Kapitel 21
Das dunkelblaue Samtkissen fällt Zelda aus ihren eben noch so festen Griff auf Links Kopf, der mit halboffenen Mund nicht einmal mehr mitbekommt, dass ihm ein Kissen auf den Kopf gefallen ist. Kafei deutet das schlagartige Schweigen als kein gutes Zeichen.
Vor dem Fenster der Mond über dem Schloss aufgegangen. Eine klare, kalte Nacht hat sich um Termina gelegt. Zeldas Zeitgefühl ist noch ein wenig dahin. Sie dreht den Kopf einmal schnell zum Fenster und wieder zurück.
Die Bewegung hat einen schnellen stechenden Schmerz in der Schulter zur Folge. Ihr noch etwas blassrosafarbenen Lippen formen Worte, aber bleiben erst stumm.
„Mein Vater?" fragt eine hauchdünne Stimme der Prinzessin noch einmal nach. Kafei nickt und fügt hinzu.
„Er ist eben im Schloss angekommen! Ihr solltet euch beeilen. Er wartet auf euch!" Noch bevor Kafei überhaupt den Satz zu Ende gesprochen hat, ist die Prinzessin bereits im Bad und hat die Tür hinter sich verschlossen. Kafei zuckt mit den Schultern und ist im Begriff das Zimmer zu verlassen, als er nochmals stehen bleibt und zu Link schaut, der immer noch wie paralysiert vor dem Bett sitzt. „Kommst du Link?" Der Elf schüttelt den Kopf und erhebt sich langsam vom Boden. Die Beine des Hylianers sind beim Sitzen eingeschlafen. Er streckt sich und schaut ebenfalls zum Fenster. „Geh schon vor. Ich muss noch kurz mit der Prinzessin reden."
Drei Tage lang hatte Zelda geschlafen- mehr oder weniger. Er hatte an ihrem Bett gesessen und sie beobachten können. Schlaf ist etwas Entspanntes. Zelda war alles andere als entspannt in ihrer Situation gewesen.
Drei
Tage zuvor…
„Hört
auf!" schreit Kafei aus voller Kraft. „Er hat Recht- hört
auf!" Und ein auf Kafei gerichtetes Schweigen legt sich in die
Eingangshalle. Links Peiniger erstarren sofort und starren zu dem
aufgebrachten Kafei.
„Er
hat Recht. Ich habe meinen Posten verlassen, ohne für Ersatz zu
sorgen. Nur deshalb ist die Prinzessin jetzt in dieser Situation. Es
tut mir leid." Kafei nimmt seinen Helm ab und lässt den Kopf
sinken, so dass Seine Kinnlangen Haare die Augen verdecken.
„Das
Essen der Prinzessin ist vergiftet."
Link hofft sich eben
verhört zu haben. Sein Triforcezeichen glüht einen kurzen
Moment auf, während er die beiden Wachen von seinem Rücken
stößt. Er ist zu schnell, als das die Leibwachen reagieren
können. Wütend greift er nach Kafeis Kragen und reißt
den termianischen Soldaten empor.
„Sie hätte sterben können!" schreit Link und schüttelt Kafei unerbittlich, bis ihn erneut Wachen zurücknehmen. Link kassiert einige Tritte und Schläge als er erneut am Boden liegt.
