„Once more I say good bye to you – things happend but we don't really know why"
- Bullet for my Valentine / All these things
Part IV
Sirius stieß einen verzweifelten Seufzer aus und kniff die Augen zusammen.
Er konnte das alles nicht wahrhaben. Er hatte so viel erreicht, hatte es geschafft, die ausweglose Situation zu meistern.
Nachdem Vorfall vor zwei Jahren schien zuerst alles vorbei. Er erinnerte sich noch an die panischen Gesichter von Remus und Peter, als er ihnen erzählte, was geschehen war. Was er getan hatte.
Damals hätten sie sich nicht träumen lassen, dass alles wieder gut werden würde. Das Sirius eines Tages wieder nach Hogwarts zurückkehren würde.
Doch es kamen immer mehr Zweifel in ihm auf. Wollte er jetzt überhaupt noch zurück? In das Schloss, in welchem an jeder Ecke Erinnerungen an James hochkamen?
Sirius nahm James Hand in die Seine. Sie war kalt und er hatte das Gefühl, dass sie leicht zitterte.
Er schaute auf das ausdruckslose Gesicht seines Freundes. Er sah so friedlich aus, als ob alles um ihn herum in völliger Ordnung wäre.
Nichts war in Ordnung.
Je länger er auf James Gesicht starrte, desto mehr Erinnerungen kamen in ihm hoch. Warum war damals bloß alles so schief gelaufen? Es war doch nur ein kleiner Streit gewesen. Doch irgendwann war alles eskaliert.
Sirius hielt seine Hand an die Stelle, wo der Fluch seinen Arm gestreift hatte.
„Mieser Slytherin!", presste er hervor.
James an seiner Seite atmete schnell, er wurde auch nicht verschont.
Rosier, ein Viertklässler, richtete unter Schmerzen seinen Zauberstab auf die beiden Rumtreiber.
„Ihr…", japste er „Ihr werdet es noch bereuen, mich provoziert zu haben.", brachte er schließlich heraus.
'Warum haben wir nicht aufgehört? Warum musste es erst soweit kommen?', dachte Sirius und sein Griff um James Hand wurde fester.
Rosiers überlegenes Lachen füllte den ganzen Korridor.
„Hör auf!", schrie James und im selben Moment sprach Sirius einen Zauber aus, der Rosier für einen kurzen Augenblick stumm werden ließ. Doch er hatte noch nicht so viel Erfahrung gehabt und konnte den Zauber nicht lange auf ihm lassen.
„Das wagst du nicht noch einmal, dreckiger, kleiner Black!", drohte Rosier, nachdem er wieder sprechen konnte. Hass und Verachtung loderte in seinen Augen auf.
„Ach nein? Was willst du denn tun, um mich daran zu hindern?", konterte Sirius provozierend.
Rosier antwortete nicht, sondern zog nur die Augenbrauen konzentriert zusammen und sprach einen verbotenen Fluch aus.
„Crucio!"
Sirius wich leicht aus, doch erst in dem Moment, als er sich wegbückte, verstand er, dass der Fluch gar nicht ihn treffen sollte.
Ein lauter Schrei ertönte neben ihm.
James krümmte sich am Boden, sein Gesicht war schmerzverzerrt.
„Infligo!", donnerte Sirius und richtete voller Zorn seinen Zauberstab auf Rosier.
Sirius schaute verbittert auf seinen schlafenden Freund. Die Traurigkeit, die in ihm aufkam, drohte ihn fast zu ersticken.
„Es tut mir so leid, James. Bitte, dass musst du mir glauben. Wenn ich doch nur irgendetwas für dich tun könnte… Ich würde mein Leben dafür geben, um dich zu retten, das weißt du doch!", sagte er mit heiserer Stimme.
Sirius kam es so vor, als würde James auf seine Worte reagieren, denn das ruhige Gesicht des Schlafenden verzog sich. In Sirius kam die Panik hoch.
