Kapitel 10

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Ein „ernsthaftes" Problem, das unfreiwillig für Aufsehen sorgt

Am nächsten Abend, nach dem Abendessen, waren Harry und Hermine zu Hagrid gegangen und hatten sich die Zutaten geholt, nach denen sie gefragt hatten. Zum Glück hatte Hagrid alles bekommen und nicht weiter gefragt, wofür die Zutaten jetzt eigentlich waren. Jetzt, um kurz vor Mitternacht, saßen Harry, Draco, Ron und Hermine im Mädchenklo der maulenden Myrte und fügten, wie in einem Buch beschrieben, die Zutaten zu ihrem Trank hinzu. Das Gebräu nahm langsam einen lila Farbton an und schlug Blasen, die mit zischenden Geräuschen platzten. Langsam rührte Hermine dreimal gegen, dann viermal mit dem Uhrzeigersinn und fügte anschließend den abgemessenen Flubberwurmschleim hinzu. Draco, Ron und Harry standen um den Kessel und sahen gespannt zu. Jetzt färbte sich der Trank zu einem helleren Violett. Bis jetzt schien Hermine alles richtig gemacht zu haben. Zufrieden hörte Hermine auf zu rühren und trat zurück.

„Na, alles richtig gemacht?" fragte sie.

„Ja, alles o.k." bestätigte Draco und hustete leicht.

„Lasst uns den Trank in einem Klo einschließen und vorsichtshalber unsichtbar zaubern. Wir müssen sowieso noch bis Freitag warten, bevor wir etwas daran ändern können." Schlug Hermine vor. Die Vier machten es, wie abgesprochen und gingen dann in ihren Schlafsaal.

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Draco saß in einem Sessel am Fenster und wartete darauf, dass Ron und Harry die Bücher gepackt bekamen, die sie vergessen hatten. Sie würden mit Sicherheit auf den letzten Drücker ankommen. Er hustete und in seinem Kopf pochte es schmerzhaft. Er schloss die Augen und verzog das Gesicht leicht. Hermine kam zu ihm gelaufen und sah ihn besorgt an.

„Alles in Ordnung, Draco? Du siehst nicht gut aus."

„Alles O.k., hab mich bestimmt nur erkältet." gab Draco unfreundlich zurück. Wieder musste er husten, dann stand er auf. Gemeinsam mit Ron und Harry machen die Beiden sich auf den Weg zum Zaubertränkeunterricht in den Kerkern.

Harry beobachtete Draco schon, seit dieser aufgestanden war. Draco schien es nicht sonderlich gut zu gehen. Er hustete andauernd und schloss immer wieder länger die Augen. Plötzlich bemerkte der schwarzhaarige Gryffindor, das Draco neben ihm taumelte. Sofort hielt er Draco fest.

„Lass mich los, Potter. Ein Malfoy braucht keine Hilfe. „ knurrte dieser und wollte sich losreißen.

„Lass den Quatsch, Malfoy." Harry spürte die Hitze, die von Draco ausging, während er ihn festhielt. Er fühlte Dracos Stirn trotz dessen Protest. „Du hast ziemlich starkes Fieber. Damit ist nicht zu spaßen."

Erschrocken sahen Hermine und Ron zwischen Draco und Harry hin und her.

„M… Draco. Wenn das stimmt, solltest du schnellstens in den Krankenflügel. Damit ist wirklich nicht zu spaßen." Das braunhaarige Mädchen sah ein bisschen aus, wie eine Mutter, die einem störrischen Kind etwas klarmachen will. Und genauso, wie dieses Kind sah Draco sie an, als er antwortete.

„Vergiss es, Granger. Fieber? Pha, das ich nicht lache. Ja und? Ich bin doch kein Schwächling." streitend setzten sie ihren Weg fort. Auf dem Weg zu den Kerkern kam ihnen Professor Snape gerade entgegen, als Draco wieder ein wenig taumelte und stark hustete. Hermine entschied sich sofort. Sie ging auf den Lehrer zu.

„Professor Snape. Draco geht es nicht gut, er hat starkes Fieber. Darf ihn einer von uns in den Krankensaal bringen?" Die Braunhaarige sah ihren Lehrer bittend an. Professor Snape sah prüfend zu Draco, der nicht die Kraft hatte, ernsthaft zu protestieren.

„Also gut. Miss Granger, sie bringen Mister Malfoy bitte in den Krankenflügel. Mr. Potter und Mr. Weasley werden derweilen meinem Unterricht folgen.

„Aber…" Draco und Hermine wollten beide gleichzeitig etwas erwidern, doch ihr Lehrer schnitt ihnen das Wort ab.

