All That I Need

Kapitel 5

Viktor und Hermine lösten sich allmählich aus ihrer Umarmung und sahen sich einfach nur an. Hermine war sprachlos und überwältigt. Sie suchte nach Worten und wusste doch, dass sie nie die richtigen finden würde. Doch schließlich begann sie langsam: „Ich… ich habe so viele Fragen, Viktor."

„Ich weiß. Und ich werde sie dir alle beantworte. Aber nicht hier. Könne wir irgendwo anders hingehe?"

„Lass uns zu mir nach Hause gehen. Da können wir so lange reden wie wir wollen." Kurz darauf gingen sie ins Atrium zu einem der vielen Kamine. Hermine hatte darauf bestanden, ans Flohnetzwerk angeschlossen zu werden und erst gestern hatte sie die Bestätigung erhalten. So konnte sie jetzt ganz bequem mit Flohpulver reisen, was sie wirklich viel angenehmer als apparieren fand.

Schon bald fanden sich Viktor und Hermine im Wohnzimmer der Grangers wieder.

„Hier wohnst du?" Viktor sah sich interessiert um.

„Hmm. Es ist nichts Besonderes. Aber ich möchte es auf keinen Fall missen."

„Kann ich verstehe."

Einen Augenblick standen beide nur so da und schwiegen. Verlegen sahen sie aneinander vorbei. Hermine brannten die Fragen regelrecht unter den Fingernägeln und doch war es, als würden die Antworten nur nebensächlich sein. Schließlich war Viktor jetzt bei ihr, oder nicht?

Er räusperte sich kurz ehe er zu sprechen begann. Ein wenig nervös war er schon, denn er war sich nicht ganz sicher wie er all das erklären sollte, was in den letzten Wochen geschehen war.

„Ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich anfange soll."

„Vielleicht setzen wir uns erst einmal."

„Was? Oh, na gut." Beide nahmen auf der Couch platz und Viktor legte ihre Hand in seine. Erwartungsvoll sah sie zu ihm auf.

„Ich wollte dir so oft schreibe – jede Tag!" Er schüttelte den Kopf. „Aber es war wie… ich konnte nicht die richtige Worte finde. Alles wollte ich dir in diese Briefe schreibe. Früher war es immer so, dass ich einfach damit anfing ohne groß zu überlege. Doch das war jetzt auf einmal nicht mehr so einfach. Zwischen uns hat sich soviel verändert. Über jedes Wort, das ich schrieb habe ich ein Dutzend Mal nachgedacht und es doch wieder gestrichen. Als ob kein Wort der Welt annähernd das ausdrücke konnte, was ich empfand. Doch ich wusste ja, dass du auf eine Antwort wartest und somit war ich gezwungen wenigstens etwas zu schreibe." Hermine sagte nichts sondern hörte nur geduldig zu.

„Dass ich dir nichts von meinem Ausstieg aus der Quidditch-Mannschaft geschrieben habe, hatte folgenden Grund. Ich kann es mir nicht erklären aber ich hatte das Gefühl, die Eulen werden abgefangen. Als deine erste Eule bei mir ankam, machte sie einen zerzausten Eindruck. Es mag Einbildung gewese sein, sicher. Aber trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, unter Beobachtung zu stehe. Darum drang auch die Nachricht mit meinem Ausstieg so früh an die Öffentlichkeit. Glaub mir, ich wollte es dir persönlich sage."

„Aber… warum willst du aufhören? Du liebst doch diesen Sport. Außerdem trifft man so eine Entscheidung nicht spontan."

„Da hast du sicherlich Recht. Ich… habe es auch nur getan, um bei dir sein zu könne."

„Aber…?"

„Nein. Kein aber. Ich habe dir doch erzählt, dass ich eine Stelle im Ministerium bekomme habe. Es war nicht einfach, aber ich konnte durchsetzen, dass ich in die bulgarische Vertretung nach England geschickt werde." Viktor räusperte sich. „Wurde."

„Wurde? Das heißt… du bleibst…"

„… hier in England. Ja. Die letzten Wochen habe ich damit verbracht den Umzug zu organisiere, Gespräche im englische Ministerium zu führe und - "

„Moment!" schnitt Hermine ihm das Wort ab. „Du warst hier im Ministerium? Wann?"

„Wann? O-oh… ehm… das muss noch vor September gewese sein."

„Dann… dann war es doch keine Einbildung? Dann habe ich dich tatsächlich im Ministerium gesehen?"

