Vorgeschichte, Teil 9: Jäger
---------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------
1 - Magische Tunichtgute
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
James Potter sah auf die Uhr.
"Es ist gleich so weit, Moony", sagte er.
Sie saßen alle zusammen im verlassenen Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Remus blickte von einem Buch über antike Runen auf.
"Okay", seufzte er. "Ich geh dann schon mal zu Madam Pomfrey."
Er klappte das Buch zu, legte es beiseite und ging auf das Loch in der Wand zu.
"Hey, Remus", rief Sirius ihm nach, als er schon halb durchgeklettert war, "bis nachher."
Remus lächelte. Ja, sie würden sich später sehen. Es würde die erste Vollmondnacht werden, in der er nicht allein war.
Als er mit Madam Pomfrey auf dem Weg zur Peitschenden Weide war, fühlte er sich daher längst nicht so schlecht wie sonst. Die Schulschwester drückte mit einem langen Stock auf den Baumstamm und die Weide wurde still.
"Dann mal hinein mit dir, mein Junge", sagte Madam Pomfrey mit einem mitleidigen Blick.
"Gute Nacht", antwortete Remus.
Er ging allein den Gang weiter, der vom Schloss weg in Richtung Hogsmeade führte. Einige Augenblicke später erreichte er die Heulende Hütte. Er zog sich einen der wenigen noch heilen Stühle heran und setzte sich. Das Warten war oft das Schlimmste. Er saß dann hier und wünschte sich, wenigstens ein Buch lesen zu können, wusste aber, dass das unklug wäre, da er es zerfetzen würde, sobald der Vollmond aufging.
Doch heute musste er nicht sehr lange allein warten. Madam Pomfrey war kaum zehn Minuten weg, da hörte er Geräusche hinter der Tür, und bald öffnete sie sich einen Spalt breit und eine graue Ratte huschte an Remus' Seite.
Remus stand auf, während sich die Tür weiter öffnete und ein zotteliger schwarzer Hund hereinkam, gefolgt von einem großen Hirsch.
"Ihr solltet noch nicht hier sein", sagte er besorgt. "Ihr hättet warten sollen, bis ihr wisst, dass ich mich verwandelt hab."
"Entschuldige", erwiderte James, der zu Remus' großem Entsetzen seine menschliche Gestalt annahm. "Wir waren so ungeduldig. Wir haben uns gedacht, wir leisten dir schon mal Gesellschaft."
Remus schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Nein, James, verstehst du denn nicht? Es wird schon schwierig genug, wenn ich mich erst einmal verwandelt habe, aber während das geschieht ... Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, James. Es sind nicht nur die Schmerzen, es ist ..."
Er brach ab, als ein erster dünner Schimmer des Mondlichts durch einen Riss im Holz hereinschien. Sirius' Fell richtete sich auf. Peter hatte sich in eine Ecke verkrochen. James stand wie festgefroren da und sah zu, während Remus sich erst versteifte, dann vornüber geworfen wurde und sich an der Stuhllehne festklammerte. Seine Finger verhärteten sich und wurden knochig, verwandelten sich in lange Krallen. James wurde bleich.
"Remus", murmelte er und machte einen Schritt auf ihn zu.
"Nicht!" schrie Remus mit Mühe und taumelte rückwärts. "Geh weg von mir! Sofort, James!"
Seine Schultern krümmten sich und er schrie vor Schmerzen. Sein Gesicht streckte sich, Fell spross an seinem ganzen Körper und er heulte lang und schmerzvoll auf. Er dreht sich um und seine Krallen schossen durch eines der Holzbretter, die die Fenster verdeckten. Splitter regneten auf ihn herab, und wieder heulte er. Seine Krallen zerfetzten seine eigene Haut und James schaute mit wachsender Panik zu, wie Blut aus der Wunde austrat. Und dann drehte sich die Kreatur, die sein Freund gewesen war, zu ihm um.
Urplötzlich erinnerte James sich an den Traum, den er einmal gehabt hatte. Dort war er zugleich von etwas fort und auf etwas zu gerannt, das riesig and furchteinflößend, aber auch schwach und hilflos gewesen war. Er wusste, dass es genau das war, was er nun vor Augen hatte. Er wusste, dass er in Gefahr war, obwohl Remus ihn niemals willentlich verletzen würde.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, setzte der Werwolf zum Sprung an. Doch etwas sehr Großes, Schwarzes schoss an James vorbei und stürzte sich auf den Werwolf. James kam wieder zur Besinnung und erkannte, was er tun musste. Während Sirius und Remus auf dem Boden rollend miteinander rangen, verwandelte er sich schnell in den Hirsch zurück und stürzte sich mit in den Kampf.
Minuten lang bissen, kratzten und stießen sie sich gegenseitig, dann hatten er und Sirius den Werwolf endlich unter Kontrolle. Er kauerte verloren in einer Ecke, und endlich konnte James sich ihm nähern und seinen weisen Hirschkopf zu ihm herab beugen. Der Werwolf wich seinem Blick zuerst aus, schaute ihm dann aber direkt in die Augen. James blickte zurück und es kam ihm vor, als wäre die Kreatur plötzlich sanfter geworden, als kämpfe der Verstand seines Freundes gegen die Bestie an. Der Werwolf hörte auf zu zittern. Er erhob sich vom Boden und ging auf und ab. Dann warf er den Kopf zurück und gab ein lautes Heulen von sich, aber dieses Mal klang es anders. Es klang befreit und beinahe zufrieden.
Peter, dem es jetzt sicher genug schien, traute sich auch wieder hervor. Sirius schleckte an einer Wunde. James ging auf die Tür zu und stieß sie auf. Er gab den anderen zu verstehen, dass sie mitkommen sollten. Peter huschte den anderen voraus, Sirius direkt hinter ihm. James blieb in der Tür stehen und wartete auf den Werwolf. Er nickte in Richtung der Tür. Der Werwolf zögerte. James nickte langsam mit seinem beeindruckenden Kopf, und endlich kam sein Freund näher und ging mit den anderen in den Tunnel.
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
2 - Gryffindor gegen Ravenclaw
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
Es war ein kalter Abend und der Gryffindor-Gemeinschaftraum war überfüllt. Remus saß in der Ecke des Raumes in einem Ohrensessel und hielt sich ein Buch vor das Gesicht. Er tat jedoch nur, als würde er lesen. In Wahrheit war er wieder einmal mit seinen Schuldgefühlen beschäftigt. Er konnte nicht leugnen, dass seine letzten Verwandlungen nicht so schlimm gewesen waren wie früher. Seit James und Sirius gelernt hatten, ihn zu beherrschen, hatte er auch selbst gegen die Bestie ankämpfen und relativ bei Verstand und menschlich bleiben können.
In den Nächten seiner Verwandlungen hatten sie das Gelände von Hogwarts und das Dorf Hogsmeade erkundet, wobei sie einige Male ziemlich nahe an die Häuser herangekommen waren. So hatten sie ihrer Karte viele weitere Geheimgänge hinzufügen können, hatten die Eingänge derer entdeckt, die im Dorf endeten und die Geografie des Schlosses besser kennen gelernt, als Dumbledore selbst.