„Hört auf!" schreit Kafei aus voller Kraft. „Er hat Recht- hört auf!" Ein vernichtender Blick von Link trifft den Termianer im Augenwinkel. „Ich handelte unüberlegt. Denn ich vermute, dass ihr Essen bereits seid Wochen vergiftet ist mit schwarzem Schlupfmorchel." Der König bekommt seinen Mund nicht mehr zu. Welch ungeheuerliche Behauptungen der junge Soldat vor ihm anspricht. „Wollt ihr damit andeuten, dass jemand im Schloss die Prinzessin umbringen will?" hinterfragt einer der Berater. Kafei nickt. Und Link liegt nur am Boden und kämpft gegen die Schmerzen und den Schwindel in seinem Kopf. „Sie hat Schlupfmorchel gegessen?" fragt eine seltsam ruhige Stimme des Elfen. Ein Stiefel hatte Link an der Stirn getroffen. Kafei bejaht die Frage. Ohne weitere Worte steht Link vom Boden auf- seltsam ruhig. Er beißt tapfer die Zähne zusammen- lässt sich von den Männer um sich herum den Schmerz nicht anmerken. Die Wachen wollen wieder nach ihm greifen, aber Kafeis kopfschütteln und die Hand die er seinem Freund als Hilfe entgegenstreckt halten diese ab. Link schaut erst argwöhnisch auf die ihm angebotene Hand, schlägt dann aber ein und lässt sich aufhelfen. Dem König bleibt immer noch die Sprache weg. Ein Mordversuch! Und das in seinem Schloss!
Link sieht hinüber zu dem geschockten König aus dessen Mimik man deutlich die Gedanken in seinem Kopf lesen kann. „Ich gehe zur Prinzessin." Der Hylianer wendet sich ab und folgt dem Korridor in den sie mit der Prinzessin verschwanden. Und immer wieder stößt ihm ein Gedanke, oder vielmehr ein Wort auf.
Gift.
Es
ist einige Zeit vergangen seitdem Kafei die Tür hat ins Schloss
fallen lassen.
Schließlich
alleine im Raum geht Link hinüber zu der Badezimmertür. Mit
der Stirn gegen die Tür gelehnt ruft er Zeldas Namen.
Die Prinzessin trocknet sich gerade das Gesicht, als sie ihren Namen hört. Nur in einer weißen Korsage und den passenden Höschen gekleidet öffnet sie ihm die Tür einen Spalt und linst dadurch hervor.
„Was
ist Link?" Der große Hylianer öffnet die Tür
einfach ganz und tritt zu der Prinzessin ins Badezimmer.
„Was
fällt …" Link erhebt seine Stimme gegen ihre und unterbricht
sie so.
„Wir müssen reden!"
Zeldas Wangen werden sichtlich rot dank der Tatsache, was sie nur trägt. Hastig sucht sie nach ihrem Morgenmantel. Link scheint sich der Situation zwar bewusst, er spricht aber mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass Zelda schnell von diesem Umstand abgelenkt ist.
„Kann das nicht warten? Mein Vater wartet auf mich!" Doch Link greift nach ihrem Handgelenk und zieht sie zu sich. „Nein, kann es nicht! Wir sollten ehrlich sein!" Sofort ist die Prinzessin wie erstarrt und versucht dem intensiven Blick des Hylianers standzuhalten. Links dunkle Augen sind zum verlieren. Das Herz der Prinzessin schlägt wieder schneller, das Kribbeln im Bauch wird intensiver. Wieder scheint sich ihr Körper durch seine Anwesenheit in einen Rausch zu begeben. Er steht wieder so nah vor ihr. Sein typischer Geruch nach warmer Erde, frischen Heu und etwas sehr eigenem Angenehmen kitzelt ihre Nase. Kurz wandern seine Augen zu der verbundenen Schulter. Ein schmerzlicher Ausdruck des Helden folgt.
„Erzähl ihm von den Anschlägen." Die Erinnerungen an das Attentat am Brunnen kommen hoch und Zelda taumelt einige Schritte erschreckt rückwärts. Link sieht sofort, dass er ins Schwarze bei ihr getroffen hat. Kafei hatte ihm von dem vorhergegangenen Attentat in seiner Abwesenheit berichtet. Doch der Hylianer tritt wieder näher an Zelda, nimmt wortlos ihre Hand in die Seine und fügt noch etwas leise hinzu zu seiner Aufforderung. „Erzähl ihm von uns. Komm mit mir nach Hyrule. Du- wir müssen hier weg." Und setzt einen lautlosen Kuss auf ihre warme Hand.
Zeldas azurblaue Augen verlieren kurz ihren intensiven Glanz, flammen dann aber in einer ungeahnten Helle auf.