„Bitte… Her-minne… Ich wollte dich auf keinen Fall verletze, das musst du mir glaube." Viktor dachte dabei an ihren Brief. „Es ging alles so schnell. Ich hatte keine Zeit, dir zu schreibe. Dann musste ich auch noch eine Käufer für meine leerstehende Wohnung suche und hier in England wollte ich ja auch ein Dach über den Kopf habe." Er nahm Hermine den Wind aus den Segeln. Denn noch ehe sie ihm überhaupt Vorwürfe machen konnte, hatte er sich schon gerechtfertigt.

Hermine biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen ihre aufkommenden Tränen an. „Es ging mir nicht gerade gut, Viktor. Ich verlange ja gar nicht, dass du mir über alles was du tust einen Bericht schreibst. Aber ich dachte, nach allem was wir im Sommer erlebt haben…" Hermine entzog ihm ihre Hand.

„Sei nicht so…"

„Wie soll ich denn sonst sein?" entfuhr es ihr und stand von der Couch auf. „Soll ich mich jetzt zu deinen Füßen werfen und dich Lob preisen, dass du jetzt endlich hier bist?"

„So war das nicht gemeint, und das weißt du. Ich dachte, jetzt wo ich dir alles erklärt habe würdest du mich verstehe." Viktor klang enttäuscht und eine Spur verbittert. Er hatte nicht erwartet, dass sie so reagiert. Natürlich konnte er in so etwa nachvollziehen, wie sich Hermine in den letzten Wochen fühlte. Er selbst wusste ja wie es war, sehnsüchtig auf einen Brief zu warten.

Hermine konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken und wandte Viktor den Rücken zu, damit er es nicht sah. Doch zwecklos. Ihm war das Glitzern in ihren Augen nicht entgangen und sofort ging er zu ihr. Er blieb hinter ihr stehen und umfasste ihre Schultern.

„Tut mir leid", murmelte er. „Aber versuche bitte auch mich zu verstehen. Die letzten zwei, drei Woche ware äußerst turbulent für mich. Mein Trainer hat mir die Hölle heiß gemacht, als ich ihm verkündete, ich wolle nach England gehe und dort arbeite. Normalerweise wäre das alles kein Problem gewese, in England zu arbeite und in Bulgarie zu trainiere. Aber er meinte England oder die Mannschaft. Ich musste mich entscheide. Und als dann noch alles an die Öffentlichkeit kam, wurde ich ständig von Reportern umlagert."

„Bitte entschuldige dich nicht. Das ist meine Aufgabe." Hermine wandte sich ihm zu und legte ihre Hände auf seine Brust. „Entschuldige, dass ich eben so abscheulich war. Ich habe nicht daran gedacht, dass du eventuell auch Probleme haben könntest oder dass es dir auch nicht gut ging." Hermines Tränen bahnten sich weiterhin ihren Weg und Viktor wischte sie sanft weg.

„Am besten wir vergessen das alles, ja? Du bist jetzt endlich hier. Endlich…" Hermine umarmte ihn und vergrub ihr Gesicht an seine Schulter. Tief atmete sie ein und sog dabei seinen unverwechselbaren Geruch ein. Für Hermine roch er nach Sommer, was wiederum Erinnerungen wach werden ließ und Hoffnungen schürte. Viktor schloss sie in seine Arme und versprach ihr, die Wochen in denen sie getrennt waren zu vergessen. Es war albern noch länger auf so einer Geschichte wie „Warum hast du mir nicht geschrieben?" drauf rumzureiten. Das brauchten sie beide nicht und insgeheim war er froh, dass sie den Vorschlag gemacht hatte.

Nach einem Augenblick, der endlos lange erschien, reckte Hermine ihren Kopf und bot ihm ihre Lippen dar. Zärtlich strich er mit mit dem Daumen darüber, ehe er sie endlich küsste. Er zog sie noch fester an sich, wollter Hermine ganz für sich haben. Nie wieder würden sie getrennt sein, nie wieder würde er sie loslassen.

Die beiden waren zu sehr miteinander beschäftigt, als dass sie den Knall draußen und die Haustür aufgehen hören konnten.

Lediglich das laute „ÜBERRASCHUNG" konnte sie trennen. Erschrocken sahen sich die zwei um. Dort im Flur der direkt ins Wohnzimmer führte, standen Tonks, Ron, Harry, Fred und George. Alle machten ein glückliches Gesicht und pusteten mit Hilfe ihrer Zauberstäbe Konfetti und Luftschlangen in die Luft. Alle – außer Ron, der ein Gesicht machte als wäre ihm soeben die Petersilie verhagelt. Er hatte gerade noch genug gesehen, so dass er wusste, was zwischen Hermine und Viktor lief. Tatsächlich hatte er sich immer wieder eingeredet, dass zwischen ihnen nichts Ernstes war. Ron schluckte schwer und Harry legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter.

