Kapitel 26

Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Wie ich finde eines der Besten. Warnung: Am Ende wird es etwas blutig und düster. Wenn du dich vor so etwas fürchtest, dann bitte nicht weiter lesen.Ansonsten viel Spaß! Und einen guten Rutsch!

Es wird nur langsam hell auf der noch recht winterlichen Steppe. Die Sonne scheint gerade ebenso durch eine dichte Wolkendecke. Viel mehr als ein paar Stunden Sonnenschein ist auch noch nicht drin. Und als sich der Tag wieder dem Ende neigt erreicht die vermummte Prinzessin ihre Bestimmung. Vom Hang des letzten Hügels im Westen schaut sie hinunter zu dem Lager der Aufständigen. Es müssen an die einhundert Zelte sein. Schwer bewaffnete Posten stehen um das Zeltlager herum und patroulieren. Besondere Bewachung gilt der felsigen Schlucht, die nach Gerudo reinführt. Zwischen der etwa zwanzig Meter breiten Schlucht der roten Felsen stehen ca. 30 Männer bis an die Zähne bewaffnet. Unweit hinter ihnen stehen Unmengen an Kisten und Fässern, die untereinander mit Schnüren verbunden sind.

‚Das müssen die Sprengladungen sein!' Mustert Zelda. Sie hat sich mit dem Hengst hinter einigen Büschen versteckt, die am Hang stehen um ungesehen beobachten zu können.

Ihr Hengst scheint etwas unruhig und tänzelnd an den Zügeln. Ohne sich von ihrem Blick abzuwenden, greift sie nach seinem Kopf und spürt nur wie etwas hartes an ihren Arm kommt.

Zelda ist wie erstarrt, als sie eine Stimme hört. „Erwischt!" Nur langsam dreht sich ihr Kopf in Richtung der Stimme und Angst durchfährt sie, als sie eine etwa zehn Mann große Gruppe breit grinsend anstarrt.

„Los, die Hände dahin ,wo ich sie sehe!" Der Vorderste streckt seine Lanze in ihre Richtung und macht ihr unmissverständlich klar, dass sie diesen Anweisungen folgen sollte. Die Prinzessin hebt ihre Hände über den Kopf, Zebulons Zügel mit einer Hand noch immer umklammert. Ihr Hengst ist völlig aufgedreht. Die anderen Pferde stehen zu nahe und er bäumt sich leicht auf, rennt unruhig nach links und rechts. Seine Nüstern sind weit aufgebläht und er hat Schaum vor dem Mund. Die hinteren Männer, die noch bis eben in seiner Nähe standen, weichen verängstigt einige Schritte zur Seite von dem nervösen Tier weg.

„Wer bist du? Was willst du hier?" Kurze klare Fragen.
Zu mehr sind die auch nicht fähig!'
Es muss ein Spähertrupp sein der sie auf seinem Rundgang erwischt hat. Wenn sie allerdings so in die unrasierten Gesichter sieht, erkennt sie harte Züge von der Arbeit draußen. Es ist aber nicht nur die Erscheinung, sondern auch die Art wie sie reden, die auf keine besonders hohe Bildung schließen lässt.

Es sind anscheinend nur bewaffnete Bauern, wie sie so dar stehen. Ungepflegte Gesichter schauen unter den rostigen Helmen hervor. „Antworte!" Zelda senkt ihre Hände wieder, worauf hin der Späher seine Lanze bedrohlich nah in ihre Richtung hebt. Sofort schnellen ihre Hände wieder über ihren Kopf.

„Hey, ich glaub' der kann nit sprechen." Lacht einer der Späher. „Hör auf zu lachen, Herl!" zischt der Vorderste.
„Stimmt das?" Die Frage ist wieder in Zeldas Richtung gewendet. Sie nickt eifrig.

