Kapitel 9

Und wieder einmal ist es soweit. Es geht weiter. Und nein, weder Nintendo, noch die Welt gehört mir.
Und ich verdiene hier dran auch kein Geld –seufz- auch nicht an den beiden Songtextausschnitten.

Viel Spaß

Someone told me ‚Love will all save us-
But how can that be, look what Love gave us-

A world full of killing, and blood-spilling, that
world never came.' (Hero, Chad Kroeger-Spiderman I )

Die Stute trabt mit langem Hals entspannt den Trampelpfad entlang. Epona hat ihre Ohren spitz nach vorne gerichtet und lauscht auf jedes noch so kleines Geräusch der termianischen Steppe.
Link sitzt teilnahmslos auf seiner Begleiterin und sieht die Steppe an sich vorbei ziehen. Trotz das es dunkel wird verspürt der Elf keinen Drang wieder ins Schloss zurück zu kehren. Vielmehr atmet er tief ein und spürt, dass die Luft hier draußen viel freier ist als am Hof.

‚Vielleicht sollte ich jetzt einfach wieder nach Hyrule reiten?' fragt Link sich und hält die Arme verschränkt vor der Brust. ‚Doch würde es etwas bringen jetzt wegzulaufen?' Seine dunkelblauen Augen schauen in die Ferne nach Hyrule und er beobachtet wie der Mond langsam hinter dem Todesberg erscheint.
Ein schauriges Gefühl durchläuft ihn, als er plötzlich an die Geschehnisse dem Termina der anderen Dimension denkt.
Epona wird langsamer und bleibt schließlich in mitten der Landschaft stehen. Sie wendet ihren Kopf nach hinten und schüttelt sich einige weiße Strähnen ihres Schopfes aus den dunklen Augen. Dann stößt sie ein leises Schnaufen aus und knabbert Link am rechten Stiefel. Der Reiter beugt sich im Sattel nach vorne und streicht der Stute über die Stirn.

‚Epona wird dir immer folgen, egal welchen Weg du wählst.' stellt Link stolz fest und treibt die Stute wieder
voran. ‚Für sie spielt es keine Rolle wer du bist:'

Es ist spät in der Nacht, als Link mit Epona wieder auf den Hof reitet. Der Atem der beiden friert bereits in der Luft. Tief hängende weiße Wolken schieben sich vor den Mond und lassen das blasse Licht kurzzeitig erlischen bis sie schließlich vorüber ziehen. Der blonde Hylianer zieht sich seinen Hut tief ins Gesicht und stülpt den Kragen seiner Tunika hoch. Epona trottet ihrem Herren treu bis zu den Stallungen hinterher.

Zum Glück hat die Nachtwache bereits die Fackeln an den Gemäuern und am Stall entzündet, ansonsten wüsste Link nicht wohin er gerade läuft.
Mit einem lauten Knarren schiebt der Hylianer die schwere Stalltür auf und betritt von seiner Stute gefolgt die dunkle Gasse des königlichen Stalls.
Hier und da ein leises Wiehern oder das Rascheln von Stroh kommt Link entgegen. Auch Epona wiehert leise einen ‚guten Abend' bis Link die einzig leere Box- Eponas Box- findet.
Da der kleine Ritt Epona etwas verschwitzt hat und er sie nicht nass in den kühlen Stall stellen will, dreht Link sich aus Stroh einen Wisch und beginnt Epona vom Hals abwärts trocken zu reiben. Die Stute genießt diese Extraaufmerksamkeit sichtlich und schaut fast schon vergnügt zu Link.

Ganz auf seine Arbeit konzentriert schreckt Link erschrocken um, als ihn eine Hand auf die Schulter fasst.
Aus Reflex greift sein linker Arm nach dem Schwert auf seinen Rücken, doch ein paar sanft gehauchte Worte lassern ihn aufatmen.

„Wo im Namen der Göttinnen warst du?" fragt die Prinzessin leise und zurück haltend. Sie hält eine Öllampe in der rechten Hand und hat etwas aus Stoff über denselben Arm gelegt. Mit einem dicken Umhang um die Schultern steht sie so ganz unschuldig dar und schaut ihn mit großen Augen an.
Link erinnert sich wieder an das Ereignis heute Vormittag und wendet sich stumm herum, um Epona weiter trocken zu bekommen.
„Redest du nicht mehr mit mir, Link?" Und wieder bekommt sie keine Antwort, sondern Link bleibt damit beschäftigt Eponas Beine abzureiben.
„Dann lass mich wenigstens helfen." Zelda stellt die Lampe auf eine nahe gelegene Kante und nimmt das Tuch vom Arm. Sie hockt sich wie Link auf die andere Seite der Stute und reibt das andere Vorderbein.