Doch Remus fühlte sich jedes Mal schuldig, denn er wusste, dass er das Vertrauen missbrauchte, das ihm Dumbledore, die anderen Lehrer und nicht zuletzt seine Eltern schenkten. Wie man es auch nahm, es bestand immer ein Risiko, dass er die anderen eines Nachts abhängen und jemanden verletzten könnte. Das war das Letzte, was er wollte. Trotzdem konnte er sich nicht überwinden, damit aufzuhören. Er hatte es versucht. Er hatte sogar mit den anderen darüber gesprochen, aber sie hatten nur gesagt, er solle sich nicht so viele Gedanken machen, dass er genauso viel Recht auf Spaß habe wie alle anderen und dass ihre nächtlichen Abenteuer ohne ihn nur halb so lustig wären.
So kam es, dass Remus weiterhin in Vollmondnächten mit seinen Freunden durch das Gelände streifte, und er konnte nicht einmal leugnen, dass es ihm Spaß machte. Aber das änderte nichts an seinen Schuldgefühlen, und gerade in diesem Moment war seine Laune sehr schlecht, obwohl er sich lange nicht mehr so gesund gefühlt hatte. Es schien, als ob die Gegenwart seiner Freunde ihm nicht nur half, seinen Verstand zu bewahren, sondern ihn auch körperlich stärkte, so dass die Nachwirkungen nicht so schlimm waren.
"Na, worüber grübelst du wieder nach?" fragte eine Stimme direkt neben ihm.
Er blickte erschrocken auf. James stand dort.
"Ich grübele nicht", log er. "Ich lese nur."
"Ach ja? Du meinst du liest zehn Minuten lang dieselbe Seite?"
James setzte sich auf den Stuhl neben ihm und sah sich im Gemeinschaftsraum um.
"Du machst dir schon wieder Vorwürfe, weil du nachts mit uns rausgehst, hab ich Recht?"
Remus runzelte die Stirn. Es brachte nie etwas, wenn er versuchte, seine Gefühle vor James zu verbergen. Das Problem war, dass James einfach zu verständnisvoll war. Mehr noch als seine anderen Freunde schien James immer genau zu wissen, was Remus beschäftigte, was oft sehr unangenehm sein konnte, denn James neigte nicht gerade dazu, dieses Wissen für sich zu behalten. Doch im Moment wollte Remus nicht darüber reden, also wechselte er das Thema.
"Wie war dein Quidditch-Training?" fragte er.
James verzog das Gesicht. Er hatte sehnsüchtig auf den Beginn der Quidditch- Saison gewartet. Aber nun litt er wie immer unter der aufregenden Erwartung und unerträglicher Nervosität vor dem ersten Spiel.
"Ich weiß nicht recht", sagte er. "Das wird morgen kein Zuckerschlecken gegen Ravenclaw. Die haben dieses Jahr eine starke Mannschaft."
"Mag sein, aber trotzdem schlagen sie niemals den besten Jäger, den Hogwarts je hatte", versicherte Remus.
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
Am nächsten Tag verabschiedete James sich vor den Umkleiden von seinen Freunden.
"Keine Sorge", meinte Remus, "du machst das schon."
"Klar - enttäusch uns bloß nicht", scherzte Sirius.
"Viel Glück, James", fügte Peter hinzu.
James nickte kurz und gesellte sich zum Rest des Teams.
"Kommt", sagte Sirius aufgeregt, "wir müssen uns die besten Plätze sichern."
Sie gingen auf die hohen Tribünen zu. Sirius redete, Peter hörte zu und Remus folgte ihnen langsam, denn seine Gedanken waren wieder abgeschweift, wieder einmal gingen ihm seine Zweifel durch den Kopf. Es war einfach zu gefährlich ...
Remus war so tief in Gedanken, dass er plötzlich mit jemandem zusammenstieß, der in die andere Richtung eilte.
"Oh, tut mir Leid", meinte eine schüchterne Stimme.
Remus schaute nach unten. Es war eine der neuen Ravenclaw-Schülerinnen, ein zierliches Mädchen mit blasser Haut und dichten braunen Locken. Er erinnerte sich, sie am ersten Abend des Schuljahrs auf dem Hocker gesehen zu haben.
"Nicht doch", sagte er locker, "es war eigentlich eher meine Schuld. Entschuldige, ich sollte besser aufpassen."
Das Mädchen murmelte etwas Unverständliches. Ihre Wangen erröteten und sie blickte zu ihm auf, und dabei sah Remus plötzlich in ihre klaren, himmelblauen Augen. Einen Moment lang wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Dann rief ein anderes Mädchen:
"Heather! Heather, wir sind hier drüben!"
"Entschuldige", murmelte Heather schüchtern.
Sie drehte sich um und eilte zu ihren Freundinnen, doch als sie sie erreicht hatte, drehte sie sich kurz um. Remus stand einfach nur da, bis er seinen Namen hörte. Sirius und Peter winkten ihm zu. Er machte sich langsam auf zur Tribüne.
James marschierte mit den anderen auf den Platz, seinen treuen Besen unter dem Arm. Die Kapitäne gaben sich die Hand und beide Teams stiegen auf ihre Besen und hoben ab. James schaute sich im Stadion um. Er sah Professor McGonagall, die sich einen Gryffindor-Schal um den Hals gewickelt hatte, und Professor Flitwick, der mit einer Ravenclaw-Fahne winkte. Mit den Augen suchte er die Sitzreihen ab und entdeckte Lily Evans, die bei den anderen Gryffindor-Mädchen saß und winkte. Etwas weiter die Reihe entlang saßen Sirius, Remus und Peter, die ihm alle drei beidhändig zuwinkten und die Daumen hochhielten.
Weit unten am Boden blies Professor Quagmire in seine Pfeife und ließ die vier Bälle emporsteigen. James erblickte kurz den goldenen Schnatz, bevor er verschwand. Er konzentrierte sich auf den Mittelpunkt des Spielfeldes, verließ sich auf die Treiber und ignorierte die Klatscher. Das alljährliche Quidditch-Turnier hatte eben erst begonnen, was bedeutete, dass die Sucher noch nicht nach Punkten spielen mussten. Je eher einer von ihnen den Schnatz fangen konnte, desto besser. Inzwischen war es Aufgabe der Jäger, so viele Tore zu machen, wie sie konnten. Am anderen Ende des Spielfelds, knapp oberhalb der Torpfosten von Ravenclaw, konnte James Mary Crimple, Ravenclaws Sucherin sehen, gefolgt von Gryffindors Sucher Donald Gills.
"Gryffindor im Ballbesitz!" rief Michael Hornby, ein Hufflepuff im sechsten Semester, der kommentierte.
James schnappte sich den Quaffel aus der Luft und sauste los unter dem tosenden Lärm von der Tribüne und Michaels Stimme, die tönte:
"James Potter fliegt wie eine Kanonenkugel, die Ravenclaw-Jäger haben keine Chance, ihn einzuho- nein, Moment mal - autsch, das tat bestimmt weh!"