‚Irgendwie musst du hier weg.' Schreit ihr Verstand. Ihre Augen gehen zu ihrem Pferd, dann wieder zu der Spähergruppe. Ein Anflug eines Grinsens kommt über ihre vermummten Lippen. Wie von Sinnen zucken Zeldas Arme plötzlich in Richtung der Männer, als ob sie auf etwas zeigen würde.
Alle zehn Köpfe drehen sich herum, um dann beim erneuten Nachsehen zu erkennen, dass der Unbekannte die Chance genutztes hat und auf seinem Pferd den Hang herunter galoppiert. Wie besessen presst Zelda ihre Fersen in Zebulons Flanken. Ein nahezu halsbrecherischer Sprint führt sie den Hang herunter, direkt in das Lager des Feindes.
Es dauert nicht lange und die Alarmglocken erklingen und binnen Sekunden scheinen alle Aufständigen alarmiert zu sein. Kreuz und quer galoppiert sie auf der Suche nach einem Fluchtweg durch das große Zeltlager. Durch schier unmöglich enge Gassen reitet die ihr Pferd. Dann wird sie langsam umzingelt und muss immer kehrt machen vor entgegen gestreckten Lanzen. Irgendwann ist sie endgültig eingekreist- so scheint es zumindest.
Nur ein brennendes Lagerfeuer trennt sie von dem einzigen Fluchtweg.

Nur kurz gezögert lenkt sie auf dieses zu und treibt Zebulon über die Flamme. Sofort nehmen ihre Verfolger die Jagd auf und erst zu spät erkennt sie, dass sie in eine Sackgasse aus unüberwindbaren Zelten gelandet ist. Am Ende der Gasse steht ein großes Zelt vor dessen Eingang sie schließlich zum halten gezwungen wird. Die Lanzenträger und inzwischen auch bewaffneten Bogenschützen kommen näher, bis ein Rascheln aus dem Zelt hinter ihr sie zum Halten bringt.
Sie lassen ihre Waffen ein Stück sinken und gehen ehrfürchtig in die Knie. Verwundert und auch verängstigt was ihre Reaktion heraufbeschwor wendet Zelda den Kopf und sieht in die Augen eines Riesen. Nie zuvor hat sie einen solch gewaltigen Krieger gesehen. Die zierliche Prinzessin weicht selber voll Ehrfurcht vor dem gewaltigen Körper zwei taumelnde Schritte zurück.

Ein etwa zwei Meter großer Mann in einer schweren schwarzen Rüstung tritt gebeugt aus dem viel zu kleinen Zelteingang, nur um sich vor ihr wieder in voller Größe aufzurichten. Die Prinzessin versucht ihre Angst herunter zu schlucken, doch diese bleibt wie ein Kloß in ihrem Hals stecken. Ein paar argwöhnische Augen blitzen aus den Sehschlitzen auf sie herab und ohne große Worte greift eine riesige Pranke nach ihr und packt sie am Hals. Sie spürt wie ihr der Boden unter den Füßen entgleitet und wie der Druck auf ihren Hals ihr die Luft abschnürt.
„Wer bist du?" Fragt ein tiefes Grollen aus der Rüstung.

Von weiter Hinten ruft eine Stimme: „Herr, er ist stumm." Sofort schnellt der Riese in Richtung des Rufs. „Wer hat dich gefragt!" Das Zischen scheint jedes Geräusch in der Umgebung zum Schweigen zu bringen.

Zeldas Luft wird knapp und so versucht sie mit aller Kraft sich an dem eisernen Handgelenk des Riesen hochzuziehen, um das Atmen zu erleichtern. Dann schmeißt der Riese sie zu Boden mit einer Wucht, dass die Prinzessin das Gefühl hat er würde sie direkt durch den Boden in die Unterwelt befördern. Sie kommt hart auf ihrer linken Seite auf und könnte schwören sie hätte eben ihre linke Schulter knacken gehört, doch der Schmerz ist zu breit um ihn genauer orten zu können.

Irgendwie benebelt bekommt sie aber mit, dass man sie an den Beinen in das Zelt schleift und sie in einer Ecke an ein paar kalte Handschellen legt. ‚Ja, deine Schulter hat definitiv etwas abbekommen.' Knurrt sie leise für sich. So einen Schmerz hatte sie das letzte Mal gespürt, als das Attentat auf sie verübt worden war.

