Anmerkung
Titel: Die Domänen
Genre: Abenteuer, Alternative Universe, ein klein wenig Romantik. Crossover HdR / Darkover
Disclaimer: Figuren und Handlungsschauplätze sind aus den Büchern von J.R.R Tolkien, Marion Zimmer Bradley, sowie (mit freundlicher Genehmigung der Autorin) aus der Geschichte "Den Jäger erlegen" von Sleepy Tiger entlehnt.
Kapitel 3: Frühe Begegnungen
Ein scharfer Schmerz riss Mag sehr unsanft aus ihren Träumen. Desorientiert und verwirrt schlug sie mit ihrem Kopf gegen das Kopfende des Bettes. Widersprüchlicherweise beendet dieses die Pein, die durch ihren Körper kroch, doch stattdessen herrschte nun ein dumpfes Dröhnen hinter der Stirn. Ihr vom Schlaf noch benebelter Verstand registrierte nur langsam den Grund für die rüde Unterbrechung der Nachtruhe. Resigniert wies sie den Schlaf, der sie wieder überkommen wollte, zurück und zog sich an.
Nach ein paar Schritten aus dem Tor verschluckte sie der Nebel. Aber ihre Füße fanden mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg zum See hinunter. Je näher sie dem Pferd kam, desto schwerer fiel es ihr der Angst und Panik des Tieres Widerstand zu leisten. Dann fand die Brego, seine Flanken hoben und senkten sich im schnellen Wechsel. In seiner Mähne und seinem Schweif hingen kleine Zweige von Büschen. Er glänzte schweißnass und verdrehte die Augen, als er den Menschen gewahrte. Ganz vorsichtig näherte sich Mag dem Tier, es sachte mit ihrem Geist beruhigend.
Er wollte laufen, weit und schnell. Den Wind in der Mähne spüren. Aber sie ließ es nicht zu und zwang ihn mit unerbittlicher Kraft stehen zu bleiben. Mag wusste, in seiner Verwirrtheit hätte ein solcher Lauf ihm das Genick brechen können. Lange Kratzer, von den spitzen Dornen der mannshohen Heckenrosen am Ufer, zierten seine Flanken. Sowohl Mensch, als auch Tier zitterten vor Erschöpfung, als sie ihm endlich den behelfsmäßigen Zügel umlegte.
Dann lockerte sie ihren Griff um den Geist des Pferdes. Dieses stieg sofort und nur mit Mühe behielt Mag den Zügel in der Hand. Mit schierer Muskelkraft zwang sie den störrischen Hengst ihr zu folgen. Und langsam und widerwillig gegen die Führung zerrend setzte er einen Huf vor den anderen.
Plötzlich griff eine starke Hand nach der Leine, die ihren erschöpften Händen beinahe entglitten wäre. Ein ihr unbekannter Elb funkelte sie wütend an.
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"Was bei Ilu...!", fuhr Legolas den Knaben an, doch dieser schnitt ihm das Wort ab.
"Haltet ihn fest, ich hole Hilfe!"
Dann wandte er sich ab und verschwand im Nebel. Brego riss wütend am Zügel, so dass der Elb alle Kraft benötigte diesen nicht zu verlieren. Selbst seine leisen elbischen Worte drangen nicht mehr bis zum Geist des Tieres durch. Nur am Rande bemerkte er, dass ein Mensch ein Tier in diesem Zustand unmöglich hätte bändigen können.
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Als die ersten Sonnenstrahlen den Horizont in goldenes Licht tauchten erreichte Mag vor Kälte und Müdigkeit zitternd wieder den Hof von Annuminas. Eine große Aufregung herrschte im Stall. Nur zu gut konnte sich Mag die zerstörten Boxen ausmalen. Der Stallmeister redete eindringlich auf den verschlafenen und besorgten König ein. Als dieser sie erblickte klomm Hoffnung in seinen Augen.
"Mag Aillard, komm her!"
Ein sinnloser Befehl, da sie sich schon in Bewegung gesetzt hatte.
"Euer Majestät". Sie verbeugte sich leicht.