Sie sucht den Kontakt zu Links Augen, doch dieser ignoriert sie. „Wohin bist du geritten?" fragt Zelda leise.
Aber Link tut weiter so, als ob er nicht hören würde.
Link wird allmählich kalt und er bekommt ganz taube Finger.
Als Epona so weit trocken ist, holt Zelda eine der Pferdedecken und legt sie der Stute über, bevor Link hinter ihr die Stalltür sicher verschließt. „Warum ignorierst du mich?" Zelda lehnt sich mit den Händen nach hinten gegen die Stalltür von Epona und schaut hinüber zu dem anscheinend stummen Link, der sich die Hände warm reibt.

„Könntest du wenigstens den Grund nennen?" stürmisch schreitet sie zu ihm und packt ihn an der Schulter.
Link drückt sie weg und läuft ein paar Schritte weiter, um sie auf Abstand zu halten.

Zelda beißt sie fest auf die Unterlippe, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
„Wie kann man nur so stur sein?" zischt sie leise beim Ausatmen. Link dreht sie um und schaut sie erbost an.
„Gerade du, Prinzessin, bist die letzte die in dieser Hinsicht über andere urteilen kann!" bemerkt Link und dreht sich wieder mit einem kleinen Grinsen um, als er sieht das seien Worte die gewünschte Wirkung gezeigt haben.

Zelda steht dar und ballt beide Fäuste.
Einige blonde Strähnen fallen aus ihren Zopf über die Augen.
„Weißt du warum ich um diese Zeit noch hier unten herum geistere, Link?" Zeldas Stimme wird deutlich lauter. Sogar Epona schaut aus ihrem Trog auf zu der Quelle des Lärms.

Link dreht sich nicht herum. Er zeigt Zelda weiter seine Rückansicht. Doch dann spürt er, wie zwei schlanke Arme sich von hinten in der Dunkelheit um seinen Bauch schlingen und wie sein Triforceteil in der linken Hand wie verrückt zu pochen beginnt.
Zelda zieht in fest an sich und presst ihre Stirn gegen seinen festen Rücken.

„Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe", haucht sie gegen seine dünne Tunika. Ihr warmer Atem durchdringt den Stoff und versetzt im einen kalten Schauer den Rücken entlang.
Der Hylianer versucht die Fassung aufrecht zu erhalten, doch sein Atem wird immer unregelmäßiger. Mit einmal fühlen sich seine Füße so schwer. Sein Kopf scheint sich zu drehen.
„Danke, dass du bei mir bleibst. Ich weiß nicht, wie ich es hier ohne dich, ohne zu wissen, dass du da bist aushalten würde." Dann spürt er wie diese warme Erscheinung hinter ihm verschwindet. Doch Link ist noch nicht in der Lage sich zu rühren.
Er nimmt noch ein leises Rascheln war. Dann spürt etwas Gewicht auf den Schultern und hört wie Zelda den Stall verlässt.

Ich steh neben mir
ich glaub es einfach nicht
doch es ist wahr, du weichst meinen Blicken aus
und will ich mit dir reden
redest du dich raus
und ich weiß, wenn ich dich ansehe
kann ich nicht in dich reinsehen
und ich muss einsehen
du willst den Weg jetzt allein gehen
und ich weiß, kein Flehen hält dich davon ab
und ich weiß nicht ob ich dich je um was gebeten hab
doch hät ich einen Wunsch frei
jetzt und hier würd ich mir wünschen
Baby du wärst bei mir'
(Thomas D., ‚Du hast mein Herz geklaut')

Der Hylianer fasst sich teilnahmslos an die Schulter und stellt fest, dass es der lederne Umhang der Prinzessin ist, welchen er nun trägt. Es ist ein teures, weich gegerbtes Leder, bemerkt Link, als er den Umhang zwischen Daumen und Zeigefinger reibt. Ein angenehm süßlicher, nicht zu offensichtlicher Duft steigt aus dem Leder auf.
Es riecht nach dezentem Vanille und etwas Zimt.
Leicht betört geht Link zu der Öllampe und hebt diese auf, um seinen Weg zu seinem Bett anzutreten.