‚Dabei war die Schulter gerade wieder auf den Weg der Besserung.'

Irgendwo in dem geräumigen Zelt knistert ein Feuer und etwas wird in ein Gefäß geschenkt. Sie hebt ihren Kopf und untersucht ihre Umgebung. Es ist ein luxuriöses Zelt, mit Teppichen und Vasen. Zwei Fackeln im Zentrum geben Licht und weiter hinten sieht sie ein Feuer brennen.

„So, so." Der Riese hat auf einer Art Thron Platz genommen und mustert sie nun genauer. „Du kannst also nicht sprechen?" Mit vor Schmerz verkniffenen Augen nickt die Prinzessin. „Interessant." Dann trinkt der Riese einen Schluck, doch zuvor nimmt er seinen riesigen Helm ab. Es ist kein Hylianer. Er hat nicht die charakteristischen Ohren ihres Volkes. Lange brauen Haare sind in einem Zopf am Hinterkopf zusammen gebunden. Eine lange Narbe geht über seine Stirn diagonal bis zum Kinn. Sein Gesicht ist allgemein narbig und er hat ein Drei-Tage-Bart stehen. Dann setzt er den goldenen Weinkrug wieder ab und wischt sich mit dem Handrücken den Wein von den Lippen.

„Warum bist du so wahnsinnig und reitest direkt in mein Lager?" Zelda zögert ihm anscheinend zu lange und so steht der Riese zornig auf, zieht ein langes Schwert aus einer Scheide an seinem Gürtel und rast auf sie zu. Eiligst schließt sie ihre Augen und formt Worte mit den gefesselten Händen. Das Schwert bleibt vor ihrem vermummten Gesicht stehen und der Krieger verweilt kurz vor ihr.

Ob er sie verstanden hat? Anscheinend, denn er lächelt irgendwie. „Aha, du bist also Tzu. Und du willst dich uns anschließen?" Tzu nickt eifrig. „Mutig bist du ja. Oder doch nur lebensmüde?" Zelda bekommt das Gefühl sein Interesse geweckt zu haben. „Und warum sollte ich einen stummen Jungen wie dich in meiner Truppe aufnehmen?"
Mit den Händen sagt sie ihm, dass sie ihm von großen Nutzen seien könnte. „Inwiefern?" Fragt der Riese und lässt die Klinge des Schwertes zu Boden gehen. „Ich bin in Magie und Heilkunst gelehrt. Zudem kann ich Spuren lesen und als Spion agieren!" Der Riese nickt nur. Dann lacht er höhnisch.
„Und das sagt mir ein Bursche, der nicht mal sein Gesicht zeigt! Los, zeig es mir. Ich sehe lieber mit wem ich rede!" Er hebt wieder sein Schwert und nähert die Klinge den Bandagen in Zeldas Gesicht. In Panik dreht sie ihr Gesicht vor der spitzen Klinge weg und versucht weiter über ihre Hände mit dem Riesen zu kommunizieren.

‚Das klappt nicht. Denk nach! Denk nach! Denk nach!'

Impas Stimme läutet plötzlich in ihren Gedanken. Es ist nur ein Murmeln, aber sie würde die Stimme der Shiekah unter Millionen von Geräuschen erkennen. Dann ist da noch ein Kribbeln in ihren Wangen und etwas lähmt ihr Gesicht. Genau in diesem Moment berühr kalter Stahl ihre rechte Wange und schiebt die alten Bandagen zur Seite. Entsetzen ist das einzige Wort, welches den Gesichtsaudruck des Riesen erklären würde.

„Feuer." Mehr kommt nicht über seine Lippen und er lässt sich geschockt in seinen Thron sinken. An der Kopflehne hängen skeletierte Köpfe von Hirschen und Füchsen. Dicke Felle hängen über die goldenen Armlehnen.

„Woher- warte." Der Riese zögert, aber etwas in seiner Stimme hat sich verändert. Da ist ein Gefühl in seiner Stimmlage. „Erzähl mir von dir. Unterhalte mich!" Und Tzu tut wie ihm befohlen wird.

