Meinen Dank geht an cori die dieses Kapitel Betagelesen hat.

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Goldlöckchen und die Zwerge

Samstag 13. Februar 1993

Gilderoy Lockhart hatte einigen Lehrern in einem ,Anflug von Größenwahn' einen ,Stimmungsheber' versprochen. So kam es ihm nun jedenfalls vor. Er ging schon an diesem Samstag seit einer geraumen Weile durch die Gassen von Hogsmeade. Einige Agenturen und Arbeitsvermittlungen hatte er schon abgeklappert, ohne Erfolg. Jeden den er für den Valentinstag engagieren wollte, lehnte mit einem: „Tut uns leid, alles ausgebucht!", ab. Wenn er wenigstens an einen Portschlüssel kommen konnte, dann könnte er größere Orte mit Agenturen aufsuchen die ein wenig mehr Kapazitäten aufwiesen als so ein kleiner Ort. Die Winkelgasse zum Beispiel, oder noch besser ein Ort wo man ihn nur durch seine Bücher kannte. Das Flohnetzwerk zu benutzen, das lag ihm nicht: zu dreckig! Und apparieren: zu viele Unfälle durch zersplittern! Einige Augenblicke dachte er an einen Besen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Zu unbequem für längere Flüge. Besen machen sich nur gut bei Fotosessions.

Irgendwo musste er sich mal nach seinem Marsch ausruhen. Die drei Besen, wäre ja nicht schlecht gewesen, aber leider wusste er schon aus Erfahrung das Madam Rosmerta nie viele Getränke vorrätig hatte. Jedenfalls hatte sie ihm jedes Mal wenn er dort war versichert, das ihr alle Getränke ausgegangen wären. Er hatte es auch schon mal (notgedrungen) im Eberkopf versucht. Der war zwar weit unter seiner Würde, aber er war ja schließlich nicht spießig. Aber der alte Wirt hatte ihn höflich gebeten zu gehen, da es ihm wohl unangenehm war, eine solch große Berühmtheit wie ihn dort zu bewirten. Die Art war nur etwas grob gewesen in der er ihm vermittelte: „Verschwinde! Du vergraulst mir die Gäste!"

Wenigstens lag kein Schnee mehr und die Sonne war rausgekommen. Ansonsten hätte seine Ausgehrobe doch sehr gelitten. Da es auch nahezu windstill war, war es auch nicht so kalt, was auch einige Straßenhändler begrüßten.

Als er in einer kleine Seitengasse mit einigen Straßenhändlern einbog, stand er, da er in Gedanken versunken war, urplötzlich vor einem Zwerg, der „Wichtel aus Cornwall" lautstark anpries. Als der kleine Mann Lockhart bemerkte, er zeigte mit dem Finger auf ihn und seine Augen funkelten böse als er schrie: „DU!"

Lockhart schaute erschreckt auf den Zwerg, drehte sich um und lief. Doch er kam nicht weit. Vor ihm standen schon einige weitere Zwerge die ihn langsam einkreisten. Der kleine Händler kam mit einem mörderischem Blick auf ihn zu. „Du schuldest mir das Geld für ein halbes dutzend Käfige, prall gefüllt mit Wichteln. Und das seit fast einem halben Jahr!"

Gilderoy hob abwehrend seine Hände, dann lächelte er den Zwerg verlegen an und sagte ausweichend: „Ein ... dummer Fehler meinerseits. Ich hab momentan so viel um die Ohren. Sie haben doch sicherlich von den Angriffen gehört, oben in der Schule? Schüler sind angegriffen worden! Ich hab alle Hände voll zu tun den Angreifer dingfest zu machen. Und da es seit geraumer Zeit keinen neue Angriff gegeben hat- ... nun ja- ... - hab ich es wohl geschafft. Ich hab mich heldenmutig der Kreatur gestellt die die armen Jungs, den Geist und die kleine Katze angegriffen hat." Aus seiner Stimme war fast ein ängstliches Quietschen zu hören. „Selbstverständlich werde ich Sie bezahlen, darum bin ich ja auch hier! Ich bin sofort zu ihnen geeilt, nachdem ich nun etwas Zeit erübrigen konnte." Dann strahlte er den Zwerg mit seinem gewinnbringensten Lächeln an.

