Gilderoy? Was sollen die Strumpfhosen und der Hut? Und das alles in grün? Willst du heute etwa Robin Hood spielen?
Gilderoy Lockhart schaut sich um, so das ihn niemand außer mir hört und flüstert: „Ich hab mal ganz kurz in deine Notizen geschaut. Severus wird mich heute mit Peter Pan vergleichen. Ich kann dir gar nicht genug danken, den wollte ich schon immer mal spielen. Die Rolle ist mir wie auf den Leib geschrieben. Ich wirke ewig jugendlich und bin ein Held der es spielend mit jedem Piraten aufnehmen kann. Und fliegen erst- ..."
(Ich dreh mich um, das verrückte Gefasel wird bestimmt noch Stunden so weiter gehen, wenn man ihn nicht stoppt. – Ich frage mich bloß, was ihn auf diese verrückte Idee gebracht hat. Ich kann schwören das ich nichts davon geschrieben hab. – Am Kopf kratz - . Hm? Was könnte er bloß aus meinen Notizen gelesen haben? – „Gilderoy Lockhart! In wenigen Augenblicken ist dein Auftritt, und der ist garantiert nicht in grün! Also los zieh dich um."
Der Duellierclub
Severus sah genervt zu dem, ebenfalls auf den zur Bühne umfunktionierten Haustischen, in der großen Halle, stehenden Lockhart. Dieser tat grade so als wenn er ein gefeierter Superstar wäre und nun Shakespeares ,Hamlet' vortragen wollte mit dem Charme eines Showmasters aus dem Muggelfernsehen. Fehlte nur noch das die Schüler Blumen auf die Bühne schmissen. Der Blonde stolzierte nun mit seinem unverkennbaren ,von einem bis zum anderen Ohr Lächeln' auf der Bühne auf und ab, zwinkerte ins Publikum und stellte sicher der absolute Mittelpunkt des Universums zu sein, während er ein paar belanglose Worte an seine Bewunderer richtete. Dann trennte er sich von seinem Pflaumenfarbenden Umhang und schmiss ihn in eine Traube kreischender Schülerinnen. Fast hätte er der Fängerin noch einen Handkuss zugeworfen. Dann führte er seine Rede fort, die mit den Worten endete: „... Nun, ihr jungen Leute braucht euch keine Sorgen zu machen, wenn ich mit ihm fertig bin, bekommt ihr euren Zaubertranklehrer unversehrt wieder, keine Angst!" - ,Na warte!', dachte sich Snape.
Helen stand zusammen mit Sprout und McGonagall im Eingang, so das sie nicht ganz in der großen Halle standen, aber trotzdem alles überblicken konnten. Helen konnte sehen wie die beiden Hauslehrer nur mühsam ein unkontrolliertes Draufloslachen unterdrückten. Aber die Situation war auch zu komisch. Lockhart hatte gegenüber Severus Aufstellung genommen. Während Snapes Haltung durch aus eine professionelle Duellhaltung war, hielt Lockhart seinen Zauberstab als wolle er einen Chor dirigieren aber dabei gänzlich unmusikalisch war.
Lockhart lächelte überlegen zu Snape, der nur weiterhin genervt zurücksah. Severus musste unwillkürlich bei Lockharts Haltung und wie er den Zauberstab hielt, an eine bestimmte Figur aus einem Zeichentrickfilm denken, den er als kleiner Junge einmal angesehen hatte, nur hatte diese Figur Flügel. Lockhart kommentierte gegenüber den Schülern was sie gerade taten: „Wie ihr seht, halten wir unsere Zauberstäbe in der herkömmlichen Kampfstellung." - ,Ich tue das, aber ich frage mich was du da grade tust Tinker Bell?', dachte Snape gereizt. Lockhart zählte nun bis drei. Er schwang seinen Zauberstab gekonnt wie ein möchte gern Dirigent. Severus hingegen rief den Entwaffnungszauber gegen ihn. Dann krachte der sich fast zum Pfau aufgeplusterte Lockart durch Snapes „Expelliarmus!" an die nächste Wand.
„'Expelliarmus!'? Also nein, Severus ist ja unter die Sanftmütigen gegangen. Bei mir hätte der Kerl jetzt zwei Köpfe. Dann müsste er sich für den Rest seines Lebens selber reden hören.", wieherte Sprout gerade vor lachen. McGonagall sagte darauf hin amüsiert: „Pomona, du bist ja eine richtige Sadistin. Aber ich glaube ihm würde das sogar noch gefallen, sich von früh bis spät selber bestätigen zu können, wie einmalig toll er doch ist." Die Frauen lachten.
Lockhart stand schwankend auf und Sprout meinte: „Seine neue Sturmfrisur steht ihm gut."
Als Lockhart erklärte das dies alles von ihm geplant war und er den ,Expelliarmus' mit Leichtigkeit hätte abwehren können, stellte er sich schnell etwas weiter von Snape weg, da er jetzt wohl selbst sah, das er keine Chance hatte dabei eine gute Figur zu machen. Dann fing er an die Schüler zu Paaren zusammen zu stellen damit diese sich im duellieren üben konnten.