Aus der Stallgasse raus verschließt er den Stall und läuft langsam über den Hof hinüber zu den Baracken. Es sind fast unbemerkte Kleinigkeiten an ihr, die ihn ahnen lassen, dass sie sich wieder an fast alles zu erinnern beginnt.
Vor einigen Tagen meinte Zelda, dass sie manchmal nachts schrille Schreie hört und ihre linke Hand mit dem Triforceteil immer zu zittern beginnt.
Auch das immer ein Bild von einer verletzten Impa vor ihr erscheint.

Wie gesagt, Link bemerkt diese Kleinigkeiten, die ihr wieder einfallen. Dieselben, die er seit Jahren zu verdrängen versucht.
Denn nachdem sie ihn zurück geschickt hatte, um seine Kindheit zu erleben in Frieden und innerer Ruhe wie sie sagte, hatte sich nichts für ihn verändert.
Die Prinzessin hatte vergessen, dass der Held der Zeit nicht denselben Regeln und Gesetzen unterliegt, wie die üblichen Sterblichen. So befand sich Link damals im Körper eines Zehnjährigen, nur mit dem Verstand und den Gefühlen und Erinnerungen eines Siebzehnjährigen.
Viele Nächte lang kam Salia und tröstete den von Alpträumen geplagten Link, wenn er nachts schreiend und schweißnass in seinem alten Bett in Kokiri aufwachte. Denn nur sie verstand, was Link empfand.
Schließlich erinnerte sie sich als Weise des Waldes ebenfalls an den Zeitkrieg. Und wie alle Weisen plagten auch sie die Erinnerung an jene sieben Jahre- bis auf Zelda.

Doch keiner der Weisen kann sich bis heute erklären, warum die Prinzessin vergaß oder verdrängte. Sie war die Letzte die aus der alternativen Zukunft zurückkam. Und Impa erzählte, dass als die Prinzessin am Morgen in ihrem Bett aufwachte, sie sie anlachte als ob es niemals stattgefunden hätte.
Und Impa hatte an den Blick ihrer Stieftochter gesehen, dass sie keine Erinnerungen mehr hatte.
Nur im Laufe der Jahre kamen hin und wieder schlagartige Anfälle an Erinnerungen, und irgendwann setzte sich Impa mit Zelda zusammen und erklärte die Geschichte des Triforces und ihre Rolle.

Link war längst an seiner Bracke angekommen, als er sich nochmals zum Schloss umdrehte und hinauf zu dem Balkon sah, wo er das Zimmer der Prinzessin vermutete.
Er stößt einen kleinen Seufzer aus und lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Zelda hingegen sitzt auf ihrer Bettkante und beobachtet wie das Licht des Mondes und die dunklen Nachtwolken Schatten an die Wände zeichnen.
‚Wieder eine schlaflose Nacht', stellt sie fest und zieht sich einen dicken Morgenmantel über das Nachtkleid.
Alle Lichter in ihrem Zimmer sind erloschen, um den Anschein zu erwecken sie würde schlafen und nicht jede Nacht wie auf der Flucht wachend auf ihrem Bett sitzen seit dem sie hier angekommen ist.

Doch die zierliche Hylianerin findet einfach keine Ruhe. Es sind die Träume, welche sie jagen. Es ist all das Leid und der Tod, den sie in der alternativen Zukunft verursacht hat, der ihr Gewissen plagt.
Diese unglaubliche Schuld an tausenden von Tränen liegen ihr auf den dünnen Schultern und drohen sie zu zerbrechen. Es sind zu viele Bilder, um Details zu beschreiben, und zu wenig Worte um die Träume wieder zu geben.
Und jedes Mal die letzte Szene aus ihrer Träumerei ist das Bild, wie Link in einem blauen Lichtkegel verschwindet und wie Zelda alleine auf dem Todesberg steht.

Sie weiß nur noch, dass sie hier hoch gegangen sind um zu reden. Link wich nach dem Kampf gegen Ganon keine Minute von ihrer Seite, trotz seiner schweren Verletzungen.
Es dauerte Tage bis er das Bett wieder verlassen konnte, doch jedes Mal wenn Zelda den Raum verlassen wollte und Impa über Link wachen sollte, stellte er sich stur und versuchte ihr zu folgen. Allerdings hatte Impa genug schmerzhafte Argumente ihn im Bett zu behalten.
Dank seines Triforceteiles ging es Link schneller als einem normalen Hylianer wieder besser.
Dann erinnert Zelda sich nach wage an eine vertraute Stimme, die sie unter Druck setzt, aber ihr weder fremd noch beängstigend ist.
Sie dreht sich um zu der Stimme, nachdem Link verschwunden ist. Und empfindet dann nur noch Schmerzen in den Augen von einem hellen Licht.

