Kapitel 17
Ich wusste das es so weiter geht- ich wusste es ganz genau! Viel Spaß beim Lesen.
Der erste Festtag begann sehr ruhig und entspannt auf der Farm. Morgens half Link Malon beim Kühe melken im großen Stall. Wobei die rothaarige Hylianerin einiges Lachen bekam, da Link sehr aus der Übung war und die Kühe sich seine Unbeholfenheit zu nutzen machten um den Milcheimer regelmäßig um zu stoßen.
„Ich schwöre dir Malon, diese Kühe sind das reine Böse!" war Links Rechtfertigung.
Später wurden dann ganz traditionell die Häuser, aber auch die Scheune mit Girlanden und Festtagsschmuck verziert.
Malon kam nicht drum herum und hing gar einige Schleifen in Eponas Haar, worauf diese sich einen langen Vortrag von Link über Schlachtrösser und ihre Psyche anhören durfte.
Letztendlich gestand Malon, natürlich nur um Link endlich zum Schweigen zu bringen, dass Epona sicherlich nur Furchterregender wirken würde, wenn sie sich nicht für einen Festtagsbaum halten würde.
Talon war sehr positiv erfreut, dass Link sich nach langer Abwesenheit mal wieder blicken ließ. Der übergewichtige Farmer mit dem dunklen Schnauzer und der für ihn typisch blauen Latzhose nutze diese Gelegenheit direkt aus und schleifte Link als Arbeitskraft mit zum Hühnerstall misten.
Und wie Link dieses Federvieh hasste.
Wenn schon Kühe das pure Böse in sich vereinten, so waren Hühner laut Links Ansicht die Herren der Unterwelt persönlich.
Schon als Link kleiner war hatte ihn Malon öfters mit dieser Phobie geärgert und es gehörte damals zum alltäglichen Bild, dass ein schreiender Link vor einer mit einem Huhn bewaffneten Malon weg lief.
Spät am Abend fand sich dann die gesamte Familie Lon - auch einige entfernteren Verwandten aus Kakariko - auf der Farm ein. Malon persönlich hatte das Festessen gekocht. Und wie immer hatte sie sich selber übertroffen.
„Wer mein Mädchen eines Tages heiratet, der bekommt ein Goldstück. Nicht war Link?" lobte Talon seine Tochter, die mit roten Wangen den Schweinebraten servierte.
Der Farmer beäugte dabei den blonden Elfen, der neben ihm saß und einen kräftigen Schluck aus seinem Krug nahm, und klopfte ihm dabei kräftig auf die Schulter.
An dem Abend wäre Link fast an seinem Wein ertrunken.
Der gesamte Abend verlief sehr ruhig. Entspannt saß Link in einem Sessel im Wohnraum mit Malon, die auf der Lehne Platz genommen hatte. Beide lauschten einer der vielen Geschichten von Malons Pa, die entweder geträumt oder ausgedacht waren.
„Ich glaube, dass er schon ein wenig zu viel Wein hatte, oder?" flüstert Malon grinsend in Link Ohr. Der bestätigt ihre Vermutung und fügt hinzu: „Versteck lieber den Rest, Mal!" Die rothaarige Elfe greift hinter den Sessel, der mit der Rückenlehne zur Wand steht und sagt: „Bereits geschehen. Die letzte Flasche im Haus."
Dann schaut Malon ihrem Freund lange seit ins Gesicht. Link bemerkt die seltsamen Blicke seiner Freundin und schaut verwundert auf. „Was ist, Mal?"
Diese schüttelt den Kopf. „Eigentlich nichts." Sie faltet ihre Hände auf ihrer Schürze. „Es ist bloß so, dass ich sehr, sehr froh bin, dass du wieder bei uns bist. Du hast mir sehr gefehlt Link." Der Hylianer legt einen Arm um Malon und streichelt ihr über den Rücken.
„Du hast mir auch sehr gefehlt, Mal. Aber zurzeit laufen einige Dinge in meinem Leben nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe."
Malon schaut verständnisvoll zu Link.
„Die Sache mit der Prinzessin setzt dir arg zu." Link schließt kurz die Augen und lässt sich tiefer in den Sessel sinken. Dann folgt etwas Stille. Schließlich erhebt Link wieder seine Stimme.
‚Vergiss sie.' Rät Malons Verstand. Doch ihre Lippen schweigen.
„Glaubst du, ich habe eine Chance?" Malon nimmt Links von ihrem Rücken und umschließt sie mit ihren.
