Kapitel 6

Ein neues Kapitel, ein neues Glück. Wer hat noch nicht, wer will noch mal.

Ja, sehr richtig: ich habe immer noch nicht aufgegeben. Es gibt mich noch -D

Wieder gehört Nintendo nicht mir, ebenso wenig wie der Rest der Welt. Aber ich übe ja auch noch.

Gegen Mittag erreichten Link und Zelda die Stadttore von Silena. Die prächtige Handelsstadt ähnelte sehr Hyrule Markt. Graue Pflastersteine, hohe Fachwerkhäuser und ein prächtiger Markt voll von Kaufleuten und Käufern. All dies kannte man von Silena. Der Ruf der Stadt als Handelszentrum ist auf allen vier Inseln bekannt und von überall strömt man her, um an seltene Ware zu gelangen. Link lief das letzte Stück an Eponas Seite. Sie erreichten das große Eisentor, welches in die Stadt führt und werden dort von vier Wachen empfangen. Zwei weitere macht Link jeweils in den Mauertürmen aus.

„Halt Fremder!" schreit einer der Männer, dessen Kleidung ihn von den anderen abhebt. Mit der Feder an seinem Helm verrät er Link, dass er der ranghöchste Offizier der Gruppe ist.

„Absicht oder Grund deines Aufenthalts!" Die anderen drei Männer haben ihre Lanzen fest um griffen und nach vorne gerichtet. Zelda schaut erst zu Link und dann zu den Termianern.

Link hebt beide Hände um zu versichern, dass er sie nicht angreifen will. Er zeigt mit der linken Hand auf Zelda und sagt zu dem Offizier: „Mein Name ist Link, diese Dame ist die Prinzessin von Hyrule und wir sind hier um zu heiraten!" Zu spät wird ihm die Bedeutung seiner letzten Worte klar und er schüttelt hochrot den Kopf, als der Offizier ihn entsetzt anstarrt. Link versucht eine Erklärung abzugeben, doch wenn er nervös ist versteht man kein Wort vom Gestammel des Helden. Zelda beginnt erst leise, dann lauter zu lachen. Schließlich steigt sie vom Pferd und verkreuzt ihre Hände vor ihrem Schoss.

„Meine werten Herren. Die gegebene Situation lässt sich leicht erklären: Wir waren mit einer Kohorte meines Vaters auf den Weg nach Termina, als uns eine Schlammlawine überrollte. Wir sind die einzigen Überlebenden der Gruppe. Und wie Sir Link es gerade richtig ansprach, mein Name ist Zelda, Kronprinzessin von Hyrule und ich denke ich werde im Schloss erwartet." Und alle Aufmerksamkeit ist die ihre. Zelda hat die Worte mit einer so unglaublichen Ausstrahlung und Ruhe gesprochen, dass es niemand auch nur wagt ein Wort des Zweifels zu erheben.

„Das meinte ich doch." Fügt Link hinzu. Der Offizier tritt kurz zurück zu seinen Männer und bespricht etwas mit ihnen. Dann wendet er sich zu dem von ihm aus linken Turm und gibt ein Handzeichen. Ein Mechanismus wird in Kraft gesetzt und die schweren Tore beginnen sich langsam und mit einem lauten Karren zu öffnen. Einer der Soldaten sprintet los.

„Hoheit, ich bitte euch der großen Handelsstrasse bis zum Schloss zu folgen. Eure Ankunft wird angekündigt sein, wenn ihr dort eintrefft." Und er verbeugt sich standesgemäß mit einem Schritt rückwärts.

Zelda dankt ihm durch ein königliches Nicken und Link greift nach Eponas Zügeln und führt die Stute in die Stadt herein.