„Keine Wiederrede. Miss Granger wird es wohl am wenigsten ausmachen, wenn sie eine Stunde meines Unterrichts verpasst. Sie beide dürfen gehen." Snape sah Hermine und Draco an und wandte sich dann an die übriggebliebenen Beiden. „Sie kommen mit mir." Damit wandte er sich um und ging.

Hilflos sahen Draco, Hermine, Ron und Harry sich gegenseitig an. Dann liefen die beiden Jungen dem Zaubertränkelehrer hinterher.

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„Das hast du ja mal wieder toll hingekriegt, Granger! Jetzt muss ich mit dir durch die Gänge latschen und muss dabei noch darauf achten, wo ich hintrete." Draco sah sie schlecht gelaunt an.

„Ach ja? Wäre es dir lieber gewesen, wenn du mitten im Unterricht zusammengeklappt wärst und Pansy dann darauf bestanden hätte, dich in den Krankenflügel zu begleiten?" fauchte Hermine den Blonden an. Doch kurz darauf besann sie sich wieder eines Besseren.

„Tut mir leid…" sagte sie leise.

„Was?" Erstaunt sah Draco Hermine an.

„Na ja, es ist doch eigentlich auch meine Schuld. Du hast dir die Erkältung sicher geholt, als du draußen tauchen warst… Ich wollte dich nicht so anfahren."

„Was? Warum sagt sie so was? Ist Granger jetzt endgültig verrückt geworden? Sie entschuldigt sich… bei MIR?" dachte Draco verwirrt. Hermines Gedanken sahen ähnlich aus. Schweigend gingen die beiden zum Krankenflügel, wo Madam Pomfrey Draco sofort in eines der Betten steckte und ihm eine scheußlich schmeckende Mixtur gab. Hermine zog sich einen Stuhl heran und blieb noch einige Minuten. Als Draco, dank der Mixtur, eingeschlafen war, ging sie wieder zum Unterricht, wo Pansy sie mit hasserfüllten Blicken bedachte.

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Nach dem Unterricht besuchten Harry, Ron und Hermine Draco. Sie unterhielten sich eine Weile mit ihm und erfuhren, das er voraussichtlich bis zum Ende der Woche bleiben muss. Als Pansy dann kam, die Gryffindors anschnauzte und sich an Draco klammerte, wurde es Madam Pomfrey zu viel und sie schmiss den Besuch komplett raus.

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Eine Woche später war Draco wieder gesund und es gab keine Möglichkeit mehr, Hermine auszuweichen. Eigentlich war Draco froh darum, dass er eine Woche gefehlt hatte. So war ihm wenigstens eine Woche erspart geblieben, in der er sich aus Versehen in Hermine verlieben konnte. Jetzt stand der Blonde nervös vor dem Klassenraum für Zaubertränke. Der Unterricht würde in fünf Minuten anfangen, und dann gab es keinen Ausweg mehr.

„Dracii-Spatzi. Da bist du ja endlich wieder. Du hast mir sooo gefehlt. Zu dumm aber auch, das ich Zimmerverbot von dieser ollen Pomfrey gekriegt habe…" Pansy klebte förmlich an Dracos Ärmel. Dieser sah angewidert auf das Mädchen und versuchte verzweifelt, sie loszuwerden.

„Lass mich los, Parkinson! Du gehst mir auf den Senkel." Fauchte er genervt und verdrehte die Augen. Hermine, Harry und Ron, die gerade angelaufen kamen, sahen Draco halb lachend, halb mitleidig zu und auch alle anderen sahen zu Draco und Pansy.

„Was ist denn? Li… liebst du etwa eine andere?" die Stimme des dunkelhaarigen Mädchens wurde nun sehr weinerlich. Der Blonde sah zu Hermine und dachte: „Wenn die wüsste, wie recht sie hat… Und das nur wegen dieses beschissenen Tranks…" Pansy deutete sein Schweigen als Ja und heulte Draco gerade den Ärmel voll.

Draco schüttelte verzweifelt seinen Ärmel und stolperte zur Seite, ohne zu sehen, wer dort angelaufen kam.

Hermine sah Draco auf sich zustolpern und wollte noch ausweichen, doch es war zu spät. Aus aufgerissenen Augen sah der Blonde sie an, bevor sich sein Blick veränderte.

Hermine, mein Engel. Du hast mir gefehlt." säuselte Draco. Entsetzt starrten alle umstehenden auf die Beiden. Hermine, die Draco notgedrungen aufgefangen hatte, hielt diesen nun fast in einer Umarmung. Im Kopf der Braunhaarigen arbeitete es rasend. Schnell registrierte sie, wie Pansy sie heulend anstarrte, wie Ron und Harry sich entsetzt ansahen und alle anderen fassungslos starrten. Kurzentschlossen antwortete sie.

„Sorry, Süßer. Ich musste eben noch was erledigen." Sie lächelte Draco täuschend an.