„Glaubst du ich kann hier so einfach weggehen! Ich, " Sie reißt ihre Hand aus seinem Griff los und läuft weiter ins Badezimmer herein zum Waschbecken. Mit den Händen auf das Waschbecken gestützt schaut sie ihrem Abbild in Spiegel in die traurigen Augen. Einige blonde Strähnen fallen in ihr noch blasses Gesicht. „habe eine verdammte Verantwortung gegenüber Hyrule. Und das hier ist mein Schicksal!" Link steht plötzlich wieder lautlos hinter ihr. Durch den Spiegel fechten ihre Blicke einen eigenen Kampf aus. „Gehört es auch zu deiner Verantwortung ein Mätyrium zu begehen? Eine tote Prinzessin ist eine Gute?" Zeldas Blick wird schwächer. Link legt seine rechte Hand von Hinten um ihren Bauch, drückt sein Gesicht gegen ihren Hinterkopf und flüstert weiter. Zelda spürt seinen warmen Atem mit jedem Wort in ihrem Nacken. „Hast du deshalb so sehr um dein Leben gefleht, damit du hier zugrunde gehst. Erzähl keinen Mist. Du willst hier weg." Zelda dreht sich zu Link direkt herum. Einen nie gesehenen Blick schenkt er ihr. Zorn. Zornig und verletzt schaut er zu ihr in die Augen herab. Seine Wut, seine Fürsorge, er selbst löst in ihr wieder dieses Kribbeln aus.
‚Du sehnst dich nach Hause.' Als ob Zelda es nicht selber wüsste, flüstert wieder diese leise Stimme im Kopf.
Schließlich bringt Zelda unüberlegt Links eben noch so sicheres Auftreten zum Einsturz. Sie schmeißt ihre Arme um ihn und drückt sich selber feste gegen seinen Brustkorb. Der harte Blick des Elfen, schmilzt binnen Sekunden dahin. Das aufgebrachte Herz kommt wieder in seinen ruhigen Rhythmus. Ihre Nähe legt seinen Verstand ein für alle Mal flach.
Ganz still steht Link da und wartet was jetzt von der goldblonden Elfe vor ihm folgt. Es dauert seine Zeit bis sie sich regt. Nicht zum Nachteil für Link, der diese Umarmung sichtlich genießt. Sie hebt ihren Blick wieder zu ihm empor und zeigt ihr bezaubernstes Lächeln, dass Link ganz rot wird.
Für mehr als ein leises Hauchen reicht ihre Stimme nicht. „Danke, Link." Und schiebt den Hylianer sanft aus dem Bad um sich weiter umzuziehen. Doch erst einmal seufzt Zelda leise, als sie alleine im Raum steht.
„Bleib
stark."
Sie spricht sich während des gesamten
Kleidungsvorgangs immer wieder Mut zu. Ein letzter Blick zum Spiegel,
das letzte Stück Verband unter dem Kleid versteckt, dann stürmt
Zelda aus dem Badezimmer. Link sitzt mit gefalteten Fingern auf ihrem
Bett und schaut erst auf, als sie seinen Namen ruft. Die Öllampe
auf ihrer Kommode ist fast ausgebrannt. Ihr schwaches Licht taucht
den Raum in ein Dämmern. Doch die intensiven Augen des Hylianers
glühen anscheinend in der Dunkelheit. Er lächelt ihr zu,
verschnallt sein Schwert und sein Schild auf seinem Rücken.
Ebenso hat er sich seine offizielle Tunika mit einem Kettenhemd
darüber angezogen, die Haare gekämmt und seinen typischen
Hut aufgesetzt. Vor der Prinzessin steht wieder der legendäre
Held der Zeit- so wie sie sich an ihn erinnert. Ein kurzer, stummer
Blickaustausch. Erst lächelt sie, dann er.