Von James' Standpunkt aus wirkte es so, als würden seine Mitspieler kopfüber in der Luft und auf ihren Besen sitzend Ballett tanzen. Der Klatscher hatte ihn mitten im Bauch erwischt, aber er klammerte sich fest und war gerade rechtzeitig wieder aufrecht, um zu hören:
"Tom Royle hat den Quaffel, er zischt in Richtung der Gryffindor-Pfosten. Er weicht einem Klatscher aus - nein, zweien - er fliegt direkt auf das Ziel zu, er lässt den Ball los - "
Das Publikum tobte.
"Den hat der Gryffindor-Hüter brillant abgefangen!" kommentiert Michael Hornby.
James grinste. Colin war unschlagbar, ein fantastischer Hüter.
Er sah über das Feld hinweg zu den Toren hinüber, und entdeckte Donald Gills, der hinter einem goldenen Schimmer über dem rechten Torpfosten her und auf die Tribüne zu jagte. Mary Crimple hatte den Schnatz auch gesehen, und wie es das Glück so wollte, war sie näher dran.
James wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Quaffel zu, während die Gryffindors im Publikum den Atem anhielten und Donald Gills sich flach auf den Stiel seines Besens warf, ihn vorwärts drängte, so schnell er nur konnte, um den Schnatz noch vor Mary zu erreichen - aber sie war schnell. Er konnte den kleinen Ball auf keinen Fall vor ihr schnappen. Also drehte er. Die Menge staunte, fragte sich, was er eigentlich vorhatte. Donald sauste geradewegs auf Mary zu, hoffte, dass sie es nicht wagen wurde, auf Kurs zu bleiben, sondern ihre Chance, den Schnatz zu fangen, aufgeben würde.
Sie hielt ihren Besen gerade und schien ihn zu ignorieren. Donald hatte sie fast erreicht, gleich musste er entweder waghalsig ausweichen oder mit ihr zusammenstoßen - da tauchte Mary im letzten Augenblick doch noch ab. Donald flog eine spektakuläre Schleife und endete wieder richtig herum. Er suchte den Schnatz, doch der war längst fort. Die Gryffindors auf der Tribüne seufzten enttäuscht, und die Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Jäger.
James fing den Quaffel nach einem ausgezeichneten Pass eines Teamkameraden und hörte wieder auf Michaels Kommentare, während er durch die Luft düste, hier und da einem Klatscher und einem gegnerischen Jäger auswich und zielsicher auf die Tore zu preschte.
"Und es ist Potter! Potter für Gryffindor", rief Michael Hornby. "Er wirft den Quaffel zu Botch, der Ravenclaw-Treiber schlägt ihr einen Klatscher zu - puh, der hat sie nur knapp verfehlt! Pass zurück an Potter, er fliegt auf die Pfosten zu, das wird ein Tor - nein! Ross hält den Ball und wirft ihn wieder Royle zu. Jetzt wird's aber ernst, er hat freien Schuss aufs - nein, doch nicht, da kommt ein Klatscher auf ihn zu! Au! Royle kriegt einen Klatscher an den Kopf, aber der Quaffel fliegt noch, er fliegt, er fliegt ... er ist drin!"
Die Ravenclaws jubelten. Die Gryffindors stöhnten und James schlug wütend auf seinen Besen ein. Zwischen dem ganzen Lärm hörte James auf einmal etwas ganz in seiner Nähe. Es war so leise, dass man es kaum wahrnehmen konnte. Wie das Flattern kleiner Flügel.
Flügel? Er drehte den Kopf, und im selben Moment, als Mary Crimple auf ihn zuraste, entdeckte er den Schnatz hinter seiner Schulter. Er drehte sich blitzschnell um und der Klatscher, der vorhin Royle erwischt hatte, prallte hart gegen seinen Arm. James hörte ein lautes Knacken und spürte Schmerzen, die bis in seine Schulter hochschossen. Aus den Reihen der Gryffindors hörte man besorgtes Gemurmel.
Das Spiel ging weiter, doch James' Arm schmerzte schlimm und es fiel ihm schwer, sich auf dem Besen zu halten, geschweige denn den Quaffel zu fangen.
Inzwischen hatte auch Donald in Windeseile kehrt gemacht. Der Schnatz flitzte abwärts, auf das Ravenclaw-Ende zu, und Donald hinterher. Er kroch auf seinem Besen nach vorn, klammerte sich mit den Beinen fest und streckte beide Hände nach vorn. Mary Crimple tat dasselbe. Der kleine Donald warf sein geringes Gewicht nach vorn und sprang vom Besen, als dieser nur noch Millimeter vom Boden entfernt war. Er kam hart auf und krallte den Schnatz zwischen den Fingern fest.
James hörte die Pfeife und atmete erleichtert auf. Sein Arm schmerzte fürchterlich und er wendete sofort und flog in Richtung Boden. Plötzlich hielt er inne. Mary Crimple versuchte zu spät, ihren Sturzflug zu beenden. Der Stiel ihres Besen berührte den Boden und brach durch. Sie zog ihn hoch, was ihr auch gelang, doch der Besen bockte dabei und geriet immer mehr außer Kontrolle. Von der Tribüne aus hörte man Schreie und verschreckte Rufe. James sah sich um. Alle anderen Spieler waren noch weit über ihm. Ihm blieben nur wenige Sekunden. Den unverletzten Arm wickelte er um den Besenstiel, dann jagte James so schnell er konnte auf Mary zu, wobei er vollkommen flach auf dem Besen lag. Die Ravenclaw-Sucherin klammerte sich mit beiden Händen an ihrem Besen fest, aber er war so wild geworden, dass sie fast den Halt verlor.
Weit oben hatten die anderen Spieler endlich registriert, was los war, und machten sich nun auch auf den Weg nach unten, doch sie waren immer noch zu weit weg. James spornte seinen Besen an und holte Marys endlich ein. Der bockte wie ein Rodeopferd, als wolle er sie absichtlich abwerfen. James versuchte, näher zu kommen, wurde dabei aber fast selbst vom Besen gestoßen. Also hielt er sich so gut er konnte mit der heilen rechten Hand fest und streckte den schmerzenden linken Arm aus.
"Mary!" schrie er. "Nimm meine Hand!"
"Ich kann nicht!" kreischte sie. "Wenn ich jetzt loslasse, falle ich runter!"
"Wirst du nicht. Halt dich einfach an mir fest. Mach schon!"
Er lehnte sich so weit rüber, wie er es wagen konnte. Zitternd löste Mary eine Hand von ihrem Besen. Er schüttelte sich heft und sie rutschte schreiend ab. James spürte einen kräftigen Ruck an seinem ohnehin schon schmerzenden linken Arm und hörte wieder ein Knacken. Wieder spürte er den Schmerz in der Schulter, doch seine Finger umklammerten verzweifelt Marys Handgelenk. Sie baumelte an seinem Arm, der sich inzwischen anfühlte, als stecke er in einem Schraubstock. James' Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, aber er ließ nicht los. Er musste es bis zum Boden schaffen.
