Kapitel 6
Ron entschuldigte sich als erster. Er müsse morgen einen langen Tag und wolle noch etwas Schlaf bekommen. Hermine begleitete ihn vor die Tür.
„Schön, dass du dagewesen bist", sagte Hermine ehrlich und lächelte ihm zu. „Die Ausbildung muss hart sein, was?"
„Nicht für Harry. Bei ihm sieht alles so leicht aus. Wenn ich das dann auch versuche geht's immer schief." Ron zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
„Ach… du musst nur fleißig lernen, dann geht es wie von alleine." Sie versuchte ihn aufzumuntern. Wenn sie genau überlegte, hatte Ron schon den ganzen Abend so miesepetrig geguckt. Sie dachte erst, das würde daran liegen, dass Viktor wieder da war. Aber nun wusste sie es ja besser. Glaubte Hermine zumindest.
„Na ja", stammelte Ron und seine Ohren wurden ganz rot. Ehe er nach Hause apparieren wollte beugte er sich schnell zu Hermine vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ich geh dann mal" sagte er schnell und mit einem Knall war er weg.
Hermine starrte vor sich in die Luft. Hatte er, Ron, ihr gerade einen Kuss gegeben? Oder war das ein versehen? Sie war sich nicht sicher. Verdammt, dachte sie. Hermine wollte nicht, dass Ron etwas für sie empfand. Natürlich mochte sie Ron, sehr sogar. Aber eben nur als Freund, was sie auch bald festgestellt hatte. Schließlich dachte sie einmal, sie würde ebenfalls etwas für ihn empfinden. Doch er konnte ihr nicht geben, wonach sie gesucht hatte. Wahrscheinlich hatte er es damals nicht einmal bemerkt, dass sie in seiner Gegenwart immer nervös wurde. Wäre Ron glatt zuzutrauen.
Hermine schaute über die Schulter in die Wohnung hinein. Dort waren alle fröhlich und unterhielten sich.
„Bist du da festgewachsen oder was? Komm endlich wieder rein!" rief ihr Tonks zu. Hermine löste sich aus ihrer Erstarrung und schloss die Tür. Sie setzte sich wieder zu Viktor, der sogleich einen Arm um sie legte und ihr einen Kuss auf die Schläfe drückte. Ja, dachte Hermine, und sah ihn glücklich an. Das war es, wonach sie suchte.
Als sie ihre Augen von ihm abwenden konnte, schaute sie zu Harry. Hermine erschrak. Für einen Augenblick sah sie etwas in seinen Augen aufflackern.
„Harry?" rief sie ihm zu und runzelte die Stirn.
„Was?" fragte er so normal wie sonst auch.
„Ach… ehm… wie geht's Ron eigentlich während der Ausbildung? Er hatte da so etwas verlauten lassen."
„Oh… na ja. Er hat hin und wieder ein paar Probleme mit dem Lerntempo, aber das wird schon. Wenn man so vertrottelt ist wie Ron muss man sich halt ein bisschen mehr hinter die Sache klemmen."
Hermine schluckte schwer. Seit wann bezeichnete Harry seinen besten Freund als ‚vertrottelt'? Einmal mehr hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas mit Harry nicht stimmte. Und sie wollte verdammt noch mal herausfinden, was es war!
Die anderen schienen von ihrer Unterhaltung nichts mitbekommen zu haben. Viktor hatte sich gerade mit Tonks über Quidditch unterhalten und die Zwillinge schienen mal wieder etwas auszutüfteln. Nur Harry saß da und war anscheinend in seinen Gedanken versunken. Wenn sie doch bloß wüsste was in ihm vorginge… Vielleicht würde sie dann verstehen. Außerdem kreisten ihre Gedanken immer noch um den finalen Kampf zwischen Harry und Voldemort. Entweder war das wirklich alles, was Harry ihr da erzählt hatte, oder er verschwieg etwas. Wenn das alles war, musste da ein Detail sein, dem sie bisher nicht allzuviel Beachtung geschenkt hatte. Aber was? Hermine seufzte aus tiefen Herzen. Als sie auf die Uhr sah, bemerkte sie, dass es bereits nach Mitternacht war und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Viktor grinste.
„Seit wann bist du auf den Beinen?" fragte sanft lächelnd.
„Zu lange, schätze ich."
Viktor nickte und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Hermine lehnte sich ein wenig erschöpft an seine Schulter.
Tonks, die die beiden verstohlen beobachtete, versuchte den anderen ein Zeichen zu geben, dass es nun an der Zeit wäre zu gehen. Aber Harry schien abwesend zu sein und die Zwillinge waren zu sehr in ihren Geschäftsgesprächen vertieft.
„Nun gut", rief Tonks so laut sie konnte, wobei alle Anwesenden innerlich zusammenzuckten.
„Oh, entschuldigt. Ich wollte nur sagen, dass es jetzt spät ist und wir gehen sollten." Die anderen stimmten ihr zu und so verabschiedeten sie sich allmählich. Tonks trieb die Jungs zur Eile an, doch brachte es im Endeffekt gar nichts.
Aber endlich waren alle aus dem Haus und Viktor war endlich mit Hermine allein. Sie hatte gerade die Tür geschlossen, da umschlangen sie schon zwei Arme von hinten.
„Ich habe dich so vermisst" murmelte er dicht an ihrem Ohr. Hermine drehte sich zu ihm um und zog seinen Kopf zu sich, damit sie ihn besser küssen konnte. Der Kuss raubte Viktor fast den Verstand und er spürte wie sich alles um ihn drehte.
Genauso erging es Hermine. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen, was vielleicht auch an ihrem beschleunigten Herzschlag liegen konnte. Sie würde sich um Harry später Gedanken machen. Jetzt wollte sie etwas anderes. Jemand anderes, genauer gesagt.
So sehr hatte sich Hermine nach Viktor gesehnt, nach seinen Fingerspitzen, die ihre Haut sanft berührten und brennende Spuren hinterließen… Ihr fehlten nun die Worte, als sie schließlich dicht nebeneinander im Bett lagen und die letzten Zärtlichkeiten austauschten ehe sie einschliefen. So vieles wollte sie ihm jetzt noch sagen, doch die Müdigkeit kehrte zurück wie ein Bumerang und so schloss sie glücklich und zufrieden ihre Augen um den wohlverdienten Schlaf zu empfangen.
Der nächste Tag schien vielversprechend zu werden. Die Sonne schien und Hermine lag in Viktors Armen. Was konnte es schöneres geben?
A/N: Es tut mir unendlich leid, dass ich euch so lange hab warten lassen. Und dann auch noch mit einem soo kurzen Kapitel. Eigentlich gehört das mehr noch zum 5. Kap. Aber nun ja. Dieses Kapitel hier, muss ich gestehen, lag auch schon eine zeitlang bei mir herum und ich habe es einfach noch nicht posten wollen, weil ich keine Zeit hatte, um das nächste Kap weiterzuschreiben (oh wow, wenn das hier jemand versteht...). Na ja. Die letzten Wochen hatte ich eine Menge Stress. Jetzt scheint aber wieder der Normalzustand eingekehrt zu sein und ich hab wieder Zeit zum Schreiben.
Liebe Grüße,
Galato