Die vermummte Prinzessin erzählt, sie sei ein Halbshiekah- ein Außenseiter und habe den großen Krieg als Baby nur überlebt, da sie in einem brennenden Gebäude lag und man sie schließlich dort fand.
Ihr Vater sei ein hylianischer Soldat, ihre Mutter eine Shiekah gewesen. Sie hasse alles, wofür der König steht. Denn er sei schuld am Tod der Shiekah. Zelda wird sich ihrer Geschichte immer sicherer, denn der Gesichtsausdruck des Riesen lässt erahnen, dass er sehr angetan ist von ihren stummen Worten.

„Es gibt aber noch eine- die große Impa." Fügt der Riese bei. Zelda versetzt sich einfach in ihre Rolle als Sheik, wo sie jeden Tag log um vor Ganondorf geschützt zu sein. Sie erzählt die Geschichte, die sie sich damals mit Impa ausgedacht hatte um zu überleben. Der Riese lauscht scheinbar gespannt.

Impa sei nur eine hirnlose Marionette, zu blind um zu sehen, dass der König schuld ist, dass sie die letzte eines sterbenden Volkes ist.

„Du willst ihn stürzen?" Der stumme Tzu nickt. Wenn der unbekannte Krieger nun näher kommen würde, würde er das Zittern in Zeldas Händen sehen. Sie beißt sich auf die schon blutende Unterlippe um nicht vor Angst zu weinen. Ein falsches Wort und sie wäre sicherlich tot.

Dann passiert etwas Eigenartiges. Ihre Sinne drehen auf und ihre Fingerspitzen werden taub. Das Fremde in ihr meldet sich wieder. Doch dieses Mal scheint es Angst zu haben. Der Riese auf seinem Thron krallt seine rechte Hand in die Armlehne des Throns und ein merkwürdiges Glühen durchsieht wie in Adern seinen Arm. Das Geflecht auf einen scheinbaren Lavastrom breitet sich aus über seine Schulter, hin zu seinem Gesicht. Dann greifen die pochend aufleuchtenden Bahnen auf die Armlehne über den Stuhl bis hin zum Boden. Zeldas Pupillen werden klein und sie spürt ein kriechendes Gefühl von Taubheit und Lähmung in sich fahren. Als ob sie jemand abzapfen würde. Ein eisigkalter Hauch weht in ihren Nacken und dann sieht sie wie dieses Glühen wieder in den Riesen zurück kraucht und alles was es am Boden berührt hatte tot und braun zurück lässt.

Ein unaufhörliches Schaudern durchzuckt sie. Und ihr fallen wieder die Worte des Alten auf der Taverne ein.

‚Er saugt wie ein Schmetterling an einer Blüte. Nur um vieles gieriger!'
Wie sehr er doch Recht hatte. Der gewaltige Krieger scheint den Boden um sich herum ausgesaugt zu haben. Ein selbstgefälliges Grinsen steht nun in sein Gesicht geschrieben und er lehnt sie lässig mit dem Kopf auf seinen rechten Arm, den er auf einer Armlehne abgestellt hat. ‚Im Namen der Göttinnen.' Selbst ihre innere Stimme hat verschlagen.

„Du siehst erstaunt aus, Halbblut. Das nenne ich nützlich. Aber, " Wieder hält eine schier endlose Atempause. „Ich habe Gefallen an dir gefunden. Du amüsierst mich. Ich werde noch eine zeitlang mit dir spielen. Dann sehen wir weiter. Hey!" Auf Befehl eilen zwei bewaffnete Männer in das Zelt. „Nehmt in mit. Aber passt gut auf ihn auf. Er kann nicht sprechen." Die Handschellen lösen sich und noch während sich Zelda die Handgelenke wieder warm zu reiben versucht von dem kalten Stahl, wird sie zum Glück an dem gesunden Arm hochgezogen und aus dem Zelt geschubst. Draußen ist es inzwischen dunkel und so müssen sich ihre Augen erst langsam an die plötzliche Dunkelheit gewöhnen.

