehen habe.
Aber ihre Haut ist noch immer kalt.
Kalt wie Eis.
Ich betrachte ein weiteres Mal den blutigen Stoff in meiner Hand, nachdem ich ihn zum Auswaschen mit zu dem Waschtisch nehme.
Wie oft habe ich das in den letzten Stunden getan?
Es müssen hunderte Male gewesen sein.
Und doch habe ich mir nicht die Mühe gemacht jemanden nach frischem Wasser zu schicken. Warum weiß ich nicht.
Ich setze mich wieder auf den Stuhl und nehme ihr den Becher ab.
Ich will sie auch nicht danach fragen.
Nicht jetzt.
Noch nicht.
Und dann steht sie mit einem Mal auf.
Sie schlägt die Decke zurück und setzt sich an die Bettkante.
"Wie lange habe ich geschlafen?"
"Mehrere Stunden." antworte ich ihr wahrheitsgemäß und etwas hindert mich daran sie festzuhalten und wieder in das Bett zu zwingen, damit sie liegen bleibt.
Sie stellt sich hin und geht vorsichtig, fast ängstlich zum Fenster.
Mit ihren weißen Händen berührt sie die dunklen Vorhänge und zieht einen zur Seite.
Die Sonne geht gerade unter.
In diesem Moment verfliegt der letzte Strahl über dem Horizont.
Ich trete neben sie und lege meine Hand auf die ihre.
Kalt wie Eis.
Kalt wie die Nacht.