Kapitel 14

Auf, auf in den Kampf! Lieber Leser, ich hoffe das du bereits alle Termine ab dem 14. Oktober abgesagt hast, um ein neues Kapitel im Land der Elfen und Feen aufzuschlagen. Denn ab jenen besagten Tag bestehen alle deine Aufgaben darin ein Land zu retten! Gruß an Fin!

Noch in derselben Nacht stürmt Link in seine Baracke, um zu packen. Ein sehr benommener Kafei lugt kurz unter seiner schweren Decke in das schummrige Zimmer hervor und murmelt: „Was machst du da, Link?" Doch der Hylianer antwortet nicht, sondern packt weiter hastig seine Sachen zusammen. Mit genervten Gebrumme hebt Kafei seinen Oberkörper und sieht noch wie Link gerade im Begriff ist die Türe nach draußen hin zu öffnen.

Der Hylianer sieht sich nochmals zu Kafei um und zwängt sich ein gedrungenes Lächeln auf.

„Ein guter Tipp an dich ,Kafei. Verlieb dich niemals. Es tut dir nur weh." Dann schlägt die Tür zu.

Schwer vermummt sattelt Link seine Stute und schwingt sich in den Sattel. Hastig nimmt er die Zügel auf und schaut nochmals hinterrücks zu einem bestimmten, schwach beleuchteten Fenster im ersten Stock. Mit zusammen gekniffenen Augen erkennt er wage die Umrisse einer Person, die zu ihm herab zu schauen scheint. Die ersten Flocken fallen vom inzwischen Nachtschwarzen Himmel auf das rotbraune Fell von Epona. Der Atem der Stute stößt in weißen Schwaden aus deren Nüstern. Dann reißt Link Epona herum und rammt seine Fersen in ihre Flanken, worauf die Stute in einem wilden Schneewirbel davon sprintet.

Zelda drückt ihre Hand gegen die eiskalte Fensterscheibe, als sie sieht wie Link davon reitet. Und irgendwann verschmilzt er am dunklen Horizont mit dem weißen Schneefall, der immer stärker vom Himmel kommt. Wieder wird sie von dem Gefühl der absoluten Einsamkeit erdrückt. Schwermütig schleift sie hinüber zu ihrem großen Bett und sinkt in das weiche Kissen.

Vielleicht wäre er geblieben,wenn sie ihm von Lenyms zukünftigen Plänen von Hyrule erzählt hätte? Vielleicht hätte er aber auch nur etwas Dummes getan, wie Lenym in seinem eigenen Schloss herauszufordern als der Held der er ist? Oder er hätte sie wie in einem Märchen mit auf sein Pferd genommen und sie wären dem Sonnenuntergang nach Hyrule entgegen geritten.

‚Ein schöner Gedanke!'

Die gesamte Nacht malt sich die Prinzessin die Wenn und Abers aus. Und erst die winterlich blasse Sonne am Horizont lässt sie wieder Herr ihrer eigenen Gedanken werden.

Eine Woche noch bis zum Fest der drei Göttinnen!'

Als Kind hatte die Prinzessin schon zum Beginn der vierten Jahreszeit damit begonnen auf diese drei Festtage hinzufiebern. Am ersten der Tag, den Tag der Din, begann man damit das Schloss feierlich zu schmücken. Am Abend saß man dann mit der Familie und näheren Freunden an der Tafel und speiste zusammen Wildschweinbraten mit Traumbeerensoße. Am zweiten Morgen lagen dann für jeden Geschenke unter einer Sonnentanne, einem besonders hohen und unpassend zum Namen dunklem Nadelgewächs. Mittags gehörte es dann zu Zeldas Aufgaben als Geweihte im Tempel der Zeit einen Göttinnendienst zu lesen. Und am dritten Tag verbrachte man dann ganz still im Kreise der Familie und der Freunde und erfreute sich an diesem Feiertag zu Ehren der Nayru.

Für die kleine Zelda war das immer der wichtigste Tag im Jahr, da sie ihren Vater für einen ganzen Tag den ihren nennen konnten. Doch in den letzten Jahren waren sich ihr Vater und sie fremd geworden, und so kam es ,dass sie am letzten der Göttinnentage meist morgens am Grab ihrer Mutter war und eine Kerze entzündete und den restlichen Tag bei Ruto verbrachte.

Die bevorstehenden Feiertage machten Zelda nachdenklich über ihre letzten Worte an ihren Vater. Er würde dieses Jahr bestimmt nicht kommen- zu wenig Zeit für eine solange Reise.

Aber verübeln konnte man es dem König von ganz Hyrule auch nicht. Denn was ist schon ihr Wohl gegen das eines ganzen Landes.

Schon seit Jahren empfand sie kein Hass mehr auf diese Tatsache.