„Lauf!" befielt einer der Männer und schubst sie den weg vor sich hin. Bei irgendeinem kleineren Feuer, an dem drei Männer sitzen drückt er sie an der schmerzenden Schulter zu Boden. Auch ohne größere Kraftanstrengung geht sie Schmerz verzogen in die Knie und fasst sich sofort zusammen gesackt an die Schulter.

„Drauf aufpassen- Befehl von ganz oben!" Die Drei nicken und nehmen dann keine weitere Notiz von Tzu. Erst ist sie zu unsicher, um sich zu bewegen, dann tut sie es einfach und geht um das Feuer herum. Doch keine sichtbare Reaktion. Schließlich setzt sie sich auf einen alten Baumstumpf ans Feuer und wärmt die inzwischen kalten Finger auf. Doch die drei sitzen nur da, stumm schweigend und starren weiter in das Feuer.

„Es ist fast soweit." Wirft irgendwann einer zu den beiden Anderen. „Wir sollten unsere Waffen ziehen!" Erst dann scheint dem Mann nehmen Tzu einzufallen, dass er auch noch am Feuer sitzt.

„Ich hoffe, du kannst kämpfen. Ansonsten wirst du einer von ihnen!" Und lässt sie mit den Worten allein am Feuer zurück.

Der Vollmond steht nun fast am höchsten Punkt- es ist also gleich Mitternacht. Aber warum geht keiner schlafen, sondern es bewaffnen sich alle um sie herum. Einige schlaftrunkene Männer wanken aus ihren Zelten, gerade so gekleidet, aber mit einem Schwert in der Hand. „Warum ist es jede Nacht das gleiche Spiel. Irgendwann müssen die doch mal aufgeben!"
Der Mann neben ihm, der ebenfalls nicht viel wacher aussieht, brummt zurück. „Letzte Nacht haben sie wieder zehn von uns erwischt. Das sollte ihren Hunger doch für einige Tage stillen!" Dann verschwinden die beiden in der Dunkelheit zwischen den nun leeren Zelten und Tzu sitzt immer noch ganz alleine am Feuer.

‚Sollte ich ihnen folgen?' Und sie tut es. Den schmalen Gang entlang zum südlichen Ausgang des Lagers. Dort steht fast die gesamte Truppe versammelt und zum Angriff formatiert. Ein recht seltsames Schauspiel. Es ist nun sicherlich gleich Mitternacht und das gesamte Lager ist wach und bewaffnet und scheint auf etwas zu warten.

Recht ratlos steht Tzu ganz hinten und versucht einen Blick auf die Steppe vorne weg zubekommen. In der Ferne erkennt Tzu die Felsen, die den See Hylia verdecken. Ein großer, grimmiger Mann steht neben ihm und schnauft: „Sie kommen schon früh genug um dich zu holen! Keine Eile!" Doch Tzu sieht ihn an und zuckt mit den Schultern.

„Ach ja, das ist ja deine erste Nacht hier draußen. Dann lausch mal gut, vielleicht wirst du es noch bis Morgen brauchen. Jede Nacht, die wir jetzt schon hier draußen sind kommen die lebenden Toten aus der Erde und greifen an. Es ist wie verhext, denn egal wie viele du von ihnen vermahlst es werden nur mehr. Da hinten schau!"
Und sofort geht Tzus Blick zur Steppe und im faden Mondlicht sieht sie, wie immer mehr knochernde Krieger ihren Weg zum Lager schwanken. In ihren Augenhöhlen brennt ein rotes Licht. Hier und da hängt verweste, trockene Haut von ihren Knochen. Es ist ein langsam schwankender Gang, den einen Fuß vor den anderen um das Gleichgewicht zu halten. Schrecklich röhrende Geräusche, die in der Ferne immer lauter werden tönen über das Tal in dem das Lager steht. Diese roten Augen hat Zelda schon einmal gesehen. Es war in einer Erinnerung heute Morgen auf der Steppe. Sheik hat sie schon einmal gesehen, darum schlief Sheik auch niemals. Diese Untoten kamen schon einmal in Hyrules vergessener Geschichte vor.