„Soll das ein Witz sein, werter Herr? Natürlich glaub ich daran. Ich glaube es sogar so fest, dass ich mich hiermit zur Brautjungfer für eure Hochzeit ernenne. Natürlich die erste hinter der Braut." Link Griff um Malons Hand festigt sich.
„Danke, Mal. Danke."
„Wie konntest gerade du mich all die Jahre belügen? Gerade du? Ich habe dir blind vertraut." Die Zoraprinzessin steht so stolz wie nur irgendwie möglich der hylianischen Thronfolgerin entgegen. „Ich habe dir von all meinen Geheimnissen, all meinen Wünschen und von all diesen Träumen erzählt. Und du hast mir direkt ins Gesicht gelogen." zischt Zelda Ruto entgegen. Die Amphibienprinzessin zeigt Verständnis für die Wut ihrer Freundin. Sie schweigt und lässt Zeldas Temperament über sich ergehen.
„Es seien nur Träume, hast du gesagt. Nicht real. Verdammt!" Zelda verspürt gerade die Lust ihre Fäuste in die nächst gelegene Wand zu schlagen. Nur das gerade keine Wand zugegen ist.
„Ich habe dir blind vertraut, meine liebe Sur." Nur noch leise wagt sich Zelda den Seelen Namen ihrer Freundin auszusprechen.
Dann antwortet Ruto endlich. Ihre Stimme ist ganz ruhig und besonnen.
„Glaubst du wirklich, dass ich dich freiwillig anlog. Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als ich erfuhr, dass du alles vergessen hast. Dass du nur von unserer Vergangenheit träumst. Du hast doch uns, die Weisen verraten Und du hast Link verraten. Alles wofür er stand ist weg, verblasst wie ein Traum aus vergangenen Tagen." Zeldas Hände beginnen zu zittern Zorn und Wut ergreifen überhand. Tränen steigen ihr in die Augen. Mit zitternden Lippen kämpft sie gegen ihren immer mehr verschwimmenden Blick an.
„Wie oft noch, ich habe es doch nicht freiwillig getan!" brüllt die Prinzessin schließlich los und fängt fürchterlich an zu schluchzen.
Auch Rutos Augen werden feucht. Sie war viel zu harsch zu ihrer besten Freundin.
„Was habe ich denn getan, dass ihr mir alle so kalt gegenüber steht." Stammelt Zelda und lässt sich auf den Boden fallen. Ihr verweintes Gesicht vergräbt sie hinter den Händen.
„Du hast eine Legende, die wir geschaffen und bestätigt haben, zu einem Märchen gemacht. Die Helden zu Erfindungen, dass Ziel zu einer Utopie. Wir haben alle in diesen sieben Jahren alles aufgegeben für das Ziel Ganon zu stürzen. Wir haben unsere Familien zurückgelassen. Völker sterben lassen für das ‚eine große Ziel'. Und keiner glaubt dir, dass man das einfach vergessen konnte." Zelda schaut aus ihren Händen auf und starrt bitter in Rutos braune Augen.
„Dann weißt du auch, dass ich viel verloren hatte. Ich habe genau wie ihr gelitten. Ich erinnere mich inzwischen wieder- immer mehr Bilder sind im meinem Kopf. Ich habe Fehler gemacht, die das erst alles ermöglicht haben. Und ich habe nur versucht diese Fehler wieder rückgängig zu machen. Ich habe die Zeit wieder zurück gedreht.
Ich habe für eure Verluste einen ebenfalls großen Verlust eingeräumt. Ich habe, " Zelda stockt kurz und schluckt die restlichen Tränen herunter. „Ich habe meinen Seelenpartner belogen, hintergangen und ihn dann zurückgeschickt. Ich hätte glücklich werden können mit ihm. Irgendwie hätte ich das. Aber ich habe eurer Glück- dein Glück- über das meine gestellt." Ruto weiß sofort, wovon Zelda spricht. Mit einem leeren Blick streicht Zelda sich einige blonde Strähnen hinter das linke Ohr.
„Was willst du jetzt von mir, Sur? Mich bestrafen? Das hast du schon. Das ich mich entschuldige? Bitte, es tut mir leid. Es tut mir unendlich leid. Von jetzt bis in die Ewigkeit. Aber ich konnte mich nicht für etwas entschuldigen, woran ich mich nicht erinnerte!" Ruto zuckt zusammen und wagt es nicht, weiter den Blick standhaft zu Zelda zu halten.