Die Zwerge die um ihn herum standen hatten teilweise ihre kleinen Hände zu Fäusten geballt, oder sie hielten etwas wie Stöcke oder Knüppel in der Hand, die sie gegen ihn als Waffe benutzen konnten. „Sie sind also gekommen um mich endlich zu bezahlen?" Der Händler sah Lockhart ungläubig an.

„Doch! Selbstverständlich bin ich deshalb hier! Glauben Sie etwa ich wäre ein unehrlicher Mensch?" Der Zwerg hörte Lockharts Worte, schaute ihn eindringlich an und sagte laut und knapp: „JA!"

„Ich glaub es auch erst wenn ich das Geld sehe, Hugo. Lass es uns aus ihm herausprügeln. Ich kenne solche Leute wie ihn zur Genüge, das ist ein Lügner! Ein alter Soldat wie ich hat schon einige seiner Sorte im Leben gesehen." Einer der Zwerge mit einem Schlagstock bewaffnet, den er zur Untermalung seiner Worte immer wieder in seine Hand schlug, hatte gesprochen. Der Händler, Hugo, nickte.

Lockhart stotterte verunsichert und nestelte an einer Tasche seiner Robe, bis er seine Geldbörse daraus hervor gekramt hatte. „H-hier i-ich h-habe ihr G-Geld! D-da s-sehn Sie!"

Hugo riss ihm die Geldbörse aus der Hand und kippte deren Inhalt in die seine. „Das reicht nicht! Hast du überhaupt eine Ahnung wie viel die Wichtel wert waren, wie viel Arbeit es war diese zu fangen? Du Schuft! Arme ehrliche Händler betrügen das kannst du, und wahrscheinlich hast du den Kindern oben im Schloss auch noch erzählt, das du sie selbst gefangen hast." Lockharts Gesichtszüge entgleisten etwa für den Bruchteil einer Sekunde, dann jedoch fing er sich wieder und unterbreitete strahlend den Zwergen seinen Vorschlag: „Sehen Sie, ich habe da ein kleines Angebot für Sie. In Hogwarts soll für den Valentinstag etwas besonderes stattfinden. Ich bin extra zu ihnen gekommen um mit ihnen darüber zu sprechen. Ich werde Sie im Anschluss dafür gut entlohnen, auch für die Wichtel. Nehmen Sie das mal-...", er deutete auf die Geldbörse in der Hand des Zwerges, „... als kleinen

Vorschuss." Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.

Der Zwerg schaute ihn misstrauisch an. „Glauben Sie mir mein Freund.", Lockhart redete weiter auf ihn ein. „Sie und ihre Leute müssen nur einen kleinen Auftritt vor den Schülern und Lehrern absolvieren und bekommen für diese winzige Kleinigkeit viel Geld. Sie brauchen kaum etwas zu tun. Einfach nur hereinspazieren und ein paar Valentinsgrüße überbringen, nichts weiter. Na! Ist das ein Wort?" Er hielt Hugo seine Hand hin. „Schlagen Sie ein Partner."

Zögernd ergriff der Zwerg Gilderoys Hand. Er hatte das ungute Gefühl einen Fehler zu machen als er auf Lockharts Angebot einging.

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Im Cafe von Madam Puddifoot saßen Helen und Severus und genossen den Samstagnachmittag in Hogsmeade. Glücklicherweise war es kein Ausgehwochenende für die Schüler, ansonsten hätten die beiden kaum einen freien Tisch bekommen. So saßen sie mit nur wenigen anderen Gästen im Cafe die Ruhe des Augenblicks genießend. Vor ihnen standen zwei Gläser Waldnymphenkaffeetraum, ein alkoholhaltiger Eiskaffee den besonders gerne Paare bestellten, dem man eine anregende Wirkung bei Verliebten zuschrieb. Ein sehr beliebtes Getränk, besonders zum Valentinstag.