Gleich darauf ging eine unkontrollierte Schlacht zwischen den Schülern los. Auch Helen musste ein Lachen unterdrücken. Da ihr dreizehnjähriges „ich" gerade im Schwitzkasten von Millicent Bulstrode steckte hatte sie damals nicht allzu viel von dem Chaos mitbekommen. Lockhart ging durch die Menge und verteilte hilflos ein paar nichtfachmännische Kommentar wie sich die Schüler verhalten sollten. Was allerdings niemand so richtig von den Schülern mitbekam, oder wenn ja, ein noch größeres Chaos verursachte.
Die drei Frauen lösten sich vom Geschehen und gingen um sich etwas abseits weiter unterhalten zu können. Das letzte was sie noch mit bekamen war das Lockhart seinen Zauberstab verlor als er versuchte ihn zu benutzen.
Kurz darauf gingen sie in unterschiedlichen Richtungen weiter. Helen stellte sich im Krankenflügel auf ein paar Opfer des Duellierclubs ein.
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Pomona Sprout blieb stehen. Sie war zwar schon auf halbem Wege zu ihren Räumlichkeiten unterwegs, als sie es sich anders überlegte. Sie drehte sich um und kehrte zur großen Halle zurück.
Sie kam gerade rechzeitig um Lockhart abzufangen der grade gehen wollte und stellte sich ihm in den Weg. „Oh Pomona, Sie sind es! Haben Sie mich bewundert? Ich werde ihnen selbstverständlich ein Autogramm geben." Obwohl er etwas gequält gewirkt hatte, strahlte er nun wo er mit ihr sprach, die kleine ältere Hexe übers ganze Gesicht an.
„Eigentlich bin ich nicht deswegen gekommen, Gilderoy. Ich wollte Sie fragen ob ich ihnen nicht das nächste mal beim Duellierclub assistieren darf?", dabei klimperte sie ihm mit ihren Augen ein wenig verführerisch zu. „Aber meine liebe Pomona. Ich wäre wirklich sehr erfreut über ihre Unterstützung, aber das ist nun wirklich nichts für ein altes Mädchen wie Sie."
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Die Opfer ließen nicht lange im Krankenflügel auf sich warten: „Sehen Sie nur Helen, ich habe mich so verausgabt das ich mich an meinem eigenen Zauberstab verbrannt habe." Lockhart hielt ihr seine Hand hin. Sie sah nicht einmal eine Rötung der Haut. „Ich hatte heute im Großen und Ganzen vollen Erfolg.", während er das sagte schnippte er mit den Fingern seiner ,Nichtzauberhand'. „Ich habe heute meinen Schülern so viel näher bringen können, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Es tauchte sogar eine beschworene Schlange auf. Aber die hab ich im Hand umdrehen erledigt. Und ich bin ein wenig unglücklich gestolpert, während mich ein querschlagender Fluch zufällig getroffen hat, sehn Sie da an meinem Hinterkopf, das gibt bestimmt eine Beule. Aber ich bin ja hart im Nehmen."
Unbemerkt von Lockhart, da dieser seinen Kopf nach unten gebeugt hatte damit sie sehen konnte, zog Helen eine Augenbraue hoch,Zufällig getroffen?', aber zu Lockhart sagte sie: „Das könnte sogar eine Gehirnerschütterung sein, damit sollte man nicht spaßen. Und hier noch eine Salbe für ihre Hand." Helen gab ihm einen Topf mit übelriechender Paste, gespielt besorgt. „Sie sollten die Salbe immer beim Zubettgehen auf ihre verbrannte Hand auftragen." – „Haben Sie denn nichts was besser riecht, das riecht ja ... Gott!", er schnupperte an dem Topf und verzog grässlich das Gesicht. „Das ist das beste Heilmittel das es gibt gegen Zauberstabverbrennungen. Glauben Sie mir, so ist ihre Hand in wenigen Tagen so gut wie neu." – „In wenigen Tagen!", er sah Helen entsetzt an. „Zauberstab Verbrennungen zu heilen dauert nun mal etwas länger als normale."
Poppy die kurz aus dem Nebenraum rausschiele in dem sie einen Schüler mit Nasenbluten behandelte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
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Severus der gerade Lockhart davon rauschen sah fragte Helen: „Was hast du ihm gegeben? Und seit wann hat er denn grüne Strähnen in den Haaren? Die hatte er doch eben noch nicht. Sieht aus wie Gras!" – „Flubberwurmausscheidungen", war ihr knappes Kommentar. Trocken sagte sie noch: „Und wegen der Haare, nun er selbst hat es wohl noch nicht bemerkt. Er muss jemanden auf dem Weg hierher ganz schön wütend gemacht haben. Und ich glaube es IST Gras. Leider hält so ein Grashaarstränen Fluch nie länger als zwei Stunden an." – „Aha. - Wer das wohl gewesen war?", kam es genauso trocken von ihm zurück. „Hoffentlich kann ich noch eine Hauselfe dazu überreden ihm einen Handspiegel zu bringen, damit er wenigstens etwas von seiner neuen Haarfarbe hat." Helen nickte und sagte wie beiläufig: „Gute Idee."