‚Du bist nicht umsonst die Trägerin des Triforce der Weisheit.' Denkt sich die Zoraprinzessin.
„Ich gebe dir meinen Teil der Erinnerung, nur zur Vervollständigung." Ein kurzer Gedankentransfer findet statt, dann schweigen die beiden Prinzessinnen wieder.
„Wie soll es mit uns weitergehen?" fragt Ruto schließlich leise. Zelda schaut ebenfalls auf. Die blauen Augen treffen die Braunen. „Ich weiß es nicht." Gibt Zelda zu. „Aber du fehlst mir, Sur. Egal, was zwischen uns steht." Ruto lächelt sanft und wischt sich eine Träne aus den Augen.
„Du mir auch, Twen."
Dann sehen sich die beiden lange Zeit an. Und beginnen zu lächeln.
„Komm bald wieder heim. Ich warte auf dich, Twen." Flüstert Ruto und verabschiedet sich.
„Versprochen, Sur. Versprochen." Und Zelda winkt Rutos blauer Lichtkugel, als sie von dannen schwebt.
‚Kann es noch schlimmer kommen?' Und der nächste Besuch kündigt sich an. Zeldas Pupillen werden weit, als eine ihr zu bekannte Stimme ihren Namen ruft.
Das Herz der Prinzessin scheint immer lauter zu schlagen. Blut rauscht in ihren Ohren. Der Blick über die Schulter hinüber zu der lilafarbenen Plattform ist gar nicht nötig.
„Du auch, meine liebe Impa?"
Link und Malon verbringen einen langen Abend in dem Sessel, denken über alte Kindheitsgeschichten nach. Malon kommt mit der Geschichte von Links erstem Kuhritt. Diese endete in einem Fiasko. Ein zerstörter Zaun, zwei umgekippte Heuwagen und ein gebrochener Arm bei Link waren das Ergebnis
„Wenn du schon davon anfängst, dann denk doch mal an den Abend an deinem zwölften Geburtstag." Malons Wangen färben sich tiefrot. „Hey, es war deine Idee auf diesen Balken zu klettern. Oder hast du das schon vergessen?" Und Malon sticht Link in die Seite. Doch Link reagiert schnell und weicht aus. Deshalb verliert Malon das Gleichgewicht und landet auf Links Schoss.
„Nicht so aufdringlich. Ich weiß, dass ich heiß bin." Grinst Link selbstsicher. Malons Rot wird noch dunkler, wenn das überhaupt möglich ist. Doch sie erhebt sich nicht aus dieser Position, sondern scheint sie eher zu genießen.
„Weißt du, woran ich gerade denken muss, Mal." Flüstert Link tiefe Stimme und Malon scheint, so ungewohnt nah, fast in Links dunklen Augen zu versinken.
„Als du mich geküsst hast. Noch an demselben Abend." Malon blinzelt ein paar Mal und quietscht dann hochrot: „Oh Link, das musst du nicht wieder aufleben lassen." Und der Elf muss eine gnadenlose Kitzelattacke über sich ergehen lassen.
„Es war nur zu deinem Wohl gewesen, Prinzessin!" betont Impa. Zelda hat sich bereits bei der Diskussion mit Ruto zu sehr verausgabt, um Impa irgendwie zu widersprechen. Eine große Müdigkeit überkommt die blonde Hylianerin. Diese hockt mit angezogenen Beinen auf ihrem Triforce und schaut verletzt zu ihrer Nanny.
Ihr Kinn ruht dabei auf ihrem rechten Knie.
„Ich bin der Ausreden müde, Impa. Ich werde nicht weiter mit dir diskutieren. Gib mir deinen Teil der Erinnerung und geh. Bitte." Die Hochgewachsene Shiekahfrau verneigt sich vor ihrem Schützling, lässt die Erinnerung auf sie übergehen und verschränkt dann ihre Arme über der Brust.
„Ich will aber, dass du weißt, dass ich all die Jahre stolz auf dich war und immer noch bin. Ich war nie sauer. Du bist mein Kind. Ich würde alles für dich tun- jederzeit."
Zelda verarbeitet gerade im Hinterkopf die neuen Bilder. Es sind dieses Mal besonders die Erinnerung an Sheik, ihr alter Ego. Impa hatte sie durch einen alten Schattenzauber zu einem Shiekahmann gemacht über die sieben Jahre.