‚Impa sprach vom Ungleichgewicht. Es muss sie aus ihrem jahrelangen Schlaf im kalten Boden geweckt haben! Wie in den vergessenen sieben Jahren!'
Auch damals, erinnert sie sich, kamen sie jede Nacht, sobald sie den Geruch von frischem Fleisch auf der Steppe vernommen hatten. Es waren alte Wesen aus den dunklen Tagen Hyrules. Man sagt sogar es sein die toten Soldaten aus dem großen Krieg, deren Körper man damals in Kriegstagen auf der Steppe hat verwesen lassen und die niemals ein ordentliches Begräbnis bekommen hatten.
‚Rastlose Seelen auf der Suche nach Vergeltung.'
Irgendwie wirken diese Skelette hilflos und für einen kurzen Moment überkommt Mitleid die Prinzessin. Doch dann treffen Soldaten und die Untoten an der Front auf einander und das Mitleid verschwindet mit den ersten Hilfeschreien der Verletzten. Normalerweise hätte Zelda nun Angst gehabt, doch in ihrer Verkleidung fühlt sie sich irgendwie sicherer und sucht nach einer Waffe, um sich wehren zu können. Der große grimmige Mann schaut ihre eine zeitlang dabei zu, still schweigend, um dann einen Pfiff nach ihr auszustoßen.

„Hier nimm das!" Er wirft ihr einen massiven Holzstab aus dunklem Deku zu, der an beiden Enden mit Lederschnüren umwickelt ist.

„Vielleicht kannst du dann morgen einen Neuankömmling warnen, dass er nachts nicht schlafen sollte!" Mit dem Satz verschwindet der Mann mit einem Kriegschrei zwischen den zurück rückenden Kriegerreihen. Tzu steht noch da und überlegt wie er nun handeln sollte, doch da spritzt schon Blut auf seine Kleidung und in das Gesicht.
Vor ihr stehen zwei Untote, die einen Krieger in zwei Teile gerissen haben, dessen Blut sich langsam in ihre Kleidung zieht. Benommen und geschockt wischt sie mit ihrer rechten Hand über das nun verschmierte Gesicht und starrt mit weiten Augen auf die rote Flüssigkeit zwischen ihren Fingern. Aller Mut von eben scheint zusammen mit dem Blut zwischen ihren Fingern zu zerrinnen.
Die Untoten treiben ihre skelettierten Finger in das warm dampfende Fleisch des Toten. Die Leiche hängt aufgerissen in einer Lache aus dunklem Blut und anderen Körperflüssigkeiten. Neben dem übel aufstoßenden Gefühl in der Magengegend überkommt Tzu eine ungeahnte Atemnot. Der süßlich eindringliche Geruch des Blutes umnebelt Zeldas Sinne und dann übergibt sie sich lauthals auf die Wiese.

Diese Reaktion bleibt nicht unbemerkt und die beiden Skelettkrieger lassen von der Leiche ab und schwanken nun auf die noch am Boden kniende Prinzessin zu. Ihre röhrenden Laute machen auch einen dritten Untoten auf sie aufmerksam und das Skelett wankt ebenfalls seinen Weg zur Prinzessin. Der bittere Geschmack von Galle hängt noch in Zeldas Hals, da spürt sie wie sich eine der toten Hände auf ihre Schulter legt. Ihre Haut wird an der Stelle eiskalt und ein Blitz scheint sie zu durchfahren.

„Weg!" Brüllt sie laut los und dreht sich zu ihren Angreifer herum, die sie mit diesem roten Funkeln aus ihren dunklen Augenhöhlen anstarren.

Und die Zeit steht still. Weder die Drei, noch Tzu, der immer noch am Boden kniet bewegt sich. Dann tritt eines der drei Skelette näher an sie heran.

Und noch während des Schrittes passiert in Zelda etwas ganz anderes- ihr fremdes Ich tritt in den Vordergrund an sie heran und übernimmt die Kontrolle.

