„Once more I say good bye to you – things happend but we don't really know why"
- Bullet for my Valentine / All these things
Part V
Die Person war wieder zurück. So dicht bei ihm hatte James sie noch nie gespürt. Ein kleiner Windhauch zog durch den Gang. Fast wie der Atem eines Menschen.
Er hörte wieder die Stimmen, welche versuchten, in seinen Kopf einzudringen.
Sie riefen ihn. Er solle nicht gehen.
Doch James wollte gehen.
Er kroch weiter zur Tür, warum, dass wusste er nicht mehr. Er ergab sich einzig und allein dem Drang in seinem Körper, der ihn zu der Tür zog.
James…
Jemand hatte seinen Namen gerufen. Auf diese Stimme reagierte James. Er richtete sich auf und starte zur anderen, weit entfernten Tür. Dort leuchteten wieder die Sonnenstrahlen.
James kniff geblendet die Augen zusammen.
Auf einmal war er sich nicht mehr sicher, wo er eigentlich hinwollte. Wo er hingehörte.
Gerade eben war er noch vollkommen überzeugt gewesen, welche Türe die richtige für ihn war.
Doch jetzt schien auf einmal wieder alles vollkommen anders.
Sirius vergaß alles um sich herum. Tränen liefen seine Wangen entlang und tropften auf James Gesicht. Nun sah es so aus, als ob beide weinen würden.
„Es gibt noch eine Möglichkeit ihn zu retten." Dumbledores Stimme war leise aber doch durchdringend.
Sirius schaute langsam zu seinem ehemaligen Schulleiter. Die Worte schienen ihn nur ganz langsam zu erreichen, doch sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er sie verstanden hatte.
Dumbledore trat näher.
„Es gibt einen sehr schweren Zauber, der, wenn er korrekt ausgeführt wir, zwei Seelen miteinander vereinigen kann. Doch dies kann nur geschehen, wenn beide Seelen eine starke Verbindung zueinander haben, ob durch tiefe Freundschaft oder familiäre Bindungen. Es scheint mir, als wäre dieser Zauber der einzige Weg, Mr Potter zu retten.", sagte der alte Zauberer, den Blick auf Sirius gerichtet.
„Und warum sagen Sie mir das erst jetzt?", schrie Sirius aufgebracht.
Dumbledore seufzte.
„Mr Black, ich muss sie warnen. Es ist kein einfacher Zauber. Wenn irgendetwas dabei schief geht, dann kann es womöglich passieren, dass keiner von euch beiden überleben wird."
Sirius sprang auf und ging schnellen Schrittes zum Schulleiter.
„Ich würde alles, wirklich alles dafür tun, um James zu retten, dass wissen Sie. Bitte bringen Sie mir diesen Zauber bei. Schnell! Sie wissen doch, dass wir keine Zeit mehr haben.", sagte der junge Black verzweifelt und fuchtelte stark mit den Armen.
Dumbledores Augenbrauen zogen sich zusammen, während er Sirius mit ernstem Blick anschaute.
„Nun gut, Mr Black. Aber zuerst sollten sie wissen, dass der Zauber einige, nun ja, Nebenwirkungen mit sich bringt. Von dem Augenblick, an welchem sich die Seelen verbinden, werdet ihr zwar noch ihr selbst sein, doch sobald einer von euch krank oder verwundet wird, wird dies automatisch auf den anderen übertragen. Verstehst du, was ich meine?"
Sirius nickte nur und zog seinen Zauberstab.
„Sagen sie mir den Zauberspruch.", befahl er schon fast.
Madam Pomfrey untersuchte James in der Zwischenzeit wieder.
„Wenn Sie noch irgendwas machen, dann sollten Sie es bald tun, uns läuft die Zeit davon!", sagte sie mit mürrischer Stimme.
„Dann passen Sie jetzt auf, Mr Black. Sie müssen sich konzentrieren, ich kann Ihnen da leider nicht bei helfen. Gehen Sie zu Mr Potter und nehmen sie seine beiden Hände in Ihre. Konzentrieren Sie sich auf ihn und versuchen Sie ihn zu spüren. Wenn sie glauben, dass Sie soweit sind, sagen Sie laut und deutlich animi coniungo." Dumbledore sprach schnell, aber verständlich. Man konnte die Sorge um die beiden jungen Zauberer aus seiner Stimme heraushören.
Sirius eilte wieder an James Bett und tat genau das, was Dumbledore ihm gesagt hatte.
James' Hände zitterten immer noch, doch Sirius versuchte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er schloss die Augen und spürte James Wärme auf sich übergehen. Sie durchflutete ihn je länger er sich auf seinen Freund konzentrierte.
Er sah ihn vor sich, sah sein lächeln, hörte seine Stimme ganz tief in seinem Kopf.
Sirius hatte James noch in genauer Erinnerung, er wusste, wie er sich bewegte, wie er lachte, er hatte das Gefühl, seinen besten Freund auch nach zwei Jahren Trennung immer noch genauestens zu kennen.
„Animi coniungo!"
Die Wärme wurde immer stärker, erreichte James trotz des weiten Abstandes mühelos.
Er spürte die vertraute Person immer deutlicher, hörte seine Stimme immer klarer.
Ihm wurde mit einem Mal bewusst, wer es war.
„Sirius…"
James Stimme war nur schwach, aber in ihm wuchs die Kraft. Sirius war da, Sirius, sein bester Freund. Er würde ihm helfen, er würde ihn hier herausholen.
James nahm seine ganze Kraft zusammen und stand auf.
Langsam, Schritt für Schritt, ging er auf die leuchtende Tür zu. Er konnte nur noch ihre Umrisse ausmachen, denn sie war überflutet von Sonnenstrahlen.
Die Wärme breitete sich nun vollkommen in ihm aus, füllte jeden Platz seines Körpers. Sie war nicht mehr unangenehm, sondern fühlte sich vertraut an. Die Wärme war Sirius.
James erreichte die Türe, legte seine Hände auf die Klinke und drückte herunter.
Das letzte, was er in diesem Korridor noch vernahm, waren die Worte „Animi coniungo."
Alles um ihn herum wurde hell, er schloss automatisch die Augen, doch das Licht wurde nicht schwächer. Ein eigenartiges Gefühl machte sich in ihm breit, sein Körper fühlte sich an, als würde er schmelzen. Er versuchte, zu atmen, doch es ging nicht. Sein Kopf dröhnte und drohte zu explodieren.
Und schlagartig hörte alles wieder auf. Es wurde wieder dunkler um ihn herum, seine Lungen füllten sich mit Luft und sein Körper entspannte sich.
James öffnete die Augen und sah direkt in die von Sirius'.