Sie hatte ihr auch von dem echten Sheik erzählt. Einen alten Freund aus Kindertagen. Er war mit Impas Familie in ihrem Stamm aufgewachsen. Sie lebten zusammen, bis Impa an den Hof des Königs bestellt wurde um die schwangere Königin zu beschützen. An Impas letzten Tag im Kreise ihrer Familie, gerade als sie sich mit ihrem Pferd auf den Weg machen wollte, kam Sheik zu ihr gerannt. Doch Impa hatte keine Zeit zu verlieren und ritt davon. Sie rief ihm noch zu, er sollte es sich aufheben, bis sie wiederkommt.
Und drei Tage später kam der Überfall der Gerudo auf Impas Dorf. Und seit diesem Tag ist Impa die letzte der Shiekah.
„Wir sehen uns im Sommer. Ich komme zur Hochzeit." Mit diesen Worten verschwindet Impa wie auch die anderen Weisen zuvor.
‚Jetzt fehlt nur noch, dass mein Vater hier auftaucht. Dann sind wir wieder alle glücklich vereint.' Das ist nicht lustig. Ihr Gefühl, dass sie betrogen wurde, hat sich bestätigt. Die letzten sieben Jahre verschwinden langsam auf ihrer Erinnerung und werden durch die des Zeitkriegs ersetzt.
Um die Prinzessin herum scheint der Raum sich zu drehen. Ihr ist schlecht und sie hat Hunger. Zudem beginnt es immer schwerer zu werden, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Doch fünf sind abgeharkt, einer bleibt übrig.
Solange wird sie noch durchhalten.
Dann kommt auch die letzte Weise in die Kammer.
‚Geist' - die letzte Form der ihr bekannten Magie.
„Klopf, klopf. Wer da?" fragt die Prinzessin ohne Aufzuschauen mit einem sarkastischen Unterton.
„Gevatter Tod steht vor der Tür." Antwortet eine honigsüße Frauenstimme.
‚Auf jeden Fall nicht mein Vater, ansonsten müsst ich doch ein Wörtchen mit ihm reden!'
Zeldas Kopf wendet sich zu der Stimme und man sieht nur noch wie die Prinzessin in die hinterste Ecke ihres Triforces rutscht.
Eine spärlich gekleidete Frau, mit zwei langen Säbeln an ihrem Hosengürtel steht auf der orangefarbenen Plattform. Ihre von der intensiven Wüstensonne gebräunte Haut und ihre Mandelförmigen Augen mit den gelben Pupillen lassen keinen Zweifel daran: Sie ist eine leibhaftige Gerudo.
Und aus einigen Büchern weiß Zelda, dass der gelbe Kopfschmuck und die weiße Kleidung den höchsten Rang bei den Gerudos aus macht.
Vor Zelda steht die Königin des Wüstenvolkes, das nur aus Frauen besteht. Diese Dünenamazonen leben im Südwesten des Landes zurückgezogen. Der Kontakt mit den Hylianern kommt nur zustande, wenn eine von ihnen auf Räubertour geht, oder in das Alter kommt sich fortzupflanzen.
„Was schaut ihr so, Prinzessin? Noch nie eine Gerudo gesehen?" fragt die Frau mit verschränkten Armen und einem sehr überheblichen Blick. Sie spricht sehr klares Hylianisch, ganz akzentfrei zu Zeldas Überraschung.
„N- N- Naboru?" fragt die Prinzessin sichtlich erschreckt. Gerudos sind hinterhältig und böse, hatte sie Impa gelehrt. Ihr Verhalten war nur eine ganz natürliche Schutzfunktion. Die Gerudo kaut auf einem langen Halm und setzt sich in einem Schneidersitz auf ihre Plattform.
„Richtig. Naboru ist mein Name. Zelda ist dein Name. Können wir diesen Smalltalk also bitte bleiben lassen?"
Link wacht irgendwann in der Früh in Malons altem Kinderzimmer auf. Das Kinderbett ist zwar viel zu klein für den Hylianer, aber mit der richtigen Position lässt es sich schon schlafen.
Er hatte gestern bis spät in die Nacht mit Malon geredet. Und diese Aussprache mit jemand Vertrautem tat dem Elfen richtig gut. Noch besser ging es ihm erst nachdem er gefrühstückt hatte und dann endlich von Malon sein Geschenk bekam. Wieder einmal hatte Link nur eine Kleinigkeit für Malon dabei, die er schön verpackt schon seit fast einem Jahr in einer von Eponas Satteltaschen aufbewahrt hatte und welche glücklicherweise die Schlammlawine unbeschädigt überlebt hatte. Es war ein kleiner Glasflakon mit einem Badeöl aus Kokiri.
