Anmerkung

Titel: Die Domänen

Genre: Abenteuer, Alternative Universe, ein klein wenig Romantik. Crossover HdR / Darkover

Disclaimer: Figuren und Handlungsschauplätze sind aus den Büchern von J.R.R Tolkien, Marion Zimmer Bradley, sowie (mit freundlicher Genehmigung der Autorin) aus der Geschichte "Den Jäger erlegen" von Sleepy Tiger entlehnt.


Kapitel 5: Diplomatische Übersetzungen


Nachdem sie ein Lagerfeuer entzündet hatten, drängten sich ihre Auftraggeber um das selbige um wieder Wärme in ihre kalten Knochen zu bekommen. Mag musste über diese Menschen und Nichtmenschen schmunzeln. Unvorstellbar Lord Hastur hätte sie zum Mitwinterfest eingeladen. Nicht einmal doppelte Winterkleidung hätte sie vom Frieren abgehalten. Doch auch sie merkte wie sich die Jahre in dem warmen Tiefland auf sie ausgewirkt hatten. Eine leichte Gänsehaut zog sich über ihre Arme seitdem die Sonne untergegangen war. Und dabei war es Hochsommer, denn schließlich hatte es schon seit Tagen nicht mehr geschneit, noch nicht einmal in den frühen Morgenstunden, was man an den Knospen der Harzbäume sehen konnte. Ein außergewöhnlich warmes Jahr musste es sein, da diese nicht einmal einige schwarze Erfrierungen aufwiesen. Wenn man bedachte, was in Minas Tirith Sommer war. Eine Schwitzhütte im Vergleich zu ihrer Heimat. -Heimat, ein Begriff, den sie so lange vermieden hatte.

Nach ein paar Schritten verschwand sie beinahe unbemerkt im Schatten der Bäume, um etwas Holz zu sammeln. Bei dem Wärmebedürfnis der Gondorianer, konnte etwas mehr sicher nicht schaden. Der feuchte Waldboden federte angenehm und verlieh ihren Schritten etwas Anmutiges, Schwebendes, Tänzerisches, wie sie es früher auf der Tanzfläche hätte haben sollen. Sie lächelte bei dem Gedanken an ihren alten Tanzlehrer, den sie fast um den Verstand gebracht hatte, mit ihrem Unvermögen Anmut in ihre Schritte zu bringen. Wie hatte es der alte Rafael ausgedrückt, sie tanzte, als würde sie mit gegen alles und jeden kämpfen. Dabei wäre ein vergleich mit einem Reh jederzeit zur Flucht bereit viel passender gewesen. Ein weiteres Mal davonlaufen konnte sie nicht, ein wachsames Auge lag auf ihnen, es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er kommen würde um sie "einzufangen". Ein Gefühl schreckte sie in ihren Gedanken auf. Schnell drehte sie sich zu ihrem Verfolger um.

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Die ständige Dämmerung ließ unangenehme Erinnerungen in Legolas aufsteigen. Obwohl es erst wenige Stunden nach Mittag war, zeigte die Sonne ihr blutrotes Gesicht selten, sondern blieb hinter Wolkenschleiern verborgen. Den unsichtbaren Beobachter schob er zunächst auf die seltsamen Lichtverhältnisse, doch ein Blick zum König zeigte ihm, wie falsch er doch lag.

"Du spürst es auch, nicht wahr?", flüsterte Aragorn, "Dieser Blick."
"Ja!", wisperte Legolas zurück, froh nicht der einzige zu sein, "ein bohrender Blick, voller Wachsamkeit! Aber uns ist er nicht feindlich gesonnen."
Ein nachdenklicher Zug legte sich über das Gesicht des Elben, dann setzte er hinzu

"Das hoffe ich wenigstens! Ich vermute Mag Aillard weiß mehr darüber."

Der Elb ignorierte den verwirrten Blick seines Königs. Sein Gefühl betrog ihn nie und hinter diesem Jungen steckte ein Geheimnis. Aber solange er nur Mutmaßungen hegte, nützte es nichts Aragorn zu beunruhigen. Er sah ihren jungen Reiseführer in den Schatten des Waldes eintauchen, so folgte er schnell über den nadelbedeckten Boden.Nach wenigen Metern wurde er von dem Stallburschen bemerkt.