Für beide ist es das erste Mal in Silena, denn diese Stadt existiert von nicht allzu lang. Vor gerade fünf Jahren wurde der erste Grundstein gelegt und sie gilt heute als die modernste und schönste Stadt. Link führt seine Stute sichern durch die Menge von Händlern und Marktfrauen, vorbei an den Hühner oder Blumenständen. Zeldas Augen leuchten vor Begeisterung über das Treiben der Termianer. Die Termianer scheinen ein hoch entwickeltes und kreatives Volk zu sein. Jedenfalls lässt das die Kleidung und die Architektur der Stadt erahnen. Doch eine Sitte dieses Volkes springt Link in die Augen. Er sieht überall nur Frauen mit Kopftüchern, die meisten verstecken sogar ihre Gesichter hinter Tüchern, wie er es von den Gerudos kennt. Keine der Frauen schaut ihn an, sondern er sieht nur wie sie mit weiten Augen auf die Prinzessin hinter ihm starren und zu tuscheln beginnen.

Er schaut auf die andere Seite der Marktstrasse und dasselbe Bild ist vor seinen Augen. Er dreht sich um zu Zelda und fragt sie, ob sie etwas von den kulturellen Eigenheiten der Termianer wüsste. Doch die Prinzessin verneint dieses.

Auch ihr war diese Kopftuchgeschichte aufgefallen.

Endlich am Ende der Marktstrasse angekommen für der Kopfsteinweg auf eine kleine Allee mit blühenden Ziersträuchern und letztendlich zu den Toren des Schlosses. Ein hastig ausgerollter roter Teppich, feierlich gekleidete Soldaten und einige Trompetenjungen stehen und warten auf Zelda.

Gerade als Link mit ihr über den weißen Kiesweg das Eingangstor zu Schloss erreicht hat und im Begriff ist die Prinzessin aus dem Sattel zu heben (eben Gentleman-like) öffnen sich schlagartig die Tore, die Trompeten ertönen und eine Gruppe von nochmals zwanzig Soldaten , gefolgt von etwa zehn schwarz gekleideten Männern und schließlich den anscheinend Blaublütigen.

So schnell sich die Tore öffneten, so schnell nimmt jeder seine Position ein. Dann schreitet ein hochgewachsener, bärtiger Mann mit einer Krone auf dem Kopf heran. Er scheint so um die vierzig Jahre alt zu sein, hinter ihm schlürft eher abwesend ein jüngerer Termianer, ebenfalls reich gekleidet.

„Seine Hoheit König Agamon von Horatio der II., von Termina und sein Sohn der Prinz Lenym von Horatio." Schreit einer der Trompetenjungen.

Link hebt Zelda aus dem Sattel und setzt sie neben sich ab. Einer der schwarz gekleideten Männer tippt ihm auf die Schulter und fordert ihn auf sein Schwert abzugeben.

„Prinzessin Zelda, " sie stellt sich mit geschlossenen Füßen und verkreuzten Armen in die Mitte des roten Teppichs.

„Es ist lange her, dass ich euch sah." Der König stellt sich vor die zierliche Hylianerin und lächelt sie freundlich an.

„Es tut mir leid, was euch widerfahren ist. Ich hoffe, ihr seid nicht verletzt." Beteuert der König und mustert seine zukünftige Schwiegertochter. Sie weist dies ab und versichert es ginge ihr gut. Dann tritt der König zur Seite und stellt seinen Sohn der Prinzessin vor. Lenym ist ein großer und gesunder Mann mit dunklen Haaren und dunklen Augen. Er hat feine Gesichtszüge. Doch Zelda wird von seinem starren Blick getroffen. Der Prinz scheint sich genauso wenig wie sie auf dieses Treffen gefreut zu haben. Er verbeugt sich höflich vor ihr und küsst ihre Hand, wie es das Protokoll verlangt.

„Ich hoffe, bis auf eure Unannehmlichkeiten hattet ihr eine gute Reise?" sie antwortet mit einem einfachen ja. „Wir haben euch ein Zimmer und Bedienstete bereitgestellt. Für frische Kleidung werden wir ebenfalls sorgen." Zelda nickt höfflich und schaut zu dem Prinzen hinauf, doch sie kann genau sehen, dass er eigentlich durch sie hindurch schaut. Vielmehr scheint seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet zu sein.

„Das ist die letzte Warnung!" schreit plötzlich einer der schwarzen Männer. Zelda und Lenym, sowie der König und jeder andere schauen erschrocken auf und sehen, wie Link sich energisch weigert sein Schwert abzugeben.