„Hallo, ihr zwei! Ich denke ich setz mich mal mit zu euch." Von einem Ohr bis zum anderen strahlend setzte sich Lockhart an den kleinen runden Tisch an dem sie saßen, zu ihnen. Severus und Helens Gesichter zeigten darüber wenig Begeisterung. Sie hatten nicht bemerkt wie er ins Cafe gekommen war. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen was ich heute schon alles auf die Beine gestellt hab für den kommenden Valentinstag. Aber ich hab einige sehr talentierte, na ja was man hier schon so findet halt, Leute engagiert." Es folgten endlose Reden wo er überall gewesen war und trotz allgemeinem ausgebucht-seins der hiesigen Agenturen, doch noch unter viel Mühe eine Gruppe von ,Künstlern' anheuern konnte.

Während er sprach kam Madam Puddifoot an den Tisch um seine Bestellung aufzunehmen. Mit einem Blick auf Severus und Helens Gläser sagte er beiläufig: „Sieht interessant aus. Ich nehme das gleiche und ein Stück Kuchen, irgendwas mit Früchten." Er strahlte Madam Puddifoot an, doch sie sah etwas ungläubig aus. „Sind Sie sicher? Das ist Waldnymphenkaffeetraum." Nachdem er sie anschaute als wenn ihm das nichts sagen würde, fügte sie hinzu: „Man nennt ihn auch Liebestrank!" – „Oh!" Lockhart überlegte kurz: „Dann Kaffee mit ganz viel Sahne drin, und den Kuchen! Aber den ohne Sahne!" Dann ging er übergangslos wieder zu seinen Erzählungen seiner Tageserlebnisse zurück.

„Wie geht es ihrem Vogel? Ich hoffe er hat sich erholt?" Severus unterbrach mit dieser Frage, obwohl es ihn nicht im mindesten interessierte, Lockharts Redefluss. „Wie?" Der Blonde schaute ihn erstaunt fragend an. „Na letzten Monat! Im Krankenflügel!" – „Ach so, das meinen Sie. - Danke der Nachfrage. Vigo geht es wieder blendend. Er ist übrigens ein Geschenk eines Fans gewesen. - Wussten Sie das die majestätischen Vögel meine Lieblingstiere sind? Bestimmt wussten Sie es, ich hab's erwähnt in einem meiner Bücher, lassen Sie mich nachdenken, das war in-..." – „Ein Jahr bei einem Yeti.", rutschte es Helen beiläufig raus. Beide Männer sahen sie erstaunt an. Gilderoy Lockhart musste augenblicklich noch breiter lächeln. „Sie könnten ja fast Miss Granger Konkurrenz machen. Das war übrigens eine der Aufgaben in einem Test den ich hab schreiben lassen. Miss Granger hat alle Fragen richtig beantwortet." – „Diesmal nennen Sie sie nicht,Zottelhaarig'?" Helen sah ihn eisig an, während sie das Thema wechselte. Er schob sich ein Stück Kuchen in den Mund und spülte es mit einem Schluck Kaffee runter bevor er antwortete: „Nun mit einer geeigneten Haarpflegeserie, könnte man das haarige Problem mühelos in den Griff kriegen. Ich hege übrigens schon lange den Wunsch eine solche auf den Markt zu bringen, das wusste sie übrigens auch." Er grinste den beiden vor stolz, das eine seiner Schülerinnen das alles über ihn wusste, zu. Sein ganzes Gesicht schien nur noch aus seinen blitzenden weißen Zähnen zu bestehen. Seltsamerweise sah man diesen nicht an das er gerade Kuchen gegessen hatte und dabei Kaffee getrunken.

Lockhart sah die eisigen Gesichter und schloss daraus, dass das Paar Turteltauben lieber für sich allein war.

Als er aufstand sagte er noch schnell zu Snape: „Severus? Sie sind doch so freundlich und übernehmen heute meine Rechnung. Ich hab leider mein ganzes Geld für diese Gruppe ausgegeben die ich engagiert habe. Wiedersehen!" Ohne auf Severus Einspruch zu warten verschwand Gilderoy schnell zur Tür raus.

Severus war erst mal sprachlos. Doch das erste was er fassungslos sagte nachdem er seine Stimme wieder gefunden hatte war: „Du ließt seine Bücher?"

TBC