„Sollen wir?" fragt Link und hält Zelda seinen Arm entgegen. Die Prinzessin, in einem weinroten Kleid mit goldenen Borten, harkt sich ein und sieht dem Treffen mit ihrem Vater entgegen. Der Gang bis zur Treppe ist nicht weit, und ein Kloß scheint sich in Zeldas Hals zu bilden, als sie ihren Vater unten an der Treppe stehen sieht. Ganz in seiner königlichen Tracht gekleidet von seinem Fußvolk umgeben steht er vor dem König von Termina. Ihr Vater ist ein großer Mann. Mit seiner Ausstrahlung lenkt er alle Blicke im Raum auf sich. Seine Tiefe, ruhige Stimme lässt keine Zweifel zu. Schon oft hatte sie an offiziellen Treffen teilgenommen und jedes Mal hatte die Prinzessin beobachten können, wie ihr Vater egal in welcher Situation diese Treffen für sich entschied. Vielleicht fürchtet sie sich genau deshalb sich ihm entgegen zu stellen? Das er sie und ihre Argumente in Grund und Boden redet?
Ihre
Schritte werden instinktiv kleiner, zögernder. Link spürt
wie sich Zeldas Griff um seinen Arm versteift und lehnt sich an ihr
Ohr.
„Ganz
ruhig, du schaffst das Twen."
Bei der Erwähnung ihres
Seelennamens läuft der Prinzessin ein angenehmer Schauer über
den Rücken. Sie schaut nochmals dankbar zu Link auf, der ihr ein
aufmunterndes Lächeln schenkt bis sie zusammen die Treppe
hinunter schreiten.
Ihr Vater unterbricht sofort sein Gespräch mit König Horatio von Termina, als er seine Tochter im Augenwinkel erblickt. Ein väterliches Lächeln formt sich in seinem Bart und er streckt Zelda freundlich die Hand entgegen, die sofort aus Links Arm entgleitet und von ihrem Vater empfangen wird.
„Es ist schön dich zu sehen, mein Kind." Dann fällt Zelda ihrem letzten nah stehenden Verwandten in die Arme, der sie an sich drückt.
„Du hast mir sehr gefehlt, meine Tochter." Solche Worte einmal von ihrem Vater persönlich zu hören hätte Zelda nie geahnt und so trocknet sie schnell eine kleine Freudenträne im Auge. Wieder aus der Umarmung entlassen betrachtet ihr Vater sie genau. Sein Blick ist nicht ganz eindeutig. Er scheint sie zu mustern. Doch dann lenkt er ab und sagt:
„Hier ist noch jemand der dich unbedingt wieder sehen wollte!" Ihr Vater tritt zur Seite und zeigt in Richtung Tür, wo ihr altes Kindermädchen Impa auf sie wartet. Ohne zu zögern nimmt Zelda auch ihre Vertraute Shiekah in den Arm.
Impa drückt Zelda an sich und zieht sie so nah heran, dass sie direkt in das Ohr der Prinzessin flüstern kann.
„Ich bin hier um euch abzuholen." Die Kraft scheint mit einen Herzschlag aus der Prinzessin gewichen zu sein. Ihre Arme werden taub und die Knie weich. Zelda befreit sich aus dem Griff der Shiekah und sieht überrascht in die blutroten Augen der weißhaarigen Frau.
„Wie?"
Doch ein schweigender Finger auf Zeldas Lippen, sagt der Prinzessin,
dass es noch nichts Offizielles ist.
„Link
war bei mir. Du bleibst keine Minute länger hier, als nötig."
Zelda schaut er zu Impa, dann zu Link, der sich gerade in einem Gespräch mit ihrem Vater befindet. Doch sofort gehen seine Augen zu ihr, als er ihren Blick spürt.
„Er war Anfang des Jahres bei uns im Schloss." Fügt Impa dem hinzu. Zelda dreht sich wieder zu ihrer Amme, die ohne zu fragen nach dem Kragen ihres Kleides greift, diesen ein Stück zur Seite zieht und den Verband entdeckt. Zelda reißt den Kragen aus Impas Griff und zieht in wieder so, dass ihr Vater den Verband bloß nicht entdeckt. Impa verschränkt- wie typisch für die Shiekah- ihre Arme vor ihrem Brustpanzer und sieht mit einer hochgezogenen Augenbraue auf Zelda herab.