‚Vertrau mir- vertrau dir! Du bist die Siebte!'

Ihre Arme legen sich über Kreuz um ihren Oberkörper und ein Murmeln und ein Singen entsteht in ihren Ohren. Althylianische Gesänge ertönen aus ihrem Hals. Es sind Lieder, die sie aus ihren Kindertagen bei Rauru in der Ausbildung gelernt hatte. Dann wird es für einen Moment heiß in ihr, ihre Augen schnellen zu dem Angreifer auf und die Hitze verlässt mit einem Knall ihren Körper.

‚Dins Feuer, brenn alles nieder!' Schreit diese andere Stimme in ihr, und Zelda sieht mit an, wie sich eine Kuppe aus Feuer um ihren Körper bildet und sich in einem fünf Meter Radius um sie herum ausbreitet. Die Knochen zerfallen zu Asche und werden mit einem lauen Lüftchen auf der Steppe verteilt. Nur ein großer Brandfleck auf der Steppe erinnert noch an das Feuer.

‚Jetzt sieh zu und lern, was du kannst!' Sagt noch die Stimme und führt die Kontrolle über Zeldas Körper fort.

Ihr Körper bewegt sich nun in einer ungeahnten Schnelligkeit. Nichts reagiert mehr auf sie, sondern vielmehr nimmt Zelda als Beobachter durch ihre eigenen Augen an dem Geschehen teil- sozusagen in der ersten Reihe. Mit dem Stab in den Händen schnellt ihr Körper vorbei an bestehenden Kämpfen nach vorne, jedoch nicht ohne im Eilflug einigen der Untoten die Köpfe abzuschlagen, die darauf hin mit einem dumpfen Knall in sich zusammen fallen.
Tzu erkennt zu spät, dass ein Untoter vor ihm hinter einem Berg aus alten Knochen aufsteht, reagiert aber sofort indem er den Stab in den Boden rammt und mit einem Überschlag hinter den wankenden Knochen ohne ein Geräusch aufkommt. Ohne sich auch umzusehen wirbelt Tzu den Stab um seinen Kopf herum und enthauptet gezielt das Skelett.

‚Es ist Zeit, dass du lernst wer du warst!' Diesmal spricht eine beruhigende weibliche Stimme mit Zelda in ihrem Kopf. Sie dreht sich innerlich nach der Stimme um und schaut in ein Abbild ihrer selbst, dass ruhig vor ihr steht und sie herzlich anlächelt. Diese Zelda streckt ihre Arme nach ihr aus und fordert sie auf zu ihr zu kommen.

‚Du warst sieben Jahre lang dir fremd- werde wieder du!' Zelda sieht sich selber an und ist baff. Diese andere Zelda ist sie und doch wirkt sie umso viel reifer als Impa, umso viel graziöser als Ruto und umso viel herzlicher als sie sich jemals hätte vorstellen können. Es ist ein fast übernatürliches Strahlen, das von ihr ausgeht.

‚Was passiert, wenn ich dich umarme?' fragt Zelda sich selbst. Die Andere lächelt warm und antwortet ruhig:
‚Lass uns wieder ganz Ich- ganz Du sein.' Und Zelda geht einen Schritt vor und umarmt sich selber.

In diesem Moment sieht sie ihr ganzes Leben in einer Bilderreihenfolge vor ihrem Auge vorbeiziehen, bis zu dem heutigen Tag. Sie sieht ihr Leben- ihre beiden Leben.

Und sie sieht ihre Vergangenheit.

‚Ich sehe noch wie Link in einem blauen Licht verschwindet. Er ruft meinen Namen- meinen Seelennamen. Und mit jedem Ruf der verhallt, stirbt ein Teil mehr von mir. Heiße Tränen rinnen mir über die Wangen, ich traue mich nicht mehr meine Augen zu öffnen mit der Gewissheit, dass er nicht mehr da ist und nicht mehr in diese Zeit zu mir zurückkommt. Und die letzte Note der Hymne der Zeit flüstert das ‚Leb wohl'.