Schon O.k., jetzt bist du ja da." Der Blonde umarmte das Mädchen. „Was glotzt ihr alle so? Noch nie Zwei verliebte gesehen?" Pansy heulte unterdessen wahre Wasserfälle und kreischte Hysterisch etwas, wie: „Nein… der? DIE?... nicht…. Mein…. Schatzi… Granger….. Schlammblut…. Warum?" Draco sah Hermine in die Augen und diese hatte wieder das Gefühl, in silbernen Seen zu versinken. Draco sah sie fragend an, als er weitersprach.

Na, sollen wir ihnen noch etwas zum gaffen geben, mein Engelchen?" Dracos Lippen näherten sich denen von Hermine, welche so in Dracos Augen gefangen war, das es ihr gar nicht in den Sinn kam, sich zu wehren. Pansy konnte es sich nicht länger mit ansehen. Sie rannte blindlings und heulend los und stolperte dabei genau in die Beiden rein, was zur Folge hatte, das Draco und Hermine aus einander gerissen wurden. Pansy rannte einfach weiter.

Harry und Ron, die die Luft angehalten hatten, stießen diese erleichtert wieder aus. Die Slytherins und Gryffindors, die anwesend waren, starrten nur auf Draco und Hermine.

Hermine sah Draco geschockt an, dieser rang mit seiner Fassung. Es hatte ja so kommen müssen… Jetzt wussten alle bescheid…. Vielmehr dachten jetzt wohl alle, das er und Granger…. Was sollte er machen? Sie anfahren und so tun, als sei alles ihre Schuld? Gute Miene zum bösen Spiel machen und alles als Fake darstellen? Doch Draco hatte gar keine Zeit, sich zu entscheiden, da er unterbrochen wurde. In die Stille hinein drang auf einmal ein ersticktes Prusten und dann ein immer lauter werdendes lachen. Alle sahen Hermine an, als ob sie total verrückt geworden wäre.

„Herm? Alles in Ordnung?" fragte Harry besorgt.

„Ja….. ich… „ brachte sie prusten hervor und stützte sich an der wand ab. „Parkinson…. Die…. Glaubt doch echt, das Mal…. Malfoy un…d…. Ich…. Ihr Gesicht dabei…" Weiter konnte sie vor lauter lachen nicht mehr sprechen. Draco sah verwirrt zu Hermine. Wenn man genau hinsah konnte man feststellen, das es um Dracos Mundwinkel verdächtig zuckte. Und nachdem auch Harry und Ron in ihr Lachen mit eingestimmt hatten, konnte Draco nicht anders, als mitzulachen. Auch einige umstehende mussten leise lachen. Als Professor Snape kam und alle seine Schüler lachen sah, wunderte er sich und überlegte erst, alle zu Madam Pomfrey zu schicken.

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„Da haben wir ja gerade noch einmal Glück gehabt, heute Morgen. Jetzt glauben fast alle, das wir Pansy nur loswerden wollten." Hermine dachte lachend an den Vorfall zurück. Sie und Draco waren gerade auf dem Weg zum Arithmantik-Unterricht.

„Ja. Und alle glauben, das wir jetzt die besten Freunde sind…"

„Warum eigentlich nicht? Lass uns wirklich Freunde werden." Schlug Hermine vor.

„Ich brauche keine Freunde. Ich war immer alleine!" grummelte Draco. „Freunde. Wozu soll das gut sein?"

„Überlege es dir in Ruhe. Ich…" Hermine bog um eine Kurve und wurde von einem Viertklässler umgerannt. Sie fiel nach hinten und Draco, der kurz hinter ihr lief, fing die Braunhaarige notgedrungen auf. Noch bevor er Hermine auch nur berührt hatte spürte er, wie sich sein Willen zurückzog und sein „verliebtes Ich" in den Vordergrund trat. Er beugte sich zu Hermines Ohr herunter.

Du solltest besser aufpassen, wo du hintrittst, meine Süße." flüsterte er und dachte dabei etwas ganz anderes. „Oh nein, nicht schon wieder. Jetzt denken wahrscheinlich gleich wirklich alle, wir wären ein Paar. Mach was, Hermine!" Dieser lief gerade ein Schauer den Rücken herunter, der von Dracos leiser Stimme an ihrem Ohr verursacht wurde.

„Ganz ruhig, Herm. Nur die Ruhe bewahren, du musst hier raus… TU WAS!"

„Danke, Draco. Würdest du mich bitte loslassen?" Sie versuchte es auf die nette Art.

Aber mein Engel. So gefällt es mir viel besser. Dir etwa nicht?" säuselte der Blonde. Einige Schüler, die an ihnen vorbeiliefen, sahen die beiden komisch an. Draco fluchte innerlich.