„Was hält dich auf?" Die Prinzessin antwortet nicht, sondern schaut etwas betroffen zur Seite, während sie mit ihrer linken Hand den rechten Arm umgreift.
Zelda zuckt nur mit den dünnen Schultern, bis Link ihren Namen ruft.
„Hoheit, eurer Vater ist auf sein Zimmer gegangen. Er bittet, dass ihr zu ihm stoßt." Link verbeugt sich vor ihr wie es die Hofregeln vorsehen und verabschiedet sich dann von Zelda und Impa. Zelda schenkt ihm noch einen fragenden Blick über sein plötzliches Verhalten, wird dann aber von Impa sanft zu ihren Vater gezogen.
Schließlich entlässt die Shiekah sie vor einer großen Tür auf ihrem festen Griff. Impa bleibt kurz stehen und beobachten wie Zelda den Griff der Tür fast ängstlich ansieht.
„Halte deinen Vater nicht für dumm. Er spürt, dass etwas nicht stimmt. Wäre er sonst hier?" Impa drückt die nun etwas teilnahmslose Prinzessin noch kurz an sich und verschwindet dann mit einem Schritt in einem Schatten an der Wand unter einem großen, alten und staubigen Banner.
Nun steht die kleine Prinzessin auf dem kalten Gang in diesem riesigen, aber leeren Schloss und hebt nur zögerlich die Hand. Schließlich schließt sie die Augen und ballt fest eine Faust. Das Klopfgeräusch hallt in einem Echo auf dem schmalen Gang. Die Stimme ihres Vaters bittet sie herein und dass rostige Schloss knarrt einmal leise, als sie es herum dreht. Der Kamin im Raum ist die einzige Lichtquelle und sie schaut in den großen Raum, bis sie ihren Vater in einem Sessel vor dem Karmin entdeckt.
„Komm herein, Zelda!" Fordert ihr Vater sie nochmals auf. Die Prinzessin wacht wieder aus ihrer Trance auf, schließt die Tür und stellt sich schließlich mit brav gefalteten Fingern vor ihren Vater.
„Du wolltest mit mir reden?" Der König nickt und bittet sie, sich zu setzen. Zelda folgt der Bitte und setzt sich schweigsam in den weichen Ledersessel. Das Feuer knackt leise im Hintergrund.
Vater und Tochter sitzen dar und schweigen sich an.
„Geht es dir gut?" fragt der König von Hyrule schließlich- ohne zu Zelda zu schauen. Diese starrt angestrengt auf den Boden und spielt nervös mit ihren Fingern.
Als die Prinzessin nicht antwortet, sondern weiter mit ihren Finger zappelt, legt der König Harkinian seine Hand auf die seiner Tochter, die darauf zögernd aufschaut.
„Ich kenne dich zu lange, mein Kind. Ein Wort und ich hole dich hier weg." Diese Worte nehmen eine ungeahnte Last von den Schultern der Hylianerin. Sie schluckt, blinzelt und öffnet den Mund. Ein wissendes Lächeln ihres Vaters lässt Zelda eine ungeahnte Sicherheit spüren.
„Mich erreichte ein Brief vor zwei Wochen. Ich weiß Bescheid." Ihr Vater steht auf kommt näher zu ihr und schiebt genau wie Impa ihr Kleid nur ein Stück zur Seite, bis er den Verband sieht. Zelda will noch protestieren, doch ein besorgter Blick aus den blaugrauen Augen ihres Vaters lässt sie schweigen. „Wer war das?" Die Worte des Königs sind hart und kalt. Es klingt wie ein Verhör. Zelda antwortet nur leise. „Ich weiß es nicht." Ihr Vater schlägt mit einer Hand gegen den Karmin. Der Knall schreckt einige Raben vor dem Fenster auf. „Es war ein Mordversuch. Und du weißt es!" Es ist als ob eine Mauer um Zelda herum einstürzt. „Du bist keine gute Lügnerin, Zellie." Er legt seine Hand auf ihre kalte Wange. „Ich will dich nicht verlieren." Die nächsten Worte wagte die Prinzessin nicht einmal mehr im Traum zuhören. Der König schenkt ihr ein warmes Lächeln.
