Anmerkung
Titel: Die Domänen
Genre: Abenteuer, Alternative Universe, ein klein wenig Romantik. Crossover HdR / Darkover
Disclaimer: Figuren und Handlungsschauplätze sind aus den Büchern von J.R.R Tolkien, Marion Zimmer Bradley, sowie (mit freundlicher Genehmigung der Autorin) aus der Geschichte "Den Jäger erlegen" von Sleepy Tiger entlehnt.
Kapitel 8: Die Wahl
Leonie stand in ihrer Kammer. Die karmesinrote Bewahrerinnenrobe floss um ihren schmächtigen Körper. Nur selten erlaubte sie eine Audienz in ihren eigenen Räumen, denn nur selten war die Notwendigkeit dazu gegeben. Doch die beiden Cralmacs, die vor ihr knieten, bemerkten die Schlichtheit und Kühle dieses Gemachs nicht. Doch das einfache Bett und der zwar nützliche, aber nicht sehr ansehnliche Schreibtisch, dessen Holz nach jahrelanger Benutzung einen gewissen dreckigen Grünton aufwies, wuchsen unter der Anwesenheit der Bewahrerin von Arilinn zu Möbeln einer Königin der Hundert Königreiche würdig. Der Respekt vor dieser Frau war den beiden Boten von klein auf eingeflößt worden, ihr einziges Ansinnen war dieser mächtigen Frau zu dienen.
Schweigend nahm Leonie den Bericht der beiden zur Kenntnis und entließ sie mit einem knappen Nicken. Ihre Augen blickten in weite Ferne. Die Bediensteten flüchteten sich aus dem Gemach und ließen die Bewahrerin von Arilinn allein mit ihren Gedanken.
Doch nicht für lange, denn bald erschien ein Techniker ihres Kreises, sie zur Nachtarbeit in die Relais zu begleiten. Ihre Unruhe lag wie ein Zittern im Raum und ganz instinktiv fragte sich der Techniker, ob sie in dieser Nacht genügend Konzentration aufbringen konnte um die Energonenringe zu leiten.
Auch Leonie fragte sich dies, doch diese Entscheidung lag nicht in ihrer Hand. Sie konnte sowieso weder Hillary noch Margwenn zu dieser Zeit der Monde in die Relais schicken, es waren viel zu wenige Telepathen heutzutage noch bereit in den Turm zu gehen.
Eine Bewahrerin war nur ihren eigenen Gewissen verpflichtet.
Leonie von Arilinn empfing den letzten Gedanken des Technikers und sie erkannte welche Wahl sie getroffen hatte.
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Der Körper des Elben wog schwer in ihren Armen. Rakhal stolperte den Gang hinter Mag entlang, den Weg so gut wie möglich an der Wand entlang tastend. Seine Augen schmerzten ihn von dem grellen Licht, doch selbst durch die geschlossenen Augenlider hindurch stach es wie tausend Nadeln. Die Wand war unangenehm rau, jede kleine Unebenheit brannte sich durch seine Haut. Sie beruhigte seinen aufgewühlten Geist mit Bildern von sanfter Kühle und sorgte dafür, dass er den Weg in sein Zimmer fand. Dort, versprach sie ihm würde das Brennen enden. Kurz bevor die Tür sich schloss zuckte ein Gedanke durch den losen Rapport: 'Ich darf sie nicht schon wieder alleine lassen!' Ebenso schnell wie er aufgetaucht war, verschwand er schon wieder und ließ Mag mit dem bewusstlosen Elben auf dem Gang. Wohin jetzt? Das Gewicht des Elben und die Entfernung seines Zimmers erleichterten ihr die Entscheidung.
