Meinen Dank geht an cori die dieses Kapitel Betagelesen hat.
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Aufgegebene Kindheitsträume
Vor einem großen Wandspiegel in seinen Räumen stand, eifrig seine Haare absuchend, der blond gelockte Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sein Spiegelbild sprach beruhigend auf ihn ein: „Glaub mir doch. Du hast noch nie besser ausgesehen. Du hast wirklich keinen Spliss. Deine Haare sind perfekt. Du bist der bestaussehenste Mann der je diese Welt betreten hat."
„Der bestaussehenste? Ja, das klingt gut. Das bin ich wohl." Lockhart straffte sich, zeigte sein berühmtes Lächeln seinem Spiegelbild und stellte sich dabei in Position als wenn er gleich fotografiert würde.
Doch mit einem Mal veränderte sich die Oberfläche des Spiegels. Er wurde milchig und zeigte keinerlei Reflexionen mehr. Dann bildete sich ansatzweise ein Gesicht heraus, das aber kaum vom Hintergrund abwich. Langsam formte es sich zu seinem. Die Gesichtszüge wurden markanter. Je deutlicher die Gesichtszüge im Spiegel wurden umso deutlicher wurden auch die Falten in seinem Spiegelbild. Von leichten winzigen Fältchen um die Augen bildeten sich immer tiefer grabende Krähenfüße. Sein Gesicht wurde im Zeitraffer alt und runzlig. Seine Haare immer verfilzter und grauer, dann dünner und weiß, bis das sie ganz ausfielen. Lockhart öffnete entsetzt seinen Mund. Er sah bräunliche, fast schwarze Stümpfe, wenn überhaupt noch etwas von seinen Zähnen vorhanden war.
Während die milchige Färbung vom Spiegel verschwand, gab es einen dumpfen Aufschlag. Lockharts wirkliches Spiegelbild versuchte wieder klar zu werden. Es fuchtelte wild mit seinen Händen als wenn man die Trübung so verscheuchen könnte. „Was soll das? Frechheit! Unverschämtheit! Wer wagt es? - ..." Es verstummte. Etwas stimmte nicht. Wo war sein Original? Das Spiegelbild schaute verwirrt um sich bis es nach unten, vor den Spiegel sah. „Oh! Hallo! Wach auf!" Lockharts Reflexion hatte bemerkt das sein Original ohnmächtig am Boden lag.
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Auf einem der dunklen kalten Flure stand durchscheinend und furchteinflößend der Geist des blutigen Barons. Eine weitere geisterhafte Erscheinung bewegte sich auf ihn zu, in Gestalt eines Mönches. Als der Geist des Hauses Hufflepuff direkt vor dem Geist des Hauses Slytherin stand, knurrte der Baron: „Und?"
Der Mönch verzog sein durchscheinendes Gesicht zu einem überheblichen Grinsen: „Ich hab unsere Wette gewonnen. Er ist buchstäblich aus den Latschen gekippt."
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Helen und Severus verbrachten einen wunderschönen Abend und eine noch schönere Nacht. Helen - Hermione konnte es kaum fassen das Severus sie hier her gebracht hatte. Oft hatte sie sich als Kind gewünscht Ägypten zu besuchen, doch war daraus nie etwas geworden. Wie hatte sie Ron beneidet, das seine Familie einen Wochenlangen Urlaub in Ägypten verbracht hatte. Soviel Zeit um so viel zu sehen. Obwohl, wie sie Ron kannte, hatte er nicht mal ein Bruchstück dessen gesehen was sie hätte besichtigen wollen. Als Kind hatte sie so viele Träume in denen sie die Welt erkunden wollte. Ägypten wäre da nur der Anfang gewesen. Als Kind hatte man viele Träume die man später aufgab um einen Beruf zu ergreifen der ihrer bekannten Welt entsprach.
Wie oft hatte sie schon in ihrem Labor gestanden oder in ihrem Büro gesessen und daran gedacht, 'was wäre wenn' gewesen. Anfangs noch ab und zu und am Ende gar nicht mehr. Sie hatte ihren Traum die Welt zu sehen letztendlich aufgegeben. Nicht mal einen jährlichen Urlaub in ein fernes Land hatte sie sich mehr gegönnt.
