Gefahr?

„Hey, sie wacht auf!"

Nur ganz langsam drangen diese Worte zu Jenny durch. Hatte sie nur schlecht geträumt? Ihr Kopf schmerzte und sie spürte, dass jemand sie ansah.

Vorsichtig öffnete sie die Augen und nahm noch etwas verschwommen ein paar Schatten wahr, die genau vor ihr standen und sie betrachteten.

„Wie geht es dir?"

Jenny rieb sich die Augen und blinzelte, dann blickte sie in ein grünes ganz und gar nicht menschliches Gesicht. Sie schrie schrill auf und wollte nach hinten rutschen. Doch ihr Rücken stieß an die Polsterung des Sofas und sie blieb dort panisch sitzen. Ihre Hände in die Decke gekrallt und mit panischen Blick sah sie nun in die Runde.

„Uhm...du brauchst keine Angst haben!" begann die übergroße Schildkröte mit einer orangenen Maske. „Ich heiße Michelangelo! Wie heißt du?"

Jenny sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und schien sich nicht sicher zu sein, was sie antworten sollte.

„Du wurdest angegriffen!" Leo schob Mikey zur Seite und Jennys Augen hafteten nun an der Schildkröte, mit der blauen Maske. „Meine Brüder," er zeigte zu einer sanft lächelnden und lila maskierten Schildkröte, „Donatello und...!" Jennys Blick glitt zu der rot maskierten Schildkröte, die ihre Arme vor der Brust verschränkt hielt und sie etwas argwöhnisch betrachtete, „Raphael, haben deinen Angreifer gestoppt."

„Was Leo sagen will ist, dass wir dich gerettet haben und du nicht der Annahme sein musst, wir könnten dich in irgendeiner Weise verletzen!" Jenny sah zu der lila maskierten Schildkröte auf, die ihr Bruder Leo, Donatello genannt hatte.

„Ich... mein Name ist Jennifer!" stotterte sie nun, ihre Hände waren zwar nicht mehr so verkrampft, doch ihre Augen sahen noch immer ängstlich von einer Schildkröten zur nächsten. „Ihr habt mich...also gerettet!"

„Genau, du hast es erfasst, Jenny!"

Jenny sah erstaunt zu Mikey, der sie sofort bei ihrem Spitznamen gerufen hatte.

„Was hast du eigentlich mitten in der Nacht dort gesucht?" Raph sah sie immer noch mit zusammengekniffenen Augen an, als würde er sich nicht sicher sein, ob man ihr vertrauen könnte.

„Ich...ich wollte nach Hause gehen!" Jenny spürte wie sie wieder anfing zu zittern.

„Ach und da geht man durch einen dunklen Park! Du hättest auch einen Bus nehmen können oder durch die befahrenen Strassen laufen können, aber du entscheidest dich also durch den Park zu gehen!"

„Ich...!"

„Raph es reicht jetzt!" fuhr in Donatello an.

„Ich stimme ja nicht mit Raph und seiner Art überein, doch in gewisser Weise hat er recht!" Donatello blickte zu Leonardo, der nachdenklich Jenny betrachtete.

„Wie meinst du das?"

„Naja, es könnte natürlich auch sein, dass sie nur den Angriff vorgespielt hatten. Erinnerst du dich noch, wie Raphael April nach Hause gebracht hatte? Er wurde von einem Foot-ninja verfolgt!"

„Es hat uns niemand verfolgt!" entgegnete Donatello.

„Meine Söhne!"

Die vier Schildkröten schraken herum und auch Jenny sah nun mit wachsender Neugierde den Neuankömmling entgegen, doch zugleich erschrak sie heftig, als eine Ratte sich den Weg durch die vier Schildkröten bannte.

„Sie sind also das junge Fräulein, dass meine Söhne gerettet haben!"

Jenny sagte nichts, selbst ihr Zittern hatte aufgehört, sie war zu überrascht als eine andere Regung außer die Überraschung in ihren Augen zu zeigen.

„Meister Splinter, sie wurde von einem Mann angegriffen!" sagte Leonardo.

„Er wollte sie vergewaltigen!" fügte Donatello leise hinzu.

Die Ratte achtete nicht auf die vier Schildkröten, die unmöglich die Söhne von der Ratte sein konnten. Jenny schloss endlich wieder ihren Mund und spürte eine Ruhe von der Ratte ausgehen, die sie langsam wieder entspannen ließ.

„Ich hoffe sie wurden nicht verletzt?" fragte die Ratte fürsorglich.

Jenny ließ die Hände in ihren Schoß sinken und schüttelte den Kopf. „Nein, ... sie... die vier... haben mich noch rechtzeitig erreicht."

