Anmerkung
Titel: Die Domänen
Genre: Abenteuer, Alternative Universe, ein klein wenig Romantik. Crossover HdR / Darkover
Disclaimer: Figuren und Handlungsschauplätze sind aus den Büchern von J.R.R Tolkien, Marion Zimmer Bradley, sowie (mit freundlicher Genehmigung der Autorin) aus der Geschichte "Den Jäger erlegen" von Sleepy Tiger entlehnt.
Kapitel 9: Von störrischen Elben und verzweigten Burgen
Thendara; Seltsam unwirklich glitzerte ihr Reiseziel durch den leichten Dunst aus dem Tal. Mehrere Märkte erstreckten sich in ihren Kleider aus bunten Marquisen zwischen den Häusern aus graublauem Stein. Tüchtiges Treiben herrschte auf den breiten Straßen. Laute Rufe beschwerten sich über im Weg stehende Eselskarren, oder priesen heiße Krapfen an. Ab und zu verschwanden Menschen in den dunklen Gassen zwischen den Häusern oder traten blinzelnd aus eben diesen. Hammerschläge hallten aus einer Schmiede auf die Straße, fröhlich feilschten die Marktfrauen über frische Äpfel und feinstes Leder, schmutzige Kinder rannten zwischen den bunten Marktständen herum. Die Stadtgarde in den traditionellen Farben schwarz und grün schwatzten mit den Frauen, ermahnten Karrentreiber die Straßen frei zu räumen oder nahmen Betrunkene in Gewahrsam.
Die äußere lebhafte Stadt drängte sich wie ein Kücken um die Comynburg, die von den Kasernen der Garde umgeben war. Hoch auf dem Hügel stand das große massige Gebäude, das über mehrere Jahrhunderte alt sein musste- zierten es doch Erker, Türmchen und Balkone in horrender Anzahl und an seltsamsten Stellen. Ein großer Turm ragte an der einen Ecke des Gebäudes herauf. Mit Anbauten, Stallungen und Gärten eine eigene kleine abgeschlossene Welt. Nur eine Straße zur Burg wand sich in mehreren Serpentinen den Hügel hinauf und ermöglichte es Besuchern und Comynherren gleichermaßen diese Welt zu betreten und dem Trubel der Stadt zu entgehen.
Laut klapperten die
Pferdehufe über das Kopfsteinpflaster und Neugierige und
Schaulustige drängten sich entlang der Straße zur Burg.
Ein Raunen ging durch die Menge und mehrere Finger zeigten Verhalten
auf die Fremden, die in Begleitung eines Comyn zur Burg Thendara
unterwegs waren. Ein staatlicher Mann, dessen bürgerliche
Kleidung die Majestät seiner Haltung mit Lügen strafte und
eine wunderschöne Frau, ähnlich gekleidet wie ihr Begleiter
wurden umringt von zwar grimmigen, aber anmutigen und kraftvollen
Leibwächtern. Niemanden war die Ansicht lange gewährt,
drängten sich von hinten immer wieder Neuankömmlinge nach
vorne. Bald hatte die seltsame Prozession das Tor zur Burg erreicht
und entschwand den Blicken der Menge.
Verwunderung und wilde
Spekulationen strömten in die Gaststuben und Spelunken der Stadt
und überall, wo man auch hinkam mutmaßte man über die
seltsamen Gäste. Ein paar Augenzeugen berichteten von fünf
Kindern in dieser Gruppe, andere von spitzen Ohren, die sie bei einem
Leibwächter gesehen zu haben glaubten, wieder andere behaupteten
steif und fest ein heller Schimmer hätte über der
wunderschönen Frau gelegen.
Doch schon am nächsten Abend erhitzte der Ausbruch eines Waldbrandes in der Nähe des MacAran Hofes die Gemüter. Die fremdartigen Gäste waren Angelegenheiten der Comyn.
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Als sie in den Hof einritten, begrüßte sie der
Haushofmeister mit der Einladung an König Elessar und seine
Gemahlin zu einem Bankett zu Ehren ihrer Ankunft. Schnell geleitete
er die Ehrengäste in die vorbereiteten Gästesuiten, denn
auf dem Hof herrschte, dank des bevorstehenden Festes, heilloses
Chaos. Stallburschen und Diener hetzten zwischen den Pferden hin und
her, in dem verzweifelten Versuch das Gepäck der Gäste
geordnet zu den richtigen Zimmern in den Gästetrakt zu bringen.