"Zieh dich hoch", brachte James verbissen hervor. "Heben kann ich dich nicht - mein Arm ..."
Immer noch vor Angst zitternd zog Mary sich an James' Arm hoch und schwang ihr Bein hinter ihm über den Besen. James lenkte mit einer Hand nach unten.
Sie landeten schneller als sonst, da das zusätzliche Gewicht ihren Flug beschleunigte. James rollte auf den Boden und blieb einfach liegen. Er öffnete seine Augen, die vor Anstrengung nur noch verschwommene Schemen erkennen ließen, die zu ihnen herüber eilten. Augenblicke später sahen die Professoren Dumbledore und McGonagall auf ihn herab, und dann hörte er die Stimmen von Remus und Sirius, die sich durch die Menge schoben.
"Entschuldigung ..."
"Geht doch mal weg da!"
Dann knieten sie beide neben ihm, und hinter ihnen stand Peter, der völlig erschüttert wirkte. Professor McGonagall beugte sich nun auch über ihn, und tastete seinen verletzten Arm ab.
"Sie scheinen sich die Schulter ausgerenkt und den Arm gebrochen zu haben, Mr. Potter", verkündete sie schließlich. "Wir bringen Sie besser sofort auf das Krankenzimmer."
James nickte, und Sirius und Remus halfen ihm auf die Beine. Dumbledore ging voraus und die Menge teilte sich. Als er an den anderen Schülern vorbeiging, hörte James viel beeindrucktes Flüstern und Gekicher.
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
3 - Mädchen
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
Madam Pomfrey hatte seine Schulter und den Bruch geheilt, so dass nur ein leicht pulsierender Schmerz zurückblieb, ein dumpfes Echo dessen, was James vorher gespürt hatte. Er sollte die Nacht im Krankenzimmer verbringen, hauptsächlich um sich von dem Schrecken zu erholen. Es war erstaunlich, wie viele Leute ihn in der kurzen Zeit, die er dort war, schon besucht hatten. Sirius, Remus und Peter waren fast ständig an seiner Seite, aber ihre Unterhaltung wurde häufig unterbrochen.
Erst war die Gryffindor-Mannschaft vorbei gekommen, um ihm zu seiner Heldentat zu gratulieren. Dann Mary Crimple - begleitet von einer ganzen Gruppe laut kichernder Ravenclaw-Mädchen - die ihm danken wollte. Danach war auch noch die gesamte Mannschaft von Ravenclaw erschienen, um ihren Dank auszusprechen. Es folgten viele andere Schülergrüppchen, größtenteils aus Mädchen bestehend, die James gar nicht kannte, die aber allesamt kicherten und erröteten und ihn am Ende sogar um ein Autogramm baten. Das war für Sirius zuviel. Er brach in schallendes Gelächter aus, nachdem die letzte Mädchengruppe - eine Truppe Zweitsemester-Hufflepuffs, wie es schien - fort war.
"Was ist daran so lustig?" fragte James gereizt, denn er war erschöpft.
"Du hast eine Menge neue Verehrer gefunden", bemerkte Remus mit einem Lächeln.
"Oooh, James, könntest du mir bitte ein Autogramm geben?" ahmte Sirius mit piepsiger Stimme nach.
"Lass das!" beschwerte sich James. "Wenn ich gewusst hätte, dass das hier das Resultat ist, hätte ich Mary einfach vom Besen fallen lassen - oder das Ganze jemand anderem überlassen."
Sirius schüttelte den Kopf.
"Tapfere Ritter lassen doch keine holde Maid vom Besen stürzen. Aber du solltest dich in Acht nehmen, Kumpel - sonst erwartet sie als nächstes, dass du sie heiratest."
James starrte ihn böse an. Gerüchte über ihn und Mary waren so ungefähr das Letzte, was er gerade gebrauchen konnte.
"Das reicht jetzt", unterbrach Madam Pomfrey die Jungen. "Sie sollten schlafen. Los, raus jetzt, meine Herren."
Und damit führte sie Sirius, Remus und Peter energisch ab. James winkte ihnen hinterher, aber er konnte nicht behaupten, dass er die Ruhe nicht gut gebrauchen konnte. Er schloss die Augen und fiel sofort in unruhigen Schlaf.
Er saß auf einem Besen und flog nachts über den Wald. Es war Vollmond, und weit unter ihm sah er seine Freunde - den Hund, den Werwolf und die Ratte - wie sie über den Rasen liefen. James blickte zum Mond auf und fragte sich vage, warum er auf einmal flatternde Flügel hatte. Dann erkannte er, dass es in Wahrheit der Schnatz war, und sah sich nach Donald um. Doch der war nirgends zu sehen. James grübelte. Wo war der Sucher? Tja, dann hatte er wohl keine andere Wahl, er musste den Schnatz selbst fangen. Er düste auf seinem Besen darauf zu, doch auf einmal wehrte sich das Gerät, weiter zu fliegen.
Und dann erschien ein weiterer Besen, der bockte und hin- und herschwenkte. Darauf saß ein Mädchen und klammerte sich verzweifelt fest. Es musste Mary Crimple sein. James versuchte, seinen Besen auf sie zu zulenken, aber er rührte sich nicht. Ihrer wurde inzwischen immer wilder, so dass sie sicher bald den Halt verlieren würde. James sah hilflos zu. Auf einmal drehte das Mädchen den Kopf. Es war gar nicht Mary. Unter dem schwarzen, sternenlosen Himmelszelt blickte James in die grünsten Augen, die er je gesehen hatte. Sie zogen ihn an, immer stärker, tiefer und tiefer wurde er hineingesogen. Panik stieg in ihm auf. Etwas stimmte nicht, und zwar ganz und gar nicht. Er nahm etwas abgrundtief Böses wahr, ganz in seiner Nähe. Ein blendend helles, grünes Licht blitzte auf. Eine Frauenstimme schrie seinen Namen.
James schlug erschrocken die Augen auf und lauschte, doch außer dem Schrei einer Eule war nichts mehr zu hören. Durch das Fenster konnte er die Mondsichel zwischen hell leuchtenden Sternen sehen. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und stellte fest, dass er nassgeschwitzt war. Er lehnte sich auf dem Kopfkissen zurück und versuchte sich zu beruhigen. Dann war ihm, als höre er etwas. Er spitzte die Ohren und hielt die Luft an. Da, da war es wieder. Ein langsamer, zögerlicher Schritt. Er setzte sich auf und sah in Richtung der Tür, und sein Herz stockte. Dort, verbogen im Schatten, vom Mondlicht nicht erfasst, stand eine reglose Gestalt.
"Hallo?" rief James leise, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. "Wer ist da?"
Die Gestalt bewegte sich plötzlich, rannte zur Tür und verschwand. James sprang aus dem Bett und hastete ihr nach, doch als er die Tür erreichte und auf den Flur hinausschaute, fand er dort nur Mrs. Norris, die dürre, böse dreinblickende Katze des Hausmeisters.
