„Ich habe sie gefragt.", teilte Nick Warrick stolz am Telefon mit.

Warrick war fassungslos. „Du verarschst mich. Die Kleine wird tatsächlich Mrs. Stokes?"

„Hey, denkst du, darüber mache ich Witze?" Warrick konnte hören, wie Nick grinste.

„Wo ist die Glückliche. Ich will ihr sagen, was für einen riesigen Fehler sie macht, wenn sie

dich heiratet, obwohl sie mich haben kann.", reizte Warrick ihn.

„Sie hat zu mir ja gesagt und nicht zu dir, okay?", antwortete Nick gereizt.

Warrick beruhigte ihn wieder: „Ich weiß, es war doch nur ein Scherz. Rege dich nicht auf,

Mann."

„Entschuldige. Es ist nur, ich kann es immer noch nicht richtig fassen.", erklärte Nick sein Verhalten.

„Schon gut, also kann ich jetzt mit Sara reden?", fragte Warrick noch einmal.

Nick blickte sich um. Er stand auf dem Parkplatz vor dem Hotel und benutzte das Münztelefon. „Geht nicht, sie schläft noch. Aber wenn du willst, kann ich ihr sagen, dass sie dich zurückrufen soll.", schlug Nick vor.

Warrick schüttelte mit dem Kopf. Erst danach wurde ihm bewusst, dass Nick ihn nicht sehen konnte. „Nein, ist schon okay. Ich werde ihr gratulieren, wenn ihr zurück seit."

Nick hörte ein Piepen in der Leitung. „Warrick, mein Geld ist gleich alle. Ich rufe dich später wieder an."

„Ja, Mann. Ich muss sowieso etwas für mein Geld tun. Seit ihr weg seid, müssen Cath und ich die doppelte Menge an Fällen bearbeiten.", in seiner Stimme klang die Müdigkeit deutlich mit.

„Wir kommen ja bald wieder.", erwiderte Nick. Dann war die Leitung tot.


„Sara?", weckte Nick sie leise.

Sara schreckte aus dem Schlaf. Im ersten Moment sah er einen Blick. Dieser war voller Angst.

„Hey, ist alles in Ordnung?", fragte er sanft.

Sara strich sich über die Augen. „Ja, tue das nur nie wieder."

Erst jetzt merkte Nick, wie sie zitterte. „Schlecht geschlafen?", fragte er besorgt.

Sara zog die Decke näher an sich. „Nein, eigentlich haben ich sehr gut geschlafen."

Ihr Blick fiel auf den Ring an ihrer Hand und sie musste plötzlich lächeln. Sie war seit langer Zeit wieder richtig glücklich. Und Nick war der Grund dafür.

Sie schlug die Decke zurück und Nick krabbelte ins Bett. Er legte seinen Arm um sie und sie ihren Kopf auf seine Brust.

„Hast du dir schon überlegt, wie und wo du heiraten willst?", fragte Nick.

Sara dachte darüber nach. „Du meinst, ich darf mir das allein aussuchen?"

Nick lachte leise. „Ja."

Sara war begeistert. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal etwas aussuchen durfte, was nicht nur sie alleine betraf.

„Ich will in Vegas heiraten. Aber nicht in einer dieser Kapellen für Touristen.", sagte Sara.

„Was, du willst nicht von einem Alien getraut werden oder von Elvis? Ich bin schockiert.", erwiderte Nick im neckischen Ton.

„So verlockend es auch klingt, aber nein.", gab Sara zurück. „Ich will in der Wüste heiraten."

Nick strich ihr langsam über den Arm. „Okay."

„Ich will aber kein Kleid anziehen, wo drin ich aussehe, wie ein Sahnehaufen.", stieß Sara hervor, im Tonfall eines Kindes.

„Du bist die Braut. Meinetwegen musst du gar kein Kleid anziehen.", neckte Nick sie.

„Oh ja, das würde dir so passen."


Das Auto war endlich repariert und die Reise konnte weitergehen. Trotz der anfänglich schlechten Erfahrung würde Sara diesen kleinen Ort immer in guter Erinnerung behalten. Es war der Ort, an dem sich ihr Leben verändert hat.