Kurz überlegte Mag, ob sie sich nicht unter die Horde
Bediensteter mischen könnte, bevor sie sich dem, was sie
erwartete, stellen musste, bis sie Legolas gewahr wurde der neben ihr
harrte. Seufzend folgte sie dem Haushofmeister.
Sie erkannte die Eingangshalle der Comynburg kaum wieder. Die Fenster blitzten wie rote Rubine im Sonnenlicht, die vor Jahren kaum einen Sonnenstrahl vor Schmutz durchließen, und kleine Lichtflecken tanzten über die Blumengirlanden die jeden Erker und Vorsprung bedeckten. Die breite Treppe zum Festsaal bedeckte ein neuer roter Teppich. Die alten Gobelins über die Geschichte der Comyn strahlten in neuer Pracht. Fehlende Edelsteine und Goldfäden hatte jemand mit einer Matrix in das Gewebe eingefügt und dabei gleich die jahrhundertealte Staubschicht aus den Fasern gelöst.
Ein leises Husten lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine junge Dienerin, die ängstlich neben ihnen stand und Legolas, gelinde gesagt, anstarrte. Erst nach einigen Sekunden wandte sich auch er ihr zu und blickte ihr lange und tief in die Augen. Das Mädchen errötete und fabrizierte seltsame Töne aus ihrem Hals. Leicht genervt blaffte Mag die krächzende Person an:
"Was?"
Nun sichtlich nervös kämpfte die arme Kleine um ihre Fassung, die belegten Töne gelangten bald in sinnvollen Zusammenhang:
"Der Herr ... ähm ... ich soll ihn bringen ... in die Gästequartiere ... wo die anderen sind!"
Legolas' sanfte Stimme ließ das Mädchen noch mehr erröten:
"Nun Mestra, dann führt mich dorthin, wenn dies eure Bestimmung ist."
Mit starren Blick auf ihre Schuhspitzen floh das Mädchen in den Gang zu den Gästequartieren, mit raschem Schritt verfolgt von dem Elben und Mag. Doch schon an der nächsten Gangbiegung blieb sie wieder stehen. Den Blick des Elben möglichst vermeidend, sagte sie:
"Vai Domna Aillard, Eure Gemächer sind auf Geheiß Domna Leonie von Arillin im Aillardflügel vorbereitet worden. Eine Leronis von Arillin erwartet euch dort."
Legolas Hand hielt sie unsanft am Arm zurück als sie den Gang zum Aillardflügel einschlug.
"Marguerida, Eure Angelegenheit ist noch nicht geklärt. Bis dahin befindet ihr euch unter meiner Aufsicht, bis ihr rechtmäßig euren Streit mit Rakhal und wem noch bereinigt habt!"
An die Dienerin gewandt setzte er fort:
"Entweder, Mestra, Domna Maguerida wird ebenfalls im Gästeflügel, und zwar in der Nähe meines Quartiers untergebracht, oder ihr veranlasst, dass mein Gepäck in den Aillardflügel gebracht wird."
Die Dienerin schaute verwirrt von Mag zu dem schlanken Elben und zurück. Nie im Leben hatte sie gesehen wie eine Comynara so respektlos behandelt wurde. Auch diese war sichtlich wütend über diesen Eklat. Schnell stotterte die Kleine:
"Gästeflügel ist fast restlos belegt ... es gibt keine Möglichkeit. Im Aillardflügel wohnen nur Mitglieder der Familie ... ihr müsstet eingeladen sein."
Unerbittlich umklammerte Legolas Mags Arm und seine kalten, blauen Augen starten sie finster an. Mag hatte nicht die Zeit sich um den pflichtbewussten Elben zu kümmern. Wütend blickte sie zu ihm auf. Sollte sie einen Streit heraufbeschwören, sicherlich würde er versuchen mit ihr in den Aillardflügel zu gelangen, wo ihn die Palastwachen festnehmen würden. Sie wäre ihn dann zwar los, aber niemanden wäre geholfen, müssten sich Lorill und Elessar erst über die Freilassung eines halsstarrigen Elben einigen. Sie musste rasch handeln, den Rat überraschen, ihre eigenen Netze spinnen, bevor es jemand anderes tat. Dafür benötigte sie Informationen, und keine Elbenleibwache, die sie bewegungsunfähig machte.