„Wir reisen morgen nach Hyrule. Deine Sachen werden gerade gepackt. Du bleibst keine Minute länger hier." Erst setzt ihr Herz für einen Schlag aus. Dann ergeben die Worte langsam Sinn in ihrem Kopf. „Was ist mit der Verlobung?" stottert die geschockte Prinzessin sofort. „Warum solltest du einen Mann heiraten, der dich bereits in der Verlobung betrogen hat. Das hast du als Kronprinzessin von Hyrule nicht nötig!"
Tausende Steine scheinen mit einmal von ihren Herzen gefallen zu sein. Sie springt ihrem Vater förmlich in die Arme und flüstert hunderte Male ‚Danke, Daddy'. Immer und immer wieder. Nichts schein ihr Glück wieder aufhalten zu können.
„Und mit dem Gesetz der Thronfolger- mach dir keine Sorgen. Wir finden schon jemanden für dich. Doch erst einmal müssen wir morgen dringend heim." Eine lange nicht gesehene Sorgenfalte entdeckt Zelda auf der Stirn ihres Vaters durch Zufall. Es ist nur, dass das Licht des Kamins genau so fällt, dass dieser eine längliche Schatten Zeldas Freude trübt. „Was ist los? Da ist noch was!" Tausend irre Gedanken über Wenn und Abers strömen in Zeldas Kopf. Die blonde Thronfolgerin beginnt ungeahnt an zu zittern vor Angst vor den folgenden Worten ihres Vaters.
Er schaut sie erstaunt und unangenehm überrascht an. „Das heißt du weißt es nicht? Ich habe dir jede Woche geschrieben!" Zelda taumelt etwas zur Seite, doch ihr Vater fängt seine Tochter auf.
„Ich habe nur einen Brief seit her bekommen. Was ist passiert?" Ihr Vater holt tief Luft.
„Ich habe es dir seit Wochen geschrieben. Im Süden des Landes gibt es Unruhen. Einige Bauern, Händler und auch viel Gesindel hat sich vor den Eingängen von Gerudo versammelt. Sie drohen damit den Zugang nach Gerudo zu sprengen, falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden sollten." Zeldas Beine lassen ganz nach. Sie wird von einem Schwächeanfall mal wieder übermannt und verliert die Kontrolle über ihren Körper.
Ihr Vater lässt die geistesgegenwärtigen in einem Sessel nieder und reicht ihr ein Glas Wasser.
„Was fordern sie?" Der Gesichtsausdruck ihres Vaters lässt erahnen, dass ihr die Antwort nicht gefallen wird.
„Sie wollen, dass wir Gerudo militärisch besetzen und zur offenen Handelszone erklären."
„Aber die Gerudos leben seit Jahren in Frieden mit uns- warum?" Der König seufzt schwermütig. „Es geht immer nur um Gier oder Liebe. Dieses Mal ist es Gier. In Gerudo wurde Gold gefunden." Zelda richtet sich wieder auf, als das Gefühl in ihren Armen wiederkehrt. „Und was folgt nun?"
Ihr Vater nimmt ihre Hand in die Seine. „Ich sehe dunkle Wolken über Hyrule. Uns droht ein Bürgerkrieg. Ich bin gezwungen zur Not diesen Aufstand blutig niederzuschlagen. Denn auch die Gerudos stehen unter meinem Schutz." Krieg. Dieses Wort steht noch weit unter Verantwortung. Nie mehr wollte Zelda dieses Wort hören. Dann kommt ihr Link in den Sinn. Er hatte sich eben mit ihrem Vater unterhalten. Er muss es auch wissen. Er war doch schließlich lange in Hyrule.
‚Zu lange, als das alles in Ordnung sein konnte.'
„Dein Begleiter Link bricht noch heute Abend auf um in Hyrule wieder seinen Posten zu übernehmen." Die Prinzessin schießt zu ihrem Vater hoch. Hatte sie sich eben verhört?