„Du hast keine Wahl, mein Kind! Gesetze sind ohne Werte, darum sind sie gerecht!" Eine warme, helle Erscheinung hinter ihr spricht mit ihr. Es ist nicht eine klare Stimme, sondern es ist vielmehr ein Frauenchor. Auch ohne sie anzusehen, spürt Zelda, dass die Göttinnen persönlich, die sie zur Siebten erkoren haben, die ihr schon einmal mit dem Triforceteil in ihr erschienen sind, hinter ihr stehen und mit ihr sprechen.

Wie eine brave Gläubige fällt sie auf die Knie und betet eine Reihe hylianischer Gebete, bevor sie zu den Göttinnen vor ihnen spricht.

„Erlaubt mir offen zu sprechen." Die Göttinnen machen ihre Zustimmung deutlich.

„Gesetze sind grausam, wenn sie verantworten, dass obwohl ich weiß, dass Link alles Glück dieser Erde verdient hat und seine Kindheit nun auch genießen soll ohne diese schrecklichen Träume und Bilder, das Gesetze verantworten ihn von mir zu trennen." Zelda schaut zu Boden und wieder vernebeln ihr Tränen die Sicht.

„Du hast die Gesetze der Zeit gebrochen, du hast in den Fluss der Zeit eingegriffen. Deine Strafe wird noch grausamer sein, denn du wirst zurückgehen und du wirst dich an nichts was in sieben Jahren geschah erinnern."

Zelda hebt geschockt ihren Kopf und springt vom Boden auf. „Ihr könnt nicht … Es ist…" Die Göttinnen heben ihre Hand und lassen Zeldas Stimme verstummen.

„Das Urteil ist gefällt. Mit deiner Erinnerung verschwindet auch deine Aufgabe als die Siebte."

Und das letzte was Zelda sieht, ist wie sie selbst mit einer stummen Stimme schreit und sie in einem weißen Licht verschwindet.
'Ich sehe, wie ich vergesse, wie alles vernebelt, um dann von einer ungeahnt tiefen Stille verschluckt zu werden. Das letzte was ich sehe, wie ‚Tam' in meiner Unwissenheit verblendet, bis er ganz ausgelöscht ist.'

Zelda blinzelt und erkennt wieder, wo sie eigentlich ist. Es ist noch immer das Schlachtfeld. Der letzte Knochen des Skeletts hinter ihr fällt gerade zu Boden und gibt noch einen hohlen Ton von sich. Und sie spürt wie sie selbst- ihr Ich aus den neuen sieben Jahren verblasst und sich in ihr schlafen legt.

‚Ich bin wieder da.' Ein zynischer Gedanke geht direkt an die Göttinnen. ‚Und ich will Rache.'

Abschied:

Es regnet, der Himmel scheint für dich zu weinen. Oh, ihr Göttinnen, habt Gnade! Lasst mich hier!

Oder wer bestimmt das Schicksal?
Wer hat die Regeln gemacht?

Gibt es sie nur um uns unsere eigene Nutzlosigkeit im Großen Kreis des
Lebens zu zeigen?
Du schaust mir stumm in die Augen,
Dein Blick legt sich auf meine Seele und ich sehe du weinst!

Sieben Jahre lagen deine Augen trocken, jetzt hast du endlich Zeit zum weinen.
Regen mischt sich mit deinen Tränen als deine Lippen ein "Danke" hauchen
Und du beginnst die Hymne der Zeit zu spielen.

Die Melodie umkreist meine Sinne, mir wird warm und doch
Friert mein Herz.
Und als die letzte Note ihr "Leb wohl" flüstert,

Erzähle ich dem Wind "Ich liebe dich..."

Dieses Gedicht habe ich schon einmal veröffentlicht. Ich fand aber, dass es gerade hier bei den Erinnerungen so schön passt. Es erzählt den Abschied aus Zeldas Perspektive- aber auch aus Links. Egal, es passt!freue mich mal wieder über ein Review nur um zu wissen, ob hier noch jemand da ist der liest.

Jo