Am Morgen des 10. Januars saßen Helen und Severus beim Frühstück im Gastraum des Hotels ,Imhoteps-Grab' in Ägypten. Es war eine prächtig eingerichtete Halle mit vielen Säulen aus Gold. Die Wände schienen aus Marmor zu bestehen und die Decke eine Kuppel zu bilden. Aber das ließ sich alles nur erahnen, da Pflanzen einem Urwald gleich, alles verdeckten.
Eine Mumie kam schlürfend an ihren Tisch und brachte eine Kanne frischen duftenden Kaffees.
Etwas erstaunt deutete Helen auf die etwas ungewöhnliche Bedienung und ließ dabei Severus nicht aus den Augen der gerade ein Brötchen aufschnitt. Er sah kurz zu ihr auf und schmunzelte dann: „Hier war früher mal ein Grab auf dem ein Fluch lag, das des Imhotep, wie der Name des Hotels schon sagt. Nachdem Muggel immer öfter hierher kamen und es unter ihnen immer wieder Tote gab, hat man vor etwa zwanzig Jahren einige Wissenschaftler und Fluchbrecher hergeschickt. Der Fluch war gebrochen, an dieser Stelle entstand eine Oase und die Mumien die als Grabwächter fungierten wurden ‚arbeitslos'. Als dann hier das Hotel entstand wurden die arbeitslosen Mumien bevorzugt als Hotelpersonal eingestellt." – „Muggel verirren sich nun nicht mehr her?" – „Abwehrzauber halten sie fern. Sie sehen hier nur Wüste. Und sollten sie doch hierauf zusteuern, werden sie durch magische Ausdehnungsfelder um diesen Ort herumgeleitet."
„Du kennst dich ja recht gut aus. Warst du schon oft in Ägypten?" Helen bemerkte kurz das ein anderer Hotelgast, der ihr unbekannt war und an einem anderen Tisch gesessen hatte, ihren Tisch ins Auge gefasst hatte und nun auf sie zuging. „Ist schon länger her." – „Snape?" Die Stimme kam von dem anderen Gast. Ein stämmiger Mann etwa Mitte vierzig, mit braunem Haar das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und einem Dreitagebart. Er trug Kleidung die an einen Archäologen erinnerte. „Snape, altes Haus! Was tust du hier? Und warum weiß ich nichts davon?" Er schlug Severus auf die Schulter. Dann wanderte sein Blick auf Helen. „Oder sollte deine Reise etwa romantischere Gründe haben? - David Carter, ich nehme an Severus hat mich noch niemals erwähnt." Er streckte mit einem gewinnendem Lachen Helen seine Hand entgegen. Helen ergriff diese und sagte mit einem Lächeln: „Helen Grant, und nein, ich kann mich nicht erinnern." In Snapes Richtung schaute sie gespielt empört. Snape guckte darauf etwas verlegen und setzte zu einem: „Na ja, ich- ...", an.
„Er ist der beste Fluchbrecher den ich kenne. Sie hätten ihn mal sehen sollen vor fünf Jahren in dieser Kathedrale in Frankreich. Ich dachte schon wir müssten es aufgeben in die unteren Gewölbe reinzukommen. Aber Severus hat es geschafft! Ich hab ihn zum ersten Mal getroffen, da war er erst zwölf. Und das war hier! Und zwar genau hier!" Dann sagte er begeistert zu Snape: „Und? Kann ich dich für meine nächste Expedition anheuern? Ich stelle grade ein Team zusammen und ein guter Fluchbrecher fehlt mir noch. Nicht weit von hier soll ein Grab sein in dem wohl eine der größten Hexen des alten Ägyptens bestattet wurde."
„Tut mir leid David. Aber wir sind nur übers Wochenende hier. Heute Abend reisen wir schon wieder nach England ab. Ich hab immerhin noch einen Beruf als Lehrer und kann nicht einfach auf Schatzsuche oder ähnliches gehen. Aber reizen würde es mich schon. Vielleicht ein andermal." Für einen kurzen Augenblick war etwas in Severus Augen zu sehen, was Helen damit deutete, das er liebend gern mit David auf diese Expedition gegangen wäre.