"Brego ist ..."
"...in der Nacht ausgerissen. Ich fing ihn unten am See wieder ein, er ist in jämmerlicher Verfassung. Ein Elbenherr kümmert sich um ihn, aber wir brauchen Unterstützung."
Erstaunt erteilte der König Befehle und bald eilten mehrere Knechte mit Stricken bewaffnet dem Elben beizustehen. Auch Mag musste wohl oder übel den Weg ein weiteres Mal auf sich nehmen. Schon von weitem hörten sie das schrille Wiehern. Die Sonne durchbrach den Nebel und gab das Bild auf den Elben und das Pferd frei. Auch Bregos Kraft schwand in zunehmenden Maße, denn nur noch halbherzig widersetzte er sich der ihm aufgezwungenen Richtung. Trotzdem hielten die Knechte respektvollen Abstand, denn böse schnappte Brego nach jedem, der ihm zu nahe kam. Ein besonders Unglücklicher diente als Zielscheibe für einen Huftritt. Dieser sprang glücklicherweise im rechten Augenblick zur Seite. Einzig Mag wich allen Attacken aus und knüpfte weitere Seile an den provisorischen Zügel, so dass dann drei besonders kräftige Männer das Pferd zurück nach Annuminas zogen.
Wie der Stallmeister die Wunden Bregos versorgte, blieb sein Geheimnis. Als Mag zum vierten Mal an diesem Morgen das Tor durchschritt, schwankte sie schon bedrohlich. Sie lächelte dankbar, als Königin Arwen sie in die Küche schickte, bevor Elessar sich ihres Zustandes bewusst wurde.
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Erst als sie anfing zu essen, merkte Mag wie ausgehungert sie war. Nach der vierten Scheibe Brot, die ihr die Köchin dick mit Butter bestrich, hatte sich auch die Übelkeit gelegt. Nach und nach strömte die Dienerschaft zum Morgenmahl in die Küche und man musterte Mag mit Respekt und Neugierde. Aber bevor man sie zum Sprechen aufforderte, überbrachte eine korpulente Dienerin die Nachricht, der König wünsche, dass sie bei ihm speiste.
Bedauernd blickte sie auf den noch vollen Brotkorb, zuckte dann mit den Schultern und folgte der Frau.
Die Gesellschaft schwatzte munter, als Mag durch die Tür trat. Der König winkte sie näher.
"Legolas, Gimli; Dies ist unser Führer Mag Aillard. Mag, dies sind Legolas Thranduillion und Gimli Gloinssohn."
Mag verbeugte sich leicht:
"Herr Legolas, Herr Gimli, Ich grüße Sie."
Elessar wies ihr einen Platz bei den beiden Hobbits zu, an einem Teil des Tisches, der unter der Last der darauf gestellten Speisen schier zusammenbrechen schien, und bedeutete ihr zuzugreifen. Und schon bald stand sie im edlen Wettstreit mit den beiden Herren aus dem Auenland, wessen Magen das meiste aufzunehmen vermochte. Dennoch lauschte sie aufmerksam den Worten die am Tisch gewechselt wurden.
"Nun, Legolas, wie kommt es, dass Euch Asani nicht begleitet? Ich hätte sie gerne wieder gesehen.", fragte Herrin Arwen.
"Sie vernahm mit Freuden von diesem Ausflug. Doch in den letzten Wochen wurde ihr das Reisen sehr beschwerlich. Sie hat etwas zugenommen, müsst ihr wissen."
Gimli prustete los und sowohl Arwen, als auch Aragorn blickten den Elben verständnislos an.
"Ich bin nicht ganz unschuldig daran. Und in ein paar Monaten sind wir dann zu dritt!"
Arwen lächelte selig und erst dann verstand ihr Gatte.
"Nun, guter Freund, und wann sollten wir von diesen glücklichen Umständen hören? Das ist ja nicht zu fassen, kaum trennen sich unsere Wege, schon bin ich dir aus dem Sinn. Vielleicht hätte ich der werdenden Mutter auch gern gratuliert.", schmollte Elessar. Doch dann stimmte er in das herzhafte Lachen der anderen ein.
