Ich hätte dieses Kapitel wohl noch ein bisschen länger und ereignisreicher gestalten können, doch das wird im nächsten folgen. Eigentlich wollte ich nur zeigen, dass ich diese Geschichte nicht vergessen habe. Ich kriege sie schon noch zu Ende...


Er schlief schlecht, viel zu kurz, und die Träume voller Erinnerungen, Bilder, die nicht seine eigenen waren. Wabernde Fetzen eines fremden Geistes, eines Geistes, den er zerstört hatte. Als Rodney aufwachte, war sein Mund trocken, und seine Haut von einem dünnen Schweißfilm bedeckt.

Er schwang die Beine über die Bettkante, zuckte kurz zusammen, als seine Füße den nackten Boden berührten, und ging dann ins Badezimmer. Seine Kehle fühlte sich trocken und rau wie Sandpapier an, und er stellte fest, dass er schrecklichen Durst hatte. Ah. Sich an einem Menschen zu nähren schien einen nicht mit der nötigen Menge Wasser zu versorgen.

Er beugte sich über das Waschbecken und drückte den Daumen auf den Hahn, und sofort strömte klaren Wasser hinaus. Er schnüffelte kurz – wie alt was dieses Schiff noch einmal? – vergaß dann aber seine Bedenken und trank. Es schmeckte etwas abgestanden, doch sauber, und stillte seinen Durst.

Er fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht, und verließ dann rasch den Raum, sorgfältig den Blick in den Spiegel vermeidend.

Das Schiff schien heller geworden zu sein, beinahe als hätte es seine Abneigung gegen die schattigen, gräulichen Gänge gespürt. Das Licht schien nun kräftiger, beinahe wärmer.

Die Brückentür glitt widerstandslos vor Rodney auf, und er sah den wilden Haarschopf des ehemaligen Runners, den er über die Rückenlehne des Stuhles sehen konnte, zucken.

„Hey, Ronon", sagte er leise, und Ronon gab eine Art Grunzen von sich.

„McKay"

Sind wir bald da hätte wahrscheinlich wirklich zu klischeehaft geklungen, also schluckte Rodney den Satz, und ließ den Blick stattdessen unsicher über die Brücke streifen.

„Bist du okay?", fragte Ronon schließlich, und er nickte eifrig.

„Ja, ja... auch Wraith müssen trinken, habe ich gerade festgestellt... ja... nur ein paar Träume, aber ansonsten... ja" Er verstummte, hatte gemerkt, dass er angefangen hatte, nervös zu babbeln.

Ronons Gesicht verzog sich plötzlich zu einem Grinsen, und er schüttelte leicht den Kopf, und drehte dann den Stuhl ganz herum, so dass er McKay direkt ansah.

„Nicht sicher, was auf dem neuen Athosianer-Planeten sein wird", sagte er, und McKay starrte ihn einige Sekunden an, bis ihm klar wurde, was Ronon meinte. Er senkte den Blick, und drehte sich dann um.

Die Brückentür glitt auf, und Teyla trat herein. Ihre Augen weiteten sich kurz, als sie Rodney erblickte, und ihre Bewegung stockte, doch dann lächelte sie wieder.

„Guten Morgen, Ronon, Rodney"

„Morgen", sagte Rodney. Ronon sagte gar nichts, betrachtete nur beide mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck.

„Ich habe dich nicht kommen gehört, Teyla", sagte er schließlich, und Rodney konnte es nicht lassen, musste einfach die Augen verdrehen und sagen:

„Es ist ein Raumschiff, Ronon. Natürlich hast du sie nicht kommen gehört. Ein Antiker- Raumschiff. Ich denke, geräuschdichte Wände gehörten zu ihren geringeren Herausforderungen..."

Ein kurzes Lächeln flackerte über Teylas Gesicht, doch Ronon schüttelte den massigen Kopf.

„Das habe ich nicht gemeint"

„Was meintest du dann?", fragte Teyla, und Rodney zog die Augenbrauen hoch.

„Du hast zur Tür geguckt, bevor sie reinkam", sagte Ronon zu Rodney.

„Habe... habe ich das?", fragte dieser, und warf Teyla einen unsicheren Blick zu. Deren Gesicht war plötzlich nachdenklich geworden.

Ronon nickte ernst.

„Was!", fragte Rodney. „Was zum Teufel meinst du?" Und wieder huschte ein kurzer, amüsierter Ausdruck über Ronons Gesicht, bevor er sich mit der linken Hand über den Bart fuhr und sagte:

„Diese Wraith-Telepathie"

„Diese W- oh!"

Teyla kreuzte die Arme, es wirkte einen Moment fast wie eine Geste der Verteidigung für McKay, doch dann schien es ihm eher verständlich, das Teyla von dieser ihrer Fähigkeit nicht besonders angetan war.

Ronon zuckte nur mit den Schultern.

„Es müsste so sein"

Einen langen Moment herrschte Stille, dann brach Teyla das Schweigen.