Malon bedankte sich herzlich und verschwand erst einmal noch oben, um zu baden.
Link hingegen erspähte erfolgreich sein Geschenk und packte dieses dann eiligst aus.
Und wieder hatte Malon genau Links Geschmack getroffen. Ein paar neue Stiefel und eine mit Wolle gefütterte grüne Tunika, die an einigen Stellen mit einem helleren Garn Verzierungen gestickt hatte. Talon hatte passend zu dem Stiefeln ein paar neue Handschuhe gesponsert.
Unter dem Festbaum lagen auch noch einige andere Geschenke. Doch erst einmal fühlte sich Link verpflichtet, die neuen Sachen zu tragen. So ging sich der Elf schnell umziehen, um anschließend auch Epona einen schönen Feiertag zu wünschen und ihr einige Extrakarotten zu zustecken.
Die neuen Stiefel waren ein Traum. Endlich wieder trockene Füße im Schnee. So gewappnet, stapft Link durch den Schnee hinüber zum Pferdestall. Schon als der Hylianer das große Tor aufschiebt, wird er von Eponas freudiges Wiehern begrüßt. Aus der Möhrenkiste neben der Tür nimmt sich Link zwei große Hände voller Karotten und geht hinüber zu der Stute. Gierig stürzt sich diese auf die Leckerei, während ihr Link über die Mähne streichelt. Dann sieht Link durch die einströmende Morgensonne etwas kurz aufblitzen. Weiter hinten im Stall steht ein Pferd mit einer ungewöhnlichen Fellfarbe.
„Warum fürchtest du mich so sehr, Prinzessin?" fragt die Gerudo Zelda hockt immer noch zusammen gekauert in der hintersten Ecke und beobachtet die Gerudokönigin mit einem kritischen Blick.
„Du bist eine Gerudo und …" Naboru unterbricht Zelda erneut. „Soweit waren wir schon. Hör auf damit und sag endlich warum du mich fürchtest?"
Zelda schweigt. „Ich weiß es nicht."
Naboru schlägt erleichtert die Hände über dem dunkelroten Haar zusammen.
„Endlich eine Antwort. Und nachdem wir es bis hierhin geschafft haben, machen wir weiter." Naboru nimmt kurz den Halm aus dem Mundwinkel, beißt ein Stück ab, spuckt das aus und kaut dann weiter.
„Warum meinst du denn die Gerudo fürchten zu müssen?" Zelda sucht nach einer Antwort, doch findet keine. Sie traf ehrlich gesagt nie wirklich eine Gerudo. „Ich weiß es nicht." Wieder nickt Naboru. „Und da soll sich einer Wundern, warum wir in Gerudo keinen Tourismus haben."
Zelda schaut die Gerudokönigin etwas schräg an. Diese Frau hat einen seltsamen Humor an sich. So trocken und zynisch. Sie hat fast genau so wenig Humor wie Impa, und die hat schon gar keinen.
„Hast du Kiddo mal wieder gesehen?" fragt die Gerudo. Zelda schaut nun überrascht.
„Wen bitte?"
„Na Kiddo, ach warte, du kennst ihn ja nur als Link. Hast du ihn mal wieder gesehen?"
Selbst wenn Zelda nicht antworten würde, so wäre Naboru die Antwort sehr wohl bewusst. Vielleicht antwortet Zelda nicht, weil sie es in Naborus Augen sehen kann. Vielleicht auch nicht, weil diese Frau ihr fremd scheint. „Bevor ich es vergesse. Hier das letzte Stück Vergangenheit. Von Geistertempel bis Ganon, alles deins."
Und Zelda lässt erneut die Bilderfluten über sich hereinbrechen. Dieser Teil ihrer Erinnerungen ist neu. Sie sieht wieder die Szene wie sie Link ihr wahres Ich entblößt. Und dann der finale Kampf gegen Ganondorf. Und gerade als Link und sie das riesige Monster Ganon in die Hölle verbannt haben mit Hilfe der Weisen reißt der Erinnerungsfaden ab.
Die Prinzessin blickt ein paar Mal, bevor sie wieder die Gerudo erblickt.