Ärgerlich blaffte sie die Dienerin an:
"Hol
seine Sachen, er kommt mit mir in den Aillardflügel."
Als das Mädchen schleunigst ihren Befehlen nachkam, erhaschte sie einen Blick auf das selbstzufriedene Grinsen auf dem Gesicht des Elben. Sie hätte ihm am liebsten eine Faust in das selbige gerammt.
°°°°°°°
Er folgte ihren aufgebrachten Schritten. Das Gebäude glich
innen einem Labyrinth und schon bald fühlte er sich so
orientierungslos wie in Moria. Er redete sich ein, dass dies wohl
auch das unheimliche, bedrohliche Gefühl erklärte, welches
ihn überkam. Ähnlich dem Gefühl des
"Beobachtetet-Seins", bis sie nach Arillin gelangten. Ein
paar Bedienstete huschten durch die Gänge, Wäschebündel
oder Tabletts tragend und an einigen großen Eingängen,
hinter denen weitere Gänge und Türen lauerten, standen
Wachen. Erst als sie beiden vor einem ebensolchen Portal standen,
bemerkte er das Wappen das leuchtend im Stein prangte: Silberne
Federn auf roten Grund. Die Wache verbeugte sich vor Mag und warf dem
hochgewachsenen Elben einen undefinierbaren Blick zu.
Sie teilte dem Mann ihre Wünsche betreffend der Unterbringung ihres ungewöhnlichen Gastes mit. Ganz am Rande bemerkte sie, wie schnell sie in die gewohnte arrogante "Comynara" Befehlslage gewechselt war, kaum dass sie heimatlichen Boden betreten hatte.. Nach drei Jahren schritt sie wieder stolz erhobenen Kopfes durch die Gänge des Aillardflügels. Und dieses Mal, schwor sie sich, würde dies kein hohler Schein bleiben, dieses Mal würde sie als Sieger aus der Schlacht hervorgehen.
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Ein dicker Knoten saß in Mags Bauch, der Wellen von Übelkeit durch ihren Körper sandte. Seitdem die Leronis sich von dem neuen Leben, das ihr Leib beherbergte, überzeugt hatte, war Mag allein. Legolas war höflich genug in seinen Zimmern der Suite zu bleiben. Unruhig lief sie über den prächtigen roten Teppich in ihrem Gemach. Immer wieder warf sie dabei einen Blick aus dem Fenster in den sonnenbeschienenen Hof, auf dem reges Treiben herrschte. Mehrere Comyn reisten an, - aber nicht die, auf die sie wartete.
Wie
ein gefangenes Tier lief sie im Kreis: Tür, Fenster, Tür...
. Es war zum Verrückt werden. Wahllos griff sie ein Buch aus dem
Regal; - Evandas "Segen, Heilkräuter in den oberen
Hellers"; - doch nach zwei Zeilen zitterte sie am ganzen Körper
vor Unruhe. Wenn sie doch nur endlich etwas unternehmen könnte!
Hinauslaufen zu den Ankommenden, oder ein Pferd nehmen und nach
Temora reiten. Nein, jetzt hieß es warten auf die Entscheidung
anderer. Warten darauf, dass der Rat sie designierte. Warten darauf,
dass der Rat das Gesuch Dom Ardais ablehnte zu Gunsten von ..., wem
denn eigentlich? Einer kleinen, ungezogenen Göre, die noch gar
nicht wissen konnte, was sie will, und die einen Ehemann brauchte,
der ihr ihren Platz im Leben zeigt. Was, wenn sie auf die Katastrophe
wartete? Wenn alles umsonst war? Was sollte aus der Kleinen werden,
die in ihr heranwuchs? Was würde der Rat für dieses neue
Leben bestimmen? Welchem Erben welcher Domäne wäre sie
versprochen, noch bevor sie zur
Welt kommt? Die Muskeln in ihren
Beinen zuckten, irgendetwas musste sie doch unternehmen können,
das Schlimmste verhindern! Dieser Rat aus alten Herren konnte
unmöglich so viel Gewalt haben.
Nervös sah sie sich in
ihrer luxuriösen Suite um. Das Beste und Klügste wäre,
in diesem Zimmer zu bleiben und zu warten. Warten, Warten, Warten -
lange, qualvolle Stunden, sie würde vorher verrückt werden.
Was wenn...?Was wenn nicht...? Löse die Probleme, die auf dich
zukommen, und nicht die, die auf dich zukommen könnten. Sie
musste sich ablenken.
