Sein Herz begann schneller zu schlagen, und das war alles zunächst. Neuronen feuerten, und dann, zum ersten mal seit27 Jahren, bewegte sich eine Hand ein kleines bisschen.

Das Geräusch nahm/riss Atlantis´ Lied an sich, und John konnte nicht anders, er musste sehen, er war nicht mehr bei der Mathematik, und nicht bei den Sternen, nicht im tiefen Ozean, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft.

(Zelenka bemerkte den geríngen Energieabfall.)

John spürte den kühlen glatten Boden nicht unter seinen Füßen, doch das war okay, denn er konnte eigentlich auch seine Füße nicht spüren, und doch wusste er alles. Er bewegte sich vorwärts, zögerlich erst, denn er war viel zu sehr an das geistige Heranzoomen gewöhnt, doch das war jetzt nicht richtig-

Oh Gott, dachte John, und das hatte er nicht in vierzig Jahren gedacht.

-das Gesicht hatte sich nicht verändert, war immer noch das alte, eine neu geformte unbekannte Maske, und er sah nur noch ein ganz kleines bisschen wie Rodney aus. Ein Hauch von Rodney, ein Gedanke von Rodney, vielleicht. Das weiße Haar war etwas länger, als er es gewöhnlich getragen hatte.

John wusste, würde Rodney seine Augen öffnen, wären sie gelb.

Er wandte sich ab.

(Es war ein Explosion ein Unfall drei Tote Energieverlust Notfallinbetriebnahme)

Rodney würde aufwachen.

John wusste nur nicht, als was er aufwachen würde.

XXX

"Radek?"

"Ich bin in Ordnung" Er ließ den Blick durch sein Büro streifen, zu den geschockten Wissenschaftlern vor ihm, zu Anna, seiner Tochter.

"Ich war nicht in der Nähe der Explosion, Elizabeth"

"Gut. Es ist bereits ein medizinisches Team dort, Radek, und O´Connor hat mir bestätigt, dass keine weitere Explosion zu erwarten ist"

Radek nickte, etwas, was Elizabeth natürlich nicht sehen konnte. Selbstverständlich hatte O´Connor auch ihm Bericht erstattet.

("Elizabeth, kurz nach der Explosion habe ich einen Energieabfall bemerkt. Fast so, wie damals-")

Aber er sagte es natürlich nicht.

XXX

Er war er unentschlossen. Atlantis´ Lied war in den Hintergrund gerückt, und plötzlich war alles so verschwommen und unsicher wie es seit vierzig Jahren nicht mehr gewesen war. (Er erinnerte sich noch an Tage, an denen sie nie sicher waren, ob sie den Abend erleben würden, doch das geistige Bild war schon alt und etwas abgenutzt, und im Vergleich zu der bestechenden Schärfe der Stadt, eine kümmerliche Darstellung. Er hatte schon lange nicht mehr zurück gedacht.)

Aber die Dinge hatten nun eine unerwartete Wendung genommen, und John musste handeln. Atlantis konnte nicht erlauben, dass Rodney-

Doch er konnte seinen Freund nicht im Stich lassen. Wenn in diesem Körper noch das kleinste bisschen von Rodney, dann konnte er es nicht, er musste-

(Alte, ausgefranste, verschwommene Bilder, blass und unvollständig-)

Natürlich. Das war die Lösung.

John drängte Atlantis´ Lied noch etwas weiter weg, und begann dann, selbst einige Noten zu spielen.

XXX

Teyla parierte mühelos Ronons Schlag, drehte sich herum und schlug ihrerseits zu, und ihr Stock prallte mit einem trockenen Geräusch auf Ronons.

Keuchend blieben sie eine Weile stehen, die Arme immer noch erhoben. Schweiß tropfte Teyla von der Stirn, und sie wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Nun entspannte sich auch Ronon, bückte sich und nahm das Handtuch auf, das in einer Ecke lag, und wischte sich über das ebenfalls schweißnasse Gesicht.

"Das war ein guter Kampf", grunzte er dann, und Teyla lächelte.

Sie verließen den Trainingsraum, und wollten gerade zu ihren Quartieren gehen, als ihnen Jinto entgegen kam, offensichtlich ziemlich aufgeregt.

"Nachricht von Atlantis", verkündete er, und wippte dann- für einen Mann von 42 Jahren- ausgesprochen kindisch auf seinen Füßen.

Teyla zog die Augenbrauen hoch, und tauschte einen Blick mit Ronon aus, der mit dem Schultern zuckte.

"Danke, Jinto", sagte sie.