„Da fehlt ein Stück. Wo ist das Ende?" Naboru zuckt ahnungslos mit den Schultern. „Wir haben damals alle die Legende unter uns geteilt. Moment mal…" Naboru scheint eine Idee zu haben. Sie schaut zu der blonden Elfe.
„Du hast das siebte Stück in dir."
‚Dann ist es vermutlich für immer verloren.' flüstert eine leise Stimme in Zeldas Hinterkopf. „Und wie soll ich mich jetzt daran erinnern?" Naboru schließt die Augen und kaut weiter rhythmisch auf ihren Halm.
„Das kann ich nicht sagen. Das kannst nur du, Zelda." Die Elfe nickt, auch wenn sie keine Ahnung hat wie sie das hinkriegen soll.
Bis zu dem Punkt wo sie Link zurückschickt, hat sie bereits geträumt. Ob am Tag oder in der Nacht. Aber da muss noch etwas sein. Das, was sie vergessen ließ, kam direkt danach. Doch in ihrem Kopf ist da nichts. Nur ein weißes Licht und dann scheint das nächste der augenblickliche Zeitpunkt. Ist das Richtig?
Sicherlich nicht.
„Ich geh wieder, Prinzessin." Naboru erhebt sich aus ihrem Schneidersitz, richtet ihre Säbel und konzentriert sich. „Warte!" schreit Zelda. Die Gerudo öffnet überrascht wieder ihre Augen und schaut fragend zur Prinzessin.
„Warum hast du für Hyrule gekämpft?"
Wollte Zelda das wirklich wissen? Oder will sie einfach nur wissen, auf welcher Seite die Gerudo jetzt steht.
„Weil Hyrule meine Heimat ist." Und dann verschwindet Naboru, Zelda kniet immer noch auf ihren Triforceteil. Es vergeht scheinbar ewig Zeit, bis sie alle Erinnerungen und Gedanken geordnet hat.
Sie will wieder heim nach Hyrule.
Erst einmal muss sie es aber mit Termina- oder eher gesagt mit Lenym aufnehmen. Und dann muss sie auch noch herausfinden, wer hinter dem Anschlag steckt.
Zelda schließt ihre Augen und denkt fest an Termina. Ein Kribbeln durchströmt ihren Körper und dann ist es wie ein Freiflug aus großer Höhe. Irgendwann fängt etwas Weiches ihren Sturz auf. Und mit dem Öffnen der Augen stellt die Thronfolgerin fest, dass sie wieder in Termina ist.
‚Nicht Hyrule- aber schon real.' Und mit ihrem Zucken strömen sofort Stimmen an ihr Bett. Dunkle Gestalten huschen um Zelda herum.
„Schnell, sagt dem König bescheid. Die Prinzessin kommt wieder zu sich." Zelda öffnet ihre spröden Lippen, will mit den unklaren Schatten sprechen, doch nur leises Krächzen verlässt ihren Hals. Der Rachen schmerzt ihr und ihre Augen werden durch plötzlich eindringendes Licht geblendet. Sie hebt eine Hand und sofort eilt eine ihrer Bediensteten herbei- oder zumindest meint Zelda Tebetha erkannt zu haben. „Was wollt ihr, Prinzessin?" Die Hylianerin zeigt auf ihren Mund und sofort wird ihr ein Glas Wasser gebracht. Jemand nimmt ihren Kopf hoch und setzt das Glas an ihre Lippen. Das erfrischend kühle Nass tut Wunder.
„Danke," schafft Zelda unter großen Anstrengungen zu husten.
Wenige Minuten später schießen die Türen zu ihren Zimmer auf und der König persönlich betritt den Raum. Sofort verschwinden alle Angestellten aus dem Weg des Oberhauptes.
Die Prinzessin selber spürt wie sich jemand an ihr Bett setzt. „Wie geht es dir, Prinzessin Zelda?" Mit geschlossenen Augen versucht diese krampfhaft ein Lächeln hinzubekommen. Doch diese Müdigkeit setzt wieder ein.
„Ich hoffe der Unfall hinterlässt keine Spuren."
‚Es ist also offiziell ein Unfall.' Zelda hebt ihre scheinbar tonnenschweren Augenlider und sieht hinauf in das besorgte Gesicht des Königs.
„Was kann ich für dich tun." Wieder sinken die Augenlider und ihr Kopf sackt zur Seite. Sofort ist sie eingeschlafen.
3.400 Worte- das nenn ich mal ein Kapitel. Ordentliche Portion.
Gruß Jo