„Wer ist dieser Mann?" fragt der König erbost und warum führt er eine Waffe mit sich in meiner Nähe? Wachen!" Zelda bekommt Panik und eilt schnell zu Link. Der Elf steht mit gezücktem Schwert von Termianern umrundet, als die Prinzessin zu ihm stößt. „ Das ist ein Missverständnis!" schreit sie und stellt sich rechtfertigend vor Link mit ausgebreiteten Armen. „Dieser Hylianer gehört zu mir!"

Der König befielt den Wachen die gezückten Waffen sinken zu lassen und fragt aufgebracht: „Prinzessin Zelda, wie könnt ihr es wagen einen bewaffneten Fremden mit ins Schloss zu bringen. Er ist nicht einmal Soldat!"

„Eurer Hoheit, " ihre eben noch leise Stimme scheint sich erholt zu haben. „ Ich versichere euch, dass dieser Hylianer, Sir Link, ein Vertrauter der königlichen Familie von Hyrule ist und als Freund gilt. Auch für euch. Zudem verdanke ich ihm alleine auf dieser Reise mehr als einmal mein Leben und er wurde mir von meinem Vater als Leibwache gestellt." Viele misstrauische Blicke treffen das Paar.

„Ich denke mal, dass heißt soviel wie nicht willkommen für mich." Flüstert Link. „Dieser da?" Zelda lässt ihre Arme wieder sinken, als die Wachen ihre Waffen wegstecken und von ihnen zurücktreten. Sie wendet ihren Blick in Richtung Link und schaut ihn fragend an. Der Hylianer hebt seine Augenbraue.

„Ja, dieser da." Antwortet Zelda schließlich und schaut genau wie Link zu Lenym hinüber. Der Prinz von Termina steht, wo die Prinzessin ihn eben überstürzt hatte stehen lassen und schaut zu ihnen herüber.

Sein seltsamer Blick lässt Link nachdenklich werden, denn er schaut so gleichgültig wie auch gleichzeitig erzürnt.

König Agamon beendet das unsichere Schweigen und fordert eine Bedienstete auf die Prinzessin zu ihrem Zimmer zu führen. Dann dreht sich sein Blick zu Link, der seelenruhig erst jetzt sein Schwert wegsteckt.

„Sir Link war das?" fragt der König und räuspert sich. Der blonde Hylianer nickt stumm. „Für euch werde ich auf der Stelle ein Zimmer in den Soldaten-Baracken einrichten lassen." Links Augen verfinstern sich. Seine Mimik verspannt sich und er ballt eine Faust. „Wie ihr meint, eurer Hoheit." Ein zufriedenes und siegreiches Lächeln legt sich um den bärtigen Mund des Mannes.

„Prinzessin, wir sehen uns beim gemeinsamen Abendessen." Verabschiedet sich der König und dreht sich um. So schnell wie er kam, verschwindet er auch wieder mit seinen Bediensteten in das Schloss.

„Ich denke mal, dass war so eine Art: Du Trampel bist hier nicht willkommen." Kommentiert Link, nachdem der König verschwunden ist.

Die beiden Hylianer stehen nun wieder fast allein bis auf den Prinzen auf dem roten Teppich. Ein laues Lüftchen weht um die drei Gestalten, die sich nur anstarren und anschweigen.

Dann schlendert Lenym langsam, auf eine Art gelassen und gleichgültig auf die beiden Hylianer zu.

Doch diesmal gilt seine Aufmerksamkeit Link statt der Prinzessin.

„Ich will nur ein klar stellen," spricht der Prinz ruhig zu dem Hylianer. „Ich trage keine Schuld an dieser Situation." Die letzten Worte klingen aber nicht wie eine Entschuldigung. Denn sich zu entschuldigen deutet auf Sympathie hin.

„Doch ich will nicht mein Gewissen beruhigen, sondern euch beide vor Dummheiten beschützen." Der Prinz läuft an Link vorbei und verschränkt seien Arme hinter den Rücken. Einige dunkle Strähnen hängen ihm über die Augen.