---------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------
1 - Magische Tunichtgute
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
James Potter sah auf die Uhr.
"Es ist gleich so weit, Moony", sagte er.
Sie saßen alle zusammen im verlassenen Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Remus blickte von einem Buch über antike Runen auf.
"Okay", seufzte er. "Ich geh dann schon mal zu Madam Pomfrey."
Er klappte das Buch zu, legte es beiseite und ging auf das Loch in der Wand zu.
"Hey, Remus", rief Sirius ihm nach, als er schon halb durchgeklettert war, "bis nachher."
Remus lächelte. Ja, sie würden sich später sehen. Es würde die erste Vollmondnacht werden, in der er nicht allein war.
Als er mit Madam Pomfrey auf dem Weg zur Peitschenden Weide war, fühlte er sich daher längst nicht so schlecht wie sonst. Die Schulschwester drückte mit einem langen Stock auf den Baumstamm und die Weide wurde still.
"Dann mal hinein mit dir, mein Junge", sagte Madam Pomfrey mit einem mitleidigen Blick.
"Gute Nacht", antwortete Remus.
Er ging allein den Gang weiter, der vom Schloss weg in Richtung Hogsmeade führte. Einige Augenblicke später erreichte er die Heulende Hütte. Er zog sich einen der wenigen noch heilen Stühle heran und setzte sich. Das Warten war oft das Schlimmste. Er saß dann hier und wünschte sich, wenigstens ein Buch lesen zu können, wusste aber, dass das unklug wäre, da er es zerfetzen würde, sobald der Vollmond aufging.
Doch heute musste er nicht sehr lange allein warten. Madam Pomfrey war kaum zehn Minuten weg, da hörte er Geräusche hinter der Tür, und bald öffnete sie sich einen Spalt breit und eine graue Ratte huschte an Remus' Seite.
Remus stand auf, während sich die Tür weiter öffnete und ein zotteliger schwarzer Hund hereinkam, gefolgt von einem großen Hirsch.
"Ihr solltet noch nicht hier sein", sagte er besorgt. "Ihr hättet warten sollen, bis ihr wisst, dass ich mich verwandelt hab."
"Entschuldige", erwiderte James, der zu Remus' großem Entsetzen seine menschliche Gestalt annahm. "Wir waren so ungeduldig. Wir haben uns gedacht, wir leisten dir schon mal Gesellschaft."
Remus schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Nein, James, verstehst du denn nicht? Es wird schon schwierig genug, wenn ich mich erst einmal verwandelt habe, aber während das geschieht ... Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, James. Es sind nicht nur die Schmerzen, es ist ..."
Er brach ab, als ein erster dünner Schimmer des Mondlichts durch einen Riss im Holz hereinschien. Sirius' Fell richtete sich auf. Peter hatte sich in eine Ecke verkrochen. James stand wie festgefroren da und sah zu, während Remus sich erst versteifte, dann vornüber geworfen wurde und sich an der Stuhllehne festklammerte. Seine Finger verhärteten sich und wurden knochig, verwandelten sich in lange Krallen. James wurde bleich.
"Remus", murmelte er und machte einen Schritt auf ihn zu.
"Nicht!" schrie Remus mit Mühe und taumelte rückwärts. "Geh weg von mir! Sofort, James!"
Seine Schultern krümmten sich und er schrie vor Schmerzen. Sein Gesicht streckte sich, Fell spross an seinem ganzen Körper und er heulte lang und schmerzvoll auf. Er dreht sich um und seine Krallen schossen durch eines der Holzbretter, die die Fenster verdeckten. Splitter regneten auf ihn herab, und wieder heulte er. Seine Krallen zerfetzten seine eigene Haut und James schaute mit wachsender Panik zu, wie Blut aus der Wunde austrat. Und dann drehte sich die Kreatur, die sein Freund gewesen war, zu ihm um.
Urplötzlich erinnerte James sich an den Traum, den er einmal gehabt hatte. Dort war er zugleich von etwas fort und auf etwas zu gerannt, das riesig and furchteinflößend, aber auch schwach und hilflos gewesen war. Er wusste, dass es genau das war, was er nun vor Augen hatte. Er wusste, dass er in Gefahr war, obwohl Remus ihn niemals willentlich verletzen würde.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, setzte der Werwolf zum Sprung an. Doch etwas sehr Großes, Schwarzes schoss an James vorbei und stürzte sich auf den Werwolf. James kam wieder zur Besinnung und erkannte, was er tun musste. Während Sirius und Remus auf dem Boden rollend miteinander rangen, verwandelte er sich schnell in den Hirsch zurück und stürzte sich mit in den Kampf.
Minuten lang bissen, kratzten und stießen sie sich gegenseitig, dann hatten er und Sirius den Werwolf endlich unter Kontrolle. Er kauerte verloren in einer Ecke, und endlich konnte James sich ihm nähern und seinen weisen Hirschkopf zu ihm herab beugen. Der Werwolf wich seinem Blick zuerst aus, schaute ihm dann aber direkt in die Augen. James blickte zurück und es kam ihm vor, als wäre die Kreatur plötzlich sanfter geworden, als kämpfe der Verstand seines Freundes gegen die Bestie an. Der Werwolf hörte auf zu zittern. Er erhob sich vom Boden und ging auf und ab. Dann warf er den Kopf zurück und gab ein lautes Heulen von sich, aber dieses Mal klang es anders. Es klang befreit und beinahe zufrieden.
Peter, dem es jetzt sicher genug schien, traute sich auch wieder hervor. Sirius schleckte an einer Wunde. James ging auf die Tür zu und stieß sie auf. Er gab den anderen zu verstehen, dass sie mitkommen sollten. Peter huschte den anderen voraus, Sirius direkt hinter ihm. James blieb in der Tür stehen und wartete auf den Werwolf. Er nickte in Richtung der Tür. Der Werwolf zögerte. James nickte langsam mit seinem beeindruckenden Kopf, und endlich kam sein Freund näher und ging mit den anderen in den Tunnel.
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
2 - Gryffindor gegen Ravenclaw
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
Es war ein kalter Abend und der Gryffindor-Gemeinschaftraum war überfüllt. Remus saß in der Ecke des Raumes in einem Ohrensessel und hielt sich ein Buch vor das Gesicht. Er tat jedoch nur, als würde er lesen. In Wahrheit war er wieder einmal mit seinen Schuldgefühlen beschäftigt. Er konnte nicht leugnen, dass seine letzten Verwandlungen nicht so schlimm gewesen waren wie früher. Seit James und Sirius gelernt hatten, ihn zu beherrschen, hatte er auch selbst gegen die Bestie ankämpfen und relativ bei Verstand und menschlich bleiben können.
In den Nächten seiner Verwandlungen hatten sie das Gelände von Hogwarts und das Dorf Hogsmeade erkundet, wobei sie einige Male ziemlich nahe an die Häuser herangekommen waren. So hatten sie ihrer Karte viele weitere Geheimgänge hinzufügen können, hatten die Eingänge derer entdeckt, die im Dorf endeten und die Geografie des Schlosses besser kennen gelernt, als Dumbledore selbst.