Sie öffnete mehr schlecht als recht die Tür ihres Zimmers, sein Kopf machte eine unliebsame Bekanntschaft mit dem Türrahmen, und verfrachtete ihn halb auf ihr Bett. Seine Stiefel und Tunika landeten nach einigen Mühen mit den Verschnürungen in einer Ecke des Zimmers. Es war kühl, denn der Kamin war nicht beheizt worden. Dafür war die Haut seines nackten Oberkörpers warm, so warm und weich, so makellos. Ein Schauer jagte ihren Rücken hinab als ihre Finger sanft die Konturen seines Bauches nachzeichneten. Keine Narbe zeugte von Schlachten, obwohl er doch ein mächtiger Krieger war, in diesem Krieg, der in Gondor der Ringkrieg genannt wurde. Ihre eigenen Hände waren so rau im Gegensatz zu der milchigen Haut des Elben. Ganz entspannt lag er auf ihrem Bett, keine Regung zeigte, ob sie vielleicht eine kitzlige Stelle gefunden hatte. Es war ihre Entscheidung, würde er bis zum Morgen in dieser tiefen Bewusstlosigkeit bleiben, oder sich ihren Händen hingeben. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, als sie mit zittrigen Fingern die kleine Phiole, die sie von Leonie erhalten hatte, öffnete. Sie traf eine Entscheidung.
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Den Inhalt tröpfelte sie auf seine Lippen. Regentropfen trommelten sacht gegen das kleine Fenster. Klopf, Klopf, Klopf- leise, gleichmäßig, zart, wie die Finger die den Weg unter ihre Tunika fanden und über ihren Rücken kitzelten. Warme Finger, die sanft ihr Gesicht streichelten. Gedanken die sich verwoben, wie ihre Finger. Am Rande wurde sie eines zweiten Paares gewahr, und welch unglaubliche Liebe zwischen diesen lag. Beide sperrten sie aus und wiesen sie zurück zu ihm. Zuerst vorsichtig tastete er über ihre Schutzmauer und entfernte einem nach dem anderen die Steine, doch schon bald ruckte er forscher, Mörtel bröckelte. Fordernde Lippen, die sich fanden, während der störende Stoff eiligst seinen Weg auf den Boden fand. Heftig zerrte er an der Mauer, die Steine fielen in Staubwolken zusammen. Und sie lag bloß vor ihm. Ihre Angst und Unsicherheit gegen seinen drängenden, umnebelten Geist, oder auch seine Furcht, weil er sich nicht wehren konnte, es war egal. Sie zitterte, vielleicht auch vor Kälte, und Salziges mischte sich in den Kuss. Immer näher kamen sie sich, eine Wildheit umschloss ihren Geist, brutal, hielt sie fest, bedrängte sie, seine Hitze umhüllte sie vollständig und Wärme, ein Feuer verdrängte die Kälte, sie verlor sich in seiner Not, ihrer Not. Sie waren eins, und Maguerida wusste nicht mehr zu sagen, wessen Körper sich öffnete und wer wen empfing.
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Als Legolas erwachte brauchte er einige Sekunden sich zu orientieren. Ein weiches Bett, eine in seltsames rötliches Licht getauchte Zimmerdecke aus feinsäuberlich gestrichenen Balken. Er befand sich augenscheinlich in einem Zimmer in der Gastwirtschaft. Der gestrige Abend hüllte sich in Nebel. Er war in einem Turm gewesen, mit Mag und Rakhal und einer mächtige Frau. Sie erinnerte ihn an Maja, der Stammesältesten der Ifreys. Die Ifreys, Asani, er vermisste sie, wäre er doch nur wieder bei ihr und dem Kind. Er hatte von ihr geträumt, diese Nacht, es war so real gewesen, so nah und so erregend. Ihm schien es, als könnte er ihre Wärme noch fühlen. Aber wie war er überhaupt hierher gekommen. Es ging so schnell vorüber, ein Gefühl gemeinsamen Erlebens und dann ...