Mag genehmigte sich eine zweite Schüssel Haferkleie.
"Eigentlich wollte ich sie gar nicht alleine lassen, in ihrem Zustand. Aber sie bestand darauf, dass ich gehe und ihr dann alles über die Domänen erzähle, bis ins kleinste Detail. Des Weiteren will sie vermeiden, so drückte sie sich aus, dass ich sie sehe, wenn sie einer Wassertonne gleicht. Und sie glaubte mir einfach nicht, dass ich sie jemals so schön erlebt habe."
Er blickte verträumt und schien nicht die Absicht zu haben weiter zu sprechen.
"Sag Mag, was trieb dich heute Morgen so früh hinaus?", lenkte der König das Gespräch auf das unangenehme Thema.
Sie schluckte den Löffel Kleie hinunter um dann zu antworten:
"Brego." Auf dumme Fragen, gibt es auch dumme Antworten. Und sie schob sich einen weiteren Löffel in den Mund. Und dann wurde ihr bewusst, dass sie ja mit dem König sprach. Hitze stieg in ihre Wangen und sie setzte schnell hinterher:
"Isch gon.".sie schluckte den Haferbrei. "Ich konnte nicht mehr schlafen und ging etwas spazieren. Und am See fand ich Brego total verängstigt." Das war zumindest keine Lüge.
"Und Ihr hattet rein zufällig ein Seil dabei, so mitten in der Nacht?", fragte der Elb misstrauisch.
Sie erschrak. Dass konnte sie nun wirklich nicht erklären.
"Ich sage nur, ein Glück für mich. Sonst hätte ich doch mein bestes Tier verloren."
Dankbar stürzte sich Mag auf die Fluchtmöglichkeit, die ihr der König bot und die Überleitung zu der ernsten Entscheidung, die er noch zu treffen hatte.
"Mein Herr, Ihr müsst Brego freilassen. Er hätte sich heute fast umgebracht. Er braucht seine Freiheit. Es ist unmöglich Brego länger zu halten, ohne seinen Geist zu brechen."
Doch anders als sie erwartet hätte, nickte der König nur sorgenvoll:
"So etwas dachte ich mir schon. Er ist ein Abkömmling der Mearas. Sein Leben ist der Wind in der Mähne und die Erde unter seinen Hufen. Er ist ein Fürst, auch ohne den König zu tragen."
Ein bedeutungsvolles Schweigen setzte ein.
Als sich Mag die sechste Scheibe Brot bestrich, wandte sich Gimli an sie mit einer knappen Geste auf die Hobbits die zufrieden in ihren Stühlen lehnten und sich über die runden Bäuche strichen:
"Nun, mein Junge, du bist der erste der mit den beiden Vielfraßen mithalten kann. Und trotzdem du bist du so schmächtig und klein. Konnte man dich zu Hause nicht richtig füttern?"
"Nein, Herr Zwerg, gehungert haben wir nie, auch wenn das Dorf sehr arm war. Aber anders als Ihr hoffe ich noch meine richtige Größe zu erreichen."
Die beiden Hobbits lachten vergnügt über das beleidigte Gesicht Gimlis. Dann entschied sich Pip jedoch seinen Freund zu unterstützen.
"Im Gegensatz zu dir, Mag Aillard, ist unsere Körperhöhe in unserem Volk nicht ungewöhnlich. Um genau zu sein, gelten Merry und ich zu Hause sogar als Riesen."
Aber anstatt sich ebenfalls zu empören, meinte Mag lakonisch:
"Ich bin nur ein einfacher Bauernsohn. Ich widerspreche doch nicht den hohen Herrschaften."
"Das sehe ich aber anders!", warf Legolas ein und die restliche Gesellschaft lachte über den vermeintlichen Witz auf Mag Aillards scharfe Zunge anspielend. Einzig Mag und Legolas blickten sich lange ernst in die Augen.
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Anmerkungen: hmmm, was die beiden wohl so aushecken, bei laaannngggeeeennn Blicken, sollte man aufmerksam werden, nicht.