Doch Remus fühlte sich jedes Mal schuldig, denn er wusste, dass er das Vertrauen missbrauchte, das ihm Dumbledore, die anderen Lehrer und nicht zuletzt seine Eltern schenkten. Wie man es auch nahm, es bestand immer ein Risiko, dass er die anderen eines Nachts abhängen und jemanden verletzten könnte. Das war das Letzte, was er wollte. Trotzdem konnte er sich nicht überwinden, damit aufzuhören. Er hatte es versucht. Er hatte sogar mit den anderen darüber gesprochen, aber sie hatten nur gesagt, er solle sich nicht so viele Gedanken machen, dass er genauso viel Recht auf Spaß habe wie alle anderen und dass ihre nächtlichen Abenteuer ohne ihn nur halb so lustig wären.
So kam es, dass Remus weiterhin in Vollmondnächten mit seinen Freunden durch das Gelände streifte, und er konnte nicht einmal leugnen, dass es ihm Spaß machte. Aber das änderte nichts an seinen Schuldgefühlen, und gerade in diesem Moment war seine Laune sehr schlecht, obwohl er sich lange nicht mehr so gesund gefühlt hatte. Es schien, als ob die Gegenwart seiner Freunde ihm nicht nur half, seinen Verstand zu bewahren, sondern ihn auch körperlich stärkte, so dass die Nachwirkungen nicht so schlimm waren.
"Na, worüber grübelst du wieder nach?" fragte eine Stimme direkt neben ihm.
Er blickte erschrocken auf. James stand dort.
"Ich grübele nicht", log er. "Ich lese nur."
"Ach ja? Du meinst du liest zehn Minuten lang dieselbe Seite?"
James setzte sich auf den Stuhl neben ihm und sah sich im Gemeinschaftsraum um.
"Du machst dir schon wieder Vorwürfe, weil du nachts mit uns rausgehst, hab ich Recht?"
Remus runzelte die Stirn. Es brachte nie etwas, wenn er versuchte, seine Gefühle vor James zu verbergen. Das Problem war, dass James einfach zu verständnisvoll war. Mehr noch als seine anderen Freunde schien James immer genau zu wissen, was Remus beschäftigte, was oft sehr unangenehm sein konnte, denn James neigte nicht gerade dazu, dieses Wissen für sich zu behalten. Doch im Moment wollte Remus nicht darüber reden, also wechselte er das Thema.
"Wie war dein Quidditch-Training?" fragte er.
James verzog das Gesicht. Er hatte sehnsüchtig auf den Beginn der Quidditch- Saison gewartet. Aber nun litt er wie immer unter der aufregenden Erwartung und unerträglicher Nervosität vor dem ersten Spiel.
"Ich weiß nicht recht", sagte er. "Das wird morgen kein Zuckerschlecken gegen Ravenclaw. Die haben dieses Jahr eine starke Mannschaft."
"Mag sein, aber trotzdem schlagen sie niemals den besten Jäger, den Hogwarts je hatte", versicherte Remus.
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
Am nächsten Tag verabschiedete James sich vor den Umkleiden von seinen Freunden.
"Keine Sorge", meinte Remus, "du machst das schon."
"Klar - enttäusch uns bloß nicht", scherzte Sirius.
"Viel Glück, James", fügte Peter hinzu.
James nickte kurz und gesellte sich zum Rest des Teams.
"Kommt", sagte Sirius aufgeregt, "wir müssen uns die besten Plätze sichern."
Sie gingen auf die hohen Tribünen zu. Sirius redete, Peter hörte zu und Remus folgte ihnen langsam, denn seine Gedanken waren wieder abgeschweift, wieder einmal gingen ihm seine Zweifel durch den Kopf. Es war einfach zu gefährlich ...
Remus war so tief in Gedanken, dass er plötzlich mit jemandem zusammenstieß, der in die andere Richtung eilte.
"Oh, tut mir Leid", meinte eine schüchterne Stimme.
Remus schaute nach unten. Es war eine der neuen Ravenclaw-Schülerinnen, ein zierliches Mädchen mit blasser Haut und dichten braunen Locken. Er erinnerte sich, sie am ersten Abend des Schuljahrs auf dem Hocker gesehen zu haben.
"Nicht doch", sagte er locker, "es war eigentlich eher meine Schuld. Entschuldige, ich sollte besser aufpassen."
Das Mädchen murmelte etwas Unverständliches. Ihre Wangen erröteten und sie blickte zu ihm auf, und dabei sah Remus plötzlich in ihre klaren, himmelblauen Augen. Einen Moment lang wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Dann rief ein anderes Mädchen:
"Heather! Heather, wir sind hier drüben!"
"Entschuldige", murmelte Heather schüchtern.
Sie drehte sich um und eilte zu ihren Freundinnen, doch als sie sie erreicht hatte, drehte sie sich kurz um. Remus stand einfach nur da, bis er seinen Namen hörte. Sirius und Peter winkten ihm zu. Er machte sich langsam auf zur Tribüne.
James marschierte mit den anderen auf den Platz, seinen treuen Besen unter dem Arm. Die Kapitäne gaben sich die Hand und beide Teams stiegen auf ihre Besen und hoben ab. James schaute sich im Stadion um. Er sah Professor McGonagall, die sich einen Gryffindor-Schal um den Hals gewickelt hatte, und Professor Flitwick, der mit einer Ravenclaw-Fahne winkte. Mit den Augen suchte er die Sitzreihen ab und entdeckte Lily Evans, die bei den anderen Gryffindor-Mädchen saß und winkte. Etwas weiter die Reihe entlang saßen Sirius, Remus und Peter, die ihm alle drei beidhändig zuwinkten und die Daumen hochhielten.
Weit unten am Boden blies Professor Quagmire in seine Pfeife und ließ die vier Bälle emporsteigen. James erblickte kurz den goldenen Schnatz, bevor er verschwand. Er konzentrierte sich auf den Mittelpunkt des Spielfeldes, verließ sich auf die Treiber und ignorierte die Klatscher. Das alljährliche Quidditch-Turnier hatte eben erst begonnen, was bedeutete, dass die Sucher noch nicht nach Punkten spielen mussten. Je eher einer von ihnen den Schnatz fangen konnte, desto besser. Inzwischen war es Aufgabe der Jäger, so viele Tore zu machen, wie sie konnten. Am anderen Ende des Spielfelds, knapp oberhalb der Torpfosten von Ravenclaw, konnte James Mary Crimple, Ravenclaws Sucherin sehen, gefolgt von Gryffindors Sucher Donald Gills.
"Gryffindor im Ballbesitz!" rief Michael Hornby, ein Hufflepuff im sechsten Semester, der kommentierte.
James schnappte sich den Quaffel aus der Luft und sauste los unter dem tosenden Lärm von der Tribüne und Michaels Stimme, die tönte:
"James Potter fliegt wie eine Kanonenkugel, die Ravenclaw-Jäger haben keine Chance, ihn einzuho- nein, Moment mal - autsch, das tat bestimmt weh!"