Die Ratte nickte. „Holt ein Glas Wasser für das Fräulein!"

Michelangelo drehte sich sofort um und machte sich auf den Weg Jenny ein Glas Wasser zu besorgen.

„Sie fragen sich sicher wie wir so geworden sind, mein Kind!"

Jenny nickte sachte und griff zögernd nach dem Glas Wasser, das ihr Michelangelo entgegenhielt. Die Ratte lächelte und ließ ihren Blick über die vier Schildkröten schweifen.

„Vor etwa 20 Jahren...!" begann die Ratte zu erzählen und Jennys Augen hafteten an seinen Lippen. So unglaubwürdig diese Geschichte auch klang, es war die einzigste Erklärung, wie es zu einer übergroßen mutierten Ratte und vier mutierten Schildkröten kommen konnte.

„Das heisst... dieses... uhm...!"

„Ooze!" half ihr Donatello.

Jenny versuchte ihm ein Lächeln zu schenken, doch sie versagte kläglich. „Dieses Ooze hat euch alle also mutieren lassen? Das... das ist wirklich erstaunlich!"

„Du kommst nicht von hier Süße, oder?"

Jenny blinzelte Michelangelo verwirrt an. Sie wollte etwas dazu sagen, dass er sie Süße nannte, doch sie ging lieber nicht drauf ein. „Wie kommst du darauf?"

„Dein Akzent, du hast einen leichten Akzent!" Michelangelo grinste breit. „Aber das hört sich wirklich süß an!"

Raphael rollte mit den Augen. „Yo, Mikey, hör auf mit ihr zu flirten und sie so anzugrinsen, sonst bekommt sie nur wieder Angst!"

„Meine Söhne!" Die Ratte hob eine Hand. „Entschuldigen Sie bitte meine Söhne! Wir haben nicht oft Besuch hier unten, besonders keinen weiblichen!" Jenny konnte einen leichten amüsierten Ton aus seiner Stimme heraushören.

Etwas ängstlich sah sie zu den vier grünen mutierten Schildkröten auf. „Ich... ich sollte besser gehen! Ich muss zur Uni morgen früh!"

„Da wird es leider ein Problem geben!"

Jenny drehte sich zu Leonardo um. „Ein...Problem?"

„Haben sie keine Angst mein Kind!" Die Ratte legte seine langgliedrige Hand auf die Ihre. „Allerdings müssen wir sehr vorsichtig sein. Wir sorgen uns nicht nur um uns, auch ihre Sicherheit könnte auf den Spiel stehen, sollte unser Feind mitbekommen, dass sie uns kennen!"

„Feind?" rief Jenny etwas zu hoch aus.

„Sensei, sie machen ihr Angst!" Donatello bemerkte wie das junge Mädchen ihren Blick nun nicht mehr von den Waffen der vier wenden konnte. „Jennifer, du brauchst wirklich keine Angst vor uns zu haben!"

„Ja, wir sind die Guten!" stimmte Michelangelo fröhlich zu. „Wir haben dich schließlich auch gerettet!"

„Das Thema hatten wir schon!" raunte Raphael etwas zu genervt.

„Ich bin nur eine Studentin!" Jenny schluckte. „Was soll ich groß tun? Ich bin ja nicht mal in der Lage gewesen mir einen Kerl vom Leib zu halten!"

„Miss, bitte beruhigen sie sich!"

Jenny, die aufgesprungen war, ließ sich wieder auf das Sofa nieder. In ihrem Kopf drehte sich alles. Wie konnte es nur so weit kommen? Hätte sie vielleicht besser in Deutschland bleiben sollen? Wurde sie nun in einen Krieg hineingerissen? Einen Krieg zwischen Mutanten, von denen auf der Erde niemand etwas wusste?

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen!" Es war wieder die sanfte Stimme von Donatello, der sie aus ihren Gedanken aufweckte. „Was unser Meister sagen möchte ist, dass es sein könnte, dass unser Feind dich gegen uns ausspielen würde. Wir haben leider nicht viele Freunde, und die, die wir haben, die schweben leider immer in Gefahr!"

Jenny konnte einen traurigen Ton in seiner Stimme hören. „Tut mir Leid!" flüsterte sie leise.

„Du kannst doch nichts dafür!" Michelangelo setzte sich neben ihr auf das Sofa. „wir haben zwar wenig Freunde, aber sehr gute!"

„Du sagst es!" stimmte Raphael ihm zu.

„Wer ist euer Feind?" fragte Jenny zaghaft nach.

Die Jungs sahen zu der alten Ratte, doch diese schüttelte nur den Kopf. „Das können wir ihnen im jetzigen Augenblick leider noch nicht sagen. Für ihre Sicherheit ist es am besten, so wenig zu wissen wie möglich!"

