Ich wollte das nicht tun!
Wirklich nicht...
Nur schwer kann ich mich zurückhalten und konzentrieren, doch dann sehe ich in sein Gesicht und schaffe es irgendwie.
Ich weiss, er ist tot, auch, wenn sie ihn schon fortschafften.
Er sieht mich an. Mit ihm habe ich nun nichts mehr zu tun. Er hasst mich! Was soll ich noch hier?
Doch ich sitze fest.
Und meine einzige Möglichkeit, die ich sehe ist meine Waffe zu meiner Verteidung einzusetzen. Das erste mal, das allererste Mal, werde ich es tun, während ich mir dessen voll und ganz bewusst bin.
Ich schließe meine Augen und schlage meine Zähne durch die lederne Rüstung des Mannes in sein warmes Fleisch.
Er schreit auf, ich spucke das wenige Blut aus, das nun schlimmer schmeckt als jeder Wein in dieser Welt und enflüchte den harten Griffen.
Ungehindert und ohne jegliche Gedanken laufe ich zu einem, der doch so schön verzierten Fenster und zerbreche das Glas als ich hindurch springe, und falle in die dunkelste Nacht.
Wie eine Eule schwebe ich zu Boden und lande sanft im weichen Gras.
Ich drehe mich um und sehe zum Fenster hinauf.
Er sieht zu mir herab und auf die Frage eines Mannes, den ich nicht sehen kann antwortet er nur "Sie ist fort" und sieht mir in die Augen.
Ich drehe mich um und laufe, laufe so schnell ich kann, will ihn nicht mehr sehen, will vergessen, was ich getan...
Ich laufe so schnell ich kann, verbrauche meine ganze Kraft und fühle mich als müsste ich das Ende der Welt erreicht haben, doch da irre ich mich.
Als ich zum Stehen komme, bemerke ich wo ich bin.
Der Ort, an dem sich unsere Lippen berührten, an dem meine lange Reise begann. Denn hier wurde ich geboren, vor so vielen Jahren. Dort zwischen den Bäumen. Dort, wo es am düstersten ist...
Ich sinke zu Boden.
Mein kaltes Herz hinterlässt harte Schlaege in meiner Brust.
Flieh und du wirst frei sein...
"Hör auf!" schreie ich zurück und schluchtze.
Könnte ich nur weinen in dieser dunken Stunde, in diesem Moment, doch dieses Wunder wurde mir genommen. Vor langer Zeit.
Gebt es mir zurück!
Noch nicht einmal die Schritte höre ich.
Doch es sind nicht die Männer, die mich verfolgen.
Er ist es.
Und als ich gerade das Kleid zerreissen will, das ich doch nur gestohlen habe, denn ich habe es nicht verdient und nicht bezahlt, höre ich seine Stimme.
"Tu das nicht..."
Ich fahre herum. Sehe zu ihm hinauf und betrachte die Tränen auf seinem Gesicht hinuterlaufen.
Seine Hand zur Faust geballt starrt er mich an.
Er holt aus.
Und trifft.
Ich stöhne auf und falle zurück. Der Schmerz vergeht und mein Fluch heilt meine Wunden. Lass mich doch wenigstens leiden!
Ein weiteres Mal holt er aus und auch dieses Mal verfehlt er nicht.
Dann steht er still und weint.
So wie ich, wenn ich es nur könnte.
Wie ein König, der er ja nun endlich ist, steht er über mir und triumphiert.
"Geh..." Bitte ich ihn. "Geh, oder töte mich."
Lass mich leiden für immer!