Legolas war überrascht, so rasch entdeckt worden zu sein. Menschen konnten normalerweise den leisen Tritt der Elben nicht hören. Selbst Aragorn, der durch das Aufwachsen in Elronds Haushalt nach menschlichen Maßstäben sehr gute Ohren hatte, nahm Legolas Anwesenheit selten wahr, bevor er in Aragorns Blickfeld trat.Dann fiel es wie Schuppen von den scharfen Augen des Elben. Mag Aillard hatte ihn genauso wenig gehört, wie der unsichtbare Beobachter sie sah. Seine traumwandlerische Sicherheit auf das Unausgesprochene zu antworten, sowie das außerordentliche Kunststück mit Brego, die beiden Puzzlestücke, die seinen Verdacht geschürt hatten, setzten sich zu einem Bild zusammen.

Mag spürte den starren Blick des Beobachters auch, doch im Gegensatz zu seiner selbst reagierte der Stallbursche nicht darauf. Unter Elben waren diese Gaben selten. Und dieser Mensch verfügte über starke Abschirmung, während Legolas gereizt auf diesen penetranten Blick reagierte.

Mein Herr, ich kann Euch helfen, Euren Schild zu stärken. Die andauernde Belastung schadet der Psyche und dem Körper."


Die sanfte, weiche Stimme verriet ernsthafte Besorgnis, aber es blieb trotzdem eine Kälte und Professionalität. Aber der Junge wartete nicht auf Antwort, sondern zog ein kleines Säckchen, das er an einer Schnur um den Hals trug, hervor. Und mit einer ganz kurzen Berührung seines Geistes zog er, bildlich gesprochen, die Vorhänge zu. Erst jetzt bemerkte Legolas wie schnell sein Herz schlug und wie stark sein Puls in seinen Ohren dröhnte. Doch auch sein Blutdruck normalisierte sich wieder.

"Ich danke dir! Ich bin es nicht gewohnt meinen Geist zu verstecken. Aber vielleicht solltest du deinen Schild etwas senken. Es ist nicht gut für den Geist ständig eine künstliche Mauer aufrecht zu erhalten. Es lässt das Herz kalt werden."

Ein schiefes Grinsen zog sich über Mags Gesicht.

"Diese Welt bietet keinen Platz für warme Herzen. Genauso wenig wie Gondor unseresgleichen willkommen heißt."
Der Schmerz, der in diesen Worten lag überraschte Legolas.


"
Ihr berichtet dem König nichts von Eurer Entdeckung."
Es war eine Feststellung, keine eine Frage.


"Fürchtest du dich vor dem König? Ihm ist die Gabe der Elben nicht fremd, die Königin erbte das zweite Gesicht ihres Vaters."

"Es geht mir nicht um den König. Aber Ihr würdet Euer Leben verlieren. Der Turm von Arillin kann weit mehr als nur beobachten. Ich kann Euch nur versichern, dass ich keinen Groll gegen König Elessar hege. Ich wünsche ihm nichts Böses."

"So bleibt mir nichts, als deinem Wort zu trauen und meinen Freund anzulügen."

"Herr Elb, Ihr überrascht mich. Ich dachte Ihr seid Diplomat. Euch müssen Halbwahrheiten doch wohl geläufig sein."

"Ich bin in erster Linie Krieger. Ich möchte meinen Feind sehen."

"Arillin ist nicht Euer Feind, doch bevor die Bewahrerin nicht mit Euch spricht, seid Ihr ein Risiko. Nur deshalb ist es Euch nicht erlaubt noch jemanden einzuweihen."

"Eine wirklich überzeugende Argumentation. Wir sollten ins Lager zurückkehren."
Sein Blick war auf Mags nun mehr gänsehautüberzogenene Arme gefallen.Schweigend wandten sie sich gen Lager.