Aber sie war glücklich, dass es endlich weiterging. Sie hatten durch diese Autopanne einen ganzen Tag verloren. Den wollte sie unbedingt wieder aufholen.

„Nicky, du musst rechts abbiegen.", wiederholte Sara zum dritten Mal. Sie waren auf einer kleinen Straße, auf der weit und breit niemand anderer war.

„Sara, es gibt hier nichts zum Rechtsabbiegen.", erwiderte auch Nick zum dritten Mal infolge.

Langsam wurde Sara genervt. Es regnete immer noch und wie es aussah, würde sich das in den nächsten Stunden auch nicht ändern.

Hinzukam, dass sie schon seit Stunden unterwegs waren und noch kein Ziel vor Augen hatten. „Nicky, jetzt bieg bei der nächsten Abfahrt endlich rechts ab.", sagte sie gereizt.

Nick hatte genug. Er machte eine Vollbremsung und brachte den Wagen so innerhalb von Sekunden mitten auf der Straße zum Stehen.

„Steig aus.", forderte er Sara auf, als er selbst seinen Anschnallgurt löste. Er öffnete die Tür und wiederholte seine Worte.

„Was soll das?", fragte Sara verwirrt, aber deutlich wütend. Auch sie stieg nach zweimal durchatmen aus.

Sie ging auf Nick zu, der einige Meter vom Auto weg stand. Als sie bei ihm war, fing er an zu sprechen: „Guck dich um, okay. Wir fahren seit mindestens zwei Stunden auf dieser bescheuerten Straße und es gibt nichts zum abbiegen. Also hör auf."

Sara wurde noch wütender. „Es gab bestimmt schon zwanzigmal die Gelegenheit abzubiegen. Außerdem befahren wir diese Straße doch nur solange, weil du schleichst wie eine Schnecke. Und hör gefälligst auf mich anzuschreien.", schrie Sara als Antwort.

„Oh ja, es liegt alles an mir. Vielleicht solltest du besser die Karte lesen. Du liest ja nicht einmal eine Karte. Du hast alles auswendig gelernt. Das kann sich doch kein Mensch merken.", trotz seiner Wut schwang auch Bewunderung in seiner Stimme.

Sara ballte ihre Fäuste und bemerkte dabei ihren Verlobungsring. „Weißt du was, Nicky? Das muss ich mir nicht anhören.", sagte sie leise und ging wieder zurück zum Wagen.

„Oh ja, lauf nur weg. Das tust du ja immer, sobald es auch nur einen Moment schwierig wird.", rief Nick ihr nach.

Sara drehte sich um. „Das sagt Mr. Ich- wurde- als- Kind- vergewaltigt- und- sage- erst- zwanzig- Jahre- später- etwas."

Als sie Nicks Gesichtsausdruck sah, wusste sie, sie hatte ihn mehr verletzt, als er jemals für möglich gehalten hatte. „Das muss ich mir nicht antun.", sagte diesmal Nick leise.

„Nick, ich… es tut mir leid.", versuchte Sara sich zu entschuldigen.

Nick sah sie mit so traurigen Augen an, dass Sara merkte wie ihr Tränen die Wangen feuchteten.

„Sara, lass es einfach.", unterbrach Nick sie.

Er ging ohne ein weiteres Wort zum Auto und setze sich wieder hinters Steuer.

Sara blieb noch einen Augenblick stehen. Sie musste tief durchatmen. Als sie instinktiv nach ihrem Verlobungsring griff, fragte sie sich, ob Nick und sie nicht glücklich sein sollten.

Eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie es waren. Und Sara wusste, dass diese Stimme Recht hatte. Wie hieß es doch: In guten, wie in schlechten Tagen.

Sie wusste auch, dass sie ihn auf jeden Fall heiraten würde. Sie liebte ihn. Und sie musste das wieder in Ordnung bringen. Nur nicht jetzt. Sie war zu wütend.

Als sie zum Wagen zurückging, wischte sie sich die Tränen von den Wangen.

Die weitere Fahrt verlief in Schweigen.