„Schade. Mit dir als Fluchbrecher hätten wir die besten Chance. Aber da kann man nichts machen. - So ich hab noch eine Expedition vorzubereiten und ihr beiden solltet den Rest eures Wochenendes genießen. Wir sehen uns hoffentlich irgendwann wieder." – „Bestimmt." Severus reichte ihm die Hand zum Abschied. „Freut mich Sie kennen gelernt zu haben Mr. Carter.", sagte Helen. Mit einem freundlichen warmen Lächeln entgegnete Carter: „Hat mich auch gefreut, Miss Grant." Dann steuerte er auf den Ausgang zu.
„So, so, Fluchbrecher mit zwölf?" Sie sah Severus mit hochgezogener Augenbraue an. „Das kann man so nicht sagen, denn ich hab nur zugeschaut. Ich war damals in den Sommerferien meinen Onkel hier besuchen. Einen Muggelarchäologen. Ich war fasziniert von dem was er wusste über die Welt des Altertums. Doch war mir bald klar das er als Muggel nur einen Teil des Ganzen sehen konnte. Als ich eine Zaubererarchäologengruppe entdeckt hatte schloss ich mich ihnen kurzerhand an. Heimlich! Als man mich bemerkte, waren sie nicht besonders erfreut. Hätte David sich nicht für mich eingesetzt hätte ich wahrscheinlich eine Menge Ärger bekommen." – „Und der blieb dann aus?" Helen schmunzelte. „Nicht ganz. Erst hab ich Ärger von meinem Onkel bekommen und als ich Zuhause war von meinen Eltern, die waren ganz schön sauer das ich einfach so abgehauen bin. - Jedenfalls in dem Sommer beschloss ich Fluchbrecher zu werden." Seine Augen verfinsterten sich, als er leise hinzufügte: „Aber wie das so ist, später wird alles anders."
Nachdenklich fragte sie: „Und was war mit Frankreich? So wie ich das verstanden hab hast du deinen Traum nicht komplett aufgegeben."
Severus drehte gedankenverloren an seiner Kaffeetasse. „Ich war in dem Jahr dort im Sommer im Urlaub. Da bin ich dann David wieder begegnet und nachdem er sein Problem geschildert hatte schloss ich mich einfach seiner Ausgrabungsgruppe an. - Es war also nur eine einmalige Angelegenheit."
Helen studierte sein Gesicht genau. Er schien genau wie sie seine Kindheitsträume aufgegeben zu haben. „Du würdest lieber in alten Ruinen deine Zeit vertreiben, als in Hogwarts oder?" – „Als Fluchbrecher in archäologischen Ausgrabungsstätten verdient man auf jeden Fall mehr als als
Lehrer." – „Aber was wünscht du dir?" Er wusste das es nicht darauf ankam was er sich wünschte. Er hatte eine Aufgabe. Und solange diese nicht erfüllt war, gab es für ihn keine Wahl. Und so schwieg er.
„Du hast bisher nie über deine Familie gesprochen. Leben deine Eltern noch?" Severus schüttelte den Kopf. „Mein Vater starb bei einem Unfall. Meine Mutter hat seinen Tod nie überwunden. Einige Monate später starb auch sie. Ich war damals grade sechzehn und ging noch zur Schule." – „Das tut mir leid." – „Sie hatten viele glückliche Jahre zusammen verbracht. Als sie sich kennen lernten - das ist schon eine Geschichte für sich. Nachdem sie in der Schule schon Kapitän der Quidditchmanschaft war, war es für meine Mutter schon ein Muss Profispielerin zu werden. Kaum zu glauben das man mich nur schwer überhaupt auf einen Besen drauf kriegt." Severus musste lächeln. „Letztes Jahr hab ich bei einem Quidditchspiel den Schiedsrichter gemacht. Hoffentlich hat mir niemand angesehen wie unsicher ich mir in der Luft vorgekommen bin." Er schüttelte bei dieser Erinnerung etwas belustigt den Kopf, so das seine Haare ihm ins Gesicht fielen. „Mein Vater war hingegen ein aufsteigender Fußballstar. Durch einen dummen Zufall verwechselte sie das Stadion und so trafen sie aufeinander. Der Muggel und die Hexe - es war Liebe auf den ersten Blick." Helen sah ihn neugierig an: „Was geschah dann? – „Zwei Jahre später heirateten sie