Auf der Allee zum Schloss verlieren die Bäume langsam ihre Blätter. Ein erneuter kalter Windstoss reißt weitere Opfer von den Ästen.

„Ich weiß aus Büchern über die Traditionen in Hyrule bescheid. Termina ist da anders." Link schaut hinüber zu den Prinzen und versucht seinen Worten zu folgen. Der blonde Elf lächelt und wendet sich so herum, dass er neben dem Termianer steht.

„Inwiefern meint ihr, eurer Hoheit?" fragt Link und versucht denselben Punkt wie der Prinz zu fixieren.

„In Termina ist Ehebruch ein schweres Verbrechen und die Frau wird mit dem Tod bestraft." Zeldas Ohren werden spitz. Ihr Mund fühlt sich plötzlich zu trocken zum sprechen an. „Wie denkt ihr von mir?" fragt die Prinzessin leise. Sie streicht sich eine der blonden Strähnen nervös hinter das Ohr.

Lenyms Worte sind überraschend. „ Ich denke, dass keiner von uns auf lange Sicht die Gefühle verbergen kann. Weder ihr noch ich." Links Puls rast. Seine Handflächen beginnen zu schwitzen vor Aufregung.

Noch bevor Zelda dem Prinzen antworten kann, fängt sich der Held wieder und legt eines seiner

selbstbewussten Lächeln auf.

„Hoheit, ich versichere euch, wo nie etwas war, wird auch nie etwas sein. Schließlich ist sie die eure Frau. Und nun entschuldigt mich. Ich werde mein Lager erstmal aufsuchen, denn die Prinzessin ist bei euch in anscheinend sicheren Händen." Link verbeugt sich ohne die immer noch vor Schock schweigende Zelda auch nur anzuschauen, greift nach Eponas Zügeln und lässt sich von einem Stallburschen die Richtung der Ställe zeigen.

Lenym lächelte dem Elfen hinterher. Anscheinend lag er richtig, wie so oft.

„Nun Prinzessin," der Prinz wendet sich seiner zukünftigen Frau zu. Seine braunen Augen treffen die ihren blauen.

Ihr Gesicht ist blasser als vorhin. Besonders ihre Lippen haben das satte Rot verloren.

„Ich hoffe, dass wir beide uns in irgendeiner Weise engagieren können, denn weder du noch ich sind mit der Hochzeit einverstanden." Sie kann seinem intensiven Blick nicht länger standhalten und schaut zum Boden.

Einige ungepflegte Strähnen bedecken ihr Gesicht.

Lenym spürt ihr Unbehagen über seine Feststellung.

„Ich bin aber nun hier." Der Prinz ist überrascht die dünne Stimme der Prinzessin zu vernehmen. „Und wie ihr sagtet, keiner von uns ist glücklich über diese Situation. Aber gerade wir trage die Verantwortung." Wieder mit neuem Mut hebt sie ihren Kopf und seinen Blick.

„Du bedeutest mir nichts und trotzdem bin ich hier und werde dich heiraten. Vermutlich werden wir auch einen Thronfolger zeugen. Doch niemals um unser persönliches Glück willen, sondern nur aus Verantwortung." Und schreitet mit einem hocherhobenen Haupt in die Pforten des Schlosses. Einige Bedienstete laufen ihr eiligst hinterher, doch haben Mühe mit Schritt zu halten.

‚Könige werden geboren um Verantwortung zu haben, nicht um Glück zu suchen,' versichert sich Zelda in ihren stillen Gedanken.

Lenym steht immer noch vor den Toren seines Hauses, als sich ihm eine Bedienstete nähert. Sie verbeugt sich hinter ihm und adressiert den Prinzen formal. Er dreht sich mit einem glücklichen Funkeln in den eben noch regungslosen Augen zu dem Dienstmädchen. Sie ist etwa sein Alter, hat lange gewellte brauen Haare und grüngraue Katzenaugen.

„Ich habe mich den ganzen Tag nach deiner Anwesenheit gesehnt, Sekura." Lächelt er das Mädchen an. Sie erwidert sein Lächeln und untypisch für eine Unadelige schaut sie ihm direkt in die Augen.

„Ich dich auch, Lenym."