„Seinen Posten? Du musst dich vertun? Link hat mit dem Schlossleben nichts zu tun!" Doch der König schüttelt den Kopf.
„Link ist unser bester Söldner und Vermittler. Er weigert sich nur einer Armee fest beizutreten. Eine Schande. Ich würde ihn gerne als Ritter meiner Runde sehen." Die letzten Sätze sind eher für sich genuschelt von dem König. Doch Zelda wiederholt nochmals Links Posten.
Ihr Vater nickt. „Und er reist heute Abend ab auf mein Bitten hin. Zelda? Geht es dir nicht gut? Du wirst schon wieder blass." Die Prinzessin springt auf und stürmt aus dem Zimmer.
Sie stößt einen Weinjungen grob um auf dem Gang, hört das Glas klirren und rennt aber so schnell ihr in dem Kleid möglich ist weiter. Tränen bilden sich in ihren Augen. Wut über Links Verhalten lösen in Zelda eine magische Reaktion aus. Die Tore des Schlosses springen vor ihr auf, ohne sie berührt zu haben.
‚Du Scheißkerl. Von wegen wir sind ehrlich zueinander.' Aus dem Schloss raus, merkt die Prinzessin erst gar nicht wie kalt es ist. Erst das Zittern ihrer Lippen lässt sie wieder die Kälte spüren. Ihre Füße tragen sie weiter bis zu den Soldatenbaracken. Doch in Link und Kafeis Hütte brennt kein Licht und die Tür ist verschlossen. Wie wild hämmert sie gegen die Tür, ruft seinen Namen.
‚Der Stall!' schießt es Zelda in den Kopf und sie rennt zurück über den Hof hin zum großen Stall in dem Epona schon vorher stand. Sie reißt die Tür auf und bleibt außer Atem aufgelöst in dem Türrahmen stehen. Eine Boxentür ist auf und leer. Frisches Stroh und Spuren von Spänen auf der Stallgasse lassen sie im Mondschein, der durch die Stalltür kommt, wissen, dass jemand vor nicht allzu langer Zeit mit einem Pferd den Stall verließ. Dann hören die länglichen Ohren der Prinzessin ein leises Wiehern. Und aus der Box daneben schaut plötzlich ein altbekannter Freund heraus. Zelda stößt ein schrilles Quietschen aus und stürmt zu ihrem Hengst Zebulon, der mit einem prächtigen Halfter das mit einer roten Schleife verziert ist sie freudig in Empfang nimmt. Unfassbares Glück überschwemmt für einen Moment ihre Traurigkeit, bis sie an einer weiteren Schleife im Haar des Pferdes einen Brief mit Siegel findet.
Zögernd greift sie nach dem Papier, bricht das Wachssiegel und öffnet den Brief.
Weinend bricht die Prinzessin auf der Stallgasse zusammen und immer wieder ruft die Links Namen.
An
meine Prinzessin,
Es
sollte eine Überraschung für dich sein- alles Gute
nachträglich zum Fest der drei Göttinnen. Ich fand ihn in
Hyrule auf der Farm.
Wenn
du das hier liest bin ich bereits unterwegs nach Hyrule. Ich hoffe,
dass du das auch von dir behaupten kannst.
Mal
wieder ruft die Pflicht meinen Namen. Hyrule braucht seine Helden-
wie dein Vater sagte.
Ich
weiß nicht, wann wir uns wieder sehen.
Sei
mir bitte nicht böse, dass ich schon wieder gegangen bin.
Das
ist nun mal das Los der Helden und Krieger.
So
wie du habe auch ich eine Verantwortung gegenüber Hyrule.
Ich bete zu den Göttinnen, dass du auf mich warten wirst- so wie ich sieben Jahre auf dich gewartet habe.
Ich
brauche dich.
Pass
auf dich auf. Mögen die Göttinnen über dich wachen.
Link
Ich hoffe ihr liebt dieses Kapitel. 3600 Worte nur für euch, meine treuen Leser. Bis zur nächsten Woche. Versprochen!
JO