Die fünf Frauen kamen wieder, wie jeden Morgen um halb Sieben ins Zimmer. Es überraschte die Bediensteten nicht mehr, dass ihre Herrin schon wach war. Vielmehr überraschte es, wenn die Prinzessin um diese Zeit noch schlief. In Nu war die Thronfolgerin gewaschen und gekleidet, frisiert und geschminkt. Und pünktlich um kurz vor Acht brachte man ihr das Frühstück aufs Zimmer. Doch der Magen von Zelda hatte sich von dem gestrigen Schock noch nicht ganz erholt, so blieb auch dieses Frühstück wie viele vor ihm unangetastet.

„Prinzessin, was habt Ihr?" fragt Tabetha neugierig, aber nicht aufdringlich. Doch die Prinzessin lässt nur den Kopf und die Schultern sinken und verweilt still in ihrem Sessel neben dem Frühstückswagen.

Woanders im Schloss…

„Oh, welch ein herrlicher Tag." Erfreut sich der Prinz des neu angebrochenen Tages. Die ersten Neuigkeiten am heutigen Morgen waren wahrscheinlich die Besten des ganzen Tages. Endlich hatte sich dieser nervige Hylianer am gestrigen Abend verabschiedet.Nun konnten sich gewisse Leute ihren Absichten hingeben, ohne zu befürchten dass ein rachsüchtigerLeibwächter im Wege steht.
Sekura hatte ihm in der gestrigen Nacht von einer Verschwörung gegen die Prinzessin erzählt. Der Unfall könnte schon heute im Laufe des Tages stattfinden. Sie müsste nur unter einem falschen Vorwand zu einem bestimmten Punkt gelockt werden.
Lenym war nun auch fest überzeugt, dass man sich ihrer entledigen müsste. Sie hatte nicht nur auf den Sitte seines Landes herum getreten. Vielmehr hatte sie auch ihn körperlich bedrängt. Niemals zuvor hatte ihn eine Frau geschlagen. Es war ein Gefühl, als ob er ein Stück Dreck wäre. Gekränkt in seiner Ehre, seiner Männlichkeit beraubt.
Wenn einer der anderen Adeligen etwas von dem Vorfall mitbekommen würde, wäre nicht nur sein Ansehen, auch seine Position als zukünftiger Herrscher gefährdet. Alles was er in seinem Leben gelernt hatte, alles wofür er vorgesehen wäre, wäre mit einmal verloren.

Sogar sein eigener Vater müsste ihn verstoßen, nur um sein Gesicht zu wahren. Und sein Vater war fast Alles für ihn. Ein starker, tapferer Mann, der viel für Termina gegeben hatte.
Nicht wie die Hure, die sich seine Mutter schimpfte. Durchgebrannt war sie, mit einer lausigen Wache, hatte seinen Vater mit ihm zurück gelassen. Hass war das einzige was er für diese Frau empfunden hatte. Aber das lag nun auch schon viele Jahre zurück. Inzwischen war der Hass ein wenig gewichen und durch Gleichgültigkeit ersetzt worden.
Sie war schließlich nur eine Frau.

Mit einer blauen Samttunika gekleidet verlässt der Prinz sein Schlafgemach. Hoch erhobenen Hauptes schreitet er vorbei an den stramm stehenden Wachen auf dem Flur vor seinem Gemach. Nach einem Ritt in die verschneite Steppe Terminas sinnt es ihm heute.
'Auch ein Prinz sollte mal die gestresste Seele baumeln lassen.' Lenym lässt nach einem Boten schicken, der das Stallpersonal veranlassen wird ein Pferd für den Prinzen zu satteln. Von einem Butler lässt er sich einen mit weißem Nerz gefütterten Mantel und ein paar Handschuhe bringen. Fertig gekleidet stapft der Thronfolger durch den Schnee hinüber zum Stall, als er auf einer Bank im Park die Prinzessin erkennt.

Die blonde Elfe sitzt in einen Bordeauxfarbenen Mantel gehüllt auf einer der Parkbänke, zwischen verschneiten Rhododendren und starrt hinaus auf die weiße Parklandschaft. Die Sonne scheint ein wenig durch die weißen Wolken und lässt die unberührte Landschaft um Zelda herum für einen Moment einige Eiskristalle aufblitzen.
Ein jeder Maler würde töten für dieses Motiv, ein jeder Dichter sie als herabgekommene Göttin dichten. Ihre einzigartige Haarfarbe blitzt kurz wie unscheinbar pures Gold auf. Still, weise, in sich gekehrt und irgendwie unrealistisch wirkt das Bild. Doch um sie herum scheint sie gar niemand wahrzunehmen.
Einsam, wie erstarrt hockt sie dar und beobachtet. Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne und das Glitzern verschwindet. Jetzt wirkt sie nur traurig und zerbrechlich.

„Eurer Pferd, Majestät." Unterbricht ein Stallbursche den Prinzen. Dieser konzentriert sich auf sein Tier und steigt auf. Der Bursche geht tief gebeugt einige Schritte vom Pferd zurück. In einem leichten Trab reitet der Prinz den Weg hinunter zum Tor des Schlosses.
Wieder dreht er sich zu der hylianischen Prinzessin um. Eine ihrer Bediensteten eilt sichtlich aufgebracht zu ihr. Etwas müde erhebt sich die Prinzessin und folgt der Frau zu einem der vielen weißen Marmorbögen im Park.
Noch im weg reiten dreht Lenym den Kopf und meint Sekura hinter dem Bogen erkannt zu haben.