Seine Hand ertastete ein warmes, weiches Hindernis, dass sich an seine Seite kuschelte. Es fühlte sich an wie ein Oberschenkel. Abrupt setzte er sich auf und beraubte so das Hindernis seinen Halt, welches mit einem Quieken zwischen die Decken rollte.
"Was tut Ihr in meinem
Zimmer?"
Ein roter Schopf arbeitete sich unter den
weißen Laken hervor und murmelte:
"Es ist mein
Zimmer! Es ist früh und ich will schlafen!"
Ein
rascher Blick überzeugte den Elben von der Richtigkeit ihrer
Behauptung. Obwohl die Räume sich ziemlich ähnlich sahen,
wusste er doch, dass der Kamin in seinem Zimmer sich an der anderen
Seite des Raumes befand. Das Knäuel Wäsche in der einen
Ecke des Raumes, wovon sich ein Teil eindeutig als seine Tunika und
seine Hose zu identifizieren war, der andere Mags dunkelgrüner
Seidentunika glich, ließ unangenehme Gedanken aufkommen.
Bestürzung machte sich in ihm breit. Was war in dieser Nacht
passiert?
Der Rotschopf war von der Langsamkeit seiner Gedankengänge nicht sehr begeistert. Grummelnd, aber eindeutig wacher erklang es aus den Leinen:
"Entweder Ihr steht auf, oder Ihr legt Euch wieder hin. Auf jeden Fall gebt die Decke her, hier ist es kalt."
Mit einem Satz war der Elb aus dem Bett verschwunden und das Mädchen bekam ihre Decke wieder. Rasch suchte er sich seine Sachen zusammen, interessiert beobachtet von der Halbschlafenden, und verließ dann fluchtartig, notdürftig bekleidet den Raum.
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Die Tür seines Zimmers schloss sich mit einem Knall und erschöpft ließ sich der Elb dagegen fallen. Stück um Stück rutschte sein Rücken an dem harten, gesprungenen Holz entlang. Ein Entsetzen bemächtigte sich seiner Gedanken. Was war geschehen, in dieser Nacht? Dieser Traum, der willige Körper einer Frau, seiner Frau Asani, seine über alles Geliebte. Seine Schutzbefohlene einfach so..., sie war ja noch ein halbes Kind. Sollte er ihr etwa dies angetan haben. Was hatte ihn zu solchen Leichtsinn verleitet? Nur..., der Turm, die Frau Leonie, dieses Getränk.
Ein Klopfen schreckte ihn aus seinen Gedanken. Aragorns Stimme klang leise durch das dicke, schwarze Holz.
"Legolas, bist du wach? Kann ich hereinkommen?"
Was konnte seinen Freund zu solch früher Stunde aus dem Bett treiben, wenn Arwen sich in selbigen befand? Sollte er etwa... Mit raschen Bewegungen zog er seine Hose an und bat den König ruhig herein. Dieser bemerkte, obwohl er unter Elben aufgewachsen, die Unruhe seines Freundes nicht, sondern fragte ihn sogleich, als die Tür abermals ins Schloss fiel:
"Ich hatte ein seltsames Gefühl heute Nacht. Geht es unserer kleinen Führerin gut?"
Das Herz blieb dem Elben beinahe stehen.
"Ich kann es mir nicht leisten, dass dieser Rakhal womöglich Selbstjustiz anwendet. Und da auch Arwen, der weit mehr Weitsicht in den Adern fließt, ähnliches fühlte..."
Legolas entspannte sich wieder, der Verdacht seines Freundes galt nicht ihm. Würde er ihn hassen, wenn er erführe... Er war sein Freund. Und er war König. Sollten nicht noch mehr Sorgen sein Gemüt belasten.
"Als ich vor ein paar Minuten nach ihr sah, schlief sie friedlich!"
und irgendwie entsprach das ja auch der Wahrheit...
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Rakhal erwachte aus tiefem Schlaf. Seltsam befriedigt erinnerte er sich an einen Traum ...