Von James' Standpunkt aus wirkte es so, als würden seine Mitspieler kopfüber in der Luft und auf ihren Besen sitzend Ballett tanzen. Der Klatscher hatte ihn mitten im Bauch erwischt, aber er klammerte sich fest und war gerade rechtzeitig wieder aufrecht, um zu hören:
"Tom Royle hat den Quaffel, er zischt in Richtung der Gryffindor-Pfosten. Er weicht einem Klatscher aus - nein, zweien - er fliegt direkt auf das Ziel zu, er lässt den Ball los - "
Das Publikum tobte.
"Den hat der Gryffindor-Hüter brillant abgefangen!" kommentiert Michael Hornby.
James grinste. Colin war unschlagbar, ein fantastischer Hüter.
Er sah über das Feld hinweg zu den Toren hinüber, und entdeckte Donald Gills, der hinter einem goldenen Schimmer über dem rechten Torpfosten her und auf die Tribüne zu jagte. Mary Crimple hatte den Schnatz auch gesehen, und wie es das Glück so wollte, war sie näher dran.
James wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Quaffel zu, während die Gryffindors im Publikum den Atem anhielten und Donald Gills sich flach auf den Stiel seines Besens warf, ihn vorwärts drängte, so schnell er nur konnte, um den Schnatz noch vor Mary zu erreichen - aber sie war schnell. Er konnte den kleinen Ball auf keinen Fall vor ihr schnappen. Also drehte er. Die Menge staunte, fragte sich, was er eigentlich vorhatte. Donald sauste geradewegs auf Mary zu, hoffte, dass sie es nicht wagen wurde, auf Kurs zu bleiben, sondern ihre Chance, den Schnatz zu fangen, aufgeben würde.
Sie hielt ihren Besen gerade und schien ihn zu ignorieren. Donald hatte sie fast erreicht, gleich musste er entweder waghalsig ausweichen oder mit ihr zusammenstoßen - da tauchte Mary im letzten Augenblick doch noch ab. Donald flog eine spektakuläre Schleife und endete wieder richtig herum. Er suchte den Schnatz, doch der war längst fort. Die Gryffindors auf der Tribüne seufzten enttäuscht, und die Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Jäger.
James fing den Quaffel nach einem ausgezeichneten Pass eines Teamkameraden und hörte wieder auf Michaels Kommentare, während er durch die Luft düste, hier und da einem Klatscher und einem gegnerischen Jäger auswich und zielsicher auf die Tore zu preschte.
"Und es ist Potter! Potter für Gryffindor", rief Michael Hornby. "Er wirft den Quaffel zu Botch, der Ravenclaw-Treiber schlägt ihr einen Klatscher zu - puh, der hat sie nur knapp verfehlt! Pass zurück an Potter, er fliegt auf die Pfosten zu, das wird ein Tor - nein! Ross hält den Ball und wirft ihn wieder Royle zu. Jetzt wird's aber ernst, er hat freien Schuss aufs - nein, doch nicht, da kommt ein Klatscher auf ihn zu! Au! Royle kriegt einen Klatscher an den Kopf, aber der Quaffel fliegt noch, er fliegt, er fliegt ... er ist drin!"
Die Ravenclaws jubelten. Die Gryffindors stöhnten und James schlug wütend auf seinen Besen ein. Zwischen dem ganzen Lärm hörte James auf einmal etwas ganz in seiner Nähe. Es war so leise, dass man es kaum wahrnehmen konnte. Wie das Flattern kleiner Flügel.
Flügel? Er drehte den Kopf, und im selben Moment, als Mary Crimple auf ihn zuraste, entdeckte er den Schnatz hinter seiner Schulter. Er drehte sich blitzschnell um und der Klatscher, der vorhin Royle erwischt hatte, prallte hart gegen seinen Arm. James hörte ein lautes Knacken und spürte Schmerzen, die bis in seine Schulter hochschossen. Aus den Reihen der Gryffindors hörte man besorgtes Gemurmel.
Das Spiel ging weiter, doch James' Arm schmerzte schlimm und es fiel ihm schwer, sich auf dem Besen zu halten, geschweige denn den Quaffel zu fangen.
Inzwischen hatte auch Donald in Windeseile kehrt gemacht. Der Schnatz flitzte abwärts, auf das Ravenclaw-Ende zu, und Donald hinterher. Er kroch auf seinem Besen nach vorn, klammerte sich mit den Beinen fest und streckte beide Hände nach vorn. Mary Crimple tat dasselbe. Der kleine Donald warf sein geringes Gewicht nach vorn und sprang vom Besen, als dieser nur noch Millimeter vom Boden entfernt war. Er kam hart auf und krallte den Schnatz zwischen den Fingern fest.
James hörte die Pfeife und atmete erleichtert auf. Sein Arm schmerzte fürchterlich und er wendete sofort und flog in Richtung Boden. Plötzlich hielt er inne. Mary Crimple versuchte zu spät, ihren Sturzflug zu beenden. Der Stiel ihres Besen berührte den Boden und brach durch. Sie zog ihn hoch, was ihr auch gelang, doch der Besen bockte dabei und geriet immer mehr außer Kontrolle. Von der Tribüne aus hörte man Schreie und verschreckte Rufe. James sah sich um. Alle anderen Spieler waren noch weit über ihm. Ihm blieben nur wenige Sekunden. Den unverletzten Arm wickelte er um den Besenstiel, dann jagte James so schnell er konnte auf Mary zu, wobei er vollkommen flach auf dem Besen lag. Die Ravenclaw-Sucherin klammerte sich mit beiden Händen an ihrem Besen fest, aber er war so wild geworden, dass sie fast den Halt verlor.
Weit oben hatten die anderen Spieler endlich registriert, was los war, und machten sich nun auch auf den Weg nach unten, doch sie waren immer noch zu weit weg. James spornte seinen Besen an und holte Marys endlich ein. Der bockte wie ein Rodeopferd, als wolle er sie absichtlich abwerfen. James versuchte, näher zu kommen, wurde dabei aber fast selbst vom Besen gestoßen. Also hielt er sich so gut er konnte mit der heilen rechten Hand fest und streckte den schmerzenden linken Arm aus.
"Mary!" schrie er. "Nimm meine Hand!"
"Ich kann nicht!" kreischte sie. "Wenn ich jetzt loslasse, falle ich runter!"
"Wirst du nicht. Halt dich einfach an mir fest. Mach schon!"
Er lehnte sich so weit rüber, wie er es wagen konnte. Zitternd löste Mary eine Hand von ihrem Besen. Er schüttelte sich heft und sie rutschte schreiend ab. James spürte einen kräftigen Ruck an seinem ohnehin schon schmerzenden linken Arm und hörte wieder ein Knacken. Wieder spürte er den Schmerz in der Schulter, doch seine Finger umklammerten verzweifelt Marys Handgelenk. Sie baumelte an seinem Arm, der sich inzwischen anfühlte, als stecke er in einem Schraubstock. James' Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, aber er ließ nicht los. Er musste es bis zum Boden schaffen.