„Happy Birthday Hermine", sagte er mit brüchiger Stimme und pustete in eine Tröte rein. Fred und George retteten ihren Bruder.

„Beachte Ron am besten gar nicht", meinte George.

„Genau. Wir machen das ja auch nicht", stimmte ihm Fred zu. „Na ja, jedenfalls alles Gute zum Geburtstag! Von Ginny sollen wir dir auch gratulieren. Sie konnte leider nicht."

„Sie muss lernen" George verdrehte die Augen, als wäre ‚lernen' etwas total Absurdes.

Tonks, die eben noch im Hintergrund stand, drängelte sich jetzt nach vorne.

„Ach Hermine! Es ist so schön dich wieder zu sehen! Was… ehm… ach ja: Alles Gute auch von mir!" Sie kicherte ein wenig. „Und wir wollten auch eigentlich nicht stören!"

Harry stimmte in den Glückwünschen ein, hielt sich aber weitestgehend zurück. Stattdessen warf er ein Auge auf Ron, der mit offenem Mund dastand.

Hermine konnte noch gar nicht glauben, was hier geschah. Da stand dieser bunt zusammengewürfelte Haufen vor ihr und gratulierte ihr zum Geburtstag. Fred und George in grüner Drachenlederjacke, Tonks mit ihrem langen magenta farbenen Haar. Ron und Harry waren im Vergleich zu ihnen ziemlich farblos.

„Wir haben dir natürlich auch was mitgebracht!" Fred und George sahen Hermine grinsend an. Natürlich ließen es sich die beiden nicht nehmen, dem Geburtstagskind eine prall gefüllte Tüte mit Artikeln aus ihrem Laden zu überreichen.

„D-danke" stotterte sie und nahm die Tüte entgegen. Sie wollte eigentlich gar nicht wissen, was so alles in der Tüte drin war. Von Harry bekam sie ein Notizbuch mit Erinner-mich-Funktion. Es würde sie an wichtige Termine erinnern, die sie dort eintragen konnte. Ron schenkte ihr ein Buch, in dem es um die Geschichte der Zaubereiministerien Europas ging. Und von Tonks gab es Freikarten für das nächste Quidditch Spiel von England. Hermine freute sich und war von all dem so gerührt, dass sie schon wieder den Tränen nah war. „Entschuldigt bitte, aber ich bin momentan wohl etwas nah am Wasser gebaut." Dann zauberten Fred und George Musik und Knabbereien herbei und die Party konnte beginnen.

Viktor ließ sich indessen wieder auf die Couch fallen und beobachtete die Bande. Hermine hatte tolle Freunde, wie er fand. Auch wenn er sich immer ein wenig unsicher war, was die Beziehung zu Harry anging. Ihm fiel nicht auf, dass Ron derjenige war, den er wohl besser im Auge behalten sollte.

Hermine setzte sich bald wieder zu ihm, während die anderen noch tanzten und lachten.

„Alles in Ordnung mit dir?" fragte sie und sah ihn prüfend an.

„Natürlich. Da fällt mir ein… hast du die Rose bekomme?"

Hermines Augen begannen mit einem Mal zu leuchten. „Ja! Dann war sie also von dir?" Viktor grinste. „Hmm. Heute Morge bin ich in England angekomme. Gerade noch rechtzeitig, möchte ich meine. Und…" Viktor zog etwas aus seiner Hosentasche. Er reichte ihr ein kleines in buntes Papier eingewickeltes Bündel.

„Was ist das?"

„Mach es auf."

Vorsichtig öffnete sie das Päckchen. Zum Vorschein kam eine feine Goldkette mit einem Mondstein als Anhänger.

„Oh, die ist wunderschön!" strahlte Hermine und Viktor schien erleichtert zu sein.

„Warte, ich mache sie dir um."

Hermine hielt ihre Haare nach oben und er legte ihr sie Kette behutsam um den Hals und schloss sie im Nacken. Dabei waren sich ihre Gesichter so nah, dass sie dem Drang nicht wiederstehen konnten, sich zu küssen.

Ron beobachtete die Szene aus der Ferne und ihm wurde schwer ums Herz. Ach wäre er doch jetzt an Viktors Stelle…

A/N: Hey ihr! Vielen Dank für eure tollen Reviews! Und sorry, dass es mal wieder länger gedauert hat. seufz

Alles Liebe,
Galato