„Rodney?"

„W- was? Ich meine, ich weiß nicht- es müsste so sein, ja, aber..."

„Sollen wir es ausprobieren?", unterbrach Teyla ihn, und er starrte sie an, schluckte dann schließlich schwer.

„Ich – j- wenn du willst- ja"

Sie nickte ihm zu, einen Hauch von Nervosität auf ihrem glatten Gesicht, und setzte sich dann in einen der Sessel auf der Brücke. Rodney tat es ihr nach.

Er sah, wie sich tiefe Atemzüge nahm, und ihre Augen etwas zurückzurollen schienen... er konnte jedes Äderchen auf ihrem Augapfel sehen- und plötzlich streifte ihn etwas, und er fand sich kerzengerade im Sessel sitzend, beide Hände zu Fäusten geballt.

„Entspann dich", hörte er Teyla sagen, und er versuchte der Aufforderung nachzukommen- jetzt hatte sich zu seiner Angst seine Neugier gesellt- und er streckte sich seinerseits aus, langte nach ihr-

und dann, plötzlich geschah, und einen Moment lang sah er sich selbst, durch Teylas Augen. Der Anblick verstörte ihn viel mehr als die eigentlich Verbindung, und er zog sich rasch zurück, und schloss ihre sanfte, warme Präsenz aus.

Ihre Augen zitterten, rollten dann wieder nach vorne, und sie straffte ihre zusammengesackte Gestalt.

„Und?", fragte Ronon, der sie beobachtet hatte, doch sein Gesichtsausdruck zeigte ihnen schon, dass er wusste, dass es funktioniert hatte.

„Ja", sagte Teyla. Sie klang leicht atemlos. „Ja... wie konnten eine... Verbindung aufbauen"

Rodney nickte nur tonlos.

XXX

Sie hatten noch ungefähr fünf Stunden, bis sie auf dem neuen Planeten der Athosianer eintreffen würden, und Ronon hatte schließlich vorgeschlagen, dass sie trainieren könnten.

Rodney hatte mit einer Mischung aus Ensetzen und Neugier (Vorfreude?) zugestimmt, denn einerseits war es zwar trainieren, was offensichtlich schlecht war, andererseits hatte er jetzt einen etwas anderen Körper. Wraith waren stark.

Und schnell, stellte er Minuten später fest. Nicht, dass er unbesiegbar gewesen wäre- er hatte immer noch keinerlei Ahnung von dem, was er eigentlich tat, doch seine Reflexe schienen plötzlich zehnfach besser geworden zu sein, und wenn Ronons Stock nun seinen traf, hatte er nicht mehr das Gefühl, als bräche ihm der Arm.

„Ja", sagte der ehemalige Runner, als sie schließlich die Hölzer hinlegten, und sich die schweißnassen Gesichter abtrockneten. „Da könnte man was draus machen"

Teyla lachte auf, kurz und klar, und Rodney zuckte zusammen. Ihr Lächeln brach ein wenig ein, doch sie sah ihn an, und er grinste zurück.

XXX

Heredra war nur noch Minuten entfernt, und alle Zufriedenheit war von McKay gewichen. Sie hatten den Hyperraum verlassen, und das schwarze Schiff glitt nun auf dem Planeten zu.

Er wusste, das Teyla ihn beobachtete.

Ronon starrte nur geradeaus, den Blick stur auf die Oberfäche Heredras gerichtet.

Die Schatten stürzte abwärts, und trotz der Schwerkraftsdämpfer spürte Rodney den leichten Zug ihm Magen. Er umfasste die Ränder der Sitzfläche seines Sessels fester.

„Ruf den Stützpunkt", sagte Teyla zu Ronon. „Wir sollten sie nicht erschrecken"

Er nickte, betätigte dann zögernd einige Tasten.

„Heredra...?"

Einen langen Moment war gar nichts zu hören, und Rodney und Teyla tauschten einen Blick aus, das knackte es in der Verbindung.

„...wer spricht da?"

„Wir sind es, Jinto, Teyla und Ronon", sagte Teyla rasch, und Rodney spürte, wie ihm die Kinnlade herunterfiel.

„Jinto!"

Teyla nickte ihm kurz zu, und sprach dann wieder zu dem Mann auf dem Planeten.

„Wir kommen in einem Raumschiff, Jinto, gib die Nachricht weiter, wir wollen nicht, dass die Leute in Panik geraten."

„Geht klar" Die Stimme des Mannes klang ein wenig zögerlich, so, als hätte er gerne noch mehr gefragt, doch er bezähmte sich anscheinend, denn es knackte noch einmal, und dann herrschte wieder Stille.

XXX

Braun-roter Staub wirbelte in Wolken auf, als die Schatten zur Landung ansetzte. Die Triebwerke summten tief und laut, und Teyla spürte, wie das Schiff für einen kurzen Moment vibrierte, dann kehrte Stille ein.

Sie waren angekommen.