Madam Pomfrey hatte gesagt, dass James nicht mehr lange zu Leben hatte. Aber was hieß das? Ein paar Tage? Stunden? Oder war seine Zeit jetzt gekommen? Würde James jetzt vor seinen Augen das Leben verlassen?
James Körper fing an leicht zu zittern und sein Gesicht war bereits schmerzverzerrt. Er krampfte seine Hände in das Bettlaken und stöhnte leise auf, die Augen immer noch geschlossen.
Sirius sprang auf und eilte aus dem Krankenflügel. Dumbledore und Pomfrey mussten doch noch in der Nähe sein, sie mussten James helfen.
Und tatsächlich fand er sie auch. Der alte Zauberer stand draußen und unterhielt sich, scheinbar sehr ernst, mit der Krankenschwester.
Das Entsetzten Sirius ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich an Madam Pomfrey wandte.
„Kommen Sie schnell, James, er…", er Sirius hektisch heraus und lief wieder zu seinem Freund zurück.
James kroch immer näher zur anderen Tür, etwas zog ihn magisch an. Die Kälte durchflutete schmerzend seinen Körper.
Je näher er der Tür kam, so hatte er das Gefühl, desto schwächer wurde er.
Doch er musste weiterkommen, irgendetwas tief in ihm rief nach ihm. Die Kälte wollte ihn holen kommen. Und er wollte sich ihr ergeben.
Er zitterte am ganzen Körper. Die Wärme war vollkommen aus ihm gewichen und es wurde immer dunkler um ihn herum.
Die Sonnenstrahlen wurden wieder schwächer. Wer immer vorhin auch da gewesen war, er hatte James nun verlassen.
Sirius Herz klopfte immer schneller, während er auf den Bericht von Madam Pomfrey wartete, denn sie untersuchte James gerade. Dumbledore begutachtete das Geschehen mit unergründlicher Mine.
„Es sieht sehr schlecht aus. Noch ein paar Minuten, mehr nicht.", durchbrach Madam Pomfrey die Stille mit leiser Stimme. Sie schaute betrübt zu Boden.
Es dauerte einige Augenblicke, bis Sirius ihre Worte realisiert hatte. In ein paar Minuten würde er seinen besten Freund verlieren. Ein Mensch, der wie ein Bruder für ihn war. Von dem er schon einmal getrennt wurde.
Und jetzt sollte er ein zweites Mal von ihm Abschied nehmen? Für immer?
„Nein! Nein dass kann doch nicht sein!", sagte Sirius aufgebracht. „Sie können ihn doch nicht einfach sterben lassen. Warum können Sie ihn denn nicht heilen? Verdammt, dass ist doch Ihre Aufgabe!", fügte er noch wütend hinzu, wobei er immer lauter wurde. Er schrie die Krankenschwester schon fast an.
„Beruhigen Sie sich, Mr Black." Dumbledores Stimme war leise, aber durchdringend. Seine warmen Augen ruhten auf Sirius.
Dieser verstummte Augenblicklich und schaute wieder auf James. Er schritt näher an das Bett seines besten Freundes heran und beugte sich herunter. Seine Hände krallten sich in James Hemd und er legte seine Stirn auf die seines schlafenden Freundes.
„Nein… das kann doch alles nicht wahr sein. Bitte… bitte geh nicht. James, hörst du mich? Verlass mich nicht… Das kannst du doch nicht tun.", schluchzte er und kniff die Augen zusammen.
„Du hast gesagt, unsere Freundschaft bleibt bestehen, egal was kommt. Du hast gesagt, du verlässt mich nicht…"
Sirius spürte die Tränen, die langsam seine Wangen herunter liefen. Er hatte seit Jahren nicht mehr geweint, doch nun war es ihm egal. Alles war ihm egal, seine Gedanken waren nur auf James gerichtet und er nahm alles um ihn herum nicht mehr richtig war.
„James…", flüsterte er, die Stimme versagte ihm allmälig.
„Geh nicht…"