Die Tür an der gegenüberliegenden
Wand mochte die Lösung sein. Ein richtig heißes Bad würde
diese Anspannung vielleicht lindern.
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Ein aufwendiges Mosaik zierte den Boden, in den eine Wanne eingelassen war. Zwei junge Frauen saßen auf einer Wiese aus blauen Glockenblumen und scherzten miteinander. Mit den leichten Wellen im Wasser nickten ihre Köpfe in angeregtem Getuschel von der einen zur anderen Seite. Die blauen Blüten mit dem goldenen Inhalt neigten sich in der leichten Brise des Wassers.
Ganz vorsichtig glitt Aragorns muskulöser Körper in das warme Bad und unterbrach das weltbewegende Gespräch der beiden Mädchen. Das Staunen über diesen Traum von einem Badezimmer hatte seine Unruhe fast verdrängt. Fließend warmes Wasser! Er würde in Minas Tirith seine Architekten mit einem solchen Projekt beauftragen. Auf einem kleinen Hocker neben der Wanne lagen die flauschigsten Handtücher, von der Farbe der Herbstsonne auf Mallornblättern. Selbst in Elronds Haus, welches knapp ein Jahrtausend Innengestaltung hinter sich hatte, war ihm solches Handwerk noch nicht begegnet. Mit einem wohligen Seufzer sank er unter die Wasseroberfläche und ließ sich von der Wärme vollständig umgeben. Fast wie im Mutterleib schwebte er dahin, bis ihn seine Lungen ermahnten wieder aufzutauchen, und ein kaltes Lüftchen rau an seinem Gesicht zerrte.
Sanfte,
lange Finger strichen durch sein nasses Haar und verteilten eine
Flüssigkeit darin. Vorsichtige Hände massierten die
wohlriechende Essenz ein. Vollkommen entspannt sank Aragorns Kopf an
den Busen seiner Frau. Die Wärme wogte um sie beide und
Dunstschwaden lösten sich von der Wasseroberfläche. Ein
leises Plätschern der sich brechenden Wellenzüge am
Beckenrand untermalte die Stille. Ihr Fuß, getragen von der
Strömung, stupste immer wieder gegen seinen Unterschenkel. Ihre
milchweißen Hände ließen von seinem Haarschopf ab
und verschränkten sich vor seiner Brust. Mit einem schalkhaften
Grinsen ihrerseits sowie einem kurzen Aufschrei und vielen Luftblasen
seinerseits drückte Arwen Aragorn unter die Wasseroberfläche,
um seine Haare auszuspülen.
Die Bürste strich
durch die hellbraunen Locken und beseitigte die schlimmsten Knoten.
Der Spiegel war durch den Dunst des dampfenden Wasser beschlagen, so
erkannte Aragorn nur zwei blasse Schemen: Sich selbst und Arwen, die
hinter ihm mit der Bürste hantierte. In dem verschwommenen
Fleck, der wohl ihr Gesicht war, konnte er den konzentrierten
Ausdruck in den vollendeten Zügen nicht entdecken. So
überraschte ihn der Anblick, als er sich umdrehte und einen
Mantel aufhob. In langen, schwarzen Wellen floss ihr seidiges Haar
über die makellose Haut, die er mit dem pelzbesetzten Stoff vor
der Kälte schützte. Der angespannte Ausdruck wich auch
nicht, als er den zweiten Mantel dieser Art suchte und ihn sich
überwarf. Also brach er das Schweigen:
"Melanim, überlegst du, welches Kleid du auf diesen Mittsommerball anziehen möchtest?"
Die Haarbürste verfehlte seinen Kopf um einige Millimeter und landete lautstark klappernd auf den Fliesen.
"Mensch!"
, zischte sie wütend, "gebrauche doch einmal deinen
Verstand ... Das Kleid habe ich schon in Minas Tirith
herausgesucht!"
Seine ernste Miene bröckelte als erste
und wenig später rangen beide vor Lachen verzweifelt nach Luft.
Aragorn kam die rettende Idee, und nach einem langen Kuss sahen sie
sich tief in die Augen.
"Meine Herrin, verratet Ihr mir nun, über was Ihr so angestrengt nachdenken musstet?"
"Mein Herr, in Anbetracht Eurer Bemerkung eben, ziehe ich es vor mich darin bedeckt zu halten."