„Flubberwurmausscheidungen? Das benutzt man doch nur zur Abschreckung, wenn Schüler nur so tun als hätten sie eine Verletzung, helfen tut es doch gegen gar nichts, es stinkt doch nur bestialisch?", Snape sah sie fragend an. Helen grinste, als sie ihm antwortete: „Du weißt es und ich weiß es, aber er nicht." – „Und mir sagt man nach eine sadistische Ader zu haben.", grinste er sie an. „Er hat mir erzählt, das er den Schülern heute ja ,SO' viel beigebracht hat.", lachte sie, als sie langsam näher zu ihm ranrückte. Severus nickte: „Hab ich gesehen: Zum Beispiel, wie man sich selbst entwaffnet."
Dann fragte er sanft: „Und was machen wir mit dem angebrochenem Abend? Hast du Lust mit mir runter nach Hogsmeade zu gehen?"
Da Colin nicht mehr Ziel des Mörders war und Justin erst am nächsten Tag angegriffen werdn würde, sagte sie zu: „Hol mich etwa in einer Stunde hier ab." Als sie das sagte sah sie ihm tief in die Augen. Er beugte sich etwas zu ihr runter. Sie hob den Kopf etwas höher ohne den Blick in seine endlos schwarzen Augen zu unterbrechen. Er legte seine Arme um sie und sie ihre um ihn. Er zog sie zu sich, so das sie ihren gegenseitigen Atem warm auf der Haut des anderen spüren konnten. Kaum einen Augenblick später lagen seine Lippen auf den ihren, seine Zunge glitt langsam über ihre leicht geöffneten Lippen bis- ... ein Geräusch: „Äh ... tut mir leid! Ich wollte nicht stören.", kam es erschrocken hinter Severus Rücken.
Snape hatte Helen sofort losgelassen und sich auf dem Absatz umgedreht. Bösefunkelnd sah er den Störfaktor an und sagte dann kalt drohend: „Aber das tun Sie, Miss Granger!" Wenn Blicke töten könnten währe Hermione wohl jetzt tot.
Warum musste sie ausgerechnet jetzt als Snape mit der Krankenschwester am rummachen war in den Krankenflügel kommen? Dieses Bild sollte sie ohnehin lieber aus ihrem Gedächtnis verbannen. Ausgerechnet Snape - bah!
Helen schob Severus kurz beiseite und ränkte Hermione ihre ausgekugelte Schulter ein ohne auch nur darauf zu warten, das die Schülerin ihr sagte was ihr fehlte. Auf Hermiones erstaunten Gesichtsausdruck antwortete sie: „Ich hab vorhin ihre kleine Ringerduellierszene mit Miss Bulstrode beobachtet. So ist wieder in Ordnung, Sie können jetzt gehen.", sagte sie freundlich zu Hermione, und schob sie dann sanft zur Tür raus. Helen spielte mit dem Gedanken Hermione zu sagen das sie sich die Schulter umsonst ausgekugelt hat und sie nicht Millicents Haare sondern die ihrer Katze erwischt hatte, ließ es aber dann doch bleiben, da ihr jüngeres ,ich' das ohnehin bald selbst rausfinden würde.
Helen sah Severus vorwurfsvoll an: „Das ist der Krankenflügel! Schüler kommen nun mal hierher, da kannst du sie nicht runtermachen." – „Du hast ja Recht, aber es war ein unpassender Moment in dem das Kind hier rein kam." – „Wenn du sie nicht mit der Schwester von Hulk Hogan zum Duell aufgestellt hättest wäre sie wohl jetzt nicht hier gewesen.", warf sie ihm vor. Severus wusste zwar nicht wer Hulk Hogan war, konnte sich aber etwas unter dem Namen vorstellen. „He, die Kleine himmelt diesen Knallkopf immer noch an. Hätte er seine Arbeit anständig erledigt, hätte sie das fette Monster quer durch den Saal geflucht. Aber so haben hier die Ringertypen die besseren Karten.", verteidigte sich Snape. Helen sah ihn jetzt überrascht an, wobei sie amüsiert auflachen musste: „Du nennst eine deiner Slytherin Schülerinnen ,fettes Monster'?" Severus trat von einem Fuß auf den anderen und sah nach unten, dann sagte er: „Du erinnerst dich daran was Lockhart letztens über sie sagte? Ich finde ,fettes Monster' triff's eher." Dann sah er grinsend der ebenfalls grinsenden Helen ins Gesicht. Nach einigem Momenten sagte er: „Also ich hol dich dann in einer Stunde ab. Bis später." Sein schwarzer Umhang bauschte hinter ihm auf als er ging.
TBC
Meinen Dank geht an cori die dieses Kapitel Betagelesen hat
Demnächst: Kann Helen den Mord an Justin verhindern?