Ein ungutes Gefühl beschleicht Lenym mit einmal. Ein flaues Gefühl im Magen. Vielleicht hat er Zelda gerade zum letzten Mal lebend gesehen. Und eine Frage drängt sich ihm in den Kopf.

‚Hat sie es wirklich verdient zu sterben?'

Mit schläfrigem Blick steht Zelda einer ihr bekannten Magd gegenüber. Sie kann die Frau bloß im Moment nirgendwo hin zuordnen. Aber gesehen hat sie sie sicherlich schon einmal.

„Eurer Hoheit, ich erhielt diese Nachricht auf mir unbekanntem Weg. Sie ist an euch gerichtet." Und drückt der Prinzessin eine Papierrolle mit Wachssiegel in die kalte Hand. Mit langsamen Handgriffen zerstört Zelda das Siegel und überfliegt mit den azurblauen Augen das Papier.
Sekura liest aus ihren Blicken, dass diese Nachricht die Prinzessin neugierig gemacht hat. „Vielen Dank." Sagt die Hylianerin höflich und schickt ihre Bedienstete wieder rein. „Ich komme gleich nach." Versichert Zelda der Frau.
Dann ist sie mit Sekura alleine. „Wo ist dieser Brunnen?" fragt Zelda die Magd. Die setzt sich ein nettes Lächeln auf und zeigt zu einer weit abgelegen Stelle im Schlosspark. „Geht immer in diese Richtung, dort liegt ein Brunnen." Nochmals bedankt sich Zelda und schlendert langsam in die ihr gezeigten Richtung.

Immer weiter entfernt sie die Prinzessin vom Schloss. Nur ihre Fußstapfen im Schnee lassen sie schließlich noch erahnen, in welcher Richtung des weißen Horizontes das Schloss liegt.

‚Wer mich hier wohl im Geheimen treffen will?' Neugier war schon immer ein Übel der Hylianerin. Insgeheim kann Zelda aber nicht vor sich selber verbergen, dass sie hofft, dass Link sich nochmals anders entschieden hat und umgekehrt ist.

Schließlich erreicht sie einen überdachten Brunnen mitten im Nirgendwo. Sicherlich hat sich schon seit Jahren niemand mehr zu Fuß hier herunter verlaufen. Ein von einem weißen Tempel überdachter Brunnen plätschert vor der Prinzessin.
Das leise Gurgeln zieht die Thronfolgerin magisch an. Türkisfarbenes Wasser, welches eigentlich von dieser Jahreszeit zum Erstarren gebracht werden müsste, gurgelt leise vor sich hin. Eine goldene Inschrift am Brunnenrand bemerkt Zelda. Auf ihr steht, dass der 'immer nasse Brunnen' ein Geschenk des fernen Königreichs Armor an die königliche Familie von Termina wäre. Und dass das Wasser des Brunnen von einer magischen Quelle stammt, auf das es niemals von einer Gewalt aufgehalten werden könne.

‚Hat sicherlich Vorteile immer Wasser zu haben?' Zelda kommt nicht umher und berührt die klare Flüssigkeit mit der linken Hand. Sie spürt die seichte Magie, die diese Flüssigkeit gegen Hitze und Kälte schützt. Ihre neu erlernten Fähigkeiten als Weise machen sich bemerkbar. Durch ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen empfindet sie die Magie.
So fasziniert spürt die Prinzessin gar nicht, wie sich von hinten eine schwarz vermummte Gestalt ihr nähert. Erst als kräftiger Griff sie an den Haaren nach hinten zerrt, spürt sie die Anwesenheit des Angreifers.

„Sag ‚Leb wohl', Prinzesschen!" säuselt die scheinbar männlich verzerrte Stimme und drückt den Kopf der Prinzessin gewaltsam in den Brunnen. Völlig in Panik schlägt und tritt Zelda wie wild um sich. Mit aller Kraft windet sich die zierliche Elfe gegen den festen Griff, versucht die Hand aus ihren Haaren loszureißen. Ihre Luft wird immer knapper, noch kann sie den Atem halten, doch ihre Lungen sehnen sich nach Sauerstoff.
Eine schummrige Müdigkeit, gefolgt von einer seltsamen Wärme überkommt ihren schwächer werdenden Körper. Die Kraft weiter nach den Angreifer zu schlagen fehlt. Nicht mal mehr ihren Arm bekommt sie aus dem recht kühlen Wasser hoch. Nur ein letztes Zucken, dann strömt Wasser in ihre Nase.

‚Tam?'

Yeah, ein bisschen kurz. Aber ich mag dieses Kapitel. Besonders die Vorstellung von Zelda in mitten der verschneiten Landschaft gefällt mir. Ein schöner Farbkontrast zwischen Blond-Bordeaux und dem kargen Weiß.

Wer bis hier ließt muss ein Review absetzten. Bitte.

Jo