Jenny nickte. „Heißt das, dass ich nie wieder nach Hause darf?"

„Nein, dass soll es nicht heißen!" sagte Donatello und warf seinem Meister einen Blick zu.

„Es tut mir Leid, Miss Jennifer!" Die Ratte erhob sich. „Es wird besser sein, das sie für die heutige Nacht hier bleiben und ruhen. Wenn die Sonne wieder aufgegangen ist, werden wir noch einmal reden!"

Jenny schluckte und sah der Ratte hinterher, bis sie hinter einer großen asiatischen Tür verschwand.

„Ich muss also wirklich hier bleiben?"

Michelangelo warf seinem Bruder Donatello einen verzweifelten Blick zu. Er wollte dieses Mädchen genauso wenig enttäuschen wie er.

„Uhm... du hast auf meine Frage immer noch nicht geantwortet!" meinte er nun und hoffte die Stimmung etwas auflockern zu können.

„Welche Frage?" Jenny legte ihre Hände in den Schoß und sah ihren Nebenmann fragend an.

„Na, woher du kommst!"

„Ich komme aus Deutschland!" antwortete ihm nun der neue Gast.

„Yo, ich wird noch mal rausgehen, Jungs!" Raphael hatte bereits eine Mütze auf den Kopf und schlüpfte in einen Trenchcoat.

„Raph, ich denke nicht, dass du ohne die Erlaubnis von Meister Splinter, jetzt noch rausgehen solltest!" warf Leonardo ein und stellte sich vor seinen Bruder.

„Und wie willst du mich davon abhalten?" Raphael sah Leonardo durch zusammengezogenen Augen an. Seine Stimme klang gefährlich und Jenny wollte lieber niemals mit ihm in einen Streit geraten.

„Ich halte dich nicht davon ab, ich appelliere nur an deinen gesunden Verstand!"

Raphael zog den Trenchcoat zu und ging einfach an Leonardo vorbei. Mit faszinierter Miene betrachtete Jenny dabei Leonardos Gesichtsausdruck, er schien gerade aus zu starren und dennoch genau zu sehen, dass Raphael hinter seinem Rücken auf den Ausgang zusteuerte.

„Hey Bruder!" Michelangelo stieß Leonardo an. „Ich glaube nicht, dass deine verkrampfte Art helfen wird unseren hübschen Gast zu beruhigen!"

Leonardo sah Jenny an, dann verließ er den Raum durch eine andere Tür. Jenny nahm an, dass es sich um sein Zimmer handelte.

„Mach dir nichts draus!" Donatello legte ihr die Hand auf die Schulter. „So sind die beiden immer!"

„Ja, normal sind sie allerdings noch viel unausstehlicher!" lachte Michelangelo. „Sicher wir Morgen früh Leonardo kochen wollen, damit er Raphael bestrafen kann!"

Jenny lächelte ein wenig über diese Bemerkung. „Er ist wohl kein guter Koch?"

„Das möchtest du lieber nicht selbst herausfinden!" Michelangelo würgte und Donatello wandte sich von seinem jüngeren Bruder ab.

„Ich nehme allerdings an, dass du morgen früh noch hier sein wirst! Das tut mir wirklich leid!" fügte Donatello sofort hinzu, als er Jennys bemitleidenserregenden Blick sah. „Du kannst heute Nacht bei mir im Zimmer schlafen!"

„Uuuuuuh!" rief Michelangelo gespielt. „Du bietest ihr bereits dein Bett an?"

„Entschuldige aber mal bitte!"

Jennys Lächeln wurde nun breiter und sie zeigte ihre Zähne.

„Wow, ein Engel!" rief Michelangelo aus und Donatello gab ihn einen Schlag mit seinem Stock, den er auf den Rücken trug.

„Reiß dich zusammen Mikey!"

„Ich...ich möchte wirklich keine Umstände machen!" stotterte Jenny etwas verlegen und hoffte, dass ihr Gesicht nicht so rot war wie es sich im Moment anfühlte. „Ich habe auch keine Angst alleine nach Hause zu gehen! Das würde kein Problem sein!" Versuchte sie abermals die Jungs dazuzubekommen sie gehen zu lassen.

„Es tut mir Leid!" Donatello schüttelte den Kopf. „Ich kann dich leider nicht gehen lassen!"

„Wenn unser Sensei was entschieden hat, dann sollte man sich nicht dagegen stellen!" Michelangelo nickte.

„Da hat er mehr als genug Erfahrung gesammelt!" feixte Donatello.

Jenny seufzte und sah sich in dem Zimmer, in dem sie waren, um. „Darf ich denn wenigstens wissen wo ich bin?"