"Kein Problem", sagte dieser, und trat dann zur Seite, um sie durchzulassen, wobei er etwas enttäuscht dreinschaute, als sie ihn nicht aufforderten mitzukommen.

Kaum waren sie außer Jintos Hörweite, als Ronon anfing zu sprechen.

"Nachricht von Atlantis!", sagte er beinahe ungläubig.

"Das ist… ungewöhnlich", stimmte Teyla ihm zu.

Sie erreichten den Kontrollraum ihres Stützpunktes, und Teyla ließ sich vor einem der Computer nieder. Sie waren allein im Raum, und um sicher zu gehen, dass sie es auch bleiben würde, verschloss Ronon die Tür. Dann stellte er sich hinter Teyla, und sah zu, wie sie die Nachricht öffnete.

"Hallo Teyla, hallo Ronon…"

Und der Stock, den Ronons Hand gehalten hatte, fiel unbemerkt auf den Boden.

XXX

"Mia Kavanagh, Thomas Lindgren und Peter van der Wacht", sagte Radek und seufzte, die Brille in der Hand. Müde fuhr er mit dem Putztuch über die Gläser und setzte sie dann wieder auf. Elizabeth hatte sich nicht gerührt, saß immer noch unbewegt an ihrem Schreibtisch.

"Ich muss heute noch die Briefe an ihre Familien schreiben", sagte Radek. "Dr. Simpson kann den Vortrag halten."

Elizabeth nickte langsam. "Ja. Gut" Sie sah ihn an, und langte unvermittelt über den Tisch, und nahm seine Hand. "Natürlich, Radek, lass dir Zeit"

"Es war ein dummer Fehler", sagte er, und sackte noch etwas weiter zusammen. "Ein dummer, dummer Fehler"

"Fehler passieren", sagte Elizabeth leise.

"Aber sie sollten nicht" Schwach lächelte er sie an. "Verdammt, diese Stadt sollte ein Segen sein-"

"Sie ist es", sagte Elizabeth. "Sie ist es, glaub mir. Dr. Kavanagh, Dr. Lindgren und Dr. van der Wacht waren Teile etwas Unglaublichen-"

Zelenka zog seine Hand zurück. "Das ist es doch immer, das wird und wurde jedes Mal gesagt…"

"Was es nicht weniger wahr macht", sagte Elizabeth. "Weißt du, wie viele Briefe ich geschrieben habe?"

Radek nickte. Natürlich wusste er. Unter, im Stargateraum, gab es eine Wand, die über und über mit Namen und Geburtsdaten bedeckt war. Und mit Todesdaten.

"Und weißt du, wie es jedes Mal geschmerzt hat, nicht die Wahrheit sagen zu können?", fragte Elizabeth. Sie beugte sich vor, mit einem Mal wütend. "Wie es war, sich jedes Mal mit einer Ausrede, mit einer Lüge begnügen zu müssen? Sie waren- und sie sind es immer noch und werden es immer sein- Teil etwas Außergewöhnlichen…" Sie brach ab, senkte den Kopf. "Entschuldigung. Es tut mir leid. Ich wollte nicht-"

"Schon gut", sagte Radek, und zu seiner Überraschung spürte er, dass er es auch meinte. "Es ist schon gut, Elizabeth…"

Sie lächelte ihn müde an. "Nimm dir Zeit, Radek. Schreib deine Briefe"

XXX

"Ihr geht?", fragte Jinto, und seine Augen weiteten sich vor Verblüffung.

Teyla nickte. Ronon entgegnete gar nicht. Er stand schon draußen, im goldenen Sonnenlicht.

"Nach Atlantis?", fragte Jinto weiter, und diesmal klang er beinahe beschuldigend.

"Nach Atlantis, ja", sagte Teyla. "Aber nicht für Atlantis. Wir müssen, Jinto"

Ronon machte ein ärgerliches Geräusch, und schnallte sich sein Schwert um. "Wir lassen unsere Freunde nicht im Stich"

XXX

Für die schlafenden Menschen war Atlantis still, doch John wusste es besser.

Ihr Lied war leiser geworden, doch es verstummte nie ganz, selbst wenn seine Melodie nur noch aus dem Krachen von Explosionen und dem Schreien von Menschen bestand.

Manche Menschen waren noch wach, zum Beispiel Elizabeth, allein auf dem großen, leeren Balkon.

John, der sich seit Jahren mit nichts anderem als Mathematik beschäftigt hatte, der seit Jahren nur die Sterne bewundert hatte, beobachtete sie.

Sie sah in den schwarzen Himmel, fast, als wüsste sie, dass jemand zu ihnen unterwegs war.

(Rötliche Haare ein schönes Gesicht und … so viele Bilder-)

Ja, er wartete.