"Zieh dich hoch", brachte James verbissen hervor. "Heben kann ich dich nicht - mein Arm ..."
Immer noch vor Angst zitternd zog Mary sich an James' Arm hoch und schwang ihr Bein hinter ihm über den Besen. James lenkte mit einer Hand nach unten.
Sie landeten schneller als sonst, da das zusätzliche Gewicht ihren Flug beschleunigte. James rollte auf den Boden und blieb einfach liegen. Er öffnete seine Augen, die vor Anstrengung nur noch verschwommene Schemen erkennen ließen, die zu ihnen herüber eilten. Augenblicke später sahen die Professoren Dumbledore und McGonagall auf ihn herab, und dann hörte er die Stimmen von Remus und Sirius, die sich durch die Menge schoben.
"Entschuldigung ..."
"Geht doch mal weg da!"
Dann knieten sie beide neben ihm, und hinter ihnen stand Peter, der völlig erschüttert wirkte. Professor McGonagall beugte sich nun auch über ihn, und tastete seinen verletzten Arm ab.
"Sie scheinen sich die Schulter ausgerenkt und den Arm gebrochen zu haben, Mr. Potter", verkündete sie schließlich. "Wir bringen Sie besser sofort auf das Krankenzimmer."
James nickte, und Sirius und Remus halfen ihm auf die Beine. Dumbledore ging voraus und die Menge teilte sich. Als er an den anderen Schülern vorbeiging, hörte James viel beeindrucktes Flüstern und Gekicher.
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
3 - Mädchen
---------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------
Madam Pomfrey hatte seine Schulter und den Bruch geheilt, so dass nur ein leicht pulsierender Schmerz zurückblieb, ein dumpfes Echo dessen, was James vorher gespürt hatte. Er sollte die Nacht im Krankenzimmer verbringen, hauptsächlich um sich von dem Schrecken zu erholen. Es war erstaunlich, wie viele Leute ihn in der kurzen Zeit, die er dort war, schon besucht hatten. Sirius, Remus und Peter waren fast ständig an seiner Seite, aber ihre Unterhaltung wurde häufig unterbrochen.
Erst war die Gryffindor-Mannschaft vorbei gekommen, um ihm zu seiner Heldentat zu gratulieren. Dann Mary Crimple - begleitet von einer ganzen Gruppe laut kichernder Ravenclaw-Mädchen - die ihm danken wollte. Danach war auch noch die gesamte Mannschaft von Ravenclaw erschienen, um ihren Dank auszusprechen. Es folgten viele andere Schülergrüppchen, größtenteils aus Mädchen bestehend, die James gar nicht kannte, die aber allesamt kicherten und erröteten und ihn am Ende sogar um ein Autogramm baten. Das war für Sirius zuviel. Er brach in schallendes Gelächter aus, nachdem die letzte Mädchengruppe - eine Truppe Zweitsemester-Hufflepuffs, wie es schien - fort war.
"Was ist daran so lustig?" fragte James gereizt, denn er war erschöpft.
"Du hast eine Menge neue Verehrer gefunden", bemerkte Remus mit einem Lächeln.
"Oooh, James, könntest du mir bitte ein Autogramm geben?" ahmte Sirius mit piepsiger Stimme nach.
"Lass das!" beschwerte sich James. "Wenn ich gewusst hätte, dass das hier das Resultat ist, hätte ich Mary einfach vom Besen fallen lassen - oder das Ganze jemand anderem überlassen."
Sirius schüttelte den Kopf.
"Tapfere Ritter lassen doch keine holde Maid vom Besen stürzen. Aber du solltest dich in Acht nehmen, Kumpel - sonst erwartet sie als nächstes, dass du sie heiratest."
James starrte ihn böse an. Gerüchte über ihn und Mary waren so ungefähr das Letzte, was er gerade gebrauchen konnte.
"Das reicht jetzt", unterbrach Madam Pomfrey die Jungen. "Sie sollten schlafen. Los, raus jetzt, meine Herren."
Und damit führte sie Sirius, Remus und Peter energisch ab. James winkte ihnen hinterher, aber er konnte nicht behaupten, dass er die Ruhe nicht gut gebrauchen konnte. Er schloss die Augen und fiel sofort in unruhigen Schlaf.
Er saß auf einem Besen und flog nachts über den Wald. Es war Vollmond, und weit unter ihm sah er seine Freunde - den Hund, den Werwolf und die Ratte - wie sie über den Rasen liefen. James blickte zum Mond auf und fragte sich vage, warum er auf einmal flatternde Flügel hatte. Dann erkannte er, dass es in Wahrheit der Schnatz war, und sah sich nach Donald um. Doch der war nirgends zu sehen. James grübelte. Wo war der Sucher? Tja, dann hatte er wohl keine andere Wahl, er musste den Schnatz selbst fangen. Er düste auf seinem Besen darauf zu, doch auf einmal wehrte sich das Gerät, weiter zu fliegen.
Und dann erschien ein weiterer Besen, der bockte und hin- und herschwenkte. Darauf saß ein Mädchen und klammerte sich verzweifelt fest. Es musste Mary Crimple sein. James versuchte, seinen Besen auf sie zu zulenken, aber er rührte sich nicht. Ihrer wurde inzwischen immer wilder, so dass sie sicher bald den Halt verlieren würde. James sah hilflos zu. Auf einmal drehte das Mädchen den Kopf. Es war gar nicht Mary. Unter dem schwarzen, sternenlosen Himmelszelt blickte James in die grünsten Augen, die er je gesehen hatte. Sie zogen ihn an, immer stärker, tiefer und tiefer wurde er hineingesogen. Panik stieg in ihm auf. Etwas stimmte nicht, und zwar ganz und gar nicht. Er nahm etwas abgrundtief Böses wahr, ganz in seiner Nähe. Ein blendend helles, grünes Licht blitzte auf. Eine Frauenstimme schrie seinen Namen.
James schlug erschrocken die Augen auf und lauschte, doch außer dem Schrei einer Eule war nichts mehr zu hören. Durch das Fenster konnte er die Mondsichel zwischen hell leuchtenden Sternen sehen. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und stellte fest, dass er nassgeschwitzt war. Er lehnte sich auf dem Kopfkissen zurück und versuchte sich zu beruhigen. Dann war ihm, als höre er etwas. Er spitzte die Ohren und hielt die Luft an. Da, da war es wieder. Ein langsamer, zögerlicher Schritt. Er setzte sich auf und sah in Richtung der Tür, und sein Herz stockte. Dort, verbogen im Schatten, vom Mondlicht nicht erfasst, stand eine reglose Gestalt.
"Hallo?" rief James leise, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. "Wer ist da?"
Die Gestalt bewegte sich plötzlich, rannte zur Tür und verschwand. James sprang aus dem Bett und hastete ihr nach, doch als er die Tür erreichte und auf den Flur hinausschaute, fand er dort nur Mrs. Norris, die dürre, böse dreinblickende Katze des Hausmeisters.
