liz: Das mit den Koffern schafft Nick schon alleine.
An einem kleinen Flughafen irgendwo in der Pampa von Kentucky ließ Nick die Koffer in den Kofferraum eines Mietwagens gleiten. Er war erleichtert, dass sie nach einigen Stunden Flug endlich angekommen waren. Obwohl es warm war, fror er, da Sara und er eindeutig wärmeres Klima gewöhnt waren.
Er fragte sich, ob es morgen früh wärmer werden würde. Als er fertig war, drehte er sich zu Sara um. „Und, wo geht es jetzt hin."
Sara ging zur Fahrertür des Wagens und antwortete: „Ein paar Meilen von hier ist ein Hotel. Ich denke, wir sollten erst einmal schlafen, bevor wir richtig loslegen." Dann stieg sie ins Auto.
Nick wusste genau, dass sie meinte, ich denke du solltest erst einmal schlafen, bevor wir richtig loslegen. Es war ihm nämlich klar, dass sie garantiert nicht müde war. Schließlich war es keine drei Tage her, dass sie zum letzten Mal geschlafen hatte.
Ohne diese Tatsache jedoch zu kommentieren stieg er auf den Beifahrersitz und ließ sie losfahren.
Sara musste nicht einmal auf die Karte gucken, um den richtigen Weg zu finden. „Hast du die Karte von Kentucky auswendig gelernt?", fragte Nick verwundert.
Sara blickte von der Straße und ihn direkt an. „Wenn ich was mache, dann richtig. Ich habe gesagt, ich kümmere mich um die Reiseroute, also tue ich das auch." Sie richtete ihren Blick wieder auf die dunkle Straßenspur.
Nick musste lächeln. Sie hatte Recht, sie hatte es richtig gemacht. Es war schon fast gruselig, wie gut sie sich auskannte.
Nick schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit. Er konnte die Felder um ihn herum gerade noch sehen. Seitdem sie aus der Stadt raus waren, wiederholte sich der Anblick permanent. Felder, Felder soweit das Auge reichte. Es erinnerte ihn an zu Hause.
„Dauert es noch lange, bis wir bei diesem Hotel sind? Du hast gesagt, ein paar Meilen und mittlerweile fahren wir schon zwei Stunden.", stellte Nick fest und hoffte, dass er nicht wie ein Kind klang, dass es kaum noch erwarten konnte, anzukommen.
Sara hob ihre Hand und zeigte auf eine leuchtende Tafel vor ihnen. „Nein, wir sind gleich da."
Als sie näher kamen konnte Nick die großen Buchstaben zu Worten zusammenfügen: Road Inn
„Warte mal, wir steigen in einem Hotel ab, was Road Inn heißt?", fragte Nick etwas unsicher.
Sara lächelte ihn an. „Ja, hast du ein Problem damit?"
„Ich weiß ja nicht, wie du es siehst, aber diese Hotels sind meistens nicht gerade, wie soll ich sagen, ansehnlich.", versuchte Nick ihr zu erklären.
Saras Lächeln wurde noch breiter. „Komm schon, Nicky. Das wird ein Spaß. Es gehört einfach dazu, dass man in solchen Hotels absteigt, wenn man mit dem Auto durch ein Land reist."
Nick zog die Augenbrauen hoch. „Wenn du meinst. Aber beschwer dich am Ende nicht."
Sara bog auf das Gelände des Hotels ein. Als Nick aus dem Wagen aussteigen wollte, hielt Sara ihn auf. „Warte noch."
Nick wartete geduldig und konnte beobachten, wie Sara in ihrem Rucksack rumwühlte und nach längerer Zeit eine Kamera aus der Tasche zog. Es dauerte nicht mehr lange, bis sie die Aufnahmetaste betätigte und geradewegs auf Nick zielte.
„Heute ist der 26. April und wir sind hier in Kentucky. Irgendwelche Kommentare bis jetzt?", fragte sie direkt an Nick gewand.
Nick war im ersten Moment überrascht. Er hatte auch darüber nachgedacht, eine Kamera mitzunehmen, hatte sich aber dagegen entschieden, da er nicht wusste, ob Sara es unangenehm war, nach der ganzen Sache mit George Madison, gefilmt zu werden.
Aber anscheinend hatte sie kein Problem damit ihren gemeinsamen Urlaub für die Ewigkeit festzuhalten.
„Ja, ich habe Kommentare.", begann Nick, „Erstens, Sara nimmt mehr Gepäck auf eine Reise mit, die nebenbei bemerkt nur zwei Wochen ist, als ich in meiner ganzen Wohnung besitze."
Sara unterbrach ihn: „Das liegt nur daran, weil dein ganzer Krempel bei mir ist."
Nick rollte mit den Augen und fuhr fort: „Zweitens, sie liebt es in einem Hotel abzusteigen, was Road Inn heißt."
„Bist du fertig?", fragte Sara gespielt genervt. Sie stieg aus und drehte die Kamera auf sich. „Nick weiß nur nicht, was dazu gehört, wenn man durch Kentucky reist. Und das, obwohl er aus Texas kommt."
„Hey, das habe ich gehört.", ertönte Nicks Stimme.
Sara musste grinsen. Dann drückte sie die Stopptaste und ging Nick mit den Koffern zur Hand.
Es dauerte nicht lange, bis sie ein Zimmer hatten. Nick musste zugeben, dass es nicht so schrecklich war, wie er es sich vorgestellt hatte.
„Und, ist das jetzt so schlimm?", fragte Sara.
Nick schüttelte mit dem Kopf. „Auch wenn der Typ an der Rezeption nicht den Anschein macht, aber es gibt schlimmere Orte."
„Dann ist ja gut. Auch wenn der Typ wirklich gruselig war. Wir sollten auf jeden Fall die Tür abschließen.", antwortete Sara und ließ sich auf das Bett fallen. Es war ziemlich bequem.
Im nächsten Moment machte sie eine Entdeckung. „Nick, hast du mal einen Vierteldollar?", fragte sie aufgeregt.
Nick blickte sie verwundert an, gab ihr aber das Geld. Sara steckte den Vierteldollar in eine Box und das Bett fing an zu vibrieren. „Wie cool.", stellte sie fest.
Nick packte sich neben ihr aufs Bett. „Das ist wirklich cool."