Aragorn beugte sich vor und begann zärtlich an ihrem Ohr zu knabbern. Er hielt kurz inne und hauchte:
"Was kann ich tun, Herrin Undomiel, um euch über diese Bemerkung zu versöhnen und es doch zu erfahren?"
Ein Schnurren entkam ihrer Kehle und die Antwort dieses Rätsels.
"Die Hobbits sollten den hiesigen Markt erkunden. Mit ihren Entdeckungen können wir ein Handelsabkommen abschließen. Zumindest an Luxusartikel finden sich in Gondor und Arnor genügend Abnehmer."
Irritiert
wich er etwas zurück und bemerkte kopfschüttelnd:
"Was
für ein Glück für mich, die Liebe einer solch
intelligenten und überaus wunderbaren Elbin gewonnen zu haben."
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Die beiden Dienstmädchen tuschelten aufgeregt im Gang und bemerkten den stummen Zuhörer nicht. Rakhal war auf dem Weg zu seinem Vater gewesen, als das Geplapper der Beiden ihn stoppte. Normalerweise wäre er um die Ecke stolziert und hätte die Gänse aufgeschreckt, doch eine innere Stimme gebot ihm Einhalt. Die tausend Ohren der Bediensteten hörten alle Geheimnisse und boten eine wahre Quelle der Informationen. Die eine schwärmte schon seit, wie es Rakhal schien, einer Ewigkeit von dem gut aussehenden, blonden Fremden. Es langweilte ihn über alle Maßen, fand er es doch reichlich unverständlich, was diesen Elben so anziehend für die Weiber machte.
"Aber er weigerte sich in ein Gästequartier zu ziehen. Er meinte, er müsste die Vai Domna schützen, und sie hat ihm doch tatsächlich erlaubt in ihrer Suite zu wohnen. Also, wenn du mich fragst steckt da mehr dahinter..."
Rakhal traute seinen Ohren nicht. Der Elb wohnte bei Mag. Wenn er es wagte sie zu entehre.! Eifersucht flammte in ihm auf. Das sollte dieser Kerl bezahlen. Er würde ihn herausfordern. Entschlossen wandte er sich Magueridas Suite zu. Die beiden Mädchen, die erschreckt über sein plötzliches Auftauchen tief knicksten, bemerkte er nicht mehr.
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"Riechst du auch, was ich rieche?"
Ein seliger Ausdruck erschien auf Pippins Gesicht. Merry zog schnuppernd die Nase kraus, dann erhellte ein Lächeln auch sein Gesicht.
"Das sind frische Krapfen!"
Die
beiden Hobbits stürzten sich in das Gedränge zwischen den
Marktständen. Unter einer blauen Markise verkaufte ein Mann mit
einer zwielichtigen, blassen Narbe quer über das Gesicht Felle
verschiedener Tiere. Daneben, unter einem ausgebleichten gelben
Schutzdach, wurde ein Kerzenzieher von Kunden umlagert. Schräg
gegenüber bot eine junge Frau Heil- und Gewürzkräuter
feil. Vom anderen Ende des Marktes erklang das wütende
Geschnatter und aufgeregte Wiehern des Viehmarkts.
Merry
und Pip schlüpften zwischen den Beinen der Käufer hindurch
und erblickten schließlich den Stand, den ihre Nasen zuvor
entdeckt hatten. Eine alte Frau mit roten Backen und Lachfalten rund
um die Augen versenkte Teigklumpen in einem Topf siedenden Fettes.
Die fertig frittierten, goldenen Krapfen wanderten noch heiß
mit Zucker bestreut in die Hände der Kunden.
Eine fröhliche Meute Kinder umlagerte die Frau. Viele kleine Hände streckten der alten Dame die kleinen Münzen entgegen, die sie erst vor kurzem in hartem Kampf ihren Müttern entlockt hatten. Vergnügt beobachteten die beiden Hobbits das bunte Treiben.
"Merry, besitzt du ein paar von den Münzen, die hier üblich sind? Wir können doch unmöglich mit leerem Magen diese Stadt weiter erkunden!"
Dabei schwirrte der Anblick der verdutzten Küchenmägde, nachdem die beiden am Morgen beinahe eine der Speisekammern geleert hatten, durch Pippins Kopf. In der Aussicht auf ein drittes Frühstück drängten sie sich weiter in die Kinderschar. Bald hielten sie ihre fettigen, heißen, mit Zucker bestreuten Krapfen in den Händen, während ihre Münzen in der Kasse der alten Dame klingelten.