und ein weiteres Jahr später bekamen sie mich. Als meine Mutter schwanger wurde, war es mit ihrer Quidditchkarriere vorbei. Mein Vater zog sich einige Zeit später eine böse Verletzung zu, die dann seine Fußballkarriere beendete. Beide hatten sich ganz auf ihren Sport konzentriert, worunter auch ihre schulische Bildung gelitten hatte. Sie hatten nie viel für schlechte Zeiten gespart. – Wir zogen in eine ärmere Wohngegend und mein Vater nahm Arbeit in einer Fabrik an. Als ich dann in einen Muggelkindergarten kam, arbeitete meine Mutter als Verkäuferin in einem Laden für gebrauchte Sachen in der Winkelgasse. Wir hatten nie viel, aber alles was man zum Leben braucht. Und der Laden in dem meine Mutter verkaufte, versorgte mich mit allem was ein angehender Hogwartsschüler so braucht. Ich hatte so schon die Bücher für die Abschlussklasse, obwohl ich noch nicht einmal eingeschult war. Meine Eltern waren nun mal vorsichtiger geworden, sie wollten das ich mich voll auf die Schule und meine Bildung konzentriere. Na ja, als Leistungssportler tauge ich wirklich nicht viel." Er lachte und Helen stimmte mit ein.
„Und dann gab es da noch meinen Onkel. Er war der jüngere Bruder meines Vaters. Als er mich damals in den Ferien zu sich einlud, empfanden das meine Eltern als einen Segen für mich. So konnte ich doch einiges über Altertümer und Geschichte lernen. Er ist immer unterwegs, rund um die Welt." – „Wo ist er jetzt?" – „Ich weiß nicht genau. Ab und an kommt eine Karte von ihm, immer von wo anders." Dann wechselte Severus das Thema: „Wir sollten uns jetzt etwas beeilen wenn wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten besichtigen wollen."
Als die beiden vor das Hotel, das im Inneren gut klimatisiert wurde, traten schlug ihnen warme Luft entgegen die ihnen fast den Atem raubte. Die Sonne schien schon an diesen frühen Vormittagsstunden unerbittlich aus blauem wolkenlosen Himmel. Wenigstens mussten sie nicht ungeschützt durch die Wüste zu ihrem Ausflugsziel fliegen. Der Zauberer vom Teppichverleih hatte seine Modelle mit Sonnenschutz aus violetten Harpyienfedern ausgestattet.
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„Ist das Kalt." Helen zitterte als sie in Severus Räume transportiert wurden. Severus holte schnell aus dem Kleiderschrank einen warmen Mantel und hüllte sie darin ein. „Ich mach schnell Feuer im Kamin. Ich hätte wahrscheinlich den Hauselfen bescheid geben sollen, damit sie das schon mal vor unserer Ankunft machen." Er grinste etwas verlegen. „Der Temperaturunterschied ist gewaltig." – „Und erst das Licht! In Ägypten ist es noch helllichter Tag und hier? Dabei ist es noch nicht mal Zeit fürs Abendessen." Helen schaute zum Fenster. „Wir haben noch eine Stunde um uns zu akklimatisieren und können dann in der großen Halle essen. Mit vollem Magen wollte ich nicht einen derartigen Transport durchführen.", meinte Severus ihrem Blick folgend. Helen nickte als sie lächelnd antworte: „Das kann ich verstehen, mein Magen stimmt dir zu." Beide lachten.
Viel später am Abend lagen die beiden dicht aneinandergekuschelt auf der Couch vor dem Kamin sahen den Flammen zu und tranken Elfenwein. Beide für sich dachten sie an die Zukunft die mit eisigen Klauen nach ihnen griff, wie der Schneesturm der draußen tobte und alles zu verschlingen drohte.
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Der Januar verging und Hermione wurde aus dem Krankenflügel entlassen. Das bedeutete, Helen musste wieder mehr auf ihr jüngeres ,ICH' acht geben. So verliefen die Abende wieder wie vorher. Sie wachte am Gryffindorturm bis Severus sie abholte.
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