„Na toll. Alle gucken uns an. In einer Stunde weiß es die ganze Schule und dann erfährt es mein Vater innerhalb von einer Woche. Na toll. Sein Sohn und ein Schlammblut. Das kann ja heiter werden."

„Nein, mir gefällt es nicht. Lass mich…. Ahh, was machst du?" Dracos Hand, die um ihre Taille lag fuhr die eine Seite ihres Körpers hinunter. „Hör auf!" Doch Draco hörte dank der Wirkung des Trankes nicht auf Hermine, er machte einfach weiter. Da wurde es ihr zu viel. Sie drehte sich so weit wie möglich zu Draco um und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Sofort ließ er sie los und hielt sich die schmerzende Stelle.

Während Hermine und der Viertklässler sich gegenseitig entschuldigten, fluchte Draco laut vor sich hin, so das einige Erstklässler ängstlich wegliefen.

„Granger, du verdammte.… Scheiße, kannst du feste zuschlagen. Spinnst du?" fluchte Draco, während sie ihren Weg fortsetzen. Hermine drehte sich zu dem Jungen neben sich um und ihre Augen funkelten vor Zorn.

„Ich habe uns beiden gerade den Kragen gerettet. Oder willst du mich etwa noch mal küssen und dann direkt vor allen Leuten? Keine zwei Stunden und die ganze Schule weiß bescheid. Und geredet wird sowieso schon genug, seit heute morgen."

„Na und? Musstest du mir deswegen direkt so feste eine klatschen?"

„Was hätte ich denn machen sollen? Mich abknutschen lassen? Oder dir lieber mein Knie irgendwohin rammen? Na, ich werde es mir merken."

Die Beiden stritten noch, bis sie am Klassenraum angekommen waren.

In den nächsten Tagen wurde viel geklatscht, doch dank der vielen Streitereien, die sich zwischen Hermine und Draco zutrugen glaubte bald niemand mehr, das die beiden zusammen waren, zumal es keine weiteren „Zwischenfälle" mehr gab.

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Mittwochabend schon war das Gegenmittel für Draco fertig und dieser Trank es ohne zögern. Er wollte nur noch diesen nervenden Fluch loswerden. Nachdem er den Trank heruntergewürgt hatte krümmte Draco sich kurze Zeit vor Schmerzen. Als er sich langsam wieder aufrichtete sahen ihn Harry, Ron, Ginny und Hermine neugierig an, die es sich alle nicht hatten nehmen lassen, mit zukommen.

„Und?" fragte Ginny neugierig. „Hat es gewirkt?"

„Keine Ahnung. Das müssten wir schon ausprobieren." antwortete Draco.

„Jaja, hab schon verstanden." Sagte Hermine und trat zögernd näher an Draco heran.

Zwei Meter…

Anderthalb Meter…

Einen Meter….

Einen halben Meter…

Nichts geschah. Die Wirkung war verflogen. Erleichtert stießen alle die Luft aus und Draco und Hermine sahen sich jubelnd an.

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Zwei Wochen später, an einem Donnerstag kam dann die nächste Überraschung. Draco und Hermine saßen gerade neben einander in Muggelkunde und diskutierten hitzig über das Thema der letzten Stunde, da sie immer anderer Auffassung waren, als ihr Professor ein neues Projekt für die Weihnachtsferien ankündigte. Harry und Ron hatten jetzt frei, darum waren sie nicht dabei.

„Ich bitte um Aufmerksamkeit… Auch von ihnen, Mr. Malfoy und Miss Granger." Die beiden angesprochenen schwiegen ertappt.

„Professor Dumbledore und ich haben uns entschlossen, etwas für die Freundschaft zwischen Muggeln und Zauberern, so wie dem besseren Verständnis der Muggelwelt zu tun. Die Reinblütigen Zauberer, die dieses Fach belegen werden die Weihnachtsferien bei einem Muggelgeborenen aus dieser Klasse verbringen. Dafür werden die Muggelgeborenen zwei Wochen nach den Ferien bei ihrem Partner verbringen. Ihr werdet für diese zwei Wochen vom unterricht befreit." Einige sahen ihren Lehrer entsetzt an, andere waren fröhlich und freuten sich riesig. Draco saß geschockt und wie abwesend auf seinem Platz.

Zwei Wochen bei Muggeln? ER? Sein Vater würde ihn umbringen. Und dann würde er auch noch ein Schlammblut mit nach Hause nehmen müssen…

Der Professor sprach während dessen weiter.

„Dumbledore und ich haben uns überlegt, wie wir die Paare am besten aufteilen werden und euren Eltern wurde schon eine Benachrichtigung nach Hause geschickt. In diesen stehen allerdings nur die nötigsten Informationen. Sprich: Zeitraum, Partner des Projektes mit Namen und Haus und eine freundliche Bitte des Schulleiters, den Gast freundlich aufzunehmen."