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Ein helles Klingen drang durch die Schmiede und erfreuten Gimlis Zwergenherz. Der Hammer formte das glühende, rote Eisen; die springenden Funken und der Schein der feurigen Kohlen in der Esse schimmerten golden auf den rußigen, schweißbedeckten Oberarmen des Schmiedes. Seine Muskeln spannten sich bei jedem Schlag des schweren Hammers. Zischend tauchte er das fertige Hufeisen in den bereitstehenden Eimer Wasser, der seine mit Leder geschützten Hände in einer Wolke heißen Dampfes verschluckte.
Gimli war durch beinahe jede noch so kleine Gasse dieser Stadt Thendara gepilgert, hatte Straßen voller Weber, Schneider und Färber, Häuserzeilen voller Schuster, Lederer und Gerber und ein ganzes Viertel Geigenbauer, Flötenschnitzer, Sänger und Musikanten gefunden. Aber Schmieden schienen rar zu sein. Hier und da war er auf Schmuckläden gestoßen, die Reparaturen durchführten. Aber auf jede silberne und kupferne Spange und Kette kamen zweimal so viele Schmuckstücke aus Holz. Wenn schon die edleren Metalle dermaßen selten verarbeitet wurden, so suchte der Zwerg verzweifelt nach Eisenschmieden. Einzig der Hufschmied der Stadtgarde versorgte die ganze Umgebung.
Seine Werke zeugten dennoch von großer Kunstfertigkeit, zwar niemals so gut wie die eines Zwerges, aber immerhin fertigte er recht gut ausbalancierte Schwerter. Prüfend zog Gimli seinen Daumen über die Schneide, die lediglich einige minimale Unebenheiten aufwies. Für einen Menschen war der Mann ein meisterlicher Waffenschmied. Am größten Teil der Wand seiner Werkstatt hingen Hufeisen, Nägel und Radbeschläge, denen er das gerade fertig gestellte Stück hinzufügte. Dann wandte sich der Schmied seinem Besucher zu. Und nach den nächsten paar Stunden war er überzeugt, das Zwerge an der Esse geboren wurden.
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Mit einem lauten Knall sprang die Tür aus den Angeln. Das Klappern des herausgetretenen Teils auf dem Fußboden untermalte effektvoll den Schatten, der nun den Türrahmen ausfüllte, als wäre dieser erschaffen dafür. Vom Lärm aufgeschreckt erschienen zwei Gestalten an den gegenüberliegenden Seiten des Zimmers und bestaunten die in so kurzer Zeit entstandene Verwüstung. Mit einem Siegesschrei warf sich der Schatten auf eine der beiden. Schnell wandelte sich der Schrei zu einem überraschten Quieken, da sich an der angesprungenen Stelle nicht mehr der erhoffte blonde Elb, sondern einzig dünne Luft befand, die Rakhals Fall nicht aufzuhalten vermochte. Mit einem dumpfen Laut landete er auf dem Teppich, auf den ihn sogleich das Gewicht des Elben fesselte. Sorgsam zog Legolas Rakhals Schopf nach hinten und setzte die Schneide seines edlen, filigranen, silbern schimmernden Dolches an die Kehle. Einige zweifelhafte Befreiungsversuche unterbrach der Elb mit etwas mehr Druck auf die Kehle des am Boden liegenden. Dank dem Ruf seiner Pflegeschwester Maguerida lies der Elb, ihn immer noch im Auge behaltend, von Rakhal ab, der so wenigstens geschlagen und zutiefst gedemütigt seinen Kopf auf den Boden schlagen lies.
In Sorge, dass Legolas ihn vielleicht doch verletzt hatte, kniete sich Mag neben die reglose Gestalt am Boden und drehte ihren Pflegebruder auf den Rücken. Seine Augen starrten blicklos durch sie hindurch, aber kein Blut war zu sehen. Schock zeichnete ihr Gesicht. Hatte Legolas ihm das Genick gebrochen? Plötzlich zuckten Rakhals kräftige Arme in ihren Nacken und zogen ihren Kopf zu seinem. Bevor selbst der Elb etwas unternehmen konnte, küsste er sie innig.
Anmerkungen: Ha, na gut diesen Kapitel wurde aus drei kurzen Stücken gefertigt. Aber damit hättet ihr jetzt nicht gerechnet, oder?