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Die nächste Überraschung wartete bereits dort auf sie. Eine Gruppe Berittener hatte am Lagerplatz gehalten und König Elessar versuchte sich mit dem Anführer zu verständigen, der kein Westron sprach. Unterstützt wurde er dabei tatkräftig von seinen äußerst misstrauischen Wachen, die durch ihr Waffenziehen die Situation noch verschärft hatten. Nun standen sich beide Gruppen kampfbereit gegenüber, erwartungsvoll wie das Gespräch ihrer Anführer wohl enden wollte. Als vom Waldrand eine hohe Stimme erschall, ging ein Raunen durch die beiden Parteien. Die Gesellschaft aus Gondor war erleichtert, dass ihr Führer endlich aufgetaucht war, der Vermitteln konnte.

Casta "Alae, Vai Dom Rakhal Ardais. Dies ist die Gesandtschaft König Elessars von Gondor, die ihr nach Thendara begleiten sollt."

Die kleine Gestalt des Stallburschen stand nun unmittelbar vor dem Pferd des Anführers, der seine Überraschung nicht verbergen konnte. Doch schnell fing sich dieser wieder und antwortete mit einer typischen Arroganz von Befehlsgewohnten Fürsten:

Casta "Sag diesem König, dass seine Leute ihre Waffen senken sollen, damit wir absteigen können."

"
Mein Herr Elessar, dies ist Dom Rakhal Ardais und er ist Hauptmann Eures Begleitschutzes. Er bittet Euch, dass Eure Wachen ihre Waffen senken mögen und dass Ihr erlaubt, dass sich diese Gruppe zu Euch gesellt, um dann Morgen mit Euch aufzubrechen."

Aragorn wusste, auch ohne die Sprache zu verstehen, dass dieser Reiter sicherlich nicht soviel Höflichkeit in seinen Satz gelegt hatte. In seinen Jahren als Waldläufer war er eine solch rüde Behandlung gewohnt gewesen. Immer noch nannte ihn ein Wirt in Bree Streicher. Es erinnerte ihn daran keinen übermäßigen Stolz auf seine Königswürde zu legen, die er durch viel Blut und für das Leben mit seiner Gemahlin erkämpfen musste. Sollte dieser Rakhal Ardais denken was er wollte, einen Streit wegen einer solchen Lappalie wollte Aragorn nicht anfangen. Mit etwas Glück würde es dieser Hauptmann als Dummheit abtun. Und Unterschätzung seiner geistigen Fähigkeiten von Kontrahenten hatte ihm bisher immer zum Vorteil gereicht. Mit einem Nicken befahl er seinen Leibwächtern die Waffen zu senken. Was ihm seltsam vorkam, war dass sich dieser Hauptmann Rakhal nicht vorgestellt hatte. Sein Stallbursche aber, der Dom Ardais gerade die Zügel zum Absteigen hielt, hatte ihn gleich mit seinem Namen angesprochen. War Mag früher einmal ein Untertan dieses Mannes gewesen?

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Mag war sich des hasserfüllten Blickes, den ihr ihr Pflegebruder Rakhal zuwarf wohl bewusst. Wie sehr hatte er sich doch verändert, aus dem verspielten Jungen war ein Krieger geworden. Ein Mann der seine Ehre von niemand beschmutzen ließ. Ein stechender Schmerz explodierte in ihrer Wange, als seine Reitpeitsche sie traf. Er hasste sie, weil sie ihm wehgetan hatte. Er hasste sie und wollte ihr auch Schmerzen zufügen. Sie wehrte sich nicht, denn es war sein Recht. Doch er schlug nicht weiter. Aragorns Klinge an seiner Kehle hinderte ihn daran.

"Wagt es nicht meinen Untergebenden Schaden zuzufügen. Das sollt Ihr teuer bezahlen.", zischte König Elessar

Rakhal wäre dem Unterbrecher jetzt am liebsten an die Kehle gegangen, Mag wusste das. Doch ein gesunder Selbsterhaltungstrieb zeigte ihm wohl, dass der König von Gondor und Arnor auch Schwertkämpfe außerhalb Wettbewerbshallen gefochten hatte. Sicherlich hatte Hastur ihm eingebläut diesen König in einem Stück zu ihm zu bringen.

"Ist es in Eurem Land noch nicht einmal erlaubt, dass ein Bruder seine ungebührliche Schwester maßregelt!"

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Anmerkungen: Dadaaa, damit der arme Aragorn endlich auch mal weiß, woran er ist