Ihre Augen beginnen automatisch zu Tränen bei dieser Erinnerung, ihr Brustkorb schmerzt und ihre linke Hand glüht innerlich.
Vollkommen aufgebracht zieht sie die Beine an und setzt ihr Kinn auf ihre Knie. Wäre Impa hier, würde sie ihr jetzt etwas auf der Okarina vorspielen bis sie schläft. Doch die Shiekah ist weit weg in Hyrule und beginnt vermutlich gerade ihr eigenes Leben.
Und dann spürt Zelda auf einmal wieder diese andere Präsenz im Raum. Wie am ersten tag in Termina spürt sie, dass eine andere Seele nach ihr auf der Suche ist.

‚Sur …' Auch wenn sie weiß, dass es nicht Ruto ist, so fragt sich doch zögerlich indem sie Rutos Seelennamen flüstert.
‚Twen', Zelda erstarrt von einer Sekunde auf die andere und beginnt zu keuchen. Mit weit aufgerissenen Augen sucht sie im Raum nach etwas materiellem, von dem diese Präsenz ausgehen könnte. Doch ihre Augen finden nichts mit einer solchen Aura im Schlafzimmer.
‚Twen', Wieder ruft sie jemand bei ihrem Seelennamen. Es fühlt sich an, als ob jemand ihr Inneres nach außen stülpt. Doch es ist kein unbehagliches Gefühl, sondern ein eher beängstigend Vertrautes.

Sie kennt dieses Gefühl.

Es ist als ob ein Blitz durch sie fährt und drei Buchstaben brennen sich in ihren Verstand- Tam.
Und es ist dieses Tam, was sie bei ihren Sturz wieder gefangen hat.
Doch ihr fehlt der Mut dieses Wort auszusprechen. Sie weiß aus alten Schriften, dass es eine Kraft gibt die gar gegen die Götter arbeitet.

‚Soulnomia' – oder wie die Alten es umgangssprachlich nannten ‚Erkennen'- ist die Bestimmung oder die Zusammengehörigkeit zweier Seelen auf Erden.
Sie suchen einander in Raum und Zeit und wenn sie sich gefunden haben, und ihre Besitzer sich bei Seelennamen nennen haben sie sich erkannt, und nicht einmal die Zeit und der Tod können das ändern, denn die Kraft hinter dem Erkennen ist mächtiger als das Triforce.

Zelda weiß, dass wenn sie diese drei so unbedeutend erscheinenden Buchstaben laut ausspricht, sie erkennt. Und sie empfindet Furcht vor diesem Tam, zumal sie nicht spüren kann, wer oder was Tam ist.
‚Vielleicht ist es auch nur eine Legende?' versucht Zelda sich zu beruhigen. Vielleicht sollte man es auf einen Versuch ankommen lassen.
Andererseits galt das Triforce auch nur als Legende …

Sie beschließt sich in Sicherheit zu wiegen und schweigt. Auch wenn sie feststellen wird, dass es nicht vorbei ist mit einfachem schweigen.
Doch erstmal sitzt die Prinzessin von Hyrule und zukünftige Braut des Königs von Termina auf ihrem Bett und schaut hinaus zum Horizont, wo bereits wieder die Sonne sich in einem leichten rot-rosa über dem Wald ankündigt. Und die blonde Thronfolgerin lauscht wie der Ruf ihres Seelennamen leiser wird, bis sie wieder alleine im Raum ist.

Und alle Gedanken die sie über hat, nach dieser anstrengenden Nacht liegen bei einem gewissen jungen Hylianer, der nicht weit von entfernt von ihrem Bett schläft und von ihr träumt.
Zelda schließt kurz die Augen, immer noch mit angezogenen Beinen, und sieht das Abbild von Link vor ihren Augen. Er wartet auf sie, dass sie zu ihm kommt.

Doch ihre Verantwortung hält sie hier.

Vorbei ! Schön? Schlecht? Dick ? Doof?

Freue mich auf Reviews – bye Jo