Michelangelo tauschte mit seinem Bruder einen Blick. „Uuuh... du bist unter der Erde!"

„Mikey! Ich hatte eigentlich gehofft, dass du meinen Blick richtig deuten würdest und den Mund hältst!"

„Unter der Erde?" unterbrach Jenny die beiden. „Wie kommen wir unter die Erde? Ich meine, was heißt das? Wir waren doch in New York, das hieße doch...!" Sie blinzelte und sah die Wände mit großen Augen an. „Natürlich! Wir sind in der Kanalisation!" Erfreut darüber, dass sie nun wusste wo sie war, machte sich sofort die nächste Angst in ihr breit. „Wieso habt ihr mich in die Kanalisation geschleppt?"

Donatello vermied es einen weiteren Blick mit Michelangelo zu tauschen. „Glaubst du, dass vier mutierte Schildkröten und eine mutierte Ratte, so einfach ein Apartment in einen der Hochhäuser in New York bekommen könnten? Was meinst du wie die Leute normalerweise reagieren wenn sie uns sehen!"

„Das hat sie doch bereits selbst schon herausgefunden!" lachte Michelangelo und bekam einen vernichtenden Blick von Donatello. „Uh...sorry!" nuschelte er leise.

Jenny starrte auf ihre Hände und wusste nicht was sie sagen sollte. Doch in ihrem Kopf versuchte sie einen Plan auszuhecken, durch den sie dieses dunkle Verlies verlassen konnte. Denn, auch wenn die vier Jungs versucht hatten ihr Heim so schön und gemütlich wie möglich einzurichten, für das junge Mädchen war es wie ein unterirdisches und dunkles Verlies.

„Du solltest dich wirklich für einige Stunden hinlegen! Morgen früh sieht sicher alles besser aus!" versuchte Donatello sie wieder zu beruhigen. „Es ist nur zu deiner eigenen Sicherheit!"

Jenny nickte und stand vom Sofa auf. Sie wollte die Chance nutzen und sich etwas umsehen. „Wo ist denn dein Zimmer?" fragte sie Donatello und ließ ihren Blick über den großen Raum gleiten.

„Ich zeige es dir!" Donatello ging voraus durch den Raum und Jenny folgte ihm. Michelangelo grinste sie an und lief neben ihr her, was dazu führte, das Jenny etwas verärgert versuchte an ihm vorbei zu sehen. Michelangelo konnte nur sehen, wie sie sich neugierig umsah.

„Möchtest du eine Führung?" fragte er und Jenny blieb abrupt stehen.

„Mikey, ich weiß nicht ob das in Ordnung ist!"

„Hey, ist doch nur unser Zuhause, sie sollte schon wissen wo die Küche und das Bad ist!"

Jenny sah erwartungsvoll zu Donatello und hoffte, dass dieser seine Zustimmung gab.

„Na gut!" nickte Donatello. „Aber wehe du lässt dich von ihr dazu bringen, sie nach Hause zu bringen! Ich muss noch etwas umstellen... ein paar Erfindungen, nicht weiter gefährlich!"

Er ging auf eine Tür zu und verschwand dahinter.

„Also Süße, dann komm mal mit!"

Michelangelo zeigte ihr die Küche, das Bad, sein Zimmer und die Zimmer seiner beiden Brüder Raphael und Leonardo. Den Raum von Splinter ließ er aus. Vermutlich würde es die große Ratte nicht gutheißen, wenn sie, Jenny, zuviel von ihrer Umgebung kannte, doch sie sprach diese Gedanken lieber nicht aus.

„Hey Mikey! Wieso bist noch auf?"

Jenny drehte sich um und sah wie Raphael, gefolgt von Leonardo, das Zimmer durch eine Öffnung in der Wand betraten.

„Ich habe Jenny unser trautes Heim gezeigt!"

„Du hättest sie lieber ins Bett bringen sollen!" sagte Leonardo und schüttelte verärgert den Kopf während er den Trenchcoat auszog.

„Der Foot treibt sich wieder in der Gegend rum! Wir haben ihnen ordentlich in den Arsch getreten!" meinte Raphael zufrieden nebenher.

„Wo schläft sie?" fragte Leonardo.

„Bei Donnie!" erklärte Michelangelo und selbst er spürte, dass es besser war, seinem älteren Bruder für die heutige Nacht aus dem Weg zu gehen. „Komm mit, Süße! Du bist sicher müde!"

Jenny nickte sachte und ging mit Michelangelo auf das Zimmer zu, in dem Donatello kurze Zeit vorher verschwunden war. Wenn die anderen auch zu Bett gehen würden, dachte sie, dann könnte sie hier verschwinden.